Dodendorf,
Dorf im preuß. Regierungsbezirk Magdeburg, [* 2] Kreis [* 3] Wanzleben, an der Eisenbahn Magdeburg-Thale, mit (1880) 575 Einw.;
denkwürdig durch ein siegreiches Gefecht des Schillschen Korps gegen die westfälischen Truppen
Dorf im preuß. Regierungsbezirk Magdeburg, [* 2] Kreis [* 3] Wanzleben, an der Eisenbahn Magdeburg-Thale, mit (1880) 575 Einw.;
denkwürdig durch ein siegreiches Gefecht des Schillschen Korps gegen die westfälischen Truppen
Ludwig, geschätzter Schulmann und Philolog, geb. zu Jena, [* 4] Sohn des Theologen Joh. Christoph Döderlein, der 1792 als Professor an der Universität daselbst starb, studierte in München, [* 5] Heidelberg, [* 6] Erlangen [* 7] und Berlin, [* 8] ging 1815 als Professor der Philologie an die Akademie in Bern, [* 9] ward 1819 zu Erlangen Rektor des neu zu organisierenden Gymnasiums und daneben zweiter Professor der Philologie an der Universität, 1827 erster Professor der Philologie und der Beredsamkeit sowie Direktor des philologischen Seminars und starb, nachdem er im Herbst 1862 sein Amt als Gymnasialdirektor niedergelegt hatte, Seine Hauptwirksamkeit entfaltete er auf dem Gebiet der Gymnasialpädagogik.
Die litterarischen Leistungen bezogen sich hauptsächlich auf Synonymik und Etymologie. Hierher gehören: »Lateinische Synonymen und Etymologien« (Leipz. 1826-38, 6 Bde.);
»Lateinische Wortbildung« (das. 1838);
»Handbuch der lateinischen Synonymik« (das. 1839, 2. Aufl. 1849);
»Handbuch der lateinischen Etymologie« (das. 1841);
»Homerisches Glossarium« (Erlang. 1850-58, 3 Bde.).
Außerdem edierte er den »Oedipus Coloneus« des Sophokles (Leipz. 1825),
die Gesamtwerke des Tacitus (Halle [* 10] 1841-47, 2 Bde.),
die »Germania« [* 11] des Tacitus mit deutscher Übersetzung (Erlang. 1850),
die »Episteln« (Leipz. 1856-58) und die »Satiren« (das. 1860) des Horaz mit deutscher Übersetzung, die Homerische »Ilias« (Leipz. u. Lond. 1863-64, 2 Tle.). Die Macht seiner Persönlichkeit zeigen besonders seine Gelegenheitsschriften, gesammelt als »Reden und Aufsätze« (Erlang. 1843-47, 2 Bde.) und »Öffentliche Reden« (Frankf. 1860).
Vgl. »Jahrbücher für Philologie und Pädagogik«, Bd. 90 (1864).
(spr. doddsch), 1) Mary Abigail, bekannter unter ihrem Pseudonym Gail Hamilton, amerikan. Schriftstellerin, geb. 1838 zu Hamilton in Massachusetts, ward 1851 Lehrerin der Physik an der hohen Schule zu Hartford in Connecticut und war später als Mitarbeiterin an verschiedenen Zeitschriften thätig. Ihre durch treffende Satire ausgezeichneten Erzählungen und Essays erschienen unter verschiedenen Titeln, wie: »Country living and country thinking«;
»Stumbling blocks«;
»Gala days«;
»Woman's wrongs«: »A new atmosphere«;
»Skirmishes and sketches«;
»Red letter days«;
»Wool gathering«;
»Woman's worth and worthlessness« etc.
amerikan. Jugendschriftstellerin, geb. 1841 im Staat New Jersey, schrieb die Novellen: »Hans Brinker«, »Donald and Dorothy«; »Theophlius and others«, eine Sammlung Aufsätze; »Rhymes and Jingles«, Kinderlieder, und »Along the way«, eine Gedichtsammlung. Dodge redigiert seit Jahren mit großem Erfolg die in New York erscheinende illustrierte Jugendzeitung »St. Nicholas«.
s. Dronte. ^[= (Didus L.), Gattung aus der Ordnung der Taubenvögel und der Familie der Dronten (Dididae). ...] [* 12]
(spr. dóduns, lat. Dodonäus), Rembert, Botaniker, geb. zu Mecheln, [* 13] studierte in Löwen [* 14] und auf mehreren deutschen, französischen und italienischen Universitäten Medizin und ward 1548 Arzt in seiner Vaterstadt. Hier beschäftigte er sich auch mit astronomischen, geographischen und botanischen Studien. 1574-79 war er Leibarzt Maximilians II. und Rudolfs II. in Wien, [* 15] wo er mit Lecluse in regem Verkehr stand. Er lebte dann zwei Jahre in Köln, [* 16] kehrte 1582 in sein Vaterland zurück, nahm eine medizinische Professur zu Leiden [* 17] an und starb daselbst Dodoens gehörte mit zu den ersten Männern, welche die Wissenschaft von den scholastischen Fesseln, in denen sie während des Mittelalters lag, befreiten und sie wieder auf das wahre Studium der Natur hinleiteten.
Seine Werke enthalten Abbildungen und Beschreibungen der einheimischen Pflanzen und auch solcher ausländischer, welche damals schon, dank den Handelsverbindungen der Niederländer, in den heimatlichen Gärten zu finden waren. Dodoens wichtigstes Werk ist sein »Cruydeboek« (Antwerp. 1554 u. 1563; franz. von Lecluse u. d. T.: »Histoire des plantes etc. par Rembert Dodoens«, das. 1557; engl. von Henry Lyte, Lond. 1578 u. 1619; lat. nach einem vergrößerten Plan als »Stirpium historiae pemptades VI, sive libri XXX«, Antwerp. 1583 u. 1616).
berühmtes Heiligtum des Zeus [* 18] im alten Epirus (Albanien), lag am Berg Tomaros in der Landschaft Hellopia, ca. 18 km südwestlich von Janina im heutigen Thal [* 19] von Tscharakovista, wo es 1875 der Grieche K. Karapanos auffand. Der Sitz des Gottes, neben dem als sein Weib auch Dione (s. d.) verehrt wurde, war der Stamm einer heiligen Eiche mit eßbaren Früchten, und aus dem Rauschen ihrer Wipfel wie aus dem Gemurmel der heiligen Quelle, [* 20] die am Fuß des Baums entsprang, deutete man seinen Willen; erst in der Folge kam dazu eine künstlichere Art der Weissagung vermittelst des sogen. dodonäischen Erzes (s. d.). Der dodonäische Zeus genoß im höchsten Altertum die ausgebreitetste Verehrung und zwar nicht nur bei der Bevölkerung [* 21] Griechenlands; selbst Krösos schickte Gesandte zu diesem Orakel.
