belehnte, erklärten die Dithmarschen, daß sie dem Erzbistum
Bremen
[* 2] unterthan seien, und protestierten beim
Papst gegen ein solches
willkürliches
Verfahren des
Kaisers.
Christian I. starb, ehe er etwas gegen die Dithmarschen unternehmen konnte, 1481.
Sein Sohn, König
Johann, erneuerte 1488 seine Ansprüche und zog 1500 mit einem 30,000 Mann starken, meist aus deutschen
Söldnern, der sogen. großen
Garde unter dem
Junker Slenz, bestehenden
Heer gegen sie. Die Dithmarschen zogen sich zurück, warfen bei
Hemmingstedt eine
Schanze auf, wählten einen ihrer Landesältesten,
Wolf Isebrand, zum
Führer und gelobten, zu siegen oder
zu sterben.
Wirklich gelang es ihnen auch, das feindlicheHeer in die
Moräste zu locken und, nachdem sie alle
Angriffe
auf ihre
Schanze zurückgewiesen, durch Öffnung der
Schleusen zu vernichten. Die
Blüte
[* 3] des schleswig-holsteinischen
Adels kam
um, König
Johann selbst rettete sich nur durch schnelle
Flucht, auch die Danebrogsfahne fiel in die
Hände der Dithmarschen. Es kam nun
einFriede zwischen Dithmarschen und
Dänemark
[* 4] zu stande, in welchem König
Johann auf seine Eroberungspläne verzichtete. 1524 versuchte
Heinrich von Zütphen aus
Bremen in Dithmarschen
LuthersLehre
[* 5] zu verbreiten, wurde aber auf Betrieb der
Mönche zu
Heide verbrannt.
Dennoch machte die
Reformation Fortschritte, und schon 1532 wurde überall die
Messe aufgehoben. 1548 erhielt
HerzogAdolf von
Holstein von
KaiserKarl V. die Bestätigung des von
Friedrich III. seinem Vorfahren
Christian I. erteilten Lehnsbriefs
über Dithmarschen und erklärte nach dem Regierungsantritt
Friedrichs II. von
Dänemark mit demselben gemeinschaftlich den
Dithmarschen den
Krieg. Mit einem großen
Heer zogen die
Fürsten gegen sie, umgingen ihre
Schanzen, führten sie durch
Scheinangriffe irre und schlugen die einzelnen
Haufen der unter sich entzweiten Dithmarschen zuletzt bei
Heide, wo die Tapfersten
unter dem
BauernRhode des alten Ruhms würdig stritten.
Die Dithmarschen sahen sich darauf genötigt, sich an
Holstein zu ergeben, den König von
Dänemark aber als Oberlehnsherrn
anzuerkennen. Die
Bedingungen waren jedoch glimpflich; die Dithmarschen behielten
Freiheit der
Person und des
Eigentums, freie Gemeindeverfassung
und ihr
Landrecht sowie
Wahl ihrer Beamten. Ihr Land wurde in drei Teile geteilt: den Süderteil nahm der König, den Vorderteil
der
HerzogAdolf und den MittelteilHerzogJohann vonHolstein in
Besitz. Nach
JohannsTod 1581 bildete Dithmarschen nur
noch zwei Teile: Norder- und Süderdithmarschen;
1773 fiel auch ersteres an den König von
Dänemark.
Beglaubigte Nachrichten und
Überlieferungen zur Geschichte Dithmarschens verdanken wir zunächst
Johann Adolfi,
genannt Neocorus (d. h.
Köster, geb. 1559, gest. 1629), dessen in niedersächsischer
Sprache
[* 6] geschriebene
Chronik des
Landes Dithmarschen
Dahlmann in der
Urschrift mit 23 Abhandlungen
(Kiel
[* 7] 1827, 2 Bde.) herausgegeben hat.
Vgl. ferner: Michelsen, Urkundenbuch zur Geschichte des
Landes Dithmarschen
(Altona
[* 8] 1834);
Derselbe, Sammlung alt dithmarsischer Rechtsquellen
(das. 1842);
Volkmar, Geschichte des
Landes Dithmarschen (Braunschw. 1851);
(griech.), ursprünglich ein Beiname des
Dionysos,
[* 9] der von seiner Doppelgeburt (Dithyros) ausgegangen sein
soll, danach
Name der ihm zu
Ehren gesungenen Festlieder, in denen in leidenschaftlich erregter
Weise die
Schicksale des
Dionysos, später
auch andrer
Götter und
Heroen unter
Begleitung von
Instrumentalmusik (besonders
Flöten) und in
Verbindung mit mimischen
Darstellungen besungen wurden. Der Dithyrambos (auch Dithyrambi) stellt eine eigne
Gattung der lyrischen
Poesie
dar, die als Ausfluß
[* 10] einer künstlich erhöhten Gemütsstimmung zur ekstatischen
Lyrik wird, und bildet,
da die letztere durch sinnliche
Mittel (Weinrausch) erzeugt
(Orgiasmus) ist, das Gegenstück zur (weltlichen und geistlichen)
Ode, welche aus durch
Ideen erzeugter
Begeisterung (Ideenrausch,
Enthusiasmus) entspringt.
