1828 zu
London,
[* 2] wurde daselbst erzogen, besuchte, nachdem er mehrere Jahre in
Paris
[* 3] gelebt, 1856 Rußland bei Gelegenheit der
KrönungAlexanders II. und studierte in
Moskau
[* 4] längere Zeit
Sprache
[* 5] und
Sitten Rußlands. Die Ergebnisse dieser
Studien legte
er 1858 in der Skizzensammlung »The Russians
at home« (neue vermehrte Ausg. 1879) nieder. Einem andern
Gebiet gehört sein zweites Werk an: »History of the opera« (1862, 2 Bde.).
Im J. 1862 ging er als
Korrespondent der
»Times« nach
Polen, um die dortige
Lage zu studieren, und veröffentlichte als
Frucht
dieser
Reise: »The Polish captivity« (1863, 2 Bde.).
Unmittelbar nach
Ausbruch desAufstandes daselbst 1863, den er vorhergesehen, ward er von der
»Times« abermals
dahin gesandt. Er war bei mehreren der Hauptereignisse anwesend, wurde zwar aus
Warschau
[* 6] verwiesen, durfte sich aber nach
Rußland begeben. Er ging über
Petersburg
[* 7] nach
Moskau und bereiste Südrußland, um über
Kiew
[* 8] und
Wolhynien nach
Galizien zurückzukehren.
dem
»Rossini and his school« (1881) nachfolgte,
und mehreren Bühnenstücken hat Edwards auch einige
Romane: »The three Louisas« (1866),
»The governor's daughter« (1868) und »Malvina«
(1871),
veröffentlicht.
Sein jüngstes Werk ist: »The lyrical drama«, eine
Reihe von
Essays über die moderne
Oper (1881).
3)
AmeliaBlandford, engl. Schriftstellerin, geb. 1831, Tochter eines
Offiziers, erhielt eine sorgfältige
Erziehung und trat bereits 1853 mit Beiträgen zu
Zeitschriften vor
die Lesewelt. Seitdem hat sie sich durch eine
Reihe von
Romanen wie durch ihre Reiseberichte und
Teilnahme an
Entdeckungen auf
dem Gebiet der
Altertumskunde einen guten
Namen gemacht. Von den erstern erwähnen wir: »My brother's wife« (1855),
Als Dichterin trat
Miß Edwards, welche in
London lebt, mit einem
Band
[* 16] »Ballads« (1865) hervor; auch veröffentlichte sie die Sammlung
»A poetry book of elder poets« (1879). - Eine
Verwandte von ihr,
MathildeBarbara Betham Edwards, geb. 1836, hat sich gleichfalls durch
Romane (»The white
house on the sea«,
»Dr.
Jacob and Kitty« etc.),
durch
Reisebilder und humoristische
Schriften
(»Mrs.
Punch's letters to her daughter«)
litterarisch vorteilhaft bekannt gemacht.
(spr. -haut), 1) Gerbrand van den, holländ.
Maler, geb. zu
Amsterdam,
[* 17] kam zu
Rembrandt in die
Lehre,
[* 18]
dem er von allen seinen Mitschülern am
nächsten verwandt ist. Formauffassung,
Typen,
Farbe,
Komposition sind der Rembrandtschen Art nachgebildet, nur daß Eeckhout in allen
Stücken hinter seinem Vorbild zurückbleibt. Er starb in
Amsterdam. Eeckhout hatPorträte,
[* 19] Genrebilder
und vorwiegend historische Gemälde ausgeführt, deren bedeutendste sind: Anna, welche
Samuel vor
Eli weiht, im
Louvre zu
Paris;
2)
JakobJoseph, niederländ.
Maler, geb. 1793 zu
Antwerpen,
[* 25] lernte zuerst an der
Akademie seiner Vaterstadt das Modellieren und
erlangte 1821 in
Brüssel
[* 26] den
Preis in der Bildhauerei für seinen
Tod der
Kleopatra. Seine
Neigung trieb ihn aber
zur
Malerei, und schon 1824 errang sein Mädchen, einen
Jüngling schachmatt setzend, zu
Gent
[* 27] den ersten
Preis. 1831 ließ er
sich im
Haag
[* 28] nieder und wurde 1839 daselbst
Direktor der
Akademie. 1844 ging er nach
Belgien
[* 29] zurück und 1859 nach
Paris, wo er 1861 starb.
