Infolge derselben werden die
Atmung und der
Kreislauf des Bluts
[* 2] beeinträchtigt, es entsteht eine blausüchtige Färbung des
Gesichts, der
Finger und
Zehen, Schaum tritt vor den
Mund; die
Hände und
Füße sind dabei meist kalt, während sich
Kopf und Leib
heiß anfühlen. Der
Puls ist überaus schnell und klein. Zuweilen gehen
Kot und
Urin unwillkürlich ab.
Die geschilderten
Erscheinungen, welche einen ausgeprägten Anfall charakterisieren, sind jedoch nicht immer gleichzeitig
vorhanden; manchmal beschränken sich dieselben auf krampfhafte Zustände, welche nur die
Augen und das
Gesicht
[* 3] betreffen oder
sich als
Kontraktionen der
Finger und
Zehen darstellen.
Eine selbst geringfügige Veranlassung vermag aber oft den Anfall in seiner vollen
Stärke
[* 4] hervorzurufen.
Die Anfälle währen meist nur kurze Zeit, von einigen
Augenblicken bis zu fünf
Minuten und selbst noch länger. Zuweilen
beschränkt sich die
Krankheit auf einen oder wenige Anfälle; oft besteht sie aus einer ganzen
Reihe von Anfällen, welche
dann mehrere
Tage und sogar wochenlang periodisch wiederkehren. Die Eklampsie gehört zu den gefährlichern
Krankheiten des zarten Kindesalters, denn zuweilen führt schon der erste heftige Anfall zum
Tod und zwar meist dadurch, daß
die
Muskeln
[* 5] der
Stimmritze diese krampfhaft verschließen und dadurch
Erstickung veranlassen.
Oft aber, namentlich bei
Gehirnkrankheiten, wird die die Anfälle hervorrufende ursprüngliche
Krankheit
die
Ursache des tödlichen
Ausganges. Oft bleiben auch nachhaltige
Störungen zurück, wie z. B.
Schielen,
[* 6] das während der Anfälle
selten fehlt. Auch
Blödsinn kann sich ausbilden, oder die Anfälle wiederholen sich fort und fort und gehen in wahre
Epilepsie
über. Der häufigste
Ausgang ist aber vollkommene
Genesung, namentlich in den
Fällen, wo nicht ein wichtiges
Organ, besonders das
Gehirn,
[* 7] tiefer erkrankt ist.
Die Behandlung der Anfälle kann leider wenig eingreifen. Bricht ein eklamptischer Anfall aus, so muß vor allem jede festere
Bekleidung entfernt werden, besonders am
Hals; man legt das
Kind so, daß es sich keinen
Schaden zufügen kann,
gibt reizende
Klystiere, macht kalte
Umschläge oder Begießungen auf den
Kopf und gibt, sobald das
Kind wieder schlucken kann,
Baldrianthee oder ähnliche nervenerregende ^[wohl: nervenberuhigende]
Arzneimittel.
Alles, was das
Kind in Aufregung versetzen
könnte, muß vermieden werden. Im übrigen richtet sich die Behandlung nach der veranlassenden
Krankheit. Behufs der Verhütung
neuer Anfälle nehme man auf angemessene körperliche
Pflege des
Kindes Bedacht, lasse Luftveränderung stattfinden, gebe lauwarme
Bäder und sorge besonders für Regulierung des Stuhlganges.
Die der Schwangern und Gebärenden, weit seltener als die vorher beschriebene
Krankheit, befällt vorzugsweise
Frauen, welche
zum erstenmal schwanger sind, und zwar selten vor dem sechsten
Monat, meist erst während des Gebäraktes,
nur zuweilen auch während des
Wochenbettes. In der
Regel leiden nur kräftige, vollblütige, zugleich aber nervös reizbare
Personen an Eklampsie. Die
Ursache dieser
Krankheit ist nicht genügend aufgehellt. Auch bei dieser Form von Eklampsie gehen zuweilen Vorboten
voraus, namentlich heftiger
Kopfschmerz,
Flimmern vor den
Augen, einzelne Zuckungen etc.
Wenn der Anfall
ausbricht, was in der
Regel plötzlich geschieht, so verliert sich das
Bewußtsein oft so lange, daß Gebärende von dem ganzen
Geburtshergang nichts wissen, welcher sich während eines Anfalles vollzogen hat.
Gleichzeitig sind während dieser Zeit Zuckungen und krampfhafte Zusammenziehungen der
Muskeln vorhanden;
Rücken und
Kopf sind nach hinten
gebogen, die
Daumen eingeschlagen. Auch hier stellt sich infolge der Atembehinderung
Blausucht
ein, Schaum tritt vor den
Mund, die
Zähne
[* 8] sind übereinander gebissen, und wenn die
Zunge zwischen denselben sich einklemmt,
wird sie gewöhnlich stark gequetscht. Der
Puls ist überaus schnell und hart, die Kranke trieft von
Schweiß,
Kot und
Urin werden nicht selten unwillkürlich entleert.
