auf einer
Reise in
Lyon
[* 2] und starb dort Anfang März 1598 im
Spital unter
Spuren völliger Geisteszerrüttung. Estienne besaß eine
seltene Kenntnis des
Griechischen. Seine
Ausgaben, darunter nahe an 30 editiones principes, umfassen fast die gesamte
griechische Litteratur.
Ausgezeichnet durch umfangreiche Benutzung von
Handschriften und allerdings oft zu weit gehende Konjekturalkritik,
sind sie zum Teil bis in die neuere Zeit die Grundlage des
Textes geblieben. Seine lateinischen
Ausgaben treten an Zahl und
Bedeutung dahinter zurück.
Sein Hauptwerk ist der schon von seinem
Vater vorbereitete
»Thesaurus linguae graecae« (Genf
[* 3] 1572, 5 Bde.; 2. Ausg.,
Lond. 1815-25, 8 Bde.; 3. Ausg.
von
Hase,
[* 4] W. undL.Dindorf,
Fix, v.
Sinner, Par. 1831-65, 9 Bde.). Auch
in seiner Muttersprache zeichnete er sich als eleganter Schriftsteller aus;
wir nennen:
»Traité de la conformité du langage
français avec le grec« (1565);
»L'introduction au
Traité de la conformité des merveilles anciennes avec les modernes, ou
Traité préparatif à l'Apologie pour Hérodote« (1566);
»Discours mervellieux de la vie, actions et départements
de Catherine de
Médicis« (1575).
Seine lateinischen und griechischen
Poesien hat er meist auf seinen
Reisen zu
Pferde
[* 5] sitzend
niedergeschrieben.
Vgl. Feugère, Essai sur la vie et les ouvrages de
Henri Estienne (Par. 1853);
5)
Paul, Sohn des vorigen, geb. 1566 zu Genf,
übernahm 1598 das väterliche
Geschäft, druckte sehr geschätzte
Ausgaben des
Euripides
(1602) und
Sophokles (1603), mußte aber 1605, politischer
Umtriebe verdächtig, aus Genf
fliehen und starb um 1627.
modusinrebus,suntcertideniquefines, lat.
Spruch: »Es ist ein
Maß in den
Dingen, es gibt mit Einem
Wort bestimmte
Grenzen«
[* 8] (aus Horaz'
Satiren, I, 1, 106 entnommen).
Name der ältern syrischen
Schrift, die sich von der neuern, jetzt üblichen durch
weniger zierliche Form, aber größere
Stärke
[* 11] der
Züge unterscheidet.
(spr. estreh, seltener etreh), uraltes franz.
Adelsgeschlecht, das seinen
Namen von einem
Landgut in der
Nähe von
Arras
[* 12] führt. Ausgezeichnet sind:
1) Gabrielle d', die berühmte Geliebte
Heinrichs IV. von
Frankreich, Tochter des
Großmeisters der
Artillerie,
Antoine d'E., des tapfern Verteidigers von
Noyon 1593, geboren um 1570, schön und geistreich, ward 1590, als König
Heinrich
IV. zufällig ihren Wohnort,
Schloß Cœuvre, besuchte und sofort eine heftige
Leidenschaft für sie faßte, dessen Geliebte.
DesScheins wegen vermählte
sie der König mit d'Amerval de
Liancourt, welche
Ehe jedoch bald wieder getrennt
wurde, da der König beabsichtigte, sich von
Margarete von
Valois scheiden zu lassen und Gabrielle auf den
Thron zu erheben.
2)
FrançoisAnnibal d',
Bruder der vorigen, geb. 1573, hatte schon 1594 das
BistumNoyon erhalten, als er, seiner
Neigung folgend,
unter dem
Namen eines
Marquis de Cœuvres
Kriegsdienste nahm, in denen er bald zum
Generalleutnant emporstieg. Unter
Maria von
Medicis wurde er zu mehreren diplomatischen
Missionen verwendet; 1624 erhielt er das
Kommando der vereinigten
Truppen von
Frankreich,
Venedig
[* 14] und
Savoyen, um den
Graubündnern das
Veltlin zu sichern, wofür er 1626 den Marschallstab empfing. 1630 versuchte
er
Mantua
[* 15] den Kaiserlichen zu entreißen, mußte aber kapitulieren und erhielt sodann den Oberbefehl über die Rheinarmee,
an deren
Spitze er 1632
Trier
[* 16] nahm. Von 1636 bis 1648 war er außerordentlicher Gesandter in
Rom.