Auch neben Delphi behielt Dodona den Ruf seiner Heiligkeit und bei den Bewohnern der Westküste von Hellas auch den Vorrang. Die Athener pflegten sich namentlich hierher zu wenden, wenn ihnen die Pythia wegen ihrer Hinneigung zu den Doriern verdächtig erschien, z. B. vor dem Zug nach Sizilien. [* 22] Mit dem Emporblühen des molossischen Reichs im Anfang des 4. Jahrh. v. Chr. erhob sich Dodona noch einmal zu neuem Glanz, doch nur bei den westlichen Völkern. Im Krieg der Ätolier gegen Makedonien steckte der ätolische Feldherr Dorimachos die Hallen in Brand, vernichtete die Weihgeschenke und zerstörte den Tempel [* 23] (219 v. Chr.). Auch die Römer [* 24] verheerten im zweiten Makedonischen Krieg diese Gegenden. So war zu Strabons Zeit (20 n. Chr.) das Orakel verschwunden; dagegen berichtet Pausanias, daß zu seiner Zeit (2. Jahrh. n. Chr.) dasselbe wiederhergestellt gewesen sei, auch die alte Eiche, der älteste Baum Griechenlands, noch gestanden habe.
Claudianus beweist, daß zu seiner Zeit (400 n. Chr.) das Orakel verstummt war; indes wird noch 516 ein Bischof von Dodona genannt. Die Ausgrabungen, welche Karapanos 1875 an der erwähnten Stelle vornahm, erstreckten sich auf ein Areal von über 20,000 qm, und die dabei gefundenen Inschriften erheben die Identität der Ruinen beim heutigen Dorf Alpochori mit Dodona über jeden Zweifel. Das Thal von Tscharakovista liegt ca. 500 m ü. M., ist von NW. nach SO. ca. 12 km lang und 300-1800 m breit und zerfällt in eine hügelige Nordwest- und eine viel ebenere Südosthälfte; wo beide zusammenstoßen, springt von O. her ein 400 m breiter, 30 m hoher und ca. 1200 m langer Hügelrücken vor, und dieser ist die Stätte des alten Dodona. Die Ruinen umfassen:
1) die Akropolis, [* 25] von der Gestalt eines unregelmäßigen Vierecks, mit Mauern von 3,25-5,8 m Dicke und einem einzigen ¶
Thor;
2) das Theater, [* 27] südöstlich davon, eins der größten und besterhaltenen Griechenlands, an den Hügelabhang gelehnt und nach S. zu offen, mit 45 Sitzreihen in zwei Rängen, deren unterer 29 Reihen umfaßt, während der obere deren 16 besitzt;
3) die heilige Umfriedigung, östlich vom Theater, südöstlich von der Akropolis, ein sehr unregelmäßiges Oblongum von 225 m Länge und durchschnittlich 130 m Breite. [* 28] Die nördliche Hälfte liegt etwas höher und enthält Reste eines Zeustempels und zweier wahrscheinlich für Zwecke des Orakels bestimmter Gebäude. Die südliche Hälfte, 110 m lang, 105 m breit, ist von Doppelmauern umgeben und umschließt ein Aphrodite-Heiligtum und zahlreiche Postamente von Weihgeschenken, Statuen etc. Die Ausgrabungen ergaben außer zahlreichen Bronzefiguren etc. 24 bronzene Weihgeschenke an den dodonäischen Zeus, an Dione und Aphrodite [* 29] (mit Inschriften), 45 Inschriften auf Kupfer- und Bronzetafeln, 662 Münzen, [* 30] dazu Tempelgeräte, Waffenstücke u. a. Das wichtigste aber ist eine einzig dastehende Sammlung von 84 Inschriften auf Bleitäfelchen, Anfragen an das Orakel und einige nicht zu enträtselnde Antworten desselben enthaltend, von höchstem kulturgeschichtlichen Interesse. Nicht nur Städte und Völker, wie z. B. die Tarentiner und ein epirotischer Stamm, bitten darin das Orakel um Rat für ihr politisches Verhalten, selbst die nichtigsten Privatangelegenheiten, wie Wäschediebstähle und bevorstehende Entbindungen, werden dem Zeus und der Dione vorgelegt.
Vgl. K. Karapanos, Dodone et ses ruines (Par. 1878, 2 Bde.).
Erz, ein Weihgeschenk der Kerkyräer zu Dodona, bestand in einem ehernen Becken auf einer Säule, dem gegenüber auf einer zweiten Säule ein Knabe angebracht war, in der Hand [* 31] eine Peitsche, welche, von dem dort fast nie aufhörenden Wind gegen das Becken geschlagen, das Erz ertönen ließ: ein Instrument zum Behuf der Weissagung.
Bei den Griechen wurde dann der Name zur sprichwörtlichen Bezeichnung eines unermüdlichen Schwätzers.
(lat.), altröm.
Maß, in sehr verschiedenen Beziehungen gebraucht, nämlich = ¾ As (= 9 Unciae) oder ¾ Jugerum oder ¾ (röm.) Fuß die Spanne) oder ¾ Stunde.
(spr. doddsli), Robert, engl. Schriftsteller, geb. 1703 zu Mansfield in Nottinghamshire, schwang sich durch die Herausgabe einer Sammlung von Gedichten: »The muse in livery« (1732),
und sein Schauspiel »Toy-Shop« vom Bedienten zum angesehenen Buchhändler auf und starb Sehr beliebt waren ihrer Zeit seine Lustspiele: »The king and the miller of Mansfield« (1737) und »Sir John Cockle at court« (1738). Eine Sammlung seiner dramatischen Werke erschien 1748 unter dem Titel: »Trifles«. Verdient machte er sich auch durch seine »Select collection of old plays« (Lond. 1744, 12 Bde.; neue vermehrte Ausg. von Collier, 1825-27, 12 Bde.; von Hazlitt, 1874-75, 15 Bde.) sowie die »Collection of poems by several hands« (1748, 4 Bde.) und »Fugitive pieces of Spencer, Cooper etc.« (1765, 3 Bde.). Außerdem veröffentlichte er: »The preceptor«, ein nützliches Sammelwerk (1748, 2 Bde.);
»The economy of human life« (1751 u. öfter, zuletzt 1839),
ein moralisches Werk, das man lange Lord Chesterfield zuschrieb;
»Public virtue« (1754);
»The Annual Register« (seit 1758) u. a. Seine Gedichte finden sich in Chalmers' »Collection of the poets« (Bd. 15).
