1840 größtenteils bei ihrem
Schwager, dem gelehrten
Freiherrn Jos. v.
Laßberg, auf
SchloßMeersburg am
Bodensee, wo sie auch starb.
Eine ganz eigentümliche
Natur voll der reichsten poetischen
Anlage und der eigentümlichsten
Bildung, vermochte sie sich dem
Bann der entschieden katholischen und feudal-patriarchalischen
Anschauung, die sie von
Jugend auf
in sich
gesogen hatte, niemals zu entreißen, während anderseits diese Weltanschauung niemals im stande war, den rein humanen Edelsinn
und die gemütvolle
Wärme
[* 2] ihrer
Natur zu besiegen. In ihrer Auffassung und
Darstellung erscheinen alle die
Momente des katholisch-kirchlichen
Lebens, der westfälischen Heimatsitten, der aristokratischen
Überlieferungen, in denen ein
Kern von warmer
menschlicher
Empfindung, Gemütstiefe und werkthätiger
Teilnahme enthalten ist, in leuchtender, fesselnder Wiedergabe.
Höchst charakteristisch ist hier vor allem das in
Lev.
Schückings Lebensbild (s. unten) zuerst mitgeteilte Bruchstück »Der
Edelmann aus der
Lausitz und das Land seiner Vorfahren« oder Gedichte wie »Die Wege
eines Landpfarrers«. Annettev. Droste-Hülshoff trat zuerst mit
»Dichtungen«
(Münster
[* 3] 1837) hervor, deren erzählender
Teil das außerordentliche Schilderungstalent und die realistische
Energie der Dichterin bekundete. Voll ausgereift erschien
dann das
Talent derselben in ihren »Gedichten« (Stuttg.
1844, 4. Aufl. 1877), durch welche sie sich trotz der vielfach harten, spröden und von knorrigen
Auswüchsen und sprachlichen Provinzialismen getrübten Form zum
Rang der hervorragendsten deutschen Dichterin
erhob.
Sie bekundete ihre Meisterschaft namentlich auf dem Gebiet des farbengesättigten
Stimmungsbildes sowie auf dem der poetischen
Erzählung.
Ihre sinnliche
Fülle und
Frische, das
Talent, mit wenigen
Zügen zu charakterisieren, die
Wärme und Lebhaftigkeit
ihrer
Teilnahme an den verschiedensten Lebenserscheinungen erheben einzelne ihrer poetischen
Erzählungen
(»Die
Schlacht im
LoenerBruch«, »Das
Fräulein von Rodenschild«, »Der Geierpfiff«, »Die
Krähen«, »Sommernachtstraum«, »Die
Schwestern«, »Die
Vergeltung« u. a.) zu wahrhaften Meisterstücken. Aus ihrem
Nachlaß erschienen: die religiöse Liedersammlung
»Das geistliche Jahr« (Stuttg. 1850, 3. Aufl.
1876) und
»LetzteGaben« (Hannov. 1860);
Bald darauf begannen auch seine
Differenzen mit der preußischen
Regierung, welche in den
Besitz der westfälischen Stiftslande
gekommen war. Ihr gegenüberzutreten, machten ihm seine fanatisch kurialistischen
Anschauungen zur
Pflicht. Er that
dies, teils indem er, die preußische
Deklaration hinsichtlich der gemischten
Ehen im Münsterschen nicht beachtend, seinen
Pfarrern die
Trauung, ja selbst das
Aufgebot gemischter
Ehen untersagte, wenn nicht dabei die
Erziehung der
Kinder in der katholischen
Religion versprochen würde, teils indem er nach Errichtung der
UniversitätBonn
[* 8] und nachAnstellung des
ProfessorsHermes daselbst verfügte, daß die Theologen seines
Bezirks nur in
Münster studieren dürften.
Als die preußische
Regierung letztere
Verfügung für nichtig erklärte und die Thätigkeit der theologischen
Fakultät zu
Münster suspendierte, legte Droste zu Vischering 1820 sein Generalvikariat nieder und zog sich von allen öffentlichen
Geschäften zurück. Als aber sein älterer
Bruder,
KasparMaximilian (1770-1846), 1825 das
BistumMünster
erhielt, ließ er sich zu dessen
Weihbischof ernennen und vertrat von neuem aufs eifrigste die
Interessen der katholischen
Kirche.
