Libysche
Wüste, höher als das Nilthal ist, hat
Rohlfs eine
Senkung, welche tiefer als das
Mittelmeer liegt, im Umkreis des
kleinen Hochplateaus von
Barka
(Kyrenaika) konstatiert. Den
Untergrund der vollständigsten Ebenen bilden geschichtete
Gesteine
[* 2] in horizontaler oder doch annähernd wagerechter
Lagerung, gewöhnlich mit einem sanft welligen, losen Schwemmland bedeckt
und aus diesem nur an den Rändern oder in einzelnen inselartigen
Partien hervorragend oder unter dem
Schwemmland durch Flußläufe angeritzt.
Daß aber solch geschichtetes
Material oft in mehrfachem
Wechsel verschiedener
Formationen ununterbrochen unter dem Schwemmland
hinzieht, beweisen die Bohrungen, die in Ebenen oft zur Aufsuchung von
Wasser oder technisch wichtigen Mineralstoffen
(Salz,
[* 3]
Kohlen) vorgenommen werden. Die
Beschaffenheit des
Bodens, welcher das Schwemmland bildet, ist vor allem wichtig für
die
Kultur.
ReinerSand erschwert die
Kultur, wie z. B. in der
Mark, Niederlausitz; ähnlich wirkt
Gerölle,
Kies.
Günstiger ist feinerer und unreiner
Sand, sehr günstig
Schlick,
Mergel,
Löß, auch der
Lehm und, wenn er
nicht zu dicht ist, der
Thon, dessen Nachteile zudem neuerdings durch künstliche
Beihilfe, Drapierung, sehr vermindert werden
können. Bei
Dürre und beim Vorhandensein von
Salz macht insbesondere der
Sand die
Kultur unmöglich, wie in den großen
WüstenAfrikas,
Asiens,
Australiens. Ist der
Boden minder ungünstig oder doch periodisch eine gewisse Wassermenge
vorhanden, und erzeugt sich wenigstens vorübergehend eine nutzbare
Vegetation, so bildet sich die
Steppe und die auf ihr heimische
Nomadenkultur. Die wichtigsten Kulturstätten finden sich nicht immer im
Zentrum größerer Ebenen, sondern häufig an der
Küste oder am Gebirgsrand; daß aber auch jenes der
Fall sein kann, beweisen manche unsrer Hauptstädte,
wie
Berlin,
[* 4]
Paris,
[* 5]
Moskau,
[* 6]
Madrid,
[* 7] ferner die ältesten
StädteOstindiens u. a. Vgl.
Gebirge.
Bezeichnung verschiedener harter und schwerer wertvoller
Kunsthölzer. Das echte, schwarze Ebenholz stammt von
DiospyrosEbenumRetz., D. EbenasterRetz. und D. melanoxylonRoxb., in
Indien und auf den
Inseln des
Indischen Archipels, auch von D. melanideaPoir., auf
Réunion und
Ile de France. Das schwarze
Kernholz hebt sich an dem zuletzt genannten
Baum scharf
von dem
Splint ab, in
welchen es häufig inselartig hineinragt, so daß die Schnittflächen weiß gefleckt erscheinen (weißes
Ebenholz). Auch
MabaEbenusSpreng., auf den
Molukken, liefert echtes Ebenholz. Das tief schwarze
Kernholz von
Diospyros Ebenum zeigt auf dem
Querschnitt fast keinerlei Strukturverhältnisse, unter der
Lupe
[* 10] treten die
Markstrahlen in Form von überaus
zarten, perlschnurartigen Gebilden hervor; es ist hart, fein und schwer, vom spez. Gew.
1,187. Das grüne (braune, gelbe) Ebenholz von
BignonialeucoxylonL., in
Südamerika
[* 11] und
Westindien,
[* 12] ist sehr
hart und dauerhaft,
frisch angeschnitten bräunlich mit grüngelben
Punkten, wird an derLuft tief braun bis schwärzlich mit
einem
Stich ins Grünliche; es ist fein im Gefüge, gut schneidbar, vom spez. Gew.
