31° nördl.
Br. und 78° 30.' östl. L. in 3306 m
Höhe und tritt bei
Faizabad in die indische
Ebene ein. Sehr bald teilt sich
der
Strom in mehrere
Arme, und
Kanäle sind teils zur bessern
Bewässerung des
Landes, teils, weil sein
Bett
[* 2] für die
Schiffahrt
Schwierigkeiten bietet; von ihm abgeleitet, so an der linken Seite der
Doab- oder Östliche Dschamnakanal
(vom
DorfeFaizabad nach
Dehli), rechts nach W. hin der 1356 von Firoz
Schah, König von
Dehli, gezogene
Kanal,
[* 3] von dem 22 km unterhalb
der
Kanal von
Ali Mardan
Chan südwärts nach
Dehli abbiegt.
Dieser
Kanal heißt jetzt Westlicher Dschamnakanal, beginnt bei Hathni
Kund am
Austritt des
Flusses aus dem
Gebirge, hat eine
Länge von 500 km
Haupt-, 417 km Verteilungskanälen, bewässert 150,000
Hektar Land und kostete zu seinem
Ausbau 62 Mill. Mk. Der
Fluß mündet bei
Allahabad in den
Ganges; sein Gebiet umfaßt 305,610 qkm. Unter seinen Zuflüssen
ist der
Tschambal der ansehnlichste. Die
Schiffahrt wird oberhalb
Dehli durch
Untiefen und
Klippen
[* 4] unmöglich. Von der
Eisenbahn
wird die Dschamna überschritten bei
Allahabad in der
Richtung nach
Agra, bei
Agra und
Dehli in der
Richtung nach
Radschputana, bei Sirsawa
von der Pandschabbahn.
Beim Zusammenfluß ist die Dschamna demGanges an Wasserfülle gleich, verliert aber ihr
kristallhelles
Wasser an das gelbe des
Ganges. Die Dschamna ist dem
Hindu ein heiliger
Strom, und namentlich findet sich bei ihrer
Mündung eine
Stelle (Prajaga genannt), wohin die
Hindu vorzugsweise wallfahrten, um sich unter Leitung von
Brahmanen mit den
gehörigen
Zeremonien in ihremWasser zu baden.
Die Stadt Dschamu, 403 m ü. M., ist die Winterresidenz des
Maharadscha
und ein wichtiges Handelszentrum mit (1872) 41,820 Einw. S.
Karte
»Zentralasien«.
[* 6]
(Gingiro,
Yangaro), Bergland inAbessinien unter etwa 8° nördl.
Br., zwischen dem
Godscheb und
Enarea, mit sehr fruchtbarem
Boden und von heidnischen, körperlich wohlgestalteten
Galla bewohnt, unter denen sich
auch
Christen und Mohammedaner befinden.
Hauptort ist Undscher, acht Tagereisen südwestlich von
Gurage.
(Dschungeln, engl.
Jungles, Jangles), in
Indien mit
Niederwald,
Rohr oder Gesträuchen bewachsene,
sumpfige
Stellen, wie sie in vielen Teilen des
Landes an dem
Fuß der
Gebirge hinziehen und in der
Nähe vieler
Dörfer sich finden.
Reißende
Tiere, worunter als die gefährlichsten
Tiger und giftige
Schlangen,
[* 7] hausen in der feuchten Schwüle dieser Dschangeln,
welche durch
Urbarmachung immer mehr eingeengt werden. Um der Verwüstung des Holzbestandes durch die
Dorfbewohner zu steuern, wurde in Südindien in den 60er
Jahren der Dorfdschangelwald unter die
Forstverwaltung gestellt, und
Holz
[* 8] wird nur gegen eine
Taxe abgegeben.
(Djapara,Japara), niederländ. Residentschaft an der
Nordküste von
Java, 3113 qkm (56,6 QM.) groß mit (1882)
821,536 Einw. (615
Europäer, 10,320
Chinesen), bildet eine
Halbinsel, auf der sich der 1787 m hohe erloschene
Vulkan Murio
erhebt, bis zum Gipfel mit Pflanzenwuchs und
Wald bedeckt.
Die Hauptstadt Dschapara, früher eine blühende Handelsstadt,
ist jetzt unbedeutend und im
Verfall.
(engl.
Jat), ein Volksstamm im östlichen
Belutschistan und in
Britisch-Indien wohnhaft, im letztern namentlich
im N. (im
Pandschab 1,498,694, in den
Nordwestprovinzen 674,547, in
Radschputana 425,598), ferner in Mhairwara,
Bengalen, den
ZentralprovinzenBombay,
[* 9]
Haidarabad u. a.; einige der kleinen Radschputenstaaten, wie
Bhartpur und
Dholpur, sind
fast ausschließlich von Dschat bewohnt.
Ihre Gesamtzahl in
Indien gibt der
Zensus von 1881 auf 2,643,109 an. Die Dschat werden von
Lassen u. a. als mit den Ii-ta (Indoskythen, weißen
Hunnen) zusammenhängend angenommen, während F.