John George, brit. Staatsmann, geb. 1825 als einziger Sohn des Mitglieds des Geheimen Rats, Sir John Dodson, studierte in Oxford, [* 32] widmete sich der Rechtswissenschaft und wurde 1851 Barrister, bald darauf auch Friedensrichter in seiner Heimatsgrafschaft Sussex. Für Chester ins Parlament gewählt, schloß er sich der liberalen Partei an, zu deren mehr radikalem Flügel er gehörte, und zeichnete sich durch seine Geschäftskenntnis so aus, daß er von 1865 bis 1872 als Stellvertreter des Chairman of Committees (Vorsitzenden der Ausschüsse) fungierte. 1873 wurde er zum Finanzsekretär des Schatzamtes ernannt, trat aber schon 1874, als Gladstone seine Entlassung nehmen mußte, zurück. Bei den Neuwahlen von 1880 wurde er in Chester wieder gewählt und in Gladstones zweitem Ministerium zum Präsidenten des Lokalverwaltungsamts (des frühern Armenamts) ernannt. Im Dezember 1882 übernahm er das Amt eines Kanzlers von Lancaster, das er bis zum Rücktritt Gladstones im Juni 1885 behielt.
1) Harris, engl. Philolog und Kirchenschriftsteller, geboren im Oktober 1641 zu Dublin, [* 33] in dem Trinity College daselbst gebildet, ließ sich 1666 zu Oxford nieder, wo er 1688 die Professur der Geschichte erhielt, besonders wegen seiner eifrigen Verteidigung der anglikanischen Kirche. Seine Weigerung, Wilhelm III. an Stelle des vertriebenen Jakob II. den Eid der Treue zu leisten, zog 1691 seine Absetzung nach sich. Er privatisierte seitdem in dem Dorf Cookham und starb zu Shottesbrook in Berkshire. Am geschätztesten unter seinen Werken sind seine chronologischen Schriften: »Dissertationes Cyprianicae« (Oxf. 1682);
»Annales Vellejani, Quintiliani, Statiani« (das. 1698, Leid. 1719);
»De Graecorum Romanorumque cyclis« (Oxf. 1701);
»Annales Thucydidei et Xenophontei« (das. 1702) u. a.
Vgl. Brokesby, The life of Dodwell (Lond. 1715 u. 1723, 2 Bde.).
2) Edward, engl. Altertumsforscher, geb. 1767 zu Dublin, bereiste 1801-1806 Griechenland [* 34] und lebte dann in Italien, [* 35] wo er zu Rom [* 36] starb. Die Archäologie förderte er durch sein wertvolles Reisewerk »Classical and typographical tour through Greece« (Lond. 1818, 2 Bde.; deutsch von Sickler, Meining. 1821) und die nach seinen Originalzeichnungen herausgegebenen »Thirty Views in Greece« (1821) und »Cyclopian or Pelasgic remains in Greece and Italy« (131 Zeichnungen, 1834). Nach ihm benannt ist die Dodwell-Vase in München, ein altgriechisches Thongefäß mit Tierreihen und einer Jagdszene in orientalischem Stil (s. Tafel »Vasen«). [* 37]
(holländ., spr. dulen),
»Schützen«, welche sich in den Niederlanden seit dem Mittelalter zu Gilden und Gesellschaften vereinigten. Bei ihren festlichen Aufzügen und Mahlzeiten ließen sie sich gern malen, und so entstanden im 16. und 17. Jahrh. die sogen. Doelenstücke, auch Schutter- (Schützen-) Stücke, Gesellschafts- und Regentenstücke genannt, letzteres, wenn nur die Vorsteher darauf dargestellt waren. Solche Doelenstücke finden sich noch in großer Zahl in Rathäusern und Museen der Niederlande. [* 38] Die berühmtesten sind von Frans Hals, Rembrandt und van der Helft.
(spr. duhs), 1) Jakob van der, holländ. Maler, geb. 1623 zu Amsterdam, [* 39] war mehrere Jahre Schüler N. Moeyaerts, ging später nach Paris [* 40] und darauf nach Rom, wo P. van Laar Einfluß auf ihn ausübte, ward nach seiner Rückkehr Vorsteher der Malergilde im Haag [* 41] und starb in Sloten bei Amsterdam. Does malte Landschaften, die meist mit Ziegen und Schafen staffiert, schön komponiert und von klarem, tiefem, warmem Ton, doch ¶
von etwas oberflächlicher Zeichnung sind. Im Belvedere zu Wien, in Schleißheim u. a. O. finden sich Bilder von ihm, die übrigens nicht häufig vorkommen. Vortrefflich ist seine Radierung: eine Gruppe von fünf Schafen.
2) Simon van der, Maler und Radierer, Sohn des vorigen, geb. 1653 zu Amsterdam, nahm seinen Wohnsitz im Haag, lebte jedoch auch einige Zeit in Friesland und ein Jahr in England. Später ging er nach Antwerpen [* 43] und Brüssel. [* 44] Er ähnelt in seiner Kunstweise seinem Vater, doch spielen in der Staffage die Menschen bei ihm eine größere Rolle; auch malte er Porträte [* 45] in Netschers Weise. Er starb angeblich 1717.
(spr. dus-, Doesburg), befestigte Stadt in der niederländ. Provinz Geldern, am Zusammenfluß der Alten und Neuen Yssel, mit einer Schiffbrücke von 95 m Länge, einer schönen Kaserne und (1883) 4484 Einw., welche berühmten Senf fertigen und mit Holz [* 46] und Getreide [* 47] Handel treiben. Auch der Transithandel und die Schiffahrt sind nicht ohne Bedeutung. Doesborgh führte in alten Zeiten den Namen Drususburg und wurde 1585 von den Spaniern, von den Preußen [* 48] unter General v. Oppen mit Sturm genommen. Es ist Geburtsort der bekannten Admirale van Kinsbergen und Verhuell.
(engl., spr. dohskins), s. Buckskin. ^[= (v. engl. buck, "Bock", und skin, "Haut", also wörtlich: Bockshaut), geköperte ...]
(spr. duht-), Stadt in der niederländ. Provinz Geldern, am Zusammenfluß der Slingebeek und der Alten Yssel, mit (1883) 3021 Einw., einer lateinischen Schule, Holzhandel und stark besuchten Jahrmärkten.