1,210. Ein andres grünes Ebenholz stammt von
Brya Ebenus, in
Westindien.
Dorf in der oberösterreich. Bezirkshauptmannschaft
Gmunden, in schöner
Lage, 425 m ü. M., am Südende des
GmundenerSees, an der Mündung der
Traun und an der Salzkammergutbahn, mit (1880) 1053 Einw., einem
großen Salzsudwerk (in dem am linken Traunufer gelegenen Langbath), welches 1883: 560
Arbeiter beschäftigte
und 1,15 Mill.
hlSalzsole (aus den
Bergwerken von
Hallstatt und
Ischl)
[* 14] zu 367,000 metr. Ztr.
Salz verarbeitete, einer
Chemikalien-
und einer Uhrenfabrik, Badeanstalt
[* 15] und einer
Fachschule für Holzindustrie. In der
Nähe von Ebensee liegen mehrere
Seen: 11 km südöstlich
der 6 qkm große Offensee, westlich (9, resp. 12 km) der vordere und hintere
Langbathsee, in erhabener Waldeinsamkeit.
Vgl. Wirth, Geschichte der Stadt Eberbach (Stuttg. 1864). -
2) Ehemalige Cistercienserabtei, jetzt Domäne (Korrektionshaus und Zentralgefangenanstalt) innerhalb der GemeindeHattenheim
im preuß. Regierungsbezirk Wiesbaden,
[* 26] KreisRheingau,
[* 27] in deren Kellern die edelsten Weine des Rheingaues lagern.
Das 1116 gegründete regulierte Chorherrenstift wurde 1131 Cistercienserabtei und 1803 aufgehoben; in der romanischen Klosterkirche,
deren dreischiffiges Refektorium jetzt zum Kelterhaus dient, die Gräber mehrerer Erzbischöfe von Mainz
[* 28] und nassauischer Grafen.
1) Eberhard I., der Erlauchte genannt, Graf von Württemberg, geb. Sohn Ulrichs I. mit dem Daumen, regierte,
freilich noch als Kind, mit seinem ältern Bruder, Ulrich II., von 1265 bis 1279 gemeinschaftlich, von da an, nach UlrichsTod,
allein.Kühn und klug, tapfer und eroberungslustig, nannte sich Eberhard »GottesFreund und aller Welt Feind«. Als König Rudolf vonHabsburg
die während des Interregnums dem Reich abhanden gekommenen Besitzungen von ihm zurückforderte,
schloß Eberhard mit vielen Grafen ein Bündnis gegen jenen, ward aber besiegt und mußte 1286 seine Eroberungen wieder herausgeben.
Auch mit seinem Bruder, der neben ihm eine sehr untergeordnete Rolle spielte, kam er in Fehde, bis ihm endlich
derselbe 1363 die Regierung ganz abtrat. Ulrich starb kinderlos. Eberhards fernere Regierung verfloß unter fast
ununterbrochenen Kämpfen und Fehden. Am bekanntesten, namentlich durch Uhlands Gedicht, ist die Fehde mit dem Grafen von Eberstein
und mit Wolf vom Wunnenstein, die, nachdem ihnen 1367 die Gefangennahme Eberhards im Wildbad mißlungen,
von Eberhard, übrigens ohne sonderlichen Erfolg, bekriegt wurden.
