ähnlich dem
Rheinfall von Schaffhausen,
[* 2] darbieten. Nach ihnen sind die
Saporoger, ein Kosakenstamm (s.
Kosaken), benannt. Man hat übrigens
in der Neuzeit
Versuche gemacht, durch Sprengungen den
Strom von den
Klippen
[* 3] zu befreien, und es ist dies auch schon für mehrere
Wasserfälle von Erfolg gewesen. Der
Fluß ist übrigens an allen
Stellen reißender und tiefer als die
Wolga oder derDon. Er hat viele
Inseln, ein zum Teil sandiges, zum Teil steiniges und mergeliges
Bett
[* 4] und zwar kalkiges, aber
gesundes
Wasser.
Unter den zahlreichen Nebenflüssen des Dnjepr sind die wichtigsten rechts: der
Drut oder Druz, die schiffbare
Beresina (s. d.), der
Pripet oder Przypiec (ebenfalls schiffbar) mit dem südlichen
Styr und
Goryn und der nördlichen
Pina, der
Teterew und der Ingulez.
Links empfängt der Dnjepr die Sosha, die bedeutende
Desna mit dem
Sem, die Sula, den Psiul, die
Worskla,
den
Orel und die
Samara. Der Dnjepr ist sehr fischreich und hat größere und schmackhaftere
Fische
[* 10] als der
Don, weil sein
Wasser reiner ist; doch erstreckt sich der vorzüglichste Fischfang von seiner Mündung an nur bis nach
Cherson.
Erst vom
GouvernementMohilew an erhält der Dnjepr größere Bedeutung für den größten Teil
Süd- und
Westrußlands. Es werden
nach Südrußland große
MassenKalk,
Balken,
Pech,
Teer und andre Waldprodukte verschifft und dafür
Branntwein,
Salz
[* 11] und
Korn eingetauscht. 1882 gingen auf dem Dnjepr 5339 Fahrzeuge und 799
Flöße ab, welche 28,120,208
PudWaren im Wert von
15,500,620
Rubel transportierten. Der Wert des Floßholzes betrug außerdem 506,803
Rubel. In demselben Jahr kamen an 3629 Fahrzeuge
und 2207
Flöße, welche 19,495,386
PudWaren im Wert von 9,058,907
Rubel bargen.
Der
Wert derFlöße belief sich außerdem auf 767,085
Rubel. Der größte Floßholzhandel ist
in
Rogatschew. Die
Schiffahrt findet
überhaupt nur im Frühjahr und in der ersten Hälfte des
Sommers statt; im
August wird der
Strom zu flach.
Schiff- und Barkenbau
treibt
man in Homelj, Ljubitsch, Brjänsk und dem Dorf Wetka. Die meisten
Barken und
Flöße, welche bis
Nikopol und
Cherson kommen, werden als
Brennholz verkauft; die bis
Krementschug kommenden aber kehren meistens wieder mit
Ladung
zurück. Seit 1835 existiert auf dem Dnjepr auch
Dampfschiffahrt; es fahren gegenwärtig 17
Dampfer auf dem
Strom, die meistens Privatleuten gehören.
Der
Charakter der
Landschaft ist übrigens in allen diesen
Niederungen derselbe: nach dem Innern Rußlands
zu ist die Gegend wiesenreich, fruchtbar, hat oft schwarzen, fetten und humushaltigen
Boden;
nach dem
Meer hin wird das Erdreich
jedoch immer trockner, sandiger, für die
Kultur weniger geeignet;
zuletzt kommen
Salzseen und Salzplätze, und alle
Vegetation erstirbt in salzigen, gleichsam rauchfarbigen
Pflanzen, die der roten, rostigen, mit Eisenteilen geschwängerten
Erde anFarbe gleichen und sich nur als niedriges Gestrüppe über sie erheben. An
Holz
[* 12] fehlt es durchaus, nur einige wenige
Stellen tragen vereinzelte
Bäume;
dagegen gibt es, besonders in der
Nähe der
Flüsse,
[* 13] eine
Menge vortrefflicher Weideplätze,
so daß diese
Steppen für die
Viehzucht
[* 14] trefflich geeignet sind.
