J.
^[Jacob] A., holländ.
Maler, war um 1630-50 in
Haarlem
[* 2] thätig und malte im
Geschmack des
DirkHals und A.
Palamedes.
Die meisten seiner
Bilder stellen
Szenen aus dem Soldatenleben oder einfache
Gesellschaftsstücke dar, sind von gewissenhafter,
etwas steifer Behandlung und nicht sonderlich geistreich im
Ausdruck, aber von feiner Färbung und namentlich
virtuos in der Wiedergabe glänzender
Stoffe. Seine
Bilder kommen in den öffentlichen und Privatsammlungen häufig vor. Die
Galerie zu Gotha
[* 3] besitzt deren fünf, die Sammlung
Liechtenstein
[* 4] in
Wien
[* 5] vier. Man hat ihn früher oft mit dem Tiermaler Jan
le Ducq (s. d.) verwechselt.
kleine unterirdische hölzerne, thönerne, eiserne oder steinerne
Kanäle, welche quer durch
Teiche,
Straßen
etc. gehen, um das
Wasser aus tiefer liegenden
Strichen abzuführen.
Eugen,
Maler, geb. zu Arensberg ^[richtig:
Arensburg] auf der
InselÖsel in
Livland,
[* 6] besuchte die
Kunstakademie
von St.
Petersburg
[* 7] und erhielt dort das große sechsjährige Reisestipendium, welches ihn 1863 ins
Ausland
führte. Er bereiste verschiedene Gegenden und ließ sich schließlich in
Düsseldorf
[* 8] nieder. Im
Oktober 1874 wurde er
Lehrer
der
Landschaftsmalerei an der
DüsseldorferAkademie und erhielt gleichzeitig den Professortitel. Dücker wählt in ganz realistischer
Weise einfacheMotive, meist Strandpartien von der
Ost- und
Nordsee
(Rügen,
Sylt), die er breit, anspruchslos
und mit außerordentlicher Naturwahrheit darstellt, wobei er jedoch stets eine poetische, aus tiefster
Empfindung erwachsene
Stimmung erreicht.
Seine Färbung ist überaus leuchtend und hell, seine malerische Behandlung flüssig und summarisch, aber doch zu plastischer
Gesamtwirkung gelangend. Eine besonders große Meisterschaft entfaltet er in der
Spiegelung
[* 9] des
Lichts
auf ruhigen Wasserflächen. Er ist von großem Einfluß auf die
Entwickelung der
DüsseldorferLandschaftsmalerei gewesen und
hat auch als
Lehrer erfolgreich gewirkt. Die meisten seiner Gemälde befinden sich in Rußland, im
Besitz der Kaiserfamilie
oder der
Galerien, eine Abenddämmerung in der
Berliner
[* 10] Nationalgalerie.
Arnold, ehemaliger deutscher Reichsminister, geb. zu
Bremen,
[* 11] widmete sich dem Kaufmannsstand, brachte
mehrere Jahre in
England und den
Niederlanden zu und ließ sich 1829 in seiner Vaterstadt nieder, um die
er sich namentlich durch die Verbesserung der Weserschiffahrt und Einführung der
DampfschiffahrtVerdienste erwarb. Der
Idee
einer deutschen Zolleinheit suchte er Eingang zu verschaffen durch die
Schrift Ȇber das
Verhältnis der freien Hansestadt
Bremen zum
DeutschenZollverein«
(Brem. 1837). Seit 1841 Mitglied desBremerSenats, brachte er 1845 mit
Hannover
[* 12] Verträge über Anlegung einer
Eisenbahn zwischen
Hannover und
Bremen und über die Schiffbarmachung der
Weser unterhalb
Bremen
für Seeschiffe zu stande, während gleichzeitig die
Verhandlungen über eine
Verbindung zwischen dem
Zollverein und den Nordseestaaten
begannen, die Anfang April 1847 zum
Abschluß eines
Handels- und Schiffahrtsbundes führten, der aber nicht
zur Ausführung kam. In betreff des letztern veröffentlichte Duckwitz die
Schrift »Der deutsche
Handels- undSchiffahrtsbund«
(Brem.
