Kulturen oft zu einem lästigen Unkraut. Es wird nebst einigen andern
Arten auch als
Zierpflanze kultiviert. Die
Wurzeln und
jungen
Triebe ißt man im nördlichen
Europa
[* 2] wie
Spargel und in
Kamtschatka das ganze
Kraut als
Gemüse. Die Samenwolle hat man
vielfach, jedoch ohne wesentlichen Erfolg, technisch zu benutzen gesucht; in den
Polarländern macht man
Lampendochte daraus. Die
Blätter geben den kurilischen
Thee.
Schlußrede, Schlußwort am Ende eines
Vortrags, ist, wie der
Prolog, besonders bei dramatischen
Werken gebräuchlich, doch meist nur eine Art Notbehelf, insofern er nämlich etwas aussprechen soll, was eigentlich das
Stück schon durch sich selbst aussprechen müßte. In einem andern
Sinn gebraucht man das
Wort Epilog, wenn
man darunter die versifizierte
Rede versteht, welche, nicht durch das
Stück selbst, sondern durch irgend eine äußere
Ursache
veranlaßt, nach Beendigung eines Theaterstücks an das
Publikum gerichtet wird. In noch anderm
Sinne nannte
Goethe sein Gedicht
aufSchiller einen »Epilog zu
SchillersGlocke«.
L.
(Sockenblume,
Bischofsmütze),
Gattung aus der
Familie der Berberidaceen, ausdauernde, krautartige
Pflanzen
mit abwechselnden, doppelt dreizählig zusammengesetzten Blättern, seitenständigen, meist einfachen Blütentrauben und
vielsamiger, schotenförmiger
Kapsel. Epimedium alpinumL., in den
Alpen,
[* 3] ist ein niedriges
Gewächs mit zierlichen,
blutroten, innen gelben
Blüten von merkwürdiger
Bildung, liebt
Schatten
[* 4] und wird, wie auch einige japanische
Arten, als
Zierpflanze
bei uns kultiviert.
Die
Blätter werden von den Alpenbewohnern als giftwidriges und schweißtreibendes
Mittel gebraucht.
Regelmäßige, alljährlich ernannte Behörden waren die zehn der Neorien
(Werften), welche die
Aufsicht über
die in den
Docks aufbewahrten
Kriegsschiffe und Ausrüstungsgegenstände führten, und die gleichfalls zehn Epimeleten des Emporion,
welchen die Überwachung der
Zoll- und Handelsgesetze oblag.
berühmter
Priester und
Seher des
Altertums, aus
Kreta gebürtig, lebte zu
Knosos als ein Zeitgenosse der
Sieben Weisen,
zu denen er auch wohl gerechnet wird. Er gehörte dem enthusiastischen
Kultus des
Zeus
[* 6] und der
Kureten an, mit dem auf
Kreta
eine geheime Priesterweisheit verbunden war, soll auch einst in der Diktäischen
Höhle bei
Knosos entschlafen
und erst nach 50
Jahren wieder aufgewacht sein.
SeinRat ward selbst von
Staaten begehrt. Er veranlaßte Veränderungen in den
heiligen
Gebräuchen der
Athener und bemühte sich, Ehrlichkeit und
Billigkeit in
Athen einzuführen; auch soll er der
Erfinder des
Pflugs gewesen sein.
Als
Lohn erbat er sich einen
Zweig des heiligen
Ölbaums auf der
Burg. Die Lakedämonier sollen ihn in mehrhundertjährigem
Alter
in einem
Krieg mit den Knosiern gefangen genommen und,
weil er ihnen nur
Böses geweissagt, hingerichtet, die
Argiver aber seinen
Leichnam beerdigt haben. Man legt ihm mehrere Gedichte und prosaische
Schriften bei, unter denen vielleicht
einige Orakelsprüche und Sühnlieder von ihm herrühren. Bekannt ist daraus der Spruch im
Brief des
Paulus an
Titus 1, 12. Auch
einige kosmogonische
Lehren
[* 7] wurden auf Epimenides zurückgeführt. An den
Mythus von des Epimenides
Schlaf knüpft
Goethes patriotisches
Festspiel»Des Epimenides Erwachen« an.
(das Spinallum der Alten), Hauptstadt des franz.