Über die Ulmer und die mit ihnen verbündeten Städte siegte er 1372 bei Altheim. Vierzig schwäbische Städte schlossen gegen
den immer weiter um sich greifenden und von KaiserKarl IV. mit neuen Rechten über die Reichsstädte ausgestatteten Eberhard ein Verteidigungsbündnis,
und zwei Jahre lang dauerte zwischen beiden ein wilder Verheerungskrieg. Nachdem Eberhards Sohn Ulrich eine Niederlage
bei Reutlingen
[* 38] erlitten, eroberten und zerstörten die Städter viele württembergische Burgen und Dörfer und zogen selbst vor
Stuttgart. Der Kaiser vermittelte eine zehnjährige Waffenruhe, und Eberhard mußte auf die Landvogtei Niederschwaben,
von welcher er bereits den einen Teil hatte abtreten müssen, ganz verzichten. Für alle diese Verluste entschädigte er
sich durch den während des sogen. Städtekriegs erfochtenen Sieg bei Döffingen wodurch die Macht des Schwäbischen
Städtebundes, der auf die Vernichtung des mächtigen Adels und auf Errichtung einer freien,
¶
KaiserMaximilian I. ernannte ihn, ohne sein Nachsuchen, in Worms zum Herzog und erhob die unter ihm bereits wieder
vereinigten Besitzungen der Familie diesseit des Rheins zum ewig unteilbaren Herzogtum Württemberg. Eberhard starb kinderlos in
Tübingen; ihm folgte sein Vetter Eberhard II., der jüngere, von der StuttgarterLinie, der aber wegen seiner
Willkürherrschaft schon 1498 zur Abdankung gezwungen wurde und 1504 starb. Einige Jahre nach dem Tod Eberhards I. erklärte
KaiserMaximilian an seinem Grabe: »Hier ruht ein Fürst, klug und bieder wie keiner im römischen Reich; sein Rat hat mir oft
genützt«.
5) Eberhard Ludwig, Herzog von Württemberg, geb. Sohn des HerzogsWilhelmLudwig, folgte diesem 1677 unter Vormundschaft
seines Oheims, des HerzogsFriedrichKarl, regierte seit 1693 selbständig, nahm am spanischen Erbfolgekrieg mit einem ansehnlichen
Heer für den Kaiser teil und befehligte als Feldmarschall wiederholt das oberrheinische Reichsheer. Seine Neigung für das Militärwesen
und seine Prachtliebe erschöpften die Hilfsmittel des Landes. Großen Anstoß erregte namentlich sein Verhältnis zur
Grävenitz, einer Mecklenburgerin, die 1706 seine Geliebte, 1707 ihm sogar angetraut wurde, obwohl Eberhard mit einer
badischen Prinzessin vermählt war, und die, 1710 auf kurze Zeit entfernt und zum Schein mit dem Grafen von Würben verheiratet, 1711 zurückkehrte;
seitdem beherrschte sie denHerzog vollständig bis 1731 und sog das Land, um sich zu bereichern, auf schamlose
Weise aus. Erst 1733 wurde sie außer Landes gebracht, kurz vor dem Tode des Herzogs selbst
Außerdem schrieb er: »Versuch einer allgemeinen deutschen Synonymik« (Halle 1795 bis 1802, 6 Bde.; fortgesetzt
und erweitert von Maaß, 1818-21, 12 Bde.; 4. Aufl.
von Meyer, Leipz. 1853, 2 Bde.);
»Synonymisches Handwörterbuch der deutschen Sprache« (Halle 1802; 13. Aufl. von Lyon
[* 51] und Wilbrandt,
Leipz. 1882).
Auf seine Ansichten haben Wolf, Mendelssohn und Nicolai eingewirkt, welcher letztere auch eine Gedächtnisschrift
(Berl. 1810) auf ihn verfaßte.
Heimat mit der mittelalterlichen KunstItaliens
[* 57] und wurde im Kreis der römischen Romantiker einer der fanatischten religiösen
Schwärmer. Sein Grabdenkmal der PrinzessinKaroline im Querschiff der Theatinerkirche zu München ist sein letztes bedeutendes
Erzeugnis der klassischen Richtung (1825). Seitdem behandelte er vorzugsweise religiöse Gegenstände, welche sämtlich den
Geist der mittelalterlichen Kunstwerke atmen. Seine Hauptwerke sind die beiden Grabdenkmäler der
BischöfeSailer und Wittmann im Dom zu Regensburg.