1847). Auf Duckwitz' Anregung erfolgte
auch die Herstellung einer deutsch-amerikanischen Dampfschiffahrtslinie, wie
er denn auch im Frühjahr 1847 mit der amerikanischen Postverwaltung einen günstigen
Vertrag abschloß. Im März 1848 wurde
Duckwitz zum
Vorparlament und hier in den
Fünfzigerausschuß gewählt.
Als
KommissarBremens bei der Beratung über die deutschen Handelsverhältnisse schrieb er ein
»Memorandum, die
Zoll- und Handelsverfassung
Deutschlands
[* 13] betreffend«
(Brem. 1848), erhielt hierauf die
Berufung zum Reichsminister des
Handels und übernahm auch die Leitung
der deutschen Marineangelegenheiten. Seinem
Eifer gelang die Errichtung einer deutschen
Kriegsmarine, über
die er die
Schrift Ȇber die
Gründung der deutschen
Kriegsmarine«
(Brem. 1849) herausgab. Im Mai 1849 kehrte er in seine Vaterstadt
zurück; ward hier wiederum
Senator und fungierte 1857-64 und 1866-70 als
Bürgermeister von
Bremen. Der 1856 zwischen
Bremen
und demZollverein abgeschlossene Handelsvertrag war vornehmlich sein Werk. Er starb
(spr. dükloh),CharlesPineau, franz.
Historiker, geb. zu
Dinant in der
Bretagne, begann seine Laufbahn
in
Paris bei einem
Advokaten, wandte sich dann der Litteratur zu und machte sich bekannt durch seine »Considération
sur les mœurs« (deutsch,
Jena
[* 16] 1758),
die
»Histoire de
Louis XI« (1745) und die
»Mémoires sur les mœurs du XVIII. siècle« (1749). Seit 1739 Mitglied der
Akademie der
Inschriften,
wurde er 1747 in dieAkademie der
Wissenschaften aufgenommen, deren ständiger
Sekretär
[* 17] er 1755 ward; 1766 fiel
er in
Ungnade und machte eine
Reise nach
Italien,
[* 18] deren
Frucht die »Considérations sur l'Italie« (1791) waren; er starb in
Paris,
Sein Hauptwerk sind seine wohlunterrichteten
»Mémoires secrets sur les règnes de
Louis XIV et XV«
(Par. 1791, 2 Bde.; neue Ausg.
1864; deutsch von
Huber, Berl. 1791-93, 3 Bde.).
Seine
»Œuvres complètes« gaben Desessarts (Par. 1806, 10 Bde.;
darin die
Memoiren vollständiger und authentischer)
¶
mehr
und Bélin (das. 1821, 3 Bde.) heraus;
eine Auswahl besorgte Clément de Ris (1855).
Couret (spr. dükuräh,Abd ul Hamid Bei), franz. Abenteurer, geb. 1812 zu
Hüningen, begab sich 1834 nach Ägypten,
[* 24] von da nach Abessinien und kehrte längs der Westküste des RotenMeers nach Ägypten
zurück. Nach seinen eignen Angaben ging er zum Islam über, pilgerte nach Mekka und durchwanderte einen Teil von Arabien, bereiste
dann auch angeblich Persien,
[* 25] wo er, in den Kerker geworfen, sich mittels Bestechung seiner Wärter zu befreien
wußte, und kehrte 1847 nach Frankreich zurück. Seine Erzählungen sind im höchsten Grad verdächtig; einen Teil seines Reiseberichts
(»Les mystères du désert«, Par. 1859) hat er
nach H. Kieperts Nachweis aus Drummond Hays »Marocco, its wild tribes and savage animals«
abgeschrieben, derart, daß er Hays Erlebnisse in Marokko
[* 26] als seine eignen in Südarabien darstellt.