Dennoch wurde er 1835 zum
Erzbischof von
Kölnan des verstorbenen
SpiegelStelle ernannt, nachdem er zuvor dem preußischen
Ministerium
dasVersprechen gegeben hatte, rücksichtlich der gemischten
Ehen die Übereinkunft von 1834 aufrecht halten
zu wollen. Kaum aber hatte
er den erzbischöflichen
Stuhl bestiegen, als er nicht nur auf zelotische
Weise gegen alle des Hermesianismus
verdächtigen
Männer verfuhr, sondern auch im
September 1837 erklärte, er werde auf
Grund des päpstlichen
Breves von 1830 ohne
das
Versprechen der katholischen
Erziehung der
Kinder nie eine katholische
Trauung gestatten; denn die Übereinkunft von 1834 könne
nur insoweit für ihn maßgebend sein, als sie mit dem päpstlichen
Breve übereinstimme. Da alle Vermittelungsversuche erfolglos
blieben, sah sich die preußische
Regierung endlich genötigt, ihn von seinem
Amt zu suspendieren; Droste zu Vischering ward 20. Nov. d. J.
nach der
Festung
[* 9]
Minden
[* 10] abgeführt und begab sich von da 1839 auf sein Stammgut Darfeld.
FriedrichWilhelm IV. legte endlich
unter Mitwirkung des
Papstes 1840 die
Kölner
[* 11] Angelegenheiten dahin bei, daß der
BischofGeissel von
Speier
[* 12] als Drostes
Koadjutor
die
Verwaltung des Erzbistums überkam. Droste zu Vischering lebte fortan zu
Münster, wo er starb.
Sein kirchenpolitischer
Standpunkt liegt ausgeprägt vor in seinen beiden
Schriften: Ȇber die
Religionsfreiheit der Katholiken bei der von den
Protestanten
zu begehenden Jubelfeier« (Münst.
1817) und Ȇber den
Frieden unter der
Kirche und den
Staaten« (das. 1843). Gleichzeitig und in gleicher
Richtung mit der erstern hat auch ein dritter
Bruder,
FranzOtto (1771-1826),
über
»Staat und
Kirche« (Münst.
1817, 2. Aufl. 1838) geschrieben.
das größte königliche Lustschloß in
Schweden,
[* 14] an der Ostseite der
InselLofö im
Mälarsee, nur etwa 11 km von
Stockholm
[* 15] entfernt. Die
KöniginKatharina Jagiellonika, Gemahlin
Johanns III., ließ hier ein
steinernes
Schloß aufführen, daher der
Name Königininsel. Nach dem
Brand von 1661 ließ die
KöniginHedwig Eleonore,WitweKarls X.
Gustav, das gegenwärtige prachtvolle Gebäude errichten, welches ein weitläufiger, teils in französischem, teils
in englischem
Geschmack¶
mehr
angelegter Park umgibt. In demSchloß befindet sich eine Gemäldegalerie von ältern schwedischen Meistern sowie eine Galerie
der Zeitgenossen Oskars I., zahlreiche Preziosen und Merkwürdigkeiten. Bei dem Schloß hat Gustav III. ein Theater
[* 17] aufgeführt;
in dem Park östlich vom Schloß ist das kleine, in chinesischem Geschmack erbaute Lustschloß China
[* 18] und
hinter demselben eine Häuserreihe, genannt Kanton,
[* 19] jetzt Sommerwohnungen enthaltend, früher ein Fabrikdorf. Im Sommer ist
die Dampfschiffsverbindung mit Stockholm sehr lebhaft. Auch König Oskar II. hat Drottningholm zu seiner Sommerresidenz gewählt.
Hier malte er, nachdem er schon 1784 mit seiner Kananäerin zu ChristiFüßen (im Louvre)
einen Preis erworben, einen sterbenden Gladiator (1785), im folgenden Jahr Marius zu Minturnä, wie er mit Blick und Rede den Cimber
zurückschreckt, und einen Philoktet. Er starb bereits in Rom.