Zusammenziehungen der
Gebärmutter
[* 9] fehlen selten dabei, oft wird das
Kind sehr schnell, zuweilen tot geboren; manchmal aber
tritt ein krampfartiger Zustand der
Gebärmutter auf, ohne daß dadurch die
Geburt in ihrem Verlauf befördert wird. Die Anfälle
währen verschiedene Zeit, von einigen
Minuten bis zu einer Viertelstunde, und gehen in der
Regel in einen
schlafsüchtigen Zustand über, der kürzere oder längere Zeit andauert. Selten bleibt es bei Einem Anfall, derselbe wiederholt
sich vielmehr, wenn er nicht gar schon zum
Tod führt, in meist sehr kurzen Zwischenräumen, wodurch dieKräfte
der Patientinnen sehr geschwächt werden und der tödliche
Ausgang beschleunigt wird.
Nur bei manchen gehen die Anfälle in ruhigen
Schlaf über, aus dem die Kranken zuweilen erst nach längerer Zeit erwachen.
Die Eklampsie gehört zu den gefährlichsten
Krankheiten, von welchen schwangere und gebärende
Frauen befallen werden können; etwa
ein Drittel aller davon Befallenen sterben an dieser überaus schnell verlaufenden
Krankheit. Die Behandlung,
da sie sich nicht gegen die noch unbekannten
Ursachen richten kann, ist eine rein symptomatische. Bei heftigem
Blutandrang
nach dem
Kopf ist ein
Aderlaß nicht zu versäumen; reizende
Klystiere, Hautreize, sobald es geht, kräftige Abführungsmittel
müssen zur Anwendung kommen; in neuester Zeit hat man mit
Glück die Anästhetika, vornehmlich
Chloroform,
sowie die
Opiate in Anwendung gebracht, um die Krampfanfälle zu verhüten und abzukürzen. Als
Regel gilt, den Geburtsvorgang
so schnell wie möglich, unter Umständen durch Wendung und
Extraktion des
Kindes oder durch Anlegung der
Zange,
[* 10] zu beendigen,
weil andernfalls auch das
Leben des
Kindes neben demjenigen der
Mutter aufs äußerste bedroht ist, und
weil man beobachtet hat, daß die eklamptischen Anfälle häufig aufhören, sobald die
Geburt erfolgt ist.
derjenige, welcher von dem Vorhandenen das für sich wählt, was ihm als das Vorzüglichste erscheint; daher
Name derjenigen
Philosophen, welche kein bestimmtes selbständiges
System aufstellen, sondern aus den vorhandenen, namentlich den anerkanntesten,
philosophischen
Lehren
[* 11] diejenigen für sich auswählen und zusammenstellen, welche nach ihrem
Urteil die
meiste
Wahrheit enthalten. In der Geschichte der
Philosophie gilt als eklektische
Philosophie z. B. die
Ciceros, ferner diejenige,
welche aus
Pythagoras',
Platons und
Aristoteles'
Lehren als ein neues, von allen einzelnen Irrtümern dieser
Denker gereinigtes
System (Eklektizismus) aufgestellt wurde, und deren
HäupterPlotinos und
Proklos sind (vgl.
Synkretismus
und
Alexandrinische Philosophie). In neuerer Zeit hat V.
Cousin (s. d.) ein solches
System unter dem
Namen l'Éclectisme aufgestellt.
- In der
Kunstgeschichte heißen Eklektiker diejenigen italienischen
Maler, welche die Vorzüge aller großen
Meister zu vereinigen
¶
mehr
strebten, so namentlich die Schule der Carracci in Bologna und die Schule des R. Mengs, welche die KompositionRaffaels, das KoloritTizians und das HelldunkelCorreggios zu verbinden suchten. Dann nennt man im allgemeinen Eklektiker alle diejenigen Künstler, Dichter,
Schriftsteller etc., welche sich nicht einer bestimmten Kunstrichtung anschließen, sondern
verschiedenen Mustern nachstreben, die entweder ihrer Eigenart besonders zusagen, oder die sie für die
nachahmungswürdigsten halten. - Eklektiker in der Nationalökonomie nennt W. Roscher die deutschen Volkswirtschaftslehrer, welche
im 18. Jahrh. im wesentlichen damit beschäftigt waren, die Spitzen der aufgestellten Doktrinen abzuschleifen und kleinere
Widersprüche zu versöhnen. - Eklektisch, auswählend, prüfend.
(griech., Tierkreis oder Zodiakus), der größte Kreis
[* 16] der scheinbaren Himmelskugel, den die Sonne
[* 17] scheinbar
im Lauf eines Jahrs in der Richtung von W. nach O. durchläuft. Der Name Ekliptik, vom griechischen ékleipsis
(Sonnen- oder Mondfinsternis) stammend, wurde diesem Kreis gegeben, weil man früh schon bemerkte, daß diese Finsternisse nur
dann eintreten, wenn der Mond
[* 18] in demselben steht. Die Ekliptik schneidet den Himmelsäquator in zwei Punkten, welche man
Äquinoktial- oder Nachtgleichenpunkte nennt, weil Tag undNacht von gleicher Länge sind, wenn die Sonne in einem dieser Punkte
steht.