In den benachbarten Dörfern sind Eisenhütten.
Die sehr alte Stadt, welche schon 838 erwähnt wird, war Mitglied der Hansa.
Pfarrdorf im württemberg.
Neckarkreis, Oberamt Böblingen, 3 km vom Bahnhof Schafhausen (bei Weil der Stadt), mit Baumwollweberei, Hopfenbau und (1880) 1025 evang. Einwohnern;
berühmt durch die mehrfach poetisch (von Schiller und Uhland) gefeierte Döffinger Schlacht zwischen Graf Eberhard dem Greiner und den schwäbischen Reichsstädten, in welcher die Städter eine gänzliche Niederlage erlitten, Eberhards Sohn Ulrich aber das Leben verlor.
(ital.), Zollamt, Zollhaus.
(spr. dohdsche, ital., v. lat. dux), das Staatsoberhaupt der ehemaligen Republiken Venedig [* 49] und Genua [* 50] mit dem Rang eines regierenden Fürsten. In Venedig findet sich diese Würde schon im 8. Jahrh. Damals wurde der Doge von den Bürgern gewählt, hatte aber fast absolute Gewalt, die durch eine neue Verfassung Ende des 12. Jahrh. in solche Abhängigkeit vom Rat gebracht wurde, daß eine Wahl zu diesem Amt, namentlich wegen der strengen Haftpflicht, die sich auch auf die Erben des Dogen für etwa nach seinem Tod entdeckte Mißbräuche erstreckte, keineswegs immer gern angenommen wurde.
Nach der erwähnten Verfassung wurde der Doge nicht mehr vom Volk, vielmehr von einem engern Ausschuß des Großen Rats gewählt. Der erste so 1177 gewählte Doge, Ziani, vollzog auch zum erstenmal die später immer wieder gefeierte symbolische Vermählung des neuen Dogen mit dem Meer durch Werfen eines kostbaren Ringes von dem prächtigen Staatsschiff in die Tiefe. Genua gab sich den ersten Dogen 1339, doch wurde die Würde während der innern Wirren mehrmals abgeschafft; erst die durch Andreas Doria 1528 eingeführte Verfassung setzte die Stellung des Dogen fest und bestimmte, daß nur sehr vermögende Senatoren und Mitglieder des Großen Rats im Alter von mindestens 50 Jahren wählbar seien. Die Regierungszeit wurde auf zwei Jahre beschränkt. Der Friede von Campo Formio 1797 machte beiden Republiken und damit auch der Würde des Dogen ein Ende. Noch einmal wurde dieselbe 1802 in Genua hergestellt, hörte aber 1805 mit Einverleibung der Ligurischen Republik in das französische Kaiserreich endgültig auf zu bestehen.
s. Hund. ^[= # (Canis L., hierzu Tafel I [Hunderassen] und II [Jagdhunde]), Raubtiergattung aus der Familie ...]
in der Architektur, s. Docke. ^[= ein in den Künsten und Gewerben häufig vorkommender Ausdruck, bezeichnet zunächst kurze, ...]
(Doggerboot, v. altholländ. Dogger, Kabeljau), holländ. Fischerfahrzeug;
im geologischen Sinn s. Juraformation. [* 51]
große Sandbank in der Nordsee, zwischen England und Dänemark, [* 52] wichtig für den Stockfischfang;
am Südende derselben Seetreffen zwischen den Holländern unter Zoutmann und den Briten unter Hyde Parker.
(spr. doghjel), Matthias, poln. Geschichtschreiber des 18. Jahrh., Mitglied der Kongregation der Piaristen, gründete zu Wilna, [* 53] wo er Rektor war, eine Druckerei für lateinische Werke und begleitete den jungen Grafen Campo auf seinen Reisen nach Deutschland [* 54] und Frankreich. Vornehme Verbindungen verschafften Dogiel Zutritt zu den polnischen Reichs- und Familienarchiven. So entstand sein »Codex diplomaticus regni Poloniae et magni ducatus Lithuaniae«; von den acht Bänden durften jedoch nur der erste, vierte und fünfte (Wilna 1758) gedruckt werden; von den fünf unterdrückten sollen von Dogiel selbst herrührende Handschriften in Petersburg [* 55] und Wilna sein. Eine Bearbeitung der Urkunden gab er in den »Limites regni polonici et magni ducatus Lithuaniae ex originalibus et authenticis exemplis descripti« (Wilna 1758).
(griech., Mehrzahl: Dogmata, Dogmen), als positive Behauptung ausgesprochene Lehrmeinung;
in der altklassischen Litteratur philosophischer Lehrsatz;
im Neuen Testament kaiserliche Verordnung (Luk. 2, 1;. Apostelgesch. 17, 7),. gesetzliche Bestimmung (Eph. 2, 15;. Kol. 2, 14), Konzilsbeschluß (Apostelgesch. 16, 4);.
auf kirchlichem Gebiet die Glaubenslehre oder auch ein einzelner Glaubenssatz als zeitweiliger lehrhafter Ausdruck der religiösen Erfahrung in der Gemeinde.
Durch letztere Bestimmung unterscheidet sich das Dogma von der bloßen Privatmeinung einzelner Kirchenlehrer;
s. Glaubensartikel.
(griech.), die systematische Darstellung der Dogmen (s. Dogma). Da die letztern von der Kirche oder den Kirchen formuliert werden, so wird auch jede Dogmatik einer bestimmten Kirche angehören. Diese kirchliche Dogmatik tritt in einer Zeit, in der die Kirche das sämtliche Wissensgebiet beherrscht und die Ansprüche des forschenden Geistes vor den Interessen eines ungebrochenen Glaubens verstummen, als eigentliche Universalwissenschaft auf. So die Scholastik im Mittelalter, ähnlich auch die lutherische und reformierte Orthodoxie im 16. und 17. Jahrh. Aufgabe dieser kirchlichen Dogmatik waren außer der präzisen Darstellung des Lehrbegriffs aus den Bekenntnissen Beweis und Begründung desselben gegen Zweifel und Widersprüche, zugleich auch verstandesmäßige Herleitung der abgeleiteten Elemente aus den grundlegenden. Lediglich moderne Formen der Dogmatik sind dagegen die kritische, welche die kirchlichen Lehrbestimmungen an den Resultaten der wissenschaftlichen Welterklärung oder an dem fortgeschrittenen religiösen Bewußtsein mißt;
die philosophische, welche die Dogmen vom Standpunkt eines spekulativen Systems zurechtlegt;
die biblische, welche lediglich den religiösen Gehalt der Heiligen Schrift zusammenstellt; ¶
die komparative oder vergleichende Darstellung der in verschiedenen Kirchen geltenden Lehren. [* 57] Den zu bearbeitenden Stoff ordnete man protestantischerseits entweder nach der ökonomischen Methode, d. h. man teilte denselben nach den Personen der Dreieinigkeit ein, welchem Schema sich das gesamte Material fügen mußte (so besonders die Dogmatiker aus der spekulativen Schule), oder nach der Föderalmethode, d. h. man teilte den Stoff ein nach dem Schema der drei Bündnisse (s. Bundestheologie) oder nach der am häufigsten befolgten Lokalmethode, welche in besondern Artikeln (s. Loci communes) von der Bibel, [* 58] von Gott, vom Menschen, von Christus, von dem Heiligen Geist etc. den Stoff abhandelt.