Eeckhout schöpfte eine Zeitlang seine
Motive gern aus dem
Leben der Scheveninger
Fischer, kultivierte später
aber mit Vorliebe das historische
Genre. Seine Hauptwerke sind:
Peter d. Gr. zu
Zaandam, Vermählung der
Jakobäa von
Bayern,
[* 30] Waisenmädchen aus der
Kirche kommend, die väterliche Ermahnung. Er gab heraus: »Collection de portraits d'artistes modernes
nés dans le royaume desPays-Bas« (Brüss. 1822);
»Costumes du peuple de toutes les provinces du royaume
des
Pays-Bas« (das. 1827).
(türk., v. neugriech. authentes,
»Herr, Gebieter«),
Ehrentitel, dem deutschen
Herr entsprechend, welchen in der
Türkei
[* 33]
Staats- und Zivilbeamte,
Gelehrte und Dichter, überhaupt Leute von Schulbildung erhalten.
(lat. effectus), Wirkung, Erfolg, günstiger Erfolg; besonders der Eindruck, den ein Werk derPoesie, bildenden Kunst, Tonkunst etc. hervorbringt. Stärker, aber nicht reiner kann der Effékt gemacht werden durch starke Kontraste,
Kolossalität, Massenhaftigkeit etc.; unrein und tadelnswert wird er, wenn das Kunstwerk nicht
mehr durch die Art des Inhalts und der Darstellung wirkt, sondern sich einer herrschenden Geschmacksrichtung
des Publikums anschmiegt, wodurch es sich zugleich aller Selbständigkeit entäußert. Von diesem Fehler ist nur ein Schritt
zu dem noch niedrigern, durch Anwendung ungewöhnlicher Mittel Überraschung und dadurch Erfolg zu bewirken, zu dem sogen.
Knalleffekt.
Effektenbörse, diejenige Abteilung
der Börse, in der vorzugsweise der Handel in Effekten stattfindet, im Gegensatz zur Waren- oder Produktenbörse.
Effektensocietät
nennt sich eine in Frankfurt
[* 35] a. M. regelmäßig zusammentretende Gesellschaft von Kaufleuten, um Effekten zu handeln; auch heißt
so eine Privatbörse für Effekten in Amsterdam.
Sie wird
in der Regel von Bankierfirmen als Nebengeschäft betrieben und namentlich von den Besitzern solcher Prämien- (Los-) Papiere
benutzt, welche einen den Wert der ohne Gewinn ausgelosten Stücke beträchtlich übersteigenden Kurs zu
haben pflegen. Effektenversicherung ist nicht zu verwechseln mit Valorenversicherung (s. d.).
bedeutet auf Schuldurkunden, insbesondere bei Wechseln, wenn dies
Wort der Schuldsumme hinzugefügt ist, daß die Zahlung in der gerade bezeichneten Geldsorte verlangt werden könne oder solle
(Effektivzahlung).
Im Seekrieg nennt man eine effektive Blockade eine wirklich mit Gefahr verbundene Hafenabsperrung
durch die feindliche Macht.
(mittellat., v. lat.
festuca, »Halm«) im ältern deutschen Recht übliche
symbolische Übergabe eines Grundstücks durch mündliche
Erklärung und Überreichung eines von demselben abgeschnittenen Spans oder Halms seitens des Verkäufers an den Käufer. An
ihre Stelle trat später die gerichtliche Auflassung (s. d.).
im Billardspiel Kunstausdruck für die Wirkung, welche der Seiten- oder Schiefstoß
hervorbringt, daher auch für diesen Seitenstoß selbst gebraucht: »Effet geben«;
(lat.), Ausströmung, Erguß; besonders das Ausfließen von Gasen aus einem sie rings umschließenden Gefäß,
[* 39] in dessen Wand eine Öffnung angebracht ist. Dasselbe findet nach folgendem von Graham durch Versuche bewiesenen Gesetz statt:
Das Quadrat der Ausströmungsgeschwindigkeit ist dem Druck direkt und dem spezifischen Gewicht des Gases
umgekehrt proportional. Dies Gesetz läßt sich leicht begründen, wenn wir im Sinn der »mechanischen« oder »kinetischen«
Theorie der Gase
[* 40] (s. Wärme)
[* 41] jeden luftförmigen Körper als ein Haufwerk rasch sich bewegender Teilchen oder Moleküle auffassen;
wo sich ihnen eine Wand entgegenstellt, üben sie vermöge der Wucht, mit welcher sie gegen dieselbe prallen,
einen Druck auf sie aus;
wo sie eine Öffnung finden, fahren sie durch dieselbe hinaus;
die Ausströmungsgeschwindigkeit ist
daher nichts andres als die mittlere Geschwindigkeit der dahinschießenden Moleküle.
