letztern
Fall also ist die
[* 1]
Figur ein sogen.
Deltoid.
[* 2] Zur Anfertigung des
Drachen werden zwei Holzstäbe zu einem lateinischen
Kreuz
[* 3] verbunden, worauf man über alle vier
Enden eine
Schnur spannt und das Rahmenwerk mit
Papier oder
Leinwand überzieht.
In denSchwerpunkten der beiden
Dreiecke wird eine kurze
Schnur befestigt und diese mit einem langen, aufgespulten
Bindfaden verbunden. Wird der Drache
[* 4] bei mäßigem
Wind in die
Höhe geworfen und dabei dem
Wind entgegengezogen, so erhebt er sich
durch den
Druck des
Windes und steigt, indem der
Faden allmählich nachgelassen wird, leicht zu einer
Höhe von mehreren
HundertFuß.
Der
Grund des Steigens liegt darin, daß das lange, schwanzartige Ende, welches vom
Wind fast horizontal
fortgetrieben wird, den Hinterteil des Drachenkörpers etwas hebt und diesem eine schiefe
Richtung gegen den
Strom des
Windes
gibt, der angezogene
Faden aber den
Drachen nicht dem
Wind weichen läßt, sondern ihn vielmehr gegen denselben treibt; so
liegt der Drache immer mit der ganzen
Fläche seines
Körpers gegen den
Wind und muß, da der
Faden ihn gegen denselben in einer
und derselben
Richtung zieht; notwendig steigen.
2) Berggipfel der
Haardt in der bayr.
Rheinpfalz, südwestlich von
Dürkheim,
[* 13] erhebt sich mitten aus schönstem
Wald zu 572 m
Höhe.
SeinenScheitel krönt ein kühn zerrissenes und zerklüftetes Felsengebilde, in welchem die
Sage den von
Siegfried erschlagenen
Drachen mit seiner
Brut hausen läßt.
chines. Militärorden, gestiftet 1865 durch kaiserliches
Edikt zunächst zur Belohnung europäischer
Offiziere, welche
China
[* 17]
Dienste
[* 18] zu Land oder zur
See leisten.
die
Dekoration besteht in einer goldenen, für die dritte
Klasse in einer größern Silbermedaille, auf der sich zwei
Drachen
befinden, während die
Dekoration ersterKlasse ein roter
Stein, die zweiter ein blauer, die dritter ein
weißer
Stein von großem Wert schmückt.
Holger Henrik Herholdt, dän. Dichter und
Novellist, geb. zu
Kopenhagen,
[* 21] besuchte 1866-70 die
Kunstakademie
daselbst und bildete sich unter Sörensen zum tüchtigen Marinemaler aus. Der große Erfolg, den er mit der Herausgabe seiner
»Digte« (1872) hatte, bewog ihn indessen, sich
ganz der Litteratur zuzuwenden, und bald war er als eins der hervorragendsten
Talente unter den Vertretern
der realistischen
Richtung in
Dänemark
[* 22] anerkannt. Seine zahlreichen poetischen wie prosaischen
Schriften, die in rascher
Folge
erschienen, zeugen von einer reichen
Phantasie und einer glänzenden Begabung,
Bilder aus dem
Leben mit dem vollen Gepräge
der Wirklichkeit und doch in poetischem
Lichte darzustellen. Namentlich steht er in der Schilderung des
Meers nach seinen wechselnden
Stimmungen unerreicht unter den dänischen Dichtern da; auch seine
Bilder aus dem dänischen Volksleben
(besonders der
¶
mehr
Fischer und Seeleute) sind von hochpoetischer Wirkung. Wir nennen von den spätern Gedichtsammlungen: »Dæmpede Melodier« (vom
Dichter selbst illustriert, 1875),
die Schauspiele:
»Puppe og Sommerfugl« (1882) und »Strandby
Folk« (1883);
»Skyggebilleder« (1883);
»Smaa Fortællinger« (1884);
»Dybe Strenge« (1884);
»Fjæld - Sange og Æventyr« (1885);
»Danmark leve!« (1885) u. a.
Eine Auswahl seiner Erzählungen wurde unter dem Titel: »Strandnovellen« von Engelhardt ins Deutsche
[* 25] übersetzt (Leipz. 1881).
