ostpreußischen
Forst
[* 2] Ibenhorst bei
Tilsit
[* 3] befindet sich noch unter strengster
Schonung ein Bestand von
ca. 80
Stück und in einigen
andern Oberförstereien des Regierungsbezirks
Königsberg
[* 4] zusammen noch 60
Stück. In
Asien
[* 5] bewohnt es viel zahlreicher alle
ausgedehnten
Wälder des
Nordens bis an den
Amur. Das nordamerikanische Moosetier (Orignal derFranzosen,
A. americanus), dessen Artselbständigkeit mindestens zweifelhaft ist, hat tief eingeschnittene Geweihschaufeln mit gesonderten
Augensprossen, eine schwach behaarte Kehlwamme, dunkleres
Haar,
[* 6] und seine
Geweihe
[* 7] sind weit stärker und schwerer als die unsrer
Elche. Es findet sich in
Kanada,
Alaska,
New Brunswick und an der
Fundybai und wird dort eifrig gejagt, indem
man es ins
Wasser treibt und vom
Boot aus erschlägt.
Das Elen
war in alter Zeit in
Deutschland
[* 11] weitverbreitet und häufig.
Cäsar spricht von seinem Vorkommen
im Hercynischen
Wald; in der Zeit zwischen 238 und 244
n. Chr. wurden zehn
Tiere nach
Rom
[* 12] gebracht, und Aurelian ließ sich mehrere
in seinem Triumphzug voranführen. Im
Mittelalter wird das
Tier oft erwähnt, auch imNibelungenlied neben
dem
Schelch
(Riesenhirsch),
Wisent und
Auerochsen, die sämtlich im Wasgenwald vorkamen. Unter
Otto d. Gr. wird das Elen als Elo
oder Schelo in einer
Urkunde erwähnt, ebenso noch unter
Konrad II. 1025.
OlausMagnus gab die ersten nähern Nachrichten über
das Elen. Nach Kantzow lebte es 1530 auf den pommerschen
Heiden; in
Sachsen
[* 13] wurde das letzte Elen 1746 erlegt,
und in
Schlesien,
[* 14] vielleicht auch in
Pommern,
[* 15] hielt es sich noch 30 Jahre länger. In
Ostpreußen
[* 16] war es damals noch weitverbreitet,
aber nach dem Siebenjährigen
Krieg erging schon ein
Gebot zur
Schonung des Elchwildstandes.
Städtchen in
Bulgarien,
[* 17] südöstlich von
Tirnowa, an den Vorbergen des Elena-Balkan, über
den derPaß
[* 18] von Elena (gegen 800 m
hoch) nach
Sliwen führt, hat 340
Häuser mit 3300 ausschließlich bulgarischen Einwohnern.
daher Elénktik, Überführungs- und Widerlegungskunst, beabsichtigt
eine bessere Belehrung des Widerstreitenden.
Ignoratio elenchi ist derjenige Fehler im
Beweis, wo dasjenige, worauf es ankommt,
absichtlich oder unabsichtlich ignoriert, also etwas andres als das Geforderte bewiesen wird.
Die absichtliche
Begehung desselben wird noch besonders als mutatio elenchi (Veränderung des zu Beweisenden) bezeichnet.
(mittelhochd. Ellende), ursprünglich (und noch im 16. Jahrh.)
s. v. w.
Fremde,
Land derVerbannung und das Verweilen daselbst, woraus die heutige Bedeutung des
Wortes als eines hilflosen
und jammervollen Zustandes hervorging.
Daher die Redensarten: »das Elend bauen«, »ins
Elend fahren« etc. Auch das Adjektiv elend hatte ursprünglich die Bedeutung
des in der
Fremde oder
VerbannungLebenden, die mit der Zeit in die des
Armen und Hilflosen, dann auch des
Geringen und
Schlechten
überging. Elendenherbergen wurden im 15. Jahrh. hauptsächlich für
Pilger eingerichtet. Sie waren oft
mit einer
Kapelle mit dem Almosenstock verbunden und gewährten Beherbergung in der
Regelnur für eine
Nacht; besondere Bestimmungen
dienten zur Aufrechthaltung einer guten
Ordnung. Auch bestanden Elendenbrüderschaften, d. h.
Vereine, die sich die Sorge für
arme und kranke
Fremde zur Aufgabe gemacht hatten.
in bergigen Gegenden auf der
Küste von
Malabar, dort und auf
Ceylon
[* 24] kultiviert, wird 2-3 m hoch, hat lanzettförmige, ganzrandige, 60
cm
lange, flaumhaarige
Blätter, blaß grünlichweiße
Blüten und dreiseitige, ovale, strohgelbe, 1,5cm lange
Kapseln.
