Endospor
(Endosporium), die Innenhaut der Sporenzelle bei den Kryptogamen.
(Endosporium), die Innenhaut der Sporenzelle bei den Kryptogamen.
(franz., spr. ang-), s. Indossieren. ^[= (v. ital. in dosso, "auf dem Rücken"), einen Wechsel, eine Anweisung oder ein andres ...]
s. Buchbinden, ^[= das Verfahren, die Blätter eines Buches zusammenzuheften und mit einem aus Rücken und Deckeln ...] S. 546.
(griech.), das zarte Häutchen auf der Innenfläche der Lymph- und Blutgefäße sowie der Körperhöhlen.
Reime am Schluß der Verse, besonders aber vorgeschriebene Reime (franz. Bouts-rimés), nach welchen jemand ein Gedicht machen soll, eine Spielerei der Improvisatoren.
Bernhard, Schriftsteller, geb. zu Berlin, [* 2] studierte daselbst Philologie, mußte wegen Beteiligung an der Studentenadresse an das Frankfurter Parlament die Universität verlassen, nahm 1849-51 an den schleswig-holsteinischen Feldzügen teil und wandte sich dann nach Hamburg, [* 3] wo er als Lehrer und als Journalist thätig war und 1859 die »Blätter für deutsche Dichtung« herausgab. 1864 vom Herzog Friedrich von Schleswig-Holstein [* 4] nach Kiel [* 5] berufen, wirkte er in dessen Diensten in der Presse [* 6] bis Juli 1866 und lebte dann wieder schriftstellerisch thätig in Hamburg, Itzehoe und in Straßburg. [* 7]
Seit 1876 wirkte er im preußischen Archivdienst, zuerst in Düsseldorf, [* 8] seit 1882, zum Staatsarchivar ernannt, in Wetzlar [* 9] und seit 1885 in Posen, [* 10] wo er die »Zeitschrift der historischen Gesellschaft für die Provinz Posen« herausgab und starb. Er veröffentlichte zuerst »Gedichte« (Hamb. 1857),
bald darauf seine schleswig-holsteinischen Erinnerungen: »Von einem verlornen Posten« (das. 1857);
»Das Schillerfest in Hamburg« (das. 1860);
»Geschichten und Gestalten«, erzählende Dichtungen (das. 1863);
eine Übersetzung von G. Flauberts »Versuchung des heil. Antonius« (Straßb. 1874) u. a.
(Causa finalis), s. v. w. Zweck, weil sie bestimmenden Einfluß auf den Willen hat (s. Ursache).
s. Urteil. ^[= die unmittelbare (wie der Schluß [s. d.] die mittelbare) Form der Begriffsverknüpfung, in ...]
[* 11] der schöne Schläfer der griech. Mythologie, Sohn des Zeus, [* 12] nach andern des Aethlios und der Kalyke, ein Jüngling von ausgezeichneter Schönheit und Geliebter der Selene [* 13] (Luna), die, so oft er, von der Jagd ermüdet, auf dem Berg Latmos in Karien entschlummerte, liebend zu ihm herabstieg, um ihn zu küssen und bei ihm zu ruhen. Sie gebar ihm 50 Töchter (nach Böckh die 50 Monde des olympischen Festcyklus bedeutend), und Zeus gewährte ihm auf seine Bitte ewigen Schlaf mit Unsterblichkeit und Jugend. Eine andre Sage läßt Endymion nach Elis einwandern und diese Landschaft von ihm beherrscht werden. So zeigte man auch sein Grab in Olympia. Der Mythus mag in dem Eindruck, den der Monduntergang an den weißlichgrauen Felswänden des Latmos machte, seinen Ursprung haben. Andre sehen in demselben das Bild des Mondes, welcher gleichsam ins Wasser taucht und dasselbe küßt; Max Müller endlich (»Essays«, Bd. 2) faßt Endymion als die untergehende Sonne, [* 14] Selene als den aufgehenden Mond. [* 15]
s. Elysia. ^[= bei den alten Griechen Orte, wohin der Blitz geschlagen hatte; sie wurden für heilig]
Johann (auch Jansen der Enenkel, Johannes Nepos),
deutscher Dichter, lebte zu Wien, [* 16] bürgerlicher oder nach andrer Auffassung adliger Abkunft, auch Domherr, verfaßte in den letzten Jahrzehnten des 13. Jahrh. eine »Weltchronik«, für deren ersten Teil er die »Weltchronik« des Rudolf von Ems, für den zweiten die »Kaiserchronik« benutzte. Das Werk, in zahlreichen Handschriften vorhanden (von Maßmann in der Ausgabe der »Kaiserchronik«, Bd. 3, verzeichnet),
ist bis jetzt nur in Proben bekannt geworden, die sich unter anderm finden in Pez' »Scriptores rerum austriacarum« (Bd. 2),
in Maßmanns »Eraclius« und »Kaiserchronik« (Bd. 3) und in der Schrift von K. Roth: »Bruchstücke aus Jansen des Enenkels gereimter Weltchronik« (Münch. 1854). Eine kritische Ausgabe für die »Monumenta Germaniae« ist in Vorbereitung. Der Fortsetzer der »Weltchronik« Rudolfs, Heinrich von München, [* 17] schrieb Enenkels Werk aus, welches später auch in Prosa aufgelöst wurde. Ein zweites poetisches Werk Enenkels aus der Mitte des Jahrhunderts, welches er auch in seine Chronik einreihen wollte, ist sein »Fürstenbuch von Österreich«, [* 18] dessen Handschriften ebenfalls von Maßmann verzeichnet sind; herausgegeben von Megiser (Linz [* 19] 1618; neuer Abdruck, das. 1740) und von Rauch (»Scriptores rerum austriacarum«, Bd. 1).
(griech.), Kraft, [* 20] Thatkraft, Wirkungsvermögen.;
auch Kraft des Charakters, Nachdruck;
(griech.), ein von einem Dämon besessener rasender Schwärmer (s. Exorzismus).
(lat.), entnerven, entkräften;
Enervation, Entnervung, Entkräftung.