Hiernach werden die verschiedenen Teile der Dogmatik besonders bezeichnet als: Bibliologie (Lehre [* 59] von den heiligen Urkunden);
Theologie im engern Sinn (Lehre von Gott mit Einschluß der Lehre von den göttlichen Werken), wozu die Lehre von den Engeln (Angelologie und Dämonologie) als Anhang kommt;
Anthropologie (Lehre von der Schöpfung des Menschen, seiner Natur und höhern Würde) mit Einschluß der Ponerologie (Lehre von Sündenfall, Erbsünde und sündigem Verderben);
Soteriologie mit Einschluß der Christologie (Lehre von der Person und dem Werk Christi, aber auch von der Heilsordnung mit Einschluß der Lehre von der Kirche und deren Gnadenmitteln) und Eschatologie (Lehre von den letzten Dingen, dem Tode, der Auferstehung, dem Weltgericht und Weltende).
Erst neuerdings sind, teilweise im Zusammenhang mit der von Schleiermacher und Rothe versuchten Umwandlung der Dogmatik in eine lediglich historische Disziplin, welche »von dem Zusammenhang der in einer christlichen Kirchengemeinschaft zu einer gegebenen Zeit geltenden Lehre« Rechenschaft geben solle, an die Stelle der alten Einteilungsgründe ganz andre Gesichtspunkte, wie Sünde und Gnade oder Naturordnung, sittliche Weltordnung und Heilsordnung etc., getreten, wie denn auch der Name Dogmatik seit Schleiermacher vielfach dem Ausdruck »Glaubenslehre« Platz gemacht hat.
Was aber die von letztgenanntem Theologen datierende moderne Entwickelung der Dogmatik von dem gesamten veralteten Betrieb derselben grundsatzmäßig unterscheidet, ist die angestrebte Unterscheidung zwischen dem wirklichen Inhalt des von religiös-ethischen Interessen geleiteten christlichen Glaubens und jenen lediglich physikalischen und metaphysischen Fragen, welche die alte Dogmatik in naiver Weise in die religiösen hinein- und mit denselben zu einem oft recht monströsen mixtum compositum verarbeitet hatte.
Von einer apriorischen Konstruktion absehend, beruft sich die Dogmatik seither in ihren bessern Vertretern zunächst auf die christliche Erfahrung, um auf dem kritisch gesicherten Grunde dieser Thatsache den Inhalt des christlichen Glaubens zur systematischen Darstellung zu bringen. Die hauptsächlichsten Lehrbücher der protestantischen Dogmatik sind: Schleiermacher, Der christliche Glaube nach dem Grundsätzen der evangelischen Kirchen (5. Aufl., Berl. 1861, 2 Bde.);
Nitzsch, System der christlichen Lehre (6. Aufl., Bonn [* 60] 1851);
Twesten, Vorlesungen über die Dogmatik der evangelisch-lutherischen Kirche (4. Aufl., Hamb. 1838, 2 Bde.);
Schweizer, Die christliche Glaubenslehre (2. Aufl., Leipz. 1877, 2 Bde.);
Lipsius, Lehrbuch der evangelisch-protestantischen Dogmatik (2. Aufl., Braunschw. 1879);
Biedermann, Christliche Dogmatik (2. Aufl., Berl. 1884-85, 2 Bde.).
Vgl. Schwarz, Zur Geschichte der neuern Theologie (4. Aufl., Leipz. 1869);
Gaß, Geschichte der protestantischen Dogmatik (Berl. 1854-67, 4 Bde.).
(griech.), Vertreter der altgriechischen medizinischen Schule, s. Medizin.
Methode, dasjenige Lehrverfahren, bei dem gewisse Sätze (Dogmen) aufgestellt, begrifflich erläutert und dann aus ihnen weitere Folgerungen gezogen werden. Zu ihr gehört die apodiktische Methode als besondere Form, indem diese von Sätzen ausgeht, die als unbestritten und unbestreitbar angesehen werden.
Die d. M. fällt wesentlich zusammen mit der synthetischen oder deduktiven Methode, während ihr die heuristische oder analytische und die kritische Methode gegenüberstehen.
Glaubenssätze (Dogmen) oder etwas als Glaubenssatz (Dogma) vortragen.
(Dogmatismus, griech.), s. v. w. dogmatische Methode, im übeln Sinn dasjenige Lehrverfahren, welches ohne Prüfung der Prinzipien und Schranken der Erkenntnis von gewissen positiven Sätzen ausgeht und darauf Folgerungen baut, als seien jene selbstverständlich. In diesem Sinne nannte Kant die ältere Philosophie Dogmatismus und setzte ihr seinen Kritizismus entgegen, während früher nur der Skeptizismus als Gegner des Dogmatismus galt.
