2)
AlexanderJohn, vormals Sharpe, engl.
Phonetiker, geb. zu Hoxton, ward in
Shrewsbury,
Eton und zu
Cambridge gebildet
und studierte auch eine Zeitlang am Middle
Temple Rechtsgelehrsamkeit, ohne aber je zu praktizieren, ward 1864
Fellow
der
Royal Society, 1870 der Society of Antiquaries. Außer zahlreichen Abhandlungen in den »Proceedings«
der
Royal Society (1859-66) hat er veröffentlicht:
»Alphabet of nature« (1845);
»An extension of phonography to foreign languages«
(1848);
»The essentials of phonetics, containing the theory of an
universal alphabet« (1848);
»A plea for phonetic
spelling« (2. Ausg. 1848);
»Romanic reading explained to phonetic readers, printed phonetically« (1849);
Adolf, Litterarhistoriker und Philolog, geb. zu Gartow im Lüneburgischen,
studierte in
Göttingen
[* 3]
Medizin, später Geschichte, Litteratur und Sprachwissenschaft, machte weitere
Studien in
Berlin
[* 4] und
Paris
[* 5] und besuchte zweimal (1838 und 1860)
Griechenland,
[* 6] um Land und Leute und die
neugriechische Litteratur kennen zu lernen.
Nachdem er sich 1842 in
Göttingen niedergelassen, erhielt er 1847 eine
Anstellung bei der Universitätsbibliothek
daselbst, beschäftigte sich auch lebhaft mit den politischen Verhältnissen seines Heimatslandes, war 1849 bis 1855 Mitglied
der Zweiten
Kammer, seit 1854
Präsident derselben und erhob mit glänzender
BeredsamkeitProtest gegen die Absichten der
Regierung,
die Zustände vor 1848 wieder zurückzuführen.
Seine Oppositionsstellung veranlaßte die hannöversche
Regierung, ihm jede Beförderung zu versagen. 1864 trat
er als
Abgeordneter für
Osnabrück
[* 7] wieder in die Zweite
Kammer, 1866, nach der
Katastrophe des welfischen
Hauses, in den konstituierenden
Reichstag, in das preußische Abgeordnetenhaus und den hannöverschen
Provinziallandtag, in beiden sich der nationalliberalen
Fraktion anschließend. Er starb in
Göttingen.
VonEllissen erschienen zuerst die
»Thee- und Asphodelosblüten«
(Götting. 1840),
metrische Bearbeitungen chinesischer und neugriechischer Gedichte, weiterhin vortreffliche Übersetzungen
von
Montesquieus
»Geist der
Gesetze« (Leipz. 1846, 12
Tle.) und
»Voltaires Werken in zeitgemäßer Auswahl« (das. 1844-46, 12
Tle.),
welcher die Abhandlung
»Voltaire als politischer Dichter« (das. 1852) nachfolgte. Mit
dem
»Versuch einer
Polyglotte der europäischen
Poesie« (Bd. 1, Leipz.
1846), der leider unvollendet blieb, half der kulturgeschichtlichen Betrachtung sowie der vergleichenden Litteraturgeschichte
Bahn brechen. Seine weitern
Arbeiten galten der fast ganz unbekannten mittelgriechischen und neugriechischen Geschichte und
Litteratur. Zu diesen
Arbeiten gehören das mittelgriechische Gedicht »Der alte
Ritter« (Leipz. 1846),
ein Beitrag zur
Geschichte
Athens während des
Mittelalters; ferner »Zur Geschichte
Athens nach dem Verlust seiner Selbständigkeit« (das. 1848)
und die
»Analekten zur mittel- und neugriechischen Litteratur« (Leipz. 1855-62, 5 Bde.).
Seine letzte
Schrift war:
»Französische Thronfolger, eine retrospektive Betrachtung«
(Götting. 1870).
(Ellichpur), Distriktshauptstadt in der britisch-ind.
ProvinzBerar, an der Parna, Nebenfluß der
Tapti,
am
Fuß der Gavalgarhberge, mit (1881) 26,728 Einw. In der
Nähe der
Paß
[* 9] und
OrtAdschanta (s. d.) mit berühmten Felsenbauten.
Stadt im Gebiet des
Nizam von
Haidarabad in
Ostindien,
[* 23] in der Nordprovinz Aurangabad, nahe
der Stadt Daulatabad, berühmt durch ihre
Höhlentempel, welche an
Ausdehnung
[* 24] und herrlicher Ausführung alle andern übertreffen.
Sie bilden drei Abteilungen: die ersten 10
Tempel
[* 25] gehören den Buddhisten, die nächsten 14. den
Brahmanen;
die 6 folgenden
tragen einen gemischten
Charakter, da sie weder rein buddhistisch noch rein brahmanisch sind.