[* 25] Die kleinen, meist vierkantigen, braunen, gerunzelten, eigentümlich
¶
mehr
gewürzhaft riechenden und schmeckenden Samen
[* 27] kommen als kleine Kardamome (s. d.) in den Handel. Elettaria major Smith (Elettaria mediaLink),
auf Ceylon, mit oberseits kahlen Blättern und viel größern Kapseln, liefert die Ceylonkardamome.
Eleusine Tocusso Fresen.
wird in ähnlicher Weise in Abessinien benutzt, wo man aus dem Samen auch eine Art Bier bereitet. Auch die
Niam-Niam und Kredsch bauen eine Eleusine (Telabun), genießen den gekochten Samen mit geröstetem Sesam und bereiten daraus auch Bier.
nächst Athen, mit dem es durch die »heilige Straße« verbunden war, der wichtigste Ort des alten Attika, an der
Nordküste des gleichnamigen Golfs, Salamis gegenüber, jetzt ein armseliges Dorf, das außer einigen Trümmerhaufen
nur den Namen (Levsina) von seiner alten Herrlichkeit bewahrt hat. Eleusis ist seit Juli 1884 Station der bis hierher vollendeten
Eisenbahnlinie Piräeus-Patras. In ältern Zeiten war Eleusis Hauptort eines kleinen Königreichs, ward aber unter Eumolpos von
den Athenern unterworfen.
Bald verbreitete sich dieser mystische Kult über das Mutterland, die Inseln und Pflanzstädte, und selbst in Ägypten
[* 42] finden
wir Spuren verwandter, offenbar übertragener Gebräuche und Mythen. In E., dem Hauptort dieses Kultus, besaßen
alte Geschlechter die Priesterämter erblich und waren die Bewahrer der Grundlagen dieses Gottesdienstes. Die vornehmsten dieser
Geschlechter waren die Eumolpiden und die Keryken. Die hauptsächlichsten Beamten bei den Mysterien waren der Hierophant (Oberpriester),
der Daduchos (Fackelträger), der Hierokeryx
(heilige Herold) und der Epibomios (Altar- oder Opferpriester).
Der Gottesdienst war ein geheimer, und nur nach besondern Reinigungen und Einweihungszeremonien durfte
man an ihm teilnehmen. In den ältesten Zeiten wurden bloß Athener aufgenommen, später auch andre; nur Gottlose blieben immer
ausgeschlossen. Die Einweihung geschah nach vorausgegangener Reinigung mit mystischen Formeln und symbolischen Handlungen. Die
Feier der Mysterien selbst stellte bildlich das Hinunter- und Heraufsteigen der Persephone dar. Indem man
im Aufhören der Vegetation im Spätherbst das Verschwinden der Tochter der Demeter in die Unterwelt, im Sprossen des Frühlings
aber das Wiederkommen der Göttin, das Heraufsteigen zu den Obern vorgebildet sah, ließ man den eleusinischen Festcyklus in
zwei Abschnitte zerfallen: die kleinen (Fest des Frühjahrs) und die großen Eleusinien (Fest des Herbstes).
Von den kleinen Mysterien weiß man nur, daß sie dem Herakles
[* 43] zu Gefallen eingerichtet worden sein sollen, weil dieser als
Fremder in die großen nicht aufgenommen werben konnte. Die großen Mysterien begannen am 15. Tag des Monats Boedromion
(Anfang Oktober) und dauerten 9 Tage. Am ersten Tag versammelten sich die Einzuweihenden, am zweiten Tag fanden die Reinigungen
statt, am dritten wurden Opfer dargebracht; am vierten Tag führte man inProzession einen heiligen Korb (Kalathos)
[* 44] herum, welcher
den Blumenkorb der Persephone vorstellen sollte; der fünfte Tag sollte durch lange Wanderungen mit Fackeln
die Irrfahrten der Demeter versinnlichen.
Der sechste Tag war der feierlichste. Zunächst wurde von der ganzen Menschenmenge, die einmal die Zahl 30,000 erreichte,
die Bildsäule des Iakchos aus Athen abgeholt und im eleusinischen Tempel aufgestellt. Mit der Nacht begann die Einweihung in die
Mysterien, deren Kern in einer Versinnlichung der Zustände der Verdammten und der Gerechten im Hades bestanden
haben soll. Am siebenten Tag wurden Wettspiele zu Ehren der Göttinnen veranstaltet. Die zwei letzten Tage wurden mit Einweihungen
und Wasserspenden hingebracht.