(Veneter), altes Volk in Paphlagonien, in der historischen Zeit schon aus seinen ursprünglichen Sitzen verschwunden, Bundesgenosse des Priamos von Troja, [* 21] mit der Stadt Amisos, angebliches Stammvolk der Veneter (s. d.) in Italien. [* 22]
(spr. angfangtang), Barthélemy Prosper (gewöhnlich Père Enfantin genannt), der Lieblingsschüler des Sozialisten Saint-Simon und einer der Begründer des Saint-Simonismus (s. Sozialismus), geb. zu Paris, [* 24] wurde in einem Lyceum, später (1813) in der polytechnischen Schule gebildet und besuchte dann als Weinreisender Belgien, [* 25] Deutschland [* 26] und Rußland. 1821 trat er in ein Bankhaus zu Petersburg, [* 27] kehrte jedoch schon 1823 nach Paris zurück, wo er Kassierer bei der Hypothekenbank wurde.
Ein enges Freundschaftsbündnis mit Olinde Rodrigues führte ihn zum Studium der Schriften Saint-Simons, dessen eifrige Schüler beide wurden. Sie gründeten 1825 eine Kommanditgesellschaft zur Unterhaltung des Journals »Le [* 28] Protecteur«, indem Enfantin Saint-Simons Ideen entwickelte. Nach und nach bildete sich um ihn und Bazard (s. d.), namentlich seit den öffentlichen Vorlesungen des letztern (1829),
ein Kreis [* 29] von Anhängern, die Schule der Saint-Simonisten wurde begründet, und in dem Collège, der Vereinigung der Eingeweihten, wurden Enfantin und Bazard zu »hohen Vätern« (pères suprèmes) geweiht. Jeder von ihnen zog aber aus den Lehren [* 30] ihres toten Meisters andre Folgerungen. Bazard hielt sich an die philosophisch-politische Seite derselben, während Enfantin die philosophisch-soziale Richtung weiter verfolgte. Er verwandelte die Prinzipien in Dogmen, die Schule in eine Kirche und das Lehrerkorps in einen Priesterstand, eine Hierarchie.
Die Menschheit teilte er in zwei Klassen, die philosophische oder die ruhige und die sensitive oder bewegliche; er erklärte die von der Gesellschaft aufgestellten Gesetze für ungerecht gegen die letztere, namentlich in Bezug auf die Ehe. Er forderte die Emanzipation der Frauen, die völlige Gleichheit des Weibes mit dem Mann und verteidigte auch in der Entwickelung der cynischen Theorie von einem Doppelpriester die Freiheit des geschlechtlichen Verkehrs. Über diesen Punkt brach 1831 Zwist unter den Häuptern der Schule aus, und der politische Teil ¶
der Sekte mit Bazard trennte sich von dem »Mann des Fleisches«, während die soziale Fraktion mit Enfantin zusammenhielt, der von nun an »Le Père« hieß und sich von seinen Predigern für das »lebendige Gesetz«, eine Art Messias, erklären ließ. Als die Gesellschaft sich mit Ekel von seinen neuen Lehren abwandte, zog sich Enfantin mit einigen 40 ihm treu gebliebenen Anhängern auf seine Besitzung in Ménilmontant zurück und organisierte dort eine patriarchalisch-sozialistische Gesellschaft nach seinen neuen Lehren.
Die Staatsgewalt sah in der Verbindung eine Verletzung des Vereinsgesetzes, zugleich aber auch der öffentlichen Moral und guten Sitten und stellte Enfantin mit seinen Genossen (darunter Rodrigues, Michel Chevalier, Duveyrier, Barrault etc.) vor die Assisen. Enfantin wurde zu einem Jahr Gefängnis und 100 Frank Geldstrafe verurteilt. Die Verbindung wurde aufgelöst, der Saint-Simonismus war damit vernichtet. Enfantin ging, nach einigen Monaten seiner Haft wieder entlassen, mit mehreren seiner Anhänger nach Ägypten [* 32] und wurde dort als Ingenieur des Paschas an den Nildämmen beschäftigt. Wieder nach Frankreich zurückgekehrt, erhielt er eine Anstellung als Postmeister und ging dann als Mitglied der wissenschaftlichen Kommission, welche mit der Untersuchung der Kolonisationsfrage beauftragt war, nach Algerien. [* 33] In seiner Schrift »Colonisation de l'Algérie« (Par. 1843) gab er eine klare Erörterung der Frage.
Nach der Februarrevolution redigierte er wieder ein Journal, »Le Crédit public«, das viel von dem alten Saint-Simonistischen Geist in sich hatte, aber bald aus Geldmangel einging. Später ward er bei der Verwaltung der Lyoner Bahn angestellt. Er starb Von seinen Schriften verdienen hauptsächlich Erwähnung: »Économie politique et Politique Saint-Simonienne« (1831);
»Morale« (1832);
»Le livre nouveau« (1832);
»La religion Saint-Simonienne« (1831).
Seine Werke erschienen gesammelt mit denen von Saint-Simon in 17 Bänden (Par. 1865 ff.).
de France (»Kinder Frankreichs«),
in Frankreich ehedem Bezeichnung der legitimen Kinder und Enkel des regierenden Königs, während die übrigen Verwandten desselben princes und princesses du sang (»Prinzen« und »Prinzessinnen von Geblüt«) hießen.
de troupe, in den franz. Regimentern Söhne von Militärs (1-2 bei einer Kompanie, Eskadron oder Batterie), die auf Staatskosten erzogen wurden;
durch Gesetz vom aufgehoben. Es erhalten jetzt die Familien, deren Söhne durch eine Kommission hierfür vorgeschlagen werden, Erziehungsgelder von 100-180 Frank jährlich;
mit dem 13. Lebensjahr treten die Knaben in Militär-Vorbereitungsschulen, deren sechs: zu Rambouillet, Montreuil sur Mer, Bayeux, Bagnols sur Cèze, Pézénas und Bourges, errichtet sind.
perdus (franz., »verlorne Kinder«),
im Mittelalter und bis ins 17. Jahrh. leichte, mit Arkebusen bewaffnete Truppen, welche beim Sturmlauf die ersten waren und deshalb für verloren galten.
sans souci (franz.), Name einer Gesellschaft, welche unter Karl VI. in Paris zur Darstellung von Spottspielen, den sogen. sotties, privilegiert worden war und der Confrérie de la passion (s. d.) sowie der Genossenschaft der Bazoche (s. d.) große Konkurrenz bereitete.
Sie stand unter einem eignen Oberhaupt, das den Titel »prince des sots« (»Fürst der Narren«) führte, wurde aber wegen der zügellosen Rohheit, in die sie später verfiel, mehrmals unterdrückt und fand 1659 ihr definitives Ende.
terrible (franz., »Schreckenskind«),
ein plauderhaftes Kind, das durch Wiedererzählung gehörter oder gesehener Dinge etc. seinen Angehörigen Verlegenheiten bereitet;
daher im weitern Sinn jemand, der seine Partei oder Sache kompromittiert.
