(bei den Alten
Tyras oder Danaster, Danastris, türk. Turla genannt), russ.
Fluß, kommt schon schiffbar aus dem österreichischen
Galizien, wo er auf den
Karpathen unweit der
Quellen des
San seinen Ursprung
hat, tritt bei
Chotin auf russisches Gebiet, durchströmt die
GouvernementsPodolien,
Cherson und
Bessarabien, indem er dieGrenze
der erstern beiden gegen letzteres bildet, und ergießt sich zwischen
Akjerman und
Owidiopol mittels eines 28 km langen und 7 km
breiten, sehr seichten
Limans in das
Schwarze Meer. Er hat einen reißenden
Lauf, wodurch er sich von den meisten russischen
Strömen unterscheidet, gelbliches, schaumiges, oft kotiges
Wasser, eineMenge Felsblöcke in seinem
Bette,
die bei
Jampol eine beträchtliche
Stromschnelle bilden, wodurch die
Schiffahrt auf eine
Strecke unterbrochen wird.
Die direkte
Länge des Dnjestr beträgt 670, mit Einschluß der
Krümmungen 1040 km, und das Stromgebiet umfaßt ein
Areal von 76,860
qkm (1396 QM.). Der Dnjestr erhält aus Rußland nur unbedeutende
Nebenflüsse, so in
Podolien den Podhone (Grenzfluß gegen
Galizien), die Razka, Irwa und Smotriza, in
Cherson den Jaurlik (Jahorlik)
und Kurtschugan und in
Bessarabien den Reut, welcher
Dubossary gegenüber in den Dnjestr fällt, und die Botna. Eine Eigentümlichkeit
des Dnjestr ist die, daß er eine Art
Ebbe und
Flut hat und täglich mehrere
Male steigt und fällt.
Seine gewöhnliche
Breite
[* 2] beträgt 150-225 m. Er ist stellenweise sehr tief und fischreich, daher namentlich in
Bessarabien für viele
Orte der Fischfang einen Hauptnahrungszweig bildet. Man fängt in ihm vortreffliche
Hechte, Sandarte,
Brachsen und
Karpfen sowie auch
Aale,
Störe und
Lachse. Vor seinem
Liman breitete sich eine lange, schmale,
sandige
Landzunge aus, die seit etwa 100
Jahren an vielen
Stellen von
Meeresströmungen
[* 3] und den Eisgängen des Dnjestr durchrissen
worden ist, so daß sie jetzt nur noch eine fortlaufende
Kette schmaler und niedriger
Inseln bildet.
Die
Schiffahrt auf dem Dnjestr ist für das südwestliche Rußland von großer Wichtigkeit, da
der
Fluß die kornreichen Gegenden
Podoliens,
Galiziens und
Bessarabiens durchströmt. Die mittlere Dauer derselben beträgt
283-298
Tage. 1882 wurde der Dnjestr von 2167 Fahrzeugen und 782
Flößen mit 5,353,504
PudWaren im Wert von 2,229,348
Rubel befahren;
das Floßholz repräsentierte außerdem einen Wert von 59,580
Rubel.
Holz
[* 4] von den
Karpathen wird in ungeheurer
Menge flußabwärts geflößt, sonst aber ist die
Schiffahrt trotz ihrer Wichtigkeit in jämmerlichem Zustand. Der
Handel befindet
sich, wie im ganzen südwestlichen Teil Rußlands, meistens in den
Händen von
Juden. Seit 1840 ist durch
Initiative der
Regierung
die
Dampfschiffahrt gegründet worden und zwar zwischen
Owidiopol,
Akjerman, Majakow und
Odessa.
[* 5]
in
Italien
[* 6]
Name des
Tons C, ursprünglich für Solfeggien statt des zu dumpfen ältern Solmisationsnamens
Ut, der
in
Frankreich noch gebräuchlich ist, eingeführt (von G. M.
Bononcini 1673).
(Doarium,Dotalium,Dotalicium, lat.),
Wittum,
Leibgedinge. ^[= (Leibgut, Leibrente, Leibzucht, Contractus vitalitius), im allgemeinen eine für das Leben eines ...]
Karl Theophilus; Schauspieldirektor und
Schauspieler, geb. zu
Königsberg,
[* 7] studierte die
Rechte
in
Halle,
[* 8] wo er wegen Beteiligung an einem
Tumult flüchtig werden mußte, und betrat 1750 in der
Gesellschaft
der Neuberin zum erstenmal die
Bühne.