Dogmatist, ein dem Dogmatismus. Ergebener.
die wissenschaftliche Darstellung des Prozesses, in welchem der christliche Glaubensinhalt allmählich auf einen bestimmten Begriff und kirchlich anerkannten Ausdruck gebracht worden ist. Sie hat die sogen. biblische Theologie zu ihrer Voraussetzung, während die Dogmatik das Ergebnis der ganzen in der Dogmengeschichte dargestellten Bewegung bildet. Als ein aus der allgemeinen Kirchengeschichte abgelöster, durch seine weitläufige Verzweigung selbständig gewordener Teil derselben erscheint sie als Brücke, [* 61] die von der historischen in die systematische Theologie hinüberführt. Da das Dogma oft philosophische Form und Bedeutung annimmt, seinen Ausgangspunkt auf dem Gebiet der Philosophie hat oder von da Beeinflussung erfährt, steht die Dogmengeschichte in genauen Beziehungen zur Geschichte der Philosophie, während die sogen. Symbolik nur einen Querschnitt durch ein bestimmtes, die Unterscheidungslehren der Konfessionen [* 62] produzierendes und formulierendes Entwickelungsstadium der dogmatischen Bildungen darstellt. Zu unterscheiden von der Dogmengeschichte ist auch die Geschichte der Dogmatik, welche es mehr nur mit der Technik der Glaubenslehre zu thun hat, während die Dogmengeschichte in ihrem allgemeinen Teil die Charakteristik der Entwickelung des dogmatischen Denkens im großen, die Einflüsse, von welchen es beherrscht ist, die geistigen Erscheinungen, welche dasselbe repräsentieren, im speziellen Teil die Geschichte der einzelnen Dogmen zur Darstellung bringt.
Dadurch ist die Quereinteilung bedingt, während die Längenteilung durch die großen Perioden der Kirchengeschichte schon gegeben ist. Man wird in der alten Zeit, der Zeit der Bildung des kirchlichen Lehrbegriffs, unterscheiden können die Bildung desselben durch das dogmatische Denken der altkatholischen Kirche (bis etwa 300) und durch die synodalen Organe der Kirche (bis etwa 600); in der mittlern, der Zeit des Feststellen und Festhaltens des Lehrbegriffs, die Befestigung durch die Hierarchie (bis etwa 1100) und durch die scholastische Theologie und Philosophie (bis etwa 1500); in der neuern Zeit, als der Periode der Läuterung und Auflösung des Lehrbegriffs, die Läuterung des einen, subjektiven Teils der Dogmatik durch die religiöse Reform (bis etwa 1700) und die Auflösung des andern, objektiven Teils durch die wissenschaftliche Reform der beiden letzten Jahrhunderte. In dieser selbständigen ¶
Durchführung ist die Dogmengeschichte übrigens noch kaum 100. Jahre alt. Die heute gebräuchlichsten Handbücher sind von F. K. Meier (Gießen [* 64] 1840, 2. Aufl. 1854), Hagenbach (Leipz. 1840, 5. Aufl. 1867), F. Chr. Baur (»Lehrbuch der christlichen Dogmengeschichte«, Stuttg. 1847; 3. Aufl., Leipz. 1867; »Vorlesungen über Dogmengeschichte«, das. 1865-67, 2 Bde.),
F. Nitzsch (Berl. 1870, Bd. 1),
Thomasius (»Die christliche Dogmengeschichte«, Erlang. 1874-76, 2 Bde.),
Landerer (»Neueste Dogmengeschichte«, hrsg. von Zeller, Heilbr. 1881) und A. Harnack (Freiburg [* 65] 1886, 2 Bde.).
(spr. -atschka), Markt im ungar. Komitat Krassó-Szörény, mit (1881) 3306 Einw., bedeutendem Bergbau [* 66] auf Gold, [* 67] Silber, Kupfer, [* 68] Eisen, [* 69] Blei, [* 70] Zink.
Kanal [* 71] aus Stein, Eisen oder Holz zur Durchführung kleiner Wasserläufe durch Dämme von Eisenbahnen oder Straßen (s. Durchlaß);
in manchen Gegenden s. v. w. Kloake, Abzugsgraben.
s. Rabe. ^[= # (Corvus L.), Gattung aus der Ordnung der Sperlingsvögel und der Familie der Raben (Corvidae ...]
Dorf in der sächs. Kreis- und Amtshauptmannschaft Dresden, [* 72] im Plauenschen Grund, mit Amtsgericht, Eisengießerei [* 73] und Maschinenfabrik, chemischer Fabrik (Schwefelsäure), [* 74] Gußstahl-, Thonwaren- und Glasfabrikation, [* 75] Steinkohlengruben und (1880) 2194 evang. Einwohnern.
Theodor, Klavierspieler und Komponist, geb. zu Neapel, [* 76] wo sein Vater, ein Deutscher, als Kapellmeister lebte, erhielt seine erste musikalische Erziehung durch Julius Benedict und erntete bereits im 13. Lebensjahr in öffentlichen Konzerten zu Neapel großen Beifall. Nachdem sein Vater 1829 nach Lucca [* 77] und wenige Monate später nach Wien übergesiedelt war, erhielt er hier unter Czerny seine pianistische Ausbildung, nahm zugleich bei Simon Sechter Unterricht in der Komposition und konnte bald mit solchem Erfolg an die Öffentlichkeit treten, daß ihn sein Beschützer, der Herzog von Lucca, zum Kammervirtuosen ernannte.
Seine eigentlichen Kunstreisen datieren von 1836; sie führten ihn durch Deutschland, Frankreich, England und die Niederlande nach Rußland, wo er sich 1846 mit der Fürstin Tscheremetiew vermählte. Nach Italien 1848 zurückgekehrt, wurde er vom Herzog von Lucca baronisiert und starb in Florenz. [* 78] Döhlers Spiel war nach allen Seiten der Technik hin vortrefflich und sein Vortrag äußerst elegant und geschmackvoll. Seine Kompositionen, ausschließlich für das Klavier, sind gefällig und glänzend, aber ohne Tiefe, mit Ausnahme seiner Etüden und einer Tarantella, welche auch höhern Kunstansprüchen genügen.
1) Christian Wilhelm von, politischer und histor. Schriftsteller, geb. zu Lemgo, besuchte das dortige Gymnasium und studierte in Leipzig [* 79] erst Theologie, dann die Rechte. Von Basedows philanthropischen Bestrebungen angezogen, begab er sich zu jenem nach Altona [* 80] und begleitete ihn nach Dessau. [* 81] 1773 kam er als Pagenhofmeister an den Hof [* 82] des Prinzen Ferdinand, Bruders Friedrichs d. Gr., nach Berlin, widmete sich jedoch von 1774 an wieder zu Göttingen [* 83] staatsrechtlichen, geschichtlichen und volkswirtschaftlichen Studien, begründete hier mit Boie die Zeitschrift »Das deutsche Museum«, erhielt 1776 eine Professur der Finanzwissenschaft und Statistik am Carolinum in Braunschweig, [* 84] wo er seine »Materialien zur Statistik und neuesten Staatengeschichte« (Lemgo 1777-85, 5 Lfgn.) veröffentlichte, kehrte 1777 nach Berlin zurück, erwarb sich hier durch seine »Geschichte des bayrischen Erbfolgestreits nebst Darstellung der Lage desselben« (Frankf. 1779), durch welche er das Publikum zu Preußens [* 85] gunsten und gegen Österreich [* 86] zu stimmen suchte, die ersehnte Anstellung im preußischen Staatsdienst als Geheimer Archivar und Kriegsrat im Departement der auswärtigen Angelegenheiten und wurde für seine Schrift »Über den deutschen Fürstenbund« (1785) zum Geheimen Kreisdirektorialrat und Gesandten bei dem niederrheinisch-westfälischen Kreis und bevollmächtigten Minister am kurkölnischen Hof ernannt.
