auf dem
Konzil zu
Nicäa zu vermitteln, unterschrieb jedoch schließlich die siegreichen
Formeln des
Athanasius. Eusebios starb um 340. Jahrhundertelang
stand als
Quelle
[* 2] aller synchronistischen Geschichtskenntnis sein »Chronikon«
in Ansehen, wovon der erste Teil einen
Grundriß der
Weltgeschichte bis 325
n. Chr., der zweite einen
Auszug davon in Tabellenform
enthält. Die neueste
Ausgabe lieferte A.
Schöne (»Eusebii chronicorum libri duo«, Berl.
1866-75, 2 Bde.). In seinem Hauptwerk, der
»Kirchengeschichte«, gibt er eine reiche
Ausbeute der öffentlichen
Archive, Kirchenbibliotheken
und Privatsammlungen, vermehrt durch
Nachfragen bei Teilnehmern des Geschehenen und durch Selbsterlebtes und, wenn auch vielfach
der
Kritik, Unparteilichkeit und Gleichmäßigkeit der Behandlung ermangelnd, doch im allgemeinen den
Charakter der
Treue und Glaubwürdigkeit
an sich tragend.
Sie besteht aus zehn
Büchern und reicht vom ersten Entstehen der christlichen
Kirche bis gegen 324; fortgesetzt wurde sie
von Eusebios selbst in seinem 4
Bücher umfassenden, durchaus parteiisch gehaltenen
»LebenKonstantins«, ferner von
Sokrates,
Sozomenos,
Theodoret und
Evagrius, ins
Lateinische frei
übertragen von
Rufinus; eine deutsche Übersetzung lieferte
Cloß (Stuttg. 1839). Von des Eusebios übrigen noch vorhandenen historischen Werken
sind die
Lobrede auf
Konstantin von 336 und der
Traktat über die
MärtyrerPalästinas, eine Schilderung der Diokletianischen
Christenverfolgung von 303 bis 310, hervorzuheben.
Die schwächsten unter Eusebios' litterarischen
Produkten sind seine dogmatischen und exegetischen
Schriften.
Besser sind seine beiden
Apologien: »Praeparatio evangelica« in 15
Büchern und
»Demonstratio evangelica« in 20
Büchern. Die
neuesten
Ausgaben seiner
Schriften besorgten Heinichen (»Eusebii Pamphili scripta historica«, 2. Aufl.,
Leipz. 1868-70, 3 Bde.) und
Dindorf (»Eusebii Caesariensis opera«, das.
1867-1871, 4 Bde.; unvollständig); eine
Übersetzung ausgewählter
Schriften erschien
Kempten
[* 3] 1870 ff.
2) Eusebios von Nikomedia,Erzieher und Verwandter des
KaisersJulian, spielte bei seiner Geschäftsgewandtheit
und Redegabe im arianischen Streit eine hervorragende
Rolle. Der
Lehre
[* 4] des
Arius zugethan, ward er nach dem
Konzil von
Nicäa
zwar nach
Gallien exiliert, aber schon 328 vom
Kaiser wieder in sein
Bistum zu Nikomedia eingesetzt. Infolge seines Einflusses
wurde auch der verwiesene
Arius zurückgerufen, dagegenAthanasius von
Alexandria (336) verbannt und die
Herrschaft der gemäßigten Arianer
(Eusebianer,
Semiarianer) im ganzen
Morgenland begründet. Eusebios selbst taufte 337 den
KaiserKonstantin, ward 339 zum
Patriarchen von
Konstantinopel
[* 5] ernannt und starb 342.
3) Eusebios von
Emesa (Emisa), Theolog und Redner aus
Edessa, schloß sich der aufblühenden Theologenschule vonAntiochia
an, erhielt auf der antiochenischen
Synode 341 das durch die Absetzung des
Athanasius erledigte
PatriarchatAlexandria zugesprochen,
schlug es aber aus und begnügte sich mit dem phönikischen
BistumEmesa. Von den ihm wegen seines mathematisch-astronomischen
Wissens abergläubisch mißtrauenden Emesern zweimal vertrieben, starb er zu
Antiochia 360. Von seinen Werken haben
nur geringe Bruchstücke die Ungunst der
Zeiten überdauert.