Nach der ersten Restauration ward er Befehlshaber der 16. Militärdivision. Im März 1815 als Mitschuldiger bei einem Aufstand
im Departement du Nord in der Citadelle von Lille
[* 29] gefangen gesetzt, wußte er sich in der durch NapoleonsAnnäherung veranlaßten Verwirrung der Citadelle zu bemächtigen und erklärte sich mit den Offizieren
seiner Division für
den Kaiser, der ihn zum Pair ernannte und ihm den Oberbefehl über das 1. Korps übertrug. Mit diesem hatte Drouet bei Waterloo
[* 30] den Hauptangriff auszuführen.
Nach der Kapitulation von Paris zog er sich hinter die Loire zurück; floh dann, durch die Ordonnanz vom 24. Juli geächtet,
nach Bayern und lebte in der Nähe von Baireuth.
[* 31] Infolge der Amnestie vom nach Frankreich zurückgekehrt, erhielt er
nach der Julirevolution 1830 den Oberbefehl über die 12. Division, war vom bis Generalgouverneur
von Algerien,
[* 32] wo er die arabischen Büreaus einrichtete, übernahm dann wieder den Oberbefehl über die 12. Militärdivision,
wurde im Mai 1843 zum Marschall ernannt und starb Seine von ihm selbst verfaßte »Vie militaire« erschien nach
seinem Tod (1844). In Reims wurde ihm ein Standbild errichtet.
del'Huys (spr. druäng d'luih oder luihs), Edouard, franz.
Staatsmann, geb. zu Paris als Sohn eines Generaleinnehmers, ward im CollègeLouis le Grand zu Paris gebildet, besuchte
seit 1825 die Rechtsschule daselbst und schlug dann die diplomatische Laufbahn ein. Er war zuerst 1830 Gesandtschaftsattaché
in Madrid,
[* 42] 1833-36 Gesandtschaftssekretär im Haag, dann Geschäftsträger am spanischen Hof, erhielt 1840 die Direktion der Handelsangelegenheiten
im Ministerium des Auswärtigen und ward 1842 in die Kammer gewählt.
Krimkriegs die Abhaltung der WienerKonferenzen im April 1855, nach deren erfolglosem Ausgang er aus dem Ministerium schied. 1856 nahm
er auch als Senator seine Entlassung, weil der Kaiser dieser Körperschaft Mangel an Initiative zum Vorwurf gemacht hatte. Seine
Muße benutzte er, um durch eine »Histoire diplomatique de la crise orientale« (Brüss. u.
Leipz. 1858) sein Verhalten in der orientalischen Frage zu rechtfertigen. 1862 ließ sich Drouyn de l'Huys wiederum zur Übernahme des auswärtigen
Ministeriums bereit finden.
Obwohl FreundÖsterreichs und der Kurie, unterzeichnete er 1864 die Septemberkonvention mit Italien.
[* 45] Seine Bemühungen für die
Polen, die amerikanischen Südstaaten und Dänemark
[* 46] blieben erfolglos. In der deutschen Frage suchte er 1866 vor
allem FrankreichsInteressen zu fördern durch ein Protektorat über Süddeutschland und Abtretung linksrheinischer Gebietsteile.
Als aber Bismarck im August 1866 die französischen Kompensationsforderungen ablehnte, erklärte der Kaiser, da er für einen
Krieg mit Preußen
[* 47] nicht gerüstet war, diese für eine Eigenmächtigkeit Drouyns, der 1. Sept. seine Entlassung
erhielt. Seitdem beschäftigte er sich mit Ackerbau und Akklimatisationsfragen und starb
Vgl. d'Harcourt, Les quatre
ministères de M. Drouyn de l'Huys (Par. 1882).