Müller
sie als einen arischen
Zweig bezeichnet, der, im
Gegensatz zu dem über das Gangesthal verbreiteten indischen, an den alten
Institutionen festgehalten hat und von dem dort entwickelten
Brahmanismus unberührt geblieben ist.
Daß die Dschat von W. her einwanderten, geht aus ihrem Nichtvorkommen im
Himalaja hervor. Sie sind ein kräftiger
Menschenschlag, mit breiter
Brust, aber geringerer
Höhe als die obern Hindukasten, dabei wenig reinlich. Sie haben manche
altertümliche
Sitten, wie den Brautraub, beibehalten; das
Kastenwesen ist ihnen unbekannt, sie werden daher von den
Hindu mit
einer gewissen Verachtung angesehen. Sie bekennen sich zum
Islam oder der
Religion der
Sikh und sind sehr
fleißige
Ackerbauer.
ImâmAbû Nasr
Ismael ben Hammâd, berühmter arab. Lexikograph, gebürtig aus Fârâb, verbrachte längere
Zeit unter den arabischen Beduinenstämmen der Rebîah und Modhar, um sich ganz dem
Studium der arabischenSprache
[* 10] in ihrer unverfälschten Form zu widmen. Dann kehrte er nach
Chorasan zurück und ließ sich in
Nischapur nieder, wo er 1003 durch
einen unglücklichen
Sturz vom
Dach
[* 11] seines
Hauses das
Leben verlor. Die
Frucht seiner umfassenden Sprachstudien war der »Sahâh«,
ein
Lexikon der reinen klassischen
SpracheArabiens, das bis heute seinen hohen Wert behauptet und noch
immer neben dem »Kâmûs« als Hauptquelle für arabische Lexikographie
gilt. Zahllose
Glossen und
Supplemente sind dazu geschrieben, ebenso zahllose
Auszüge daraus gemacht worden; auch ist es ins
Persische (von Dschemâl Alkuraschî: »Surâh min alsihâh«, 2. Aufl.,
Kalkutta
[* 12] 1832) und
Türkische (von
WânKuli, 1591-92; 3. Aufl., Konst.
1802) übersetzt worden. Brauchbare
Ausgaben des arab.
Originals sind neuerdings in
Bulak (1865 u. öfter) erschienen.
(engl.
Jaunpur), Hauptstadt des gleichnamigen
Distrikts in den britisch-ostindischen
Nordwestprovinzen, nördlich
von
Benares an der Rohilkandeisenbahn, ist reich an Trümmern von
Moscheen,
Palästen und andern
Zeugen alter Pracht, hat eine
englisch-indische
Besatzung und (1881) 42,845 Einw.
ind. Dichter, Verfasser der berühmten lyrischen
Dichtung
»Gîtagowinda«, lebte nach
Lassen in der Mitte
des 12. Jahrh.
n. Chr. und stammte wahrscheinlich aus
Bengalen.
Sein Gedicht, hervorragend durch die sinnliche
Glut der
Darstellung
und die Meisterschaft in der Schilderung von
¶
mehr
Gemütszuständen, ist ein wahrscheinlich an die älteste Gestalt des indischen Dramas anknüpfendes lyrisches Drama, das Liebesidyll
des GottesKrischna mit der Hirtin Râdhâ behandelnd. Spätere Auslegung hat das Gedicht, wie das Hohelied, zu einer mystisch-theologischen
Allegorie umgedeutet und darin die Darstellung der durch die Sinnlichkeit zu Verirrungen verführten Seele, ihrer
Reue und ihrer Rückkehr zur Einsicht gefunden. Eine Ausgabe mit lateinischer Übersetzung besorgte Lassen (Bonn
[* 14] 1836); eine
deutsche ÜbertragungFr. Rückert (in der »Zeitschrift für Kunde des Morgenlandes«, Bd. 1). - Von einem andern Dschayadewa ist
das durch Aufrechts »Catalogus cod. sanscr.«, S. 141, bekannt gewordene und von
Gowindadewacâstrin im »Pândit« (»A monthly journal of the BenaresCollege«),
Nr. 18-25, herausgegebene
Drama »Prasannarâghawam« in 7 Akten.
GroßmogulIndiens, geb. wurde 1605 Kaiser, lebte in Agra. Die Hauptfigur in seiner Regierungszeit
ist seine Gattin Nur Dschehan (»Licht
[* 15] der Welt«). IhrerSchönheit willen begehrte sie Dschehangir zur Gemahlin, als
sie Gattin eines andern war, und ließ diesen töten, als er die Scheidung verweigerte. Es dauerte Jahre, bis sich Nur dem
Kaiser hingab; sie übte anfangs einen günstigen Einfluß aus, führte hierdurch aber zur Gründung einer Gegenpartei und
geriet mit ihrem Gemahl vorübergehend in Gefangenschaft. Dschehangir war ein Wüstling und starb 1627, bedrängt
von seinem sich gegen ihn auflehnenden Sohn Schah Dschehan.