[* 17] Bei
Ludwigs
XIV. Thronbesteigung wurde das Marquisat Cœuvres zum Herzogtum Estrées erhoben und er zum
Gouverneur von
Isle de France und
¶
Sein Hauptwerk: »Bibliografia polska«, umfaßt die polnische Bibliographie von 1800 bis 1882 (im ganzen etwa 140,000 Drucke)
sowie die Bibliographie des 15.-18. Jahrh. chronologisch zusammengestellt und erschien in 10 Bänden (Krak. 1870-86). Von seinen
übrigen Publikationen sind hervorzuheben: »AdamMickiewicz« (Wien
[* 31] 1863);
(Serra da Estrella, bei den RömernMons
[* 33] Hermunius), Gebirge in Portugal, ein westliches Glied
[* 34] des
Kastilischen Scheidegebirges, bildet einen ungeheuern, kahlen, platten Bergwall, der sich in nordöstlich-südwestlicher
Richtung zwischen den FlüssenMondego und Zezere (ProvinzBeira) 60 km weit hinzieht und mit der Sierra de Gata (in Spanien) zusammenhängt.
Der südwestliche Teil, der am höchsten ist und schroff zerklüftet abfällt, heißt Serra brava, der
nördliche, wo sich das Gebirge sanft abdacht, Serra mansa.
Der westliche Ausläufer der Estrella ist die Serra de Louza: Der 3 km breite, mit Gras, Kräutern, Wacholdergebüsch bedeckte Kamm
trägt vom Oktober bis Juni eine Schneehülle;
in seiner Mitte liegt der 1993 m hohe Malhão de Serra,
eine breit gewölbte Hochfläche mit vier tiefen, kristallhellen Alpenseen.
Mehrere der höhern Spitzen heißen Cantaros (»Krüge«)
[* 35] wegen des überall hervorsprudelnden Wassers, so Cantaro Magno u. a. Die Bestandteile der Estrella sind Granit nebst darauf lagerndem
Sand- und Kalkstein und zahlreichen, jedoch wenig ausgebeuteten Erzlagern. Die Estrella beherbergt noch viele Wölfe.
Vgl.
Rivoli, Die Serra da Estrella (Ergänzungsheft 61 zu »Petermanns Mitteilungen«, Gotha
[* 36] 1880).
1) portug. Provinz in der Mitte des Landes, grenzt nördlich an die ProvinzBeira, östlich und südlich
an Alemtejo und im W. an den Atlantischen Ozean und hat einen Flächenraum von 17,958 qkm (nach Strelbitskys Berechnung 17,878
qkm = 324,7 QM.). Der gegen SW. fließende Tejo teilt das Land in zwei fast gleiche Teile, deren nördlicher die südwestlichsten
Ausläufer des Kastilischen Scheidegebirges (mit der Serra de Aire, Monte Junto und Serra de Cintra) umfaßt und daher ziemlich
gebirgig ist.
Flüsse
[* 37] sind hier der Zezere, der in den Tejo fällt und den Nabao aufnimmt, und der Küstenfluß Lis. Die
gebirgige Mitte dieses Teils ist von großer landschaftlicher Schönheit. Der südliche Teil ist weit weniger gebirgig. Hier
dehnen sich im S. und SO. des Tejo die ungeheuern Einöden der Heiden von Setubal aus sowie weiter nördlich das öde Plateau
der Cemas de Ourem, in denen der Boden aus tiefem weißen Sand besteht. Ähnliche, nur mit Cistusheiden bedeckte Einöden finden
sich auch im N. bei Leiria und Pombal.