(lat.), Erhöhung (s. d.); in der katholischen Messe derjenige Akt, welcher unmittelbar
auf die Konsekration (s. d.) folgt. Nachdem durch letztere die Transsubstantiation vollbracht ist, fällt die Gemeinde beim
Erklingen des Meßglöckleins auf die Kniee und betet, sich dreimal bekreuzigend, die von dem Priester emporgehobene Hostie
an. - In der Astronomie
[* 55] s. v. w. Höhe. - In der Schießkunst ist Elevation die Richtung der Seelenachse einer
Feuerwaffe in Bezug auf die Horizontale, bestimmt, in Verbindung mit dem Gewicht der Pulverladung die Schußweite zu regeln;
liegt der Elevations- oder Erhöhungswinkel über der Wagerechten, so spricht man von einem Elevationsschuß, liegt er unter
derselben, von einem Senk- oder Depressionsschuß.
Ist dieser Winkel
[* 56] = 0, so heißt der Schuß ein Kernschuß. Die Elevation wird beim Infanteriegewehr durch ein
Visier, beim Geschütz entweder durch den Quadranten (s. d.) oder durch den Aufsatz (s. d.) genommen. Der erstere mißt die Erhöhungen
in Bezug auf die Wagerechte, also mit Einschluß des Terrainwinkels (s. d.), während dieser beim Richten mit dem Aufsatz
nicht in Betracht kommt. Jener kommt in der Regel beim indirekten, dieser beim direkten Schuß (s. d.) zur Anwendung.
Die Handfeuerwaffen
[* 57] haben einen natürlichen Erhöhungswinkel dadurch, daß Korn undVisier nicht, wie bei den Geschützen, gleichhoch
(verglichen) sind. Das Standvisier ist höher als das Korn, und es ist der Elevationswinkel so bemessen,
daß bei gewöhnlicher Anschlagshöhe das Geschoß
[* 58] auf seinem Weg bis ans Ziel sich nicht über Manneshöhe vom Erdboden erhebt
und beim Halten auf die Mitte des Ziels erst 10-150 Schritt hinter demselben wieder den Boden erreicht. Die Entfernung für den
Schuß mit völlig rasanter Flugbahn liegt bei neuern Gewehren auf 250-350 Schritt (200-280 m). Darüber
hinaus wird das Visier künstlich erhöht. Vgl. Flugbahn und Visier.
die zweite Einheit der ersten höhern Ordnung im dekadischen System. Da 10 = 1 . 11 - 1, 100 = 9 . 11 +
1, 1000 - 91 . 11 - 1, 10,000 - 909 . 11 + 1 ist etc., so kann man sagen, daß die Zahlen 10, 100, 1000, 10,000 etc. bei der
Division mit 11 die Reste -1, + 1, -1, + 1 etc. geben, und der Rest,
den eine Zahl bei der Division mit 11 läßt, ist daher der Unterschied der Summen der gerad- und der ungeradstelligen Ziffern;
z. B. bei 9,867,315 ist der Rest (5 + 3 + 6 + 9) - (1 + 7 + 8) =
23 - 16 oder 7. Darauf
gründet sich die sogen. Elferprobe.
(richtiger Elben, altnord. Alfar, angelsächs. Älf, engl.
und schwed. Elf, alt- und mittelhochd. Alb, Plur. Elbe), in der nordischen MythologieGeister der Luft und des Windes, die sich
mannigfach mit den Zwergen (s. d.) berühren, waren, wie diese, ursprünglich das Volk der Sterne (»die Kleinen dort oben«, »das
stille Volk«, »the good people«, »die
guten Nachbarn«, wohl auch als die Geister der Verstorbenen angesehen) und ihre Mythen: die Deutung der Wolkenphänomene, in
denen sie sich zu bethätigen schienen.
Die Wolke gilt als ihre Hel- oder Tarnkappe (Alberich) oder Nebelkappe; der Donnerkeil heißt Albschoß, ihre Pfeile wie ihr Anhauch
lähmen (im Blitz) Mensch und Tier (elbentrötsch, s. v. w. blödsinnig). Sie sind zauberkundig und lieben
wie alle Windgeister Spiel und Tanz; im Gewitter backen, brauen und schmieden sie in den Wolkenbergen. Wie die Gewitterwesen
nur zeitweise am Himmel
[* 60] aufzutreten und dann erst am Horizont
[* 61] heraufzukommen scheinen, bekommen sie auch den Charakter als zum
Teil unterirdischer Wesen.
Das letztere heftet sich besonders an die angeblich dann in den Tiefen der Erde hausenden und schmiedenden
Berggeister. In weiterer Entwickelung, unter Ausscheidung manches volkstümlichen Zuges, teilt die Edda die Alfar dann geradezu
in zwei Klassen: in Hvîtâlfar, Ljósâlfar (weiße Elfen, Lichtelfen), deren Wohnung Ljósâlfaheim überirdisch zu denken ist,
und in Svart- oder Dökkâlfar (schwarze Elfen). Die Lichtelfen sind außerordentlich schön,
von reiner Farbe, ganz ätherisch, mit silberschimmernden Kleidern angethan; die Schwarzelfen, nach der Edda auch Zwerge genannt,
sind dagegen mißgestaltet, kommen nur während der Nacht aus ihren Bergen hervor und werden, falls sie die Sonne
[* 62] überrascht,
in Steine verwandelt.