wurde berühmt durch die Verteidigung einer kleinen Schar Briten unter
Sir R. Sale gegen das zahlreiche Afghanenheer 1841-42, infolge deren die Festungswerke von den Engländern
bei ihrem Abzug zerstört wurden. Im englisch-afghanischen Krieg wurde Dschelalabad eingenommen und bis Oktober 1880 gehalten,
dann geräumt und Afghanistan zurückgegeben.
eddinRumi, mit seinem eigentlichen Namen Dschelâl eddin Muhammad, der größte mystische Dichter
der Perser, geb. zu Balch, war von 1233 an Lehrer der Philosophie und des Rechts zu Konia in Kleinasien und wurde der
Stifter der Mewlewi, des angesehensten Ordens der Derwische. Er starb Seine in einem »Diwan« gesammelten lyrischen
Gedichte (in Indien gewöhnlich unter dem Namen seines spirituellen Lehrers Shams Tebrîz aufgeführt) gehören
zu den schwungvollsten und ideenreichsten der orientalischen Poesie.
Eine Auswahl im Urtext mit gelungener metrischer Übersetzung gab Rosenzweig (Wien
[* 20] 1838)
heraus; zahlreiche seiner schönsten
Lieder hat Rückert in meisterhafter Weise nachgedichtet. Nicht minder berühmt ist sein »Mesnewi« (»Gedicht
in Reimpaaren«),
ein Werk von mehr als 40,000 Distichen in 6 Büchern, moralischen und asketischen, allegorischen
und mystischen Inhalts, das von den Persern dem Koran gleich geachtet wird. Drei vollständige lithographierte Ausgaben erschienen
zu Bombay 1847, 1850 und 1851; eine mit türkischer Übersetzung und Kommentar in 6 Bänden zu Bulak 1835, eine andre in 7 Bänden
zu Konstantinopel
[* 21] 1872. Proben daraus in deutscher Übersetzung gab G. Rosen (»Mesnewi oder Doppelverse«, Leipz.
1849),
in englischer Redhouse (»The Mesnewi«, Lond.
1881).
Vgl. Ethé, Der Sûfismus und seine drei Hauptvertreter in der persischen Poesie, vorzugsweise Dschelâl (in »Morgenländische
Studien«, Leipz. 1870).
(Dschilam, Ihelam, auch Behut, die Vitastâ der alten Inder, woraus die Griechen Hydaspes,
Ptolemäos Bidaspes machten), der westlichste der fünf großen Ströme, welche dem Nordwesten des britisch-indischen Reichs,
dem Pandschab, seinen Namen geben. Der Dschelam ist der Hauptfluß Kaschmirs; er entspringt unter 33° 30' nördl. Br. und 75° 25'
östl. L. v. Gr., fließt 210 km (wovon 110 schiffbar)
in nordwestlicher Richtung, biegt nach Aufnahme seines Hauptzuflusses, der wasserreichen Krischnaganga, nach S. um, tritt nach
Einmündung des Panatsch (Puntsch) in die Ebene ein und vereinigt sich nach einem Laufe von 623 km, wovon 320 im englischen
Gebiet liegen, mit dem Tschenab. Der Dschelam ist schiffbar in seinem Ober- und Unterlauf, nicht aber in seinem
Mittellauf. Von der Eisenbahn von Lahor nach Rawalpindi und Peschawar wird der Dschelam bei der Stadt gleichen Namens überschritten;
sonst überspannen ihn drei Schiffbrücken. Alexander d. Gr. überschritt den Dschelam mit seinem Heer bei Dschalalpur (s. d.).
Dort befand er sich seitdem im ehrenvollen, doch strengen Gewahrsam des Johanniterordens, wofür dieser
wichtige Zugeständnisse vom Sultan erlangte. 1489 wurde er dem Papst zur Bewachung übergeben, der ihn für den Fall eines
Türkenkriegs benutzen wollte. Der PapstAlexander VI. sollte vertragsmäßig Dschem dem König von Frankreich ausliefern, ließ
ihm aber auf WunschBajesids, der ihm eine ansehnliche Geldsumme bezahlte, vorher ein schleichendes Gift
beibringen, so daß Dschem, nachdem er Karl VIII. nach Neapel
[* 22] begleitet hatte, daselbst starb. Dschem übersetzte ein persisch-romantisches
Gedicht und dichtete selbst Ghaselen, die in einem Diwan gesammelt wurden.
(»der sehr mächtige Chan«, eigentlich Temurdschi mit Namen), wurde im J. 1154 als Angehöriger des mongolischen
Volksstammes geboren. Erst mit dem 40. Lebensjahr läßt ihn die Geschichte auftreten. Der erste Gegner
von Bedeutung, über den Dschengis-Chan im J. 1202 triumphierte, war Ong-Chan, Fürst des benachbarten Keraitstammes. Mit diesem folgte
der Sturz der vereinzelten Türkenstämme der Ojuraz, Kungraz und Naiman. 1206 hatte sich Dschengis-Chan bereits sämtliche
Nomaden der Gobiwüste unterworden und wurde vom Kuritta, einer Versammlung von Mongolen, zum Dschengis-Chan erklärt;
er schlug seinen Sitz in Karakorum auf.