Der Ausdruck soll vom Zeichner Paul Gavarni (s. d.) herstammen, der ihn als Titel für einen seiner komischen Bilderbogen erfand.
(spr. ennfihld), Stadt in der engl. Grafschaft Middlesex, 16 km nördlich von der Londonbrücke, mit (1881) 19,119 Einw., ehemals berühmt wegen seines wildreichen, jetzt längst vernichteten Waldes.
In der Nähe eine berühmte Gewehrfabrik der Regierung.
s. Handfeuerwaffen. ^[= (hierzu die Tafeln "Handfeuerwaffen I-III"), im Gegensatz zu den Geschützen diejenigen ...] [* 34]
(franz., spr. angfilad), in der Baukunst [* 35] eine Zimmerreihe in solchem Zusammenhang, daß bei geöffneten Mittelthüren der Blick durch alle Zimmer geht;
auch Längenfeuer (s. Enfilieren).
(franz., spr. ang-), einfädeln;
aufreihen, verstricken (in ein Unternehmen);
militärisch: eine Truppenaufstellung, Festungsfronte oder Festungslinien in der Richtung ihrer größten Länge beschießen, weniger um bestimmte Punkte zu treffen, als um größere Raumstrecken unsicher zu machen. Im Festungskrieg (s. d.) legt dazu der Angreifer mit schweren Geschützen armierte Enfilierbatterien an.
(franz., spr. angfäng), endlich;
kurzum.
(franz.), entflammen.
(franz., spr. angfl, von enfler, »anschwellen«),
sehr einfaches Spiel mit Whistkarte, meist unter sechs Personen, wobei jede acht Blätter erhält. Wer dem Geber zur Rechten sitzt, spielt aus, und die andern müssen die gespielte Farbe bedienen. Hat jeder die Farbe, so spielt der weiter, welcher mit dem höchsten Blatte den Stich machte. Hat aber jemand die Farbe nicht, so »schwillt« er, d. h. er muß alle Blätter des unterbrochenen Stiches zu den seinen einziehen. Der »Geschwollene« spielt aber wieder an. Wer zuerst aller Karten ledig ist, hat die Tour gewonnen.
(franz., spr. angflörahsch'), Blumenduftgeben, s. Parfümerie. ^[= (franz.), Industriezweig, welcher sich mit der Darstellung wohlriechender Präparate beschäftigt. ...]
(franz., spr. angfongfs-), in die Tiefe versenken;
ein-, durchbrechen;
sich in etwas vertiefen;
einsinken. Enfoncement (spr. angfongss'mang), Vertiefung, Hintergrund (eines Gemäldes, der Bühne etc.).
(franz., spr. angforss-), verstärken.
(franz., spr. angfü-), einräuchern.
(rätoroman. Engiadina, Engadina), Bergthal im schweizer. Kanton Graubünden, [* 36] eins der höchstgelegenen bewohnten Thäler Europas und von mehr als 80 km Länge, bildet die obere Thalstufe des Inn und zerfällt in zwei völlig verschiedene Hälften, das Ober- und das Unter-Engadin, die durch die Puntauta (hohe Brücke) [* 37] getrennt sind. Das erstere, an Großartigkeit der Gebirgswelt und an Umfang der Gletschermassen mit den besuchtesten Alpengegenden wetteifernd, hat bei einer Seehöhe von 160-1800 m ein ziemlich kaltes Klima, [* 38] so daß der Winter fast zwei Drittel des Jahrs einnimmt; Schnee [* 39] mitten im Hochsommer fallen zu sehen, ist ebensowenig eine Seltenheit wie im Winter eine Temperatur von -35° C. Aber an schönen Sommertagen ist die Landschaft von anziehendem Charakter. Den grünen Wiesengrund des Thals fassen beiderseits Berge ein, hinter denen erst die Schneegipfel hervorschauen. Die Abhänge der südlichen Berge tragen vom Fuß an Nadelwälder; über diesen folgt die Stufe der obern Alpweiden, und man kann hier stundenweit die Grenzlinie beider am Abhang wagerecht und scharf gezeichnet sehen. Das Ober-Engadin steht durch die Pässe des Bernina und des ¶
Maloja mit Italien in Verbindung. Das Unter-Engadin ist weit stärker (von 1610-1019 m) geneigt, wird enger und wilder; der Fluß rauscht über Felstrümmer und wühlt sich zwischen engen Wänden durch. Die wildeste seiner Schluchten ist die von Finstermünz, wo er das Schweizer Gebiet verläßt. Das untere Engadin ist großartiger, romantischer, tannenschwärzer, das obere freundlicher, behäbiger. Im Ober-E. liegen die Ortschaften in der breiten Thalfläche und zeugen durch ihr schmuckes Aussehen von der Sauberkeit, dem Ordnungssinn und der Wohlhabenheit der Bewohner; die Dörfer des Unter-Engadin hängen an den Bergböschungen hoch über dem Inn und sehen minder freundlich aus.
In den waldigen Seitenthälern hausen noch Bären, Lämmergeier etc. Für den Botaniker ist das Engadin eine unerschöpfliche Schatzkammer, namentlich ist die Kryptogamenflora reich. Auch an nutzbaren Mineralien [* 41] (Galmei, Bleiglanz, silberhaltige Bleierze, Kupferkiese etc.) ist das Engadin nicht arm; aber noch größere Schätze sind die berühmten Mineralquellen von St. Moritz im Ober- und Schuls-Tarasp im Unter-E. Ebenso eigentümlich wie das Land sind auch die Bewohner.
Die Engadiner, ein rätoromanisches Völklein, gegen 11,600 Köpfe stark, wandern, wie überhaupt die Graubündner, nach fremden Städten, hauptsächlich als Zuckerbäcker, Cafétiers oder Handelsleute. Wer dann in der Fremde sein Glück gefunden, kehrt aus tief gewurzelter Anhänglichkeit an die heimatlichen Gebirge in sein kaltes Hochthal zurück, um hier den Rest seiner Tage zu verbringen. Das Engadin zählt im ganzen 21 Pfarrdörfer: im obern Engadin liegen Bevers, Silvaplana, St. Moritz, Samaden, Zuz (Scuoz), Scanfs und Pontresina;
im untern Zernetz, Süß, Lavin, Tarasp, Schuls und Martinsbruck. - Ober-Engadin hatte seine eignen Grafen.