Die Küste ist an einigen Stellen flach und sandig, z. B. bei Lissabon,
[* 38] an andern dagegen hoch und steil, besonders im S. zwischen
dem Kap Espichel und Setubal, wo sich die Kalkmauer der Serra d'Arrabida längs derselben hinzieht. An Gewässern besitzt der
südliche Teil namentlich den Küstenfluß Sado. Die Provinz hat ein herrliches Klima,
[* 39] dessen Hitze (bis 40° C.) die fast beständig
wehenden Nord- und Nordostwinde mildern, wird aber häufig von Erdbeben
[* 40] heimgesucht. Mineralschätze sind
vorhanden, aber noch ziemlich unbeachtet geblieben. Am Sado und um Setubal gewinnt man in Salzgruben (Marinhas) ungeheure MengenSeesalz. Auch Mineralquellen gibt es viele, als deren wichtigste die Thermen von Torres Vedras,
¶
mehr
Caldas da Reinha etc. zu nennen sind. Der Boden ist im allgemeinen fruchtbarer als in den übrigen Provinzen; doch ist die Kultur
desselben wie auch die Bevölkerung
[* 42] der Provinz unbedeutend und sehr ungleich verteilt. Von der Gesamtbevölkerung, 1878: 911,922
(1881: 946,472) Seelen, kamen 1878 auf Lissabon (mit Belem und Olivães) allein 246,343. Im ganzen ist kaum
die Hälfte des Landes kultiviert. Die Fruchtbarkeit des angebauten Bodens ist übergroß, namentlich in der Riba Tejo (den Ebenen
des rechten Tejoufers), auf den Lezirias (den von den Tejoarmen umschlossenen Landstrichen) und um Lissabon, wo alle möglichen
Feld-, Garten- und Baumfrüchte Süd- und Mitteleuropas in üppigster Fülle erzeugt werden.
Berühmt sind die Südfrüchte und die Weine von Estremadura. Bei Lissabon gedeiht auch die Dattelpalme. Die Seidenzucht hat sich in letzter
Zeit stark entwickelt. Die Gebirge sind meist kahl und dürr, nur die prächtig bewaldete Serra de Cintra und d'Arrabida ausgenommen.
Dagegen finden sich auf Hügeln und an der Küste große Gehölze von Eichen, Seekiefern und Pinien. Die
bedeutendste Waldung ist der im 13. Jahrh. auf Befehl des weisen KönigsDionysius gepflanzte »Pinhal del Rei« (Kiefernwald
des Königs), westlich von Leiria, der eine Fläche von 10,000 Hektar einnimmt.
2) Spanische
[* 44] Landschaft, grenzt gegen N. an Leon, gegen O. an Alt- und Neukastilien, gegen S. an Andalusien, gegen W. an die portugiesischen
ProvinzenAlemtejo u. Beira und umfaßt 43,254 qkm (785,5 QM.)
mit (1883) 765,091 Einw. Die Bewohner (Estremeños) sind, wie die
Neukastilier, ein aus der Vermischung der Mozaraber (der von den Arabern unterjochten Westgoten) und der Spanier hervorgegangenes
Mischlingsvolk, zeichnen sich aber vor jenen durch großen Ernst und schweigsames, gravitätisches Wesen aus. Das niedere Volk
ist roh, aber gutmütig, ehrlich, uneigennützig, gastfrei, bescheiden und tapfer. Die Landschaft zerfällt
seit 1833 in die beiden ProvinzenBadajoz und Caceres (Genaueres s. d.). Hauptstadt ist Badajoz.
Phosphorit der span. ProvinzCaceres, ist erdig-faserig, weiß, gelb, braun, vom spez. Gew. 2,6-3,
enthält 40-87 Proz. phosphorsauren Kalk und findet sich teils im Granit mit Quarz durchsetzt, teils im
Devon
[* 45] und hier häufig mit viel kohlensaurem Kalk verunreinigt. Es wird in großen Mengen nach Hamburg
[* 46] und London
[* 47] exportiert,
um auf Superphosphat verarbeitet zu werden.
