In der
Beauce blüht auch die
Bienenzucht.
[* 3] Die
Industrie ist weniger entwickelt, ihr wichtigster
Zweig ist der Mühlenbetrieb
in den beiden Hauptflußthälern; außerdem sind einige metallurgische Werke, zwei Rübenzuckerfabriken, etwas
ansehnlichere Baumwollspinnerei und
Weberei,
[* 4] daneben Schafwoll- und Seidenindustrie, Schuhwaren-,
Hut- und Papierfabrikation
[* 5] zu erwähnen. Zur Ausfuhr kommen außer
Getreide
[* 6] namentlich
Wolle,
Pferde
[* 7] (Percherons) und andres Vieh. Das
Departement zerfällt
in vier
Arrondissements:
Chartres,
Châteaudun,
Dreux,
Nogent le
Rotrou. Hauptstadt ist
Chartres.
Vgl.
Merlet,
Dictionnaire topographique
du département d'Eure-et-Loir (Par. 1861).
(spr. jurihka), 1) Stadt im nordamerikan.
StaatKalifornien, an der
Humboldtbai, mit (1880) 2639 Einw., ist von dichten Waldungen
umgeben und treibt
Handel mit
Holz
[* 8] und Brettern. - 2) Stadt im O. des nordamerikan.
StaatsNevada, 1885 m ü. M., mit reichen
Silbergruben und (1880) 4207 Einw.
König der Westgoten 466-484
n. Chr.,
Mörder und Nachfolger
Theoderichs, brachte nach und
nach fast ganz
Spanien
[* 9] und
Gallien bis zur
Loire und das Rhônegebiet unter seine Herrschaft.
Unter ihm erreichte das Westgotenreich
den Gipfel seiner Macht und
Größe.
Auch ließ er zuerst die alten gotischen
Rechte und
Gesetze aufzeichnen. Er starb 484 in
Arles.
einer der drei großen Tragiker der Griechen, 480
v. Chr. auf
Salamis am
Tag der berühmten
Seeschlacht geboren, wurde von seinem
Vater Mnesarchos, einem Schenkwirt, infolge der falschen Deutung einer
Weissagung, der
Sohn werde
Sieger in Wettkämpfen werden, für die gymnastischen
Künste bestimmt, aber früh von seiner
Neigung zur
Philosophie
geführt. Nachdem er sich durch den
Umgang mit
Anaxagoras und
Sokrates, seinem lebenslänglichen
Freund,
sowie durch den
Unterricht der
SophistenProdikos und
Protagoras philosophische und rhetorische
Bildung erworben, trat er 455 zum
erstenmal mit einer
Tetralogie auf, erwarb jedoch den ersten
Sieg erst in seinem 43. Jahr und scheint überhaupt nur viermal
gesiegt zu haben.
Dem öffentlichen
Leben scheint er sich gänzlich entzogen zu haben. Seinem
Naturell nach war er herb und ungesellig; den
Ruf
aber der höchsten sittlichen Reinheit haben selbst die
Komiker, die ihn sonst wenig schonten, nicht angetastet. Verheiratet
war er zweimal, doch nicht glücklich. Die eine
Frau mußte er wegen
Untreue verstoßen, die andre verließ
ihn von selbst.
Schon in hohem
Alter begab er sich 409 nach
Magnesia in
Thessalien, wo er als öffentlicher
Gast aufgenommen wurde.
Von dort folgte er einer Einladung des
KönigsArchelaos nach
Pella in
Makedonien; hier starb er (nach
wenig beglaubigter
Tradition von
Hunden zerrissen) 405. Seine eherne
Statue wurde später von den Athenern mit denen des
Äschylos und
Sophokles im
Theater
[* 10] aufgestellt. Eine vortreffliche antike
Statue des Dichters findet sich im
Vatikan
[* 11] zu
Rom.
[* 12] Um der seit dem
Altertum die verschiedenartigste Beurteilung erfahren hat, als Dichter gerecht zu werden, muß man
ihn aus seiner Zeit heraus betrachten. In einem welthistorischen Zeitpunkt der hellenischen Geschichte stehend, wo
Altes mit
Neuem rang und ein unheilbarer
Riß durch die
Gesellschaft ging, ergriff er die
Partei der freien
Bewegung als ihr kühnster
und offenster Wortführer. Er trat in erklärten
Gegensatz zum
Glauben,
Denken undStil der Alten; er sagte
sich los von der dämonischen Weltbetrachtung und kümmerte sich weder um ideale
Schönheit und hergebrachte Kunstregel noch
um die
Plastik der dichterischen
Darstellung, Vorzüge, welche seine Vorgänger
Äschylos und
Sophokles auszeichnen.
Bei Euripides erscheint das
Schicksal nur noch als
Zufall; seine
Personen sind vom erhabenenKothurn herabgetreten
und zeigen sich als
Charaktere des alltäglichen
Lebens. Der
Chor, bei seinen Vorgängern ein notwendiger Hauptteil des
Dramas,
ist bei ihm nur noch ein beiläufiger
Schmuck und steht in keinem beziehungsvollen Zusammenhang mehr mit den
Charakteren und
der
Handlung des
Stückes. Dabei erstickt ein Hang zur
Reflexion
[* 13] das tragische
Pathos, welches bei ihm der
rhetorischen
Tendenz weichen muß, und seine Vorliebe für aufklärerische
Philosophie thut der
Würde des
Mythus und der
Heldensage
Abbruch.