Als die revolutionären Bewegungen im Sommer 1789 in Lüttich [* 87] ausbrachen, rechtfertigte Dohm die preußische Politik in seinem Werk »Die Lütticher Revolution im Jahr 1789 und das Benehmen Sr. Königl. Majestät von Preußen bei derselben«. 1792-97 hatte Dohm zeitweise für die Verpflegung der preußischen Truppen zu sorgen und war gleichzeitig stets bedacht, die Absichten Österreichs auszuforschen und dessen etwanigen geheimen Unterhandlungen mit Frankreich auf die Spur zu kommen.
Von Friedrich Wilhelm II. geadelt, wurde er 1797 als dritter Gesandter zum Friedenskongreß nach Rastatt [* 88] geschickt und hierauf bei der Organisation der von Preußen neuerworbenen Länder beschäftigt. Im Juni 1804 als Kammerpräsident der eichsfeld-erfurtischen Kriegs- und Domänenkammer nach Heiligenstadt versetzt, harrte er während der französischen Okkupation dieser Lande 1806 standhaft aus und suchte bei Napoleon in Warschau [* 89] für das Interesse derselben zu wirken.
Nach dem Tilsiter Frieden von Joh. v. Müller bewogen, in westfälische Dienste [* 90] überzutreten, ward er als Gesandter König Jérômes nach Dresden geschickt, nahm aber 1810 seine Entlassung und zog sich auf sein Gut Pustleben bei Nordhausen [* 91] zurück. Hier widmete er den Rest seines Lebens einem großen Geschichtswerk: »Denkwürdigkeiten meiner Zeit, oder Beiträge zur Geschichte vom letzten Viertel des 18. und vom Anfang des 19. Jahrhunderts« (Lemgo 1814-19, 5 Bde.). Dies Buch enthält eine Geschichte Friedrichs II., insbesondere der innern Verwaltung desselben 1778-86, und zeichnet sich durch Fülle der Kenntnisse und ein zwischen Lob und Tadel vorsichtig abwägendes Urteil vorteilhaft aus. Dohm starb
Vgl. Gronau, C. W. v. Dohm nach seinem Wollen und Handeln (Lemgo 1824).
2) Ernst, humorist. Schriftsteller, geb. zu Breslau, [* 92] studierte in Berlin und Halle Theologie und Philosophie, bekleidete darauf eine Hauslehrerstelle in der Nähe von Berlin und ließ sich später als Litterat und Mitarbeiter an verschiedenen Zeitschriften in Berlin nieder. Hier übernahm er Anfang 1849 die Redaktion des Witzblattes »Kladderadatsch«, wo sein durch ernste Studien und gediegene Kenntnisse geschultes Talent die ihm zusagende Sphäre fand. Dohm bewährte sich als einer der schlagfertigsten und glänzendsten Vertreter der politischen Satire in Deutschland, und ein großer Teil der für das Blatt [* 93] gelieferten poetischen Beiträge hat dauernden Wert. Er starb in Berlin. Als selbständige Dichtungen von Dohm erschienen: »Der Trojanische Krieg« (Berl. 1864),
ein Lustspiel, worin unter der Maske des Trojanischen Kriegs die modernen deutschen Verhältnisse persifliert werden;
der Schwank »Ihr Retter« (das. 1862);
der parodierende dramatische Scherz »Komm her!« (das. 1864);
die virtuos-launigen »Sekundenbilder. Ungereimte Chronik« (das. 1880) u. a. Von seinen Übersetzungen aus dem Französischen und Spanischen seien »Lafontaines Fabeln« (Berl. 1876 bis 1877, mit Illustrationen von Doré) hervorgehoben. - Dohms Gattin Hedwig, geb. zu Berlin, trat für die Frauenemanzipation in die Schranken mit den Schriften: »Der Jesuitismus im Hausstand« (Berl. 1873);
»Die wissenschaftliche ¶
Emanzipation der Frau« (das. 1874) und »Der Frauen Natur und Recht« (das. 1876). Auch schrieb sie mehrere kleine Lustspiele: »Der Seelenretter« (1876); »Vom Stamm der Asra« (1876); »Ein Schuß ins Schwarze« (1878) u. a.
Robert, Kunstschriftsteller, geb. zu Berlin, trat 1864 als Baueleve in das Schloßbauamt, bezog 1865 die Universität und gleichzeitig die Bauakademie. Nachdem er 1868 promoviert, verweilte er im Winter 1869-70 Studien halber in Rom. 1871 wurde er zum Vorstand der Bibliothek des königlichen Hauses in Berlin, 1878 daneben zum Direktorialassistenten und später zum Direktor an der Nationalgalerie, aus welcher Stellung er 1884 ausschied, und dann zum Direktor der Kunstsammlungen des preußischen Königshauses ernannt. Er veröffentlichte unter anderm: »Die Kirchen des Cistercienserordens in Deutschland« (Leipz. 1869),
»Das königliche Schloß in Berlin« (das. 1876, mit 40 Tafeln in Lichtdruck),
»Barock- und Rokokoarchitektur« (Berl. 1884 ff.),
»Paul Deckers Fürstlicher Baumeister« (das. 1885) und redigierte das Sammelwerk »Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit« (im Verein mit vielen Fachgenossen, Leipz. 1875-85).