verschiedene Gase unter gleichem Druck ausströmen, so verhalten sich die Quadrate ihrer Ausströmungsgeschwindigkeiten umgekehrt
wie ihre spezifischen Gewichte, oder, was dasselbe heißt, ihre spezifischen Gewichte verhalten sich wie die Quadrate der Ausströmungszeiten
gleicher Raumteile. Auf dieses Verhalten hat Bunsen ein sehr sinnreiches Verfahren zur Bestimmung des spezifischen Gewichts
der Gase gegründet.
(Travailleurs E., franz.), unter den franz.
Kommunisten in den 40er Jahren diejenigen, welche im allgemeinen den KommunismusBabeufs vertraten (s. Kommunismus), aber im
Gegensatz zu demselben einerseits die Aufhebung der Ehe und Familie, anderseits die Errichtung nationaler
Werkstätten forderten.
Pierce, engl. Novellist, geb. 1815 zu London, Sohn des ebenfalls als Schriftsteller durch seine Schilderungen des
LondonerLebens und seine »History of pugilism« bekannten ältern Pierce Egan, besuchte, anfangs für die künstlerische Laufbahn
bestimmt, seit 1834 die Kunstakademie zu London, wandte sich aber dann der Litteratur zu. In seinen ersten
Romanen, wie: »Robin Hood« (1838),
später entnahm
er seine Stoffe aus der Gegenwart, den Verhandlungen der Gerichtshöfe, dem Volksleben, den Zeitungen etc. Seine Sensationsromane
erschienen meist in den wohlfeilen Novellenzeitungen: »LondonJournal«, »Home Circle«, die Egan 1849-54 selbst
redigierte, u. a.;
wenige, wie: »Imogen«, »The
poor girl« und »Fair Lilias«, als selbständige Werke.
(Eggarten-, Ehegarten-, Ödgartenwirtschaft), in süddeutschen und österreichischen Gebirgsgegenden
vorkommende Form der Feldgraswirtschaft (s. Betriebssystem, S. 831), bei welcher man ein und dasselbe Areal abwechselnd eine
Zahl von Jahren zum Getreidebau und dann eine Reihe von Jahren zum Graswuchs verwendet. Früher nahm man
von dem Land nur eine, höchstens zwei Getreideernten und ließ es dann mehrere Jahre zu Gras liegen, später aber vermehrte
man die Zahl der Getreideschläge und baute auch zwischen zwei Getreidefrüchten Kartoffeln, Flachs etc. Bedingung dieser Betriebsform
ist feuchte, den Graswuchs begünstigende Luft. Das Wort Egarten gehört der alemannischen und bayrischen
Mundart an und bedeutet Brachland.
König von England, Sohn des Königs Ealmund von Kent, wurde 787 vom König Berrthric von Wessex aus England vertrieben
und verweilte 13 Jahre lang am Hof
[* 45] Karls d. Gr. 800 kehrte
er nach der Ermordung des Berrthric nach
England zurück, bemächtigte sich zunächst des Throns von Wessex, bezwang sodann seit 823 die übrigen kleinen angelsächsischen
Staaten und nahm, nachdem das ganze von den Angelsachsen eroberte Gebiet unter seinem Zepter vereinigt war, zuerst den Titel
»König von England« an. Er starb 836.