1) Eustathios von
Antiochia, zuerst
Bischof von
Beröa in
Syrien, seit 325 von
Antiochia,
ein Vorkämpfer der Nicäer (deshalb Homologetes genannt), wurde 330 von einer
Synode bei
Antiochia abgesetzt und vom
Kaiser
nach
Thrakien verwiesen, wo er um 360 starb. Seine
Partei in
Antiochia (Eustathianer), jederGemeinschaft
mit den Arianern feind, überlebte ihn kurze Zeit als eine schismatische.
3) Eustathios Makrembolita, ein vornehmer
Byzantiner vielleicht des 9. Jahrh.
n. Chr., Verfasser eines langweiligen griechischen
Romans
in elf
Büchern von der
Liebe des Hysminias und der Hysmine. Außerdem wird ihm eine Sammlung noch erhaltener
Rätsel zugeschrieben.
Der
Roman wurde von
Teucher (Leipz. 1792), Le
[* 13]
Bas (in den
»Scriptores erotici«, Par. 1856),
(eustylisch, griech.), schönsäulig, von einem Gebäude
gebraucht, dessen Säulen
[* 17] im richtigen Verhältnis (nämlich 2¼ ihres untern Durchmessers) voneinander entfernt stehen.
das die Milch absondernde Organ der weiblichen Säugetiere, besonders der größern Haustiere (s. Milchdrüsen).
Das Euter des Zuchtviehs ist im gesunden Zustand weder schmerzhaft angeschwollen noch verhärtet, auch nicht mit zu
kleinen, geschwundenen Zitzen (Strichen) versehen. Namentlich sieht man bei Kühen ein großes, mäßig gespanntes, mit langen,
am Grund recht umfangreichen Strichen und starken Milchadern versehenes Euter gern. Um dem Euter dies volle Ansehen
zu geben, unterläßt man wohl betrügerischerweise das Ausmelken schlechter Kühe mehrere Tage lang; dann ist es aber auf
Druck empfindlich und stark gespannt.
Unter den Krankheiten des Euters ist Entzündung desselben die am häufigsten vorkommende. Sie tritt in
verschiedenen Graden und Formen auf. Bei der leichten Entzündung, welche namentlich bei jungen vollblütigen Tieren kurz vor
oder bald nach dem Gebären häufig vorkommt, erscheint zwar das ganze Euter bedeutend angeschwollen; aber die Geschwulst
ist nicht hart, sondern weich und gibt bei Eindrücken mit den Fingern nach (vgl. Einschuß). Die Milchabsonderung
ist zwar dabei verringert, aber nicht aufgehoben.
Diese Euterentzündung zerteilt sich in der Regel bald. In manchen Fällen ist die Zerteilung jedoch zunächst nur unvollständig,
indem an einem Teil (Viertel) des Euters die elastische Anschwellung fortbesteht, die Empfindlichkeit sich sogar noch steigert,
die Milchsekretion erheblich abnimmt, die Milch dünn, gelblich oder rötlich (Blutmelken) und mit Gerinnseln
vermischt erscheint. Bei passender Behandlung erfolgt noch vollständige Zerteilung. Bei der schwerern Entzündung zeigen
sich häufig zuerst Fiebererscheinungen; dann schwillt ein Teil des Euters und zwar meist die hintern Partien oder das ganze
Euter an, wird hart, heiß und sehr schmerzhaft; in den entzündeten Partien ist die Milchsekretion sehr
vermindert und die Milch klümprig, oder die Sekretion hört ganz auf. In günstigen Fällen erfolgt in 3-5. Wochen Zerteilung,
die aber meist unvollständig ist, indem umschriebene Verhärtungen, sogen. Milchknoten,
oder Verhärtungen eines ganzen Viertels
oder sogar einer Hälfte des Euters zurückbleiben. In diesen Teilen hört die Milchsekretion oft für
immer auf. In heftigen Fällen entsteht Eiterung und Aufbruch an einer oder an mehreren Stellen, oder es entsteht Brand, wobei
das Euter bläulich oder violett gefärbt, kalt, gefühllos und an der Oberfläche weich wird und infolgedessen gewöhnlich
der Tod eintritt.
