die vollkommenste, denn sie sahen in ihr als der Vereinigung der
Monas
(Einheit) und
Dyas
(Zweiheit) die erste
Verbindung der
von ihnen angenommenen Grundprinzipien aller
Dinge. Auch
Aristoteles legt der
Trias eine besondere Bedeutung bei, indem er alles
aus Anfang,
Mittel und Ende bestehen läßt, und die Gewinnung eines die Endglieder vermittelnden oder
überragenden mittlern Teils darf überhaupt wohl als das Hauptmotiv der Triadenbildungen angesehen werden. So stuft man
Klassen,
Ämter,
Orden,
[* 2]
Titel gern in drei
Grade ab, wie
Lehrling,
Geselle und
Meister, oder zerlegt
Symbole in drei
Glieder,
[* 3] wie
Glaube,
Liebe,
Hoffnung.
Der
Dreifuß war bei den Griechen das
Attribut des orakelgebenden
Gottes, das
Dreieck bei den
Indern das des
Krischna, bei den Ägyptern das
Symbol der
Inkarnation des
Osiris
[* 4] und des
Apis,
[* 5] bei den Persern das der
Fruchtbarkeit des
Mithras.
Im altindischen
Brahmanismus finden wir die
Trias als
Brahma (Weltschöpfer),
Wischnu (Erhalter und Beschützer) und
Siwa (Zerstörer
des Weltalls). Wir begegnen ihr ferner bei den alten Ägyptern, welche die drei Grundvokale I, A, O zur
symbolischen Bezeichnung einer Dreieinigkeitslehre gebrauchten, die von dort in das
System der Neuplatoniker überging.
Auch die überwiegende Mehrheit der christlichen Bekenntnisse zählt die
DreieinigkeitGottes zu ihren Fundamentallehren (s.
Trinität), und selbst in neuern philosophischen
Systemen (bei
Fichte,
[* 6]
Hegel etc.) spielt die geheimnisvolle
Dreizahl eine
Rolle. Für die Bedeutung derselben bei den Alten sprechen sonst noch zahlreiche Umstände. Es gab drei donnerschmiedende
Kyklopen,
[* 7] drei
Parzen, drei
Horen
[* 8] und anfangs drei, später dreimal drei
Musen.
[* 9]
Geryon,
Hekate,
[* 10]
Gorgo,
Sphinx
[* 11] und
Chimära waren dreigestaltig,
und
Kerberos
[* 12] hatte drei
Köpfe.
Die
Römer
[* 13] schlachteten an den Suovetaurilien dreierlei Vieh und stellten um den Eßtisch drei
Sofas, jedes mit drei
Plätzen.
Sie hatten dreierlei kurulische
Würden, dreierlei
Bänke des
Senats und zuletzt auch dreierlei
Stände.
SchonRomulus zählte
drei
Tribus, und wenn die
Triumvirate, welche den
Sturz der
Republik zur
Folge hatten, auch zufällig gewesen
sein mögen, so vertraute
man inRom
[* 14] wichtige Aufgaben doch meist drei Männern an. Das dreimalige
Aufgebot bei christlichen
Vermählungen, das dreimalige
Läuten vor dem
Gottesdienst, das dreimalige Ausschreiben bei gerichtlichen
Verhandlungen, der
dreimalige Aufruf bei
Versteigerungen, das dreimalige Lebehoch u. a. erinnern daran, daß
auch die Gegenwart der Zahl Drei wenigstens gewohnheitsmäßig noch eine besondere Bedeutung beimißt. Auch in der
Logik tritt die Dreizahl bedeutsam auf. Sie zählt drei
Funktionen des
Verstandes:
Begriffs-,
Urteils- und Schlußbildung, und
leitet bei der letztern aus zwei gegebenen
Urteilen das dritte ab, sowie sie zu derThesis und Antithesis
als die
Verbindung von beiden noch die
Synthesis hinzufügt. Die
Grammatik führt drei
Geschlechts- und Zahlformen, dreierlei
Casus obliqui und Steigerungsgrade, dreierlei
Personen und
Zeiten auf. - In der
Musik bezeichnet die
Ziffer 3 bei der Baßbezifferung
die
Terz, auch den vollkommenen
Dreiklang, in welchem
Fall gewöhnlich noch eine 5 darübersteht; in ausgeschriebenen
Stimmen deutet sie eine
Triole an. - Auch in der
Mathematik spielt die Dreizahl eine
Rolle: drei
Dimensionen hat der
Raum, und
danach zerfällt die
Geometrie in drei Teile, die
Longimetrie,
Planimetrie und
Stereometrie;
[* 1] eine der
Heraldik eigentümliche
[* 1]
Figur, welche meistenteils der eigentlichen Wappenfigur
(Tieren,
Pflanzen,
Gebäuden) als Unterlage dient, hier und da auch als selbständige
[* 1]
Figur vorkommt und in der
Regel grün tingiert wird.