Hauptsache ist ihm die
Darstellung derLeidenschaft und sein
Zweck, neben lehrhafter
Tendenz kein andrer, als mit effektreicher
Rührung auf das
Gemüt zu wirken. Hierin leistet er denn auch Außerordentliches; ja, er hat dadurch
gleichsam den Alten eine ihnen noch unbekannte
Welt, das Gemütsleben in seinen innersten Tiefen, aufgeschlossen.
Kein Dichter
vor ihm hat so ergreifend das Unglück, die
Verbannung, den
Kampf mit der
Not, den
Wahnsinn darzustellen vermocht. Besonders
gelang ihm die Schilderung weiblicherCharaktere, namentlich nach der schlimmen Seite hin. In Beziehung
auf das
Technische bemerkt
man in seinen
Stücken ein
Streben nach Überraschungen und scharfen
Gegensätzen, wie er auch bei
der Aufführung viel auf das Äußerliche hielt und sich der
Maschinen mehr als ein andrer
Dramatiker bediente. - Die Zahl
der von Euripides verfaßten
Dramen wird auf 75, 78, ja auf 92 angegeben.
Erhalten sind außer zahlreichen
Fragmenten das Satyrspiel »Kyklops« und 18
Tragödien, von denen jedoch der »Rhesos« sicher
unecht ist. Von den übrigen zeigen die dramaturgische
Kunst des Dichters in ihrer vollkommensten Form: »Medea«, 431 aufgeführt
(hrsg. von
Elmsley, Oxf. 1818 und Leipz. 1822; erklärt
von
Schöne, das. 1853;
Wecklein, das. 1874);
»Hippolytos«, 428 aufgeführt und mit dem ersten
Preis ausgezeichnet (hrsg. von
Valckenaer,
Leid. 1768, Leipz. 1823;
Monk, Canterb. 1811, Leipz. 1823;
Barthold, Berl. 1880),
und »die Bakchen«, erst nach Euripides'
Tod
aufgeführt (hrsg. von
Elmsley, Oxf. 1821, Leipz. 1822;
Schöne, 2. Aufl., Berl. 1858;
Wecklein, das. 1874).
»Ion«, des Dichters vollkommenstes Intrigenstück (hrsg. von Herwerden, Utr.
1875);
»Iphigenia in
Aulis«, gleichfalls erst nach Euripides'
Tod aufgeführt, und »Iphigenia in
Taurien« (beide
¶
mehr
hrsg. von Markland, Lond. 1771 und 1811; letztere von Schöne, 3. Aufl. von Köchly, Berl. 1872, und Wecklein, Leipz. 1876).
Die übrigen sind: »Hekabe«, »Orestes«, eins der schwächsten Stücke, »Alkestis«, an Stelle eines Satyrdramas aufgeführt, »Andromache«,
»Die Schutzflehenden«, »Die
Troerinnen«, »Die Herakliden«, »Helena«, »Der rasende Herakles«
[* 15] und »Elektra«, das schwächste Drama des Dichters.
Neuere Gesamtausgaben: von Musgrave (Oxf. 1778, wiederholt Leipz. 1819-21),
Matthiä (das. 1813-37, 10 Bde.),
Boissonade (Par. 1825 bis 1827, 5 Bde.),
Fix (das. 1844),
Kirchhoff (Berl. 1855, 2 Bde.),
Witzschel (Leipz. 1855, 3 Bde.), Nauck (3. Aufl., das. 1871, 3 Bde.),
G. Dindorf (zuletzt das. 1869), Paley (2. Aufl.,
Lond. 1873). Unvollendet sind die Ausgaben von Porson (»Hekabe«, »Phönissen«, »Medea«, »Orestes«, Cambr. 1797-1801, 2 Bde.;
Abdruck von Schäfer, Leipz. 1807, zuletzt 1851),
der natürliche, kaum mehr als 2 m tiefe Kanal
[* 19] zwischen der InselEuböa und Griechenland
[* 20] und zwar an
seiner schmälsten Stelle bei Chalkis, wo er überbrückt war. Diese Enge, durch zwei auf beiden Küsten hervorspringende Vorgebirge
gebildet, wurde 410 v. Chr. von den Böotiern durch künstliche Dämme, welche zur Verteidigung der Durchfahrt
mit Türmen versehen waren, noch mehr verengert. Der Name, in seiner modernen Form Egripo auf die InselEuböa selbst übertragen,
hat den alten Namen der letztern ganz verdrängt. Die Alten behaupteten, daß siebenmal bei Tag und ebenso oft bei Nacht das
Wasser durch die Enge hin- und zurückströme. Diese Angabe haben neuere Beobachtungen nicht bestätigt;
es scheinen bestimmte Winde
[* 21] großen Einfluß auf das Phänomen zu haben. Im allgemeinen hieß dann Euripos jeder durch Kunst gemachte
Wassergraben, insbesondere der im Circus maximus zu Rom befindliche, der die Plätze der Zuschauer von dem Kampfplatz absonderte.
Europa ist seiner terrestrischen Gliederung wie seiner kulturhistorischen und
politischen Bedeutung nach unbedingt der wichtigste
unter den fünf Erdteilen. Der Name ist wahrscheinlich assyrischen oder phönikischen Ursprungs (hier ereb = Dunkel, d. h. Sonnenuntergang).