1) JohannGustav, deutscher Geschichtschreiber, geb. zu Treptow an der Rega, studierte
in Berlin,
[* 49] ward dort 1829 Lehrer am Gymnasium zum GrauenKloster, 1833 Privatdozent und 1835 außerordentlicher Professor daselbst. 1840 als
Professor der Geschichte nach Kiel
[* 50] berufen, wirkte Droysen eifrig für die deutsche Sache in den Herzogtümern. Er
verfaßte die KielerAdresse (1844), nahm teil an der Schrift der neun KielerProfessoren über das »Staats- und Erbrecht des Herzogtums
Schleswig«
[* 51] (Kiel 1846) und schrieb mit ProfessorSamwer die »Aktenmäßige Geschichte der dänischen Politik« (1. u. 2. Aufl.,
Hamb. 1850). Von der provisorischen Regierung der Herzogtümer als Vertrauensmann an den Bundestag nach
Frankfurt gesandt und später von einem schleswig-holsteinischen Bezirk in die Nationalversammlung gewählt, nahm er, ein eifriges
Glied der
[* 52] Gagernschen Partei und Schriftführer des Verfassungsausschusses, dessen Verhandlungen er (Leipz. 1849) veröffentlichte,
bis Mai 1849 an den Beratungen teil. 1851 folgte Droysen einem Ruf als Professor der Geschichte nach Jena, wo
er durch Stiftung eines historischen Seminars zu ernstern historischen Studien hinleitete. 1859 ward er als Professor der Geschichte
nach Berlin berufen und entfaltete hier in der Folge auf dem Katheder und in seinem Seminar eine glänzende Wirksamkeit. Er starb Die
ungewöhnliche Vielseitigkeit, die staunenswerte Schaffenskraft und glänzende Formgewandtheit Droysens
kommen in seinen zahlreichen Schriften zum Ausdruck. Zuerst bekannt machte er sich als geschmackvoller Übersetzer des Äschylos
(Berl. 1832, 2 Bde.; 4. Aufl.
1884) und des Aristophanes (das. 1836-38, 3 Bde.; 3. Aufl.
1881, 2 Bde.) sowie durch die größern Werke: »Geschichte
Alexanders droysen Gr.« (das. 1833; 3. Aufl., Gotha 1880)
und »Geschichte des Hellenismus« (Hamb. 1836-43, 2 Bde.; 2. Aufl.,
Gotha 1877). Dann folgten die glänzend geschriebenen »Vorlesungen über die Geschichte
der Freiheitskriege« (Kiel 1846, 2 Tle.) und das »Leben des FeldmarschallsGrafenYork vonWartenburg«, eine meisterhafte Biographie
(Berl.
1851, 8. Aufl. 1877). Droysens Hauptwerk
ist die bis in die Regierungszeit (bis 1756) Friedrichs d. Gr. reichende »Geschichte
der preußischen Politik« (Leipz. 1855-85, 14 Bände in 5 Abteilungen, die ersten 7 bereits in 2. Auflage), eine umfassend angelegte,
auf der Fülle bisher unbenutzter archivalischer Schätze beruhende Darstellung derEntwickelungPreußens
[* 53] an sich und in seinem
Verhältnis zu Deutschland in der Richtung, die in der Stiftung des deutschen Kaisertums ihren Abschluß gefunden hat. Kleinere
Werke sind herausgegeben in den »Abhandlungen zur neuern Geschichte« (Leipz.
1876); bemerkenswert sind auch die »Grundzüge der Historik« (das. 1868, 3. Aufl. 1883).
2) Gustav, Sohn des vorigen, geb. zu Berlin, studierte in Jena und Berlin unter seinem Vater und
in Göttingen
[* 54] unter Waitz Geschichte, habilitierte sich 1864 in Halle,
[* 55] wurde Ostern 1869 als außerordentlicher Professor nach
Göttingen und 1872 als ordentlicher Professor nach Halle berufen. Droysen schrieb außer zahlreichen Spezialarbeiten
über Ereignisse des 16. und 17. Jahrh. in den »Forschungen
zur deutschen Geschichte« (z. B. »Studien zur Belagerung und Zerstörung Magdeburgs«, »Die Schlacht bei Lützen«),
[* 56]
der »Zeitschrift
für preußische Geschichte« und dem »Archiv für sächsische Geschichte« (»Aus den dänischen Büchern« u. a., »Albrechts I.
Bemühungen um die Nachfolge im Reich« (Leipz. 1862);
»Arlanibaeus, Godofredus Abelinus sive scriptorum
de Gustavi Adolfi expeditione princeps« (Berl. 1864);
worin die einseitig kirchliche Auffassung GustavAdolfs bekämpft, gleichzeitig aber in fast ebenso einseitiger Weise dem König
nur politische Motive untergelegt werden;
2) JeanPierre, geb. 1746 zu La Chaux de Fonds, Medailleur, führte mehrere Verbesserungen in der Münzkunst ein, prägte 1786 in
ParisGold- und Silberstücke nach einem selbsterfundenen Verfahren, besorgte hierauf in England mit Boulton
die Ausprägung der Kupfermünzen und wurde nach seiner Rückkehr vom Direktorium zum Aufseher der Medaillenmünze ernannt.