Eigentliche
Heimat des Dithyrambos war
Athen,
[* 11] wo an den glänzenden Dionysosfesten die berühmtesten
Lyriker, wie Lasos von
Hermione (500
v. Chr.),
Simonides von
Keos, Pindar u. a., mit ihren Dithyramben wettkämpfend auftraten; Erfinder desselben
aber war (nach Herodot)
Arion in
Korinth
[* 12] (um 620). In
Athen ging aus dem Dithyrambos mit der Zeit die
Tragödie hervor. Erhalten sind
nur wenige
Fragmente von Dithyramben (gesammelt in
Bergks »Poetae lyrici graeci«). Unter den vorhandenen
Hymnen des
Pindar ist
kein eigentlicher Dithyrambos; unter den Horazischen
Oden haben einige dithyrambischen
Charakter. Musterbeispiel
unter den Neuern ist
Schillers »Dithyrambos«;
Goethes »Wanderers Sturmlied« und »Harzreise
im
Winter« fallen, da sie nicht aus
Wein, sondern einem orgiastischen Naturrausch entstammt scheinen, mehr unter den
Begriff
der (weltlichen)
Ode. Aus dem Beinamen des
Gottes schuf man übrigens auch eine besondere
Person, als Begleiter
des
Dionysos, wie ihn Vasenbilder zeigen.
wird meist in der
Abkürzung »do.« gebraucht, um Bezeichnungen,
welche mehrmals nacheinander oder in Rechnungen u. dgl.
untereinander vorkommen, nicht wiederholen zu müssen.
Wilhelm Theophor, evang. Theolog, geb. zu Theningen
in
Baden,
[* 17] studierte
Theologie zu
Heidelberg
[* 18] unter
Daub, dessen Schwiegersohn er später wurde, und dessen Werke er mit
Marheineke (Berl. 1838-44, 7 Bde.)
herausgab. Nachdem er sich 1832 in
Heidelberg habilitiert, war er 20 Jahre daselbst in der Doppelstellung eines praktischen
Geistlichen (Stadtpfarrer bei Heiliggeist) und akademischen
Lehrers, seit 1847 als ordentlicher
Professor thätig, im
Verein
mit
Zittel als
Führer des freisinnigen Teils der badischen
Geistlichkeit hochangesehen.In denZeiten der
Reaktion sah er sich veranlaßt, 1852 einem
Ruf nach
Weimar
[* 19] als großherzoglicher Oberhofprediger und
KirchenratFolge zu leisten.
Erblindet starb er bald nach seiner Pensionierung
Steinkohlenbergbau, Garnbleicherei, Zündhölzerfabrikation und (1880) 5913 Einw.
(2090 Katholiken). - 2) Dorf im nördlichen Böhmen,
[* 24] Bezirkshauptmannschaft Tetschen, mit (1880) 614 deutschen Einwohnern.
Hatte er schon mit seinen dort aufgeführten Oratorien: »Esther« (1785) und »Hiob« (1786) allgemeinen Beifall gefunden, so
steigerte sich derselbe zum Enthusiasmus beim Erscheinen seiner komischen Oper »Doktor und Apotheker« (ebenfalls
1786), welche wie in Wien, so in ganz Deutschland,
[* 29] ja selbst in London
[* 30] die günstigste Aufnahme fand und ihrem Autor eine Popularität
verschaffte, wie sie um diese Zeit weder Haydn noch Mozart besaßen. Den gleichen Beifall fanden seine spätern Opern, mehr
als 30 an der Zahl, sämtlich ausgezeichnet durch dramatische Wirksamkeit, treffenden Ausdruck für das
Charakteristische und Komische sowie durch Gediegenheit des Tonsatzes.