Derjenige von diesen zwei Punkten, in welchem sich die Sonne am Frühlingsanfang, 21. März, befindet, heißt der Frühlingsnachtgleichenpunkt
oder Frühlingspunkt, der diametral entgegengesetzte, in welchem sie am Anfang des Herbstes, 23. September, steht,
der Herbstnachtgleichenpunkt oder Herbstpunkt. Zwischen diesen Punkten in der Mitte, 90° von jedem entfernt, liegen die zwei
Punkte der Ekliptik, welche am weitesten von dem Äquator entfernt sind; sie werden Solstitial- oder Sonnenstillstandspunkte genannt,
weil die mittägige Höhe der Sonne und damit die Tageslänge sich nicht merklich ändert, wenn die Sonne
bei einem derselben steht.
Auch heißen sie Sonnenwendepunkte, weil die Sonne, wenn sie sich vor dem Durchgang durch einen derselben immer weiter vom
Äquator entfernt und daher mittags von Tag zu Tag höher gestanden hat, nachher sich dem Äquator wieder nähert, also eine
Wendung macht, die wir auch an der Abnahme der Tageslänge bemerken; hatten dagegen vor dem Durchgang
die mittägigen Sonnenhöhen und die Tageslängen abgenommen, so nehmen sie nachher zu. Der nördlich vom Äquator liegende
Solstitialpunkt heißt der Sonnensolstitialpunkt, weil in ihm die Sonne zu Sommers Anfang, 21. Juni, steht; in dem südlichen,
dem Wintersolstitialpunkt, steht sie zu Winters Anfang, 21. Dezember. Die vier genannten Punkte teilen die Ekliptik in
ebenso viele gleiche Teile, welche die Sonne, vom Frühlingspunkt anfangend, in den vier astronomischen Jahreszeiten
[* 19] Frühling,
Sommer, Herbst und Winter durchläuft.
Außerdem teilt man die Ekliptik seit alten Zeiten in 12 gleiche Teile (Dodekatemoria) von je 30°, Zeichen genannt,
die einander vom Frühlingspunkt aus in der Reihe folgen: Widder ♈, Stier ♉, Zwillinge ♊, Krebs
[* 20] ♋, Löwe ♌, Jungfrau ♍,
Wage
[* 21] ♎, Skorpion ♏, Schütze ♐, Steinbock ♑, Wassermann ♒, Fische
[* 22] ♓. Die drei ersten Zeichen
heißen die Frühlings-,
die drei folgenden die Sommer-, die nächsten drei dieHerbst- und die letzten drei die Winterzeichen;
auch nennt man die ersten sechs nördliche Zeichen, die letzten sechs südliche Zeichen, und endlich heißen die letzten
und ersten drei aufsteigende, die übrigen absteigende Zeichen.
Ursprünglich fielen ohne Zweifel diese Zeichen zusammen mit den gleichnamigen Sternbildern, und weil diese
größtenteils nach Tieren benannt waren, so erhielt die den NamenZodiakus (v. griech. zodion, Tierchen) oder Tierkreis; infolge
der Präzession (s. d.) ist aber der Frühlingspunkt einer langsamen Verschiebung, entgegen der Reihenfolge der Zeichen, unterworfen,
und er fällt jetzt nicht mehr in den Anfang des Sternbildes des Widders, sondern mitten in das Sternbild derFische.
Die zwölf Zeichen des Tierkreises hat man aber trotzdem in der ursprünglichen Bedeutung beibehalten, so daß der Frühlingspunkt
den Anfang des Widders bildet, weshalb er auch Widderpunkt genannt und mit ♈ bezeichnet wird. Die Ekliptik schneidet den Äquator
des Himmels unter einem Winkel
[* 23] von ungefähr 23½°, den man die Schiefe
[* 24] der Ekliptik nennt. Derselbe ist jedoch
nicht unveränderlich, sondern periodischen Schwankungen unterworfen, welche man als Sakularänderung der Schiefe bezeichnet.
Nach den Untersuchungen von Lagrange hatte sie ihren größten Wert 29,400 v. Chr., nämlich 27° 31'; dann nahm sie ab bis
auf 21° 20' im J. 14,400 v. Chr. und hierauf wieder zu bis 23° 53' im J. 2000 v. Chr., seit welchem Zeitpunkt
sie abnimmt bis auf 22° 54' im J. 6600 n. Chr. Ihre jährliche Abnahme beträgt gegenwärtig (nach Bessel) 0,48368''; und Anfang 1884 hatte
sie den Wert 23° 27' 17,55'' (nach Leverrier).
ausgewähltes Stück, besonders ausgewähltes Gedicht, gleichviel
welchen Inhalts;
dann eine Sammlung von mehreren Gedichten gleichen Inhalts, z. B. die Episteln und die Satiren des Horaz (Eclogae),
bei den lateinischen Grammatikern besonders die Sammlungen der bukolischen Gedichte des Vergil und Calpurnius;
in der neulateinischen
Poesie des Mittelalters die zahlreichen Gedichte, welche wohl der Form, aber nicht immer dem Inhalt nach
der bukolischen Poesie angehören;
(auch Omphacitfels), gemengtes kristallinisches Gestein, wenig verbreitet, aber im Hinblick auf die Farbzusammenstellung
seiner Bestandteile in der That ein »auserlesenes« (eklogos, griech.,
»auserlesen«). Es besteht aus grasgrünem Smaragdit, lauchgrünem Omphacit und rotem Granat.