Die alten Griechen bezeichneten ursprünglich damit nur einen Teil des westlich von Kleinasien gelegenen Festlandes, insbesondere
Thrakien, in welcher Bedeutung der Name zuerst in dem Homerischen Hymnus auf Apollon
[* 24] (V. 250, 1) erwähnt wird; in dem Grad aber,
als für die Hellenen die Kenntnis des Westens sich erweiterte, wuchs auch das Territorium, das man mit
jenem Namen belegte.
Hinsichtlich der Konfiguration Europas hebt schon Strabon die mannigfaltige Gliederung seiner Länder und die Auszackung seiner
Küsten hervor und bemerkt, wie Asien und Libyen darin gegen Europa zurückstehen. Indes beschränken sich alle
nähern Angaben der Alten nur auf das südliche und das mittlere Europa im W.; das östliche mittlere Europa zog
erst seit der Völkerwanderung die Blicke der Geographen auf sich, und der Norden
[* 30] erschloß sich nicht vor der Einführung des
Christentums. Aber bereits die Alten erkannten schon in den klimatischen Verhältnissen, überhaupt
in der ganzen europäischen Natur jene glückliche mediocritas, welche der Entwickelung des Menschengeschlechts so förderlich
gewesen ist, und der europäische Menschenschlag erscheint bereits Strabon in jeder Beziehung als der tüchtigste und zur
politischen Entwickelung geschickteste.
SeinerGröße nach stellt sich Europa mehr als die größte der Halbinseln des mächtigen Asien dar, mit welchem
es seiner ganzen Breite nach im O. zusammenhängt, während Afrika
[* 31] fast ganz durch Meer von jenem getrennt ist; aber die selbständige
Entwickelung, welche das menschliche Geschlecht auf seinem Boden genommen, Europas Stellung in der Weltgeschichte berechtigen
vollständig, dasselbe als besondern Erdteil anzunehmen. Diese Selbständigkeit seiner rastlos fortschreitenden
Entwickelung hat Europa seiner eignen reichen äußern und innern Gliederung zu verdanken; daß es hierdurch zur Herrschaft über
die Welt befähigt ist, daß der kleine Erdteil seinen überwältigenden Einfluß auf die größern ausüben kann, das hat
seinen Grund in der Weltstellung desselben. Europa liegt nämlich gerade in der Mitte der Landanhäufung
auf der Erdkugel, umlagert von drei Erdteilen in größerer oder geringerer Entfernung, von Asien, Afrika und Nordamerika,
[* 32] und
wenn es auch nur mit einem unmittelbar zusammenhängt, so ist es von den übrigen doch bloß durch verhältnismäßig schmale
und leicht zu passierende Meeresteile gesondert, so daß es auf eine
¶
für die Entwickelung seiner Bewohner höchst bedeutungsvolle und wohlthätige Weise mit ihnen allen in gleichmäßigen Verkehr
und Austausch treten konnte.
Die nordwestlichen Grenzen
[* 37] Europas berührt der Atlantische Ozean. Das Mittelländische und Schwarze Meer im S., das Baltische
im N. des Erdteils, Binnenmeere von einer Bedeutung, wie sie kein andrer Kontinent aufzuweisen hat, dringen
mit ihren Armen vielfältig und tief in denselben ein und bringen die entferntesten Erdteile in innigere Berührung mit Europa, als
sie das kontinentale Asien trotz der Landesverbindung hat. Am kleinsten ist die Berührung mit dem ungastlichsten der Meere,
die Europa bespülen, nämlich mit dem Nördlichen Eismeer.
Der größte Teil der Nord- und Nordwestgrenzen Europas ist ozeanisch; die Südgrenzen sind zwar ebenfalls
größtenteils maritim, aber an Binnenmeeren gelegen und an dreiStellen (Gibraltar,
[* 38] Dardanellen und Konstantinopel)
[* 39] nur durch
schmale Straßen von den Nachbarkontinenten geschieden; die Ostseite Europas ist völlig kontinental. Die natürliche Ostgrenze
Europas, welche zunächst der Kamm des Ural, nach andern dessen Ostfuß bildet, zieht sich vom Südende
dieses Gebirges aus längs des niedrigen Landrückens des Obtschej Syrt zur Wolga nach Kamyschin und folgt von da dem Abfall der
Wolgahöhen südwärts über Zarizyn bis zur ponto-kaspischen Niederung, in welcher die Kuma zum Kaspischen, der Manytsch zum
SchwarzenMeer zieht. Es ist dies die Grenze des Ackerbodens gegen den der Salzsteppen und Wüsten um das
Kaspische Meer, welche vom Ural bis zum Kaukasus reichen; die Steppen des europäischen Rußland sind wohl baumlose Ebenen, aber
ohne Salzboden. In einer nicht zu fernen Zeit der Erdgeschichte war diese Grenze freilich entschiedener
ausgesprochen als gegenwärtig.
Europas nördlichster Punkt ist das Nordkap auf Magerö, 71° 10' nördl. Br. und 25° 50' östl. L. v. Gr. (der nördlichste
Punkt des Festlandes ist das Nord-Kyn), sein südlichster Punkt das KapTarifa, 35° 59' 53'' nördl. Br. und 5° 39' westl.