DepartementsVogesen, in anmutiger Hügelgegend am
Fuß der
Vogesen,
zu beiden Seiten der
Mosel, welche sie in drei Teile: die große und kleine Stadt und die Vorstadt de
l'Hospice, teilt,
Station der Ostbahn, ist gut gebaut, hat eine alte
Kirche (St.-Maurice, um 960 gegründet) und (1881) 15,161
Einw., deren
Gewerbfleiß sich neuerdings durch starke
Einwanderung von
Elsässern bedeutend gehoben hat und sich auf Baumwollspinnerei
und
-Weberei, Fabrikation vonBuntpapier,
Stichen und Ölbildern,
Stärke,
[* 9] auf
Handel mit
Wein,
Getreide,
[* 10] Vieh
etc. erstreckt. Die Stadt ist Sitz eines
Präfekten und hat ein
Collège, ein
Museum für
Kunst und
Altertümer und eine
Bibliothek
von 25,000
Bänden und 218
Manuskripten (darunter ein wertvolles
Evangelium). Sie gehörte anfangs den
Bischöfen von
Metz,
[* 11] ergab
sich 1444 dem König von
Frankreich und ward später mit
Lothringen vereinigt. Seit dem
Krieg von 1870/71
ist Epinal wichtiger Eisenbahnknotenpunkt und als solcher durch abgerückte Werke stark befestigt worden.
»Conversations
d'Émilie« (Par. 1774, 2 Bde.,
u. öfter),
für die
Erziehung ihrer Enkelin bestimmt und von der
Akademie (1783) mit dem Tugendpreis ausgezeichnet;
besonders
aber
»Mémoires et correspondance« (das. 1818, 3 Bde.;
neue Ausg. 1878, 2 Bde.).
In diesem
Tagebuch, wie es zur Zeit J. J.
Rousseaus jede
Frau von
Geist und
Gefühl
führte, hatte sie ihre Erlebnisse in romanhafter Form und mit erdichteten
Namen niedergeschrieben. Die
Ausgabe von
Brunet (1818)
erschien mit richtigen
Namen und historischen
Daten und erregte großes Aufsehen, besonders wegen der
Treue undWahrheit
der Aufzeichnungen, wie sie die Memoirenlitteratur selten aufweist. Während der letzten zwölf Jahre ihres
Lebens unterhielt
sie einen lebhaften Briefwechsel mit dem geistreichen
Galiani,
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mehr
welcher 1818 in 2 Bänden, aber ungenau, veröffentlicht wurde. Die »Œuvres« gab Challemel-Lacour (Par. 1869, 2 Bde.)
heraus.
Vgl. Perey und Maugras, La jeunesse de Madame d'É. (Par. 1882).
Epipedometrie, s. v. w. Planimetrie, ^[= (griech.), der Teil der Geometrie (s. d.), welcher die Lehre von den in einer Ebene liegenden ...] Flächenlehre.
2) Sohn des Karpokrates (s. d.) und Mitstifter der gnostischen Sekte der Karpokratianer, lebte zu Alexandria in der ersten Hälfte
des 2. Jahrh. Nach seinem schon im 17. Lebensjahr erfolgten Tod erbauten ihm seine Anhänger einen Tempel.
[* 18]
(griech.), die Erscheinung, insbesondere eines Gottes, überhaupt aber der Akt, wodurch sich der Gott als
solcher manifestiert. In der christlichen Kirche ist Epiphania die Erscheinung des Weltheilands unter den Menschen, deren Fest (festum
epiphanias, Epiphanienfest) auf den 6. Januar fällt. Dasselbe wurde im Orient schon im 3. Jahrh. gefeiert, war
dem Andenken an die Taufe Jesu im Jordan gewidmet und daher vorzugsweise ein Tauftag der Katechumenen. Im Abendland wurde seine
Bedeutung eine etwas andre; es ward zum Feste der OffenbarungChristi an die Heiden, als deren Symbol die
Anbetung der Magier aus dem Morgenland galt (Dreikönigsfest), daher in Rom an
[* 19] diesem TagMänner aus allen Nationen, die in der
Propaganda zu Rom vertreten sind, jeder in seiner Sprache
[* 20] predigen, um die Epiphania Christi unter allen Heiden darzustellen. Die protestantische
Kirche gedenkt an diesem Fest vorzugsweise der Heidenmission. Nach dem Epiphanienfest zählt man im christlichen
Kirchenjahr die nächsten Sonntage bis zum Sonntag Septuagesimä und bezeichnet sie als ersten, zweiten etc. Sonntag post Epiphanias
(festum). Ihre Zahl wechselt, je nachdem Ostern früher oder später fällt, zwischen zwei und sechs.