Der
Dreiberg besteht aus drei bogenförmigen
Erhöhungen, von denen die mittlere die andern überragt (s. Figur).
Gebirge werden in der Bilderschrift der
Heraldik durch ein Übereinandersetzen von Dreibergen dargestellt.
(Triangel), eine von drei
Linien (Seiten) eingeschlossene
[* 1]
Figur mit ebenso vielen
Winkeln oder
Ecken. Nach der
Beschaffenheit der Seiten unterscheidet man: geradlinige, krummlinige und gemischtlinige Dreiecke.
Die geradlinigen, welche stets in einer
Ebene liegen, werden eingeteilt nach dem
Verhältnis der Seiten in gleichseitige mit
drei gleichen Seiten, gleichschenkelige mit bloß zwei gleichen Seiten (den
Schenkeln) und ungleichseitige
[* 1]
(Fig. 1); nach
den
Winkeln in spitzwinkelige mit drei spitzen
Winkeln, rechtwinkelige mit einem rechten
Winkel (und zwei
spitzen) und stumpfwinkelige mit einem stumpfen
Winkel (und zwei spitzen,
[* 1]
Fig. 2).
Stumpf- und spitzwinkelige Dreiecke nennt
man auch schiefwinkelige. Im rechtwinkeligen Dreieck nennt man die beiden den rechten
Winkel einschließenden Seiten
Katheten, die
dem rechten
Winkel gegenüberliegende Seite aber
Hypotenuse.
Die der
Basis oder
Grundlinie gegenüberliegende
Ecke eines Dreiecks heißt dessen
Spitze. Eine senkrechte
Gerade, welche von der
Spitze auf die
Grundlinie oder deren
Verlängerung
[* 19] gefällt wird, ist die
Höhe des Dreiecks. Betrachtet
man in einem rechtwinkeligen Dreieck eine
Kathete als
Grundlinie, so ist die andre die
Höhe. Dreiecke sind ähnlich, wenn sie in
den
Winkeln, kongruent (sich deckend) oder ähnlichgleich, wenn sie in den Seiten und
Winkeln übereinstimmen.
Als die bemerkenswertesten
Eigenschaften
der Dreiecke sind besonders folgende hervorzuheben:
1) Eine Seite ist stets kleiner als die Summe der beiden andern, und der Unterschied zweier Seiten ist allemal kleiner als
die dritte Seite.
2) Gleichen Seiten eines Dreiecks liegen gleiche Winkel gegenüber, und gleichen Winkeln liegen gleiche Seiten gegenüber; der
größern der zwei Seiten liegt der größere Winkel, und dem größern Winkel liegt die größere Seite
gegenüber.
3) Der (durch eine Seite und die Verlängerung der andern gebildete) Außenwinkel
[* 21] eines Dreiecks ist gleich der Summe der gegenüber
(d. h. an den beiden andern Ecken) liegenden Innenwinkel.
4) In jedem Dreieck ist die Summe der Innenwinkel gleich zwei rechten Winkeln (Rechten) oder 180°; daraus folgt:
a) wenn man die Summe zweier Winkel von zwei Rechten abzieht, so erhält man den dritten Winkel; b) die beiden spitzen Winkel
eines rechtwinkeligen Dreiecks betragen zusammen einen Rechten, und wenn die Katheten einander gleich sind, so ist jeder der
spitzen Winkel gleich einem halben Rechten; c) in einem gleichschenkeligen Dreieck ist jeder der beiden gleichen Winkel ein spitzer;
d) im gleichseitigen Dreieck beträgt jeder Winkel 60°. 5) Wenn man in einen Halbkreis ein Dreieck einzeichnet, so daß die Endpunkte
des Durchmessers und ein Punkt der Peripherie die Ecken bilden, so ist dasselbe rechtwinkelig, und der Durchmesser
ist die Hypotenuse.
7) Die Fläche eines Dreiecks wird erhalten, wenn man die Zahl, welche die Länge der Grundlinie angibt,
mit der Zahl, welche die Länge der Höhe in demselben Maß angibt, multipliziert und das Produkt halbiert.