(spr. -mohs), Stadt in der portug. LandschaftAlemtejo, DistriktEvora, auf einer Anhöhe der Serra de Ossa, in
fruchtbarer Gegend an der über Evora hierher führenden Eisenbahnlinie gelegen, mit verfallenen Festungswerken,
hat ein großes Schloß, (1878) 7575 Einw. und ist berühmt wegen der porösen
Wasserkühlungsgefäße, die aus einem roten Thon hier in großer Menge gefertigt und weit versendet werden, sowie wegen der
in der Nähe befindlichen Brüche schönen Marmors. Bei Estremoz und beim Dorf Montes Claros östlich erfochten
die Portugiesen 1663 und 1665 zwei glänzende Siege über die Spanier.
mit
einer zusammenhängenden künstlichen Steinmasse bedeckter Fußboden. Schon die Griechen und Römer
[* 48] wandten
Estrich in ihren Bauten an. Der Ziegelestrich oder signische Estrich (pavimentum testaceum s.
signium) ruhte auf einer Steinunterlage, bestand aus 3 Teilen hart gebrannter, zerstoßener Ziegel und 1 Teil
Kalkmörtel und findet sich noch häufig in den Überresten altrömischer Bauten. Die italienischen Estriche sind denen der
alten Römer nachgebildet, die Steingrundlage wird durch Schotter ersetzt und der Überzug aus einem Gemenge von kleinen, rohen
Bruchsteinen und Kalkmörtel, das schichtenweise aufgetragen wird, oder aus einem Gemenge von 2 Teilen
zerschlagener, hart gebrannter Dach- und Mauerziegel und 1 Teil Kalk hergestellt.
Der französische Estrich besteht unten aus einer Mischung von harten Steinen, Kalkmörtel, Hammerschlag und Eisenschlacken, in der
Mitte aus Bruchsteinen und Kieseln mit einem aus 2 Teilen Kalk und 1 Teil Sand bestehenden Mörtel, oben aus
einer Mischung von ⅓ Kalk, ⅓ Zement und ⅓ zu Staub gestoßenem Marmor oder andern harten Steinen. Der Gipsestrich, zu dessen
Grundlage ein gewöhnlicher Lehmestrich dient, empfiehlt sich zu ebener Erde sowohl als über Gewölben, doch nur in trockner
Lage.
Der erstere besteht aus einer sorgfältig geebneten Lage trocknen Sandes, worauf man verdünnten Gips
[* 49] ausgießt,
der mit Schlaghölzern gedichtet und mit eisernen Kellen geglättet wird. Zur Herstellung des letztern wird der fette, am
besten mit etwas Thon vermischte Lehm in erforderlicher Dicke aufgeschüttet, angefeuchtet, meist zuerst durch Pferde oder Rinder
[* 50] gut ausgetreten und sodann mit Schlägeln (Pritschbleueln) mit Unterbrechungen so lange geschlagen, bis
diese Masse völlig trocken, fest und ohne Risse ist.
Ein diesem ähnliches Verfahren erfordert der Tennenlehmestrich, welcher auf trocknem und nassem Weg hergestellt wird. Was
die Estriche über Gebälken in den Geschossen, welche bei Feuersbrünsten das Holzwerk gegen Entzündung,
z. B. durch herabfallende brennende Balken, wirksam schützen sollen, betrifft, so erhält das Gebälk zuerst eine Bedielung,
oft eine doppelte, welche gut gespundet und im letztern Fall so zu legen ist, daß die obere die Fugen der untern deckt.
Über diese Bedielung wird eine Lehmschicht gebracht, damit der in der Estrichmasse enthaltene Kalk das
Holz
[* 51] nicht unmittelbar berührt. Erst auf einer solchen Unterlage werden die verschiedenen Estriche geschlagen. Der Gipsestrich
findet bei hinlänglicher Stärke des Gebälks auch ohne vorherige Bedielung Anwendung; nur muß im letztern Fall der Grund
mit der obern Balkenfläche einen Lehmestrich erhalten und dieser mittels Setzwage und Richtscheit gehörig
geebnet und abgeglichen sein.