Den ersten Heerhaufen befehligten seine SöhneTschagatai und Oktai, und der SchlüsselTurkistans von Nordosten her, die Festung
Otrar, fiel. Das zweite Armeekorps operierte mit gleichem Erfolg gegen Dschend. Es fiel 1219. Das dritte Korps nahm Binaket
und Chodshent. Der vierte Heeresteil unter persönlicher Anführung von Dschengis-Chan nahm Bochara
1220. Um Samarkand
sammelten sich die vier Abteilungen wieder. Es fiel 1221. Transoxanien war somit gänzlich unterworfen. Mohammed war geflohen
und starb 1220 auf einer kleinen Insel im KaspischenMeer.
Mit seinem Sohn Dschelal eddin, der noch einige Zeit heldenmütigen Widerstand leistete und sich persönlich durch einen Sprung
in den Indus rettete, war die Dynastie der Charesmer vernichtet. Nach Dschengis-Chans Grundsatz, niemals
mild zu sein, wurde das bisher blühende Land aufs greulichste verheert, die Städte wurden zerstört, die Einwohner und Schätze
weggeführt. Dschengis-Chan zog sodann nach Karakorum, seiner Hauptstadt, zurück. 1224 verteilte er sein Reich unter seine Söhne dermaßen,
das China samt der Mongolei an Oktai, den er zu seinem Nachfolger bestimmte, fiel; Tschagatai erhielt den Teil von den uigurischen
Küsten bis Charesm inklusive Turkistan und Transoxanien; Batu wurde Herr über Charesm, Descht-i-Kiptschak bis zum DerbenterPaß,
[* 36] während Tuli über Chorasan, Persien
[* 37] und Indien gesetzt wurde.
Nachdem er noch 1225 den Herrscher von Tangut im innern Asien
[* 38] besiegt hatte, starb er im August 1226 über
Entwürfen zu neuen Feldzügen ins südliche China. Wenigstens 5 Mill. Menschen haben durch ihn seinen Untergang gefunden, Zerstörung
und Barbarei bezeichneten überall seine Spur. Das einzige bekannte Denkmal Dschengis-Chans ist eine in den Ruinen
von Nertschinsk aufgefundene Granittafel mit einer mongolischen, vonSchmidt in Petersburg
[* 39] entzifferten Inschrift; sie war als
Denkmal seiner Eroberung des Königreichs Sartagol (Karakitai) 1219-20 aufgerichtet worden.
Vgl. La Croix, Histoire du grand
Genghizcan (Par. 1710);
F. v. Erdmann, Temudschin der Unerschütterliche (Leipz. 1862);
zu Tunis gehörige Insel an der südlichen Einfahrt in den Golf von Gabes (KleineSyrte) und nur durch schmale
Kanäle vom tunesischen Festland getrennt, 1100 qkm (20 QM.) groß mit 40,000 Bewohnern (7/8
Berber, der Rest Juden). Das Land ist außerordentlich fruchtbar und mit Gärten bedeckt, zwischen welchen fünf Ortschaften
liegen, darunter als die bedeutendste Es Suk, der Wohnsitz einiger europäischer Kaufleute. Die Küsten werden durch sechs
alte Schlösser verteidigt.
Hauptprodukte sind: vorzügliches Olivenöl, Datteln non mittelmäßiger Qualität, feine Wollzeuge;
Die Berber zerfallen in zehn Stämme, jeder unter einem Oberhaupt, das die tunesischen
Behörden bei jeder Gelegenheit zu konsultieren haben. Die Juden wohnen in besondern Quartieren (Harras). Dscherba ist die Insel der
Lothophagen ^[richtig: Lotophagen] (Lothophagitis), von deren alter Hauptstadt Meninx noch sehr bedeutende Trümmerreste
und Marmorskulpturen erhalten sind. Bei Es Suk befindet sich ein 1284 errichtetes spanisches Kastell; eine aus den Schädeln 1516 hier
verunglückter spanischer Soldaten und Seeleute des AdmiralsGarcia errichtete Pyramide wurde auf Andringen der europäischen
Konsuln 1837 entfernt.
Name des türk.
Wilajets, welches die Inseln des nördlichen und östlichen Ägeischen Meers (zwischen der Halbinsel Chalkidike, der thrakischen
Küste und dem Hellespont und längs der kleinasiatischen Küste) umfaßt.
(engl. Jessore), ein Distrikt der britisch-ostind. PräsidentschaftBengalen, 5893 qkm (107
QM.), mit (1881) 1,577,249 Einw.,
die meist den untern, mit Aboriginern stark versetztem Schichten der indischen Bevölkerung
[* 45] angehören, darunter 55,5 Proz.