Die Brandbildung erfolgt namentlich bei Schafen oft sehr schnell. Ursachen der Euterentzündung sind Erkältung
durch Zugluft oder feuchte Lagerplätze, Verwundungen der Striche, Stöße, Schläge, Stoßen der Jungen beim Saugen, endlich
innere Krankheiten. Behufs der Heilung der Euterentzündung muß den Tieren ein zugfreier Aufenthaltsort und ein warmes, trocknes
Lager
[* 18] gegeben und die äußere Haut
[* 19] nötigen Falls durch Frottierungen oder Zudecken erwärmt werden.
Sie müssen knappes, leichtverdauliches Futter und bei Hartleibigkeit Abführmittel bekommen. Das Euter ist alle 3-4 Stunden vorsichtig,
aber vollständig auszumelken, wobei Gerinnsel, die sich in den Milchkanal der Zitzen schieben, vorsichtig herauszubefördern
sind. Die Jungen dürfen an dem kranken Euter nicht saugen. Dieses wird täglich zwei- oder dreimal
mit ungesalzener Butter eingerieben, oder es wird mit Tischlerfirnis wiederholt bestrichen, bis sich eine gleichmäßige,
zusammenhängende Decke
[* 20] gebildet hat.
Bei beginnender Eiterung wird außerdem das Euter mit lockerm Werg oder mit Watte eingehüllt, die reifen Abscesse werden geöffnet;
bei Brandbildung werden tiefe Einschnitte gemacht, Bähungen von Heusamenbrühe mit Essig angewendet und
die Wunden täglich mehrmals mit einer 2proz. Karbolsäurelösung ausgepinselt. Die nach der Entzündung öfters zurückbleibenden
partiellen Verhärtungen erfordern zeitiges und täglich wiederholtes Abmelken der betreffenden Drüse, wenn bei neu eingetretener
Trächtigkeit die Milchsekretion wieder beginnt, um Spannung und neue Entzündung zu verhüten.
Ist die Öffnung der Zitzen verwachsen, so ist dieselbe mit einer gereinigten Sonde wiederherzustellen
und bis zur Vernarbung nach jedesmaligem Melken eine mit Bleisalbe bestrichene Darmsaite oder ein Milchkatheter einzulegen. Gegen
das Wundwerden an den Strichen, welches bei Milchkühen häufig vorkommt, ist sorgfältiges Ausmelken nach vorhergehender
Bähung des Euters mit warmem Kleienwasser und häufiges Bestreichen mit Zinksalbe oder Vaseline zu benutzen.
Warzen am der Haustiere werden in der Zeit, in welcher die Tiere keine Milch geben, auf operativem Weg mit dem Messer
[* 21] entfernt.
Eutérpe caribaeaSpreng., auf den Karibischen Inseln, mit schmalen, spitzigen, glatten Blättchen und
länglichen Beerenfrüchten, wird über 30 m hoch und liefert in den jungen Blättersprossen Palmkohl.
Eutérpe oleraceaMart., in
den feuchten Wäldern der NiederungenBrasiliens, mit schlankem, hin- und hergebogenem, bis 37 m hohem Stamm, kammartig gefiederten
Blättern und runden, violetten Beerenfrüchten mit dünnem Fleisch, liefert ebenfalls Palmkohl.
25-30 m hohem, aber nur bis 16 cm dickem und am Grund oft verdicktem Stamm, ebenfalls kammartig gefiederten Blättern und olivengrünen
Früchten, die an Gestalt, Größe und Farbe den Schlehen gleichen. Das in Wasser erweichte und zerriebene Fruchtfleisch gibt durchgeseiht
eine Art dicker, pflaumenblauer, musartig schmeckender Sahne (Assai), eine der geschätztesten Leckereien
von Paru (am Ausfluß
[* 26] des Amazonenstroms). Die Blätter dienen zum Dachdecken und Korbflechten, in jugendlichem Zustand als
Palmkohl.