8) Bestimmt wird ein a) durch die drei Seiten, b) durch zwei Seiten und den eingeschlossenen Winkel, c) durch zwei Seiten
und den Gegenwinkel der größern, d) durch eine Seite und zwei auch der Lage nach gegebene Winkel. Stimmen
zwei Dreiecke in drei solchen Stücken überein, so sind sie kongruent.
9) Ähnlich sind zwei Dreiecke, wenn sie übereinstimmen: a) in zwei Winkeln, b) in dem Verhältnis zweier Seiten und dem eingeschlossenen
Winkel, c) in dem Verhältnis zweier Seiten und dem Gegenwinkel der größern, d) in den Verhältnissen
der drei Seiten. Die Berechnung der fehlenden Stücke eines ebenen Dreiecks aus den gegebenen ist Aufgabe der ebenen Trigonometrie.
[* 23] Von den krummlinigen Dreiecken sind besonders die auf der Kugel liegenden, von Bogen
[* 24] größter Kreise
[* 25] gebildeten sphärischen
Dreiecke von Wichtigkeit, deren Berechnung der sphärischen Trigonometrie zufällt.
[* 1] (großer Triangel), Sternbild zwischen 1h 30m und 2h 30mRektaszension und +27° und +35° Deklination,
enthält 30 mit bloßem Auge
[* 26] sichtbare Sterne, von denen die drei hellsten das Dreieck bilden;
Krone, s. v. w. Papstkrone, Tiara
[* 32] (s. d.). ^[= (griech.), nach Herodot die bei feierlichen Gelegenheiten getragene Kopfbedeckung der Orientalen, ...]
Schwarzwaldkreis, östlich über Spaichingen gelegen,
mit dem die Alb und der Heuberg an der südwestlichen Landesgrenze beginnen, 984 m ü. M. Auf dem
Gipfel des Bergs, wo man eine herrliche Aussicht hat, steht die berühmte Dreifaltigkeitskirche, ein besuchter Wallfahrtsort.
(Töchter der heiligen Dreifaltigkeit), asketischer Orden, gestiftet 1703 zu Paris,
[* 33] 1790 erloschen,
seit 1823 wieder aufgelebt, beschäftigt sich auch mit Erziehung.
Betriebssystem, wonach das Ackerland in drei Felder oder Schläge geteilt
wird, von denen das eine Brache hält (Brachfeld), während das zweite Winterhalmfrucht (Winterfeld) u.
das dritte Sommerhalmfrucht (Sommerfeld) trägt. Vgl. Betriebssysteme, S. 830 f.
(griech. Tripus, Tripode), ein Hausgerät des griech. Altertums, dreifüßiger Kessel oder Tisch, meist von Erz und
mit Öhren oder Henkeln versehen. In künstlerisch schöner Form ausgeführt und mit Inschriften versehen,
oft auch aus edlem Material gefertigt, diente der Dreifuß zugleich als Ehrengeschenk und Kampfpreis (besonders bei den musischen
Wettkämpfen) oder wurde den Göttern als Weihgeschenk (zum Dank für verliehene Siege etc.) im Tempel
[* 34] dargebracht.
Auch im gottesdienstlichen Gebrauch spielte der Dreifuß eine wichtige Rolle, so namentlich im Apollondienst
als Symbol der Seher- und Herrscherhoheit, wie denn auch die Pythia auf einem Dreifuß sitzend weissagte. Sehr alt sind die Sagen von
geraubten und geschenkten Dreifüßen, auf welche sich fast überall Herrscherrechte und andre Ansprüche gründen (so der
merkwürdige Mythus vom Kampf des Herakles
[* 35] und Apollon
[* 36] um den Dreifuß). Am berühmtesten war der kolossale Dreifuß aus
vergoldetem Erz, welcher als gesamthellenisches Weihgeschenk nach der Schlacht von Platää in Delphi errichtet und später nach
Konstantinopel
[* 37] entführt wurde, wo er in Resten noch jetzt erhalten ist.
Vgl. Otfr. Müller, De tripode delphico (Götting. 1820;
auch im 1. Bande der »Kunstarchäologischen Werke«, Berl.
1872);
Die in Wettkämpfen gewonnenen Dreifüße wurden von reichen Leuten häufig an öffentlichen Orten auf mehr oder minder prunkvollen
Unterbauten aufgestellt. Infolge dieser Sitte entstand in Athen
[* 39] (s. d.) die sogen.