[* 25] Außerdem führt
es als zufällige Gemengteile blauen Cyanit, weißen Glimmer, selbst hier und da Quarz, Schwefel und Magnetkies. Es tritt massig
in Stöcken und Lagern im Gneis auf, auch in Verbindung mit Glimmer- und Dioritschiefer, im Fichtelgebirge am Weißenstein, bei
Silberbach und Fattigau, an der Saualpe in Kärnten, in Steiermark
[* 26] und Norwegen;
[* 27] weniger ausgezeichnet in der
sächsischen Granulitformation bei Waldheim sowie in der böhmischen. Es läßt sich weniger gut polieren als Granit, wird
aber doch vielfach zu Denkmälern etc. benutzt.
die nordöstlichste der fünf Hauptstädte der Philister, auf der Grenze von Juda gelegen,
Sitz eines eignen Kultus des Baal Sebub und deshalb von den Propheten häufig mit dem göttlichen Strafgericht bedroht.
ein höherer Grad von Begeisterung, in welchem sich der Mensch einem Gefühl
so unumschränkt überläßt, daß die Klarheit des Verstandes verdunkelt und die Freiheit des Willens beschränkt
wird. Als eine schon den alten Naturreligionen eigne, auch die rohern Anfänge des hebräischen Prophetentums noch bezeichnende
Form der religiösen Begeisterung ist die Ekstase mit dem Enthusiasmus (s. d.) verwandt. Auf eine Theorie wurde die Ekstase unter der
Platonischen Voraussetzung, daß der Leib der Kerker der Seele und das Hemmnis für das Anschauen der reinen,
göttlichen Wahrheit ist, von Philon (s. d.) und den Neuplatonikern gebracht, welche in einer selbst das
reine Denken hinter sich lassenden, das Bewußtsein geradezu aufhebenden Versenkung in die Ruhe des Absoluten die höchste Stufe
der Erkenntnis, das eigentliche Ziel des menschenwürdigen Daseins fanden. Jesu, in dessen Leben nur Visionen
zuweilen eingegriffen zu haben scheinen, wird eigentliche Ekstase höchstens vom Unverstand seiner Verwandten nachgesagt
(Mark. 3, 21);. dagegen kommen neben Visionen eigentliche Ekstasen beim ApostelPaulus vor
(2. Kor. 5, 13;. 12, 2-4), dessen nervöses,
zur Epilepsie neigendes
(2. Kor. 5, 7;.
Gal. 4, 13. 14) Naturell hierfür prädisponiert war.
Anknüpfend an den Neuplatonismus, dessen erster Darsteller, Plotinos, innerhalb der sechs Jahre, da ihn Porphyrios kannte,
vier Ekstasen erlebte, haben dann die Mystiker des Mittelalters die Ekstase als zeitweiliges Absterben für alle irdischen, leiblichen,
zeitlichen Beziehungen in den Dienst der mönchischen Devotion genommen und auf eine wissenschaftliche
Methode gebracht. Johannes von Ruysbroek heißt Doctor exstaticus. Ob er und seine Gesinnungsgenossen Reales erlebt oder aber
Halluzinationen erlagen, darüber sind neuere Theologen unter sich uneins geworden. Ekstatiker, begeisterter Prediger, Wahrsager;
ekstatisch, in Ekstase befindlich; ekstasieren, in Ekstase versetzen, entzücken.
(griech.), »Erweiterung« von
Hohlorganen oder röhrigen Kanälen, z. B. der Luftröhrenäste (Bronchiektasie), der Blutadern (Phlebektasie)
etc., entsteht teils durch übertriebene dauernde Füllung und Ausdehnung
[* 34] eines Hohlorgans, z. B. des Magens, teils dadurch,
daß die Wandungen der Kanäle durch vorausgehende Erkrankungen ihre Widerstandsfähigkeit eingebüßt haben.
ein pustulöser, d. h. in Form von Eiterblasen auftretender, Hautausschlag.
Früher als besondere Hautkrankheit aufgefaßt, als Begleiterin allgemeiner Abzehrung (Ekthyma cachecticum) oder der Syphilis (Ekthyma syphiliticum),
bezeichnet Ekthyma jetzt weiter nichts als eine Entzündungsform, welche auf Grund mannigfacher Reize entstehen kann und völlig
gleichbedeutend mit Pustel ist.
diejenigen angebornen Abweichungen von der natürlichen Lage der Teile, bei denen ein Organ nicht in der für dasselbe bestimmten
Körperhöhle, sondern außerhalb derselben, an der Körperoberfläche, liegt, z. B. Ektopie des
Herzens, der Harnblase etc.
(griech.), die Auswärtskehrung (wie Entropium die Einwärtskrümmung) der Augenlider,
entsteht meist durch Verkürzung der Augenlidhaut infolge tiefgreifender Hautentzündungen.
Die Bindehaut der Augenlider ist
dabei durch den Reiz der äußern Luft stets in einem Zustand von Entzündung begriffen, gerötet und exkoriiert.
Das Gesicht
wird dadurch stark entstellt, die Thränen fließen immerfort über die Wangen herab.