(bei den Alten Tyras oder Danaster, Danastris, türk. Turla genannt), russ.
Fluß, kommt schon schiffbar aus dem österreichischen Galizien, wo er auf den Karpathen unweit der Quellen des San seinen Ursprung
hat, tritt bei Chotin auf russisches Gebiet, durchströmt die GouvernementsPodolien, Cherson und Bessarabien, indem er die Grenze
der erstern beiden gegen letzteres bildet, und ergießt sich zwischen Akjerman und Owidiopol mittels eines 28 km langen und 7 km
breiten, sehr seichten Limans in das Schwarze Meer. Er hat einen reißenden Lauf, wodurch er sich von den meisten russischen
Strömen unterscheidet, gelbliches, schaumiges, oft kotiges Wasser, eine Menge Felsblöcke in seinem Bette,
die bei Jampol eine beträchtliche Stromschnelle bilden, wodurch die Schiffahrt auf eine Strecke unterbrochen wird.
Die direkte Länge des Dnjestr beträgt 670, mit Einschluß der Krümmungen 1040 km, und das Stromgebiet umfaßt ein Areal von 76,860
qkm (1396 QM.). Der Dnjestr erhält aus Rußland nur unbedeutende
Nebenflüsse, so in Podolien den Podhone (Grenzfluß gegen Galizien), die Razka, Irwa und Smotriza, in Cherson den Jaurlik (Jahorlik)
und Kurtschugan und in Bessarabien den Reut, welcher Dubossary gegenüber in den Dnjestr fällt, und die Botna. Eine Eigentümlichkeit
des Dnjestr ist die, daß er eine Art Ebbe und Flut hat und täglich mehrere Male steigt und fällt.
Seine gewöhnliche Breite
[* 16] beträgt 150-225 m. Er ist stellenweise sehr tief und fischreich, daher namentlich in
Bessarabien für viele Orte der Fischfang einen Hauptnahrungszweig bildet. Man fängt in ihm vortreffliche Hechte, Sandarte,
Brachsen und Karpfen sowie auch Aale, Störe und Lachse. Vor seinem Liman breitete sich eine lange, schmale,
sandige Landzunge aus, die seit etwa 100 Jahren an vielen Stellen von Meeresströmungen
[* 17] und den Eisgängen des Dnjestr durchrissen
worden ist, so daß sie jetzt nur noch eine fortlaufende Kette schmaler und niedriger Inseln bildet.
Die Schiffahrt auf dem Dnjestr ist für das südwestliche Rußland von großer Wichtigkeit, da
der Fluß die kornreichen Gegenden Podoliens, Galiziens und Bessarabiens durchströmt. Die mittlere Dauer derselben beträgt
283-298 Tage. 1882 wurde der Dnjestr von 2167 Fahrzeugen und 782 Flößen mit 5,353,504 PudWaren im Wert von 2,229,348 Rubel befahren;
das Floßholz repräsentierte außerdem einen Wert von 59,580 Rubel. Holz von den Karpathen wird in ungeheurer
Menge flußabwärts geflößt, sonst aber ist die Schiffahrt trotz ihrer Wichtigkeit in jämmerlichem Zustand. Der Handel befindet
sich, wie im ganzen südwestlichen Teil Rußlands, meistens in den Händen von Juden. Seit 1840 ist durch Initiative der Regierung
die Dampfschiffahrt gegründet worden und zwar zwischen Owidiopol, Akjerman, Majakow und Odessa.
[* 18]
in Italien
[* 19] Name des Tons C, ursprünglich für Solfeggien statt des zu dumpfen ältern Solmisationsnamens Ut, der
in Frankreich noch gebräuchlich ist, eingeführt (von G. M. Bononcini 1673).
(Doarium, Dotalium, Dotalicium, lat.), Wittum, Leibgedinge. ^[= (Leibgut, Leibrente, Leibzucht, Contractus vitalitius), im allgemeinen eine für das Leben eines ...]