Ungeachtet dieser Erfolge und der ausgesprochenen GunstKaiserJosephs II., der ihn unter anderm zum Forstmeister in Neiße
[* 31] ernannte
und ihn in den Adelstand erhob (bei welcher Veranlassung seinem Familiennamen Ditters das Prädikat »von
Dittersdorf« beigefügt wurde), verbrachte er seine letzten Lebensjahre in Dürftigkeit und sah sich schließlich
auf die Gastfreundschaft eines Gönners, des Barons v. Stillfried, angewiesen, auf dessen Landgut Rothlhotta (bei Neuhaus in Böhmen)
er starb. Er hinterließ an Kompositionen außer den erwähnten, zum Teil noch bis in die neueste
Zeit beliebt gebliebenen komischen Opern (unter denen noch »HieronymusKnicker« und »Das rote Käppchen« besonders hervorzuheben
sind) eine große Zahl schätzbarer Arbeiten für Kirche und Kammer, unter letztern sechs nach Ovids »Metamorphosen« komponierte
Symphonien und sechs Streichquartette, welche an Reichtum und Grazie der Ideen sowie an technischer Gewandtheit
den Haydnschen wenig nachstehen. Auch als Schriftsteller hat sich Dittersdorf bekannt gemacht, zuerst durch zwei Briefe für die »Leipziger
musikalische Zeitung«: »Über die Grenzen
[* 32] des Komischen und Heroischen in der Musik« und »Über die Behandlung italienischer Texte
bei der Komposition«, dann durch seine »Selbstbiographie« (Leipz.
1801), deren Schluß er wenige Tage vor seinem Tod seinem Sohn in die Feder diktiert hatte.
Friedrich, Schulmann, geb. zu Irfersgrün im sächsischen Vogtland, besuchte 1844 bis 1848 das Seminar
zu Plauen
[* 33] und studierte 1851 bis 1852 und 1858-60 in Leipzig.
[* 34] Nachdem er schon 1848-51 und 1852-58 als Lehrer an
verschiedenen Schulen gewirkt hatte, wurde er 1860 Subrektor an der Realschule und dem Gymnasium zu Chemnitz
[* 35] und trat zuerst 1864 auf
dem dort gehaltenen allgemeinen deutschen Lehrertag mit durchschlagendem Erfolg zu gunsten einer Neugestaltung des sächsischen
Seminar und Schulwesens in die Öffentlichkeit. 1865 ward er nach Gotha
[* 36] als Schulrat und Seminardirektor, 1868 als
Direktor des städtischen Lehrerpädagogiums nach Wien berufen.
Von 1870 bis 1873 Mitglied des Landesschulrats für Niederösterreich, seit 1873 Mitglied des österreichischen Reichsrats,
ist Dittes wiederholt auch dort mit Nachdruck und Erfolg für freisinnige Gestaltung des Kirchen und Schulwesens, namentlich aber
für allseitige Hebung
[* 37] des öffentlichen Schulwesens in die Schranken getreten. Die daraus hervorgegangenen
Anfeindungen seiner klerikalen Gegner veranlaßten Dittes, 1881 sein Amt niederzulegen. In philosophischer Hinsicht auf Herbart
und namentlich auf Beneke fußend, schließt er sich in seinen pädagogischen Bestrebungen an Pestalozzi und Diesterweg an.
Unter seinen Schriften sind besonders hervorzuheben: »Das Ästhetische nach seinem Grundwesen und seiner
pädagogischen Bedeutung« (Leipz. 1854);
Dorf im preuß. Regierungsbezirk Breslau, KreisWaldenburg i. Schl., am Zwicker Wasser, 8 km
von der Eisenbahnstation Waldenburg, mit (1880) 2066 meist evang. Einwohnern, welche
Leinen- und Baumwollweberei treiben.
auch eignen Gedichten (»Das Minnebüchlein«, Berl.
1824) und pädagogischen Handbüchern hat sich Dittmar namentlich durch die seinen religiösen Standpunkt stark betonende
»Geschichte der Welt vor und nach Christus, für das allgemeine Bedürfnis dargestellt« (Heidelb. 1845-60; 4. Aufl.
1866, 6 Bde.) bekannt gemacht; daneben fanden kleinere Handbücher,
wie: »Die Weltgeschichte im Umriß« (12. Aufl., das. 1881, 2 Bde.),
JohannGeorg, Pomolog, geb. zu Gotha, starb als Hofküchenmeister ¶
mehr
daselbst. Er gab eine neue Methode an, kräftige Obstbäume zu erziehen, und veranlaßte dadurch einen bedeutenden Aufschwung
der deutschen Obstbaumzucht. In seinem »Systematischen Handbuch der Obstkunde« (Jena
[* 44] 1835-43, 3 Bde.), welches zwar nur ein
Auszug aus Diels Werken ist, vereinigte er alle bis 1836 bekannten Obstsorten und brachte das schon sehr
reiche Material in systematische Ordnung.