L. v. Gr., sein westlichster das Kap La Roca, 38° 40' nördl. Br. und 9° 31.' westl. L. Die größte Längenausdehnung des
Erdteils fällt in die Richtung von SW. nach NO., vom Kap St. Vincent (37° 3' nördl. Br.) bis zum Karischen Golf, und beträgt 5560 km,
seine größte Breite in der Richtung von N. nach S., vom Nordkap (oder Nord-Kyn) bis zum KapMatapan (36°
23' nördl. Br.), 3860 km; die schmälste Stelle ist zwischen dem Golfe du Lion und dem
Viscayischen Meerbusen, 370 km breit.
Im allgemeinen nimmt die Breite des europäischen Festlandes von W. nach O. hin mehr und mehr zu, so daß
sich, nach Abrechnung der anstoßenden Halbinseln, als Grundgestalt des Kontinents die Form eines rechtwinkeligen Dreiecks ergibt,
von dem die eine Spitze am Meerbusen von Viscaya, die andre am Karischen Golf, die dritte, mit dem rechten Winkel,
[* 42] am Nordrand
des KaspischenMeers gelegen ist.
Der Flächeninhalt von Europa begreift nach der politischen Grenzbestimmung (mit Ausschluß von Russisch-Kaukasien,
den Kanarischen Inseln und Madeira)
[* 43] 9,881,980 qkm (179,476 QM.) oder mit Einschluß der Haffe an der Ostsee, des Bodensees und
des AsowschenMeers 9,923,415 qkm (180,229 QM.). Dagegen würde Europa innerhalb seiner natürlichen
Grenzen (s. oben) mit Ausschluß der polaren Inseln (auch Islands) nur 9,538,300 qkm (173,225 QM.) groß
sein. Die europäische Küste am Eismeer beträgt 5800 km, am Atlantischen Ozean 13,500, am Mittelländischen und SchwarzenMeer
12,600, die Küstenentwickelung des ganzen Weltteils also 31,900, zu denen noch gegen 1200 km für das Kaspische Meer kommen.
Bei keinem andern Erdteil findet eine so vielfältige Berührung zwischen Meer und Land statt, ein Verhältnis,
welches sich für Europa dadurch noch günstiger gestaltet, daß diese Berührung in dem milden Westen und Süden am stärksten
und ungleich größer ist als in dem starren Norden. Entsprechend diesem Verhältnis sind auch die bedeutendsten
Halbinseln auf der Süd- und Nordwestseite des Erdteils angesetzt; nach dem unwirtbaren Pol hin strecken sich nur zwei geringere
Glieder
[* 44] (Kanin und Kola), während Skandinavien gegen den Norden hin durch hohe Gebirgsmauern abgeschlossen ist und Jütland zum
Teil schon der Westhälfte des Erdteils angehört.
Man kann im ganzen zwölf europäische Halbinseln unterscheiden, welche sich als gesonderte, individuelle
Länderräume an das oben bezeichnete Dreieck
[* 45] anschließen. Es sind Kanin und Kola, Skandinavien, die Cimbrische Halbinsel, Nordholland,
Normandie, Bretagne, Iberische Halbinsel, Italien,
[* 46] Istrien,
[* 47] die griechische Halbinsel und die Krim.
[* 48] Ihr Flächeninhalt wird auf
2,243,000 qkm (1/5 des Erdteils) oder mit Einschluß Finnlands, das manche auch zu den Halbinseln rechnen,
auf 2,683,000 qkm (48,728 QM.), ihre Küstenlänge auf 19,550 km geschätzt; letztere verhält
sich also zu ihrem Flächeninhalt wie 1:115, und es erhellt hieraus, daß die günstige Küstenentwickelung des ganzen europäischen
Kontinents vorzüglich diesen peninsularen Vorsprüngen zuzuschreiben ist, ohne welche Europa in dieser Beziehung
noch hinter Amerika
[* 49] zurückbleiben würde.
Um den so mannigfach gegliederten KörperEuropas sind aber noch eine beträchtliche Zahl Inseln sehr günstig gelagert. Dieselben
haben inkl. der polaren Inseln einen Flächenraum von ca. 740,000 qkm (13,440 QM.), ohne letztere von ca. 469,000 qkm (8518
QM.), liegen dabei, mit Ausnahme Islands, sämtlich den Küsten des Kontinents benachbart und sind meist
durch schmale Meeresarme davon getrennt, ohne daß sie sich in langen Reihen weit in den Ozean hinaus verlaufen. Hierin liegt
der Hauptgrund, daß Europa trotz seiner vielfachen Berührung mit dem Meer doch vor einer polynesischen Zerstreuung seiner Bewohner
gesichert war. Einzelne der zu Europa gehörigen Inseln liegen im N. vor, sind aber nur öde, einflußlose
Eilande; zahlreich sind die kleinen Felsinseln, die sich den KüstenSkandinaviens und Finnlands anschließen; größere, nämlich
die niedrigen dänischen
¶
Europas Seeküsten werden im N. vom Nördlichen Eismeer und dessen zahlreichen Buchten bespült, von denen
sogar das Weiße Meer ein halbes Jahr lang durch Eisbedeckung dem Schiffahrtsverkehr verschlossen ist. Vom Atlantischen Ozean
erstrecken sich zwei vom Land umringte Binnenmeere tief nach O. in den Erdteil herein, das südliche oder das Mittelmeer und
das nördliche, die Nord- und Ostsee, verbunden durch die drei Straßen der Belte und des Sundes, eine wesentliche
Bereicherung Nordeuropas, wenn auch jene Straßen zuweilen gänzlich zufrieren und jährlich die innersten Teile der Ostsee,
der FinnischeMeerbusen und von den Ålandsinseln an auch der Bottnische, sich monatelang mit Eis
[* 57] bedecken.