Sie wissen ihre Wohnung, die siebente Welt zwischen der Erde und Helheim, durch das Licht
[* 63] der Edelsteine
[* 64] und
der edlen Metalle auf das glänzendste zu erhellen, ja Prachtpaläste aus den Schätzen der wunderbaren Höhlen zu erbauen.
Über ihre Kunstfertigkeit im Schmieden s. Zwerge. Als besonders charakteristisch ist ihnen in der Sage
verblieben die Liebe zur Musik, auch ist ihre Lust zum Tanz unermüdlich. Sie halten die Menschen, die ihnen zu nahe kommen,
fest, rauben vorzüglich gern schöne Mädchen etc. Sie haben eigne Könige; als solche erscheinen in der Sage: Luarin (Lâurin),
besonders aber Alberich (im »Nibelungenlied« und »Otnît«). - Auch im
heutigen Volksglauben treten die noch vielfach auf; sie sind menschlich gestaltet, meist von grauer (in Norwegen
[* 65] auch blauer)
Farbe und wohnen für gewöhnlich in Schluchten und Klüften, nach dem schwedischen Glauben auch in kleinen, zirkelrund ausgehöhlten
Steinen, sogen. »Elfenmühlen« (alfquarnar,
schottisch elfmills, isländisch âlfavakir). Die eigentliche Zeit ihres Erscheinens ist nach Sonnenuntergang,
besonders in sommerlauen Mondnächten. Ihre schönen und feurigen Töchter (Ellisen) buhlen oft mit Menschen, doch sind solche
Liebesverhältnisse nur im Anfang glücklich. In der Neujahrsnacht wahrsagen sie denMenschen auf
¶
(lat. Ebur, engl. Ivory, franz. Ivoire), die Substanz der Stoßzähne der Elefanten. Diese
in die Zwischenkieferknochen eingepflanzten und daher den Schneidezähnen der übrigen Säugethiere entsprechenden Zähne
[* 67] sind wurzellos und haben an ihrem in der Alveole steckenden untern Ende eine große, von der Zahnpulpe erfüllte, 25-50 cm
tiefe Höhle, von welcher ihr Wachstum ununterbrochen ausgeht. Man unterscheidet an ihnen nur Zahnbein und
Zement, während der Schmelz fehlt.
Wie alle als Waffen
[* 68] und nicht zur Zermalmung der Nahrung dienenden Zähne, sind sie verhältnismäßig arm an Mineralsubstanz;
sie enthalten davon 56-59 Proz., und zwar besteht dieselbe, wie bei Zähnen und Knochen überhaupt, aus phosphorsaurem mit
sehr wenig kohlensaurem Kalk und ist innig verbunden mit leimgebender Substanz. Elfenbein bildet einen sehr wichtigen
Handelsartikel und kommt meist aus Afrika,
[* 69] welches auch die größten Zähne liefert, die zugleich härter und von gedrungenerm
Korn als die indischen, doch öfters rissig sind.
Das beste, aber sehr seltene Elfenbein ist das von Siam, welches schwer und von feinem, etwas röthlichem Korn ist. Aus den nördlichen
Provinzen von Siam, Kambodscha, gewissen Teilen Birmas und von Tongking
[* 72] bringen die Dschonken von Siam und Fukian den größten Teil
des chinesischen Bedarfs. Dem siamesischen zunächst an Wert steht das Elfenbein von Bombay,
[* 73] Parsismen Ivory,
welches aber von Sansibar, Maskat etc. stammt. Im europäischen Handel erscheint meist nur afrikanisches Elfenbein; man berechnet,
daß jetzt jährlich von der Ostküste 564,000 kg, von der Westküste 284,000 kg, also zusammen 848,000 kg im Wert von 15-17
Mill. Mk. nach Europa
[* 74] verschifft werden, was 65,000 getötete Elefanten ergibt.
Dies Elfenbein ist sehr hart, aber von schlechter Farbe. Neben dem echten Elfenbein kommen gelegentlich auch die wuchtigen Backenzähne
des Elefanten in den Handel. Wichtiger aber sind die Zähne des Nilpferdes, welche vom Kap, von der afrikanischen Ostküste, von
Abessinien und Ägypten in den Handel kommen; sie sind 30-35 cm lang, wiegen 1-2 kg und bilden ein vorzügliches
Elfenbein, welches nie gelb wird. Da indes die Zähne weit hinein hohl sind, so taugen sie nur zu kleinen Gegenständen und werden
daher fast ausschließlich zu künstlichen Zähnen verarbeitet. Es sollen deren jährlich 10 Ton. nach England gebracht
werden. Ähnlich werden auch die 60-80 cm langen und 3-4 kg schweren, dichten, harten und blendend weißen Eckzähne des Unterkiefers
vom Walroß (meist zu Stockgriffen) und die oft 2-3 m langen, schraubenartig gefurchten Stoßzähne des Narwals, welche härter
als Elfenbein sind und schönere Politur annehmen, als Elfenbein verwertet.