Er erfand auch das Stoßwerk¶
mehr
mit einem aus drei Teilen bestehenden, sogen. gebrochenen Prägring, welcher innen vertiefte
Buchstaben enthielt und erhabene Randschrift lieferte. Bei der Restauration 1814 verlor er seine Stelle und starb in
Paris.
starb Die hauptsächlichsten
seiner vornehmlich der Moralphilosophie gewidmeten Schriften sind: »Essai sur l'art d'être heureux« (Par. 1806, 8. Aufl.
1857; deutsch von Blumröder, Ilmenau 1826);
»Économie politique, ou principes de la science des richesses« (das.
1829; 3. Aufl. von Chevalier, 1854; deutsch, Berl. 1830);
»Histoire du règne de Louis XVI pendant les années où l'on pouvait
prévenir ou diriger la révolution française« (Par. 1838-42, neue Aufl.
1858; deutsch von Luden, Jena 1842);
»Pensées sur le Christianisme« (Par. 1844, 9. Aufl. 1860;
deutsch von Reithmaier, 2. Aufl., Straub. 1844),
wozu die »Aveux d'un philosophe chrétien« (1848 u.
öfter), in denen der ehemalige Sensualist und Epikureer seine Jugendgeschichte beichtet, einen Anhang
bilden.
4) Gustave, franz. Dichter, geb. zu Paris als Enkel von Droz 2), bildete sich nach beendeten Schulstudien zum Maler
aus, vertauschte indes 1864 den Pinsel mit der Feder und widmete sich ganz der Litteratur, in der er auf dem Gebiet der Novelle
und des Romans ganz ungewöhnliche Erfolge errang. Zuerst Mitarbeiter verschiedener Zeitschriften, zog
er sich später von aller journalistischen Thätigkeit zurück; um ungestört seinen Arbeiten leben zu können, in denen ein
gesunder Zug
in der Auffassung des Lebens hervortritt, wenn sie auch von bedenklichen Pikanterien nicht frei sind.
Vorzüglich gelingt ihm das kleine Sittenbildchen, und seine frischen, vielfach schalkhaften Darstellungen
des Junggesellen- und Ehelebens dürften ihm wohl das meiste Publikum verschafft haben. Von seinen Werken sind zu nennen:
»Monsieur,
[* 67] Madame et Bébé« (Par. 1866, 120. Aufl. 1885);
Kraftäußerung, welche zwei sich berührende Körper oder Teile eines und desselben Körpers senkrecht zur
Berührungsfläche,
in entgegengesetzter Richtung und mit gleicher Stärke
[* 70] aufeinander ausüben. Als Maß des Druckes dient
die auf die Flächeneinheit ausgeübte Kraft.
[* 71] Der im Innern einer Flüssigkeit herrschende, durch die Schwerkraft verursachte
hydrostatische Druck ist an jeder Stelle gleich dem Gewicht der Flüssigkeitssäule, welche sich daselbst über der Flächeneinheit
bis zur Oberfläche lotrecht erhebt, und ist sonach der Tiefe unter der Oberfläche und dem spezifischen
Gewicht der Flüssigkeit proportional.
diejenige Elastizität, welche die festen Körper bei ihrer Zusammendrückung, d. h. bei gegenseitiger
Annäherung ihrer Teilchen (Moleküle), den Druckkräften entgegensetzen.
vonBlechgefäßen, s. Blechbearbeitungsmaschinen^[= sind bestimmt, die beim Klempner, Kupfer-, Gold- und Silberschmied, dem Kessel- und Brückenbauer ...] und Drehbank.
[* 74]
(Reduktionsventile) dienen zur Verminderung und Regulierung des Druckes vorhandener hochgespannter
Dämpfe oder Gase (z. B. Wasserdampf, komprimierte Luft etc.), um selbige gleichzeitig für Zwecke zu benutzen,
bei denen nur Dampf
[* 81] etc. von niederer Spannung angewendet werden darf. Der Druckregulator
[* 82] soll diese Druckverminderung selbstthätig
und innerhalb enger Grenzen
[* 83] konstant erhalten. Es gibt eine große MengeKonstruktionen von Druckregulatoren, doch beruhen dieselben sämtlich
auf der drosselnden Wirkung eines den Querschnitt des Dampf- (Luft- etc.) Leitungsrohrs verengernden Ventils.