(spr. dückpetjoh), Edouard, belg. Publizist und Volkswirt, namentlich bekannt wegen seiner Verbesserungen
im Gefängniswesen, geb. zu Brüssel,
[* 27] studierte die Rechte, betrat die Advokatenlaufbahn und war einer der eifrigsten
Vorkämpfer der Losreißung Belgiens von Holland. Nachdem diese 1830 erfolgt, nahm er einen hervorragenden
Anteil an der Gründung der
Réunion centrale und der Association nationale. Im folgenden Jahr ernannte ihn die Regierung zum
Generalinspektor des Gefängniswesens und der Wohlthätigkeitsanstalten. 1861 legte er sein Amt nieder, um sich fortan litterarischen
und reformatorischen Arbeiten in seinem Fach zu widmen.
Ursprünglich freisinnigen Anschauungen huldigend, war er später einer der Veranstalter der katholischen Kongresse von Mecheln
[* 28] und in seinen letzten Lebensjahren ein entschiedener Förderer klerikaler Bestrebungen. Er starb in Brüssel. Unter
seinen zahlreichen Schriften sind hervorzuheben: »Des progrès et de l'état actuel de réforme pénitentiaire ... et
des institutions préventives, aux États-Unis, en France, en Suisse, en Angleterreet en Belgique, etc.« (Brüss. 1837-38, 3 Bde.);
»De la condition des jeunes ouvriers« (das. 1843);
»Budgets économiques des classes ouvrières en Belgique« (das. 1855);
»Des
conditions d'application du système de l'emprisonnement séparé ou cellulaire« (das. 1857);
»La question de la charité et des associations religieuses en Belgique«
(das. 1858), worin er die Wohlthätigkeitspolitik der Liberalen anfocht.
(spr. dück), Jan le, holländ.
Maler, soll 1636 im Haag
[* 29] geboren und 1695 daselbst gestorben sein. Er bildete sich nach PaulPotter und malte vortreffliche Tierstücke
und Landschaften, die aber sehr selten sind.
Von ihm gibt es auch zehn meisterhaft radierte Blätter, von denen neun Hunde
[* 30] darstellen.
Nach der Kapitulation von Sedan gab Ducrot sein Ehrenwort, sich in Pont à Mousson zu stellen, wofür ihm gestattet
ward, sich auf eigne Hand
[* 37] dorthin zu begeben. In Pont à Mousson angekommen, meldete er sich der Vorschrift gemäß, entfloh
jedoch in der Verwirrung, die auf dem überfüllten Bahnhof herrschte, begab sich nach Paris und erhielt dort das Oberkommando
der aus regulären Truppen und Mobilgarden gebildeten zweiten Armee. Mit dieser bereitete er einen großen
Ausfall vor, der endlich Ende November ins Werk gesetzt wurde. Nachdem Ducrot in einem phrasenhaften Aufruf geschworen, nur siegreich
oder tot nach Paris zurückzukehren, griff er 30. Nov. die Zernierungsarmee im Osten bei Villiers an, errang auch in den ersten
Tagen einige Erfolge, konnte aber doch nicht den Durchbruch der feindlichen Linien erzwingen und mußte 4. Dez. nach Paris zurückkehren,
da die furchtbare Kälte weitere Kämpfe unmöglich machte. Bei dem
¶
(Dutka, Dudotka, Schweran), ein uraltes russ. Holzblasinstrument, das, wie die Doppelflöte der Alten, aus zwei
meist ungleich langen Rohrpfeifen mit je drei Tonlöchern besteht, die durch ein einziges Mundstück
verbunden sind;
findet sich noch bei Landleuten in Hochrußland und Sibirien.
Deffand (spr. dü deffāng),Marie deVichy-Chamrond, Marquise, geistreiche franz. Salondame, geb. 1697 aus einer
armen burgundischen Adelsfamilie, erhielt eine oberflächliche und freie Erziehung und vermählte sich 1718 mit dem reichen
Marquis Du Deffand, von dem sie sich aber bald trennte. Hochgefeiert wegen ihrer Schönheit und ihres Geistes, stürzte
sie sich in eine Menge galanter Abenteuer, galt eine Zeitlang für die Geliebte des Regenten und schloß endlich ein inniges
Verhältnis mit dem Präsidenten Hénault, das bis zu dessen Tod währte. Um 1740 war ihr Salon der Sammelplatz
der berühmtesten und vornehmsten Gesellschaft; Voltaire, Montesquieu, d'Alembert u. a. waren ihre ständigen Gäste.