Karl Theophilus; Schauspieldirektor und Schauspieler, geb. zu Königsberg,
[* 20] studierte die Rechte
in Halle,
[* 21] wo er wegen Beteiligung an einem Tumult flüchtig werden mußte, und betrat 1750 in der Gesellschaft
der Neuberin zum erstenmal die Bühne. Sechs Jahre hindurch schweifte er darauf bei wandernden Truppen umher und gründete dann
selbst eine solche, die er aber nach kurzer Zeit aufgeben mußte. Auch eine zweite Gesellschaft, die er 1757 bildete, und
mit der er in der Rheingegend spielte, löste sich nach Jahresfrist wieder auf. Döbbelin war darauf bis 1766 Mitglied
der Ackermannschen Gesellschaft, ging dann nach Berlin
[* 22] zum DirektorSchuch, dem er bei Abschaffung der extemporierten Komödie
half, trennte sich aber 1767 von ihm und gründete eine dritte Gesellschaft, mit der er mehrere preußische
Provinzen durchzog.
Nachdem er nach KochsTode das Privilegium für Berlin erhalten, eröffnete er 1775 sein Theater
[* 23] daselbst, das von dieser Zeit
an eine stehende Bühne und, da es Döbbelin 1789 an den Hof
[* 24] abtrat, die Grundlage des Berliner
[* 25] Hoftheaters wurde. Hier veranstaltete
er 1783 die erste Aufführung von Lessings »Nathan dem Weisen«, wie er 1772 in Braunschweig
[* 26] auch »Emilia Galotti«
zum erstenmal aufgeführt hatte. Döbbelin starb in Berlin. Als Theaterdirektor strebte er eine gereinigte Bühne an und
wußte die besten Kräfte (wie Fleck, Christ, MadameSchick u. a.) an sich zu ziehen. Als Schauspieler gefiel
er besonders in typischen Partien. Er wurde der Stammvater einer verzweigten und geachteten Künstlerfamilie, deren letztes
Glied,
[* 27] der KomikerKonrad Döbbelin, als Mitglied des Hoftheaters in Koburg
[* 28] starb.
Pfarrdorf im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin, in anmutiger Gegend am See Dobbertin (5 km lang), 5 km südlich
von Goldberg, mit Jungfrauenkloster und (1880) 622 evang. Einwohnern;
Dobbertin ist Sitz eines der drei Landesklöster, welches 1222
¶
mehr
als Benediktiner-Mönchskloster gegründet und 1238 in ein Nonnenkloster, 1572 in ein adliges Damenstift umgewandelt wurde,
und eines Klosteramts (238 qkm oder 4,3 QM.) mit schöner, neuerdings
restaurierter Klosterkirche (aus dem 13. Jahrh.).
HeinrichWilhelm, Forst- und Jagdschriftsteller, geb. 1699 im Erzgebirge, wanderte als Jägerbursche drei Jahre
lang an deutschen Höfen umher und fand nach manchen Wechselfällen um 1733 eine Anstellung als Oberjäger zu Hubertsburg in
Sachsen.
[* 37] Um 1757 soll er Förster zu Falkenberg und Schmeckendorf in Sachsen gewesen sein. Er starb nach 1760 in Warschau
[* 38] oder
in Pleß. Döbel ist ein hervorragender Vertreter des aus dem Jägertum herausgewachsenen »Forsthandwerks«,
welches seit 1750 durch empirische Kenntnis der Waldwirtschaft den Boden für eine systematische Forstwirtschaftslehre vorbereitete.
Seine »Eröffnete Jägerpraktika« (1746), eins der ältesten forstwirtschaftlichen
Bücher, behandeln manche Gegenstände der Jagdkunde so vortrefflich, daß sie noch jetzt Beachtung verdienen. Die Arbeit des
Leit- und Schweißhundes, die Einrichtung der eingestellten Jagden etc. sind musterhaft dargestellt. Die
neue vierte Auflage des Buches (von K. F.L. Döbel und Benicken, 1828-29, 4 Tle.) ist völlig umgearbeitet und wenig wertvoll.