(griech. Ekzema, »Ausschlag«; nässende Hautflechte, s. Tafel »Hautkrankheiten«,
[* 43] Fig. 6), eine mit Jucken verbundene
Hautentzündung, welche in akuter und in chronischer Form auftreten kann. Sie erscheint in zerstreuten oder dichter stehenden
Knötchen, Bläschen, Eiterbeulen, als gleichmäßige Schwellung und Rötung der Haut,
[* 44] welche dabei nässend (Eczema simplex),
schuppend (Ekzem squamosum), mit Eiter bedeckt (Ekzem impetiginosum) oder von der Oberhaut entblößt (Ekzem rubrum,
Salzfluß) sein kann. Als Ursachen des Ekzems sind zu nennen: äußere Reize, welche die Haut treffen, z. B. die direkten Sonnenstrahlen,
Senfteige, lange fortgesetzte warme Bäder und kalt-feuchte Umschläge und Einwickelungen, welche die sogen. Badekrätze und
die vermeintlichen
¶
mehr
kritischen Ausschläge der Kaltwasserärzte hervorrufen. Sehr häufig ruft der Reiz von tierischen Parasiten ein Ekzem hervor,
wofür die gemeine Krätze das beste Beispiel liefert. Ekzeme werden auch durch gestörten Blutlauf in der Haut, namentlich
durch gehemmten Abfluß des Venenbluts, veranlaßt. Ausschläge dieser Art kommen namentlich an den Unterschenkeln vor. In
vielen Fällen liegt dem Ekzem eine gewisse konstitutionelle Anlage zu Grunde, welche nicht selten angeboren oder angeerbt ist.
Bei skrofulösen und rhachitischen Kindern tritt diese Anlage zum Ekzem besonders deutlich hervor. Das Ekzem ist von lebhaftem Jucken
begleitet, welches die Patienten zum Kratzen veranlaßt, wodurch das ursprüngliche Aussehen der entzündeten
Hautstelle sehr erheblich verändert werden kann, indem sich die Haut mit blutigen Krusten und Borken bedeckt. Hebra beschreibt
als Ekzem marginatum ein Ekzem, welches sich vom Hodensack und der benachbarten innern Schenkelfläche symmetrisch auf das Gesäß
ausbreitet.
Dem Ekzem marginatum liegt nach neuern Untersuchungen ein pflanzlicher Hautparasit (Trichothecium) zu Grunde.
Was die Behandlung des Ekzems anbetrifft, so sind zunächst alle Einwände gegen ein Vertreiben der Flechte, da diese »nach
innen schlagen könne«, als überwundene Beobachtungsfehler zu behandeln. Sofern dem »Salzfluß« allgemeine skrofulöse Schwäche
zu Grunde liegt, ist der Gebrauch von Leberthran, Solbädern, frischer Luft und guter Diät vor allem anzuraten.
Außerdem aber sind alle Fälle von Ekzem örtlich und zwar unter sehr sorgfältiger ärztlicher Leitung zu behandeln, da die
Wahl der Mittel ganz von der Dauer und dem Charakter des Einzelfalles abhängt. Im akuten Stadium sind nach Hebra lindernde Mittel,
Stärkemehl, Talkum und andre Streupulver kalten Waschungen vorzuziehen, da zunächst jeder Reiz fern zu
halten ist. Später ist die Haut durch Öleinreibungen oder Vaselinsalbe geschmeidig zu machen und endlich Teer anzuwenden.
Beim chronischen Ekzem beginnt die Kur mit täglichem Waschen mit Kaliseife und Einölen der Haut zur Erweichung der Borken, welches
fortgesetzt wird, bis jede Entzündung geschwunden ist. Dann folgt Bepinseln mit Teer, Waschung mit Teerseife
oder Einreibung mit Präzipitatsalbe.
(Silberbäume), dikotyle Familie aus der Ordnung Thymeläinen, Holzpflanzen mit silber- oder rostschuppigen
Blättern und regelmäßigen, oft vierzähligen, perigynen Blüten, deren Blumenkrone unterdrückt ist.
Im Kelchschlund steht ein Drüsenring oder ein Diskus.
Die Frucht stellt eine Achene dar, die vom bleibenden Kelchgrund eingeschlossen
bleibt.
L. (Oleaster, Ölweide), Gattung aus der Familie der Eläagnaceen, Sträucher und kleine Bäume mit abwechselnden
Blättern, die, wie die jungen Triebe, silberfarben glänzen und bisweilen noch mit rostfarbenen Schelferschuppen besetzt
sind. Die Blüten sind außen gleichfalls silberglänzend und stehen einzeln oder in geringer Anzahl im Winkel der Blätter
an völlig entwickelten Zweigen. Elaeagnus angustifoliaL. (wilder Ölbaum), im Orient, 5-6 m hoher, oft dornigerStrauch mit schmalen,
länglich-lanzettförmigen, oben graugrünen, unten silberfarbenen Blättern, gelblichen, stark duftenden Blüten und länglichen,
silbergrauen Früchten,
wird bei uns häufig als Zierstrauch und im Orient in einer Abart kultiviert, deren 2,5 cm lange
Früchte allgemein gegessen werden.
Elaeagnus argenteaPursh, Strauch aus dem englischen Nordamerika,
[* 47] wird bis 2 m hoch, bildet Ausläufer;
durch welche er sich sehr schnell verbreitet, hat elliptische, auf beiden Seiten silberfarbene, wohlriechende, grünlichgelbe
Blüten und bei der Reife trocken mehlige Früchte, wird ebenfalls als Zierstrauch kultiviert.