Die Anziehungskraft ihrer geistreichen Zirkel wurde nicht gemindert, als sie 1753 vollständig erblindete und eine Wohnung
im KlosterSt.-Joseph bezog; erst als Fräulein v. Lespinasse, die sie sich zur Gesellschafterin genommen hatte, mit Eklat sich
von ihr trennte und den besten Teil ihrer Gesellschaft, d'Alembert an der Spitze, mit sich zog, erlitt
der Glanz ihrer Gesellschaften empfindliche Einbuße. Doch fand die 68jährige Blinde einen großen Trost in dem zärtlichen,
ja leidenschaftlichen Verhältnis zu dem geistvollen Engländer Horace Walpole, mit dem sie einen regen, geist- und gefühlvollen
Briefwechsel unterhielt.
Sie starb Madame Du Deffand ist von ihren Feinden, der Koterie der Lespinasse, ungebührlich herabgesetzt worden; aber auch
WalpolesUrteil trifft nicht immer das Richtige. Ihr ganzes Leben hindurch bewies sie eine rastlose Thätigkeit; eine verzehrende
Unruhe trieb sie bis in ihr spätes Alter von Zerstreuung zu Zerstreuung, aber immer drohender trat das Gespenst
ihres Lebens, die Langeweile, an sie heran. Denn trotz ihrer glänzenden Geistesgaben fehlte es ihr an Ernst und wahrem Gefühl;
auch die Überschwenglichkeit und Leidenschaftlichkeit ihrer späten Liebe ist aus der Furchtvor der gähnenden Leere ihres
eignen Herzens zu erklären.
Als Schriftstellerin stellt man sie neben Voltaire; die durchsichtige Klarheit ihres Stils, ihre treffenden
Bemerkungen, ihr sicheres Urteil, ihr schlagfertiger Witz machen ihre Briefe zu den interessantesten des ganzen Jahrhunderts.
IhreKorrespondenz mit d'Alembert, Hénault, Montesquieu u. a. ist 1809 in zwei Bänden veröffentlicht (neue Ausg. 1865, 2 Bde.);
ihre Briefe an Walpole (von 1766 bis 1780) und an Voltaire (von 1759 bis 1775) London
[* 44] 1810 in vier Bänden
(neue Ausg. 1864, 2 Bde.). Die »Correspondance
inédite de Mad. Du Deffand« (meist Briefe an die Herzogin von Choiseul) veröffentlichte Sainte-Aulaire (2. Aufl. 1867, 3 Bde.).
(Sackpfeife, ital. Cornamusa. Piva; franz. Musette, Sourdeline; engl. Bagpipe; lat. Tibia utricularis; griech.
Askaulos; im Mittelalter auch wohl wie die Drehleier Samponia, Zampugna etc. genannt), ein uraltes Instrument, das jetzt aber
nur in den Händen der Bettler und in England, Schottland und Irland bei der Landbevölkerung getroffen wird.
Es besteht aus einem ledernen Windsack, der entweder von dem Spieler mittels einer als Pfeife geformten Spitze vollgeblasen
und in Füllung erhalten (so bei der ältern Art und dem schottischen Hochlandsdudelsack), oder durch kleine, mit dem Arm regierte
Bälge mit Wind versorgt wird. An dem Schlauch sind mehrere Pfeifen befestigt, die durch denselben angeblasen
werden, sobald ihn der Spieler mit dem Arm zusammendrückt, eine gewöhnliche Schalmei mit sechs Tonlöchern, auf welcher Melodien
gespielt werden, und 1-3 sogen. Stimmen (Hummeln, franz. bourdons), welche stets nur einen und denselben Ton und zwar unausgesetzt
angeben.