1) Hans, der ApostelGrönlands, geb. 1686 in Norwegen,
[* 46] ward 1707 als Prediger zu Vagen im StifteDrontheim angestellt, legte aber 1717 sein Amt nieder, begab sich 1721 mit zwei Schiffen, begleitet von seiner Frau, seinen zwei
Söhnen, im ganzen 46 Personen, nach Grönland, wo er, besonders seit er es dahin gebracht hatte, in der Landessprache
zu predigen, erfolgreich wirkte. Die dänische Regierung sandte ihm daher mehrere Missionäre zu Hilfe; erst 1731 hörte die
Unterstützung auf, während HerrnhuterBrüder in seine Arbeit eintraten, mit denen Egede sich nicht verständigen konnte. Nachdem
seine FrauGertrudeRask, sein treue Gehilfin, gestorben, kehrte Egede 1736 nach Dänemark
[* 47] zurück, wo er 1740 zum
Superintendenten der grönländischen Mission ernannt wurde, für die er durch Errichtung eines Seminars für grönländische
Missionäre und durch Schriften unermüdlich wirkte. Er starb in Stubbekjöbing auf der InselFalster.
2) Paul, Sohn des vorigen, geb. 1708 in Norwegen, begleitete seinen Vater nach Grönland und wurde dessen
Gehilfe und Nachfolger im grönländischen Lehramt von 1734 bis 1740. Nach Dänemark zurückgekehrt, wurde er Professor der
Theologie und Mitglied des Missionskollegiums, nach des VatersTod Aufseher der grönländischen Mission und Bischof. Er vollendete 1766 die
von seinem Vater begonnene Übersetzung des NeuenTestaments ins Grönländische, lieferte einen grönländischen
Katechismus (1756) und gab ein grönländisch-dänisches Ritual (1783) heraus. Er starb 1789 in Kopenhagen.
[* 48]
Vgl. Fenger, Bidrag
til H. Egedes og den gronlandske Missions Historie 1721-60 (Kopenh. 1879).
3) Hans Egede Saabye, Sohn des vorigen, bekleidete 1770-78 die Stelle eines Missionärs in Grönland und war später Hauptprediger
zu Adbye im StiftFünen. Er schrieb: »Brudstykke of en Dagebog, holden in Grönland i Aareae 1770-78 udgiven
of Biskop Plum« (Odense
[* 49] 1816; deutsch, Hamb. 1817). - SeinBruderNiels ward als Leutnant auf eine Entdeckungsreise nach der Ostküste
Grönlands ausgesandt, die er auch beschrieb (Kopenh. 1789, 2. Aufl.
1796),
die südlichste dänische Ansiedelung in Nordgrönland, auf einer Insel der Diskobucht
gelegen, 1759 gegründet und nach HansEgede (s. d.) benannt, umfaßt 4 Ortschaften und 5 Außenstellen mit zusammen 1016 Einw.
Die benachbarten Inseln liefern viel Eiderdaunen.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Magdeburg,
[* 52] Kreis
[* 53] Wanzleben, in fruchtbarer Gegend, an der Bode und der LinieBlumenberg-Staßfurt-Güsten
der Preußischen Staatsbahn, mit der Vorstadt Altemarkt, hat ein Amtsgericht, eine evangelische und eine kath. Pfarrkirche, 2 Zuckerfabriken,
Branntweinbrennerei, Gerberei, Bierbrauerei,
[* 54] eine Dampfmühle und (1880) 5058 meist evang.