Sechs Jahre hindurch schweifte er darauf bei wandernden
Truppen umher und gründete dann
selbst eine solche, die er aber nach kurzer Zeit aufgeben mußte. Auch eine zweite
Gesellschaft, die er 1757 bildete, und
mit der er in der Rheingegend spielte, löste sich nach Jahresfrist wieder auf. Döbbelin war darauf bis 1766 Mitglied
der Ackermannschen
Gesellschaft, ging dann nach
Berlin
[* 9] zum
DirektorSchuch,
dem er bei Abschaffung der extemporierten
Komödie
half, trennte sich aber 1767 von ihm und gründete eine dritte
Gesellschaft, mit der er mehrere preußische
Provinzen durchzog.
Nachdem er nach
KochsTode das
Privilegium für
Berlin erhalten, eröffnete er 1775 sein
Theater
[* 10] daselbst, das von dieser Zeit
an eine stehende
Bühne und, da es Döbbelin 1789 an den
Hof
[* 11] abtrat, die Grundlage des
Berliner
[* 12] Hoftheaters wurde. Hier veranstaltete
er 1783 die erste Aufführung von
Lessings
»Nathan dem
Weisen«, wie er 1772 in
Braunschweig
[* 13] auch
»Emilia Galotti«
zum erstenmal aufgeführt hatte. Döbbelin starb in
Berlin. Als Theaterdirektor strebte er eine gereinigte
Bühne an und
wußte die besten
Kräfte (wie
Fleck,
Christ,
MadameSchick u. a.)
an sich zu ziehen. Als
Schauspieler gefiel
er besonders in typischen
Partien. Er wurde der Stammvater einer verzweigten und geachteten Künstlerfamilie, deren letztes
Glied,
[* 14] der
KomikerKonrad Döbbelin, als Mitglied des Hoftheaters in
Koburg
[* 15] starb.
Pfarrdorf im Großherzogtum
Mecklenburg-Schwerin, in anmutiger Gegend am
See Dobbertin (5 km lang), 5 km südlich
von
Goldberg, mit Jungfrauenkloster und (1880) 622 evang. Einwohnern;
Dobbertin ist Sitz eines der drei Landesklöster, welches 1222
¶
mehr
als Benediktiner-Mönchskloster gegründet und 1238 in ein Nonnenkloster, 1572 in ein adliges Damenstift umgewandelt wurde,
und eines Klosteramts (238 qkm oder 4,3 QM.) mit schöner, neuerdings
restaurierter Klosterkirche (aus dem 13. Jahrh.).
HeinrichWilhelm, Forst- und Jagdschriftsteller, geb. 1699 im Erzgebirge, wanderte als Jägerbursche drei Jahre
lang an deutschen Höfen umher und fand nach manchen Wechselfällen um 1733 eine Anstellung als Oberjäger zu Hubertsburg in
Sachsen.
[* 24] Um 1757 soll er Förster zu Falkenberg und Schmeckendorf in Sachsen gewesen sein. Er starb nach 1760 in Warschau
[* 25] oder
in Pleß. Döbel ist ein hervorragender Vertreter des aus dem Jägertum herausgewachsenen »Forsthandwerks«,
welches seit 1750 durch empirische Kenntnis der Waldwirtschaft den Boden für eine systematische Forstwirtschaftslehre vorbereitete.
Seine »Eröffnete Jägerpraktika« (1746), eins der ältesten forstwirtschaftlichen
Bücher, behandeln manche Gegenstände der Jagdkunde so vortrefflich, daß sie noch jetzt Beachtung verdienen. Die Arbeit des
Leit- und Schweißhundes, die Einrichtung der eingestellten Jagden etc. sind musterhaft dargestellt. Die
neue vierte Auflage des Buches (von K. F.L. Döbel und Benicken, 1828-29, 4 Tle.) ist völlig umgearbeitet und wenig wertvoll.
[* 26] Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig,
[* 27] 109 m ü. M., an der Freiberger Mulde, welche die Stadt
wie eine Insel rings umschließt, an den LinienLeipzig-Döbeln-Dresden, Riesa-Chemnitz und Döbeln-Oschatz der Sächsischen
Staatsbahn (Zentralbahnhof 2,5 km westlich beim Dorf Kleinbauchlitz) reizend gelegen, mit reinlichen,
breiten Straßen, hat 2 Kirchen (die uralte, 1479-85 umgebaute Nikolaikirche und die Niedergottesackerkapelle), ein altes,
neuerlich restauriertes Rathaus, ein ehemaliges Benediktiner-Nonnenkloster (um 1330 von Staucha hierher verlegt und 1582 eingegangen)
und (1880) 11,802 Einw. (122 Katholiken).