(C18H33O)3C3H5O3 ^[(C18H33O)3C3H5O3], das Produkt der Einwirkung von salpetriger
Säure auf fette, nicht trocknende Öle,
[* 48] deren Olein hierbei in starres Elaïdin übergeht, welches dieselbe prozentische
Zusammensetzung besitzt. Eine kleine Menge salpetriger Säure kann viel Olein in Elaïdin verwandeln, die Zeit aber, in welcher die
Erstarrung eintritt, ist verschieden, je nach dem Verhältnis der Säure zum Öl und der Natur des Öls,
[* 49] so daß man hierauf eine
Methode zur Untersuchung der Öle auf Verfälschungen gründen konnte.
(Eleis, Kahua), Ortschaft im ehemaligen ägypt. Sudân, am rechten Ufer des WeißenNils unter 13° nördl. Br.,
über welche eine früher sehr belebte Handelsstraße von Kordofan nach Abessinien führt. Elaïs war einst
eine Hauptstadt der Fundschkönige, die in der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts sich ganz Kordofan von hier aus zinsbar
gemacht hatten.
Jacq. (Ölpalme), Gattung aus der Familie der Palmen,
[* 52] mittelhohe Bäume mit dickem, aufrechtem oder niederliegendem
Stamm, dicken, am Rande dornig-gesägten Blattstielen, fiederförmigen Blättern mit linearen Segmenten,
monözischen Blüten und eckig-eiförmigen, zartschaligen Früchten mit schwammig-faserigem, ölhaltigem, hellrotem oder gelbem
Fruchtfleisch, eiförmigem, schwach dreikantigem, knochenhartem Steinkern und hornigem, hohlem Samen.
[* 53] Elaeis guineensisL. (afrikanische
Ölpalme, s. Tafel »Ölpflanzen«)
[* 48] ist im tropischen Westafrika heimisch und wächst dort in großer Zahl, wird jetzt
¶
mehr
aber auch in Westindien
[* 55] kultiviert. Sie wird 6-9 m hoch, der Stamm ist tief geringelt, im obern Teil meist noch bedeckt mit
den Resten abgestorbener Blattstiele, die Blätter sind 3-5 m lang, und die Fruchtstände erreichen eine Länge von 60 cm bei
60-90 cmUmfang und enthalten oft 600-800 Früchte. Die einzelnen Früchte besitzen die Größe eines Hühnereies
und sind gelblichrot gefleckt. Aus dem Fruchtfleisch gewinnt man in Westafrika das Palmöl, die Steinkerne werden nach Europa
[* 56] exportiert und hier zur Ölgewinnung gepreßt. Die Preßrückstände dienen als Viehfutter. Der Handel mit diesem Öl ist seit
Unterdrückung des Sklavenhandels in Westafrika zu großer Bedeutung gelangt. Die Neger gewinnen aus dem
Safte der Palmen auch den Palmwein.
Elaeis melanococcaGärtn. (Alphonsia oleifera H. B. K.),
die Caiaue der Brasilier, der Corozo colorado der Bewohner von Venezuela
[* 57] und Neugranada, wächst an sumpfigen, schattigen Stellen,
sehr häufig auch in Zentralamerika, kriecht mit dem kurzen, dicken Stamm an der Erde, ist so schwach bewurzelt,
daß der Baum durch einen Fußtritt aus dem Boden gehoben werden kann, und trägt 7 m lange Blätter und rote Früchte. Aus den
Blättern fertigt man Taue und aus den FrüchtenÖl, welches aber noch nicht im Großhandel erscheint.
(Elymais), semitische Landschaft, welche den ebenen Teil der altpersischen ProvinzSusiana nach
der Tigrismündung zu umfaßte.
Die Elamiter (Elymäer), die östlichsten unter den Nachkommen Sems, erscheinen in der Bibel
[* 58] wie bei den klassischen Autoren als geschickte Bogenschützen.
(griech.), der neunte Monat im attischen Jahr, die zweite Hälfte unsers März und die erste des Aprils
umfassend, in dem zu Ehren der Artemis
[* 61] (s. d.) das Fest der Elaphebolien (Hirschjagden) begangen wurde.
Säugetier der Diluvialzeit, von welchem spärliche Reste in Ungarn,
[* 67] Sizilien, am Rhein und in
Rußland gefunden wurden. Ein 1878 aus der Wolga gezogener Schädel ist 86 cm lang, mit Einschluß des Unterkiefers 56 cmhoch und 43 cm
breit. Er besitzt auf dem Stirnteil eine halbkugelförmige Knochenerhebung von mehr als 1 m Umfang, welche, über 13 cm hervortretend,
einen Teil der Stirnhöhlung bildet und wahrscheinlich ein Horn trug, welches die Länge des gesamten Schädels
übertraf.
Die Vorderansicht des Schädels hat eine allgemeine Ähnlichkeit
[* 68] mit dem eines Pferdes oder Wiederkäuers; der hintere Teil des
Schädels zeigt hingegen eine Verwandtschaft mit den ausgestorbenen Gattungen des Rhinozeros, die durch die knöcherne Scheidewand
der Nase,
[* 69] welche sonst bei keinem Säugetier sich findet, noch stärker hervorgehoben wird. Ganz abweichend
sind dagegen die Zähne gebildet; sie bestehen aus gewundenen Falten von Zahnschmelzplatten, die sich über die ganze Länge
des Zahns erstrecken, und bieten auf ihrer Oberfläche einen wunderlich gefältelten Anblick dar.