Einwohner. Hier wurde sonst das unter dem Namen Egelei berühmte Bier gebraut. Unmittelbar bei Egeln und dazu
gehörig sind die Domäne Egeln und das Klostergut Marienstuhl. In der reichen und stark bevölkerten Umgegend wird bedeutende
Zuckerfabrikation
¶
Weiter abwärts hat die Eger von Elbogen bis Kaaden ein tiefes, felsiges Bett,
[* 64] von Kaaden an links bedeutende Höhen, aber von
Klösterle abwärts ganz niedrige Ufer, die sie überschwemmt und sumpfig macht. Sie mündet unterhalb Theresienstadt, Leitmeritz
gegenüber, in 128 m Meereshöhe. Bis Eger beträgt das Gefälle 46 m auf 10 km, von da bis zur Mündung 10 m. Von einigen
nach N. gerichteten Strecken abgesehen, behält die Eger östliche Hauptrichtung bei und während ihres
ganzen Laufs auch ihre rötliche Farbe, die aus dem Ocker der Quellen entsteht. Der Fluß ist 310 km lang und sehr fischreich;
die Schiffahrt wird durch sein starkes Gefälle und zahlreiche Felsblöcke im Bett verhindert. Unter seinen Nebenflüssen sind
noch zu nennen: rechts die Tepl, links die Zwoda. Das sogen. Egerland, mit deutschen Einwohnern,
die sich durch Lebensweise, Tracht und Sitten auszeichnen, fällt im wesentlichen mit der böhmischen Bezirkshauptmannschaft
Eger zusammen. -
[* 61] (tschech. Cheb), Stadt im nordwestlichen Böhmen, auf einer Anhöhe am rechten Ufer der Eger, 410 m ü. M., im
fruchtbaren Egerland gelegen, aus der eigentlichen Stadt und drei Vorstädten bestehend, hat 5 Kirchen (darunter die prächtige
zweigetürmte Stadtpfarr- und eine evang. Kirche), eine Kommende des Kreuzherrrenordens ^[richtig: Kreuzherrenordens] und Klöster
der Dominikaner (seit 1296) und Franziskaner (vor 1256 gegründet), ein Stadthaus (1600 erbaut) mit Museum
(verschiedene Kuriositäten und Erinnerungen an Wallenstein enthaltend), ein Rathaus (von 1728), ein neues Stadttheater, ein
Zentralschulhaus, einen Zentralbahnhof für die sechs einmündenden Eisenbahnlinien (Sächsische Staatsbahn, Bayrische Staatsbahn
mit 3 Linien, Buschtiehrader und Franz-Josephsbahn) und
(1880) 17,148 Einw., welche
starken Handel und Gewerbe treiben.
In der Stadt befinden sich eine Dampfmühle, Bautischlerei und Schlosserei, Maschinenfabrik und eine große Bierbrauerei;
auch sind Zinnfolienerzeugung, Weberei,
[* 66] Wirkerei
[* 67] und Schuhwarenfabrikation hier vertreten. An merkantilen Anstalten bestehen
in Eger eine Filiale der Österreichisch-UngarischenBank, eine Eskomptegesellschaft und eine Sparkasse (6,7 Mill. Gulden Einlagen).
Eger ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Kreisgerichts, einer Finanzbezirksdirektion,
eines Hauptzoll- und Hauptsteueramts, einer Handels- undGewerbekammer und hat ein Obergymnasium, eine Lehrerbildungsanstalt,
eine Gewerbeschule und ein Gewerbemuseum, ein Kranken- und ein Waisenhaus. Von der alten kaiserlichen Burg (in welcher WallensteinsGefährten Terzky, Illo, Kinsky und Neumann fielen) sind die prächtige, unten romanische, oben frühgotische
Doppelkapelle, der »schwarze Turm«
[* 68] und Ruinen des Saalbaues übrig. 2 km von Eger liegt der Kammerbühl (497 m), ein ausgebrannter
Vulkan, und 2 km weiter Franzensbad (s. d.). -
GeorgPodiebrad nötigte hier 1459 die sächsischen Fürsten, Böhmens Lehnshoheit für mehrere meißnische Besitzungen anzuerkennen.
Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde Eger 1631 und nochmals 1647 von den Schweden genommen und auf
dem dortigen Stadthaus Wallenstein ermordet. Im österreichischen Erbfolgekrieg wurde die Stadt von den
Franzosen unter Moritz von Sachsen
[* 69] genommen, aber schon 1743 wieder an die Österreicher übergeben. 1809 wurden die Festungswerke
geschleift.
Vgl. Drivok, Ältere Geschichte der deutschen Reichsstadt Eger (Leipz. 1874);
eine Quell- und Geburtsgöttin der alten Latiner, welche auch die Gabe der Weissagung besaß, und aus deren Quellvor derPorta Capena zu Rom
[* 71] die Vestalinnen das Wasser zu den täglichen Reinigungen zu schöpfen pflegten.
Nach der römischen Sage war sie die Gemahlin und Beraterin des KönigsNuma, der sich in geheimen nächtlichen Zusammenkünften
von ihr über Staats- und Religionswesen belehren ließ. Nach NumasTod floh sie in den Hain am Heiligtum der Diana bei Aricia
und beweinte jenen, bis sie von Diana in eine Quelle
[* 72] verwandelt wurde. Die Reste eines antiken Brunnenheiligtums
im Thal des Almo bei Rom (mit der verstümmelten Statue des Wassergottes über der frisch sprudelnden Quelle) führen noch jetzt,
wiewohl irrtümlich, den Namen »Grotte der Egeria«.