Stadt (seit 1879) im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin, KreisMecklenburg,
[* 30] berühmter
Seebadeort und zeitweise Sommerresidenz des Großherzogs, in anmutiger Gegend, 4 km von der Ostsee und an der Wismar-RostockerEisenbahn, ist nicht regelmäßig gebaut, macht aber durch stattliche Gebäude, zahlreiche Villen und schöne Spazierwege einen
freundlichen Eindruck. Unter den Gebäuden liegt das großherzogliche Palais am Kamp, einem großen Platz,
die Kirche, ein großes gotisches Gebäude in Kreuzform (1232 gegründet, 1350 umgebaut und seit 1842 restauriert), im EnglischenGarten.
[* 31] Im Innern derselben befinden sich mehrere Altertümer, einige Reliquien und viele Monumente hier begrabener Fürsten,
z. B. der HerzögeChristianLudwig, KarlLeopold und FriedrichFranz. Doberan hat (1880) 3905 evang.
Einwohner und ist Sitz eines Amtsgerichts. Es hat eine der stärksten Stahlquellen mit einer wohleingerichteten Badeanstalt
[* 32] (Stahlbadehaus) in lieblichen Anlagen; auch ist Doberan berühmt als Sommerfrische und wird jährlich von mehr als 2000 Kurgästen
besucht.
Von Doberan führt eine Eisenbahn nach der 6 km entfernten Seebadeanstalt, welche, etwa 50 Schritt vom Meer,
auf dem sogen. HeiligenDamm liegt, einer aus glatten, locker liegenden und eigentümlich gefärbten und gebildeten Kieseln
bestehenden, 3-5 m hohen, gegen 30 m breiten und an 4 km langen natürlichen Erhöhung an der Ostsee, welche diese der Sage
nach in einer Nacht ausgeworfen haben soll, und die nun als Schutzwehr gegen die Meeresfluten dient. Unmittelbar
hinter diesem Damm breitet sich ein herrlicher Buchenwald bis nach Doberan aus, der nach allen Richtungen hin von wohlgepflegten
Wegen durchschnitten wird. Das Seewasser von Doberan, dessen Temperatur im Juli bis September 16-20° C. beträgt, sagt auch schwächern
und reizbaren Naturen besonders zu, da hier wegen des im Vergleich mit andern Seebädern geringern Salzgehalts und Wellenschlags
die Veränderungen im Zustand des Kranken weniger stürmisch, obwohl ebenso intensiv herbeigeführt werden. - Doberan wurde 1192 als
Cistercienserkloster an der heutigen Stätte erbaut, nachdem das bei dem nahen Althof von Pribislaw II. 1170 gegründete
Kloster (an dessen Stelle eine restaurierte Kapelle steht) 1179 von den Slawen zerstört worden war, und mit Mönchen aus dem
braunschweigischen Kloster Amelunxborn besetzt. 1552 ward Doberan säkularisiert und später fürstliches Jagdschloß. Hier wurde ein
Bündnis zwischen Dänemark
[* 33] und Brandenburg
[* 34] gegen Schweden
[* 35] geschlossen. Der Glanz der Neuzeit beginnt mit
1793, wo das Seebad, das älteste in Deutschland,
[* 36] angelegt wurde.
Seit März 1849 bis Oktober 1858 fungierte er als Gesandter im Haag
[* 42] und lebte seitdem auf seinem Familiengut nächst Baden
[* 43] (bei
Wien).
[* 44] Er beteiligte sich an den wirtschaftlichen Angelegenheiten als Verwaltungsrat der Staatsbahn und
Ausschußmitglied der WienerLandwirtschaftsgesellschaft, deren Vizepräsident und Präsident er später wurde. 1861 vom Wiener-Neustädter
Landbezirk in den Landtag und von diesem in den Reichsrat gewählt, gehörte er diesen Vertretungskörpern bis zur Sistierung
der Verfassung 1865 an. Im Mai 1867 zum lebenslänglichen Mitglied des Herrenhauses ernannt, nahm er wieder
lebhaften Anteil an der Politik (zur Zeit des Bürgerministeriums bekleidete er auch die Stelle eines Vizepräsidenten des Herrenhauses)
bis zu seinem erfolgten Tod. - Seine Güter erbte sein NeffeHeinrich, Freiherrv. Doblhoff-Dier, geb. seit 1873 Reichsratsabgeordneter.
frühere portug. Goldmünze, ursprünglich = 12,800, seit 1847 = 16,000 Reis = 73,368 Mk. Nach demselben Fuß
wurden auch in Brasilien
[* 48] Goldstücke zu 1 Dobra geprägt, doch galt dort 1 Dobra zuletzt 32,000 Reis.