DerBerg,
aus
Granit bestehend, ist hierzu 45 m tief und 82 m breit, stellenweise bis zu 25 m
Höhe ausgehauen worden. In der ersten
Abteilung ist die bemerkenswerteste
Höhle diejenige, welche Viswakarman, dem
Baumeister und
Künstler der
Götter, beigelegt
wird und ein
BildBuddhas enthält; dieser
Tempel mag im 8. oder 9. Jahrh.
n. Chr. ausgegraben sein. Der
bedeutendste in der zweiten Abteilung und überhaupt ist der
Kailâsa genannte, in dessen Aushöhlung man viele
Teiche,
Obelisken,
Säulengänge und
Sphinxe, an den
Wänden aber
Tausende von
Bildsäulen und mythologischen
Darstellungen mit Gestalten von 3-4
m
Höhe findet.
Zuerst tritt
man in eine Vorhalle von 42 m
Breite
[* 26] und 27 m Tiefe mit mehreren Säulenreihen, dann in eine
Halle
[* 27] von 7,5 m
Länge und 45 m
Breite, in deren Mitte aus einem Felsblock das eigentliche Heiligtum gemeißelt ist.
VierReihenPilaster mit kolossalen
Elefanten tragen die
Decke.
[* 28] Der
Tempel selbst, durchaus im brahmanischenCharakter,
ist 31 m lang und 17 m breit; seine
Höhe wechselt von 5 bis 27 m, der
Spitze des pyramidalen
Doms. Der südindische Tempelstil
diente zum Vorbild; die
Höhle muß ums Jahr 1000
n. Chr. erbaut sein. Die
Wände sind mit Bildwerken bedeckt; alle
Gottheiten
der indischen
Mythologie sieht man hier sowie
Darstellungen von
Kämpfen aus dem
Râmâyana und
Mahâbhârata,
außerdem zahlreiche
Inschriften. In der dritten Abteilung ist die Dhumârlena genannte
Höhle die
¶
mehr
bemerkenswerteste; sie ist in brahmanischem Stil gehalten, die darin aufgestellten phantastischen Gottheiten sind siwaitische
und die Erbauer wohl Siwaiten. Elefanten in Lebensgröße, kolossale Löwen
[* 30] und barocke Tiergestalten, zum Teil in Relief, zum
Teil in voller Gestalt aus dem Felsen gehauen, scheinen, aus einiger Ferne betrachtet, das Ganze zu tragen. »Die
Skulpturen zeichnen sich vor allen sonstigen indischen Werken dieser Art durch ihre Schönheit und die Vortrefflichkeit ihrer
technischen Ausführung aus und können den vorzüglichsten Leistungen der Griechen unbedenklich gleichgesetzt werden.«
(S. die Tafeln »Baukunst
[* 31] I«,
[* 29]
Fig. 8-10; »Bildhauerkunst
[* 32] I«,
[* 29]
Fig. 12.)
Hauptstadt des württemberg. Jagstkreises, eine der sogen.
guten Städte, in einem freundlichen Thal
[* 41] (Virngrund) an der Jagst und Obern Jagstbahn, ist Sitz der Kreisregierung, eines Landgerichts
(für die sieben Amtsgerichte zu Aalen, Ellwangen, Gmünd
[* 42] in Württemberg,
[* 43] Heidenheim, Neresheim, Schorndorf und Welzheim) und eines Oberamtes,
hat ein Gymnasium, eine Realschule, reiche Stiftungen, mehrere ehemalige Klöster und 6 Kirchen (darunter
eine evangelische und unter den katholischen die Stiftskirche in romanischem Stil [1100-1124] und die St. Wolfgangskirche)
und (1880) 4697 meist kath. Einwohner, welche Pergamentpapier-, Blechspielwaren-, Klärspäne- u. Schachtelfabrikation, Wachsbleicherei,
Gerberei, Bierbrauerei,
[* 44] Hopfenbau treiben und bedeutende Viehmärkte unterhalten (der sogen.
KalteMarkt, im Januar, ist ein berühmter Pferdemarkt). Die zahlreichen Türme geben der Stadt ein großartiges
Ansehen. Auf einem der beiden Hügel, zwischen denen die Stadt liegt, steht das 1354 erbaute Schloß Hohen-Ellwangen (seit 1843 Sitz
einer Ackerbauschule für den Jagstkreis), auf dem andern, dem SchönenBerg, die im Jesuitenstil erbaute Wallfahrtskirche der
Maria von Loreto. - Ellwangen war bis 1802 die Hauptstadt der gefürsteten Propstei Ellwangen, die vor 1803: 385 qkm (7
QM.) mit 25,000 Einw. und ungefähr 120,000 Gulden Einkünften umfaßte.