Das echte Elfenbein kommt meist in 1-1,25 m langen, armsdicken u.
35-40, bisweilen über 80 kg schweren Zähnen vor, während 2,5 m lange Zähne zu den Seltenheiten gehören; es besitzt eine
eigentümliche Struktur und läßt auf einer angeschliffenen Fläche charakteristische feine, rautenförmige Zeichnungen erkennen;
es ist etwas durchscheinend mit einem Stich ins Gelbliche, bei jüngern Zähnen auch ins Grünliche, wird
an der Luft gelb und verliert auch nach dem Bleichen nicht die Neigung, wieder nachzudunkeln. Es besitzt ein spezifisches Gewicht
von 1,8-1,9, läßt sich sehr gut bearbeiten, ist zu den feinsten
Schnitzereien geeignet und nimmt schöne Politur an (s. Elfenbeinschnitzerei).
Wegen seiner Härte und Elastizität ist es das geeignetste Material zu Billardkugeln, für welche man stets
die besten Kernstücke aussucht. Elfenbeintafeln benutzt man zu Miniaturgemälden, auch zu Photographien; große Platten zu
Furnieren werden aus den hohlen Teilen der Zähne hergestellt, indem man diese der Länge nach aufschneidet, platt ausbreitet
und dann mit Kreissägen zerteilt. Man schleift Elfenbein mit nassem Schachtelhalm und fein geschlämmtem Bimsstein
und poliert es mit geschlämmtem Trippel und Seife oder mit geschlämmter Kreide
[* 77] oder WienerKalk. Zum Bleichen dient Chlorkalklösung,
heißer Kalkbrei oder eine Mischung von 1 Teil Terpentinöl mit 3 Teilen Alkohol, welche einige Tage an der Sonne
gestanden hat.
Durch Kochen in Farbenbrühen läßt sich Elfenbein verschieden färben. Bei Luftabschluß erhitzt, gibt das Elfenbein eine
schwarze Masse (Elfenbeinschwarz, gebranntes Elfenbein), welche schon von Apelles als schwarze Farbe benutzt wurde, gegenwärtig aber
meist durch Knochenkohle ersetzt wird.
Phytelephas macrocarpa. Diese haben die Größe von Tauben- oder Hühnereiern, sind unregelmäßig rundlich und bestehen aus
einer harten, gleichmäßig weißen, etwas durchscheinenden Masse, die sich recht gut bearbeiten läßt. Man verarbeitet sie
auf kleinere Gegenstände, besonders auch auf Knöpfe, und kann sie sehr dauerhaft färben, wenn man sie durch kurze
Einwirkung konzentrierter Schwefelsäure
[* 80] oberflächlich in eine dem Pergamentpapier ähnliche Masse verwandelt. In neuerer Zeit
sind auch die Früchte der brasilischen Mützenpalme, Manicaria sacciferaGärtn., und einer Sagopalme der Südseeinseln (besonders
der Tongainseln), SagusamicorumWendl., als Elfenbeinsurrogat eingeführt worden.
Elfenbeinmassen, aus Gips
[* 81] und andern mineralischen Substanzen mit verschiedenen Bindemitteln hergestellt,
sind in großer Zahl vorgeschlagen warden. Gipsabgüsse aus reinem, gebranntem Marienglas tränkt man mit schwach gefärbtem
Stearin oder Paraffin,
[* 82] wodurch sie ein elfenbein- oder wachsähnliches Ansehen erhalten. Elfenbeinpapier zu Miniaturmalerei
besteht aus mehreren aufeinander geleimten Lagen guten Zeichenpapiers und erhält nach dem Abschleifen mit Glaspapier einen
Anstrich aus feinstem Gips und Leimwasser, der nach dem Trocknen glatt geschliffen wird, worauf man das
Papier noch dreimal mit schwachem Leimwasser tränkt.
eine Parianmasse (s. d.), welche in Glanz und Ton altem Elfenbein ähnlich ist.