Das Instrument ist der Drehleier (s. d.) nahe verwandt und hat deren Schicksal geteilt, auch sofern es im 17. und 18. Jahrh.
wieder Modeinstrument wurde. Man überzog damals die Schläuche mit Seide
[* 45] und prächtigen Stickereien, fertigte die Kästchen,
welche statt der Bordunpfeifen die Zungen der Brummtöne aufnahmen, aus Elfenbein, verzierte sie mit Gold
[* 46] und Steinen etc. Descouteaux,
Philidor, Douet, Dubuisson, Hotteterre, Charpentier, Chediville u. a. zeichneten sich als Virtuosen auf dem Dudelsack aus. Im 17. Jahrh.
kam derselbe (nach Prätorius) in verschiedenen Größen vor, als: großer Bock
[* 47] (Bordune: Kontra-G oder groß C), Scheperpfeife
(Bordune: bf'), Hümmelchen (f' c'') und Dudey (es' b' es'').
Beda Franziskus, mähr. Historiker, geb. zu Kojetein in Mähren,
[* 62] widmete sich dem geistlichen Stand und
trat in den Benediktinerorden, wirkte 1840-54 als Lehrer der klassischen Sprachen, dann der Geschichte
zu Brünn,
[* 63] machte im Auftrag der StändeMährens 1852 eine archivalische Forschungsreise nach Schweden
[* 64] und dann nach Rom,
[* 65] war
1853-59 mit der Anlegung eines Zentralarchivs des DeutschenOrdens in Wien beschäftigt und wirkte außerdem als Dozent des historischen
Quellenstudiums zuBrünn. 1859 zum mährischen Landeshistoriographen ernannt, erwarb sich um die Ordnung
und Ausbeutung der bisher arg vernachlässigten österreichischen Staatsarchive, namentlich Galiziens, große Verdienste und
war erfolgreich thätig
in der Erforschung der mährischen Geschichte. 1869 begleitete er denKaiser von Österreich
[* 66] auf seiner
Orientreise als Reisekaplan und Historiograph.
Außer zahlreichen Abhandlungen in den Schriften der WienerAkademie, deren Mitglied er seit 1865 ist, sind
von seinen Werken zu nennen: »Mährens gegenwärtige Zustände vom Standpunkt der Statistik« (Brünn 1844, 4 Hefte);
»Forschungen
in Schweden für Mährens Geschichte« (das. 1852);
3) Robert, Sohn des Grafen von Leicester und der LadySheffield,
[* 76] mit der sich jener heimlich vermählt hatte,
geb. 1573 zu Sheen in der GrafschaftSurrey, erhielt, obgleich von seinem Vater nie als legitim anerkannt, nach dessen Tod 1588 Kenilworth
und andre Besitzungen desselben. Da aber die Legitimität seiner Geburt bezweifelt wurde, siedelte er nach Italien über,
worauf seine Güter von Jakob I. eingezogen wurden. Von KaiserFerdinand II. durch den Herzogstitel ausgezeichnet und später
von PapstUrban VIII. unter die Zahl der römischen Edlen aufgenommen, hielt sich Dudley meist am Hof
[* 77] Cosimos II. zu Florenz
[* 78] auf.
Er machte sich um die Stadt Livorno
[* 79] verdient, indem er durch Herbeiziehung englischer Kaufleute ihren
Handel hob, einen Molo errichten ließ und ihre Erklärung zum Freihafen bewirkte. Dudley starb 1670. Er beschäftigte sich eifrig
mit Nautik, Physik und Baukunst
[* 80] und schrieb unter anderm: »Arcano del mare« (Flor. 1630; 3. Aufl. 1661, 6 Bde.).
(lat. Duellum, perduellio), der nach gewissen Regeln zwischen zwei Personen verabredete Kampf
mit gleichen Waffen,
[* 85] um so für eine wirkliche oder vermeintliche Beleidigung eigenmächtig Genugthuung zu nehmen oder zu geben.