(griech.), Todeslinderung, das Verfahren, wodurch der Arzt den als unvermeidlich erkannten Tod für den Sterbenden
möglichst zu erleichtern und schmerzlos zu machen sucht, besteht hauptsächlich in zweckmäßiger Lagerung, Anwendung
anästhetischer und narkotischer Mittel bei Vorhandensein von Schmerzen und vor allem im Fernhalten jeder äußern Störung
auch dann, wenn der Sterbende scheinbar gänzlich teilnahmlos daliegt.
Zigabenos (richtiger Zygadenos), byzantin. Theolog und Basilianermönch zu Konstantinopel, starb nach 1118. Seine
auf Befehl des KaisersAlexios aus den Vätern zusammengestellte »Panoplia, d. h. Rüstkammer des orthodoxen
Glaubens«, besteht aus 24 den einzelnen Häresien und ihrer Widerlegung gewidmeten Abschnitten (griechisch erschienen zu Tergovist
in der Walachei 1711, mit Ausnahme des gegen den Islam gerichteten 24. Abschnitts). Bedeutender ist sein »Kommentar zu den vier
Evangelien«, eine Sammlung älterer Erklärungen, griechisch und lateinisch herausgegeben vonEh. F. Matthäi
(Leipz. 1792, 3 Bde.; neue Aufl.,
Berl. 1845, 3 Bde.). Der Abschnitt »De Bogumilis« wurde von Wieseler besonders herausgegeben (Götting. 1842).
ein durch die Sage berühmt gewordener Faustkämpfer aus Lokri in Unteritalien, trug in den OlympischenSpielen
dreimal den Sieg davon, befreite die Stadt Temessa von dem bösen Geist Polites (einem Gefährten des Odysseus),
dem jährlich eine Jungfrau geopfert ward, und soll endlich von der Erde entrückt worden sein.
Der lübeckische BürgermeisterMarxMeyer eroberte Stadt und Schloß 1534, wurde aber vom GrafenJohann vonRantzau
bald darauf wieder vertrieben. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt hart mitgenommen, 1714-16 von den Dänen neu befestigt
und 1813 von französischen und dänischen Truppen besetzt. Seit 1702 nannte sich eine Linie des HausesHolstein nach Eutin Holstein-Eutin
(s. Holstein). Das vormalige, 1309 gestiftete Kollegiatstift wurde infolge der Reformation aufgehoben.
Zu Ende des vorigen Jahrhunderts war Eutin eine vielgenannte Dichterstadt, da sich J. H. ^[JohannHeinrich] Voß, Boie, die beiden
Stolberg,
[* 31] Fr. H. Jacobi u. a. daselbst aufhielten (vgl. hierüber v.
Bippen, Eutiner Skizzen, Weim. 1859). Auch ist K. M. v. Weber in Eutin geboren und sein Geburtshaus durch eine Gedenktafel
bezeichnet. In der an Seen und Buchenwaldungen reichen Umgegend (auch Holsteinische Schweiz
[* 32] genannt) liegen in reizender Umgebung
der Bahnhof Gremsmühlen zwischen dem Diek- und Kellersee, 6 km nordwestlich von Eutin, das Pfarrdorf Malente am Kellersee,
mit 781 Einw. (das »Grünau« in Voß' »Luise«),
und nördlich der sagenreiche Ukleisee zwischen Waldhügeln.
»Sammlung der karthagischen Inschriften« (das. 1884 ff.);
ferner: »Katalog der kaiserlichen Universitäts- und
Landesbibliothek zu Straßburg« (das. 1877) u. a. Euting ist
seit 1877 auch Präsident des Vogesenklubs und hat eine Karte vom Odilienberg sowie eine »Beschreibung der Stadt Straßburg u.
des Münsters« (Straßb. 1881) herausgegeben.