Sie wurde zuerst in der königlichen Porzellanmanufaktur zu Worcester dargestellt und später auch in der Berliner
[* 83] Manufaktur
und anderswo nachgeahmt.
die Kunst, in ElfenbeinOrnamente
[* 84] und Figuren zu schneiden. Die Elfenbeinschnitzerei geht in sehr frühe Zeiten zurück;
wir können sie im Occident bis in die sogen. prähistorische Zeit verfolgen. Man findet
Elfenbeinarbeiten bereits mit Steinwerkzeugen der ältern Steinzeit
[* 85] zusammen: das sind außer einigen Nadeln
[* 86] etc. jene merkwürdigen,
auf Mammutzähne geritzten Zeichnungen von Renntieren, welche in gewissen HöhlenFrankreichs gefunden worden sind.
Auch die Pfahlbauten
[* 87] haben Elfenbeinschnitzereien geliefert. Sicher datierbare Stücke kennen wir zunächst von den
Ägyptern: allerlei Geräte, Griffe, kleine Büchsen, Nadeln und Toilettengegenstände, mit Flachrelief verzierte Platten zur
Bekleidung von Gegenständen, auch kleine Statuetten, deren eine ins 11. Jahrh. v. Chr. hinaufreicht, u. a. Auch assyrische
Elfenbeinschnitzereien kommen vor. Im Alten Testament wird die Verwendung von Elfenbein öfters erwähnt; hier haben wir an
eine Verkleidung eines meist hölzernen Kerns mit Elfenbeinplatten zu denken.
Das berühmteste Werk hebräischer Elfenbeinschnitzerei war der Thron
[* 88] des Salomo (1. Könige 10, 18). Die Griechen kannten das Elfenbein lange,
bevor sie mit dem Elefanten bekannt wurden; Homer erwähnt seine Verwendung zum Schmuck verschiedener Gegenstände häufiger,
sowohl als glänzend weißes Material wie auch gefärbt. Am Kasten des Kypselos (also in historischer Zeit)
finden wir gleichfalls Elfenbein, wie es denn früh speziell für Verzierung der Götterbilder besonders Verwendung fand. Am
bekanntesten ist die Verwendung des Elfenbeins in der sogen. chryselephantinen Technik, d. h.
es wurden Götterbilder, meist
kolossale, aus Gold
[* 89] und Elfenbein hergestellt derart, daß die nackten Fleischteile aus Elfenbein, die Gewandung
etc. aus Gold verfertigt und auf einem hölzernen Kern befestigt waren. S. Goldelfenbeinkunst.
Bei den Römern finden wir Elfenbeinschnitzerei früh erwähnt; der kurulische Sessel war aus Elfenbein, ferner der Stab
[* 90] der Könige u. a. Mit dem
zunehmenden Luxus, der Ausdehnung
[* 91] des römischen Reichs und der reichern Zufuhr von Elfenbein (man kannte
übrigens auch schon fossiles;Plin., 36, 29) nahm auch die Elfenbeinschnitzerei an Ausdehnung zu. Musikinstrumente: Flöten, Leiern etc., von Elfenbein
waren etwas Gewöhnliches und vielfach noch mit Edelsteinen geziert. Die Furnierung von Möbeln, Schmucksachen
[* 92] mit Elfenbein
war allgemein; auch schnitzte man Tischfüße und Verwandtes aus dem vollen Material, fertigte Bettstellen
daraus.
Neben Götterfiguren schnitzte man Reliefs und ganze Reiterstatuen von Feldherren oder Kaisern inElfenbein. In der Kaiserzeit
findet die Elfenbeinschnitzerei besondere Verwendung zum Schmuck der Diptychen, welche die Konsuln beim Antritt des Amtes als besondere Auszeichnung
zu verschenken pflegten. Diese aus zwei Platten bestehenden, durch ein Scharnier zum Aufklappen eingerichteten
Schreibtafeln sind an den Außenseiten gewöhnlich mit dem Bildnis des betreffenden Konsuls in irgend einer amtlichen Handlung
in Elfenbeinschnitzerei geschmückt.
Die frühchristliche Kunst brachte die Elfenbeinschnitzerei zu hoher Vollendung; sie arbeitete durchaus in den Traditionen der altklassischen
Kunst, ohne selbst neue Formen der Darstellung zu erfinden. Man schmückte die heiligen Geräte: Hostienbüchsen,
kleine Klappaltäre, Einbände für die heiligen Schriften etc., mit Elfenbeinschnitzerei. Die Elfenbeinschnitzereien jener Zeit sind
heute die wichtigsten, zum Teil einzigen erhaltenen plastischen Denkmäler der frühchristlichen Kunst und daher von größtem
Wert. Im Zentrum der byzantinischen Kunst, zu Ravenna, trieb auch die Elfenbeinschnitzerei ihre schönsten Blüten: der Bischofsstuhl
des Maximianus (546-552) im Dom daselbst darf als Meisterwerk dieser Technik gelten.