(spr. dóbrschisch), Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft
Přibram, 38 km südwestlich von Prag, hat ein Bezirksgericht, eine Pfarrkirche, ein schönes Schloß des
FürstenColloredo-Mansfeld mit großem Park, eine Brettsäge, Brauerei, Spiritus- und Bleizuckerfabrik, Dampfmühle und (1880) 3166 Einw.
Nahe dabei, in Althütten, großes Eisenwerk mit Maschinenfabrik.
(Domrjansk), großartiges Eisenwerk im russ. GouvernementPerm, an den FlüssenJaiwa und
Kama, gegründet 1752, gehört gegenwärtig dem GrafenStroganow. Dobrjansk war ursprünglich ein Kupferbergwerk, und erst mit Erschöpfung
des Erzes wurde zur Bearbeitung von Eisen
[* 54] geschritten.
Seit 1785 sind Eisenwalzwerke eingerichtet, und die Fabrik liefert außer
Eisenguß auch Anker,
[* 55] Eisenplatten sowie Stab- und Rundeisen. Zu den Werken gehören 20 Dörfer mit einer
Gesamteinwohnerzahl von 6000 Seelen.
¶
Marktflecken im russ. Gouvernement und KreisTambow, hat Tuchmanufakturen, eine Färberei, Papiermühle, Taufabrik, 4000 Einw.
und ist besonders wichtig durch die sogen. »Nikolsche
Messe« (im Dezember), auf welcher Tuchwaren und Seilerfabrikate die Haupthandelsartikel bilden.
Nikolas Alexandrowitsch, russ. Schriftsteller, geb. 1836 zu
Nishnij Nowgorod als Sohn eines Priesters, erhielt seine Erziehung im geistlichen Seminar seiner Vaterstadt, später im pädagogischen
Institut zu Petersburg, wirkte dann als Mitarbeiter an der Zeitschrift »Sovremennik«, starb aber schon 17. Nov. (a. St.) 1861. Trotz
seines kurzen Lebens gehörte Dobroljubow als Kritiker und Publizist im liberalen Geist zu den hervorragendsten Persönlichkeiten
der neuern russischen Litteratur; als besonders beachtenswürdig werden seine »Materialien
zur Biographie Tschernischewskijs« (im »Sovremennik« 1862) hervorgehoben.
Eine Sammlung seiner Aufsätze und Abhandlungen erschien nach seinem Tod in 4 Bänden (Petersb. 1862, 3. Aufl. 1876).
(spr. dóbrof-),Joseph, erster Wiederbeleber der böhmischen Litteratur, geb. zu Gyermet unweit
Raab
[* 57] in Ungarn
[* 58] von böhmischen Eltern, besuchte die Schulen zu Deutsch-Brod und Klattau und widmete sich seit 1768 in Prag philosophischen
Studien. Nachdem er 1772 in den Jesuitenorden getreten, setzte er nach Aufhebung desselben 1773 seine
theologischen Studien zu Prag fort, ward 1776 Diakon, dann Rektor des Generalseminars zu Hradisch, von wo er als Erzieher in das
gräflich Nostitzsche Haus zu Prag berufen wurde.
Nach seiner Rückkehr 1793 veröffentlichte er die Resultate seiner Forschungen in den »Litterarischen Nachrichten von einer 1792 unternommenen
Reise in Schweden und Rußland« (Prag 1796),
Während eines Aufenthalts zu Brunn, wo er die Bibliotheken durchforschte, starb er Von seinen sonstigen Veröffentlichungen
erwähnen wir: die gemeinschaftlich mit Pelzel herausgegebenen »Scriptores rerum bohemicarum« (Prag 1783-84, 2 Bde.),
(tschech. Dobřany), Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft
Mies, rechts an der Radbusa und an der Pilsen-EisensteinerBahn, mit einer Pfarrkirche, neuer Landesirrenanstalt,
Bierbrauerei und (1880) 2954 Einw.
rumän. Landschaft zwischen der Donau und dem SchwarzenMeer, umfaßt das Donaudelta und die südwestlich
davon belegene Hochebene bis zur LinieSilistria-Mangalia (s. Karte »Rumänien«).