1879 hat
der dänische Reichstag dem Dichter einen jährlichen Ehrensold bewilligt.
altgriech. Silbermünze, = 6 Obolen, in verschiedenen Gegenden von verschiedenem
Wert und Gewicht: in Athen
[* 26] und den nach attischem Gewicht prägenden Städten 4,36 g, in Ägina 6,54 g schwer.
In älterer Zeit, bis ins 3. Jahrh. v. Chr., wurde das Silber meist sehr fein ausgeprägt; später, namentlich unter den seleukidischen
Königen in Syrien und den ptolemäischen in Ägypten,
[* 27] wurde der Kupferzusatz immer größer, so daß oft große Vierdrachmenstücke
fast wertlos sind. In der römischen Kaiserzeit finden wir bisweilen auf griechischen Münzen
[* 28] von ganz
geringem Metallwert die Bezeichnung Drachme S. Tafel »Münzen des Altertums«.
Auch die Münz- und Rechnungseinheit im heutigen KönigreichGriechenland
[* 29] heißt seit 1833 Drachme. Dieselbe wird in 100 Lepta eingeteilt
und hat in ihren Ausprägungen bis 1867 ein gesetzliches Rauhgewicht von 4,477 g bei 9/10 Feinheit; Silberwert
= 0,725 Mk. Seit 1867 ist sie den franz. Franken gleich, welche gesetzlich 5 g wiegen, 835/1000 fein und 0,751 Mk.
wert sind; 100 alte Drachmen = 89 neuen, für die Übergangsperiode 112 alte = 100 neuen Drachmen. Die im
Umlauf befindlichen Neudrachmen werden indes meist zu 1 alten Drachme und 15 Lepta und die 1/5-Neudrachmenstücke zu 25 Lepta gerechnet.
Als Handelsgewicht ist die Drachme = 1 g; doch ist diese »königliche Drachme« nicht
in den Verkehr gedrungen, und man rechnet noch nach der alten Gewichtsdrachme = 1/400 alte Okka = 3,208
neue Drachme. - Die Drachme war ferner bis zur Einführung des metrischen Systems ein Medizinal- und Apothekergewicht, = 1/8 Unze, und
zerfiel in 3 Skrupel à 20 Gran.
[* 30] Bei Umrechnungen derselben auf Rezepten wird dieselbe = 3,75 g gerechnet. In der Türkei
[* 31] ist
die Drachme (Dram, Dramm, Dirhem) als Gewicht der 400. Teil der Okka, = 3,208 g.
L. (Drachenkopf), Gattung aus der Familie der Labiaten, ausdauernde Kräuter mit ganzrandigen, gezahnten
oder fast handförmig fiederschnittigen Blättern und blauen oder rötlichen, seltener weißen Blüten. Etwa 30 europäisch-asiatische
Arten.
VonDracocephalum canarienseL. (Zitronenkraut), auf den Kanarischen Inseln, an 1 m hoch, mit dreizähligen
Blättern
und stark riechenden Blüten, waren sonst die gewürzhaft, durchdringend kampfer- und terpentinartig riechenden
Blätter (kanarisches Melissenkraut) als nervenstärkendes Mittel im Gebrauch; ebenso von Dracocephalum moldavicumL. (türkische Melisse),
in der Moldau, Türkei und in Nordasien, mit zierlichen, weißen oder blauen Blumen, die gewürzhaft, melissenartig
riechenden, herb bitterlich schmeckenden Blätter (türkisches Melissenkraut, Moldaudrachenkopfkraut). Mehrere Arten werden
als Zierpflanzen kultiviert.
Blossius Ämilius, christlicher Dichter, lebte Ende des 5. Jahrh. als Advokat in Karthago
[* 40] und wurde
von dem Vandalenkönig Guthamund wegen eines Lobgedichts auf einen fremden Fürsten seines Vermögens beraubt und eingekerkert.
Außer einem an den König gerichteten Reugedicht (»Satisfactio«) in Form
einer Elegie und einer Anzahl kleinerer Epen über Stoffe der alten Mythologie und rhetorischen Schulübung (hrsg. von Duhn, Leipz.
1873) verfaßte er, ein Mann von wirklich dichterischer Begabung und bedeutender Belesenheit, wenn auch
nicht frei von rhetorischem Schwulst, ein christliches Lehrgedicht: »DeDeo«, eine echt poetische Behandlung der Schöpfungsgeschichte
in drei Büchern, welches der Bischof Eugenius von Toledo
[* 41] (gest. 657) überarbeitete und vervollständigte (neu hrsg.
in Mignes »Patrologia«, Bd.