[* 39] Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig,
[* 40] 109 m ü. M., an der Freiberger Mulde, welche die Stadt
wie eine Insel rings umschließt, an den LinienLeipzig-Döbeln-Dresden, Riesa-Chemnitz und Döbeln-Oschatz der Sächsischen
Staatsbahn (Zentralbahnhof 2,5 km westlich beim Dorf Kleinbauchlitz) reizend gelegen, mit reinlichen,
breiten Straßen, hat 2 Kirchen (die uralte, 1479-85 umgebaute Nikolaikirche und die Niedergottesackerkapelle), ein altes,
neuerlich restauriertes Rathaus, ein ehemaliges Benediktiner-Nonnenkloster (um 1330 von Staucha hierher verlegt und 1582 eingegangen)
und (1880) 11,802 Einw. (122 Katholiken).
Stadt (seit 1879) im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin, KreisMecklenburg,
[* 43] berühmter
Seebadeort und zeitweise Sommerresidenz des Großherzogs, in anmutiger Gegend, 4 km von der Ostsee und an der Wismar-RostockerEisenbahn, ist nicht regelmäßig gebaut, macht aber durch stattliche Gebäude, zahlreiche Villen und schöne Spazierwege einen
freundlichen Eindruck. Unter den Gebäuden liegt das großherzogliche Palais am Kamp, einem großen Platz,
die Kirche, ein großes gotisches Gebäude in Kreuzform (1232 gegründet, 1350 umgebaut und seit 1842 restauriert), im EnglischenGarten.
[* 44] Im Innern derselben befinden sich mehrere Altertümer, einige Reliquien und viele Monumente hier begrabener Fürsten,
z. B. der HerzögeChristianLudwig, KarlLeopold und FriedrichFranz. Doberan hat (1880) 3905 evang.
Einwohner und ist Sitz eines Amtsgerichts. Es hat eine der stärksten Stahlquellen mit einer wohleingerichteten Badeanstalt
[* 45] (Stahlbadehaus) in lieblichen Anlagen; auch ist Doberan berühmt als Sommerfrische und wird jährlich von mehr als 2000 Kurgästen
besucht.
Von Doberan führt eine Eisenbahn nach der 6 km entfernten Seebadeanstalt, welche, etwa 50 Schritt vom Meer,
auf dem sogen. HeiligenDamm liegt, einer aus glatten, locker liegenden und eigentümlich gefärbten und gebildeten Kieseln
bestehenden, 3-5 m hohen, gegen 30 m breiten und an 4 km langen natürlichen Erhöhung an der Ostsee, welche diese der Sage
nach in einer Nacht ausgeworfen haben soll, und die nun als Schutzwehr gegen die Meeresfluten dient. Unmittelbar
hinter diesem Damm breitet sich ein herrlicher Buchenwald bis nach Doberan aus, der nach allen Richtungen hin von wohlgepflegten
Wegen durchschnitten wird. Das Seewasser von Doberan, dessen Temperatur im Juli bis September 16-20° C. beträgt, sagt auch schwächern
und reizbaren Naturen besonders zu, da hier wegen des im Vergleich mit andern Seebädern geringern Salzgehalts und Wellenschlags
die Veränderungen im Zustand des Kranken weniger stürmisch, obwohl ebenso intensiv herbeigeführt werden. - Doberan wurde 1192 als
Cistercienserkloster an der heutigen Stätte erbaut, nachdem das bei dem nahen Althof von Pribislaw II. 1170 gegründete
Kloster (an dessen Stelle eine restaurierte Kapelle steht) 1179 von den Slawen zerstört worden war, und mit Mönchen aus dem
braunschweigischen Kloster Amelunxborn besetzt. 1552 ward Doberan säkularisiert und später fürstliches Jagdschloß. Hier wurde ein
Bündnis zwischen Dänemark
[* 46] und Brandenburg
[* 47] gegen Schweden
[* 48] geschlossen. Der Glanz der Neuzeit beginnt mit
1793, wo das Seebad, das älteste in Deutschland,
[* 49] angelegt wurde.
Seit März 1849 bis Oktober 1858 fungierte er als Gesandter im Haag
[* 55] und lebte seitdem auf seinem Familiengut nächst Baden
[* 56] (bei
Wien).