Graf Dedalrich verkaufte 1139 sein Land an das Bistum Chur, [* 42] von dem sich 1494 die Oberengadiner frei kauften. Im Unter-E. führten die vielfach sich durchkreuzenden Herrschafts- und Lehnrechte der Besitzer zu langen Fehden. Im Veltliner Krieg wurde das Engadin von den Österreichern verheert und 1622 an dieselben abgetreten, jedoch schon im folgenden Jahr an Bünden zurückgegeben. Die letzte österreichische Besitzung war Tarasp, das 1815 an Graubünden kam.
Vgl. Papon, Das Engadin (St. Gallen 1857);
Lebert, Das Engadin, seine Heilquellen, seine Natur und seine Bewohner (Bresl. 1861);
Flugi, Die Volkslieder des Engadin (Straßb. 1874);
Biermann, St. Moritz und das Oberengadin (2. Aufl., Leipz. 1881);
Caviezel, Das Oberengadin (Führer, 2. Aufl., Chur 1881);
Ludwig, Das Oberengadin in seinem Einfluß auf Gesundheit und Leben (Stuttg. 1877), und die bei den Hauptorten angeführten Schriften.
(spr. anggasch'máng), Verbindlichkeit, Verpflichtung, z. B. Zahlungsverpflichtung;
Anwerbung einer Person für eine Stelle, einen Dienst;
auch s. v. w. Gefecht, Handgemenge.
(Schlußbrief, bei Prämiengeschäften Prämienbrief, bei Stellgeschäften Stellbrief genannt), der schriftliche Vertrag über zu liefernde Wertpapiere.
Derselbe kann sowohl vom Käufer ausgestellt werden, indem derselbe die Abnahme verspricht, als auch vom Verkäufer, welcher die Lieferung zur vereinbarten Zeit zusichert.
(franz., spr. anggasch-), verbindlich machen, verpflichten;
einen zu etwas bereden;
sich einlassen (in ein Gefecht).
(Pulo Pertja), Insel in der Nähe der Südwestküste von Sumatra, südlich von Benkulen, bildet mit einigen umliegenden Eilanden einen Archipel von etwa 330 qkm (6 QM.), ist gebirgig und unfruchtbar und wird von einigen Tausend meist noch heidnischen Malaien bewohnt.
(griech.), Bauchredner (s. d.). ^[= (lat. Ventriloquus, Ventriloquist, Engastrimyth), ein Mensch, der entweder vermöge einer eigentüml ...]
(griech.), Weissagung mit Hilfe der Bauchrednerkunst;
Engastrimánt, ein weissagender Bauchredner (s. d.).
durch anatomische Verhältnisse, wie fehlerhaften Bau des Brustkastens, Verkrümmungen der Wirbelsäule und der Rippen, organische Fehler der Lungen, Vergrößerung des Herzens und andrer Organe, dann auch durch pathologische Verhältnisse verschiedener Art, besonders der Brustorgane, hervorgerufene Erschwerung des Atmens. Wird die Engbrüstigkeit durch krankhafte Prozesse hervorgebracht, so richtet sich die ärztliche Behandlung selbstverständlich gegen diese; liegen aber anatomische Verhältnisse zu Grunde, so ist keine Heilung, sondern nur eine Milderung der Beschwerden und eine Besserung der durch die mangelhafte Atmung hervorgerufenen Übel durch rationelles Verhalten zu erwarten. Der Leidende muß alles vermeiden, was den Blutandrang nach den Lungen vermehrt, und sorgsam auf möglichst unbeschränkten Genuß reiner Luft bedacht sein. - Über Engbrüstigkeit als Pferdekrankheit s. Dämpfigkeit der Pferde.
(hebr., »Bocksquelle«),
Name einer in der Bibel [* 43] mehrfach erwähnten Quelle [* 44] und Stadt, die in der Mitte des westlichen Ufers des Toten Meers in gebirgiger Gegend lag. In der »Wüste, der Umgegend der Stadt, verbarg sich David vor Saul (1. Sam. 24). Die Quelle, jetzt Ain Dschidi genannt, sprudelt, etwa 100 m über dem Toten Meer, reich und lauwarm (+27° C.) hervor und erzeugt ringsum tropische Vegetation. Von der Stadt Engeddi, die noch zu Eusebios' Zeit ein bedeutender Ort war, haben sich noch Trümmerhaufen erhalten.
(v. griech. angelos, »Bote, Gesandter«),
in dem religiösen Vorstellungskreis besonders der semitischen Religionen und des Christentums Mittelwesen zwischen Gott, als dessen Hofstaat oder Dienerschaft sie geradezu im Orient gedacht werden, und den Menschen, welchen sie als Verkündiger und Vollstrecker des göttlichen Willens erscheinen. Die biblische Vorstellung insonderheit steht im engsten Zusammenhang mit der hebräischen Weltanschauung überhaupt. Da diese die Lokalität von Gottes Wohnstätte über die Erde verlegt, so daß Gott, um sich unmittelbare Kenntnis vom Thun und Treiben der Menschen zu verschaffen, von Zeit zu Zeit herabsteigen muß, so bedurfte es nur einer fortgeschrittenen Entwickelung des Gottesbegriffs, namentlich einer strengern Sonderung desselben von Welt und Natur, um an die Stelle der Gotteserscheinungen (Theophanien) Engelerscheinungen (Angelophanien) treten zu lassen.
Diese Engel schweben in den ältern alttestamentlichen Schriften noch in der Mitte zwischen der Versinnbildlichung des Begriffs der Naturkräfte als Mittelursachen (Ps. 104, 4). und der eigentlichen Personifikation der göttlichen Exekutivgewalt (2. Kön. 19, 35). Seit den Zeiten des babylonischen Exils hat die Vorstellung von den Engeln sich in deutlich erkennbarer Weise sinnlich verdichtet;
ein »Heer« von Engeln umgibt den göttlichen Thron; [* 45]
einige unter ihnen, wie Gabriel (Dan. 8, 16;. 9, 21; Luk. 1, 19. 26),
stehen als »Fürsten« und »Erzengel« Gott am nächsten;
die verschiedenen Erscheinungen der Natur sowie die Vorgänge des Geschichtslebens der Menschheit werden ihrer Einwirkung unterstellt und in beiderlei Beziehung die Funktionen unter sie verteilt.