60, und von Gläser, Bresl. 1847-48).
(franz., spr. -scheh), eine Art
Zuckerwerk, welches aus einem beliebigen Kern, wie Zitwersamen, Anis, Mandeln etc., mit einer Umhüllung von Zucker
[* 47]
¶
mehr
besteht; auch zusammengerollte Papierstreifen mit aufgedruckten Versen (Dragée zum Werfen im Karneval), Gebilde aus Tragant und Zucker
in Form von Herzen, Ringen, Kränzchen etc. (Dragée von Verdun),
[* 49] Likörbonbons sowie ganz kleine Zuckerkörnchen (bunter Hagel, Streuzucker).
Man befeuchtet die zu überziehenden Gegenstände in einem kupfernen Kessel, der durch ein gelindes Feuer
mäßig erwärmt wird, allmählich mit eingekochter Zuckerlösung, schwenkt und rührt vorsichtig und wiederholt das Anfeuchten
nach dem Antrocknen so oft, bis die Gegenstände einen glatten, blanken Überzug besitzen, der beliebig gefärbt wird.
Die kleinern Samen
[* 50] feuchtet man zuerst mit Gummilösung an und bestreut sie mit sehr wenig Stärkemehl, um das
Zusammenkleben zu verhindern. Bei großem Betrieb benutzt man zum Dragieren einen doppelwandigen, durch Dampf
[* 51] heizbaren Kessel,
der am Kopf einer schräg liegenden Welle befestigt ist und durch diese eine rotierende oder zugleich auch kegelnde Bewegung
erhält, so daß der Inhalt beständig gründlich gemischt wird (Dragiermaschine). In einem solchen Kessel stellt
man auch den Streuzucker dar, indem man durch Absieben von grobem Zuckerpulver erhaltene stecknadelkopfgroße Zuckerkörnchen
dragiert. Setzt man bei dieser Arbeit den flüssigen Zucker löffelweise zu, so bilden sich auch ohne weitern Zusatz an Zuckerkörnchen
immer von neuem Kügelchen. Den milden Glanz erhält das Dragée durch anhaltendes Schütteln in einem groben,
innen mit Wachs bestrichenen Zwilchsack. Die aus Tragant gefertigten Spielbonbons werden an manchen Orten ebenfalls Dragée genannt.
Michael, russ. sozialpolitischer Schriftsteller, geb. 1841 zu
Hadjatsch im GouvernementPoltawa, studierte in Kiew
[* 53] und beteiligte sich lebhaft an den ukrainischen Bewegungen,
welche die russische Regierung 1862 unterdrückte. Als er daher 1870 zum Professor der alten Geschichte an der Universität von
Kiew erwählt wurde, verzögerte die Regierung die Bestätigung bis 1873. Hier erwarb sich um die Kenntnis der Ethnographie,
[* 54] Geschichte und Litteratur Kleinrußlands große Verdienste und gab mit Antonowitsch eine kritische Sammlung
kleinrussischer Volkslieder (Kiew 1874) heraus.
Als er aber das System des Unterrichtsministers GrafenTolstoi einer scharfen Kritik unterzog, wurde er abgesetzt. 1876 begab
er sich nach Genf,
[* 55] gab dort populäre Schriften in kleinrussischer Sprache
[* 56] heraus, gründete 1877 die Revue »Hromada« (»Die Gemeinde«)
und veröffentlichte: »Les Turcs extérieurs et intérieurs« (Genf
1876),
»La Pologne historique et la démocratie moscovite« (1881)
u. a., in denen er für eine völlige Umgestaltung der politischen wie sozialen Organisation Rußlands eintrat, wobei er den
politischen Mord als notwendig verteidigte.
(franz., wohl von dragon, »Drache«, als ihrem ehemaligen Feldzeichen), ursprünglich berittenes Fußvolk, welches
sich
der Pferde
[* 58] zum schnellern Fortkommen bediente, aber zu Fuße focht, weshalb es auch besonders geübt wurde, schnell abzusitzen,
die Pferde zu koppeln und sich in Schlachtordnung aufzustellen. Zuerst bei der piemontesischen Okkupation durch MarschallBrissac
1550-60 genannt, mehrte sich ihre Verwendung Ende des 16. Jahrh. in Frankreich.