(Ekersund), Hafenstadt im norweg. AmtStavanger,
[* 73] südlich von der Stadt Stavanger, mit der Egersund durch Eisenbahn
verbunden ist, hat einen guten, durch die vorliegende Insel Egerö gebildeten
¶
mehr
und durch Batterien geschützten Hafen und (1876) 2419 Einw., welche ergiebigen Heringsfang betreiben.
Egersund ist Sitz eines deutschen Konsuls.
Georg, Industrieller, geb. zu Linden bei Hannover
[* 75] als Sohn von Johann Egestorff. Geb. 1772 zu Lohnde unweit
Hannover, erlernte der Vater das Böttcherhandwerk, arbeitete auf der Kalkbrennerei von Stuckenbruck am LindenerBerg bei Hannover,
übernahm dies Geschäft, erwarb 1807 das Recht, die Steinkohlenfelder des Deisters allein zu bebauen, und
ermöglichte die Rentabilität seiner Gruben zunächst durch energische Hebung
[* 76] des Straßenbaues. Im Leinethal legte er große
Ziegeleien an, eröffnete Steinbrüche für Fundamentsteine und unternahm einen ausgedehnten Nutzholzhandel.
Später erwarb er auch eine Zuckerfabrik in Bremen.
[* 77] Auch der Sohn erlernte in Hildesheim
[* 78] das Böttcherhandwerk,
wurde dann aber von dem Vater zurückgerufen, um für die ausgedehnten Geschäfte eine bis dahin völlig fehlende Buchführung
einzurichten. Unter seiner Mitwirkung blühten alsbald die Geschäfte ungemein auf. Man errichtete in Bremen eine Kommandite
und erweiterte den Betrieb aller einzelnen Unternehmungen. Auf eigne Hand begründete der Sohn 1831 am
LindenerBerg eine Saline, und als der Vater 1834 starb, übernahm er die Leitung der gesamten Geschäfte.
Handelsstadt in Oberguinea,
[* 81] im Land Nupe, am Niger, zählt 12-15,000 Einw., welche Töpfe,
Eisen-, Gold- und Holzwaren verfertigen, Zeuge weben und färben und auf zahlreichen Kähnen einen lebhaften Handel, namentlich
mit Elfenbein, treiben.
[* 74] Ackergerät, welches den Boden nach der Bearbeitung mit dem Pflug
[* 82] pulvern und ebnen, oben auf dem Boden
liegende Erdklöße zertrümmern, den Dünger verteilen und
unter die Erde mischen, die Saat unterbringen und Unkräuter zerstören
soll. Die Egge wirkt vornehmlich durch den Stoß, weniger durch die schneidende Wirkung der Eggenzähne; sie wird durch ihre
eigne Schwere in den Boden gedrückt. Dabei geht sie nicht in gerader Richtung wie der Pflug, sondern schlängelt
sich, um ihren Angriff auf den Boden von verschiedenen Seiten auszuüben.
Diese eigentümliche Bewegung entsteht durch die verschiedenen Widerstände, welche die Eggenzähne bei der Arbeit finden; bei
Steigerung derselben bleibt der betreffende Teil in der Fortbewegung zurück. In manchen Fällen, namentlich wenn die Egge zum
Zertrümmern der harten Erdklöße benutzt wird, muß dieselbe, um einen wirksamen Stoß auszuüben, mit
erhöhter Geschwindigkeit arbeiten; bei andern Bodenbearbeitungsgeräten ähnlicher Art, z. B.
den Grubbern, ist die Leistung dagegen unabhängig von der Geschwindigkeit.