Tripodenstraße, von der das wohlerhaltene, prächtige »Denkmal des Lysikrates«
(s. Tafel »Baukunst
[* 40] IV«,
[* 41] Fig. 8) noch heute Zeugnis ablegt. Auch die zu Kulturzwecken dienenden Dreifüße erhielten marmorne
Fußgestelle; ein solcher ist uns in der sogen. Dresdener Dreifußbasis erhalten.
der Streit, welcher 544-553 darüber geführt wurde, ob die von dem vierten ökumenischen Konzil
zu Chalcedon 451 in drei Bestimmungen (Kapiteln) für rechtgläubig erklärten BischöfeTheodor von Mopsuestia, Theodoret von
Cyrus in Syrien und Ibas von Edessa sich nicht gleichwohl der nestorianischen Ketzerei schuldig gemacht hätten.
in der üblichen Terminologie der HarmonielehreName für ein aus zwei übereinander gebauten Terzen bestehendes
Akkordgebilde, gleichviel ob die Terzen große oder kleine sind. Man unterscheidet daher im besondern: den großen oder harten
Dreiklang (Durdreiklang), den kleinen oder weichen Dreiklang (Molldreiklang), den übermäßigen und den verminderten
Dreiklang.
Die Generalbaßbezifferung fordert den Dreiklang durch ^ über dem Baßton
oder gewöhnlicher durch das Fehlen jeder Ziffer; die Zahlen werden dann nur hingeschrieben, wenn das Intervall durch ein #
oder ^ verändert werden muß, z. B. ^[img]; ein über den Baßton geschriebenes Versetzungszeichen ohne Zahl verändert die
Terz, z. B. ^[img] etc. Vgl. Generalbaß.
(Dreiklassensystem), die in Preußen bestehende Einrichtung, wonach die Urwähler bei den Wahlen
der Stadtverordneten und der Wahlmänner, welche die Mitglieder des Abgeordnetenhauses zu wählen haben, nach Maßgabe der
direkten Staatssteuern (bei den Kommunalwahlen zuzüglich der Gemeindesteuern) in drei Klassen eingeteilt sind und in diesen
je ein Drittel der Stadtverordneten, resp. Wahlmänner zu wählen haben (s. Preußen).
in syrischen Quellen heißt einer der Magier Gudophorhem, worin der Name des mächtigen indisch-parthischen
Königs Gondophares zu erkennen sein dürfte, welcher den Legenden zufolge vom ApostelThomas getauft wurde (s. Thomas).
Ihre Gebeine
rühmt sich die Metropole Köln
[* 52] zu besitzen. Im Kalender sind die drei Tage nach Neujahr nach ihnen benannt.
Der jüngste der Könige wird auf Kunstwerken gewöhnlich als Mohr dargestellt. Nach ihnen ist das Fest der heiligen drei Könige
(s. Epiphania) benannt.
Doch
löste es sich nach einem halben Jahr wieder auf, indem Hannover und Sachsen sich von demselben lossagten, als Preußen mit
den norddeutschen Kleinstaaten die Berufung des ErfurterParlaments betrieb.
er war dadurch veranlaßt, daß der dänische König
die drei Kronen,
[* 57] das Denkzeichen der Kalmarischen Union, nicht aus seinem Wappen
[* 58] entfernen wollte.
MännerimFeuerofen, nach dem Bericht des BuchesDaniel die drei JudenSadrach, Mesach und Abednego (früher Asarja),
welche unter Nebukadnezar zu Statthaltern in Babylon erhoben worden waren, nachher aber, weil sie sich standhaft weigerten,
die Götzen anzubeten, in einen Feuerofen geworfen wurden, doch, von einem Engel geschützt, unversehrt blieben. In der Septuaginta
finden sich als Zusätze noch zwei alexandrinisch-jüdische Stücke, welche unsre deutschen Bibeln als apokryphische Schriften
von den übrigen getrennt unter den Titeln: »Gebet des Asarja« und »Gesang der drei Männer im Feuerofen« aufführen.