kleine portug. Insel an der Südküste der HalbinselKathiawar in Ostindien,
[* 46] von O. nach
W. 11 km lang, im allgemeinen 3,6 km breit und von einer Felsmasse durchzogen,
hat mit der noch kleinern Insel Gogola ein Areal von 5 qkm und (1877) 13,898 Einw. Der Meeresarm zwischen
Diu und dem Festland ist nur für Fischerboote fahrbar. Am Ostende
[* 47] der Insel liegt die gleichnamige, gut befestigte Stadt mit
10,965 Einw., trefflichem Hafen, aber unbedeutendem Verkehr. In alter Zeit stand hier ein berühmter Tempel
[* 48] des Mahadewa, welcher 1024 durch SchahMahmud geplündert und zerstört wurde. Die Portugiesen besetzten Diu 1515 und widerstanden
ruhmvoll zwei Belagerungen von seiten der Mohammedaner (1539 und 1545); im J. 1670 aber wurde die Insel von den
Arabern von Maskat erstürmt. Seit dem Sikhkrieg verlor Portugal
[* 49] seine bis dahin beträchtliche Einnahme aus dem Opiumhandel,
der seitdem unter genauer englischer Kontrolle steht. Die Zölle ertragen jährlich 27,000 Mk.
(lat.), das »tägliche«
Gebetbuch der katholischen Geistlichen. ^[= Alle christlichen Kirchenparteien, ausgenommen die Wiedertäufer, Quäker und Darbysten (s. ...]
(lat.), das Auseinanderlaufen. Divergierend und divergent, sich voneinander
entfernend, das Gegenteil von konvergierend und konvergent. In der Geometrie nennt man divergent oder divergierend gerade,
sich schneidende Linien in der Richtung, in welcher sie auseinander laufen, während sie in der andern Richtung, nach ihrem
Schnittpunkt hin konvergieren. Das Maß der Divergénz bildet der von den Linien eingeschlossene Winkel.
[* 52] Divergierende
Parabeln sind Parabeln, bei welchen die Richtungen zweier symmetrisch liegender Teile einen immer größern Winkel untereinander
bilden, je weiter sie vom Scheitel entfernt sind. Divergierende Hyperbeln sind Linien dritter Ordnung, deren Schenkel
ihre erhabenen
Seiten gegeneinander kehren. In der Analysis heißt eine unendliche Reihe divergierend, wenn ihre Glieder
[* 53] immer größer werden, je weiter sie sich vom Anfang oder von einem bestimmten Glied
[* 54] entfernen (s. Reihen). Über Divergénz der Blätter
s. Blatt
[* 55] (S. 1012); Divergénz des Charakters, s. Arbeitsteilung (S. 762).
Diverse (Diversa), Verschiedenes, z. B. verschiedene Waren, Konten, Debitoren etc., eine
im Warengeschäft und in der Buchhaltung häufig vorkommende Bezeichnung.
in der Kriegführung eine Demonstration (s. d.), welche ihren Zweck, die Aufmerksamkeit
des Gegners von einem bestimmten Punkt ab und auf einen andern hinzulenken, möglichst ohne Kampf zu erreichen
sucht.
Die Diversion kann ebensowohl Angriffszwecken dienen, wenn man sich z. B. eines Flußüberganges
bemächtigen will, wie auch in der Verteidigung angewendet werben, wenn man den Feind von seiner Angriffsrichtung ablenken
oder selbst für einen Zweck Zeit gewinnen will.
(lat.), in der pathologischen Anatomie blind endigende Anfänge oder Fortsätze der Speiseröhre, der Harnröhre,
der Blase etc. Dergleichen krankhafte »Ausbuchtungen«
können erhebliche Beschwerden hervorrufen und chirurgische Hilfe erforderlich machen.
politischer Grundsatz, wonach man, um den Widerstand einer Mehrheit zu brechen, die letztere
in einzelne Teile zu zersplittern sucht, mit denen man dann leichter fertig wird.
Nach dieser Maxime verfuhren namentlich
die alten Römer
[* 57] den zu unterwerfenden und den unterworfenen Völkerschaften gegenüber.
Ebenso war es der Grundzug der Metternichschen
Politik, indem auf diese Weise die verschiedenen Völkerschaften der österreichischen Monarchie gegen und
durcheinander in Schach gehalten wurden.
eine zur Verteilung bestimmte Summe, insbesondere der Gewinnanteil, welchen die bei einer Unternehmung Beteiligten aus derselben
erhalten. Über Dividénde der
¶
mehr
Aktiengesellschaften vgl. Aktie. Bei den Versicherungsgesellschaften auf Gegenseitigkeit nennt man Dividénde die meist in Prozenten
ausgedrückte Summe, welche den Versicherten von ihren eingezahlten Prämiengeldern nach Abzug aller Ausgaben am Ende des Versicherungjahrs
zurückgezahlt wird. Bei Konkursen versteht man unter Dividénde die pro Hundert berechnete Quote, welche aus dem Ertrag der
Konkursmasse an die Gläubiger des Falliten nach Maßgabe ihrer Forderungen zur Verteilung gelangt.