Der gemeine Lehmestrich über Gebälken empfiehlt sich nicht nur für die ebenen Böden der landwirtschaftlichen Gebäude:
Viehställe, Schuppen etc., sondern der Wohlfeilheit und Feuersicherheit wegen auch für Dachböden.
Er kann ebenfalls unmittelbar auf die Balken und auf die ausgefüllten Balkenfächer gelegt und seine Güte durch
Beimischung von Rindsblut u. dgl. bedeutend erhöht
werden, erfordert aber mindestens eine Dicke von 10 cm und tüchtiges Schlagen. Soll der Estrich größere Festigkeit
[* 52] gewähren oder
größere Eleganz besitzen, so wird er bez. aus Pflastersteinen, Fliesen,
[* 53] steinernen Platten und aus Marmor oder als Musivwerk
gefertigt. Zur Herstellung eines bunten Estrichs wird aus einem Gemenge von ⅓ Marmormehl, ⅓ feinem
trocknen Zement und ⅓ gesiebtem Kalk ein Teig bereitet, auf den Estrich aufgetragen und so lange geschlagen, bis
¶
mehr
keine Spur der Ramme
[* 55] mehr sichtbar ist. Nachdem diese Masse mit weißem Wachs gehörig geglättet worden, kann man Felder oder
Verzierungen andrer Art in 1 cm Vertiefung in dieselbe eingraben, welche mit einem Kitt aus Kalk, gefärbtem Zement und einer
beliebigen Erdfarbe, alles zu gleichen Teilen, ausgefüllt werden, worauf man diese Füllung stark einstampft,
abreibt und glättet. Auch grob gesiebter Hammerschlag kann zu dieser Füllung verwendet werden und gibt dem Estrich ein marmorartiges
Ansehen. Im weitern Sinn sind auch die Asphaltböden nichts andres als Estriche.
Jakob Brönnum Scavenius, dän. Staatsmann, geb.
widmete sich der Forst- undLandwirtschaft, wurde schon mit dem 21. Lebensjahr Besitzer des großen Herrenhofs
Kongsdal auf Seeland und erwarb sechs Jahre später Skaffögaard in Jütland. 1856 wurde er als Abgeordneter in den dänischen
Reichstag gewählt, mußte sich jedoch kurz nachher aus Gesundheitsrücksichten zurückziehen und hielt sich neun Jahre
lang vollständig fern von aller politischen Thätigkeit. 1864 wurde er Mitglied des Reichsrats, und seit 1866 gehört
er wieder dem Reichstag an. Seine Thätigkeit im dänischen Parlament erwarb ihm vielseitige Anerkennung, und als GrafFrijs-Frijsenborg ein
neues Kabinett bildete, übernahm Estrup das Ministerium des Innern, das er bis Herbst 1869 innehatte.
Nachdem die Ministerien Holstein-Holsteinborg und Fonnesbech vergebens bemüht gewesen waren, den Widerstand
der Linken im Folkething zu brechen, bildete Estrup ein Ministerium. Der Weigerung des Folkethings, das Wehrgesetz und
die Vorlagen über die Landesverteidigung anzunehmen, begegnete Estrup mit wiederholten Auflösungen, die, anstatt die Opposition
zu schwächen, nur zur Kräftigung derselben beitrugen. In dem heftigen Konflikt, der infolgedessen zwischen
dem Ministerium und dem Folkething entbrannte und alle gesetzgeberische Thätigkeit lähmte, ja wiederholt kein gesetzmäßiges
Budget zu stande kommen ließ, stützte sich Estrup auf das Landsthing, die Erste Kammer, und weigerte sich, zurückzutreten, solange
weder dieses noch der König der Forderung des Folkethings, daß er seine Entlassung nehme, sich anschlössen.
Vielmehr ging er mit strengen Maßregeln gegen die radikalen Agitationen vor.
einrichten, gründen; sich etablieren, den selbständigen Betrieb eines Gewerbes
übernehmen; Etablierung, Etablissement (spr. -blißmang), die Einrichtung und Übernahme eines
kaufmännischen Geschäfts oder sonstigen gewerblichen Unternehmens,
welche man regelmäßig öffentlich anzuzeigen und Geschäftsfreunden
durch Zirkular mitzuteilen pflegt. Auch die Handelsniederlassung, die Fabrik- oder sonstige gewerbliche Anlage selbst wird Etablissement
genannt.