Sehr einfach ist Weißenbachs Druckregulator, welcher, von Dreyer, Rosenkranz u. Droop fabriziert, aus einem weiten, in senkrechter
Stellung in die Dampfleitung eingeschalteten, im untern Teil mit einem belasteten Ventil
[* 84] versehenen Rohr besteht. Die Belastung
ist so zu bemessen, daß sie zusammen mit dem reduzierten Druck des von oben auf das Ventil wirkenden Dampfes
dem ursprünglichen hohen Druck des Dampfes, der von unten auf das Ventil wirkt, das Gleichgewicht
[* 85] hält. Bei zu reichlicher
¶
mehr
Dampfzuströmung durch das Ventil findet von obenher auf das Ventil ein Überdruck statt, der auf Schluß wirkt, bis über dem
Ventil durch Dampfabgabe wieder eine entsprechende Dampfverminderung eingetreten ist. Der einzige Nachteil des Weißenbachschen
Druckregulators, seine Abhängigkeit von den Spannungsänderungen des Volldruckdampfes, ist bei der durch die
[* 82]
Figur
dargestellten Konstruktion (von denselben Fabrikanten) vermieden. Hier wird das aus zwei Teilen (s. Fig.
o und u) bestehende Ventil von dem bei E eintretenden Dampf mit gleicher Kraft aufwärts und abwärts gedrückt, kann sich also
vollständig unabhängig von der Größe des Dampfdruckes bewegen (entlastetes Ventil).
Die Ventilstange ist mit einem im Cylinder C dicht anschließend beweglichen Kolben K verbunden, auf welchen
von unten durch das Rohr p die äußere Luft wirken kann. Der Kolben wird durch den im Raum A herrschenden Dampfdruck abwärts
und durch den drehbaren Gewichtshebel H aufwärts gedrückt; da die aufwärts wirkende Kraft konstant bleibt, so wird jede
Veränderung des Dampfdruckes bei A eine Verschiebung des Kolbens und des Ventils zur Folge haben und zwar
so, daß bei wachsendem Dampfdruck das Ventil geschlossen wird, um sich wieder zu öffnen, sobald bei A eine Druckverminderung
eintritt. Um den Druckregulator auf Herstellung eines bestimmten Druckes wirken zu lassen, hat man (unter
Zulassung von Dampf durch E) das Gewicht G am Hebel
[* 87] H so lange zu verstellen, bis das Manometer
[* 88] M den gewünschten Druck anzeigt.
Alle andern Konstruktionen der Druckregulatoren unterscheiden sich von der eben beschriebenen nur durch andre Ausführung
des Ventils; Anwendung einer Feder statt der Gewichtsbelastung oder einer Membran statt des Kolbens.
(Truden), im altdeutschen Volksglauben weibliche Wesen elbischen Geschlechts, die im Glauben der spätern Zeit
zu Unholden und hexenartigen Nachtgeistern herabsanken, welche allerlei bösen Zauber trieben und namentlich als Alp oder
Nachtmahr plagten. Daher Drudennacht, die Walpurgisnacht (1. Mai), in welcher die Druden an Kreuzwegen zusammenkommen. Eigentümlich
ist den Druden der dem Gänse- oder Schwanenfuß ähnliche Fuß (Drudenfuß), welcher an höhere Wesen des Heidentums
erinnert, wie Berchta (s. d.). Grimm bringt sie deshalb auch mit der nordischen Walküre Thrudr in Verbindung.
[* 82] (auch Drudenkreuz, Alpfuß, Pythagoreisches Zeichen, Pentagramma, Pentalpha, Pintakel genannt), mystisches
Zeichen in Form eines
Fünfecks, aus dessen Seiten gleichschenkelige Dreiecke konstruiert sind (s. Figur).