Das Elasmotherium stand hiernach zwischen Rhinozeros und Pferd,
[* 70] übertraf aber an Größe alle Verwandten, sowohl die
lebenden als auch die ausgestorbenen. Seine Körperlänge mag 4-5 m betragen haben. Es war einst über den größten Teil
Europas verbreitet und wird sich wahrscheinlich auch in Asien
[* 71] nachweisen lassen, wo es mit jenen andern großen Dickhäutern
lebte, deren Überreste im sibirischen Eise so vortrefflich erhalten sind. Es war nach aller Wahrscheinlichkeit
ein Zeitgenosse der Steinzeitmenschen, denn seine Reste finden sich in denselben Ablagerungen, in denen die behauenen Feuersteine,
Knochen
[* 72] und andre Spuren des vorgeschichtlichen Menschen nachgewiesen wurden.
geköperte und gewalkte Rock- und Hosenstoffe aus Streichgarn, welche sich durch große Dehnbarkeit auszeichnen.
Elastiks heißen auch die schmalen Kautschukgewebe, welche in Kette und Einschlag, meist aber nur in der Kette Kautschukfäden enthalten
und zu Strumpfbändern, Hosenträgern, als Zwickel in den Schäften von Halbstiefeln etc. benutzt werden.
die Grundsubstanz des tierischen elastischen Gewebes, welches in gewissen Bändern, in Muskelscheiden, im Nackenband,
in der Schwimmblase einiger Fische etc. auftritt, bildet nach der Reinigung durch Wasser, Alkohol, Äther,
Säuren und Alkalien eine spröde, gelbliche, deutlich faserige Masse, welche in Wasser aufquillt und dadurch vollständig elastisch
wird, aber selbst bei anhaltendem Kochen sich niemals in Leim verwandelt und sich dadurch wesentlich von den leimgebenden Substanzen
unterscheidet.
(neulat., v. griech.
elaunein, »antreiben, in Bewegung setzen«, abzuleiten; Schnellkraft, Federkraft), das Bestreben der festen Körper, nach erlittener
Änderung ihrer Gestalt die ursprüngliche Form wieder anzunehmen. Vermöge dieses Bestrebens kehren sie, sobald die Kraft,
[* 74] welche die Formänderung hervorgebracht hat, zu wirken aufhört, wieder vollkommen in ihre frühere Gestalt
zurück, vorausgesetzt, daß die Formänderung eine gewisse Grenze, die Elastizitätsgrenze, nicht überschritten hatte.
¶
mehr
Wird diese Grenze überschritten, so tritt bei dehnbaren Körpern eine bleibende Gestaltsänderung und eine Schwächung des
Zusammenhangs ein, welche bei wiederholten Angriffen endlich zum Zerreißen des Körpers führt; bei spröden Körpern dagegen
erfolgt plötzlicher Bruch. Selbst die stärkste Eisenbahnbrücke wird sich, wenn ein Zug
über sie hinfährt, ein wenig biegen;
der Ingenieur, der sie baute, muß aber die Stärke seines Materials so berechnet haben, daß auch bei der größten Belastung,
welche der Brücke
[* 76] möglicherweise zugemutet werden könnte, die Grenze der Elastizität niemals erreicht wird und nach der Entlastung
die Biegung wieder vollständig verschwindet.
Wird ein Silberdraht von 1 m Länge und 1 qmm Querschnitt an einem Ende aufgehängt und am untern Ende
mit einem Gewicht von 1 kg beschwert, so verlängert er sich um 0,14 mm; das doppelte Gewicht bringt die doppelte, das dreifache
Gewicht eine dreimal so große Verlängerung
[* 77] hervor etc.: wir finden also, daß die Verlängerung in demselben
Verhältnis wie die ziehende Kraft zunimmt. Nehmen wir den Draht
[* 78] 2 m lang, so ergibt sich schon bei Belastung mit 1 kg eine
Verlängerung von 0,28 mm; da nämlich jedes Meter sich um 0,14 mm ausdehnt, so muß die gesamte Verlängerung jetzt doppelt so
groß ausfallen wie vorhin, oder die Verlängerung ist der Länge des Drahtes proportional.
Ein Silberdraht von 1 m Länge und 2 qmm Querschnitt wird durch 1 kg nur um 0,07 mm verlängert; der Draht von 2 qmm Querschnitt
kann nämlich wie eine Vereinigung zweier Drähte von je 1 qmm Querschnitt angesehen werden; die ziehende Kraft verteilt
sich alsdann zu gleichen Hälften gleichsam auf zwei Drähte, deren jeder nun bei 1 qmm Querschnitt nur von ½ kg gezogen wird
und sich daher nur um die Hälfte von 0,14 mm, d. h. um 0,07 mm, verlängert. Wir sehen also, daß die durch die nämliche
Kraft hervorgebrachte Verlängerung zum Querschnitt im umgekehrten Verhältnis steht.