Die Bezeichnung dieses Unternehmens im Geschäftsleben, meist von dem Gegenstand desselben entlehnt,
ist der Etablissementsname. Ist dieser Gegenstand der gewerbsmäßige Betrieb von Handelsgeschähen, so wird der Etablissementsname
Firma (s. d.) genannt; doch ist ein solcher auch bei andern gewerblichen
Unternehmen, z. B. bei Apotheken, Gastwirtschaften, Hüttenwerken, Dienstmannsinstituten u. dgl., üblich. Die
kaufmännischen Firmen sind, wenigstens nach dem deutschen Handelsgesetzbuch, insofern ausgezeichnet, als
in Ansehung dieser die Zwangspflicht zur Anmeldung in das Handelsregister, das Verbot der Annahme einer schon bestehenden Firma
und der Veräußerung einer solchen ohne das zugehörige Geschäft bestehen, Vorschriften, welche auf die Etablissementsnamen
an und für sich keine Anwendung finden.
Vgl. DeutschesHandelsgesetzbuch, Art. 4 ff., 15 ff., 275 ff.
In übertragener Bedeutung wird Etablieren auch von der Begründung des Wohlstandes, des Kredits u. dgl. gebraucht.
(franz., spr. -óng), das Normalgewicht oder Normal- (Eich-) maß, nach dem alle Maße und Gewichte eines Landes
angefertigt und resp. rektifiziert werden;
(franz., Estamin), dünnes, leinwandartiges, stark gepreßtes und glänzendes wollenes Gewebe,
[* 60] wurde früher zu Kleidern, Priestergewändern, Halsbinden etc. benutzt und auch aus Seide
[* 61] oder Seide und Wolle hergestellt,
während es jetzt nur noch als Kleiderfutter beliebt ist.
(spr. -angp), Arrondissementshauptstadt im franz.
DepartementSeine-et-Oise, in einem fruchtbaren Thal
[* 65] der LandschaftBeauce, an der Juine und der Orléansbahn, ist gut gebaut
und von Gärten und Weinbergen umgeben, hat einen alten Turm
[* 66] (tour Guinette, um 1160 erbaut), mehrere interessante
alte Kirchen, ein schönes Stadthaus, eine Statue des
¶
Nachdem es 1565 an die Krone zurückgefallen war, schenkte es 1598 Heinrich IV. seiner Geliebten Gabrielle d'Estrées, deren
Nachkommen (Herzöge von Vendôme) bis zum Tode des HerzogsLudwigJoseph (1712) im Besitz von Etampes blieben, worauf
es wieder an die Krone fiel. 1652 wurde Etampes von der Armee der Fronde unter Condé durch Verrat genommen, und Turenne und Hocquincort
^[richtig: Hocquincourt] suchten vergeblich es wiederzuerobern. In E. wurden mehrere Konzile (1092, 1130 und 1247) gehalten.
Vgl. de Montrond, Essais historiques sur la ville d'É. (1836-37, 2 Bde.).
besonders (étangs salés) die großen Wasserflächen an den Küsten von Frankreich,
nicht Seen (lacs), sondern flache, mit Wasser bedeckte Vertiefungen von bedeutendem Flächenraum.
Sie sind
meist durch kleine Küstenflüsse entstanden, nur durch schmale Dämme vom Meer geschieden, mit welchem sie gewöhnlich durch
einen Kanal
[* 72] oder durch die Mündung ihres Flusses zusammenhängen, oft salzig, ähnlich den italienischen Maremmen und Lagunen.