[* 57] Er beteiligte sich an den wirtschaftlichen Angelegenheiten als Verwaltungsrat der Staatsbahn und
Ausschußmitglied der WienerLandwirtschaftsgesellschaft, deren Vizepräsident und Präsident er später wurde. 1861 vom Wiener-Neustädter
Landbezirk in den Landtag und von diesem in den Reichsrat gewählt, gehörte er diesen Vertretungskörpern bis zur Sistierung
der Verfassung 1865 an. Im Mai 1867 zum lebenslänglichen Mitglied des Herrenhauses ernannt, nahm er wieder
lebhaften Anteil an der Politik (zur Zeit des Bürgerministeriums bekleidete er auch die Stelle eines Vizepräsidenten des Herrenhauses)
bis zu seinem erfolgten Tod. - Seine Güter erbte sein NeffeHeinrich, Freiherrv. Doblhoff-Dier, geb. seit 1873 Reichsratsabgeordneter.
frühere portug. Goldmünze, ursprünglich = 12,800, seit 1847 = 16,000 Reis = 73,368 Mk. Nach demselben Fuß
wurden auch in Brasilien
[* 61] Goldstücke zu 1 Dobra geprägt, doch galt dort 1 Dobra zuletzt 32,000 Reis.
(spr. dóbrschisch), Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft
Přibram, 38 km südwestlich von Prag, hat ein Bezirksgericht, eine Pfarrkirche, ein schönes Schloß des
FürstenColloredo-Mansfeld mit großem Park, eine Brettsäge, Brauerei, Spiritus- und Bleizuckerfabrik, Dampfmühle und (1880) 3166 Einw.
Nahe dabei, in Althütten, großes Eisenwerk mit Maschinenfabrik.
(Domrjansk), großartiges Eisenwerk im russ. GouvernementPerm, an den FlüssenJaiwa und
Kama, gegründet 1752, gehört gegenwärtig dem GrafenStroganow. Dobrjansk war ursprünglich ein Kupferbergwerk, und erst mit Erschöpfung
des Erzes wurde zur Bearbeitung von Eisen
[* 67] geschritten.
Seit 1785 sind Eisenwalzwerke eingerichtet, und die Fabrik liefert außer
Eisenguß auch Anker,
[* 68] Eisenplatten sowie Stab- und Rundeisen. Zu den Werken gehören 20 Dörfer mit einer
Gesamteinwohnerzahl von 6000 Seelen.
¶
Marktflecken im russ. Gouvernement und KreisTambow, hat Tuchmanufakturen, eine Färberei, Papiermühle, Taufabrik, 4000 Einw.
und ist besonders wichtig durch die sogen. »Nikolsche
Messe« (im Dezember), auf welcher Tuchwaren und Seilerfabrikate die Haupthandelsartikel bilden.
Nikolas Alexandrowitsch, russ. Schriftsteller, geb. 1836 zu
Nishnij Nowgorod als Sohn eines Priesters, erhielt seine Erziehung im geistlichen Seminar seiner Vaterstadt, später im pädagogischen
Institut zu Petersburg, wirkte dann als Mitarbeiter an der Zeitschrift »Sovremennik«, starb aber schon 17. Nov. (a. St.) 1861. Trotz
seines kurzen Lebens gehörte Dobroljubow als Kritiker und Publizist im liberalen Geist zu den hervorragendsten Persönlichkeiten
der neuern russischen Litteratur; als besonders beachtenswürdig werden seine »Materialien
zur Biographie Tschernischewskijs« (im »Sovremennik« 1862) hervorgehoben.
Eine Sammlung seiner Aufsätze und Abhandlungen erschien nach seinem Tod in 4 Bänden (Petersb. 1862, 3. Aufl. 1876).
(spr. dóbrof-),Joseph, erster Wiederbeleber der böhmischen Litteratur, geb. zu Gyermet unweit
Raab
[* 70] in Ungarn
[* 71] von böhmischen Eltern, besuchte die Schulen zu Deutsch-Brod und Klattau und widmete sich seit 1768 in Prag philosophischen
Studien. Nachdem er 1772 in den Jesuitenorden getreten, setzte er nach Aufhebung desselben 1773 seine
theologischen Studien zu Prag fort, ward 1776 Diakon, dann Rektor des Generalseminars zu Hradisch, von wo er als Erzieher in das
gräflich Nostitzsche Haus zu Prag berufen wurde.