(griech.), Bezeichnung einer Blüte,
[* 44] deren Hüllkreise, d. h. Kelch und Krone, in der Knospe
sich in der Richtung der genetischen Blattspirale decken.
stadtähnliches Pfarrdorf in der sächs. Kreis- und Amtshauptmannschaft Leipzig,
[* 45] 3 km nördlich von Leipzig,
hat (1885) 7609 meist evang. Einwohner, mehrere bedeutende Fabriken (Eisengießerei
[* 46] mit Gewächshausbauanstalt, Fabriken für
landwirtschaftliche Maschinen, wasserdichte Stoffe, Thonwaren
[* 47] etc.), eine Dampfbäckerei, Kunstgärtnereien
u. a. Eutritzsch, ein stark besuchter Vergnügungsort der Leipziger, wird als Uderycz bereits 1359 erwähnt.
1) röm. Schriftsteller des 4. Jahrh.
n. Chr., dessen Lebensumstände wenig bekannt sind. Er war kaiserlicher Geheimschreiber (magister memoriae) in Konstantinopel,
nahm unter Julian 363 am Feldzug gegen die Perser teil und starb wahrscheinlich um 370. Wir besitzen von ihm einen aus guten
Quellen (besonders Livius und Sueton) geschöpften Abriß der römischen Geschichte (»Breviarium historiae
romanae«) von ErbauungRoms bis zum Regierungsantritt des KaisersValens (364), letzterm auch gewidmet.
Der Stil ist einfach und faßlich, wenngleich nicht durchaus klassisch. Das Werk fand wegen seiner Kürze und Brauchbarkeit
vielen Beifall, wurde von Hieronymus, Prosper Aquitanus, Cassiodorus, SextusRufus, Orosius und den Chronikenschreibern
des Mittelalters fleißig benutzt, auch mehrfach ins Griechische übersetzt und von mehreren Verfassern bis zum Anfang des 9. Jahrh.
fortgesetzt. Das ganze, den Eutropius und die Fortsetzungen enthaltende Werk erhielt den Namen »Historia miscella« (»Sammelgeschichte«),
neuerdings herausgegeben von Eyssenhardt (Berl. 1869). Ausgaben des Eutropius lieferten Schonhov (1546, 1552),
Tzschucke (Leipz. 1796) und H. Droysen (in »Monumenta Germaniae historica«, Berl. 1879; auch separat); deutsche Übersetzungen
Eichert (Bresl. 1850) und Forbiger (Stuttg. 1865). Die griechische Übersetzung von Päanius gab Kaltwasser (Gotha
[* 49] 1780) heraus.
2) Günstling des KaisersArcadius, ein Eunuch, zuerst Sklave, kam unter Theodosius an den kaiserlichen Hof,
wurde Kämmerer und nahm unter dem KaiserArcadius 396 nach dem Sturz des ReichsverwesersRufinus dessen Stelle ein. Er übertraf
seinen Vorgänger noch an Habsucht, Willkür und Härte, so daß er den allgemeinen Haß gegen sich erregte. Um einen Ausbruch
desselben zu verhindern, veranlaßte er 397 das berüchtigte Hochverratsgesetz des Arcadius, das den Hochverrat
selbst an den Kindern des Schuldigen zu strafen befahl und in die Theodosianische und Justinianische Sammlung übergegangen
ist. Dem ungeachtet wurde er infolge einer Empörung des Ostgoten Tribigild, der sich mit dem kaiserlichen GeneralGainas verband,
gestürzt (399), nach Cypern
[* 50] verbannt und bald darauf getötet.
Patriarch der orthodoxen Kirche zu Alexandria seit 933, eigentlich SaidIbn Batrik, geb. 876 zu Fostat in Ägypten,
schrieb arabisch: »Nothin el Gauhar«, d. h.
Perlenschnur, eine chronikartige, viel Unglaubliches enthaltende Welt- und Kirchengeschichte von Erschaffung der Welt bis 940,
mit lateinischer Übersetzung herausgegeben von Pococke (Oxford 1658).
(Heva, hebr. Chavvah, »Lebenspenderin,Mutter aller Lebendigen«),
nach der mosaischen Schöpfungsgeschichte das aus einer RippeAdams erschaffene erste Weib, welches
nach dem zumeist von ihr verschuldeten Verlust des Paradieses (vgl. Sündenfall) zum Kindergebären verurteilt
wird.