Mohammedaner. Der Distrikt, im O. vom Gorai oder Madhumatizweig des Ganges begrenzt, reicht bis ans Meer und ist im untern
Teil den jährlichen Überschwemmungen des Flusses ausgesetzt. Diese bedingen die Fruchtbarkeit des Landes, wenn sie es auch
zeitweise zum See machen, aus welchem die auf Erdkegeln erbauten Häuser hervorragen. Die Sunderbands (s. d.) bilden einen Teil
Dschessors. Die Hauptstadt Dschessor, mit 8495 Einw., zeigt, wie alle StädteBengalens, nur an den Markttagen
reges Leben.
(engl. Ihansi), seit 1854 Division (Regierungsbezirk) in den englischen Nordwestprovinzen, welche 12,904 qkm
(235 QM.) mit (1881) 1,000,457 Einw.
zählt, meist Hindu, nur 44,792 Mohammedaner.
Die bedeutendste Stadt ist Mau mit 15,981 Einw. Die ersten arischen Einwanderer
machten hier auf dem Marsch vom W. her Halt, die Namen der alten Geschlechter leben noch in der Gegenwart
fort.
(Dschedda), Stadt in der arab. LandschaftHidschas, zwei Tagereisen westlich von Mekka, liegt auf einer kleinen
Anhöhe am RotenMeer und wird auf der Landseite von einer Mauer umschlossen. Dschidda ist gut gebaut, hat ungepflasterte, breite
Straßen und hohe, steinerne Häuser. Die Vorstädte bestehen nur aus elenden Beduinenhütten, und die
Umgebung ist Wüste. Quellwasser fehlt, Zisternen dienen zum Auffangen des Regens. Die Hauptgebäude sind: die Residenz des Gouverneurs,
das Zollhaus, einige Moscheen, mehrere große Chane und das Kastell am Südende der Stadt.
Außerhalb der Mauern findet sich ein roher Steinbau, ca. 12 und 50 m an den Seiten messend, den die Moslems
»EvasGrab« nennen. Die Bewohner, deren Zahl auf 22,000 angegeben wird, sind ein Gemisch der verschiedensten orientalischen
Völker. Dschidda verdankt seine Bedeutung allein seiner Eigenschaft als Hafenplatz von Mekka. Tausende von Pilgern landen hier jährlich,
obschon der Zuzug derselben immer geringer wird (1879: 42,860, aber 1883 nur noch 28,883), und der Schiffsverkehr
ist ein außerordentlich reger.
ausgeführt dagegen: Perlen und Perlmutter, schwarze Korallen,
[* 49] Pferde
[* 50] aus Nedschd,
Esel, Kaffee, Mekkabalsam, Senna u. a. Der Handel ist teils und hauptsächlich nach Ägypten
[* 51] und Abessinien, teils nach dem Innern
des
Landes gerichtet, jedoch gleichfalls in starkem Rückgang begriffen (Einfuhr 1876: 1,837,166 Pfd. Sterl.,
1879: 1,676,850 Pfd. Sterl., 1883: 828,625 Pfd. Sterl.;
Ausfuhr 1879: 424,125 Pfd. Sterl., 1883: 66,325 Pfd. Sterl.).
Infolge des berüchtigten Blutbades vom welches die Mohammedaner unter der christlichen Bevölkerung anrichteten,
wurde Dschidda drei Tage lang von einem englischen Kriegsschiff bombardiert.
Hafenstadt in Algerien, ProvinzKonstantine, mit (1884) 4488 Einw., wovon 3380 Mohammedaner,
welche Handel mit Getreide, Öl, Kork,
[* 52] Gerberrinde und Vieh treiben. Dschidschelli liegt an der Stelle der altphönikischen
Niederlassung Igilgilis, was schlechter Landungsplatz bedeutet, eine noch heute zutreffende Bezeichnung. Unter Augustus zur
römischen Kolonie erhoben, wurde es Mittelpunkt der großen Heerstraße von Saldä (Bougie) nach Hippo (Bone). In der christlichen
Periode war es Bischofsstadt, im Mittelalter blühte sein Handel, und im 16. Jahrh. war es Hauptsitz des
Seeräuberfürsten Baha Arudsch und berühmter Christensklavenmarkt.
Als Ludwig XIV. den Plan faßte, an der afrikanischen Küste eine Niederlassung zu errichten, wurde Dschidschelli durch eine
französische Flotte unter dem Herzog von Beaufort erobert, mußte aber kurz darauf mit großen Verlusten
an die Türken abgetreten werden, die hier bis 1839 herrschten, in welchem Jahr es die Franzosen wieder eroberten. Am wurde
Dschidschelli durch ein Erdbeben
[* 53] fast gänzlich zerstört; aber nicht allein die alte, maurische Stadt wurde wieder aufgebaut, es entstand
auch neben ihr eine neue, europäische Stadt mit schönen, von Platanen eingefaßten Straßen, einer Kaserne,
einem Postgebäude, 2 Forts etc., so daß Dschidschelli jetzt zu den hübschesten StädtenAlgeriens zählt.