(griech., auch Epistrophe), Redefigur, bestehend in der Wiederkehr desselben Wortes oder derselben Wendung
am Ende mehrerer Sätze oder Satzglieder, Gegenteil von Anaphora (s. d.);
Epiphyllum AltensteiniiPfr. und Epiphyllum truncatumHaw., in Brasilien,
[* 27] mit rundlichem, holzigem Stamm, länglichen, hellgrünen,
nach unten sehr verschmälerten, langgezahnten, 5 cm und darüber langen und 2 cm breiten Gliedern, 5-6 cm langen, mehrere
Tage dauernden, rosenroten Blüten, werden nebst andern Arten als Zierpflanzen bei uns kultiviert. Durch künstliche Befruchtung
[* 28] mit Cereus speciosissimus sind viele prachtvolle, meist scharlachrot und sehr reich blühende Bastarde (Cereus hybridus) erzeugt.
Epiphyllum Altensteinii und Epiphyllum truncatumHaw. blühen am dankbarsten, wenn man sie auf Pereskia pfropft.
die westlichste Landschaft des alten Hellas, etwa 11,000 qkm groß, grenzte im S. an den
Ambrakischen Golf, Akarnanien und Ätolien, im O. an Thessalien und Makedonien, von denen es durch die Pinduskette
getrennt wurde, im N. an Illyrien, im W. an das Ionische Meer. Im Altertum, wie noch heute, war das Land nur ein halbgriechisches;
die Bewohner des Innern und des Nordens waren illyrischen, also nichthellenischen, Stammes, während sich
im S. und längs der Küste Griechen niedergelassen hatten, namentlich dorische Korinther, welche die ihnen benachbarten Barbaren
allmählich gräzisierten. Epirus hat einen bergigen Charakter,
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besonders an der Küste, wo die 2045 m hohen Keraunischen Berge steil zum Meer abfallen. Die östlichen Gebirge (Boion, Lakmos,
Kition) sind, den Pindos mit 2168 m Höhe ausgenommen, weniger hoch und bleiben zwischen 1500 und 1600 m Höhe. Im Innern des
Landes sind die Berge nicht hoch, sie werden von einer Anzahl Flüsse
[* 35] quer durchbrochen. Etwas nördlich
vom Pambotissee (See von Janina) erhebt sich eine niedrige Wasserscheide; südlich von derselben haben alle Flüsse, der Inachos
(Aspropotamo), Arachthos (Arta), Acheron (Phanariotikos) und Thyamis (Kalamas), eine nordsüdliche Richtung.
Nördlich von ihr fließt der Aoos (Viosa) nach NW., der Peneios, dessen Quellen Epirus angehören, nach SO.
Das ganze Land ist reich wie an Gewässern, so an Bäumen, wie denn dort die meisten unsrer deutschen Waldbäume, namentlich
Eichen und Buchen, gedeihen. Dafür gab es wenig Städte. Jedes Thal bildete für sich ein unabhängiges Fürstentum, deren Ephoros
noch 14 zählte. Zu den bekanntesten Völkern gehörten die Chaoner im NW. bis zum Thyamis und die Thesproter
im S. Bei beiden machte die Monarchie frühzeitig einer Adelsherrschaft Platz.
Die Hauptstadt der Chaoner war Phönike, deren Trümmerstätte noch heute Phiniki heißt; die der Thesproter Pandosia. Im
Gebiet der letztern lag die bedeutendste griechische Stadt, Ambrakia, eine korinthische Kolonie und starke
Festung,
[* 36] von wo aus die Küsten des nach ihr benannten Meerbusens hellenisiert wurden, und die zum Andenken an den Sieg von Actium
angelegte ColoniaJulia Actia Nicopolis. Der bedeutendste Volksstamm aber waren später die das Herz von Epirus einnehmenden Molosser
(s. d.), welche noch zu Herodots Zeiten als Barbaren galten und erst hundert Jahre später zu den OlympischenSpielen zugelassen wurden. Sie bildeten den Kern des epirotischen Reichs.