Das Kloster soll bereits 764 von Herulf, Bischof von Langres, gestiftet sein, ist aber erst 814 urkundlich nachweisbar. Später
gewann es ausgedehnte Besitzungen und Lehnrechte in Schwaben, Baden
[* 45] und Bayern.
[* 46] Unter den Äbten ragt Kuno
(1188-1221), ein vertrauter Ratgeber König Friedrichs II., hervor. 1459 wurde die Abtei mit Bewilligung des PapstesPius II.
säkularisiert und in ein Ritterstift verwandelt, an dessen Spitze der bisherige
Abt nun als gefürsteter Propst trat, der seinen
Sitz im Reichsfürstenrat auf der geistlichen Fürstenbank hatte. Durch den Reichsdeputationshauptschluß
von 1803 kam Ellwangen an Württemberg. Von seiner Stiftung an bis 1803 zählte Ellwangen 50 Äbte und 20 Fürstbischöfe, deren letzter KlemensWenzel, Prinz vonSachsen
[* 47] (gest. 1812), war.
Vgl. Seckler, Beschreibung der gefürsteten Reichspropstei Ellwangen (Stuttg. 1864).
(Elmwald), ein 22 km langes, 8 km breites Waldgebirge im Herzogtum Braunschweig,
[* 48] nördlich
vom Harz, mit dem 327 m hohen Kuxberg im Hörnchen. Am Fuß des Gebirges finden sich bedeutende Braunkohlenlager vor.
Kirchdorf im schweizer. Kanton Glarus,
[* 49] 980 m ü. M., im
obern Sernfthal, meist am linken Ufer des Sernf (zur Linth) gelegen, rings von hohen Gebirgen (Freiberge mit
dem 2797 m hohen Kärpfstock im W., Hausstock, 3152 m, im SW., Vorab, 3025 m, im S., Piz Segnes oder Tschingelspitz, 3118 m,
im O.) umgeben, durch Poststraße mit Schwanden an der EisenbahnGlarus-Linththal verbunden, hatte 1880 noch 1028 meist reform.
Einwohner, ist aber durch den Bergsturz
[* 50] vom teilweise zerstört worden.
Südöstlich vom Dorf Elm erhebt sich der Tschingel, ein sehr steil gegen N. abfallender Berg, an dessen Fuß die Gemeinde einen
Schieferbruch ausbeutete. Von diesem Berg löste sich am genannten Tag der ganze Nordrand ab und begrub alles unter mächtigen
Schutt- und Felsmassen. Das Hauptabrißgebiet ist 400 m, die tiefste entstandene Nische 350 m breit. Die Länge des Schuttstroms,
der sich über den ziemlich ebenen bebauten Thalboden ausgebreitet hat, beträgt 1500 m, die Breite schwankt zwischen 300 und 400 m,
die mit Schutt bedeckte Thalbodenfläche mißt ca. 570,000 qm, und die Masse des Schuttes berechnet sich
auf wenigstens 10 Mill. cbm. Der oberste Rand des Abrisses liegt 620 m über der Thalsohle. Es sind 22 Wohnhäuser,
[* 51] 50 Ställe, 4 Magazine
und 4 Arbeitshäuser verschüttet und 114 Menschen getötet worden.
Die Ursache des Bergsturzes ist vornehmlich in dem geologischen Bau des obern Sernfthals zu suchen. Von
Engi ab bis über Elm hinaus besteht die Hauptmasse der Berge aus grauem, weichem, nur lokal durch härtere Bänke unterbrochenem
Schiefer, welcher der untern Tertiärformation
[* 52] angehört. Nur die höchsten Spitzen der das Thal umgebenden Berge tragen eine
Decke oder Kappe von rotem Sernfsandstein, in der Regel durch eine Kalkschicht vom unterliegenden Schiefer
scharf getrennt.
Das Kalkgestein, welches als Unterlage des Sandsteins auftritt, gehört zur obern Juraformation,
[* 53] der versteinerungslose Sernfsandstein
aber zur Perm- oder Dyasformation, und somit zeigen sich im Sernfthal die Sedimente in vollkommen verkehrter Stellung: die jüngsten
Schichten liegen in der Tiefe, von den Schichten älterer Formationen überlagert. In der That sind von
NW. und in gleicher Weise von SO. die ältern Sedimente, vorab Sernfsandstein und der Hochgebirgskalk, über die weit jüngern
eocänen Schiefer in doppelter Falte heraufgehoben u. herübergedrängt worden.