Mit dem Vordringen christlicher Kultur über die Alpen
[* 93] gelangte auch die Elfenbeinschnitzerei nach dem Norden,
[* 94] mit ihr der Stil und Geist der ausgehenden
klassischen Kunst. Am Hof
[* 95] Karls d. Gr. blühte die Elfenbeinschnitzerei gleichfalls.
Im 11. und 12. Jahrh. war die Kunst der Elfenbeinschnitzerei allgemein verbreitet. Kruzifixe,
[* 96] Haus- und Reisealtäre; Statuen, Bischofsstäbe und
-Ringe, Prachtsättel, Schmuckkästchen und Toilettengerät sind uns vielfach erhalten. Namentlich bei Bucheinbänden
pflegte man gern in die Mitte des mit Edelsteinen geschmückten Deckels eine geschnitzte Elfenbeinplatte einzulegen.
Die ganzen Elefantenzähne bedeckte man über und über mit Schnitzerei, höhlte sie aus und benutzte
sie als Jagd- oder Trinkhörner;
[* 97] hier sind orientalische Vorbilder nicht ohne Einfluß gewesen. Die orientalischen Elfenbeinschnitzereien
kamen durch die Kreuzfahrer in größern Mengen nach dem Abendland, sowohl als Kuriositäten wie vor allem als Behälter für
Reliquien; letztere meist in Form rechteckiger Kästchen mit mannigfachem Dekor, häufig mit Goldmalerei
oder eingeritzten Ornamenten geziert, welche den alten Stoffmustern entlehnt sind; seltener sind diese Kästchen geschnitzt,
dann aber von großer Schönheit und Vollendung in der Ausführung. Das Stammland dieser Arbeiten ist das neupersische Reich,
wie Ornamente u. Darstellungenlehren. - Die Übergangsperiode zeigt die Elfenbeinschnitzerei nicht in dem Umfang wie die romanische
Zeit, doch besitzen wir einige kostbare figürliche
¶
mehr
Arbeiten dieser Epoche. Mächtig war dagegen der Aufschwung der Elfenbeinskulptur im 14. und 15. Jahrh.
Während man sich früher mit Altärchen für Haus oder Reise begnügt hatte, setzte man jetzt ganze große Altarwerke aus
einzelnen Platten, Figuren, Architekturteilen zusammen. In größerm Umfang als bisher aber diente die Elfenbeinschnitzerei jetzt dem
Profangebrauch und ward zu Luxusgegenständen, namentlich Schmuckkästchen für Damen und Ähnlichem, verwendet, dem auch
die Darstellungen der Reliefs (Liebesszenen, Allegorien) entsprechen.
Die Ausführung dieser Arbeiten zeugt von tüchtigem handwerksmäßigen Können, doch ist das Niveau dieser Arbeiten kein hohes.
Die Künstler arbeiteten nach einem gewissen Vorrat von Entwürfen, welche fort und fort kopiert wurden,
so daß gewisse Darstellungen in zahlreichen Wiederholungen auf uns gekommen sind. Die mittelalterlichen Elfenbeinschnitzereien
sind so ziemlich in allen Kulturländern gefertigt worden; namentlich aber verdankt man Frankreich eine große Anzahl der
überaus reizvollen Altärchen, welche, aus der Spitze des Elefantenzahns geschnitten, in der Mitte eine stehende Madonna,
in den zwei oder vier Flügeln biblische Darstellungen zeigen.
Überhaupt ist die Form des Zahns maßgebend für die Gestaltung der daraus geschnitzten Objekte, da es galt, sowenig wie möglich
von dem kostbaren Material wegzuschneiden. Die seitliche Neigung der Madonnenstatuen hat durchaus ihren Grund in der Form des
Zahns und ist dann später gewissermaßen in Mode gekommen, so daß diese Stellung auch an Figuren aus anderm
Material häufig genug angetroffen wird. Auch Form und Größe der runden Schachteln, der Platten etc. richten sich im frühern
Mittelalter nach dem Durchmesser der Zähne; später kommt man dazu, einzelne Teile zu einem Ganzen zusammenzusetzen.
Gegen Ende des 15. Jahrh. tritt die Elfenbeinschnitzerei besonders in Venedig
[* 99] hervor, wo in Verbindung mit dem Holz- und Elfenbeinmosaik geschnitzte
Platten zu kleinen Kassetten verarbeitet werden. Auch Sättel, Satteltaschen etc. mit durchbrochener Elfenbeinschnitzerei werden
hier gefertigt. Mit der Entdeckung des Seewegs nach Indien und der dadurch vermehrten Zufuhr von Elfenbein
beginnt eine neue Epoche in der Geschichte der Elfenbeinschnitzerei. Die Herstellung kirchlicher Geräte tritt gegen die Profanarbeiten
zurück. Im 16. Jahrh. kommen die Elfenbeinschnitzereien nur vereinzelt vor, meist ganz vortreffliche,
meisterhafte Arbeiten von höchster Vollendung, namentlich als flache Reliefs für Brettsteine, Schachfiguren, Figuren und Reliefs
allerlei Art. Diese Arbeiten werden vielfach mit den Namen großer Künstler verknüpft: Michelangelo, Benvenuto Cellini,
AlbrechtDürer u. a. sollen Elfenbeinschnitzereien gefertigt haben. Vor einer strengen Kritik halten diese Bezeichnungen jedoch
nicht Stich.