Ihm folgte Alexander I., der Bruder der Olympias, welcher in Italien
[* 37] Eroberungen zu machen versuchte, aber gegen die Lukaner fiel
(326). Unter den Königen Äakides und Alketas II. wurde Epirus in die makedonischen Händel verwickelt. König Pyrrhos II. (s. d.)
vereinigte durch Eroberung des Küstengebiets und der Pindoslandschaften ganz Epirus zu einem mächtigen Königreich,
das in der Geschichte eine wichtige Rolle spielte. Unter den folgenden RegierungenAlexanders II., Ptolemäos' und Pyrrhos' III.
wurde der Thron
[* 38] unter beständigen innern und äußern Kämpfen so ohnmächtig, daß die Epiroten um 230 eine Föderativrepublik
errichteten, während sich die östlichen Gebiete Athamania, Ambrakia, Amphilochia dem Ätolischen Bund
anschlossen. Da die Epiroten Perseus
[* 39] von Makedonien in seinem Kampf gegen den gemeinschaftlichen Feind, die Römer,
[* 40] unterstützten,
brach Paullus Ämilius, nachdem er denPerseus besiegt und gefangen, 168 in Epirus ein, gab 70 epirotische Städte der Verwüstung
preis und ließ 150,000 Einwohner als Sklaven verkaufen, angeblich zur Strafe für die Einfälle des KönigsPyrrhos in Italien. Das Land selbst
wurde zur römischen Provinz gemacht und im 4. Jahrh. n. Chr. über das südliche Illyrien
ausgedehnt (Epirus nova, Neu-Epirus). Im 13. Jahrh. bildete Epirus mit Ätolien und Akarnanien ein besonderes Despotat innerhalb des byzantinischen
Reichs; s. Albanien, Geschichte.
Seit 1634 bekleidete er die Stelle des ersten Professors an dem neuerrichteten Remonstrantenseminar zu Amsterdam. Er starb 1643. Episcopius war
nächst Grotius derjenige, welcher dem arminianischen System die freiere, noch über die fünf Artikel von 1610 (s.
Arminianer) hinausgehende, rationalistische Fortbildung gab. Unter seinen Schriften sind das arminianische Glaubensbekenntnis
und die Apologie, außerdem die unvollendete »Institutio theologica« hervorzuheben,
Eine Gesamtausgabe erschien Amsterdam 1650 und 1665, 2 Bde.
2) Name einer hervorragenden BaselerBuchdrucker- und Buchhändlerfamilie des 16. Jahrh. Der Begründer
und Hauptvertreter derselben, Nikolaus Episcopius, geb. 1501, stammte aus Rittershofen bei Weißenburg
[* 44] i. Episcopius, erwarb 1520 das Bürgerrecht
in Basel,
[* 45] verbrachte dann mehrere Jahre zu Montdidier und kehrte 1529 nach Basel
zurück; wo er eine Tochter des berühmten BuchdruckersJohannesFroben heiratete und mit seinem SchwagerHieronymusFroben ein Verlagsgeschäft gründete, aus dem
namentlich schöne und korrekte Ausgaben griechischer und lateinischer Klassiker hervorgingen. Er starb Sein Sohn
und Geschäftserbe Nikolaus Episcopius (II.), geb. 1531, folgte ihm schon ein Jahr später
im Tod nach. Dessen BruderEusebius, geb. 1540, war erst Korrektor in der Herwagenschen Druckerei, associierte
sich 1565 mit seinem Bruder, erwarb 1568 noch die Herwagensche Offizin und starb Wie lange seine Söhne nach ihm
das Geschäft noch fortgeführt, ist nicht bekannt. Das Geschlecht der Episcopius blüht in Basel
unter dem deutschen Namen »Bischoff« noch
heute.