Während zwischen Schwanden und Engi die Schiefer an der Thalsohle auftreten, steigen sie thalaufwärts
immer höher und erreichen über Elm die Höhe von mehr als 2200 m, d. h. sie finden sich noch 600 m höher als die Abrißstelle
des Bergsturzes. Immer aber geht die Fallrichtung der einzelnen Schieferschichten nach SO. oder SSO., so
daß dieselben im Plattenbruch und in Abhängen oberhalb Elm nicht gegen das Dorf, sondern in
den Berg hinein sich senken. Dabei ist das Gestein aber von sehr vielen Klüften quer
¶
mehr
durchsetzt, und diese Klüfte verlaufen dem äußern Abhang fast parallel. Der Betrieb des Schieferbruches als offener Tagebau
nötigte, die über dem verwendbaren Schiefer liegenden unbrauchbaren Partien abzusprengen und so eine hohe, beständig gegen
den Berg sich verlegende Wand herzustellen. Wenn auch in nicht bestimmbarem Maß, hat dieser Bergbau
[* 55] jedenfalls den
Bergsturz begünstigt, einmal dadurch, daß er lokal eine künstliche, für das Gestein viel zu steile Böschung schuf, dann
wohl auch durch die mit der Sprengarbeit verbundene Erschütterung.
BeimSturz hat sich nun nach den erwähnten, dem äußern Abhang fast parallelen Klüften ein Teil der Wand unterhalb der Tschingelalp
abgelöst, wobei statt des früher ausgebauchten Felsgehänges eine Einbuchtung entstanden ist. Die niederstürzenden
Felsmassen fielen auf den Abhang und schossen auf dem als Schmiere wirkenden feuchten Wiesengrund noch 1500 m weit voraus,
wo dann der Däniberg eine westliche Ablenkung des Schuttstroms erzwang. Am westlichen, dem Dorf zunächst gelegenen Teil
des Absturzgebiets droht noch weitere Gefahr, welcher indes nicht vorzubeugen ist; ein Versuch, den drohenden
Risikopf durch Bombardement zum Absturz in günstiger Richtung zu bringen, ist mißglückt.
Stadt im türk. WilajetKonia (Karaman) in Kleinasien, auf dem lykischen Tafelland, 1300 m ü. M., reinlich
und gut gebaut, mit einer schönen Hauptmoschee und 25,000 Einw., welche besonders Gerberei und Fabrikation feinen roten Maroquins,
auch lebhaften Handel treiben.
(San Jorge de la Mina), Hafenstadt der brit. Besitzung Goldküste (Oberguinea),
[* 57] am Beyafluß (Sweetwater), mit
einem hart am Strand gelegenen Kastell (St. George), das vom Kommandanten bewohnt wird, auch als Gefängnis
dient, und zwei verfallenen Forts. Die europäische Stadt am linken Flußufer ist Sitz der englischen Behörde, gegenüber
die Stadt der Eingebornen, Addina, beide mit etwa 20,000 Einw. Das Klima
[* 58] ist nicht gesund, doch besser als an andern Plätzen
der Küste, und die Landung nur an der Flußmündung ungefährlich, das Trinkwasser aber gut. Der Handel (Goldstaub, Erdnüsse,
Elfenbein) war früher viel bedeutender. - Die erste Ansiedelung gründeten Kaufleute aus Dieppe,
[* 59] welche 1471 von den Portugiesen
vertrieben wurden, die 1637 wiederum den Holländern Platz machen mußten. Die Holländer befestigten den
Platz und trieben hierher einen ansehnlichen Handel, traten Elmina aber mit ihren sämtlichen Besitzungen an der Goldküste 1871 an
England ab. Im Krieg von Aschanti wurden die Bewohner von Addina, welche gegen EnglandPartei ergriffen, durch Zerstörung ihrer
Stadt gezüchtigt.
Hauptstadt der Grafschaft Chemung im nordamerikan. StaatNew York, am Chemung River (Nebenfluß
des Susquehanna), nordöstlich von New York, schön und regelmäßig gebaut, mit Besserungsanstalt, bedeutenden Eisenwerken,
Maschinenwerkstätten, Schuhfabriken und (1880) 20,541 Einw.
von Sophokles' »Ödipus Tyrannus« (Oxf. 1811, Leipz. 1821) und »Ödipus Coloneus« (Oxf. 1823, Leipz. 1824) sowie der
Scholien zu Sophokles (Bd. 1, Oxf.
1825; Bd. 2 von Dindorf, das. 1852),
dem 11. Jahrh.) nebst einem schönen Kreuzgang und (1876) 2463 Einw. Elne, im AltertumIlliberis genannt, war einst eine blühende
Handels- und Industriestadt, seit dem 6. Jahrh. auch Bischofsitz, der 1602 nach Perpignan verlegt ward.
(Groß- undKlein-), Name von zwei kleinen Inseln an der Westküste Afrikas, in der Coriscobai, gegenüber der Mündung
des Munoflusses, in spanischem Besitz.