1) alte Stadt in der Kreishauptmannschaft Dresden, Amtshauptmannschaft Pirna, [* 95] 177 m ü. M., an der Müglitz und 3 km von der Eisenbahnstation Mügeln (an der Eisenbahn von Dresden nach Bodenbach), hat eine ansehnliche Pfarrkirche von 1212, Fabriken für Strohpapierstoff, Holzstoff, [* 96] Strohhüte und Leder, Bierbrauerei, [* 97] Töpferei, umfangreiche Schlächterei, eine Dampfsägemühle und (1880) 2249 evang. Einwohner. - Dohna (urkundlich Donaw, Donyn) wird zuerst 1107 als Stadt erwähnt, war ein fester Platz an der böhmischen Grenze und ein Lehen der Markgrafen von Meißen. [* 98]
Die Burggrafen von Dohna besaßen einen Hof in Dresden und viele Orte im S. und SO. bis Dippoldiswalde. Die Burg ward 1402 vom Markgrafen von Meißen zerstört, an ihrer Stelle ließ Graf Heinrich Ludwig von Dohna 1803 einen Turm [* 99] bauen. Besonders berühmt war im Mittelalter der Dohnaer Schöffenstuhl (Dohnaisches Mal oder Dohnaisches Ritterding), der aus 18 adligen Vasallen und dem präsidierenden Burggrafen bestand und oft selbst dem Ausland Urteile gab. Er kommt urkundlich zuerst 1325 vor. Nach der Zerstörung der Burg Dohna ließ der Markgraf den Stuhl zu Dresden fortbestehen; 1541 wurde derselbe auf Lehnssachen beschränkt und 1572 durch den Kurfürsten August mit dem 1420 zu Leipzig errichteten Schöffenstuhl vereinigt.
Vgl. Möhring, Dohna, Burg und Stadt (1843).
2) Grafschaft in Ostpreußen, [* 100] Kreis Preußisch-Holland, wurde 1840 aus einem Teil der Dohnaischen Güter gebildet, zu welchen der Graf Stanislaus zu D. als Anführer einer Söldnerschar in dem Krieg von 1454 bis 1466 den Grund gelegt hatte.
altes deutsches Adelsgeschlecht, das schon im 10. Jahrh. mit der Burggrafschaft Dohna (s. oben) bei Pirna belehnt war und bereits im 13. Jahrh. bedeutende Güter besaß. Nachdem 1402 die Burg von Wilhelm, Markgrafen von Meißen, zerstört und deren Lehen eingezogen worden waren, hielten sich Burggrafen von am böhmischen Hof auf; andre erwarben Güter in Schlesien. [* 101] Doch erneuerte Kaiser Siegmund 1423 die Belehnung mit der Reichsburggrafschaft Dohna. Ein dritter Zweig, der in der Lausitz die Herrschaften Staupitz, Königsbrück, Muskau etc. erworben hatte, erlosch zu Anfang des 17. Jahrh. Im 15. Jahrh. zerfiel das Geschlecht in eine schlesische und eine preußische Linie.
Die schlesische Linie erlosch 1711, die preußische Linie spaltete sich wieder in zwei. Die ältere Linie teilte sich in die Linien Dohna-Lauck und Dohna-Reichertswalde, die jüngere, Vianische Linie in die Linien Dohna-Schlobitten, Dohna-Schlodien mit Carwinden, die sich wieder in das Haus Schlodien mit Carwinden und das Haus Kotzenau (in Schlesien) scheidet, und Dohna-Carwinden (schwedische Linie), die 1820 im Mannesstamm ausstarb. Kaiser Ferdinand III. anerkannte 1648 die Burggrafschaft der Familie. König Friedrich Wilhelm IV. erhob die Majorate zu Schlobitten, Lauck, Reichertswalde und Schlodien mit Carwinden zu einer Grafschaft Dohna und verlieh den Inhabern dieser Majorate 1854 die erbliche Mitgliedschaft im preußischen Herrenhaus. Die namhaftesten Sprößlinge des Geschlechts sind:
1) Abraham II., Graf von, einer der bedeutendsten Staatsmänner seiner Zeit, aus der schlesischen Linie, ward kaiserlicher Großbotschafter in Polen, Kaisser Rudolfs II. Rat und Landvogt in der Oberlausitz, 1611 Kammerpräsident in Böhmen, [* 102] kaufte Wartenberg und Groschütz und machte dies 1606 zum Familienfideikommiß nach Erstgeburtsrecht. 1600 in den Reichsfürstenstand erhoben (was jedoch später die Familie nicht benutzte), starb er 1612.
2) Karl Hannibal, Graf von, Sohn des vorigen, geb. 1588, ward als Erbe seines Vaters Landvogt in der Oberlausitz und schloß sich, nachdem er zur katholischen Kirche übergetreten, während der böhmischen Rebellion eng an Österreich an. Zur Belohnung wurde er Kammerpräsident in Schlesien und machte sich besonders durch Verfolgung der Protestanten in Schlesien bemerklich. Als er 1628 mit grausamer Härte durch kaiserliche Dragoner die Protestanten zum Katholizismus zwingen wollte, erwarb er sich den Beinamen des Seligmachers. Auch belastete er Schlesien mit furchtbarem Steuerdruck. Wegen einer Auflage auf Kühe hieß er der Kühmelker. Der Dichter Opitz war eine Zeitlang sein Sekretär. [* 103] Er starb in Prag. [* 104]
3) Fabian, Graf von, geb. 1550 aus der preußischen Linie, ward Rat, Hofmarschall und Abgesandter des Pfalzgrafen Johann Kasimir an mehreren Höfen, machte einen Feldzug in den Niederlanden sowie in Polen mit und führte 1587 die Heinrich von Navarra (späterm König Heinrich IV. von Frankreich) zu Hilfe gesendeten 13,000 Mann pfälzischer Hilfstruppen, mit denen er bis an die Loire vordrang. 1591 diente er wieder in Frankreich auf seiten Heinrichs IV., wohnte nach seiner Rückkehr im Auftrag des Kurfürsten Friedrich IV. von der Pfalz dreimal dem Reichstag zu Regensburg [* 105] bei, empfing 1594 vom Kaiser Rudolf II. die Lehen und wurde 1604 vom Kurfürsten Joachim Friedrich von Brandenburg [* 106] zum Oberstburggrafen ernannt. Er trat zur reformierten Kirche über und starb 1622.
4) Christoph Delphicus, Burggraf und Graf von Dohna-Carwinden, von der schwedischen Linie, geh. zu Delft, trat in schwedische Dienste, ward 1651 Oberkammerherr der Königin Christine, 1653 Oberst der Leibgarde, 1654 Generalmajor der Infanterie und Oberst der Ritter und Lehnspferde in dem Herzogtum Bremen, [* 107] 1656 Vizegouverneur von Bremen und Verden, [* 108] 1659 General der Infanterie, kommandierte 1666 das schwedische Lager [* 109] vor Bremen, ward Feldmarschall, ging 1667 als außerordentlicher Botschafter zum Friedenskongreß nach Breda, unterzeichnete im Haag die bekannte Tripelallianz und starb in London. [* 110]