Die großen Reformkonzile des 15. Jahrh. selbst, die bedeutendsten Theologen
der Zeit und vor allem die UniversitätParis entwickelten diesen Grundgedanken des Episkopalsystems mit größter Freimütigkeit
und Konsequenz, wie denn die episkopalistischen Grundsätze in Frankreich immer festgehalten und geradezu in das System des gallikanischen
Kirchenrechts aufgenommen worden sind. Aber auch in den Niederlanden und in Deutschland
[* 49] fand das Episkopalsystem bedeutende
Vertreter, dort in Zeger Bernhard van Espen (»Jus ecclesiasticum universum«, 1702),
Diesem letztern gegenüber will das Episkopalsystem eine solche Kirchenverfassung (Episkopalverfassung), wonach der
Papst nur als primus inter pares in Betracht kommen soll, indem behauptet wird, daß sein Sitz nur aus zufälligen Gründen
geschichtlicher Natur in Rom sei, daß der Primat unter Umständen auch von da verlegt werden könne, daß jedenfalls alle Bischöfe
nach
Matth. 18, 18. ihre Autorität unmittelbar göttlicher Verleihung verdanken, und daß nur in ihrer
Gesamtheit die höchste Kirchengewalt zu erkennen sei.
Die Rechte, welche auch auf diesem Standpunkt dem Primat zuerkannt werden, teilen sich in notwendige (jura essentialia, primigenia,
naturalia), wozu namentlich der Primat der Ehre und Jurisdiktion gehört, und in erworbene (jura accidentalia,
acquisita, secundaria). Unter den neuesten Verteidigern des Episkopalsystems sind hervorzuheben: v. Droste-Hülshoff (»Grundsätze
des gemeinen Kirchenrechts«, Münst.
1830-33, 2 Bde.),
Nuitz (»Juris ecclesiastici institutiones«, Tur. 1844; »In jus ecclesiasticum universum tractationes«,
das. 1850; verurteilt durch das päpstliche Breve vom
Vgl. Schneemann, Der Papst, das Oberhaupt der Gesamtkirche
(Freiburg
[* 52] 1867);
Im protestantischen Kirchenrecht versteht man unter Episkopalsystem diejenige Theorie, welche sich auf die historische Thatsache stützt,
daß durch den Religionsfrieden von 1555 die geistliche Jurisdiktion der katholischen Bischöfe
über die
augsburgischen Konfessionsverwandten bis zur gütlichen Vergleichung der Religionshändel suspendiert worden ist, und annimmt,
daß die bischöfliche Gewalt einstweilen auf die Landesherren devolviert und in diesen also mit der Eigenschaft von Landesherren
die von einstweiligen Bischöfen verbunden worden sei.
Die allgemeine Vorstellung, welche dem Episkopalsystem zu Grunde liegt, findet sich schon um den Anfang des 17. Jahrh.; die genauere Begründung
desselben aber versuchten zuerst M. Stephani (»De jurisdictione«, Frankf. a. M. 1611),
bei den alten Griechen ursprünglich die zwischen den Chorgesängen eingeschaltete Handlung. In den ersten Anfängen des griechischen
Theaters, wo der Chor die Hauptrolle spielte, erschien der Dialog als Einschiebsel. Im engern Sinn werden
kleinere, neben der Haupthandlung eines größern poetischen Kunstwerkes (Epos, Drama, Roman) herlaufende oder in dieselbe verwebte
Nebenhandlungen (Olint und Sophronia in Tassos »Befreitem Jerusalem«,
[* 55] Max undThekla im »Wallenstein«) Episoden genannt.
Solche Episoden sind für zulässig und gerechtfertigt anzusehen, wenn sie, ohne absolut notwendige,
integrierende Bestandteile des Gedichts zu sein, die Haupthandlung nicht nur nicht aufhalten, sondern zu deren Entwickelung
und Förderung wesentlich beitragen. Zugleich müssen sie Bilder für sich geben, gleichsam Mikrokosmen in dem Makrokosmus
des ganzen Gedichts sein. In der gewöhnlichen Ausdrucksweise versteht man unter Episode jede Abschweifung von dem
Hauptgegenstand der Rede.
(griech.), im allgemeinen »Brief«; dann besonders eine Dichtungsart, die dazu dient, einem supponierten Subjekt
Gelegenheit zu geben, auf die Vorstellung, das Gefühl oder den Willen eines
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Zweiten einzuwirken, an welchen sie gerichtet ist. Es ist zwar nicht notwendig, daß die Personen, welche Briefe wechseln,
fingierte seien oder gar bloße wesenlose Abstraktionen von bestimmten Menschenklassen, wohl aber, daß der Inhalt ein allgemein
interessanter sei. Über diesem Bestreben darf aber der Dichter keineswegs vergessen, den allgemein interessanten Inhalt
den bestimmten Individualitäten des Schreibers und Empfängers anzupassen, d. h. er muß sich bestreben, der poetischen Wahrheit
in Personen und Individualitäten gerecht zu werden.