(Treisam), Fluß in Baden,
[* 62] entsteht im Zartener Thal
[* 63] östlich von Freiburg
[* 64] bei Zarten aus mehreren
Bächen, von denen der eine von St. Märgen, der andre aus dem Höllenthal (Höllenbach oder Rotach) herabkommt, fließt dann
in nordwestlicher Richtung an Freiburg
und Eichstätten vorbei und mündet nach einem Laufe von 60 km bei Riegel in
die Elz (Nebenfluß des Rheins). Zur Verhütung von Überschwemmungen, hervorgebracht durch die zahlreichen wilden Bergbäche,
ist die Dreisam unterhalb Freiburg
kanalisiert (Dreisamkanal); zu demselben Zweck ist der Leopoldskanal unterhalb Riegel angelegt (1842),
der zugleich auch die wilden Gewässer der Elz ableitet. Nach der Dreisam war der ehemalige Dreisamkreis benannt,
der jetzt im wesentlichen die drei KreiseWaldshut, Lörrach und Freiburg
umfaßt.
[* 18] (Triquestra), eine aus drei verschlungenen Kreissegmenten und einem Kreis bestehende mystische
[* 18]
Figur,
wahrscheinlich Symbol der heiligen Dreieinigkeit, welche häufig als Ornament in romanischen Kirchenbauten angewendet wurde
(s. Figur).
s. v. w. fliegender Paß,
[* 65] s. Gangarten des Pferdes. ^[= natürliche, sind der Schritt, Trab, Galopp und der Rennlauf (Karriere). Der Schritt ist die ...]
Dorf im Herzogtum Meiningen,
[* 71] 2 km südwestlich von Meiningen, mit einem 1710 erbauten Jagdschloß und
(1880) 523 Einw. In demSchloß bestand von 1801 bis 1843 eine von HerzogGeorg gegründete, zeitweise berühmte
Forstakademie, mit der von 1818 an eine kameralistisch-ökonomische Lehranstalt verbunden war.
Aus dem augenblicklichen Friedensbedürfnis hervorgegangen, hatte dieser Friede wichtige Fragen unentschieden gelassen; er
hatte den Bekennern der AugsburgerKonfession, aber nicht den Reformierten Duldung gewährt, jedoch diese
Religionsfreiheit nur den Reichsständen, d. h. den Landesobrigkeiten, zuerkannt; es war auch in dem sogen.
geistlichen Vorbehalt den geistlichen Fürsten der Übertritt zum Protestantismus untersagt. Zwar hatten die Protestanten gegen
diese Klausel protestiert und trotz derselben im Vertrauen auf ihre numerische Überlegenheit mehrere Stifter
in Norddeutschland der katholischen Kirche entrissen, nichtsdestoweniger war sie ins Reichsgesetz aufgenommen und gab der katholischen
Gegenreformation einen Rechtsanspruch; das Versprechen des Kaisers, daß in den katholischen Territorien der augenblickliche
Bestand der evangelischen Kirche nicht angetastet werden solle, hatte dem gegenüber wenig Wert.
Aus dieser verwickelten und unklaren Rechtslage mußten Konflikte entstehen. Solange Ferdinand I. und Maximilian
II. regierten, kam es nicht dazu, da diese Kaiser auch protestantische Fürsten als Administratoren geistlicher Lande faktisch
duldeten. Erst als 1576 mit Rudolf II. ein jesuitisch erzogener Kaiser den Thron
[* 74] bestieg und Spanien wieder Einfluß am kaiserlichen
Hof
[* 75] gewann, wurde die rechtliche Formel ein wirkliches Hindernis der protestantischen Entwickelung.
Der Katholizismus erstarkte zusehends, die jesuitische Propaganda griff
mit wachsendem Erfolg um sich. Das Recht des Landesherrn,
über die Religion seines Landes zu bestimmen, das bisher fast ausschließlich zu gunsten der Protestanten ausgeübt worden
war, wurde auch von katholischen Fürsten geltend gemacht, so in Bayern, in Baden, in Österreich, in Steiermark.
[* 76] Es kam dahin, daß man 1575 schon die Existenz jenes kaiserlichen Versprechens bestritt, und 1583 wurde in der Kölner
[* 77] Angelegenheit
der geistliche Vorbehalt wirklich zuerst durchgesetzt: der KurfürstGebhard, der Calvinist geworden, wurde durch die Spanier
als Vorkämpfer der Katholiken verjagt und ein eifriger Katholik, der bayrische PrinzErnst, dort eingesetzt.
Die Protestanten waren ihrerseits uneinig: der Gegensatz der Reformierten und Lutheraner, die Rivalität zwischen Pfalz und Sachsen
ließen es zu keiner energischen Wahrung der protestantischen Interessen kommen. Wären die Protestanten etwas einiger und etwas
charakterfester gewesen, so würde schon 1583 der große Religionskrieg ausgebrochen sein. Wiederholt
trat diese Gefahr an Deutschland heran, 1588, 1592; immer ging sie wieder vorüber. Aber immer energischer und kecker erhob
die katholische Aktionspartei, vom Papst und von Spanien angetrieben, ihr Haupt.