Zur Zeit GustavAdolfs von Schweden
[* 59] wurden sie in ihrer Rüstung
[* 60] und Bewaffnung erleichtert und bald überall ausschließlich
als Reiter verwendet. In Frankreich erfolgte die taktische Trennung der Dragoner vom Fußvolk 1668, während Montecuccoli 1736 noch
sagte, die kaiserlichen Dragoner seien nichts andres als Fußvolk; dagegen gab ihnen der GroßeKurfürst die
richtige Mittelstellung zwischen Fußvolk und schwerer Reiterei. Das vom KaiserNikolaus 1825 wieder für die Bestimmung als
berittene Infanterie errichtete russische Dragonerkorps bewährte sich nicht und wurde nach dem orientalischen Krieg 1855 aufgelöst. 1882 wurden
indes die Ulanen- und Husarenregimenter der 14 Kavalleriedivisionen in Dragoner umgewandelt. Deutschland
[* 61] hat
28, Österreich
[* 62] 14, England 10, Frankreich 26, Rußland 48 Regimenter Dragoner. Die Dragoner sind überall mit Kavalleriesäbel und Karabiner,
in Rußland aber mit Bajonettgewehren bewaffnet. Jetzt zählt man die Dragoner zur leichten Kavallerie. Vgl. Reiterei.
Hafenstadt an der Ostküste der dänischen InselAmak (s. d.), mit (1880) 1831 Einw.,
die meist Lotsen sind oder Seehandel treiben. Dragör besaß 1883: 70 Handelsschiffe von 7523 Registertons (1879: 10,273 Registertons).
Bonifacio auf Corsica, das sich jedoch an die Franzosen ergab, wodurch sich Dragut genötigt sah, nach vergeblichen Versuchen, Piombino
und Porto Ferrajo zu erobern, nach Konstantinopel zurückzukehren. Zwar kam er 1554 abermals an die Küsten von Kalabrien, zog
sich aber bald nach dem Hafen von Durazzo zurück. 1559 schlug er einen Angriff der Spanier auf Algier ab.
Seine Tyrannei hatte ihn indessen bei allen FürstenAfrikas aufs äußerste verhaßt gemacht; daher schlossen mehrere derselben 1560 ein
Bündnis mit dem VizekönigCerda von Sizilien,
[* 71] der vom König Philipp II. von Spanien
[* 72] den Auftrag erhalten, Tripolis wiederzuerobern.
Doch gelang dieses Unternehmen nicht, da die christliche Flotte von der türkischen geschlagen wurde.
Als der SultanSoliman 1565 zur EroberungMaltas auslief, stieß Dragut mit 16,000 Mann auf 13 Galeeren und 2 Galeoten zu der türkischen
Flotte, fiel aber vor St. Elmo durch eine Musketenkugel. Sterbend vernahm er noch die Einnahme des Forts St.
Elmo die man vornehmlich seinem Anschlag verdankte.
Dünnerer Draht von 0,04-0,05 mm wird hauptsächlich aus Silber für Gespinste, Tressen etc. hergestellt. Aller
Draht wird durch Ziehen, stärkerer, besonders Eisendraht, durch Walzen, solcher aus sehr weichen Metallen durch Pressen dargestellt.
Man verarbeitet zu Eisendraht nur vorzüglichstes Stabeisen, welches auf dem Walzwerk
[* 77] bis auf etwa 3 mmQuerschnitt verfeinert
wird. Die Walzen haben ringsherumlaufende Einschnitte, deren jeder dem halben Querschnitt des Drahts entspricht,
so daß, wenn die Einschnitte zweier Walzen genau übereinander liegen, Öffnungen entstehen, welche dem ganzen Querschnitt
des Drahts entsprechen.