Sein Hauptwerk: »Ecclesiasticae historiae libri VI« (von 431 bis
594), ist die letzte Fortsetzung von EusebiosKirchengeschichte, am besten herausgegeben von Reading (Cambridge 1720).
(lat.), in der Orgel ein durch einen Registerzug zu öffnendes Ventil,
[* 54] welches den bei Schluß des Spiels noch
in den Bälgen vorhandenen Wind abzulassen gestattet.
(lat.), Räumung, Ausleerung; in der Medizin s. v. w. ausleerende Methode (s. d.); im
Kriegssanitätswesen die planmäßige Zurückschaffung der Verwundeten und Kranken aus den Feldlazaretten nach den im Bereich
der Etappeninspektionen oder der stellvertretenden Generalkommandos in der Heimat liegenden Lazaretten. Diese Zurückführung
geschieht nach vorhergegangenem Einvernehmen mit den Krankentransportkommissionen (s. d.). Die Leichtkranken und Leichtverwundeten
werden in Sammelstellen vereinigt oder in Etappenlazaretten untergebracht, von wo aus sie ohne Zeitverlust
wieder zur Armee entlassen werden können.
Diejenigen, bei denen eine rasche Wiederherstellung nicht zu erwarten steht, werden in Eisenbahnzügen der Heimat zugeführt.
Die Schwerverwundeten und Schwerkranken, welche nur liegend und in besondern Lagerungsvorrichtungen transportiert werden
müssen, werden in Lazarettzügen transportiert. Diese bilden eine geschlossene Formation mit einem etatmäßigen,
ständigen Personal und werden im Inland aus den bereits im Frieden im voraus vorbereiteten Personenwagen zusammengesetzt.
Sobald diese Lazarettzüge¶
mehr
dem Bedarf nicht mehr genügen, liegt es den Krankentransportkommissionen ob, aus Wagen, die der Chef des Feldeisenbahnwesens
zur Verfügung stellt, Hilfslazarettzüge an Ort und Stelle einzurichten. Lazarett- und Hilfslazarettzüge bilden zusammen den
Begriff der Sanitätszüge. Ihnen gegenüber stehen die Krankenzüge, bestimmt zum Transport der Leichtverwundeten und aller
derjenigen, deren Zustand eine längere Fahrt in sitzender Stellung gestattet. Die freiwillige Krankenpflege
ist hier zu besonderer Mitwirkung berufen, namentlich liegt derselben die Gestellung des Begleitpersonals ob. Ausnahmsweise
darf dieselbe auch auf Antrag des kaiserlichen KommissarsLazarettzüge aus eignen Mitteln errichten. - Die Vorschriften über
die Evakuation sind enthalten in der Kriegssanitätsordnung vom § 130 ff., und in den
Beilagen 42-46.
ein Heros der Latiner, Sohn des arkadischen Königs Echemos
und der Timandra oder des Hermes
[* 57] und der NympheCarmenta (s. d.). Er soll 60 Jahre vor Trojas Zerstörung eine pelasgische Kolonie
aus Pallantion in Arkadien nach Latium geführt und am linken Ufer des Tiber eine Stadt gebaut haben, die er nach seiner Vaterstadt
Palatium nannte, und von welcher der palatinische Hügel seinen Namen empfing, nachdem ihm der damalige König Faunus ein Stück
Land dazu eingeräumt hatte. Er führte die Buchstabenschrift, Musik und andre Friedenskünste ein sowie den Kultus der Ceres,
des NeptunusConsus und des lykäischen Pan
[* 58] und stiftete zu Ehren des letztern das Fest der Luperkalien. Den
Äneas nahm er freundlich bei sich auf und schickte ihm in dem Kriege gegen die Rutuler 400 Reiter zu Hilfe unter seinem Sohn
Pallas, der in diesem Krieg von der Hand
[* 59] des Turnus seinen Tod fand. Die Römer
[* 60] verehrten Evander unter den einheimischen Heroen (indigetes),
und noch Dionysios will seinen Altar
[* 61] am Fuß des Aventinischen Bergs gesehen haben.
(griech., Evangelienbuch), in der alten KircheName eines Buches, welches die zum öffentlichen Vorlesen
bestimmten Evangelien enthielt.