Es wird gewöhnlich auf den Schwanenfuß der Druden (s. d.) zurückgeführt, doch kommt es schon auf zahlreichen altgriechischen
Münzen, als Symbol des Geheimnisses, der Vollkommenheit oder des Weltalls bei den alten Druiden, Pythagoreern, Gnostikern und
Neuplatonikern, auf Abraxasgemmen, dann als Abzeichen der meisten geheimen Gesellschaften, besonders der
alten Bauhütten, und daher auch als Fensterrose
[* 91] gotischer Kirchen (z. B. in Rouen)
[* 92] etc. vor. Im Mittelalter wurde es als Zauberzeichen
gegen böse Geister angewendet (»Das Pentagramma macht mir Pein«, Goethes »Faust«),
Herausgabe der WittelsbacherKorrespondenz ein. Nachdem er als Landwehroffizier in einem westfälischen Regiment den Mainfeldzug
von 1866 und den Krieg gegen Frankreich 1870/71 mitgemacht hatte, habilitierte er sich an der Universität zu München als Privatdozent
der Geschichte und ward 1875 zum außerordentlichen, 1884 zum ordentlichen Mitglied der königlich bayrischen Akademie
der Wissenschaften und 1885 zum ordentlichen Honorarprofessor ernannt. Er gab sehr wertvolle, mit großer Gründlichkeit und
Sachkenntnis gearbeitete »Beiträge zur Reichsgeschichte 1547-52« (Münch. 1873-80, 3 Bde.) heraus, ferner: »Des Viglius von
Zwichem Tagebuch des Schmalkald. Donaukriegs« (das. 1877),
»Monumenta Tridentina« (das. 1883 ff.) und schrieb:
»KaiserKarl V. und die römische Kurie 1544-46« (das. 1877-81);
(Dryiden), die Priester der kelt. Völker im alten Gallien und Britannien, zwar keine erbliche Kaste, doch ein
festgeschlossener Orden,
[* 102] der den ersten, vom Kriegsdienst und allen öffentlichen Lasten freien Stand bildete
und als Träger
[* 103] der Religion und gesamten geistigen Bildung in höchstem Ansehen stand. Den Namen leitet Plinius vom griech. drys
(»Eiche«) ab, welche den Druiden besonders heilig war. Voß und andre gingen auf das keltische Dru (»Glaube«) zurück;Barth hält
das angeblich altbritische und noch jetzt in Wales übliche Wort Derwydd oder Dryod (»weiser Mann«) für
das Ursprüngliche.
Die Druiden lebten nicht abgesondert vom Volk, wohnten aber in Wäldern und zerfielen in drei Klassen: Drysiden, Barden und Vaten
(Priester, Wahrsager und Sänger, Naturkundige). An der Spitze des Ganzen stand ein gewählter Oberpriester; die gewöhnliche
Ordenskleidung bestand aus einem kurzen Unterkleid mit eng zugehenden Ärmeln und aus einem Mantel (bardocucullus).
Die Aufnahme in den Stand der Druiden wurde selbst von den Söhnen der angesehensten Familien erstrebt. Die Neuaufgenommenen genossen
einen bisweilen 20jährigen Unterricht in der Religion, Medizin, Rechtskunde, Mathematik, Astronomie
[* 104] und Naturkunde.
Nichts durfte niedergeschrieben und veröffentlicht werden; auch war der gnomische Vortrag ganz für das
Gedächtnis und ein esoterisches Wissen berechnet. Die sonst übliche Schrift der Druiden bestand aus eigentümlichen Charakteren,
welche von den Römern für griechische gehalten wurden. IhreZeitrechnung scheint einen hohen Grad von Vollkommenheit gehabt
zu haben. Zur Betrachtung der Himmelskörper sollen sie sich sogar schon der Vergrößerungsgläser (der
sogen. Druidenköpfe, aus Kristall oder Glas
[* 105] geschliffen) bedient haben.
IhreHeilkunde war mystisch-religiös. Als mächtiger Talisman und Insignie des Ordens galt das mystische Schlangenei, aus dem
Geifer von Schlangen
[* 106] zusammengeformt, im Mondschein aufgefaßt und im Busen getragen; als das wirksamste Mittel gegen Gift und
Unfruchtbarkeit der Tiere die Mistel, am sechsten Tag des Märzmondes feierlich mit goldener Sichel geschnitten.
Die druidische Religionslehre hüllte sich in das tiefste Dunkel. Wir wissen nur, daß sie eine Vorsehung über den Volksgöttern,
eine Wanderung der unsterblichen Seele, ein Jenseits und eine ewige Materie mit Veränderungen der gegenwärtigen Form durch
Feuer und Wasser annahmen.