Diejenigen, welche auf solche Weise ihren Ehrenhandel zum Austrag bringen (sich duellieren), werden Duellanten genannt. S.
Zweikampf.
(neulat.), in Folio gedruckte, im Text fortlaufende Bogen,
[* 86] von denen je zwei mit einem Versalbuchstaben des
Alphabets bezeichnet und beim Einbinden ineinander gesteckt werden. Geschieht dasselbe mit 3, 4, 5 oder 6 Bogen, so heißen
diese Triternen, Quaternen, Quinternen, Sexternen. Diese Art
und Weise wurde von den Abschreibern vor Erfindung
des Buchdrucks und von den Druckern in den ersten Jahrhunderten nach dessen Erfindung geübt, kommt aber jetzt nur noch in Ausnahmefällen
zur Anwendung. Die Reihenfolge der Druckbogen wird jetzt überall, außer im Gebiet der englischen Sprache,
[* 87] durch Ziffern oder
Signaturen (s. d.) bezeichnet.
(portug. Douro, bei den Alten Durius), bedeutender Strom der Pyrenäischen Halbinsel, entspringt
auf dem altkastilischen Hochland, nordwestlich von Soria, in zwei Quellströmen, die aus Bergseen im Urbiongebirge (2246 m)
abfließen, strömt zuerst in einer nach SO. gerichteten Spirale, dann am Ende des kurzen Oberlaufs, unterhalb Soria (1050
m ü. M.), mit westlicher Hauptrichtung. Bei Aranda, wo die felsigen Ufer und das starke Gefälle aufhören
(730 m ü. M.), wird die Schiffahrt möglich; aber wie alle Plateauströme hat der Duero sehr ungleichen Wasserstand und leidet
so an Versandung, daß er nicht befahren werden kann.
Unterhalb Zamora (590 m ü. M.) nimmt er auf eine Strecke von 90 km eine südsüdwestliche Richtung an und
windet sich, die politische Grenze zwischen Spanien und Portugal bildend, in reißender Strömung zwischen den Felsenwänden
des Berglandes von Traz os Montes und den Steilufern der estremadurischen Hochebene durch. Erst von Torre de Moncorvo abwärts
fängt die eigentliche Schiffahrt an, auf eine Strecke von etwa 140 km. Unterhalb Porto bei São João da Foz
fällt der Duero in den Atlantischen Ozean.
Seine Mündung ist schmal, von felsigen Hügeln begrenzt und durch eine Sandbank fast gesperrt. Seeschiffe gelangen nur bis
Porto. Seine direkte Länge beträgt 487 km, mit Einschluß der Krümmungen 780 km; sein Stromgebiet umfaßt 95,068 qkm (1726
QM.). Bei der großen Eisenbahnbrücke von Portoist er etwa 230 m breit, weiter abwärts 300 m. Die Ufer
des untern Laufs werden häufig überschwemmt. Seine größten Nebenflüsse empfängt der Duero rechts vom Kantabrischen
Gebirge: den Pisuerga mit dem Carrion (beide zu dem System des Kanals von Kastilien benutzt) und dem Arlanzon
mit Arlanza, dann den Valderaduey und den Esla mit Orbigo, Cea und Tera;
auf portugiesischem Gebiet münden: Sabor, Tua, Tamega.
Links fließen ihm zu, vom kastilischen Scheidegebirge kommend: Adaja mit Eresma, Tormes, Yeltes, Agueda und Côa.