Die Briefe dieser Art sind meist in Hexametern oder Distichen geschrieben; im Deutschen möchte sich noch besser der Iambus in
freier Behandlung mit wechselnden Füßen (wie ihn Uz, Michaelis, Wieland und besonders v. Göckingk anwendeten)
zur Epistel eignen; die Franzosen gebrauchen dazu den Alexandriner. Was den materiellen Inhalt der poetischen Epistel anbelangt, so wird
entweder ein Faktum poetisch dargestellt (epische Epistel), oder es werden subjektive Vorstellungen und Gefühle des Briefschreibenden
zur Darstellung gebracht (lyrische Epistel). In den meisten Fällen wird der Briefschreiber seinem Freund irgend
eine Wahrheit mitteilen wollen, und dann wird die Epistel didaktisch, wie die meisten der Briefe des Horaz (z. B. die berühmte
»Epistola ad Pisones«). - In der Theologie versteht man unter Episteln die im NeuenTestament enthaltenen Briefe der Apostel; dann
die Abschnitte aus den letztern (epistolische Perikopen), welche an Sonn- und Festtagen am Altar
[* 57] verlesen
zu werden oder der Predigt zu Grunde zu liegen pflegen.
formatae (lat.), formulierte oder schematisierte
Briefe, in den ältesten Zeiten der christlichen Kirche Empfehlungsbriefe, welche wandernde Brüder von der einen Gemeinde an
die andre erhielten.
laureatae (lat.), mit Lorbeeren umwundene Briefe, wie sie die römischen Feldherren mit
der Siegesnachricht nach Rom zu schicken pflegten (Siegesbülletins).
Reuchlin appellierte
an den Papst, und dieser erteilte darauf dem Bischof von Speier
[* 61] den Auftrag, die Sache zu untersuchen. Obwohl
letzterer für Reuchlin entschied, kam doch auf Veranlassung Hoogstratens die Sache 1514 nochmals vor den
päpstlichen Hof
[* 62] und war hier mehrere Jahre anhängig. In dieser Zeit erschienen nun die Epistolae. Der Titel und wohl der ganze Gedanke
der Schrift ist als Gegenstück zu den (nicht fingierten) »Epistolae clarorum virorum« an Reuchlin entstanden, die 1514 von
ihm veröffentlicht worden waren, um in dem Streit mit den Kölnern ein Gewicht in seine Wagschale zu werfen;
ihnen wurde in den Epistolae ein erdichteter Briefwechsel aus dem Kreise
[* 63] seiner Widersacher entgegengestellt.
Die Haupttendenz derselben war, der bereits in der öffentlichen Meinung sehr gesunkenen Sache des Mönchtums eine Hauptniederlage
beizubringen, den gesamten Obskurantismus in seiner Ohnmacht hinzustellen und der freien Wissenschaft das
ihr gebührende Stimmrecht bei den Fragen des Zeitalters zu sichern. Es ist darin die derb-satirische volksmäßige Richtung
der Opposition in ihrer Vereinigung mit der humanistischen zu ihrer Vollendung durchgedrungen. Die Briefe der Dunkelmänner
sind schlagend, treffend, vernichtend und, obwohl mit den gröbsten Waffen fechtend, doch in ihrer Art
durchaus vollendet.
Die Briefe sind nämlich angeblich von Anhängern des alten Systems an einen gewissen Ortuinus Gratius, Professor der scholastischen
Theologie in Köln,
[* 64] den lateinischen Handlanger und poetischen Schildhalter der dortigen Obskuranten, gerichtet, und jene sprechen
sich hier ganz offen in ihrer krassen Unwissenheit aus; zugleich aber berichten sie von den Ansichten
der Reuchlinisten und müssen so selbst der Wissenschaft das Wort reden. In Bezug auf die Ausdrucksweise mag im einzelnen die
schlechte Latinität der alten Theologen und Scholastiker etwas übertrieben sein, aber im allgemeinen ist sie durchaus charakteristisch,
an vielen Stellen sogar unübertrefflich.