[* 65] Sie hat einen Flächeninhalt von 15,812 qkm
(287 QM.), ohne das Donaudelta ca. 11,000 qkm. Die 80-200 m hohe, nur teilweise mit verwildertem
Eichengestrüppe bedeckte Hochebene wird von Matschin bis Tultscha von einem Kalksteingebirge durchzogen, das im Sakarbair bei
Babadagh 500 m Höhe erreicht.
Die Ebene ist wegen des totalen Wassermangels nur wenig zum Ackerbau geeignet und trägt im Hochsommer den Charakter der Stoppe.
Um so ausgedehnter ist die Viehzucht;
[* 66] Pferde,
[* 67] Rinder
[* 68] und Büffel, besonders aber Schafe
[* 69] weiden dort in großen
Herden. Wasser gewinnt man in den Dörfern durch tiefe Paternosterbrunnen. Die südlich von der rumänischen Dobrudscha belegenen bulgarischen
Kreise
[* 70] Basardschik und Baltschik leiden trotz ihrer hügeligen Oberfläche denselben Mangel an Wasser und Baumwuchs, obwohl
tief eingeschnittene Betten von ehemaligen Flußläufen zeugen.
Das Klima
[* 71] ist wegen der Fieberluft ungesund und die Bevölkerung
[* 72] (106,943 Einw.), die überwiegend aus Bulgaren, Tataren und
Tscherkessen besteht, äußerst schwach. Die Eisenbahnlinie Tschernawoda-Constanza (Küstendsche) durchschneidet das Land, der
Bau eines Kanals auf derselben Route, welcher die Schiffahrt auf der Donau sehr abkürzen würde, ist geplant,
begegnet aber außerordentlichen Schwierigkeiten, da eine Steigung von 50 m Höhe zu überwinden wäre.
Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Neustadt,
[* 75] mit einer Dechanteikirche, einem großen Brauhaus,
Baumwollweberei, Färberei, Schuhwarenfabrikation und (1880) 3036 Einw.
(spr. -schinski), Ignaz Felix, poln. Komponist, geb. zu Romanowa in Wolhynien, ist in seinem Vaterland
berühmt wegen seines Liedes »Swiety Bože« (»O, heiliger Gott«),
(Dobsina), Bergstadt im ungar. KomitatGömör, in einem von hohen Gebirgen eingeschlossenen Thal,
[* 77] hat (1881) 5592 Einw.,
Bergbau
[* 78] auf Eisenstein, Fahlerze und Kupfer,
[* 79] Eisen-, Schmelz- und Hammerwerke und Papierfabrikation.
[* 80] Unweit
Dobschau, im hochromantischen Stracenaer Thal, hat 1870 Ingenieur Ruffinyi die berühmte, 969 m hoch im Kalkfelsen gelegene Dobschauer
Eishöhle entdeckt, die sich durch ungeheure Eismassen, Schönheit und Mannigfaltigkeit ihrer Eisgebilde auszeichnet und die
großartigste aller bekannten Eishöhlen
[* 81] ist. Durch einen kleinen Eingang im N. gelangt man in die obere
Höhle (11 m hoch, 120 m lang, 35-60 m breit, mit 4644 qm Flächeninhalt), von wo 145 in Eis
[* 82] gehauene Stufen in den Korridor,
die untere, noch großartigere Etage, mit einer 200 m langen, 15-20 m hohen Wand aus reinstem, ganz durchsichtigem
Eis, führen.
Vgl. Pelech, Das Stracenaer Thal und die Dobschauer Eishöhle (Igló 1878).
(spr. dobbs'n), 1) William, engl. Maler, geb. 1610 zu London,
[* 83] war ein Schüler aan Dycks, ward königlicher Hofmaler,
später auch Kammerherr und starb 1646 in Oxford.
[* 84] Seine historischen Gemälde und Bildnisse zeichnen sich durch Naturwahrheit
und Treue sowie durch kräftige Zeichnung und wohlgewählte, jedoch manchmal rohe Farbe aus.