Groß-Eloby hat ein Areal von 500 Hektar und an der Südwestspitze den Hafenplatz Ipeie;
(lat.), bei den alten Römern zunächst Bezeichnung der historischen Aufschriften unter
den Ahnenbildern (s. Imagines) der Geschlechter, mit welchen diejenigen Familienmitglieder, welche kurulische Ämter bekleidet
hatten, ausgezeichnet wurden. Später stellte man dergleichen Familiendenkmäler auch in Tempeln auf; minder oft scheinen sie
an Statuen oder Hermen angebracht worden zu sein. In Nachbildung der alten Sitte ließ dann Augustus auf dem
nach ihm benannten Forum um den Tempel des Mars
[* 75] Ultor Statuen von Größen der römischen Geschichte seit Äneas aufstellen und
mit entsprechenden Elogien versehen, von denen mehrere (z. B. eins auf Marius) noch vorhanden sind.
Auch in andern Städten fand diese Einrichtung Nachahmung. Dergleichen noch vorhandene historische Elogien
auf Männer der Republik, aber meist aus der Kaiserzeit herstammend, sind gesammelt und erläutert von Mommsen (im »Corpus inscriptionum
latinarum«, Bd. 1, Berl. 1865).
Außerdem heißt Elogium auch eine Aufschrift auf einem Grabmal, dann überhaupt ein Ausspruch, Urteil, daher Elogium medicum, gerichtlich-medizinisches
Gutachten, Elogium ultimum, Testament; in neuerer Zeit s. v. w. Lobrede, Panegyrikus.
In der französischen Litteratur hat sich ein besonderes Fach von Éloges gebildet, worunter man Schilderungen des Charakters
und der Verdienste berühmter Männer versteht. Entstanden ist dieser fleißig kultivierte Zweig der Beredsamkeit und Geschichte
im ZeitalterLudwigs XIV., wo die Éloges die Stelle der Biographien vertraten und hauptsächlich von der
französischen Akademie ausgingen. In der Regel führt sich jeder neugewählte Akademiker durch ein »Éloge historique« seines
Vorgängers ein. Sammlungen von Éloges veröffentlichten Fontenelle (Par. 1731, 2 Bde.) und
Cuvier (»Recueil d'éloges historiques«, das. 1819).
Hafenstadt an der Nordostküste von Borneo, im Gebiet der Nordborneogesellschaft, an dem vorzüglichen Hafen
Sandakan, der selbst den von Hongkong an Größe und Sicherheit übertrifft und 17 Flüsse
[* 80] aufnimmt, welche die Verkehrsadern
nach dem Innern bilden, aus dem die Eingebogen Gummi arabikum, Guttapercha, Dammaraharz, Kokosnüsse, eßbare
Vogelnester, Kampfer u. a. bringen und gegen Baumwollzeuge, Seidenstoffe, Biskuits und Schmucksachen
[* 81] umtauschen. Elopura ist Sitz
der NorthBorneo Steamship Company und zählt bereits an 8000 Einw., während es vor drei Jahren erst 400-500 hatte. In der
Nähe der Stadt hat die Deutsche
[* 82] Borneogesellschaft eine Faktorei errichtet.
(spr. éllfinston), Mountstuart, berühmter Geschichtschreiber Indiens, geb. 1778 als vierter Sohn des
elften Lords Elphinstone, trat mit 18 Jahren in den bengalischen Zivildienst, ward Attaché des englischen Residenten am Hof
[* 85] des Peischwa,
des Adoptivvaters von Nana Sahib, und machte als AdjutantWellingtons die Schlacht von Assaye mit. Nachdem
er eine Zeitlang Resident zu Nagpur und 1808 Gesandter in Kabul gewesen war, ward er 1816 Resident am Hof des Marathenpeischwa,
und in wenigen Wochen gelang es seinem Scharfblick, den von jenem gesponnenen Verrat aufzudecken.
Nur mit knapper Not gelang es ihm, der Rache des Peischwa zu entgehen und das englische Lager
[* 86] zu erreichen. 1820 ward
er Gouverneur von Bombay
[* 87] und machte sich hier vor allem durch seinen »Elphinstone Code«, der seiner vorzüglichen Kürze und Klarheit wegen
zum Gesetzbuch erhoben wurde, berühmt. Nach einer langen, besonders auch auf dem Gebiet der Erziehung und Ausbildung indischer
Eingebornen segensreichen Wirksamkeit kehrte er 1827 nach England zurück, um sich dort ganz der litterarischen
Thätigkeit zu widmen. Die Peerswürde und die Ämter eines Generalgouverneurs von Indien und von Kanada, die ihm (die erste
zweimal) angeboten wurden, lehnte er ab; er starb auf seinem Landsitz Hookward Park in Surrey. Seine erste
schriftstellerische Leistung war der »Account of the kingdom of Cabul«
(Lond. 1819; 2. Aufl. 1842, 2 Bde.).