Ganz adäquat der Form ist der Inhalt der Sendschreiben. Die Briefsteller unterhalten sich am liebsten
über Speisen und Getränke, vorzüglich aber über die Freuden der Liebe. Nicht minder als die Üppigkeit werden der Dünkel
und die Titelsucht der geistlichen Herren mitgenommen. Natürlich ist aber der Kampf zwischen Reuchlin und den Humanisten auf
der einen und den Scholastikern und Pfaffen auf der andern Seite der Hauptgegenstand der Korrespondenz.
Diese erregte gleich bei ihrem Erscheinen das größte Aufsehen, obgleich anfänglich auch die Pfaffenpartei, die Satire nicht
verstehend, sich die Briefe zu ihren gunsten auslegte.
Männer von anerkannter Mäßigung, wie ErasmusundThomasMorus, äußerten ihr Entzücken darüber; Luther
dagegen, dem, damals wenigstens, der Humor zur richtigen Auffassung eines solchen Werkes fehlte, fand die Briefe frech und
nannte den Verfasser einen Hanswurst. Umsonst erwirkte die angegriffene Partei mit schweren Summen die Verdammung der Urheber
und Leser des Buches durch ein päpstliches Breve; es trug nur noch mehr zur Verbreitung wie zur Nachahmung
desselben bei, wenn auch keine von allen dadurch hervorgerufenen Satiren an Frische und Kraft
[* 65] das Original erreichte. Die allgemeine
Meinung hielt anfangs Reuchlin für den Urheber, später erklärte sie sich für drei Verfasser: Reuchlin, Erasmus und Hutten.
Nachdem die beiden erstern die Ehre abgelehnt, blieb Hutten als Haupturheber stehen; doch gesellte man
ihm nach und nach noch einige seiner geistesverwandten Freunde bei. Nach einer Untersuchung Kampschultes (»DeCroto¶
1878) war Crotus Rubianus wohl der bedeutendste Mitarbeiter, wenn nicht der Urheber; doch dürften namentlich die ernstern
Stücke des zweiten Teils, insbesondere das »Schlauraffsche Reisegedicht«,
ein Prachtstück der ganzen Sammlung, auf Hutten zurückzuführen sein. Die Epistolae erschienen in zwei Teilen
an verschiedenen Orten und unter verschiedenen Titeln und bestehen, wie sie jetzt vorliegen, 1) aus den 41 Briefen der ersten
und zweiten Ausgabe, die angeblich in Venedig
[* 68] bei Minutius (absichtlich statt Manutius), in der That aber zu Hagenau
[* 69] bei W. Angst
im Herbst 1515 und Anfang 1516 erschienen;
2) aus dem zur dritten Ausgabe (auch noch von 1516) hinzugekommenen Anhang von 7 Briefen;
3) aus dem 1517 bei Froben in Basel
erschienenen zweiten Teil mit 62 Briefen, wozu 4) in der zweiten Ausgabe nochmals ein Anhang von 8 Briefen
kam. Ein sogen. dritter Teil der Epistolae (zuerst 1689 gedruckt)
ist eine Sammlung vermeintlicher Seitenstücke dazu aus verschiedener Zeit und hat mit dem ursprünglichen Buch nichts mehr
zu schaffen. Unter den zahlreichen Gesamtausgaben sind die zu Frankfurt
[* 70] (1643), die Londoner Duodezausgabe ohne Jahreszahl,
die von Maittaire (Lond. 1710), Münch (Leipz. 1827), von Rotermund (Hannov. 1827, 2 Bde.)
und die anonym erschienene von Böcking (Leipz. 1858, 2. Aufl. 1869) hervorzuheben. Mit Kommentar und eingehenden
bibliographischen Nachweisen finden sie sich in BöckingsAusgabe von »Hutteni opera« (Supplement, Leipz. 1864-69, 2 Bde). Eine
Übersetzung ins Deutsche
[* 71] lieferte Binder (Stuttg. 1875). Eine Verteidigungsschrift Pfefferkorns 1516 sowie die »Lamentationes
obscurorum virorum« (Köln 1518) vermochten den Epistolae nur lahme und gezwungene Witze entgegenzustellen.
Die »Epistolae novae obscurorum virorum ex Francofurto Moenano ad Dr. Arnoldum Rugium rubrum nec non abstractissimum datae«
von G. Schwetschke (Frankf. 1849; neu hrsg. mit Erläuterungen, Halle
[* 72] 1875) behandelten die innern Angelegenheiten des deutschen
Reichsparlaments in witziger Weise, ebenso die »Epistolae obscurorum virorum«
(Leipz. 1872) das vatikanische Konzil.