Eine gute Egge muß derartig angeordnet sein, daß jeder Zahn derselben eine Reihe zieht, welche von den beiden
nebenstehenden gleichweit entfernt ist. Die Zähne
[* 83] müssen genau gleich stark und gleich lang sein, sie werden aus Schmiedeeisen
oder Holz
[* 84] gefertigt. Hölzerne Zähne eignen sich nur für leichte Arbeit. Die Zahl der Zähne eines Eggensatzes soll 42 nicht
überschreiten, die geringste Zahl ist 12. Gewöhnlich wendet man in einem festen Eggenrahmen 20-24 Zähne
an. Wird der Rahmen zu groß, so akkommodieren sich die Zähne nicht den Unebenheiten des Bodens; daher ist es praktisch, mehrere
(3-4) Sätze durch Gelenke oder kurze Ketten zu verkuppeln, wobei jeder Satz seine volle Beweglichkeit behält.
Die Zähne stehen nicht vertikal, sondern unter einem Winkel
[* 85] von 60-80° geneigt. Länge derselben 15-25
cm. Einen wesentlichen Einfluß auf die Wirksamkeit der Egge übt das Gewicht aus. Die Egge darf niemals so schwer sein, daß sie
bis an den Rahmen einsinkt. Man unterscheidet nach dem Gewicht der Eggen:
1) leichte Eggen im Gewicht von 15-25 kg zum Ebnen leichten Bodens und zum flachen Unterbringen der Saat;
2) mittelschwere Eggen im Gewicht von 25-50 kg zur tiefen Lockerung bei leichtem Boden, zu den gewöhnlichen Arbeiten in mittlerm
Boden und zum Ausjäten des Unkrauts;
3) schwere Eggen im Gewicht bis 150 kg, für schwerste Thonböden auch bis 200 kg, zum Zerkleinern harter
Schollen auf schwerem Boden. Nach der Konstruktion unterscheidet man Rhomboidaleggen, dreieckige Eggen, Zickzackeggen, Krümmer-
und Expansionseggen.
[* 74]
Fig. 1 zeigt eine Rhomboidalegge, aus zwei Sätzen bestehend, mit hölzernem Rahmen und eisernen Zähnen
zum Unterbringen der Saat;
[* 74]
Fig. 2 eine Zickzackegge, aus drei Sätzen bestehend, ganz aus Eisen
[* 86] gefertigt, für schwere
Arbeit. Eggen ohne Zähne zum Unterbringen der Saat, Zerstören der Unkräuter und Maulwurfshaufen sind die Wiesen-, Scheiben-,
Dorneggen sowie die Schleifen (Übergang zu den Walzen) und die Eggen mit Stachelwalzen oder norwegischen Eggen. Man bearbeitet
mit der Egge täglich 2,5-5 Hektar und braucht dazu die Zugkraft von zwei Pferden. Wo es auf die Beseitigung
von Unkraut ankommt, läßt man die Egge auch dem Pflug vorangehen. Große Bindigkeit des Bodens
und starke Verunkrautung desselben machen in der Regel ein öfteres Eggen notwendig; ist aber ein Boden locker und vom Unkraut
frei, so würde das Eggen geradezu schädlich sein, weil es das Entweichen der Bodenfeuchtigkeit und Bodenwärme begünstigt,
ja sogar zum Entweichen flüchtiger Düngerteile Veranlassung gibt. Man eggt in der Regel das Feld derLänge nach; will man aber den Erfolg des Eggens erhöhen, kann man auch in die Quere eggen. Am wirksamsten ist das Rundeggen
im Trab, aber auch am angestrengtesten für die Tiere; man spannt dabei vier Pferde
[* 88] in eine Reihe und läßt das zu äußerst
gehende am schärfsten, das innen ziehende am langsamsten gehen.
Diese Arbeit wird am vorzüglichsten in Mecklenburg
[* 89] verrichtet. Was die Zeit des Eggens anlangt, so ist ein längeres Liegenlassen
des Feldes in rauher Furche sehr gut, weil dann die atmosphärischen Einflüsse mehr Macht gewinnen; auch gelangen dann die
Unkrautsamen zum Keimen und werden von der Egge leichter zerstört. Bei der Saatfurche folgt das Eggen häufig
erst nach der Saat; zur Vertilgung des Unkrauts aber wendet man die Egge in der Regel an, wenn das Feld grün ist. So oft ein
Feld sich mit einer festen Kruste überzogen hat, ist eine Lockerung desselben mit der Egge nötig.
In diesem Fall erweist sich ein Eggen in die Länge und Quere immer als sehr gut.