[* 58] Auch in seinen Hausaltarbildern bewährte Eberhard seine Kunstfertigkeit wie seinen
Proselyteneifer, in seinen Dichtungen und musikalischen Kompositionen aber eine große Vielseitigkeit. In den letzten Jahren
zerstörte er alle seine nicht religiösen Arbeiten. Er starb in München. - SeinBruderFranz,
geb. 1767, nahm an seinen Arbeiten mehrfachen Anteil, schuf aber auch selbständige Werke, namentlich kleinern Umfangs, Reliefs
etc. aus Alabaster. Er starb erblindet
3) ChristianAugust Gottlob, Dichter und Schriftsteller, geb. 1769 zu Belzig, studierte in Leipzig
[* 59] Theologie,
wandte sich dann der bildenden Kunst und hierauf seit 1792 der Litteratur zu, ward Mitarbeiter an Beckers »Taschenbuch« und
den »Erholungen«, übernahm 1807 die Rengersche Buchhandlung in Halle und gab hier mit Lafontaine die Monatsschrift »Salina«
(Halle 1812-16, 8 Bde.) und allein »Flatterrosen«
(das. 1817) heraus. Auch übernahm er nach des VatersTode die Redaktion von dessen »Jahrbuch der häuslichen
Andacht«. Im J. 1835 wendete er sich nach Hamburg.
[* 60]
Eine Reise nach Italien veranlaßte das Werk »Italien, wie es mir erschienen ist« (Halle 1839, 2 Bde.),
eine Widerlegung von
Nicolais »Italien, wie es wirklich ist«. Seit 1842 in Dresden
[* 61] wohnend, starb er hier Seine poetischen
Schriften lehnten sich an die ältern, für mustergültig erachteten Dichter des 18. Jahrh.
an; er durfte in gewissem Sinne noch ein SchülerGleims heißen. Bleibenden Erfolg hatte: »Hannchen und die Küchlein« (Halle
1822; 25. Aufl., Leipz. 1875),
ein Idyll, welches in jugendlichen Lebenskreisen noch heute Anteil erweckt.
Außerdem sind zu nennen: »Der erste Mensch und die Erde« (Halle 1828, 2. Aufl. 1834) und »Vermischte Gedichte«
(das. 1833, 2 Bde.). Seine »Gesammelten
Schriften« erschienen Halle 1830-31 in 20 Bänden.
2) Adolf, Maler, Sohn des vorigen, geb. zu München, besuchte früh die Akademie, trat 1860 in
die SchulePilotys und fand schon im folgenden Jahr durch seine treffliche Pfändung der letzten Kuh (radiert von W.Unger) großen
Beifall. Später entstanden: die verunglückte Musikprobe, der Hochzeitstag, nach der Taufe, Zitherunterricht, Backfische,
dem Tanz zuschauend;
daneben etliche militärische Szenen etc.
Allseitigen Beifall erntete auf der internationalen
Ausstellung zu München 1879 sein Erster Rehbock, ein Bild von ungewöhnlicher Wahrheit der Schilderung.
2) Gustav, Bildhauer, geb. zu Spiekershausen bei Hannöversch-Minden, war bis zu seinem 19. Jahr
Goldschmied und besuchte seit 1866 drei Jahre lang die Kunstschule in Nürnberg. Von da ging er nach Berlin,
wo er sich an die malerisch-realistische Richtung von R. Begas anschloß. Durch ein Stipendium erhielt er die Mittel zu einer
Reise nach Italien. Sein erstes größeres Werk war ein Märtyrer, von einer Römerin vom Kreuzestod gerettet. Es folgten mehrere
dekorative Arbeiten, darunter eine StatueLeonardo da Vincis für das Polytechnikum in Charlottenburg, Platon und Hippokrates für
die KielerUniversität und 1881 ein durch seines Naturstudium ausgezeichneter dornausziehender Knabe, eine Viktoria, die Kaiserbüste
bekränzend, und eine griechische Flötenbläserin.