(arab.), Bezeichnung des Glaubens- oder Religionskriegs der Mohammedaner, bedeutet ursprünglich Aufruf an
die Ungläubigen oder Nichtmohammedaner, den Islam anzunehmen, sodann den Kampf gegen solche, welche diese Annahme sowie die
Zahlung des auf die freie Ausübung einer andern Religion gesetzten Kopfgeldes verweigern. Außer dieser Weigerung muß für
einen rechtmäßigen Dschihadkrieg Grund zur Voraussetzung eines Siegs auf seiten der Moslems vorliegen.
Über eine dritte Bedingung der Zulässigkeit besteht Streit zwischen den Schiiten und Sunniten: jene verlangen Gegenwart des
geistlichen Oberhauptes der gesamten Moslems;
die Sunniten dagegen erklären es schon für genügend, daß das Oberhaupt desjenigen
Stammes, welcher den Kampf aufnimmt, mit ins Feld zieht.
Diese letztere, dem ursprünglichen Mohammedanismus
fremde Erklärung hat die mancherlei örtlichen heiligen Kriege möglich gemacht, zu denen sich in der Gegenwart in Innerasien
manche Auflehnungen gegen Russen und Chinesen gestalteten; denn die Mehrheit aller Moslems in Asien und Afrika
[* 54] sind Sunniten (in
Ostindien
[* 55] zählen sie 95 Proz.). Dagegen ist der Dschihad nach
der Ansicht aller mohammedanischen Schriftsteller unerlaubt, wenn der Kampf gegen einen Feind unternommen wird, mit welchem
der Herrscher Freundschaftsverträge abgeschlossen hat. Am D. muß jeder Mohammedaner im Alter von 6-60 Jahren teilnehmen, ausgenommen
sind nur Frauen und Kranke.
Vgl. Baillie, Of Jihad in Mohammedan law (Lond. 1871).
¶
(Djilolo, Gilolo, bei den Eingebornen Halmahera genannt), die größte der Molukkeninseln, 16,607 qkm (302
QM.) groß, ist ähnlich wie Celebes gestaltet, hoch und (wenigstens im Nordteil) von vulkanischer Bodenbeschaffenheit, aber
nur sehr oberflächlich bekannt. Die vier Halbinseln, in die sie zerfällt, haben voneinander getrennte Bergländer, in welchen
mehrere Vulkane
[* 57] thätig sind, darunter der durch seine heftigen Ausbrüche furchtbare Gunong Kanor.
Pflanzen- und Tierwelt sind denen der übrigen Molukken ganz gleich. Der größte Teil der Insel ist von Malaien bewohnt; Alfuren
gibt es nach Wallace nur in der nördlichen, nach Raffray in der südlichen Halbinsel, außerdem eine ziemlich große Zahl
von Papua, welche als Sklaven von Neuguinea eingeführt wurden. Die Herrschaft über die Insel ist unter holländischer Oberhoheit
zwischen den Sultanen von Ternate und Tidor so geteilt, daß jener die nördliche und südliche, dieser die beiden östlichen
Halbinseln beherrscht. Die Zahl der Bewohner wird auf etwa 28,000 angegeben. Die bedeutendsten Ortschaften
sind im ternatanischen Gebiet Dschilolo, Galela und Kau, im tidoresischen Weda und Bitscholi. Landbau wird sehr ungenügend betrieben,
der Verkehr ist unbedeutend; die natürlichen Hilfsquellen, an denen die Insel so reich ist, sind vollständig unbenutzt.
(Dschenne), Hauptstadt der gleichnamigen Landschaft im Fulbereich Massina, auf einer Strominsel des Niger, fünf
Tagereisen nordöstlich von Segu, mit 8-10,000 Einw. Dschinni ist ein aus Lehmziegeln erbauter und von hoher
Mauer umzogener Ort, dessen Märkte täglich von Karawanen aus den entferntesten Gegenden mit einheimischen
und europäischen (meist englischen) Waren versorgt werden.
(Jodhpur, auch Marwar), Vasallenstaat im englisch-ind. Kaiserreich, ProvinzRadschputana, westlich der Arawalikette,
stößt im S. an das Ran von Katsch (s. d.), im O. an den englischen Distrikt Adschmir, sonst an Vasallenstaaten und ist bei
einem Areal von 95,804 qkm (1742 QM.) mit (1881)
1,750,403 Einw. der zweitgrößte englisch-indische Vasallenstaat. Im W. und SW. ragt die große indische Wüste herein; je
näher derselben, desto größer wird die Abnahme der Fruchtbarkeit, desto vorherrschender Weidewirtschaft.
Kaum 7 cm hoch im Jahr fällt hier Regen. Hauptfluß ist der im Ran von Katsch ausmündende Lonifluß; längs
desselben stehen die Dörfer verhältnismäßig dicht, und der Ackerbau liefert gute Ernten. Das Quellgebiet des Flusses gilt
als der Garten
[* 58] des westlichen Radschputana. Sonst bilden Herden von Hornvieh und Kamelen den Reichtum der Einwohner. In denNorden
ragen Salzseen herein, worunter der seit 1869 von England zur Salzgewinnung
[* 59] gepachtete Sambharsee der größte.