(griech.), Versfuß, dessen Grundform aus einem Iambus und einem Kretikus [(^ - - ^ -)]
besteht, ward von den Griechen und Römern nur in Verbindung mit andern verwandten Formen gebraucht (dochmischer Vers).
Besonders
gern wandten ihn die griechischen Tragiker in ihren Chorliedern an, und den Komikern diente er als Mittel zur Parodie der Tragödie.
FriedrichJakob, Pomolog, geb. zu Neustadta. d. Haardt, erlernte die Gärtnerei und widmete sich dabei
besonders botanischen und pomologischen Studien. Seit 1849 lebte er in Wachendorf und Kadolzburg in Mittelfranken, gründete
hier die Haffnersche Baumschule und wirkte durch seine Thätigkeit namentlich auf Obstausstellungen für die Hebung
[* 90] des deutschen Obst- und Weinbaues. Im J. 1861 siedelte er wieder nach seiner Vaterstadt über. Dochnahl stellte ein eignes pomologisches
System auf und bemühte sich auch um die Förderung der Weidenkultur sowie um rationelle Weinverbesserung im SinnGalls, Chaptals
und Pétiots und um künstliche Weinbereitung ohne Trauben und ohne Gärung. Er schrieb: »Pomona. Zeitschrift
für Obst- und Weinbau« (Nürnb. 1851-66);
[* 93] Bassin zur Aufnahme von Schiffen, entweder bestimmt, um in Gewässern mit Ebbe als Binnenhafenbassin zu dienen,
oder für Reparatur, bez. auch Bau vonSchiffen angelegt. Die Docks ersterer Art (nasse Docks) sind im Land ausgegrabene
große Bassins, welche gegen die See durch Schleusenthore abgeschlossen sind und dadurch trotz der wechselnden Höhe von Ebbe
und Flut stets einen gleichmäßigen Wasserstand behalten, der den Schiffen zu jeder Zeit volle Freiheit der Bewegung läßt.
Man baut solche Docks, wo die Schiffe
[* 94] während der Ebbe auf den Grund geraten müßten, und da, wo sie wegen
mangelnder Tiefe nicht ans Land gelangen könnten. Derartige Docks finden sich hauptsächlich in London und Liverpool,
[* 95] in Deutschland
zu Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven.
[* 96] Die ersten Docks in England, die Westindian Docks, wurden 1802 eröffnet und umschließen
einen Flächenraum von 24 Acres; die London Docks umfassen 34 Acres. Von Docks zur Reparatur (Trockendocks)
gibt es drei verschiedene Arten.
Die ältesten sind die gewöhnlichen Trockendocks (engl. graving docks, franz. formes [de radoub]),
von denen wohl das erste 1708 in Liverpool konstruiert worden ist. Dieselben sind im Land ausgeschachtete Bassins von wenig
größern Dimensionen als das aufzunehmende Schiff,
[* 97] deren terrassierte Wände mit Holzverschalung verkleidet
und mit großen Steinblöcken ausgesetzt sind. Sie liegen hart am Hafen und sind mit demselben durch Schleusenthore verbunden,
nach deren Schließung sie durch Dampfpumpen trocken gelegt
¶
mehr
werden können. Soll nun ein Schiff am Unterwasserteil ausgebessert werden, so wird es durch das geöffnete Thor in das Dock geleitet,
das Thor geschlossen, das Wasser ausgepumpt und das Schiff gegen die terrassenartig abgestuften Wände des Docks abgestützt.
Sobald die Reparatur vollendet ist, werden die Thore geöffnet, das Wasser strömt ein, und das Schiff wird
wieder flott. Statt der Schleusenthore benutzt man jetzt hier wie bei den nassen Docks schwimmende Pontons, die vor die Einfahrtsthore
gefahren und durch Einpumpen von Wasser versenkt werden.
Schwimmende Docks sind kolossale, gleich einem Schiff im Hafen schwimmende eiserne Kasten, denen die Schmalseiten fehlen, deren
Längswände und Boden aber hohl, aus doppelten Eisenplatten gebildet sind und so viel Schwimmkraft besitzen, daß sie das
ganze Dock mit der obern Fläche seines Bodens über Wasser halten. Soll nun ein Schiff im schwimmenden Dock repariert werden, so
läßt man Wasser in die Hohlräume des Bodens und der Seitenwände einströmen, und das Dock senkt sich
auf diese Weise so weit, daß seine obere Bodenfläche noch etwas tiefer unter Wasser liegt, als der Tiefgang des auszubessernden
Schiffs beträgt.