Hat unmittelbar nach erfolgter Saat ein Platzregen das Land fest zusammengeschlagen, so muß es mittels der Egge gelockert werden;
jedoch dürfen die Körner noch nicht gekeimt haben. Man darf nie eggen, solange der Boden noch oberflächlich
feucht ist; in diesem Fall würden nämlich schädliche Verklebungen stattfinden. Überhaupt ist der Grad der Trockenheit,
die das Feld erlangt hat, hinsichtlich des Eggens sehr zu beachten. Die Egge war den Ägyptern und Juden, nicht aber den Griechen
bekannt, während die Römer
[* 90] mehrere Arten von Eggen benutzten. - Bei Feldbefestigungen benutzt man Eggen
als Annäherungshindernis, namentlich zur Ungangbarmachung von Furten etc. Man befestigt sie zu diesem Behuf durch Hakenpfähle
auf dem Grund und hält außerdem das von ihnen bedeckte Terrain unter Geschützfeuer.
Julius, Sanskritist, geb. zu Hecklingen im Anhaltischen, studierte 1862-66 in Breslau
[* 94] und Berlin
und wandte sich 1867 nach London, wo er 1869 Sekretär
[* 95] der Royal Asiatic Society, 1872 zugleich Professor des Sanskrits am University
College wurde. Seit 1875 bekleidet er eine Professur des Sanskrits und der vergleichenden Sprachwissenschaft
an der Universität zu Edinburg.
[* 96] Eggeling gab den »Kâtantra« (mit dem Kommentar von Durgasinha, Kalkutta
[* 97] 1874-78) und Vardhamânas
»Tanaratnama-hodadhi« (Lond. 1879-80) heraus
und veröffentlichte außerdem: »The Çatapatha-Brâhmana, translated according to the text of the Mâdhyandina
school« (Bd. 1, Oxf. 1882);
»Catalogue of Buddhist Sanscrit manuscripts in the possession
of the Royal Asiatic Society« (mit Cawell, 1875) u. a.
HansUlrich, Fürst von, österreich. Staatsmann, geb. 1568 als Sohn
Siegfrieds v. Eggenberg, eines reichen, eifrig protestantischen steirischen Edelmanns, trat erst in spanische Kriegsdienste und kämpfte
in den Niederlanden, ward 1597 Mundschenk und bald vertrautester Günstling des ErzherzogsFerdinand von
Steiermark,
[* 98] den er 1598 nach Italien
[* 99] begleitete. Rücksichten für seine Laufbahn und wohl auch der Einfluß seines katholischen
VettersRuprecht v. Eggenberg, kaiserlichen Heerführers (gest. 1611), bestimmten ihn, katholisch zu werden. Er erhielt 1602 die Landeshauptmannschaft
von Krain,
[* 100] begab sich 1605 an den kaiserlichen Hof nach Prag, erscheint bereits seit 1607 als Hauptperson
im innerösterreichischen Regiment und zwar in der Eigenschaft als Geheimrat und Hofkammerpräsident, der bald das ausschließliche
Vertrauen Ferdinands genoß, und ward wiederholt zu Missionen an den spanischen Hof verwendet. 1615 Obersthofmeister und Direktor
des GeheimenRats, betrieb er 1619 eifrig Ferdinands Kaiserwahl.
Der spanische Hof versuchte umsonst, den ihm unbequemen Günstling Ferdinands II. zu stürzen. Er erhielt
zur Belohnung aus den konfiszierten Gütern des böhmischen Adels 1622 die Herrschaften Krumau, Netolic und Winterberg, ward 1623 Reichsfürst
und 1625 Herzog von Krumau. Er unterstützte 1626 WallensteinsPlan der Errichtung eines selbständigen kaiserlichen Heers und
blieb dessen Gönner, auch nachdem 1630 gegen seinen Widerspruch dessen Entlassung erfolgt war.
Bezirkshauptmannschaft Horn, am Fuß des Manhartsbergs und an der Franz-Josephsbahn,
mit Ringmauern und Türmen malerisch umgeben, hat eine schöne gotische Pfarrkirche, ein Redemptoristenkollegium, Sparkasse,
(1880) 1828 Einw. und ist Sitz eines Bezirksgerichts.
In dem nahen Dorf Kühnring hatten ehemals die berüchtigten Ritter von Kühnringer ihren Sitz.