Ebenso wächst die Höhe der von N. in die Nordsee eindringenden Flut von 4-6,5 m am Humber. Kaum nennenswert ist dagegen die
Größe der Gezeiten im Mittelmeer und in der Ostsee. Auch die Strömungen des Meers sind gewaltiger an der ozeanischen Seite;
schwächer, wenn auch vorhanden, sind sie in den Binnenmeeren. Von den Küsten der Nordsee und des Atlantischen
Ozeans geht daher erst seit der höhern Ausbildung der Schiffahrt der Weltverkehr aus, während das nur durch enge Straßen mit
den Nachbarmeeren zusammenhängende, einem See gleich geschlossene Mittelmeer früh schon, in der Kindheit der Völkerschiffahrt,
den Verkehr zwischen seinen umliegenden Küsten ermöglichte und Europa die Bildungselemente aus dem Osten zuführte,
die sich auf dem gegliederten BodenEuropas zu reicherer Blüte
[* 58] entfalteten und endlich die in die Mitte seiner Küsten gestellte
italische Halbinsel zur Herrin aller Mittelmeerländer machten. Auch hier sind die östlichen Meeresteile die am wenigsten
begünstigten; Pontus euxinus (»gastliches Meer«) war nur ein Euphemismus für das
noch jetzt durch seine
Stürme die Schiffahrt gefährdende Schwarze Meer, und das Asowsche Meer ist ebenfalls ein wahres Eismeer, welches fast jährlich
völlig zufriert und bei Taganrog ausnahmslos von Anfang November bis März durch Eisbedeckung geschlossen ist.
Der vielgestaltigen horizontalen GliederungEuropas entspricht die Erhebung seines Bodens, wenn auch der größte Teil desselben
Tiefland, nur ein kleinerBerg- und Gebirgsland ist. Den ganzen OstenEuropas nimmt ein großes Tiefland ein, das in unmittelbarem
Zusammenhang mit dem Tiefland Turans und Sibiriens steht und von der GrenzeAsiens bis zu der Westküste
Europas am Kanal reicht. Es legt sich mit den nordöstlichen Gliedern des Atlantischen Ozeans trennend zwischen das gebirgige
Skandinavien im N. und das von niedern Hügelzügen bis zur Hochgebirgshöhe sich erhebendeBerg- und Gebirgsland im S. des
Kontinents.
Dieses dem nordosteuropäischen Tiefland entgegengesetzte südwestliche höhere Europa ist aber
kein einförmiges, geschlossenes Hochland, sondern mannigfach in horizontaler und vertikaler Richtung gegliedert; längs der
Ströme dringt das Tiefland weit in sein Inneres ein, am gegliedertsten längs der Donau; ausgedehnte Hochebenen und aus ihrer
ZerstückelungentstandeneBerg- und Hügellandschaften trennen seine Hügel-, Berg- und Gebirgsketten voneinander.
Seine höchste Erhebung besitzt es im Alpensystem, welches sich im Kreisbogen um das nördliche Italien herumlegt, und mit
dessen Enden die Gebirge der italischen und griechischen Halbinsel in unmittelbarem Zusammenhang stehen. Getrennt durch ein
die Schweiz,
[* 59] Südschwaben und Bayern
[* 60] durchziehendes Plateauland, die süddeutsche Hochebene, welche ostwärts mit den Donautieflandschaften,
südwestwärts mit dem Tiefland des Rhône zusammenhängt, folgt nördlich, konzentrisch um die Alpen
[* 61] gelegen, der große Gürtel
[* 62] von Mittelgebirgslandschaften, von denen keine die Schneegrenze erreicht, wenn auch die Karpathen in ihren höhern Teilen schon
alpine Natur besitzen.
Dieser Mittelgebirgsbogen reicht aus den Ebenen der Garonne durch Frankreich, Deutschland,
[* 63] Ungarn
[* 64] und seine
Grenzländer bis zum Mündungsland der Donau, indem er seine höchste nördliche Breite an der untern Weser erreicht. Durch
Tiefland getrennt, lagern sich noch einzelne isolierte, niedrige, kleine Berglandschaften herum, so an der untersten Donau
die Dobrudscha im O. wie westlich an den KüstenFrankreichs die Normandie und Bretagne. Auch die große spanische
Halbinsel, die trotz ihrer einfachen Umrissein sich mannigfach orographisch gegliedert ist, hängt nicht mit dem Körper des
Berglandes zusammen, sondern wird davon völlig getrennt durch ein Tiefland, das, gegen O. zu einer schmalen Enge zusammengeschnürt,
welcher der Kanal von Languedoc folgt, die Flachländer an den Küsten des Viscayischen und Mittelmeers
[* 65] miteinander
verbindet. Die von der Nordseite des Tieflandes ausgehenden Halbinseln, wie Jütland, Holland, und die jener anliegenden Inseln
sind gebirgslos, während die übrigen im W. und S. sämtlich Gebirge besitzen.