Man stattete diese Bücher mit besonderer Pracht aus.
Auch bei Synoden, bei
Eidesleistungen, bei Krönungen und Bischofsweihen, ferner als Beschwörungsmittel bei Feuersbrünsten etc. kommt
das Evangeliarium vor.
Zusammenarbeitung der vier Evangelien in eine zusammenhängende Darstellung
unter möglichster Wahrung des gesamten Textbestandes und ohne Zuthaten des Bearbeiters. Das erste Werk dieser Art lieferte
in griechischer Sprache
[* 62] um 170 Tatian in seinem »Diatessaron« (d. h. durch vier), welches besonders in syrischen Gemeinden stark
verbreitet und noch um die Mitte des 4. Jahrh. in Edessa beim Gottesdienst im Gebrauch war, aber später
als ketzerisch verdammt wurde,
so daß der Bischof Theodoret um 400 in seinem Sprengel alle Exemplare konfiszieren und vernichten
ließ. So ging das »Diatessaron« verloren, doch kennen wir den Inhalt desselben zum größten Teil aus einem vom heil. Ephräm
(s. d.) dazu verfaßten Kommentar. Es begann mit den Anfangsworten des EvangeliumsJohannis und scheint
mit dem Texte der Evangelien ziemlich frei umgegangen zu sein.
Ein zweites »Diatessaron« bearbeitete Ammonius von Alexandria im 3. Jahrh., indem er das Evangelium des Matthäus zu Grunde legte
und auf die andern Evangelien durch Randbemerkungen verwies. Es war gleichfalls in griechischer Sprache
abgefaßt. Von deutschen Bearbeitungen der Evangelien ist die älteste der »Deutsche
Tatian«, eine althochdeutsche Übersetzung von Tatians »Diatessaron«, das in lateinischer, aber stark veränderter Ausgabe 544 von
Viktor von Capua erschienen war. Dieser deutsche Tatian wurde neuerdings (Paderb. 1874) von Sievers herausgegeben.
Selbständige harmonistische Arbeiten in deutscher Sprache sind der »Krist« des MönchsOtfried zu Weißenburg
[* 63] und der »Heliand«,
beide aus dem 9. Jahrh. Augustin gab für derartige Bemühungen eine wissenschaftliche Direktive in seinem Werk »De consensu
evangelistarum«. Bestimmtere Grundsätze strebte man seit der Reformation an (Calvin, Chemnitz,
[* 64] Osiander u. a.).
Damals wurde auch zuerst die Bezeichnung Evangelienharmonie (harmonia evangelica) gebraucht und zwar für die von
MartinChemnitz begonnene und von Joh. Gerhard vollendete Bearbeitung der vier Evangelien. Eine Zusammenstellung des griechischen
Textes der vier Evangelien zu wissenschaftlichen Zwecken wird von neuern Theologen Synopsis (s. d.) genannt.
ursprünglich auf der Brüstung des Predigtstuhls, dann auf der Brüstung des Lettners
in den christlichen Kirchen befindliches Pult, von welchem die Evangelien vorgelesen wurden;
(Brotseite), anfangs, als noch der Hauptaltar im Westen der christlichen Kirche stand, die südliche,
später, nachdem derselbe an die Ostseite verlegt war, die nördliche Seite des Altars.
das, was dem Evangelium gemäß ist; danach ist Evangelische die ursprüngliche Bezeichnung für alle Protestanten,
die Lutheraner wie Reformierten, weil sie ihre Glaubenssätze nur aus dem Evangelium im weitern Sinn, d. h. der Bibel,
[* 67] nicht,
wie die katholische Kirche, auch aus der Tradition ableiten. Der Name evangelische Kirche wurde seit der
Reformation offiziell auf alle protestantischen Landeskirchen angewandt, erst in der neuesten Zeit hat man vorzugsweise die
unierte Kirche (s. Union) so bezeichnet im Gegensatz zu den altlutherischen und reformierten Kirchen. Aber auch innerhalb der
unierten Kirche nehmen die Anhänger der modernen orthodox-pietistischen Richtung, weil sie an der unbedingten
Autorität der biblischen Urkunden, als dem lautern Evangelium, buchstäblich festhalten wollen, den TitelEvangelische für sich
allein in Anspruch, ein Recht, das ihnen allerdings mit Rücksicht auf ihre Ausdeutung der Lehre Jesu von der freiern Richtung
entschieden bestritten wird.