Nach seiner Rückkehr 1793 veröffentlichte er die Resultate seiner Forschungen in den »Litterarischen Nachrichten von einer 1792 unternommenen
Reise in Schweden und Rußland« (Prag 1796),
Während eines Aufenthalts zu Brunn, wo er die Bibliotheken durchforschte, starb er Von seinen sonstigen Veröffentlichungen
erwähnen wir: die gemeinschaftlich mit Pelzel herausgegebenen »Scriptores rerum bohemicarum« (Prag 1783-84, 2 Bde.),
(tschech. Dobřany), Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft
Mies, rechts an der Radbusa und an der Pilsen-EisensteinerBahn, mit einer Pfarrkirche, neuer Landesirrenanstalt,
Bierbrauerei und (1880) 2954 Einw.
rumän. Landschaft zwischen der Donau und dem SchwarzenMeer, umfaßt das Donaudelta und die südwestlich
davon belegene Hochebene bis zur LinieSilistria-Mangalia (s. Karte »Rumänien«).
[* 78] Sie hat einen Flächeninhalt von 15,812 qkm
(287 QM.), ohne das Donaudelta ca. 11,000 qkm. Die 80-200 m hohe, nur teilweise mit verwildertem
Eichengestrüppe bedeckte Hochebene wird von Matschin bis Tultscha von einem Kalksteingebirge durchzogen, das im Sakarbair bei
Babadagh 500 m Höhe erreicht.
Die Ebene ist wegen des totalen Wassermangels nur wenig zum Ackerbau geeignet und trägt im Hochsommer den Charakter der Stoppe.
Um so ausgedehnter ist die Viehzucht; Pferde,
[* 79] Rinder
[* 80] und Büffel, besonders aber Schafe
[* 81] weiden dort in großen
Herden. Wasser gewinnt man in den Dörfern durch tiefe Paternosterbrunnen. Die südlich von der rumänischen Dobrudscha belegenen bulgarischen
Kreise
[* 82] Basardschik und Baltschik leiden trotz ihrer hügeligen Oberfläche denselben Mangel an Wasser und Baumwuchs, obwohl
tief eingeschnittene Betten von ehemaligen Flußläufen zeugen.
Das Klima
[* 83] ist wegen der Fieberluft ungesund und die Bevölkerung
[* 84] (106,943 Einw.), die überwiegend aus Bulgaren, Tataren und
Tscherkessen besteht, äußerst schwach. Die Eisenbahnlinie Tschernawoda-Constanza (Küstendsche) durchschneidet das Land, der
Bau eines Kanals auf derselben Route, welcher die Schiffahrt auf der Donau sehr abkürzen würde, ist geplant,
begegnet aber außerordentlichen Schwierigkeiten, da eine Steigung von 50 m Höhe zu überwinden wäre.
Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Neustadt,
[* 87] mit einer Dechanteikirche, einem großen Brauhaus,
Baumwollweberei, Färberei, Schuhwarenfabrikation und (1880) 3036 Einw.
(spr. -schinski), Ignaz Felix, poln. Komponist, geb. zu Romanowa in Wolhynien, ist in seinem Vaterland
berühmt wegen seines Liedes »Swiety Bože« (»O, heiliger Gott«),
(Dobsina), Bergstadt im ungar. KomitatGömör, in einem von hohen Gebirgen eingeschlossenen Thal,
[* 89] hat (1881) 5592 Einw.,
Bergbau
[* 90] auf Eisenstein, Fahlerze und Kupfer,
[* 91] Eisen-, Schmelz- und Hammerwerke und Papierfabrikation.
[* 92] Unweit
Dobschau, im hochromantischen Stracenaer Thal, hat 1870 Ingenieur Ruffinyi die berühmte, 969 m hoch im Kalkfelsen gelegene Dobschauer
Eishöhle entdeckt, die sich durch ungeheure Eismassen, Schönheit und Mannigfaltigkeit ihrer Eisgebilde auszeichnet und die
großartigste aller bekannten Eishöhlen
[* 93] ist. Durch einen kleinen Eingang im N. gelangt man in die obere
Höhle (11 m hoch, 120 m lang, 35-60 m breit, mit 4644 qm Flächeninhalt), von wo 145 in Eis gehauene Stufen in den Korridor,
die untere, noch großartigere Etage, mit einer 200 m langen, 15-20 m hohen Wand aus reinstem, ganz durchsichtigem
Eis, führen.