Dann veröffentlichte er: »Opinions upon some of the leading questions,
¶
mehr
connected with the government of British India« (1831) und als das Hauptwerk seines Lebens die erste umfassende, durchweg auf
die besten orientalischen, insbesondere persischen, Quellen sich stützende Geschichte Indiens: »A history of India: the Hindoo
and Muhammedan periods« (1841; 5. Aufl., mit Anmerkungen von Cowell, 1866),
deren Einleitung sogar in das
Marathische (Puna 1855) übersetzt wurde. Eine »Selection from the minutes and other official
writings of the Hon. M. Elphinstone« gab Forrest heraus (Lond. 1884).
Vgl. Colebrooke, Life of the Honourable Mountstuart Elphinstone (Lond. 1884, 2 Bde.).
Fluß in Toscana, entspringt in den Bergen
[* 89] von Siena, durchfließt, nordwestlich gerichtet, ein schönes und fruchtbares
Thal und mündet nach einem Laufe von 64 km in den Arno.
Die Oberfläche des Landes teilt sich in drei Regionen: die bergige, die hügelige und die ebene. Die letztere dehnt sich aus
vom Rhein bis an die Vogesen und zwar in einer Breite von 16-30 km; die bergige Region umfaßt die Vogesen und die hügelige den
nordwestlichen Teil, die Platte von Lothringen. Die ebene Region ist ein Teil der Oberrheinischen Tiefebene
(s. d.). Sie erstreckt sich gegen S. bis Mülhausen, wo die letzten Ausläufer des Jura sind, der noch innerhalb des Reichslandes,
aber nahe der Grenze der Schweiz, an den Quellen der Ill und Larg im Glaßberg und Morsperg (Morimont) bis 817 und 822 m
ansteigt.
In der Ebene finden wir längs des Rheins
große, oft versumpfte Wiesenflächen und Wasserlachen, Überbleibsel alter Rheinläufe;
alsdann einen etwas erhabenen Landstrich, der im S. eine starke Kieslage trägt und wasserarm ist (Hartforst), in der Mitte
und im N. neben einigen Sandstrichen aber einen fruchtbaren Lehmboden enthält und somit zum Anbau von
Getreide,
[* 103] Tabak
[* 104] und Hopfen
[* 105] ganz vorzüglich geeignet ist; endlich folgt längs der Vogesen eine sanft ansteigende Hügelregion
mit zahlreichen Ortschaften, Obst- und Weinpflanzungen. Im N. nähern sich die Vorhügel des Gebirges dreimal dem Rhein, bei
Straßburg,
[* 106] Bischweiler
[* 107] und Selz.
Die Meereshöhe der Ebene beträgt im S. etwa 250, im N. 140 m. Die bergige Region umschließt die Vogesen
(s. d., les Vosges) oder den Wasgenwald. Die Hügelregion im NW., die Platte van Lothringen, besteht aus Buntsandstein, Muschelkalk,
Keuper und Jura, außerdem bei Forbach
[* 108] noch aus dem Steinkohlengebirge und wird durch die Saar, Nied und
Mosel gegliedert. In der Mitte befinden sich in einer Ebene zahlreiche und große Weiher; selten aber (wie im Juragebirge an der
Mosel, woselbst die reichsten Eisenerzlager) erreicht noch ein Punkt eine Meereshöhe von 400 m; bei Metz
[* 109] ist der höchste Gipfel
die FestePrinzFriedrichKarl, ehemals Fort St.-Quentin (350 m). -
Die Hauptflüsse von Elsaß-Lothringen sind der Rhein und die Ill im O. und die Mosel und Saar im W. von den Vogesen. Der Rhein, dessen Korrektion
nahezu vollständig beendet ist, ist nur Grenzfluß und zwar auf einer Strecke von 184,14 km gegen Baden. Der größte Zufluß
des Rheins innerhalb der Grenzen
[* 110] des Reichslandes ist die Ill, der eigentliche Hauptfluß des Elsaß. Diese
empfängt auf der rechten Seite wegen der Nähe des Rheins nur unbedeutende Bäche, dagegen zahlreiche Gewässer auf der linken
Seite: die Larg noch aus dem Jura, sodann aus den Vogesen und zwar dem hohen Teil derselben die Doller aus
dem Thal von Masmünster, die Thur aus dem industriereichen Thal von St.-Amarin, zugleich mit der aus dem Blumenthal (von Gebweiler)
[* 111] kommenden Lauch, die Fecht aus dem reizenden Münsterthal und die Breusch von Schirmeck her.