(franz., v. deutschen »Stapel«, daher ursprünglich s. v. w. Stapelplatz, Warenniederlage), Marschstation oder
Halteplatz bei Militärtransporten. In Deutschland ist das Etappenwesen geregelt
durch die Instruktion,
betreffend das Etappen- und Eisenbahnwesen, vom Es soll die rückwärtigen Verbindungen der operierenden Armee
mit der Heimat zur Heranziehung des Nachschubes aller Bedürfnisse für die Armee sowie für die Zurückführung von Kranken,
Verwundeten, Kommandierten, Kriegsgefangenen, Pferden, Waffen,
[* 74] Ausrüstungsgegenständen, Kriegsbeute etc. aufrecht erhalten,
für die Unterbringung und Verpflegung der zu und von der Armee gehenden Personen wie auch für die Erhaltung
und Sicherung der Verbindungslinien, also der Straßen, Eisenbahnen, Telegraphenlinien, Brücken
[* 75] etc., innerhalb des besetzten
feindlichen Gebiets und für die Verwaltung des letztern Sorge tragen.
Das Etappenwesen wird nach Anweisung des Chefs des Generalstabs der Armee von einem Generalinspekteur des
Etappen- und Eisenbahnwesens (Generalleutnant) geleitet. Ihm sind unterstellt: a) die Etappeninspektionen, deren je eine für
jede selbständig operierende Armee ernannt wird, b) der Chef des Feldeisenbahnwesens, c) der Generalintendant der Armee als
Chef des Feldintendanturwesens, d) die Chefs des Feldsanitätswesens und e) der Militärtelegraphie, f) der
Feldoberpostmeister, also alle den Verkehr, die Verwaltung und Krankenpflege leitenden Behörden.
Die Organisation des Etappenwesen beginnt mit der Mobilmachung im Heimatsland. Zur Vereinfachung des ungeheuern Verkehrs werden
die Transporte zunächst gesammelt, in geschlossenen Zügen auf der Bahn befördert und am Ziel wieder zerteilt. Zu diesem Zweck
wird in jedem Armeekorpsbereich des Inlandes ein Etappenanfangsort, der eine Hauptbahnstation ist, bestimmt.
Dort werden die dem Armeekorps nachzuführenden Transporte gesammelt, die zurückkehrenden zerteilt.
Von da gehen sie nach der auf jeder zur Armee führenden Bahnlinie bestimmten Sammelstation, von wo die aus den verschiedenen
Korpsbezirken zusammenfließenden Güter, Lazarettbedürfnisse etc. in ganzen Zügen nach dem Kriegsschauplatz
abgesandt werden. Um aber die nachteiligen Rückwirkungen unvermeidlicher Betriebsstörungen auf den Bahnen im Operationsbereich
von den inländischen Linien möglichst fern zu halten, wird auf jeder in Betracht kommenden Bahnlinie eine Übergangsstation
bestimmt, bis zu welcher gewöhnlicher, von welcher ab bis zur Armee aber Kriegsbetrieb stattfindet.
Der Bahnbetrieb endet im Etappenhauptort, wo die Verteilung und Absendung der zu und von der Armee gehenden
Personen und Güter erfolgt, und von wo Etappenstraßen, auf diesen durchschnittlich alle drei Meilen Etappenorte mit einer Etappenkommandantur
zu den Armeekorps angelegt werden. Diese Landetappen, welche auch außerdem auf dem Kriegsschauplatz in Ermangelung von Eisenbahnen
durch die Etappeninspektionen (Inspekteur ist ein Generalleutnant) gebildet werden, haben noch den Zweck,
das feindliche Land durch Herbeischaffung von Geld und Naturalien auszunutzen.
Die Etappeninspektionen haben ähnliche Organisation wie die Generalkommandos, es gehören zu ihnen ein Chef des Stabes, Adjutanten,
Feldgendarmerieoffizier, Etappen-Intendant, -Generalarzt, -Auditeur, -Telegraphendirektor, Armeepostdirektor, Stabsroßarzt,
Feldzahlmeister, woraus die Aufgabe und Thätigkeit derselben hervorgeht. Ihre ausführenden Organe sind
die Etappenkommandanturen; sie haben den ganzen Durchgangsverkehr von und zu der Armee zu vermitteln, für die Sicherung der
Verkehrswege und Telegraphenanlagen zu sorgen, Lazarette,
¶
mehr
Pferdedepots, Magazine etc. einzurichten, auch für die Verteidigung des Etappenorts, für die Unterdrückung von Aufständen
in ihrem Bereich wie für die polizeiliche Ordnung in demselben Sorge zu tragen, zu welchem Zweck ihnen Feldgendarmen und die
Besatzung des Etappenorts, die Etappentruppen, zur Verfügung stehen. Ihnen liegt ferner die Unterbringung und Verpflegung
der Truppen in ihrem Bereich ob, wozu Etappenmagazine durch Intendanten und Etappenlazarette durch den Etappenarzt eingerichtet
werden.