(griech.), »Nachschluß«,
d. h. ein solcher Schluß, der zu einem andern hinzukommt, indem man den Schlußsatz des ersten zu einem
Vordersatz des zweiten macht. Durch Verknüpfung mehrerer Schlüsse dieser Art entsteht die episyllogistische Schlußreihe.
Der den Episyllogismus begründende Schluß ist der Vorschluß oder Prosyllogismus. Eine prosyllogistische Schlußreihe entsteht daher,
wenn mehrere Prosyllogismen aneinander gereiht werden. Die analytische oder regressive Schlußreihe ist prosyllogistisch,
die synthetische oder progressive aber episyllogistisch. Wird der Ober- oder Untersatz eines
Schlusses durch einen neuen Schluß
bewiesen, so ist dies ein Prosyllogismus; wird aber die Folge eines Schlusses in einem neuen Schluß gegeben, so ist letzterer
ein Episyllogismus. Es sind also zum Prosyllogismus wie zum Episyllogismus stets mindestens zwei
Schlüsse erforderlich. Vgl. Schluß.
Ephoros, der (vermutlich nach dem Peloponnesischen Krieg) ein Gesetz vorschlug und durchsetzte,
nach welchem es gestattet wurde, den ursprünglich zum unveräußerlichen Besitz der spartiatischen Familien bestimmten Grundbesitz
durch Testament oder Schenkungen an andre übergehen zu lassen.
Die Folge war, daß im Lauf der Zeit der
Grundbesitz in wenige Hände kam, die Zahl der Spartiaten sich verminderte und der spartanische Staat seine Grundlage verlor.
(griech., scil. logos), Leichenrede; in Athen besonders die Rede, welche zur Feier der Bestattung der im Verlauf
jedes Jahrs für das Vaterland Gefallenen von einem dazu berufenen Redner gehalten zu werden pflegte. Berühmt
ist besonders die Leichenrede des Perikles auf die in den ersten Jahren des Peloponnesischen KriegsGefallenen, welche Thukydides
aufbewahrt hat. Außer einer andern von Perikles besitzen wir noch eine von Lysias und eine unter des DemosthenesNamen. Später wurde auch in Friedenszeiten zum Andenken der früher Bestatteten ein Epitaphios gehalten und dabei, als
Cicero in Athen war, die in Platons »Menexenos« erhaltene Leichenrede vorgetragen. In der Folge sanken die Epitaphien zu bloßen
Prunkreden herab, und auch die ähnlichen Laudationes funebres der Römer haben einen vorzugsweise panegyrischen
Charakter.
(griech.), bei Griechen und Römern das Hochzeitslied, welches uralter Sitte gemäß meist chorweise vor
dem Schlafgemach (thalamus) der Neuvermählten abgesungen wurde. Von derartigen Gesängen der Sappho, des Anakreon, Pindar u. a.
sind nur spärliche Fragmente auf uns gekommen. Aus der ältern römischen Zeit besitzen wir Catullus'
»Epithalamium Peleï et Thetidos«; aus der Kaiserzeit sind Epithalamien
erhalten von Statius, Ausonius, Claudianus, ApollinarisSidonius, Ennodius, Venantius Fortunatus etc. und das »Epithalamium Laurentii«.
Sie waren meist im epischen Versmaß gehalten und zeichneten sich durch eine gewisse sinnliche Derbheit
und Keckheit aus. Eine Sammlung römischer Epithalamien findet sich in Wernsdorfs »Poetae
latini minores«, Bd. 4, Teil 2 (Helmst.
1789).
tierisches Gewebe (s. d.), welches die freie Oberfläche der äußern Haut, der
Schleimhäute, Drüsen etc. bekleidet und nur aus dicht aneinander gelagerten Zellen besteht. Nach der Form der letztern unterscheidet
man das Pflasterepithelium
[* 66]
(Fig. 1), dessen flache Zellen wie Pflastersteine nebeneinander liegen, das
Cylinderepithelium
[* 66]
(Fig. 2), dessen hohe Zellen wie senkrecht gestellte kurze Stäbe nebeneinander stehen, das kubische oder
würfelförmige Epithelium, das mit Wimpern versehene Flimmerepithelium (s. Flimmer) etc. In
¶