Nicht bloß die Völker haben ihre besondern Vorstände in der Engelwelt ¶
(Dan. 4, 10),. Israel z. B. im Erzengel Michael (Dan. 12, 1),. sondern auch die einzelnen Individuen haben ihre Schutzengel (Matth. 18, 10). Diese ausgebildete Engellehre durchzieht auch das ganze Neue Testament, wo ihnen insonderheit Geschlechtslosigkeit zugeschrieben wird (Matth. 22, 23. ff.); dieses im Gegensatz zu den Sadducäern, welche den Glauben an Engel verwarfen. Allmählich nahmen die Engel auch Flügel an und wuchsen mehr oder weniger in die Gestalt der geflügelten Genien hinüber, welche die altklassische bildende Kunst erfunden hatte. Die Rangordnung der Engel beschrieb dann mit naturwissenschaftlicher Genauigkeit Dionysius Areopagita (s. d.), und die kirchliche Dogmatik baute die Engellehre bis ins einzelnste aus. Im übrigen s. Angelolatrie.
Vgl. Oswald, Angelologie, die Lehre [* 47] von den guten und bösen Engeln im Sinn der katholischen Kirche (Paderb. 1883).
1) Johann Jakob, Schriftsteller, geb. zu Parchim in Mecklenburg, [* 48] besuchte das Gymnasium zu Rostock, [* 49] studierte hier sowie in Bützow und Leipzig [* 50] zuerst Theologie, wandte sich aber dann philologischen, philosophischen und mathematischen Studien zu. 1776 ward er Professor der Philosophie und der schönen Wissenschaften am Joachimsthalschen Gymnasium zu Berlin. Später zum Mitglied der Akademie und zum Lehrer des Prinzen Friedrich Wilhelm (nachmaligen Königs Friedrich Wilhelm III.) ernannt, nahm er in den damaligen Berliner [* 51] Schriftstellerkreisen bald eine wichtige und hervorragende Stellung ein.
In der Gruppe derjenigen Schriftsteller, die ihre geistigen Anschauungen dem aufklärenden und moralisierenden Rationalismus entnahmen, in der Form aber dem Muster Lessings nachstrebten, sich dabei vor allem der Pflege einer klaren Prosa befleißigten, war Engel einer der talentvollsten und tüchtigsten. Seine dramatischen Anfänge, die Lustspiele: »Der dankbare Sohn«, »Der Diamant« [* 52] u. a., das Schauspiel »Der Edelknabe« sowie seine »Ideen zu einer Mimik« [* 53] (Berl. 1785-86; neu hrsg. von B. Dawison, das. 1869), verschafften ihm nach dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms II. (1786) die Direktion des neuerrichteten Berliner Nationaltheaters, welche er bis 1790 führte. In den weitern Kreisen des Publikums hatten ihn inzwischen seine »Lobrede auf Friedrich II.« (Leipz. 1781),
seine »Anfangsgründe einer Theorie der Dichtungsarten« (mit Vorwort von Fr. Nicolai, das. 1783) und »Der Philosoph für die Welt« (das. 1775-77),
die letzte hervorragende moralische Wochenschrift nach dem einst beliebten Muster des Addisonschen »Spectator«, bekannt gemacht. In ihr vertrat er, gegenüber der beginnenden Sturm- und Drangperiode, mit Konsequenz und Scharfsinn den Standpunkt der moralisierenden Poesie und des nüchternen Realismus. In populärphilosophischen und poetischen Arbeiten suchte er in seinem Sinn auf die Zeitgenossen zu wirken und vermochte sich längere Zeit hindurch selbst dem Genie Bürgers, Goethes und Schillers gegenüber zu behaupten. Seine »Kleinen Schriften« (Berl. 1785),
sein »Fürstenspiegel« (das. 1798),
vor allem aber sein durch feine Beobachtung des Kleinen und Alltäglichen ausgezeichnetes, im übrigen poesieloses Charaktergemälde »Herr Lorenz Stark« (zuerst in Schillers »Horen« [* 54] 1795 und 1796, das. 1801) fanden, namentlich in Norddeutschland, verdiente und übertriebene Bewunderung. Nach der Niederlegung seines Amtes als Direktor des Nationaltheaters verließ Engel Berlin, lebte in Schwerin und Parchim, um seinen Zerfall mit dem in Preußen [* 55] herrschenden Wöllnerschen System äußerlich zu dokumentieren, ward 1798 von seinem Zögling Friedrich Wilhelm III. nach Berlin zurückgerufen und starb in Parchim, wohin er eine Besuchsreise unternommen hatte. Eine Sammlung seiner »Sämtlichen Schriften« ward noch bei Engels Lebzeiten begonnen (Berl. 1801-1806, 12 Bde.; neue Ausg., das. 1851, 14 Bde.).
2) Joseph, Mediziner, geb. zu Wien, studierte daselbst, wurde 1840 Assistent der pathologischen Anatomie, ging 1844 als Professor der Anatomie nach Zürich, [* 56] 1849 als Professor der pathologischen Anatomie nach Prag [* 57] und wirkte 1854-1874 in derselben Stellung an der medizinisch-chirurgischen Josephsakademie in Wien. Engel lieferte wichtige Arbeiten über die Entwickelung der Knochen, [* 58] Haare [* 59] und Federn, über das Wachstumsgesetz der Zellen etc.;
auch suchte er die Anatomie zu einer wissenschaftlichen Physiographie zu erheben, indem er eine wissenschaftliche Terminologie und Charakteristik der anatomischen Eigenschaften gesunder und kranker Organe aufstellte. Er schrieb: »Entwurf einer pathologisch-anatomischen Propädeutik« (Wien 1845);
»Anleitung zur Beurteilung des Leichenbefunds« (das. 1846);
»Die Leichenerscheinungen« (das. 1854);
»Spezielle pathologische Anatomie« (das. 1856);
»Sektionsbeschreibungen« (das. 1861);
»Allgemeine pathologische Anatomie« (das. 1865) u. a.