Stadt im bayr. Regierungsbezirk Unterfranken, 298 m ü. M., an der Baunach, Sitz eines Bezirksamts und Amtsgerichts,
mit schöner kath. Kirche, einem Spital, einer Fabrik von Strick- und Dochtgarn, Thongruben, Hopfenbau und (1880) 1153 Einw.
vonErfurt, altdeutscher Dichter, verfaßte in der ersten Hälfte des 13. Jahrh. ein erzählendes
Gedicht in Reimpaaren von KaiserHeinrich und seiner Gemahlin Kunigunde, im engen Anschluß an die (in den
»Monumenta Germaniae historica« abgedruckten) lateinischen »Vitae« beider.
Das Gedicht, in der Sprache seiner thüringischen
Heimat geschrieben, hat mehr sprachlichen als litterarhistorischen Wert (hrsg. von R.
Bechstein, Quedlinb. 1860).
Kurz darauf (1872) unternahm er seine zweite Reise nach Ägypten, welche unter andern wichtigen Funden durch die Erwerbung des
jetzt auf der Universitätsbibliothek zu Leipzig befindlichen sogen. Papyrus Ebers in der Gräberstadt Theben
belohnt wurde.
Vgl. »Papyrus Ebers, das hermetische Buch über die Arzneimittel der alten Ägypter, herausgegeben von G. Ebers, mit
hieroglyphisch-lateinischem GlossarvonL.Stern« (Leipz. 1875).
Als Schriftsteller begründete Ebers seinen Ruf durch den historischen, mit gelehrten Anmerkungen versehenen Roman »Eine ägyptische
Königstochter« (Stuttg. 1864, 11. Aufl. 1883), eine anziehende
Darstellung des ägyptischen Volkslebens zur Zeit des persischen Eroberungskriegs (ins Holländische,
[* 83] Englische
[* 84] und in viele
andre Sprachenübertragen). Rein wissenschaftlich sind seine »Disquisitiones de dynastia vicesima sexta regum aegyptiorum« (Berl.
1865) und »Ägypten und die Bücher Mosis« (Leipz. 1868),
populär und gelehrt zugleich seine Schrift »Durch Gosen zum Sinai;
aus dem Wanderbuch und der Bibliothek« (das. 1872, 2. Aufl. 1881). Ebers' neuere
Werke sind die vielgelesenen und ebenfalls in viele Sprachen übersetzten, im alten Ägypten spielenden Romane: »Uarda« (Stuttg.
1877, 3 Bde.),
»Der Kaiser« (das. 1880, 2 Bde.).
Seine spätern Romane: »Die Frau Bürgemeisterin« (Stuttg. 1881) und »Ein
Wort« (das. 1882),
spielen im 16. Jahrh. und meist in den Niederlanden, während der jüngste, »Serapis« (das. 1885),
uns wieder
in das Land desNils zur Zeit des siegreich aufstrebenden Christentums und das Idyll »Eine Frage« (das. 1881) in das griechische
Altertum versetzen. Außerdem veröffentlichte er das beschreibende Prachtwerk »Ägypten in Wort und Bild«
(2. Aufl., Stuttg. 1880, 2 Bde.),
dessen textlichen Teil er als »Cicerone durch das alte und neue Ägypten« (das. 1886, 2 Bde.)
besonders herausgab, und »RichardLepsius, ein Lebensbild« (Leipz. 1885). Durch ein langwieriges körperliches Leiden
[* 85] an der
Ausübung seines Lehrberufs vielfach gehindert, verbringt den Sommer meist auf seinem Besitztum in Tutzing
am StarnbergerSee.