Das große europäische Tiefland, welches von den Gestaden des Nördlichen Eismeers bis zu denen des SchwarzenMeers seine größte Breite von 2270 km erreicht, westwärts sich aber mehr und mehr verschmälert, eingeschränkt durch die
angrenzenden Berglandschaften und durch die Ost- und Nordsee, besitzt die
¶
mehr
namhafte Länge von 3700 km. Südlich vom Ural ist seine Grenze topisch so unbestimmt wie die Europas überhaupt. Man hat diese
Tiefebene, die bei 5,506,000 qkm (100,000 QM.) Flächeninhalt fast zwei Drittel des ganzen
europäischen Kontinents umfaßt, in eine größere sarmatische und eine kleinere germanische geteilt und als Grenze die
Sumpfniederungen zwischen den Gebieten der Weichsel und des Dnjepr angenommen. Besitzt das große europäische Tiefland gleich,
insbesondere im O., ausgedehnte Ebenen im wahren Sinn des Wortes durch die nahezu horizontale Lagerung festerer Gesteinsplatten
oder als noch nicht lange trocken gelegter Meeresboden, so ist das doch durchaus nicht sein allgemeiner Charakter,
sondern meist ist es vielmehr ein wellenförmig-hügeliges Land, unterbrochen durch die breiten, ebenen Niederungen seiner
Stromthäler.
Sein charakteristisches Merkmal liegt in der vorherrschenden Horizontalität der sedimentären Gebirgsformationen und in der
Abwesenheit oder großen Seltenheit von Höhen und Gebirgszügen mit gehobenen Gebirgsschichten. Doch finden wir im S. einen
langen erhöhten Rücken, der als eine natürliche Scheide das einförmige Gebiet abgliedert, den südlichen
oder uralo-karpathischen Landrücken. Er besteht aus zwei wesentlich verschiedenen Abteilungen, im O. aus dem Obtschej Syrt
und den Wolgahöhen, welche die steilen Ufer an der rechten Seite der Wolga bilden, und die wir oben als Naturgrenze Asiens und
Europas bezeichnet haben, und aus einer größern westlichen Abteilung, die als niedrige Bodenanschwellung
aus der Steppe der Donischen Kosaken zwischen Taganrog und Perekop bis zur Lüneburger Heide
[* 67] an der Nordsee sich verfolgen läßt.
Weiter westlich breitet er sich zu dem 350 m hohen Plateau der TarnowitzerHöhen aus, setzt sich als TrebnitzerHöhen fort und
bildet die niederschlesischen Höhen an der Oder. Westlicher zieht durch Norddeutschland, parallel mit den letztgenannten
Höhen, in gleicher nordwestlicher Richtung, vom Plateau der Oberlausitz aus eine Bodenanschwellung längs
der Nordseite der Elbe, Fläming genannt, und jenseit der Elbe endet dann dies System nordwestlich gerichteter Landrücken mit
der Lüneburger Heide in den Niederungen an der Nordsee. Klimatische und Bodenverhältnisse erteilen dem südlichen Landrücken
im O. den Steppencharakter, machen ihn in Polen zu reichem Waldland, andernorts zur einsamen, trocknen
Heide.
Einen zweiten Gürtel von Bodenanschwellungen hat man als nördlichen oder uralo-baltischen Landrücken zusammengefaßt. In
Osteuropa ist es ein breiter, mit dichtem Wald und Sumpf und einzelnen Seen bedeckter, wenig markierter, sanft ansteigender
Rücken, der aber eine wichtige Naturscheide bildet, indem er nicht allein die Wasserscheide zwischen den
Zuflüssen des Nördlichen Eis- und des Baltischen Meers einerseits und dem Wolgasystem anderseits bildet, sondern auch eine
Grenze der nordischen Pflanzen- und Tierwelt zieht und die finnischen Volksstämme von den Russen scheidet.
Überwunden durch Kanäle, hat er aufgehört, ein Hemmnis des innern
Verkehrs zu sein. Seine höchsten Rücken
sind gegen 300 m hoch und erreichen im Quellgebiet der Wolga, im Waldaiplateau, 351 m Höhe. Westlich breitet er sich zu dem
Plateau Ostlivlands, Semgallens und Litauens aus, das im Muna, südlich vom Peipussee, bis 324 m aufsteigt. Zwischen Niemen und
Weichsel folgt der seenreiche ostpreußische Rücken, in dem der Hasenberg sich bis 194 m erhebt. Während
an der ostpreußischen Küste zwischen den flachen, niedrigen, schmalen Nehrungen, welche die Haffe von der Ostsee abscheiden,
nur die Küste des bernsteinreichen Samlandes zu etwa 100 m ansteigt, erhebt sich jenseit der Weichselniederungen, an den Grenzen
Hinterpommerns und Westpreußens, der baltische Gürtel im Turmberg bei Schönberg zu einer Höhe von 334 m.