Salz
[* 60] und Baumwolle
[* 61] sind die wichtigsten Ausfuhr-,Getreide und Baumwollgewebe die
wichtigsten Einfuhrgegenstände. Unter den
Einwohnern sind die Radschputen tonangebend; Ackerbauer liefern die Dschat (s. d.); die Waldgebirge sind von den Mina (s. d.)
bewohnt. Der Staat zeigt alle Schattenseiten indischer Verwaltung und hat sich weniger als andre Britisch-Indien
zum Vorbild genommen. Die Steuern sind verpachtet, die Miliz thut Polizeidienste; chaussierte Straßen gibt es eine einzige,
Schulen, in denen außer Lesen etwas Weniges in Schreiben und Zinsrechnung gelehrt wird, zwei. Die stärkern Untervasallen trotzen
ihrem Oberherrn; unter dem im Februar 1873 verstorbenen Fürsten stellte sich der eigne nachgeborne Sohn
des Landesherrn auf ihre Seite. Unter dem jetzt regierenden Maharadscha wurde die Ruhe noch nicht gestört. - Die Hauptstadt
Dschodhpur, mit 150,000 Einw., ist am Loni amphitheatralisch aufgebaut und stark befestigt;
getrennt von ihr liegen die gleichfalls befestigte heilige Vorstadt Mahamandil, regiert von dem Oberpriester des Reichs, und 8 km
nördlich die prachtvollen Ruinen der ehemaligen, 1459 verlassenen Hauptstadt Mandore. S. Karte »Ostindien«.
Sahara, bestehend aus den vier Ortschaften Sokna, Kessir, Hon und Wadan. Dschofra hat
ca. 5000 Einw., die dem Ackerbau, der Gartenkultur und dem Handel obliegen.
Hauptort ist Sokna, ein ummauertes Städtchen
mit berberischer Einwohnerschaft (ca. 2000 Seelen).
Nachdem der Radscha 1824 die zu D. gehörige InselSingapur
[* 63] an England abgetreten, lebte er zuerst
auf dem Festland in der Stadt Dschohor, jetzt einem armseligen Fischerdorf, seit neuerer Zeit auf
der InselLinga;
niederländ. Residentschaft auf der InselJava, im östlichen Teil, 3068 qkm (56 QM.) groß mit (1883)
474,519 Einw. (darunter 1530 Europäer und 2888 Chinesen), größtenteils eine hügelige, von den Abhängen
der Berge von Kedu zum Meer sich senkende Ebene mit sehr fruchtbarem Boden, die von den Flüssen Progo und Upak bewässert wird.
Auf der Nordgrenze erhebt sich der stets dampfende Vulkan Merapi (2806 m). Unter den Produkten ist besonders das Teakholz wichtig.
Das Land bildete ehedem mit der LandschaftSurakarta das mächtige Reich Mataram und ist jetzt noch dem
Namen nach Eigentum des Sultans von Dschokdschokarta und des Fürsten von Pakualam, welche gegen einen Jahrgehalt die Herrschaft bis auf einzelne
Ehrenrechte an die niederländische Regierung abgetreten haben. - Die Hauptstadt Dschokdschokarta (früher Mataram), am Upak und an der
Eisenbahn Dschokdschokarta-Samarang, ist Residenz des Fürsten sowie des holländischen Residenten, ein regelmäßig gebauter Ort mit (1881)
44,999 fast durchaus javanischen Einwohnern.
Der Sultan besitzt einen ausgedehnten Palast (Kraton), in dessen Umkreis das merkwürdige »Waterkasteel« liegt,
ein Gebäude von zwei Stockwerken auf einer künstlichen, terrassenförmig angelegten Insel, zu dem der
Eingang unter dem Wasser durchführt, und das durch vier über das Wasser sich erhebende TürmeLicht und Luft erhält, früher
ein Prachtbau, jetzt ganz dem Verfall überlassen. Auch die zahlreichen alten Lustschlösser in der Umgegend sind verfallen.
Ein Fort bestreicht die ganze Stadt. An der Grenze gegen Surakarta liegen die großartigen Tempelruinen
von Prambanan.
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(chines., »Schiff«)
[* 65] bezeichnet den jahrhundertelang konservierten Schiffstypus der Chinesen.
Die Dschonken
sind von gedrungener Form, niedrig im Mittelschiff, hoch und stark auswärts gekrümmt im Vor- und Hinterschiff und mit Deckbauten
ausgestattet.
Sie sind leicht gebaut und trotz ihrer Plumpheit, vor dem Wind besonders, schnelle Segler, in Stürmen aber nicht
widerstandsfähig.
Sie halten etwa 200 Ton. und sind an der Küste und bis Singapur und Java heimisch.
Die Kriegsdschonken sind
größtenteils durch Schiffe
[* 66] europäischer Bauart ersetzt.