1) Pfarrdorf in der sächs. Kreishauptmannschaft Bautzen,
[* 86] Amtshauptmannschaft Löbau,
[* 87] an der böhmischen
Grenze, Knotenpunkt der LinienBischofswerda-Zittau und Löbau-Ebersbach der Sächsischen Staatsbahn, ist Sitz eines Amtsgerichts und
der Hauptsitz der Fabrikation bunter Baumwollwaren für die Türkei
[* 88] und den Orient. Außerdem produziert
Ebersbach viel Baumwoll- und Leinenwaren für das deutsche Zollgebiet und hat (1880) 6931 Einw. -
Flecken im bayr. Regierungsbezirk Oberbayern, 557 m ü. M., 6 km von der Eisenbahnstation Grafing (an der
LinieMünchen-Salzburg), mit Wallfahrtskirche, Schloß, Bezirksamt, Amtsgericht und (1880) 1584 Einw. Das ehemalige Benediktinerkloster
(seit 990) war im 11. Jahrh. eine Stätte großer Gelehrsamkeit, wurde 1595 den Jesuiten, 1773 dem Johanniterorden übergeben
und blieb Sitz des Großpriorats bis 1803.
1) JohannSiegmund, Schriftsteller, geb. zu Steinabrunn in Niederösterreich, absolvierte die philosophischen
Studien an der Universität zu Wien
[* 90] und war dann Erzieher in mehreren herrschaftlichen Häusern. Als solcher, wie auch später
gab er eine ReiheJugendschriften belehrenden und erzählenden Inhalts heraus und gründete 1824 die »Feierstunden«,
eine Zeitschrift für die Jugend, die er 1831 in den lange Zeit einflußreichen »Österreichischen Zuschauer«
umgestaltete.
Das Jahr 1848 fand den mittlerweile Konsistorialrat gewordenen Mann unter seinen erbittertsten Gegnern. Der »Zuschauer«
wurde politisch, brachte »PolitischeFabeln«, welche sich durch starke satirische Angriffe hervorthaten und das Blatt
[* 91] endlich unmöglich machten. In der nachfolgenden Reaktionszeit (1853) erhielt Ebersberg dafür das goldene Verdienstkreuz mit der
Krone. Unter einen zahlreichen Jugendschriften wurden am bekanntesten: »Der Mensch als Schöpfer und Zerstörer seines Glückes«
(Wien 1831);
»Das Buch vom guten und geselligen Tone« (das. 1834);
»Haus-, Hof- und Staatsgeschichten« (1869, 3 Bde.)
u. a.
3) OttokarFranz, unter dem PseudonymO. F. Berg bekannter Wiener Theaterdichter, Bruder des vorigen, geb. zu Wien, betrat
nach beendeten Gymnasialstudien die Beamtenlaufbahn, gab dieselbe aber nach einigen Jahren auf, um sich ganz der dramatischen
Schriftstellerei zu widmen, mit der er sich schon seither mit Vorliebe beschäftigt hatte. Sein erstes
Stück fiel in das Jahr 1854. Seitdem ließ er an anderthalb HundertStücke (Lustspiele, Possen, Parodien etc.) nachfolgen, von
welchen manche über hundertmal, viele 20-60mal gegeben wurden.
Ein frisches, kühnes Talent, nicht wählerisch, aber derbkräftig, war Ebersberg eine Art WienerGoldoni, der
namentlich die untern Volksschichten und Stände genau kannte. Er liebte es, Zeitfragen zu behandeln, Schwächen zu geißeln,
und ging den momentanen Gebrechen hart zu Leibe, wobei es ihm mehr um den schlagbereiten Witz und die augenblickliche Wirkung
als um Wahrscheinlichkeit des dramatischen Ganges zu thun war. Seine Erfindung bewährte sich oft so glänzend,
daß selbst Berliner Bearbeitungen seiner Stücke durch Kalisch
[* 93] einen außerordentlichen Erfolg hatten. So wurde aus seinem
»Ein WienerDienstbot'«: »Berlin, wie es weint und lacht«, das in Berlin hundertmal über die Bretter ging, und sein bearbeitetes
»Einer von unsere Leut'« machte dort sogar 250 volle
Häuser.