Die steilen Uferhöhen an der Oder bei Stettin
[* 68] vermitteln die Verbindung des hinterpommerschen Rückens mit dem, welcher die
Ukermark, Mecklenburg,
[* 69] Holstein und die ganze jütländische Halbinsel durchzieht, und von dem große Strecken unter das Niveau
von 100 m sinken. Wo Lehmbedeckung ist, findet sich reicher Ackergrund, und der Boden trägt Laubwald,
Buchen und Eichen; wo der Sand hervortritt, decken ihn die genügsame Kiefer und Heide; überall liegen aber Seen auf ihm, und
mit vollem Recht verdient dieser nördliche Landrücken daher den Namen der baltischen Seenplatte.
Die dänischen Inseln sind eine Fortsetzung dieses nördlichsten deutschen Tieflandes, auch ihre höchsten
Höhen erheben sich nur wenig über 100 m;
dasselbe gilt vom südlichsten Schweden.
[* 70] Um diese Landrücken und zwischen ihnen
breiten sich Niederungen aus, zu denen sie sich sanft senken, so unmerklich, daß der Reisende es meist kaum bemerkt;
ihre größte Ausdehnung
[* 71] erhalten
sie aber an der Ostgrenze des alten Polen, wo die großen, den östlichen Teil des Tieflandes von dem
westlichen trennenden Rokitnosümpfe im obern Gebiet des Pripet sich durch 5 Längen- und 2½ Breitengrade erstrecken.
Während
die nordöstlichen Niederungen einst von Sumpf und Wald bedeckt waren, die nur die Hand
[* 72] des Menschen der Kultur gewann, in den
fruchtbaren westlichen Niederungen teilweise bis zur Ausrottung des Waldes, tritt man mit dem Dnjepr in
die ausgedehnten, waldentblößten, trocknen Steppen, die nur längs der Flüsse Versumpfung des Landes zeigen. Auch in der
Natur des baltischen Landrückens tritt mit den GrenzenLitauens eine Änderung hervor. Während westlich, im deutschen und
preußisch-polnischen Tiefland, nur an einzelnen Punkten die feste Unterlage des darüber ausgebreiteten
losen tertiären und diluvialen Schuttlandes auftaucht, breiten sich ostwärts, auf russischem Boden, unter diesen jüngern
Bildungen des Landrückens sowohl als der Niederungen die Schichten der unterliegenden ältern Gesteine
[* 73] aus, und es sind vorzugsweise
die ausgedehnten Kalkplatten, welche diesen Landstrichen den Charakter wahrer Ebenen geben. Auch ist das weite Flachland Rußlands
zwischen dem nördlichen und südlichen Rücken noch weiter abgegliedert; von dem 270 m hohen, mit Wald und Sumpf bedeckten
Plateau des Quellgebiets der StrömeDnjepr und Düna, welches noch ganz den Charakter des erwähnten östlichen baltischen Rückens
trägt, an den es sich anschließt, geht nämlich ein dritter, mittlerer Landrücken aus, dem die Wasserscheide
zwischen Wolga und Dnjepr folgt, eine weitere
¶
mehr
Naturgrenze des innern Rußland. Zwischen dem mittlern und nördlichen Rücken dehnt sich, wie durch einen Wall von beiden
Westscheideküsten des obern Wolgagebiets umringt, das Becken von Großrußland aus. An der nördlichen Außenseite des uralo-baltischen
Beckens breiten sich die endlosen Waldungen und gegen das Meer die weiten Tundren Nordrußlands und die
seenreiche, niedrige Felsplatte Finnlands aus. Auch ein großer Teil des gegenüberliegenden Schweden ist Flachland, in welchem
der Fels nur an den Flüssen und Seeufern hervortritt und das Niveau der Ebene in vereinzelten oder gedrängten Hügeln und Einzelbergen
überragt, deren höchste, über den großen Seen, sich nicht über 500 m erheben. Soweit dieser Urfelsboden
reicht, umgürten Felsklippen (Schären) die beiderseitigen Gestade der See.
Im grellen Gegensatz zu diesem nordöstlichen Flachland stehen die Niederungen, die von der Elbe bis zur französisch-belgischen
Grenze das Mittelgebirgsland Europas vom Meer und dem baltischen Landrücken trennen. Hier finden wir von der Südgrenze Jütlands
bis zu den Niederlanden die Düneninseln längs der Küste, die fetten Marschlandschaften längs der Küste
und Flüsse und zwischen und hinter ihnen gegen das Binnenland die ausgedehnten Moorflächen, unterbrochen durch sandiges Geestland,
und an vereinzelten Punkten, bei Lüneburg,
[* 75] bei Segeberg und an den Klippen
[* 76] von Helgoland,
[* 77] tritt die feste Unterlage zu Tage. In
tiefen Buchten greift dies nördliche Tiefland in das Gebiet des Mittelgebirgsbogens ein, so längs der Oder mit der tiefen
schlesischen Bucht im O., in der Mitte mit der Bucht der LeipzigerNiederung, im W. mit der bis Bonn
[* 78] reichenden niederrheinischen
Niederung, mit welcher nach O. die münstersche im Gebiet der obern Ems und
[* 79] Lippe
[* 80] zusammenhängt.