Vgl. Pelech, Das Stracenaer Thal und die Dobschauer Eishöhle (Igló 1878).
(spr. dobbs'n), 1) William, engl. Maler, geb. 1610 zu London,
[* 94] war ein Schüler aan Dycks, ward königlicher Hofmaler,
später auch Kammerherr und starb 1646 in Oxford.
[* 95] Seine historischen Gemälde und Bildnisse zeichnen sich durch Naturwahrheit
und Treue sowie durch kräftige Zeichnung und wohlgewählte, jedoch manchmal rohe Farbe aus.
(griech.), Versfuß, dessen Grundform aus einem Iambus und einem Kretikus [(^ - - ^ -)]
besteht, ward von den Griechen und Römern nur in Verbindung mit andern verwandten Formen gebraucht (dochmischer Vers).
Besonders
gern wandten ihn die griechischen Tragiker in ihren Chorliedern an, und den Komikern diente er als Mittel zur Parodie der Tragödie.
FriedrichJakob, Pomolog, geb. zu Neustadta. d. Haardt, erlernte die Gärtnerei und widmete sich dabei
besonders botanischen und pomologischen Studien. Seit 1849 lebte er in Wachendorf und Kadolzburg in Mittelfranken, gründete
hier die Haffnersche Baumschule und wirkte durch seine Thätigkeit namentlich auf Obstausstellungen für die Hebung
[* 101] des deutschen Obst- und Weinbaues. Im J. 1861 siedelte er wieder nach seiner Vaterstadt über. Dochnahl stellte ein eignes pomologisches
System auf und bemühte sich auch um die Förderung der Weidenkultur sowie um rationelle Weinverbesserung im SinnGalls, Chaptals
und Pétiots und um künstliche Weinbereitung ohne Trauben und ohne Gärung. Er schrieb: »Pomona. Zeitschrift
für Obst- und Weinbau« (Nürnb. 1851-66);
[* 104] Bassin zur Aufnahme von Schiffen, entweder bestimmt, um in Gewässern mit Ebbe als Binnenhafenbassin zu dienen,
oder für Reparatur, bez. auch Bau vonSchiffen angelegt. Die Docks ersterer Art (nasse Docks) sind im Land ausgegrabene
große Bassins, welche gegen die See durch Schleusenthore abgeschlossen sind und dadurch trotz der wechselnden Höhe von Ebbe
und Flut stets einen gleichmäßigen Wasserstand behalten, der den Schiffen zu jeder Zeit volle Freiheit der Bewegung läßt.
Man baut solche Docks, wo die Schiffe
[* 105] während der Ebbe auf den Grund geraten müßten, und da, wo sie wegen
mangelnder Tiefe nicht ans Land gelangen könnten. Derartige Docks finden sich hauptsächlich in London und Liverpool,
[* 106] in Deutschland
zu Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven.
[* 107] Die ersten Docks in England, die Westindian Docks, wurden 1802 eröffnet und umschließen
einen Flächenraum von 24 Acres; die London Docks umfassen 34 Acres. Von Docks zur Reparatur (Trockendocks)
gibt es drei verschiedene Arten.
Die ältesten sind die gewöhnlichen Trockendocks (engl. graving docks, franz. formes [de radoub]),
von denen wohl das erste 1708 in Liverpool konstruiert worden ist. Dieselben sind im Land ausgeschachtete Bassins von wenig
größern Dimensionen als das aufzunehmende Schiff,
[* 108] deren terrassierte Wände mit Holzverschalung verkleidet
und mit großen Steinblöcken ausgesetzt sind. Sie liegen hart am Hafen und sind mit demselben durch Schleusenthore verbunden,
nach deren Schließung sie durch Dampfpumpen trocken gelegt
¶