Das Eisen wird dem Walzwerk weißglühend übergeben und so schnell ausgereckt, daß es noch rotglühend aus dem letzten Kaliber
hervorgeht. Die Walzwerke besitzen entweder mehrere Walzen mit abnehmendem Kaliber nebeneinander, oder sie
bestehen aus je drei übereinander liegenden Walzen,
deren mittlere in dem der Drehrichtung der beiden andern entgegengesetzten
Sinn rotiert, so daß der glühende Draht zuerst durch eine zwischen den beiden untern Walzen gebildete Rille, deren Querschnittsform
annehmend, hindurchgeht, dann mit seinem vordern Ende umgebogen und in eine zweite, zwischen Mittel- und
Oberwalze gebildete kleinere Rille gesteckt wird, wodurch er wieder auf diejenige Seite der Walzen gelangt, von der er ausgegangen
ist. So geht er in Windungen durch eine ganze Reihe von immer mehr sich verengernden Kalibern, bis er die gewünschte Stärke
erlangt hat. In neuerer Zeit legt man die Walzen, gewöhnlich acht Paar, neben- und übereinander zwischen
zwei Gestelle, und der Draht tritt dann in das erste a1 ^[a1]
[* 70]
(Fig. 1) und ohne weiteres
in das zweite a2 ^[a2], dann durch einen Führungskanal c in das Paar a3a4 ^[a3a4], auf gleiche Weise durch den
Kanal
[* 78] c nach a5 ^[a5] und a6 ^[a6], von dort wiederum durch einen Kanal nach a7 ^[a7] und a8 ^[a8] und dann fertig
heraus. Die Kaliber sind oval oder quadratisch, und erst das letzte Paar gibt dem Draht den gewünschten Querschnitt. Der Walzdraht
wird zum Teil ohne weiteres benutzt, meist aber auf der Drahtleier (Drahtzug) weiter verdünnt. Die Drahtleier
[* 70]
(Fig. 2) besitzt ein Zieheisen A, eine Stahlplatte, in welcher eine Anzahl von Löchern abnehmenden
Querschnitts angebracht sind, und welche in dem Gestell D auf der Tischplatte BC befestigt ist.
Auf dem Haspel H befindet sich der zu ziehende Draht, dessen angespitztes Ende durch das größte
Loch des Zieheisens, welches aber einen kleinern Durchmesser hat als der Draht, hindurchgesteckt und von einer Zange
[* 79] ergriffen
wird, die an einem stumpfen Kegel K befestigt ist. Dieser Kegel wird durch die Zahnräder ab in Umdrehung versetzt und dadurch
der Draht mit Gewalt durch das Loch des Zieheisens gezogen. Man läßt ihn nun drei oder vier andre, immer
kleinere Löcher passieren, muß ihn dann aber ausglühen, um ihn wieder weich zu machen.
Dies Ausglühen geschieht in geschlossenen Cylindern, Glühtöpfen oder Tiegeln; doch bedeckt sich der Draht dabei trotzdem mit
einer Oxydschicht, die mechanisch oder durch Beizen mit Säuren entfernt werden muß, weil sie die Zieheisen
stark angreifen würde. Zur Verminderung des Widerstandes in den Löchern wird der Draht oft mit Fett geschmiert oder auch mit
einer 20prozentigen Lösung von phosphorsaurem Natron befeuchtet und dann getrocknet. So wechselt das Ziehen mit dem Glühen
und Reinigen fortwährend ab, bis der Draht endlich die gewünschte Feinheit erreicht hat. Façondraht
aus Stahl wird nur in kürzern Stücken auf
der Ziehbank hergestellt, welche den Draht nicht aufwickelt, sondern ihn geradlinig durch das Zieheisen zieht. Bei
sehr dünnem Draht benutzt man statt des stählernen Zieheisens durchbohrte harte Steine, wie Korund,
[* 81] Rubin, Saphir, durch welche
der Draht gezogen wird. Die Durchmesserabnahme der Ziehlöcher, der sogen. Verdünnungskoeffizient,
beträgt durchschnittlich 0,97. Zum Pressen von Blei- und Zinndraht dient eine hydraulische Presse
[* 80]
(Fig.
3), deren KolbenP eineStange und auf derselben einen Kolben K trägt, der in den über ihm befindlichen, mit geschmolzenem
Metall gefüllten Raum a tritt und, indem er sich hebt, das Metall durch die enge Öffnung d herauspreßt.
Zur Messung der Stärke des Drahts dienen die Drahtlehren (s. Lehren)
[* 82] und zur Benennung derselben die sogen.