Mitten im Binnenland, erst spät durch die Spalte des Rheinthals mit der niederrheinischen Bucht in Verbindung gesetzt, dehnt
sich zwischen Mainz
[* 81] und Basel
[* 82] die mittelrheinische Tiefebene aus, ringsum von Gebirgen umfaßt, im S. mit dem niedrigen, isolierten
Kaiserstuhlgebirge, welches sich in ihr erhebt, ein selbständiges Glied
[* 83] im Oberflächenbau Europas. Dagegen
ist das Flachland Ostenglands eher dem großen europäischen Tiefland anzureihen. Jenseit der Landhöhen von Boulonnais folgen
die 269,800 qkm (4900 QM.) umfassenden nord- und westfranzösischen Tieflandschaften, welche
vom gebirgigen Zentralfrankreich die niedrigen Berginseln der Normandie und Bretagne trennen.
Die nördliche steigt allmählich zu den Plateaus auf, welche die nordostfranzösischen Gebirge und das
hohe Zentralfrankreich untereinander verbinden. Seine größte Ausdehnung hat das Tiefland im SW., wo es östlich von Carcassonne
zwischen den Ausläufern Zentralfrankreichs und der Pyrenäen mit dem Rhônetiefland in Verbindung tritt. Letzteres, 11,000 qkm
(200 QM.) groß, scheidet die Alpen und Zentralfrankreich voneinander und geht nordöstlich, allmählich
ansteigend, in die Hochebene über, welche die Alpen im N. begrenzt.
Außer Küstenniederungen
besitzt Italien das die tiefe Bucht zwischen den Alpen und Apenninen einnehmende, 53,800
qkm (977 QM.) große Tiefland des Po, aus dessen horizontalen Ebenen sich im O. die niedrigen Euganeischen und BericischenHügel
erheben, eine der fruchtbarsten, bevölkertsten NiederungenEuropas. Die größten unter den isolierten Tieflandschaften Europas
sind die an der Donau, von denen die walachische Donautiefebene 33,000 qkm (600 QM.) umfaßt; zu
ihr gehört alles Land zwischen den siebenbürgischen Alpen und dem Balkan, die Niederungsebene der Walachei und das südwärts
allmählich aufsteigende Bulgarien.
[* 85]
Vor der weiten Öffnung gegen O. liegt der isolierte BabaDagh in der Dobrudscha; nach W. dagegen schließen die nördliche und
südliche Gebirgsbegrenzung zusammen, und durch gebirgige Engen muß sich die Donau ihren Weg aus dem obern
Tiefland ins untere suchen. Dies obere Tiefland der Donau umfaßt, rings von Gebirgen umgeben, das InnereUngarns und einen Teil
seiner Nebenländer. Man teilt es in die große niederungarische Ebene von 113,500 qkm (2061 QM.), die in ihrem Innern ein
wahres Steppenland ist, und die kleine ungarische Ebene von 12,400 qkm (225 QM.), die nur durch niedrige,
isolierte Hügelzüge von der 2918 qkm (53 QM.) großen Tiefebene Niederösterreichs oder Wiens mit dem Marchfeld getrennt ist,
während zwischen den beiden ungarischen Ebenen ein höheres Bergland liegt, durch welches die Donau hindurchbricht, um bei
Ofen in die große ungarische Ebene einzutreten.
Mit tiefen Buchten greifen diese Ebenen in die angrenzenden Gebirgsländer ein; als Fortsetzungen der letztern sind die kleinen
Berginseln in Slawonien, Kroatien und an andern Grenzen der Ebene anzusehen. Jenseit der Enge am Leopoldsberg, westlich von Wien,
[* 86] folgt das bis zum Rhônetiefland hinüberreichende süddeutsche Hochland. Von den 1,101,300 qkm (20,000
QM.) welche auf den Umfang des gebirgigen Südwesteuropa, nach Ausschluß der drei südlichen Halbinseln, kommen, sind nicht
weniger als 207,600 qkm (3770 QM.) von den Gebirgsgliedern des erstern eingeschlossenes Tiefland,
so daß für die Hoch- und Mittelgebirgslandschaften des großen, von der Garonne zur untern Weser und untersten
Donau reichenden Gebirgsdreiecks über 892,000 qkm (16,200 QM.) bleiben.
Den Kern des genannten großen Gebirgsdreiecks von Südwesteuropa bilden die Alpen. Sie liegen in der Mitte Europas, dehnen
sich in der Richtung von WSW. nach ONO. von 6-18° östl. L. v. Gr.
aus und werden im S. durch das Ligurische Meer, das Tiefland des Po, das Adriatische Meer und das Gebirgsland
der griechischen Halbinsel, im W. durch das Thal
[* 87] des Rhône, im N. durch die langgestreckte Hochebene der Schweiz und Süddeutschlands,
welche die Rhône- und Donautiefländer verbindet, begrenzt; Nord- und Südfuß begleitet eine Reihe prachtvoller, zum Teil
in das Gebirge selbst eingreifender Seen; im O. treten die Ausläufer der Alpen in die ungarischen Ebenen.
zwischen Genf
[* 88] und Ivrea sind sie nur 150 km breit;
vom äußersten Südwest- bis zum äußersten
Nordostende mißt man 927 km und mit Einschluß der äußersten nordöstlichen Ausläufer sogar 1110;
der Flächenraum beträgt 191,940 qkm (3486 QM.).
Vier große Stromthäler umgeben das Hochgebirge von allen Seiten, von denen
drei ihren Anfang im Herzen des Alpenzugs nehmen: Rhein, Rhône, Inn; das vierte, das Pothal, bildet nur eine kurze Furche des
Westflügels. Die Gipfelhöhe steigt in den Westalpen von S. nach
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