(ital. Duetto, Diminutivform von Duo) nennt man heute besonders ein Gesangstück für zwei
gleiche oder ungleiche Stimmen mit Begleitung eines oder mehrerer Instrumente. Das Duett nimmt in der Oper eine bedeutende Stelle
ein (dramatisches Duett), hat aber dort keine definierbare Form, da dieselbe je nach der Situation sich verschieden gestaltet,
aus Rede und Gegenrede besteht, arienartige Teile für die eine oder die andre oder beide Stimmen enthält
oder auch als wirklicher Doppelgesang erscheint, durch Recitative unterbrochen wird etc. Eine festere Gestaltung hat das kirchliche
Duett, welches entweder nach Art der Arie angelegt ist und ein Da capo hat, oder sich in konzertierendem Stil hält und fugiert
gearbeitet ist. Duette der letztern Art sind z. B. in den Kirchenkonzerten
Viadanas zu finden; Duette ohne Baß reichen noch weiter zurück und hießen im 16. Jahrh. Bicinia. Zu besonderer Bedeutung
gelangte das sogen. Kammerduett zu Ende des 17. und der ersten Hälfte des 18. Jahrh.
durch AgostinoSteffani und G. C. M. Clari; in der Form ist dasselbe vom Kirchenduett nicht verschieden.
Ein berühmtes kirchliches Duett ist Pergolesis »Stabat¶
mehr
mater«. Instrumentalkompositionen für zwei verschiedene obligate Instrumente mit oder ohne Begleitung nennt man gewöhnlich
nicht Duett, sondern Duo oder Konzert (Kammerkonzert) etc. und nur, wenn sie für zwei Instrumente derselben Art geschrieben sind,
Duett (Violinduette, Flötenduette); nur für zwei Klaviere schreibt man nicht Duette, sondern Duos. Korrekter wäre die Unterscheidung
je nach der Ausdehnung,
[* 89] Duo für größere, Duett für kleinere Werke.
(spr. düfo),PierreArmand, franz. Publizist und Volkswirt, berühmte Autorität in den wirtschaftlichen Seiten
des Blindenwesens, geb. 1795 zu Bordeaux, wurde 1815 Lehrer am Blindeninstitut in Paris, dessen Direktion
ihm 1840 übertragen und von ihm bis 1855 geleitet wurde. Er gehörte 1851 zu den Gründern der durch ganz Frankreich verbreiteten
Gesellschaft zur Unterstützung der Blinden, nach deren Plan kurze Zeit darauf eine ähnliche zur Unterstützung der Taubstummen
gegründet wurde. Dufau starb in Paris.
Unter seinen zahlreichen Schriften sind zu nennen: »Plan de l'organisation de l'institution des jeunes
aveugles« (Par. 1833);
»Des aveugles. Considérations sur leur état physique, moral et intellectuel«
(1836, 2. Aufl. 1850);
Nach der Februarrevolution von 1848 in die Nationalversammlung und zum Mitglied des Verfassungsausschusses gewählt, war er
der gemäßigten Republik aufrichtig zugethan. Vom Ende September bis 20. Dez.Minister des Innern, bewies er sich, als eifriger
Anhänger Cavaignacs, entschieden feindlich gegen die KandidaturL.Napoleons und gab nach der Wahl des
letztern 10. Dez. seine Entlassung. Doch trat er wieder als Minister des Innern in das Kabinett vom wo er die Meinung
der Mitglieder des unter seinem Vorsitz gestifteten »Cercle constitutionnel« repräsentierte. Am trat er
mit den übrigen Mitgliedern des Konseils ab und ward darauf Präsident der Marinekommission.
(spr. düfä),Guillaume, einer der ältesten niederländ. Kontrapunktisten, aus Chimay im Hennegau gebürtig,
dessen Lebenszeit jedoch einigermaßen zweifelhaft ist. Sicher ist, daß sich um 1380 in der päpstlichen Kapelle zu Rom ein
Sänger dieses Namens befand, der 1432 hochbetagt starb; ob aber derselbe mit dem Komponisten Dufay identisch,
ist nicht ausgemacht, wenn auch nach mancherlei Zeugnissen wahrscheinlich. Von Dufays Kompositionen kennt man einige Messen
(in Rom undBrüssel), Motetten und Chansons (in Paris) und eine vierstimmige Motette (in München).
[* 90] Dufay soll statt der früher üblichen
schwarzen Noten die weißen eingeführt haben, die allerdings seit dem 15. Jahrh. üblich sind;
auch andre Neuerungen in der Notation werden ihm zugeschrieben.