3) Karl, Musikhistoriker, geb. zu Thiedenwiese bei Hannover, [* 60] erhielt seine Ausbildung im Klavierspiel und in der Komposition in letzterer Stadt durch den Organisten Enckhausen sowie von 1837 an in Weimar [* 61] durch Hummel und Lobe und ließ sich dann in Hamburg nieder, wo er zuerst mit Liedern und Klavierstücken als Komponist in die Öffentlichkeit trat. Nachdem er später einige Jahre in Warschau [* 62] und Berlin zugebracht und in letzterer Stadt den fördernden Umgang mit Rungenhagen genossen hatte, begab er sich 1846 nach Manchester, [* 63] siedelte aber 1850 nach London [* 64] über, wo er eine erfolgreiche Thätigkeit als Lehrer, namentlich aber als Musikschriftsteller entfaltete. Er starb im November 1882 in Kensington bei London.
Die von ihm veröffentlichten, vorwiegend die Nationalmusik verschiedener Völker und Zeiten behandelnden Arbeiten sind folgende: »The pianist's handbook« (Lond. 1853);
»Reflections on church music« (1856);
»The music of the most ancient nations« (2. Aufl. 1870);
»An introduction to the study of national music« (1866);
»A descriptive catalogue of the musical instruments in the South Kensington Museum« (1874);
»Catalogue of the special exhibition of ancient musical instruments« (2. Aufl. 1873);
»Musical myths and facts« (1876);
»The literature of national music« (1879);
»Researches into the early history of the violin-family« (1883);
außerdem zahlreiche Aufsätze für die Londoner Musikzeitung »Musical Times«.
4) Ernst, hervorragender Statistiker, geb. zu Dresden, [* 65] widmete sich ursprünglich dem Bergfach, studierte in Freiberg [* 66] 1842-45 und später in Paris. 1850 zum Vorstand des Statistischen Büreaus in Dresden ernannt, gab er die »Statistischen Mitteilungen aus dem Königreich Sachsen« [* 67] (4 Bde.),
die »Sächsische statistische Zeitschrift« und das »Jahrbuch der Statistik und Staatswissenschaft« heraus. 1858 trat er wegen ungerechter Angriffe in den sächsischen Ständekammern zurück und begründete in Dresden eine Hypothekenversicherungs-Gesellschaft, womit er einen neuen Zweig des Versicherungswesens ins Leben rief. Nach Dietericis Tod wurde er als ¶
Direktor des preußischen Statistischen Büreaus nach Berlin berufen, wo er seit 1860 eine ungemein folgenreiche Thätigkeit entfaltete. Unter seiner Leitung erschienen die »Zeitschrift des Statistischen Büreaus« (seit 1860),
das »Jahrbuch für amtliche Statistik des preußischen Staats« (1863-76, Bd. 1-4) und die »Preußische Statistik« (seit 1861). Eigne Arbeiten Engels finden sich in großer Zahl in der genannten Zeitschrift. Außerdem veröffentlichte er eine Übersicht über die Ergebnisse der ersten vier statistischen Kongresse (Berl. 1863) und einen »Rechenschaftsbericht« (das. 1865, 2 Bde.) über die Verhandlungen des Berliner internationalen statistischen Kongresses von 1863, welchem er präsidierte.
Weitere Arbeiten sind: »Die Verluste der deutschen Armeen an Offizieren und Mannschaften im Krieg 1870-71« (Berl. 1872);
eine Abhandlung über die Statistik der Dampfkessel [* 69] und Dampfmaschinen [* 70] in allen Ländern der Erde (in der genannten Zeitschrift, separat 1874);
»Die Gewerbezählung vom und ihre Resultate« (Berl. 1878);
»Die deutsche Industrie 1875 und 1861« (2. Aufl., das. 1881);
»Das Zeitalter des Dampfes in technisch-statistischer Beleuchtung« [* 71] (2. Aufl., das. 1881).
Von seinen kleinern Arbeiten sind hervorzuheben: »Die moderne Wohnungsnot« (Leipz. 1873);
»Der Preis der Arbeit« (2. Aufl., Berl. 1872) und »Der Wert des Menschen« (das. 1883).
Engel gründete 1862 in Berlin auch ein statistisches Seminar, aus welchem eine Reihe tüchtiger Beamten und Dozenten hervorgegangen ist. In seinen Vorlesungen an diesem Seminar hat Engel die Lehre der Statistik allmählich zur Lehre von den menschlichen Gemeinschaften oder zur »Demologie«, die er der Ethnologie gegenüberstellt, erweitert. 1875 begründete Engel die »Statistische Korrespondenz«; 1882 trat er aus dem preußischen Staatsdienst aus und lebt seitdem in Oberlößnitz bei Dresden.
5) Johann Daniel Friedrich, Bautechniker, geb. zu Danzig, [* 72] widmete sich 1839 dem Baufach, ließ sich 1846 als Architekt in Wriezen a. O. nieder und widmete sich vorzugsweise dem landwirtschaftlichen Bauwesen; insbesondere machte er sich mit dem Kalksandpiseebau vertraut und führte die ersten derartigen gelungenen Bauten in der Provinz Brandenburg [* 73] aus. Er studierte das landwirtschaftliche Bauwesen in England, Frankreich und Belgien und wurde 1857 Baumeister und Dozent an der Akademie in Proskau.
Seit Aufhebung der letztern 1881 lebt Engel in Berlin. Er schrieb: »Der Kalksandpisébau und die Kalkziegelfabrikation« (3. Aufl., Leipz. 1865);
»Handbuch des landwirtschaftlichen Bauwesens« (7. Aufl., Berl. 1885);
»Sammlung landwirtschaftlicher und ländlicher Bauausführungen« (das. 1856-65);
»Ausgeführte Familienhäuser für die ländlichen Arbeiter« (das. 1857);
»Hochbau-Materialienkunde« (das. 1863);
»Album für ländliche, landwirtschaftliche und gärtnerische Bauausführungen« (Leipz. 1879-81, 3 Hefte);
»Die Bauausführung« (Berl. 1885).
Für Durms »Handbuch der Architektur« bearbeitete er ebenfalls Teile des landwirtschaftlichen Bauwesens.
6) Gustav, musikal. Schriftsteller und Gesanglehrer, geb. zu Königsberg [* 74] i. Pr., studierte von 1843 an zu Berlin Philologie, hörte zugleich bei Marx Vorlesungen über Musik und widmete sich schließlich ganz der letztern. Nachdem er bis 1861 musikalischer Berichterstatter der »Spenerschen Zeitung« gewesen, trat er nach dem Tod Rellstabs in gleicher Eigenschaft bei der »Vossischen Zeitung« ein und übernahm 1863 den Gesangunterricht an der Neuen Akademie der Tonkunst. 1874 erhielt er den Professortitel und wurde an die königliche Hochschule für Musik als Lehrer des dramatischen Gesangs berufen.