Drahtnummern, welche bisher nach Ländern, Provinzen, Ortschaften, selbst nach Fabriken verschieden waren und einen Vergleich
verschiedener Nummern untereinander sowie eine Kontrolle der Nummern unmöglich machten. Deutsche und österreichische Fabriken
beschlossen daher die Einführung der auf metrisches Maß basierten Kraftschen Drahtlehre, bei welcher
jede Nummer zugleich den Durchmesser des Drahts in Zehntelmillimetern angibt. Bei den feinern Drahtsorten, bei welchen die
Differenz keine ganzen Zehntelmillimeter zwischen je zwei aufeinander folgenden Sorten beträgt, ist das Maß von Hundertstelmillimetern
zur Unterscheidung der Drähte eingeführt u. zwar in der Weise, daß die Zehntelmillimeter als Zähler,
die Hundertstel als Nenner des Bruches geschrieben werden.
Eisendraht wird in großer Menge zu Telegraphen- und Telephonleitungen, zu Drahtseilen und zur Fabrikation
von Drahtstiften, zu Drahtgeweben, in der Blumenfabrikation und zu zahlreichen andern Zwecken benutzt. Bisweilen wird der Draht in
schwache Kupfervitriollösung gelegt und dadurch dünn verkupfert, um ihn vor Rost zu schützen. Von Eisendraht, der
1 mm dick
ist, gehen etwa 162 m auf 1 kg. 50 kg Materialeisen liefern 45-46 kg Walzdraht
und 50 kg von diesem 42-45 kg gezogenen Draht Stahldraht hat erst in neuester Zeit und besonders seit Einbürgerung
des Gußstahls eine bedeutendere Rolle übernommen; am wichtigsten ist seine Benutzung zu Klaviersaiten, welche die bis dahin
gebräuchlichen Saiten aus Eisendraht fast ganz verdrängt haben.
Die Darstellung derSaiten geschieht ganz wie die des Eisendrahts, erfordert aber eine außerordentliche
Sorgfalt in Auswahl und Behandlung des Materials. Die ersten brauchbaren Gußstahlsaiten kamen von Webster in Birmingham;
[* 83] seit 1850 liefert
aber Wien
[* 84] mindestens ebenso gute, und auch in Nürnberg
[* 85] werden dergleichen gemacht. Auch zu Bürsten wird viel Stahldraht verbraucht.
Der englische Stahldraht kommt, 0,33-5,8 mm dick, für Uhrmacher und Mechaniker gewöhnlich in fußlangen, geraden Stücken
unter dem NamenRundstahl im Handel vor; stärkere Sorten, bis 12 mm dick, sind gewalzt.
Eigentümlich geformte Arten von Stahldraht sind: der gezogene viereckige, auf dem Querschnitt teils quadratische, teils flache
Stahl, der Triebstahl und der Sperrkegelstahl. Der Triebstahl wird von den Uhrmachern zur Verfertigung der
Getriebe
[* 86] angewendet und hat im Querschnitt die Gestalt eines Getriebes mit 6, 7, 8, 10 oder 12 Zähnen. Bei Verfertigung desselben
wird runder Stahldraht durch Zieheisen gezogen, welche kreisrunde Löcher und am Rande derselben eine angemessene Anzahl schneidiger
Spitzen enthalten; diese gleich Messern wirkenden Spitzen werden nach jedem Zug
mittels Schrauben
[* 87] weiter gegen den Mittelpunkt vorgeschoben,
bis die von ihnen eingeschnittenen Furchen die gehörige Tiefe erlangt haben.
Die Vollendung erhalten die Stangen durch ein gewöhnliches Zieheisen mit in der erforderlichen Weise gestalteten Löchern.
Kupfer- und Messingdraht wird aus gegossenen und geschmiedeten Stücken oder aus schmalen Streifen gezogen,
die man von entsprechend dicken Blechtafeln mittels einer Kreisschere oder eines Walzschneidewerkes abschneidet und, ehe
sie auf den Drahtzug kommen, in einem Walzwerk mit gefurchten Cylindern rundet. Auch streckt man auf dem Walzwerk runde Kupferstangen,
um sie für den Drahtzug vorzubereiten.
Man benutzt den Kupferdraht hauptsächlich für elektrische Apparate, Messingdraht zu Drahtgeweben, Kratzbürsten etc. Von 1 mm
dickem Kupferdraht wiegen etwa 142 m 1 kg. Messingdraht wird von 8-10 mmDicke an auf dem Leierwerk gezogen, von 1 mm dickem
Draht wiegen etwa 148 m 1 kg. Neusilber- und Zinkdraht wird wie Messingdraht dargestellt, hat aber wenig
Bedeutung. Der Gold- und Silberdraht wird teils aus Gold und Silber gefertigt (echter), teils ist er eine wohlfeile Nachahmung
echter Drähte aus unedlen Metallen (unechter oder leonischer [lyonischer]).