Bahnhöfe
[* 77] an den Etappenorten erhalten in der Regel besondere Bahnhofskommandanten, denen die Verpflegung durchpassierender
Truppen zufällt. Am Eingang des Etappenorts müssen Wegweiser nach der Kommandantur, dem Lazarett, Magazin, Telegraphenbüreau,
der Postexpedition angebracht und diese Gebäude durch Inschriften bezeichnet sein; die Kommandantur wird
außerdem bei Tage durch eine schwarz-weiß-rote Fahne, nachts durch eine rote Laterne kenntlich gemacht. Für durchmarschierende
Truppen müssen die Straßen, Wegkreuzungen etc. entsprechende Bezeichnung erhalten. - Die Römer besaßen ein sehr entwickeltes
und wohlorganisiertes Etappenwesen; an den vorzüglichen Heerstraßen scheinen die Mansiones, welche im
Postverkehr Hauptstationen mit Nachtquartier bildeten, als Etappenorte für die marschierenden Truppen gedient zu haben.
(franz., spr. etah, v.
lat. status), Stand, Zustand; Staat (daher z. B. Etatsrat, s. v. w. Staatsrat); besonders aber Voranschlag der Einnahmen und Ausgaben,
namentlich im Staats- und Gemeindehaushalt, also gleichbedeutend mit Budget (Staatshaushaltsetat, Finanzetat). Etatmäßig heißt
demnach das, was mit den angenommenen Festsetzungen übereinstimmt, außeretatmäßig, was nicht im E. vorgesehen ist.
Eine Etatsüberschreitung findet statt, wenn mehr ausgegeben wird, als im E. für den betreffenden Zweck vorgesehen war.
Etatisierung heißt die Aufnahme von Ausgaben in den bleibenden Etat. Der ordentliche Etat, im Gegensatz zum außerordentlichen,
ist derjenige, welcher die ordentlichen, d. h. die regelmäßig (alljährlich) wiederkehrenden,
Einnahmen und Ausgaben nachweist. Hauptetat ist der sämtliche Ausgaben und Einnahmen in Hauptrubriken zusammenfassende
Etat, Spezialetat der ins einzelne gehende besondere Etat einzelner Zweige der Verwaltung, wie der Militäretat (s. Budget). Auf den
Aussterbeetat
kommen, s. v. w. aussterben, eingehen, nicht fortbestehen sollen. - Im Militärwesen sind für die Kopfstärke
der Truppenteile Etatsstärken (Sollstärke) als Friedens- und Kriegsetat von Offizieren, Unteroffizieren,
Mannschaften, Pferden etc. festgesetzt. Die Verpflegung der Truppen ist durch einen Friedens- und Kriegsverpflegungsetat geregelt.
Für die Bestände an Waffen, Munition, Bekleidungsstücken, Feldgerät etc. gibt es besondere Etats. Etatspreise setzen
die Grenze fest, über welche die Kosten bei bezüglichen Beschaffungen nicht hinausgehen dürfen.
(franz., spr. etah-scheneroh), s.
Generalstaaten. ^[= in der ehemaligen Republik der Niederlande die von den Provinzialstaaten oder Provinzialständen ...]
die von Erasmus empfohlene und jetzt fast überall gebräuchliche Aussprache des Altgriechischen, wonach
die Buchstaben einfach den entsprechenden Buchstaben der Muttersprache des Lernenden gemäß gesprochen werden, also
auch der siebente Buchstabe des Alphabets (Eta) wie etazismus. Vgl. Itazismus.