Den Gottesdienst verrichteten sie teils auf Höhen, teils in dichten Eichenhainen. Noch heute werden in Frankreich zahlreiche
Anhöhen als Druidenberge bezeichnet, wie man inEngland die großen Steingehege der
heidnischen Vorzeit Druidentempel (s. d.)
benennt. Auch Quellen, Seen, Wälder, Felsen und besonders Inseln gehörten zu den heiligen Stätten der Druiden. Für
Druidenaltäre gelten die häufig gefundenen Dolmen oder großen Tafelsteine, welche auf senkrechte Pfeiler so gestellt wurden,
daß sie beweglich blieben.
Menschenopfer waren bis zur römischen Kaiserzeit nicht selten; doch scheinen die meisten derselben nur feierliche Verbrecherhinrichtungen
gewesen zu sein und zu Lustrationen gedient zu haben. Die Opfer wurden gewöhnlich massenhaft in riesige
Weidengeflechte gesteckt und verbrannt. Vor dem Altar
[* 107] stand der Druide weiß gekleidet und mit Eichenlaub bekränzt, bei allen
seinen Bewegungen dem Lauf der Sonne
[* 108] folgend. Ein Hauptgeschäft für ihn war die Erforschung des Götterwillens aus den Zuckungen
und Eingeweiden der Opfer, aus dem Flug derVögel,
[* 109] aus kosmischen und atmosphärischen Erscheinungen, Träumen
etc. Götterbilder wurden erst mit der Einführung römischer Kultur allgemein.
Der Einfluß der Druiden erstreckte sich zur Zeit ihrer Blüte
[* 110] auf alle Teile des Volkslebens. Alljährlich wurde von ihnen an
einem heiligen Ort im Gebiet der Karnuten (der heutigen Diözese von Chartres) ein großer Gerichtstag für
alle Gaue des Landes gehalten. Neben dem männlichen Druidenorden kommt auch ein weiblicher (Druiaden, Druidenfrauen) mit eignen
Vorsteherinnen vor; diese Druiaden waren vorzüglich Wahrsagerinnen oder sogen. kluge Frauen, blieben unverheiratet und nahmen
später eine ziemlich tiefe Stufe der Gesellschaft ein, wenngleich ihre Macht länger dauerte als die der
Druiden; man nannte sie damals fanae oder fatuae.
Als ursprüngliche Heimat des Druidentums nennt CäsarBritannien, und es ist wahrscheinlich, daß hier die ersten Grundlagen
des Instituts ihre Ausbildung gefunden haben, von da aber und zwar erst nach dem Zug
des Bellovesus (um 587 v. Chr.) nach Gallien
gekommen sind. Hieraus erklärt sich auch, warum man bis jetzt noch nirgends unter den Kelten außerhalb
Galliens und Britanniens deutliche Spuren des Druidentums angetroffen hat. Die Römer
[* 111] lernten die Druiden zuerst durch Cäsar kennen,
der eine Spaltung zwischen diesen und dem Adel für seine politischen Zwecke klug auszubeuten wußte.
Unter Augustus wurden die druidischen Menschenopfer, unter Claudius alle Gottesdienste dieser Art verboten.
Schon vorher indessen, mit der Romanisierung der Gallier, hatten die Druiden meist aufgehört, ein vom Staat anerkannter Stand zu
sein. Dennoch wußten sie durch ihre Zauber- und Wahrsagerkünste das Volk noch lange an sich zu ketten, ja sich selbst
in dem für fremden Aberglauben so empfänglichen Rom Eingang zu verschaffen. Noch in weit spätern Zeiten, als die Druidenschulen
sich längst in Kollegien christlicher Professoren verwandelt hatten, z. B. in Bordeaux,
[* 112] Chartres, Toulouse, Narbonne u. a. O.,
behauptete der von jenen aus ins Volksleben ausgeströmte Aberglaube sein zähes Leben und hat sich teilweise
bis auf unsre Tage vererbt. In Britannien bestanden die Druiden besonders als Barden fort, ebenfalls über die Römerzeit hinaus,
namentlich in Wales.
Vgl. Davies, Mythology and rites of the British Druids (Lond. 1809);