Ersterer, sowohl rund als geplättet (Lahn) und von mancherlei andern Formen, wird zumeist von Gold- und
Silberarbeitern zur Verfertigung von Schmucksachen
[* 88] (Ringen, Uhr- und Halsketten, Nadeln,
[* 89] Filigranarbeiten etc.) verwendet und
in der Regel auch von denselben im kleinen gezogen. Man schmiedet einen gegossenen Stab
[* 90] dünn aus und zieht ihn dann auf einer
Schleppzangenziehbank, zuletzt mit einer Zange aus freier Hand.
[* 91] Die Drähte aus legiertem Gold und Silber
müssen während des Ziehens oft geglüht werden. In größerer Menge werden fast nur die feinen Gold- und Silberdrähte zu
Tressen, Gold- und Silbergespinsten etc. dargestellt. Man unterscheidet echten Silberdraht, aus feinem
Silber bestehend, echten Golddraht aus feinem Silber, mit Gold dünn überzogen, unechten Silber- und Golddraht aus Kupfer mit
dünnem Überzug von Silber, resp. Gold und zementierten Draht aus Kupfer, welches äußerlich durch Zink in hochfarbiges Messing
verwandelt ist. Platindraht läßt sich aus geschmiedeten Stäbchen oder aus Blechstreifen sehr fein ausziehen;
umgießt man aber mäßig dünnen Platindraht mit Silber oder hüllt ihn in mehrfach herumgelegtes Silberblech ein, zieht
ihn dann so fein wie möglich aus und schafft endlich das Silber durch Salpetersäure wieder weg, so erhält man Platindraht
von außerordentlicher Feinheit.
Draht wurde bereits im Altertum zu Waffen,
[* 93] Kleidern und Schmucksachen benutzt, aber nur durch Hämmern und
Feilen hergestellt. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrh. soll ein Nürnberger, Rudolf, das Drahtziehen auf Handziehbänken
erfunden haben. Indessen werden schon 1351 Drahtzieher und Drahtmüller in Augsburg
[* 94] erwähnt, und 1370 gab es in Nürnberg ein
Drahtziehhammerwerk, welches in allen Metallen arbeitete. Die Verarbeitung von Gold und Silber wurde in
Frankreich ausgebildet und kam erst im 16. Jahrh. nach Deutschland. 1592 fertigte Friedr. Hagelsheimer, genannt Held, in Nürnberg
feinsten Gold- und Silberdraht zum Sticken und Weben.
[* 95] Nach England kam das Drahtziehen im 16. Jahrh., und das Walzen des Drahts
stammt aus dem Anfang des 19. Jahrh.
(auch Rastelbinder, Drotari), die slowak. Bewohner der unfruchtbaren Berggegenden im ungarischen
KomitatTrentschin, welche aus Mangel an Lebensunterhalt die Welt durchwandern und sich mit dem Flicken
von zerbrochenem Geschirr, Anfertigen von Mausefallen u. dgl.
beschäftigen.
fortifikatorisches Hindernismittel, besonders geeignet, größere Terrainstrecken rasch abzusperren.
Sie werden entweder als Drahtzäune, gleich Palissaden, oder als wagerechte Drahtnetze, ähnlich Verhauen, angewendet. Die
erste Verwendung erhielten die Drahtgeflechte 1864 durch die Dänen, welche die Sturmfreiheit ihrer Befestigungen durch
einen einfachen Zaun aus starken, in etwa 3-4 m Abstand eingerammten und mit dickem Eisendraht auf ca. 10 cmAbstand verbundenen
Pfählen verstärkten. Praktischer sind die zuerst von dem preußischen IngenieurMajorSchumann 1868 angegebenen Drahtgeflechte. Dieselben
bestehen in 6-10 Reihen quadratisch bei 1 m Abstand eingetriebener, 75 cm hoher Pfähle, welche nach allen
Richtungen untereinander mit Draht verbunden sind, der nicht zu straff gespannt sein darf, weil sonst Säbel und Beil ihn leicht
durchhauen würden. Drahtgeflechte leiden durch Artilleriefeuer wenig, sind also überall leicht anzubringen.