Unter den übrigen nur geringen Nebenflüssen des Rheins im Reichsland sind zu nennen: die Moder mit Zorn
und Zinsel, die Sauer und auf der Grenze gegen die Rheinpfalz die Lauter. Die Mosel durchströmt den äußersten nordwestlichen
Teil von Elsaß-Lothringen und empfängt innerhalb des Reichslandes rechts bei Metz die Seille und links die Orne, die das eisensteinreiche
Juragebirge durchbricht. Außerdem erhält die Mosel noch aus dem Reichsland ihren wichtigsten Zufluß,
die Saar, die in der preußischen Rheinprovinz
[* 112] mündet, auf der Grenze gegen dieselbe rechts die Blies und in der Rheinprovinz
links die aus Elsaß-Lothringen kommende Nied aufnimmt. An Seen ist Elsaß-Lothringen arm.
Unter denen der Vogesen, welche aber nur von ganz geringem Umfang sind, haben ihrer Lage wegen der Belchensee
am Sulzer Belchen sowie der Schwarze und WeißeSee (letzterer 1054 m ü. M.) unterhalb des Hauptkammes am Reisberg Bedeutung.
Größer sind die Seen in Lothringen, die aber nur die Bezeichnung Weiher führen und flach sind; unter ihnen sind der Weiher
von Gondrexange am Rhein-Marne- und Saarkanal, der Stock- und der Mühlweiher am Saarkanal sowie der Linderweiher
südöstlich von Dieuze hervorzuheben.
Elsaß-Lothringen erfreut sich in seinen tiefern Regionen, in der Rheinebene nebst den Vorhügeln zu den Vogesen und im Moselthal, eines milden
Klimas, das dem des östlich liegenden Baden in seinen verschiedenen
¶
Die Hauptorte sind doppelt, die der Kreise
[* 114] einfach unterstrichen.
Teilen entspricht. Die größte jährliche Durchschnittswärme im DeutschenReich zeigt die Oberrheinische Tiefebene in der
Gegend, wo der Neckar mündet (Heidelberg und Dürkheim
[* 116] 10,8° C.); von hier nimmt sie langsam nach N. und S. ab, so daß sie
in Straßburg etwa 9,8° C. beträgt, während sie in Mülhausen (und Basel)
noch ein wenig geringer ist. Zu Metz
beträgt die jährliche Durchschnittswärme etwa 9,1° C. Bedeutend geringer ist sie in der Mitte
auf dem Hügelplateau von Lothringen, auf dem die Blütezeit der Obstbäume 14 Tage später eintritt als im Moselthal, und in
den Vogesen, in deren höchsten Teilen der Schnee
[* 117] sechs Monate und länger liegt. Aus der Höhe des Gebirges
sind daher die Sommer kurz, aber heiß. Unter den Winden
[* 118] sind die Südwest- und Nordostwinde vorherrschend. Als größte Kälte
in der Rheinebene sind 1830 zu Mülhausen 27° C., in den Vorbergen der nördlichen Vogesen 28,3° C. beobachtet
morden, während im Sommer das Thermometer
[* 119] in der Ebene häufig bis auf 32° C. und darüber steigt. Gewitter
sind häufig; viele von ihnen entwickeln sich in den Vogesen und ziehen zum Schwarzwald hinüber, oft begleitet von heftigen
Hagelwettern. Der jährliche Niederschlag beläuft sich zu Straßburg auf 67, zu Metz auf 70 cm. Der Weinstock
steigt an den Gehängen und in den Thälern der Vogesen bis 400 m hinauf, reicht aber in Lothringen nicht bis zu dieser Höhe.
In dieser Region gedeihen auch der Nußbaum, die Kastanie und der Mais. Das Obst geht noch höher, bis etwa 650 m, das Getreide
bis 800 m; die Baumgrenze liegt ungefähr bei 1100 m, in welcher Höhe sich hauptsächlich Rotbuchen finden.
Elsaß-Lothringen hat einen Flächeninhalt von 14,509,42 qkm (263,50
QM.). Während nach der französischen Zählung von 1866 die Bevölkerung
[* 120] des gegenwärtigen Gebiets des Reichslandes 1,579,219
Seelen betragen hatte, belief sich bei der ersten deutschen Zählung von 1871 die ortsanwesende Bevölkerung
nur noch auf 1,549,738; bei der Zählung von 1875 ergab sich eine weitere Abnahme auf 1,531,804; dagegen wurden 1880 wieder
1,566,670 Einw. gezählt. Die Gesamtbevölkerung hatte sich hiernach gegen 1875 um 2,27,
gegen 1871 um 1,10 Proz. vermehrt.