Seine sonst hervorragendsten Stücke sind: »Die Pfarrersköchin«, »Die
alte Schachtel«, »Verlassene Kinder«, »Die Probiermamsell«, »Der
letzte Nationalgardist«, »Nemesis«, »Das Mäd'l ohne Geld«, »Der deutsche Bruder«, »Ein Wort an den Reichsrat«, »Der barmherzige
Bruder«, »Eine resolute Person«. Ebersberg arbeitete auch in Gemeinschaft mit Bittner u. a. und gründete 1859 das
satirische Blatt »Tritsch-Tratsch« und nach dessen Eingehen (1862) den illustrierten »Kikeriki«. Außerdem schrieb Ebersberg Almanache
und Kalender und viele Journalartikel, letztere namentlich in dem von ihm 1872 gegründeten, sehr verbreiteten Tagesjournal
»Das illustrierte Extrablatt«. Er starb in einer Irrenanstalt.
1) Flecken im FürstentumReuß
[* 94] j. L., hat ein schönes, von Parkanlagen umgebenes Schloß,
(1880) 911 Einw. und seit 1733 eine Herrnhutergemeinde, die eine
Lehr- und Pensionsanstalt unterhält. In der Nähe das Lustschloß Bellevue und am Rande der nahen Saale der vielbesuchte steile
Felsen Heinrichstein, 130 m über dem Fluß. Ebersdorf war bis zur Vereinigung der gesamten LandeReuß j. L. (1848)
Residenz des Fürsten von Reuß-Lobenstein-Ebersdorf. - 2) (Kaiser-Ebersdorf) Dorf in Niederösterreich, Bezirkshauptmannschaft Bruck;
an der Vereinigung des Donaukanals mit dem Hauptstrom der Donau und an der Mündung der Schwechat in die letztere, mit dem
Donauwinterhafen, Umladeplatz, namentlich für Getreide,
[* 95] von den Donaudampfschiffen auf die KaiserinElisabeth-Bahn
(LiniePenzing-Ebersdorf) und die Donauuferbahn (Ebersdorf-Nußdorf), hat eine Wallfahrtskirche, eine Metallwaren- und eine Biskuitfabrik,
eine große Kaserne (ehemals kaiserliches Lustschloß) und (1880) 2560 Einw.
Hier war das römische Ala nova, Standort der 14. Legion.
VonEbersdorfaus leitete Napoleon I. 1809 die Schlacht von Aspern,
[* 96] und hier
versammelte sich auch seine Armee, um den Übergang nach der InselLobau zu bewerkstelligen.
Nahebei das Dorf Ebersmünster an der Ill, ehemals eine Stadt, mit
schöner Kirche, ehemaligem Benediktinerkloster (659 gegründet) und 640 kath.
Einwohnern.
Dorf im bad. KreisBaden, 426 m ü. M., mit (1880) 517 Einw.,
ehedem Hauptort der alten GrafschaftEberstein, die sich am Schwarzwald, zwischen Württemberg und Baden, 16 km in die Länge und 4 km
in die Breite
[* 102] erstreckte und die Stadt Gernsbach, den FleckenMuggensturm und 15 Dörfer mit 13,000 Einw.
umfaßte. Dabei die Ruinen des ehemaligen Schlosses Alteberstein (einst ein römischer Wartturm), die Trümmer des alten SchlossesBaden und der Merkuriusberg, alle drei Punkte in schöner Waldgegend mit hübschen Fernsichten. Das Schloß Neueberstein (Ebersteinschloß),
im 13. Jahrh. erbaut und 1798 wiederhergestellt, liegt auf einem Bergvorsprung
am Murgthal oberhalb Gernsbach und gewährt eine reizende Aussicht auf das Murgthal.