(Metalltuch) werden auf Webstühlen mit horizontal aufgespannter Kette, zum Teil sogar
auf mit Dampf betriebenen Kraftstühlen in einer oft bis 1,5 m steigenden Breite
[* 96] aus Eisen-,
häufiger aus Messingdraht leinwandartig
oder geköpert hergestellt und namentlich als endlose Formen zur Erzeugung des Maschinenpapiers, bei den Kornreinigungs- und
Mehlmaschinen der verbesserten Getreidemühlen, auch sonst zu Gittern und Sieben, zu Sicherheitslampen,
Jalousien an Fenstern, Schlüsselglocken, Lampenschirmen, Körbchen, Theesieben, Larven etc. benutzt.
Man fertigt sie mit Öffnungen von 12 mm im Quadrat bis zu einer Feinheit, daß über 13,000 Öffnungen auf 1 qcm gehen. Zur
Darstellung von Hohlkörpern aus Drahtgeweben werden dieselben in hölzernen oder eisernen Formen gepreßt. Man
walzt auch die Drahtgewebe und erhält dadurch, indem die Drähte platt gedrückt werden, so kleine Öffnungen, wie sie durch das Weben
allein nur mit sehr feinen, schwachen und teuern Drähten zu erreichen sind. Diese sehr glatten Drahtgewebe können leicht gereinigt
werden.
aus Eisen- oder Stahldraht, für manche Zwecke auch aus Phosphorbronzedraht zusammengedrehte Seile, wurden
ursprünglich durch Umwinden einer Anzahl parallel nebeneinander liegender Eisendrähte mit dicht geschlossenen Schraubenwindungen
eines andern Drahts hergestellt und in dieser Form zur Konstruktion leichter Hängebrücken benutzt. Durch einfaches Zusammendrehen
einer Anzahl von Drähten hergestellte Drahtseile benutzte Oberbergrat Albert 1827 auf der GrubeFranzAugust bei
Klausthal, kurze Zeit darauf verbesserte Guilleaume in Köln
[* 97] die Fabrikation, indem er für stärkere Seile die zu verwendenden
Drähte in zwei oder mehr gleiche Abteilungen teilte, jede derselben für sich zusammendrehte und die so erhaltenen Litzen
durch abermaliges Zusammendrehen zu einem Seil vereinigte, deren mehrere durch ein drittes Zusammendrehen
zu einem starken Tau vereinigt wurden.
Dabei erhielten sowohl die Litzen als die Seile Hanfschnurseelen, welche Eisendrahtseelen vorzuziehen sind, weil sie das Seil
billiger, leichter, fester und biegsamer machen. Beim Zusammendrehen der Drähte, Litzen und Seile muß jede
Drehung in Ansehung ihrer Richtung der vorangegangenen entgegengesetzt sein, weil die einzelnen Bestandteile bei einer in gleicher
Richtung wiederholten Zusammendrehung eine Verstärkung
[* 98] der in ihnen schon vorhandenen Drehung erleiden und dadurch steif
und ungefügig werden, auch das Bestreben nach zurückgehender, das Ganze auflösender Drehung gesteigert wird.
Nach den Angaben von Albert wurden die Drahtseile zuerst mit Hilfe eines Drehschlüssels durch Handarbeit hergestellt,
dann ahmte Wurm
[* 99] in Wien die Handarbeit auf einer Maschine
[* 100] nach, und jetzt benutzt man Drahtseilspinnmaschinen, welche zunächst
Litzen erzeugen und diese zum Seil vereinigen. Neben den runden Drahtseilen werden auch Flach- oder Banddrahtseile hergestellt,
indem man mehrere Rundseile parallel nebeneinander durch Nähdraht, Schrauben oder Nieten miteinander vereinigt.
Diese Bandseile besitzen bei gleicher Tragfähigkeit geringere Steifheit als die Rundseile und legen sich infolgedessen leichter
und mit geringerm Widerstand um die Seiltrommeln, sie dehnen sich nach längerm Gebrauch nicht so merklich wie die Rundseile
und bieten vor allem den Vorteil, daß sich (bei Förderzeugen) die einzelnen Bandlagen übereinander
um die Seiltrommel winden, so daß mit der Abnahme der frei herabhängenden Bandseillast der Radius der Aufwindetrommel immer
größer wird und man infolgedessen mittels
¶