Die litterarischen Arbeiten Engels sind teils didaktischen, teils philosophisch-musikalischen Inhalts;
sie bestehen außer Schulprogrammen der Neuen Akademie der Tonkunst (seit 1863), vorzüglichen Rezensionen und Abhandlungen in folgenden Werken: »Sänger-Brevier, tägliche Singübungen, für alle Stimmlagen eingerichtet und theoretisch erläutert« (Leipz. 1860);
»Übersetzungen und Vortragsbezeichnungen zu dem klassischen Sopranalbum« (1. u. 2. Folge);
»Die Vokaltheorie von Helmholtz und die Kopfstimme« (Berl. 1867);
»Das mathematische Harmonium« (das. 1881);
»Ästhetik der Tonkunst« (das. 1884).
Außerdem veröffentlichte er: »Die dialektische Methode und die mathematische Naturanschauung« (Berl. 1865);
»Die Idee des Raumes und der Raum« (das. 1868) u. a.
7) Franz, Amerikareisender, geb. zu Röbel in Mecklenburg-Schwerin, durchreiste 1857-1863 die Gebiete von Caracas, Maracaibo, Trujillo, Merida und Tachira sowie das Gebirgsland von Pamplona und Ocaña, die Strombecken des Zulia, Catatumbo, Rio [* 75] Magdalena etc. in Venezuela [* 76] und Kolumbien und widmete sich nach seiner Rückkehr der schriftstellerischen Laufbahn. 1870 nahm er als Freiwilliger am Kriege gegen Frankreich teil, promovierte 1873 in Rostock und lebt gegenwärtig in Berlin als Bibliothekar der königl. landwirtschaftlichen Hochschule. Außer zahlreichen Aufsätzen in Zeitschriften schrieb er: »Studien unter den Tropen Amerikas« (2. Aufl., Jena [* 77] 1879);
»Aus dem Pflanzerstaate Zulia« (Berl. 1881);
auch gab er einen Band [* 78] Gedichte heraus: »Wegeblumen aus dem Ränzel eines Wanderburschen« (das. 1883).
8) Eduard, Schriftsteller, geb. zu Stolp [* 79] in Pommern, [* 80] studierte 1870-73 zu Berlin Sanskrit und neuere Sprachen, unternahm darauf weitere Reisen und lebt seit 1875 als Beamter im Stenographenbüreau des Reichstags und schriftstellerisch thätig (1879-84 als Redakteur des »Magazins für die Litteratur des Auslands«) in Berlin. Er schrieb: »Italienische Liebeslieder« in deutscher Übertragung (Aschersl. 1876);
»Lord Byron. Eine Autobiographie« (Berl. 1876);
»Geschichte der französischen Litteratur« (Leipz. 1882);
»Geschichte der englischen Litteratur« (das. 1883);
»Psychologie der französischen Litteratur« (Teschen 1885) u. a.
Lage der Akkorde, s. Akkord ^[= # (franz. accord, "Übereinstimmung"), in der Musik ein Zusammenklang mehrerer Töne ...] (Schluß).
Benediktinerkloster und Alpenkurort im schweizer. Kanton Unterwalden, 1010 m ü. M., mit (1880) 1931 Einw., führt seinen Namen davon, daß sich bei Gründung der Abtei (1120), der Sage zufolge, Engelmusik von dem nahen Engelberg herab hören ließ. In der Zeit der alten Eidgenossenschaft war es dieser schutzverwandt und wurde erst 1798 dem Kanton Unterwalden einverleibt. Das Engelberger Thal [* 81] ist ein romantisch eingerahmter Kessel am Fuß der Spannörter und des Titlis. Es steigt zum Paß [* 82] der Surenen (2305 m), der Grenze von Uri, hinan.
Eine zweite Bergpforte bildet das Engelberger Joch (2208 m), der Übergang in das Berner Oberland. Die Engelberger Aa verläßt das hohe Alpengelände, indem sie sich durch ein enges Buchenwaldthal hinunterwindet, bei Grafenort (575 m) und mündet in den Vierwaldstätter See. Das Kloster enthält eine weither besuchte Erziehungsanstalt. Ein regeres Leben brachte dem Thalkessel die Eigenschaft eines Luftkurorts, welcher sich besonders bei Schwächezuständen und deren Folgen, Bleichsucht, ¶
Nervenleiden, auch bei der Skrofulose, Hypochondrie etc. als vorzüglich heilsam erweist. Weitere Kurmittel sind Ziegenmilch und Ziegenmolken, auch Molken- und andre Bäder etc.
1) Engelbert I., der Heilige, Erzbischof von Köln, [* 84] geb. 1185, der jüngere Sohn des Grafen Eberhard von Berg, gebildet auf der Domschule zu Köln, erhielt schon früh zahlreiche einträgliche Pfründen, ward 1199 Dompropst in Köln und 1216 Erzbischof von Köln. Mit Energie hielt er Frieden und Ordnung aufrecht, brach mit der Gewalt des Schwertes den Trotz der Großen, stellte die Klosterzucht her, förderte den Ackerbau und herrschte schließlich mit fast unbeschränkter Macht in seinem Land. Als der Kaiser Friedrich II. 1220 nach Italien zog, ernannte er Engelbert zum Reichsgubernator diesseit der Alpen [* 85] und übertrug ihm die Erziehung seines Sohns Heinrich, welchem Engelbert zu Aachen [* 86] 1222 die deutsche Krone aufsetzte. Engelbert führte das Regiment mit kräftiger Hand, [* 87] so daß, wie Walther von der Vogelweide sang, sein Lob wunderhoch emporstieg. Er begünstigte die Fürsten, unterdrückte aber die Städte und den Lehnsadel. Seine Gerechtigkeitsliebe war so anerkannt, daß die Sage den Aufschwung der Femgerichte in Westfalen [* 88] an seinen Namen knüpfte. Er ward auf Anstiften seines mit ihm in Streit begriffenen Neffen, des Grafen Friedrich von Isenburg, erschlagen. Zwar ist er nicht förmlich heilig gesprochen, doch seit 1620 im Kölner [* 89] Stift als Heiliger verehrt worden.
Vgl. Ficker, der Heilige, Erzbischof von Köln (Köln 1853).