Diese Elfenbeinschnitzereien, in reich getriebenes und vergoldetes Silber meist in Augsburg
[* 110] gefaßt, dienten lediglich als
Ziergeräte. GroßeSchüsseln mit Kannen, aus Holz
[* 111] oder Horn, mit skulptierten Elfenbeinplatten belegt, in Augsburg verfertigt,
dienten namentlich in Jagdschlössern zur Ausschmückung der Büffette. Wohl das künstlerisch bedeutendste Stück jener Zeit
ist der Münzschrank der Herzogin Elisabeth von Bayern, von Chr. Angermeier 1618-24 gefertigt (in München).
Das 18. Jahrh. kehrt wiederum zu Gebrauchsgeräten aus Elfenbein zurück: Stockgriffe, Tabaksraspeln und -Dosen, Griffe zu Messern
und Gabeln bilden gegen die Ziergeräte jetzt die Mehrzahl. Daneben artet die ganze Kunst allerdings zum Teil in Spielereien
(Totenköpfe) aus, namentlich nach Erfindung der sogen. Passigdrehbank, welche gestattete, die mannigfachsten
Schweifungen, ja selbst viereckige Büchsen etc. herzustellen. Diese Drechselkunst hatte ihren Sitz in Nürnberg,
[* 112] wo die Familie
Zick eine große Berühmtheit durch ihre Arbeiten errang; einzelne Glieder
[* 113] derselben hielten sich vorübergehend an den Höfen
von Prag,
[* 114] Weimar,
[* 115] Halle,
[* 116] Wien auf und verbreiteten so ihre Kunst. Peter Zick, der Begründer der Familie, starb 1632. Sein
Sohn Lorenz galt als der Geschickteste in seiner Kunst. Besonders berühmt waren seine »Conterfaitbüchsen«, hohle,
geschlossene Gefäße mit Inhalt, alles aus Einem StückElfenbein gedreht und geschnitten. Er starb 1666. Stephan Zick (gest.
1715) verfertigte namentlich »Dreifaltigkeitsringe«,
Kunstaugen und Kunstohren, d. h. anatomisch zusammengesetzte, zerlegbare Augen und Ohren. Außer den eben genannten Elfenbeinschnitzereien
mögen hier noch angeführt werden: Egidius Lobenigke in Dresden (16. Jahrh.), Melchior Barthel daselbst (1625-72), Balthasar
Permoser in Florenz,
[* 117] Berlin
[* 118] und Dresden (1651-1732). Ein Spezialist war Simon Troger (gest. 1769) in München, von
dem die bekannten Bettlerfiguren, aber auch andre Arbeiten aus Holz und Elfenbein stammen, die in den deutschen Sammlungen nicht
selten sind; ferner Leo Pronner in Nürnberg, welcher Kuriositäten aller Art schnitt (17. Jahrh.). Mit dem Rokoko ging auch
die Kunst der Elfenbeinschnitzerei zu Grunde, zumal das Interesse daran erlosch. Im ersten Drittel dieses Jahrhunderts lebte
in Meiningen
[* 119] Leberecht WilhelmSchulze, welcher durch mannigfache gute Arbeiten, Kirchengeräte sowohl als Gefäße und Schnitzereien
zu profanem Gebrauch, sich bekannt gemacht hat.
Mit dem Wiederaufleben der Kleinkunst hatte sich auch die Elfenbeinschnitzerei wieder gehoben; in Frankreich sowohl als in Deutschland hat man es
zu ganz ansehnlichen Leistungen darin gebracht. Beliebt sind in neuester Zeit Arbeiten aus ungereinigtem
Elfenbein, d. h. aus Zahnstücken, deren Äußeres nicht geglättet und gebleicht ist,
so daß es eine gelbe Farbe zeigt, Versuche, die vom ästhetischen Standpunkt durchaus nicht zu billigen sind. Im ganzen scheint
heute der Geschmack an Elfenbeinschnitzerei nicht verbreitet zu sein.
Die ältesten Elfenbeinschnitzereien des Orients sind oben erwähnt; Arbeiten, welche nach dem Mittelalter entstanden sind, kommen
äußerst selten vor. Mit Elfenbeinschnitzerei versehene Waffen waren stets im Orient beliebt, auch
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