Von seiner durch eine gefährliche Barre verstopften
Mündung wurde der Fluß 278 km aufwärts bis über Berdera hinauf durch v. d. Decken befahren, der dort 1865 ermordet wurde.
Ebenso weit gelangte 1875 eine ägyptische Expedition mit dem Obersten Chaille-Long, welcher der von
andrer Seite ausgesprochenen Ansicht entgegentrat, daß der Dschubb aus den Bergen
[* 67] von Kaffa komme und mit dem Omo identisch sei.
(arab.), das Oberkleid in verschiedenen Ländern des Islam, mit reichen Falten und langen, weiten Ärmeln,
heute spezielle Bekleidung der Mollas und der untersten Klassen, da sich bei den bessern europäische Kleidung
immer mehr einbürgert.
Gebirge in Kurdistan, südlich vom Wansee, auf welchem sich nach dem KoranNoahsArche niedergelassen haben soll.
An seinem Fuß liegt Karjat Thamanin (»Dorf der Achtzig«),
große Sandwüstenregion im westlichen Teil der Sahara, im N. von Timbuktu, die man früher,
namentlich nach dem Bericht des Engländers DonaldMackenzie, welcher diese Gegend 1873 durchreiste, für eine unter dem Meeresspiegel
liegende Einsenkung hielt. Man glaubte daher, hier ein Binnenmeer schaffen zu können. SchonRohlfs bekämpfte
diese Ansicht, und die ReisevonLenz 1880 hat nachgewiesen, daß selbst die tiefsten Teile mehr als 100 m ü. M.
liegen. Die großen Salzlager bei Taudeni, welche diesen Teil der Sahara so wichtig machen, entstammen nicht, wie man meinte,
einem alten eingetrockneten Meeresarm, sondern einer wirklichen Steinsalz führenden Formation. Das ganze
Gebiet hat nur in dem Safieh genannten Teil an der Nordgrenze einige Weiden.
(Dschemar bei den Nestorianern), Distriktshauptstadt im türk. Sandschak Hakiari (Kurdistan), am rechten
Ufer des Großen Zab, beherrscht von einer Bergfeste, dem ehemaligen Sitz eines kurdischen Fürsten, mit 200 Häusern.
(arab.), im türk. Kalender der Freitag. Da die FluchtMohammeds
an diesem Tag stattfand, ist der Dschuma der Festtag
der Woche. Dschuma namagi, das feierliche Freitagsgebet, inkl. der
Chutbeh.
Stepan Semenowitsch, russ. Staatsmann und Gelehrter, geb. zu
Lebedin aus einer kleinrussischen Familie, ward in Charkow erzogen und wegen seiner bedeutenden Fortschritte
von Katharina II. zur Vollendung seiner Studien in das Ausland geschickt. Sieben Jahre lebte Dschunkowskij in England und kehrte durch Frankreich
und Deutschland
[* 68] in die Heimat zurück; wo er Hofrat und Lehrer der Töchter Pauls I. wurde. Im J. 1802 fiel ihm bei der Neubildung
des Ministeriums der innern Angelegenheiten das wichtige, 25 Jahre lang von ihm bekleidete Amt eines Direktors
im Departement der Staatswirtschaft und der öffentlichen Bauten zu. So verdankten die bedeutenden wirtschaftlichen Reformen,
welche Rußland zu jener Zeit erfuhr, seinem Einfluß ihre Entstehung.
Unter anderm bewog er Alexander I., Quäker aus England herbeizuziehen und durch sie die Moräste in der
Umgebung von Petersburg austrocknen zu lassen. Dschunkowskij trug sich bereits mit Plänen und Vorbereitungen zur Aufhebung der Leibeigenschaft,
doch scheiterten seine Bemühungen in dieser Hinsicht an dem hartnäckigen Widerstreben des Adels und der Büreaukratie. Im
J. 1828 schied er als Staatsrat aus dem öffentlichen Leben und starb, auch als landwirtschaftlicher Schriftsteller
bekannt und geachtet, in Petersburg. Sein Hauptwerk ist das »Neue und vollständige System der Landwirtschaft« (Petersb.
1817, 15 Bde.).
Der Boden eignet sich fast nur zur Weide;
[* 71] Haupterwerbszweig bildet die Viehzucht.
[* 72] Die Industrie ist nur Hausindustrie; der Handel,
einst lebhaft, dann bis vor einem Jahrzehnt sehr herabgesunken, hob sich mit der russischen Besetzung von Kuldscha (1871).
Die Zahl der Einwohner ist bei den nomadisierenden Gewohnheiten der letztern schwer zu schätzen, beziffert
sich aber nur auf wenige Hunderttausende; sie zerfallen in Kalmücken, Kirgisen (Kasak), Tataren, Dunganen (s. die Einzelartikel)
und chinesische Militärkolonisten. Die Kalmücken sind Buddhisten, die Kirgisen Mohammedaner. Der chinesische Statthalter residiert
in Kuldscha. -
Nach dem Verfall der mongolischen Herrschaft entstanden in der Dsungarei mehrere kleinere Reiche und Chanate.
Das Hochland ward im
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