2) Engelbert II., Herr von Falkenburg, Erzbischof von Köln 1261-74, wurde in einem Streite, den er mit den Kölner Patriziern wegen der Selbständigkeit des Stadtregiments führte, 1267 gefangen genommen und 3½ Jahre festgehalten, während welcher Zeit die Stadt vom Papst mit dem Interdikt belegt wurde. Albertus Magnus vermittelte 1271 einen Vertrag, durch welchen Engelbert seine Freiheit zurückerhielt.
Cornelis, niederländ. Maler, geb. 1468 zu Leiden, [* 90] gest. 1533 daselbst, ist namentlich durch seinen Schüler Lukas von Leiden bekannt geworden.
In der städtischen Sammlung zu Leiden sind zwei durch Karel van Mander beglaubigte Flügelaltäre, die Kreuzigung und die Beweinung Christi darstellend, von seiner Hand erhalten.
Die Färbung ist trocken, die Formengebung noch steif, aber schon nach realistischem Ausdruck strebend.
s. Haifische. ^[= (Selachoidei), Unterordnung der Knorpelfische aus der Ordnung der Quermäuler, Fische mit langgestre ...]
alte, sehr dünne sächs. Silbermünze, benannt nach dem darauf geprägten, den Kurschild haltenden Engel, wurde unter den sächsischen Fürsten 149-1559 geschlagen, erst von 14-, später von 13-lötigem Silber, und hatte einen Wert von 3½-4 Groschen Kurant. Es gab auch doppelte Engelgroschen.
Wilhelm, Bildhauer und Maler, geb. zu Grünhagen bei Lüneburg, [* 91] war zuerst Elfenbeinschnitzer und bildete sich als solcher sechs Jahre lang in Paris und London weiter aus. 1837 nach der Heimat zurückgekehrt, widmete er sich auf der polytechnischen Schule zu Hannover der Bildhauerkunst. [* 92] Diese Studien setzte er in Kopenhagen [* 93] bei Thorwaldsen und von 1841 bis 1848 in München unter Schwanthaler fort, dessen poetisch-romantische Richtung einen entscheidenden Einfluß auf ihn übte.
Hier schuf er einen überlebensgroßen Germanen, die Lorelei, Heinrich den Löwen [* 94] (Reiterstatuette von Bronze). [* 95] Bis 1854 fertigte Engelhard neben mancherlei Marmorarbeiten eine Reihe von Kartons zu historischen Wandgemälden, welche von Malern in Schlössern und Landhäusern ausgeführt wurden. Schon 1851 hatte er sein Hauptwerk, den Eddafries, in Konturzeichnungen auf die Londoner Weltausstellung geschickt und sich dadurch große Anerkennung erworben. 1855 ging er nach Rom und [* 96] schuf dort folgende lebendgroße Marmorwerke: Lorelei, Lyrik, Mnemosyne, kleiner Poet, Amor auf dem Schwan, tanzender Frühling, Bacchus den Panther bändigend (im Besitz Kaiser Wilhelms), Schleuderer mit dem Hund, Mädchen mit dem Schwan. 1857 siedelte Engelhard nach Hannover über, wo er im Auftrag König Georgs V. den Eddafries im Schloß Marienburg [* 97] ausführte.
Das Werk besteht aus 18 Darstellungen und erschien in Photographien unter dem Titel: »Nordisches Heldenleben. Cyklus plastischer Darstellungen nach der Edda« (Hannov. 1872). Da sich die nordischen Göttergestalten kaum vollkommen typisch verkörpern lassen, so legte der Künstler das Hauptgewicht auf die Massenerscheinung, in der nur die allgemeinen Züge zur Geltung kommen, und von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet enthält Engelhards Werk eine Fülle von Schönheiten.
Einen ähnlichen Fries nach Motiven der nordischen Mythologie führte Engelhard für das Haus v. Tiele-Winckler in Berlin aus. In Hannover schuf er außerdem eine bronzene Schillerstatue, Amor den Löwen bändigend (im Besitz des deutschen Kaisers), die Statue des Erzengels Michael für das Kadettenhaus in Lichterfelde bei Berlin, die sitzende Statue der Kurfürstin Sophie in Herrenhausen und eine Kolossalstatue des thronenden Odin. Er hat auch zahlreiche Porträtbüsten angefertigt.
1) Georg von, livländ. Staatsmann und Schriftsteller, geb. zu Riga, [* 98] lebte seit seinem fünften Jahr in Petersburg, stand einige Zeit im Militärdienst, trat 1796 in das Departement der auswärtigen Angelegenheiten und wurde von Alexander I. als Unterstaatssekretär in den neugebildeten Reichsrat berufen. Infolge des Interesses, das er für das Unterrichtswesen an den Tag legte, erhielt er 1811 die Direktion des pädagogischen Instituts und wurde 1816 Vorsteher des Lyceums in Zarskoje Selo.
Die ihm so gebotene Gelegenheit, den Unterricht zu heben und zu fördern, benutzte er in ausgedehntem Maß, aber auch in so freisinniger Richtung, daß man ihn 1823 seiner Thätigkeit enthob. Seitdem lebte Engelhardt einer ausschließlich schriftstellerischen Wirksamkeit fast bis zu seinem in Petersburg erfolgten Tod. Außer Beiträgen zu Storchs »Rußland unter Alexander I.« (Riga 1803-11) sowie zu Erdmanns »Beiträgen zur Kenntnis des Innern von Rußland« (Leipz. 1822-26, 2 Bde.) schrieb er »Russische [* 99] Miszellen zur genauern Kenntnis Rußlands und seiner Bewohner« (Petersb. 1828-32, 4 Bde.) und gab nach den handschriftlichen Journalen Wrangells die »Reise längs der Nordküste von Sibirien und auf dem Eismeer« (Berl. 1839, 2 Bde.) heraus. Auch redigierte er 1838-52 die russische »Landwirtschaftliche Zeitung«.
2) Johann Georg Veit, evangel. Theolog, geb. zu Neustadt [* 100] a. d. Aisch, ward in Erlangen [* 101] 1821 außerordentlicher und 1822 ordentlicher Professor der Theologie, bald darauf auch Universitätsprediger. Mehrmals vertrat er die Universität Erlangen bei der Ständeversammlung. Er starb und hinterließ ein »Handbuch der Kirchengeschichte« (Erlang. 1834, 4 Bde.) und eine »Dogmengeschichte« (Neustadt a. d. A. 1839, 2 Bde.). Mit Winer gab er von 1824 bis 1829 ein »Kritisches Journal der Theologie« heraus.
3) Moritz von, namhafter luther. Theolog, geb. ¶