Den Kulminationspunkt bildet die 1857 in Berlin
[* 74] abgehaltene Versammlung. Hier waren 1254 Mitglieder anwesend, darunter 867 aus
Preußen,
[* 75] 103 aus andern deutschen Ländern. Nicht weniger besucht war die 1861 in Genf
abgehaltene Versammlung. Aber wie schon
zu Berlin ein Streit zwischen Bunsen und Krummacher die innern Differenzen hervortreten ließ, so zog sich
seit der Genfer Versammlung, in welcher das englisch-methodistische Wesen überwog, die freisinnige TheologieDeutschlands,
[* 76] Frankreichs,
Hollands und der Schweiz gänzlich von dem Bund zurück, welcher auf den seither stattgehabten Versammlungen zu Amsterdam
[* 77] 1867,
New York 1873, Basel
1879 und Kopenhagen
[* 78] 1885 allerdings einen Bund der Orthodoxen in den verschiedenen evangelischen
Kirchen, nicht aber einen Bund aller evangelischen Christen darstellte.
Ihre Bestrebungen wenden sich vornehmlich den unter einer katholischen Bevölkerung
[* 80] lebenden Protestanten zu, die sie zu einem
Gemeindeverband sammelt und mit Bethäusern, Schulen, Bibeln versieht; zugleich aber trat sie der freisinnigen
Richtung des Protestantismus immer feindseliger entgegen. Sie wirkte zugleich im Sinn der Trennung der Kirche von dem Staate,
die sich in der 1848 gegründeten »freien Kirche« bereits verwirklicht hat, während die von ihr getrennte, ebenfalls kirchlich
gesinnte des Nordens die Interessen der Staatskirche zu fördern sucht. - nennt sich auch die Sekte
der Albrechtsleute (s. d.).
Kirchenkonferenz, eine periodische Konferenz von Abgeordneten deutsch-evangelischer oberster Kirchenbehörden,
um »auf Grundlage des Bekenntnisses wichtigere Fragen des kirchlichen Lebens in freiem Austausch zu besprechen und unbeschadet
der Selbständigkeit jeder einzelnen Landeskirche ein Band
[* 81] ihres Zusammengehörens darzustellen und die
einheitliche Entwickelung ihrer Zustände zu fördern«. Berlin und Stuttgart gaben durch die Theologen Snethlage und Grüneisen 1845 die
erste Anregung, und schon 1846 trat die erste, jedoch erfolglose Konferenz von 30 Abgeordneten der meisten obersten Kirchenbehörden
des evangelischen Deutschland in Berlin zusammen.
Auf Grundlage eines zu Frankfurt
[* 82] a. M. im Juni 1851 entworfenen Programms verfaßten während des ElberfelderKirchentags 1851 zwölf
Mitglieder deutsch-evangelischer Kirchenbehörden bezüglich der Realisierung des Projekts geeignete Vorlagen, welche von fast
sämtlichen Kirchenregimenten gebilligt wurden. Demgemäß trat im Juni 1852 in Eisenach
[* 83] die deutsche evangelische Konferenz
zusammen und ward das »Allgemeine Kirchenblatt für das evangelische
Deutschland« unter der Redaktion des Prälaten v. Moser gegründet, welches die Verhandlungen der Konferenz veröffentlicht. In
Eisenach wurde ein allgemeines Gesangbuch (s. d.) geplant und Anträge über die liturgischen Einrichtungen, Behandlung der
Sekten, Beaufsichtigung der Geistlichen, Kirchenvisitationen, Berichtigung der Lutherschen Bibelübersetzung etc. gestellt. Seit 1854 finden
die Versammlungen nur alle zwei Jahre statt. Die evangelische KircheÖsterreichs beteiligte sich auch
noch nach 1866 an denselben.