Berücksichtigt man die Zivilbevölkerung (1880: 1,527,707; 1875: 1,499,020; 1871: 1,517,494) allein,
so beträgt die Zunahme gegen 1875 nur 1,89, gegen 1871 nur 0,67
Proz. Die Auswanderung, welche in den ersten Jahren nach dem Krieg von 1870/71 sehr bedeutend war, ist nicht so erheblich wie
in den benachbarten Staaten; in den Jahren 1876-80 sind zusammen 36,282, durchschnittlich 7256 Personen
mehr aus- als eingewandert; die höchste Ziffer der überseeischen Auswanderung in der Zeit von 1875 bis 1882 hat 3700 Personen
betragen (1881). Auf die drei Bezirke, in welche das Land geteilt ist, verteilen sich Areal und Bevölkerung wie folgt:
Elsaß-Lothringen gehört hiernach zu den bevölkertsten Gebieten Europas; im DeutschenReich nimmt es, wenn man von den Hansestädten
absieht, den sechsten Rang ein und
kommt unmittelbar vor dem benachbarten Baden. Sehr bedeutend ist die Verschiedenheit der
Bevölkerungsdichtigkeit zwischen Elsaß und Lothringen. Unter den einzelnen Kreisen hat Mülhausen, freilich mit der gleichnamigen
Stadt, die dichteste, Château-Salins in Lothringen die dünnste Bevölkerung; dort leben 218, hier 52 Menschen auf 1 qkm.
Hinsichtlich des Geschlechts fanden sich 1880: 770,108 männliche und 796,562 weibliche oder auf 100 weibliche Personen 96,68
männliche;
männliche
weibliche
ledig waren
474530
464149
verheiratet
259088
258732
verwitwet
36027
72785
geschieden
463
896
Bezüglich der Bewegung der Bevölkerung ist ein nicht unwesentlicher Unterschied zwischen Elsaß und Lothringen zu
verzeichnen;
die Zahl der Eheschließungen 6,99, bez. 6,77
pro Mille. Unter den Gebornen waren im ganzen Land 7,31 Proz.,
in Lothringen 5,29 Proz. unehelich.
Die Zahl der Gemeinden beträgt 1699, worunter 99 Städte; unter denselben haben (1880) 4 Städte mehr als 20,000 Einw. Die
Zahl der Haushaltungen belief sich auf 361,460, die der Wohnhäuser und sonstigen Aufenthaltsstätten auf 268,982. Unter der
Gesamtbevölkerung von 1880 befanden sich 114,797 (7,31 Proz.) Angehörige andrer deutscher Bundesstaaten (abgesehen von den
eingewanderten Landesbeamten, welche zugleich Elsaß-Lothringer sind) und 33,848 (2,15 Proz.)
Reichsausländer (hiervon wieder 41 Proz. Franzosen). Dem Religionsbekenntnis nach waren 1880 in Elsaß-Lothringen 1,218,468 oder 77,78
Proz. Katholiken, 305,134 oder 19,49 Proz.
Protestanten, 39,278 oder 2,51. Proz. Israeliten.
Hiernach ist in der Prozentsatz der Katholiken höher als in irgend einem andern Lande des DeutschenReichs oder einer Provinz
des preußischen Staats.
Wiewohl Elsaß-Lothringen unter französischer Herrschaft sich einer über den meisten andern Teilen Frankreichs stehenden Volksbildung zu
erfreuen hatte, war es doch mit großen Schwierigkeiten verbunden, dieselbe nach Einrichtung der deutschen
Verwaltung auf die gleiche Höhe zu bringen wie im übrigen Reichsgebiet. Es bestand kein Schulzwang, die Lehrkräfte waren
zum großen Teil Ordensbrüder und -Schwestern, deren Vorbildung staatlich nicht kontrolliert war, die Besoldungen waren ungenügend,
namentlich auch fehlte es an Lehrkräften, welche im französischen Sprachgebiet Unterricht auch in der
deutschen Sprache
[* 121] erteilen konnten. In allen diesen Punkten ist jetzt Abhilfe geschafft.
Das gesamte Unterrichtswesen ist, soweit es nicht staatlich geleitet wird, der Aufsicht des Staats unterstellt. An der Spitze
steht ein mit dem Ministerium verbundener Oberschulrat, dessen Vorsitzender der Staatssekretär ist, und der aus
ordentlichen und außerordentlichen Mitgliedern (diese zum Teil Laien) besteht. Dem Oberschulrat ist unmittelbar das höhere
Schulwesen unterstellt, das niedere steht zunächst unter den Bezirkspräsidenten. Die öffentlichen höhern Schulen sind von
den Gemeinden einzurichten und zu unterhalten; die Lehrergehalte etc. trägt der Staat, der dafür das Schulgeld bezieht. An
solchen Schulen sind (1885) vorhanden: 10 Gymnasien und Lyceen, 3 Progymnasien, 2
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