Hinter den beiden deutschen Parteien standen Spanien und Frankreich, das letztere besonders darauf gerichtet, die Macht des
habsburgischen Hauses zu schwächen. Aus Anlaß des jülichschen Erbfolgestreits schien 1610 der Ausbruch
erfolgen zu müssen; nur die Ermordung Heinrichs IV. vertagte in letzter Stunde noch den allgemeinen europäischen Krieg. Während
aber die Gegensätze in den nächsten Jahren sich mehr und mehr zuspitzten, auf beiden Seiten die Parteien sich rüsteten, blieb
der Friede doch noch erhalten; erst der böhmische Aufstand 1618 gab das Signal zum Ausbruch des Kampfes auch
in Deutschland.
Damit war der böhmische Krieg (1618-20) beendigt. Daß sich derselbe zu einem allgemeinen deutschen Krieg erweiterte, hatte
seinen Grund darin, daß KaiserFerdinand sich mit der Wiederunterwerfung seiner Erblande nicht begnügte
und nicht nur den Kurfürsten von der Pfalz seiner Kur und seiner Lande zu berauben und gänzlich zu vernichten beschloß, sondern
auch die Wiederherstellung des Katholizismus in Deutschland sowie die Errichtung einer starken habsburgischen Kaisergewalt
als letzte Ziele des Kriegs ins Auge faßte. Zu diesem Zweck wurde fortan der Krieg vom HausHabsburg aggressiv
geführt; die Protestanten waren völlig in die Defensive gedrängt.
Dritte Periode: der niedersächsisch-dänische Krieg.
Die beiden ersten Abschnitte des Kriegs hatten also mit dem entschiedenen Sieg des Kaisers und der katholischen Partei geendigt;
allenthalben brach eine heftige katholische Reaktion herein, von ligistischen, kaiserlichen und spanischen
Heeren unterstützt. Auch in Westfalen und Niedersachsen forderten die Katholiken auf Grund des geistlichen Vorbehalts die evangelisch
gewordenen Stifter und Kirchengüter zurück, zahlreiche Klöster wurden wiederhergestellt und von Jesuiten in Besitz genommen.
Obwohl hierdurch die protestantischen Fürsten Norddeutschlands in ihrem Besitzstand ernstlich bedroht wurden, vermochten
sie sich dennoch nicht zu einem gemeinschaftlichen Einschreiten gegen diese Übergriffe aufzuraffen; namentlich Sachsen, das 1623 die
Lausitz erhalten, und Brandenburg
[* 89] waren unentschlossen und schwankend. Nur die Stände des niedersächsischen Kreises unter Führung
des Herzogs von Holstein, König Christians IV. von Dänemark, verbündeten sich und rüsteten sich zur Abwehr der
kaiserlichen und ligistischen Truppen. 1625 begann der niedersächsisch-dänische Krieg.
Es waren teils religiöse, teils politische Motive, welche GustavAdolf zu seinem Zug
nach Deutschland bewogen. Mit dem Kaiser war
er schon früher bei verschiedenen Gelegenheiten, namentlich in Polen, feindlich zusammengestoßen; die Versuche desselben,
seine Herrschaft über die Ostsee auszudehnen, bedrohten Schweden unmittelbar; siegte die katholische Reaktion
in Deutschland, dann konnte sie sich auch über Schweden ausbreiten und das Thronrecht der katholischen Wasas in Polen benutzen,
um die Herrschaft GustavAdolfs zugleich mit dem Protestantismus zu stürzen.
Richelieu bemühte sich eifrig, GustavAdolf zum Eingreifen in den deutschen Krieg zu bewegen. Er vermittelte 1629 einen
sechsjährigen Waffenstillstand mit Polen und knüpfte Allianzverhandlungen an, die in Bärwalde zu einem Bündnis
zwischen Frankreich und Schweden führten. GustavAdolf landete mit 13,000 Mann, die sich bald durch Zuzug auf 40,000
Mann vermehrten, an der pommerschen Küste und forderte in einem Manifest die evangelischen Fürsten auf,
sich an ihn anzuschließen, was aber nur sehr langsam geschah; namentlich hielten
sich die Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg
ängstlich zaudernd zurück.