Darauf wird letzteres in das Schwimmdock geleitet, worauf Dampfpumpen das Wasser aus den Hohlräumen entfernen. Hierdurch erhebt
sich das Dock wieder, nimmt das Schiff, das jetzt abgesetzt auf seinen Boden zu stehen kommt, mit empor und
bringt es in solche Höhe, daß die obere Bodenfläche des Docks und das ganze Schiff trocken liegen. Nach beendigter Reparatur
wird das Dock durch Einlassen von Wasser wieder gesenkt, und das Schiff kann hinausfahren. Da bei Schwimmdocks
der beschriebenen Art und bei Trockendocks die Wände den am Schiff arbeitenden Leuten viel Licht
[* 99] wegnehmen und der Mangel an
freiem Luftzug das Trocknen erschwert, hat Clarke hydraulische Docks konstruiert.
Befindet sich das zu reparierende Schiff gerade über der Plattform, so wird letztere gehoben und nimmt das Fahrzeug, welches
mittlerweile abgestützt wird, in die Höhe bis über Wasser, wo dasselbe mit aller Bequemlichkeit repariert
werden kann. Man hebt in dieser WeiseSchiffe bis zu 4000 Ton. in ¼-½ Stunde. Ein Vorteil dieses Systems ist, daß, wenn die
Plattform ihrer Länge nach aus mehreren Stücken besteht, mehrere kleine Schiffe, hintereinander placiert, unabhängig voneinander
repariert werden können. Durch das amerikanische Schraubendock wird das Schiff zwischen Pfahlreihen mittels
Schrauben
[* 103] über Wasser gehoben. Im Hafen von Pola
[* 104] hat man zuerst eine Dockanlage ausgeführt, bei welcher die Fahrzeuge erst
gehoben, dann in der Längsrichtung aus dem Dock heraus auf Schleifbahnen ans Ufer gezogen werden, so daß das schwimmende Dock anderweitig
benutzt werden kann. - Wo keine Trockendocks zur Verfügung stehen, bedient man sich zu Reparaturen der
Unterwasserteile von Schiffen eines Schlipps (Aufschlepphellings), d. h. einer Gleitbahn, welche wie ein Stapel (s. d.) von einer
Wassertiefe, die dem Tiefgang des
betreffenden Schiffs entspricht, nach dem Strand hinaufläuft.
Diese Gleitbahn besteht entweder aus zwei Wangen oder Balken, auf und zwischen denen placiert das Schiff
in seiner Kielrichtung mittels Winden
[* 105] aufs Trockne geholt wird, oder aus einer größern Anzahl solcher Balken (die dann auf
dem Trocknen geringere Länge haben), auf welchen das Schiff quer, dem Strand parallel aufs Trockne gezogen wird. Hat man weder
Docks noch Schlipps, so muß man das Schiff behufs Ausbesserung der Unterwasserteile kielholen, d. h. es
durch andre Gewichtsverteilung seiner Ladung und Ausrüstung auf die Seite legen, was meist durch einen am Ufer stehenden Kran
[* 106] geschieht. So werden nacheinander die beiden Schiffsseiten in ihren Unterwasserteilen für die Ausbesserung zugänglich.
- Die hydraulischen Docks und die Schwimmdocks werden in der Regel nur zu Reparaturen benutzt, die Trockendocks
dagegen werden neuerdings für sehr schwere Panzerschiffe,
[* 107] deren Ablaus vom Stapel Schwierigkeiten machen würde, zum Neubau
benutzt (»ausdocken«, s. Ablauf).
[* 108]
Harcourt, Harbours and docks, their physical features,
history, construction etc. (Lond. 1855, 2 Bde.).
-
Im Handel und im Zollwesen auch allgemein Niederlagen für Waren, welche vielfach Gegenstand eines Pfandverkehrs sind, und
für welche Dock warrants, d. h. Warenlagerscheine (vgl.
Lagerschein), ausgestellt werden.
ein in den Künsten und Gewerben häufig vorkommender Ausdruck, bezeichnet zunächst kurze, dicke Stützen, wie
sie z. B. beim durchbrochenen Geländer (daher Dockengeländer) vorkommen;
im
Bauwesen die Bündelchen Stroh, welche zur Abhaltung des Regens hier und da zwischen die Fugen der Dachziegel
gelegt werden, aber als feuergefährlich nicht zu empfehlen sind.