Diese Gesetze gelten übrigens nur innerhalb der Elastizitätsgrenze; für unsern Silberdraht (1 m, 1 qmm) z. B.
wird diese Grenze erreicht bei einer Verlängerung von 1,4 mm, welche durch eine Belastung mit etwa 10 kg hervorgebracht wird;
stärker darf der Draht nicht angestrengt werden, wenn keine merkliche Verlängerung zurückbleiben soll.
Vermöge der obigen Gesetze ist das elastische Verhalten eines Körpers gegenüber einer ziehenden Kraft vollständig bekannt,
sobald man weiß, um welchen Bruchteil seiner Länge ein Draht oder Stab
[* 79] von 1 qmm Querschnitt durch eine Zugkraft von 1 kg verlängert
wird; man nennt diesen Bruchteil Elastizitätskoeffizient; der Elastizitätskoeffizient des Silbers ist
demnach 0,00014 oder genauer 1/7400, derjenige des Goldes 1/8100, des Platins 1/17000, des Kupfers 1/12400, des Eisens 1/21000,
des Stahls 1/19000, des Messings 1/9000, des Neusilbers1/11000. Unter Elastizitätsmodulus versteht man den umgekehrten Wert
des Elastizitätskoeffizienten; derjenige des Silbers z. B. ist 7400. Der Elastizitätsmodulus ist die Zahl,
welche angibt, wieviel Kilogramm nötig wären, um einen Stab der betreffenden Substanz von 1 qmm Querschnitt auf seine doppelte
Länge auszudehnen, ganz abgesehen davon, ob sich der Körper auch wirklich, ohne zu reißen, so weit ausdehnen läßt.
Läßt man aus einen Stab in der Richtung seiner Länge einen Druck wirken, so wird er genau um ebensoviel
verkürzt, wie er durch eine Zugkraft von derselben Größe verlängert wird. Besonders auffallend kann man die Thatsache,
daß die Formänderungen elastischer Körper genau im Verhältnis der
einwirkenden Kräfte stehen, an schraubenförmig gewundenen
Metalldrähten, sogen. Schraubenfedern, wahrnehmen, da hier schon verhältnismäßig kleine Kräfte durch Auseinanderziehen
oder Zusammenschieben der Windungen bedeutende Längenänderungen bewirken, ohne daß die Elastizitätsgrenze erreicht wird.
Man kann daher solche Schraubenfedern geradezu als Federwagen zu Gewichtsbestimmungen benutzen. Federwagen, welche zur Messung
größerer Kräfte bestimmt sind, nennt man Dynamometer
[* 80] oder Kraftmesser. Das Aneroidbarometer ist nichts andres als eine Federwage,
[* 81] welche den Luftdruck mißt.
Bei allen diesen Vorrichtungen besteht die Formänderung vorzugsweise in einer Biegung der angewendeten
elastischen Metallstreifen oder Drähte. Die Drehungs- oder Torsionselastizität wird in einem Stab oder gespannten Draht wachgerufen,
wenn man denselben an seinem obern Ende festklemmt und vermittelst eines am untern Ende angebrachten wagerechten Hebelarms
dreht oder drillt. Die Kraft, mit welcher er der Drillung widerstrebt, wächst in demselben Verhältnis
wie der Winkel, um welchen gedreht wird.
Auf der Anwendung dieses Gesetzes beruht die Drehwage (s. d.), eine Vorrichtung, vermittelst welcher man kleine Kräfte dadurch
mißt, daß man ihnen durch die Drillung eines Drahtes das Gleichgewicht
[* 82] hält. Die Elastizität findet vielfache
Anwendung im praktischen Leben. In denTaschen- und Stutzuhren dient sie als Triebkraft; ein im Federgehäuse befindlicher spiralförmiger
Stahlstreifen (Spiralfeder) wird nämlich beim Aufziehen zusammengewunden und dadurch gespannt und setzt, indem er sich vermöge
seiner Elastizität allmählich wieder aufwindet, das Uhrwerk in Bewegung.
Die gespannte Sehne des Bogens oder der Armbrust
[* 83] schleudert, plötzlich losgeschnellt, den Pfeil fort. Die
Ballisten, die Belagerungsgeschütze der Alten, beruhten ebenfalls auf dieser Anwendung der Elastizität. Auch zur Entkräftung
und Unschädlichmachung heftiger Stöße ist die Elastizität von großem Nutzen; die Federn, welche die Wagenkasten tragen, ferner die
starken Schraubenfedern, mit welchen die Puffer der Eisenbahnwagen ausgerüstet sind, dienen diesem Zweck.
Der Federwagen, in welchen die Elastizität zum Wägen und zum Messen von Kräften verwendet wird, wurde bereits oben gedacht. - Über
elastische Schwingungen s. Schwingung.
[* 84]
Von der unverändert gleichen Dauer der elastischen Schwingungen macht man eine wichtige Anwendung zur Regulierung der Taschenuhren;
indem sich nämlich die an der Unruhe befestigte zarte Spiralfeder in gleichdauernden Pulsen abwechselnd
auseinander und wieder zusammenwindet, bewirkt sie, daß die Hemmung des Steigrades durch die Unruhe in genau gleichen Zeitabschnitten
erfolgt und der Sekundenzeiger demnach beim Fortrücken zu jedem seiner Sprünge genau die gleiche Zeit braucht.