(lat.), teilen, als Rechnungsoperation (s. Division). ^[= # im Militärwesen 1) ein aus allen Waffengattungen zusammengesetzter, zu selbständigen Unternehmunge ...]
(Dividibi, auch Libidibi, Libidavi), die Früchte von CaesalpiniaCoriariaWilld., bilden schnecken- oder S-förmig
eingerollte, trockne, spröde, an beiden Enden stumpf zugespitzte, etwas glänzende, kastanienbraune, gegen 8 cm lange, 23 cm
breite Hülsen, welche zwischen der zähen äußern und innern Haut
[* 59] eine ockerbraune, spröde Masse enthalten und meist 24 linsenförmige
Samen
[* 60] einschließen. Sie enthalten 1926,7 (nach andern Angaben 32 und selbst 49) Proz.
Gerbstoff. Die Gerbschoten wurden zuuerst 1768 von den Spaniern nach Europa
[* 61] gebracht; sie kommen jetzt über
Caracas, Maracaibo und Curassao in den Handel und dienen zum Gerben und Schwarzfärben. Sie geben weiche, braunrot gefärbte Leder,
werden aber meist nur als Zusatz zu andern Gerbmitteln benutzt.
(lat.), Ahnungsvermögen, Weissagungskraft, Ahnung, bei den Römern Inbegriff aller auf die
Mantik bezüglichen Erscheinungen und Institute, Prodigien, Orakel, Augurien etc. (s. Mantik); in der altrömischen Rechtssprache
die richterliche Untersuchung, welcher von mehreren Anklägern als der passendste auszuwählen sei, um bei einem Prozeß den
Hauptankläger (suo nomine accusator) zu machen, während die übrigen als Subscriptores jenem sich anreihten. So handelte
es sich bei der Anklage des Verres darum, ob Cicero oder Cäcilius Hauptkläger sein sollte, und deshalb
führt die erste Verrinische Rede des Cicero den Titel Divinatio. Die Richter entschieden in solchen Fällen nach einer gewissen
moralischen Voraussetzung (divinabant); daher der Name.
daher divinatorische Kritik, eine auf genauester
Bekanntschaft mit der Denk und Redeweise eines Autors beruhende Kritik, die infolgedessen oft unmittelbar das Richtige trifft.
Divinieren, durch Divinationsgabe wissen, ahnen, weissagen.
Die Einrichtung dieser Vorrichtung ist nicht genau bekannt, auch wurde der von Divisch gemachte Vorschlag, solche Blitzableiter
mehrfach zu errichten, von den WienerGelehrten abgelehnt. Die Vorrichtung selbst wurde von den benachbarten Bauern bald darauf
zerstört, weil sie dieselbe für die Trockenheit des folgenden Sommers verantwortlich machten. Divisch erfand
auch ein musikalisches Instrument, genannt Denisdor und schrieb: »Längst verlangte Theorie von der meteorologischen Elektrizität«
(Tübing. 1768). Er starb in Prendiz.
(ital., abgekürzt div., »geteilt«)
bedeutet in den Orchesterstimmen von Streichinstrumenten, daß die zwei oder mehrstimmig vorkommenden Akkorde nicht als Doppelgriffe
gespielt werden, sondern die Instrumente sich teilen sollen.
(lat.), Teilung, in der Arithmetik die vierte Rechnungsspezies, die Zerlegung einer gegebenen Zahl in eine
bestimmte Anzahl gleicher Teile. Dividieren heißt nämlich eine Zahl (Quotient) suchen, welche in einer gegebenen Zahl (Dividendus,
Dividend) so vielmal enthalten ist, als eine andre (Divisor) Einheiten hat. Um anzudeuten, daß eine Zahl
durch eine andre dividiert werden soll, setzt man das Divisionszeichen (:) dazwischen und zwar meist so, daß der Divisor
rechts, der Dividend links von diesem Zeichen steht, oder man schreibt die Aufgabe in Form eines Bruches, dessen Zähler der
Dividend und dessen Nenner der Divisor ist;
daß z. B. 60 durch 5 dividiert erden soll, läßt sich bezeichnen
entweder durch 60:5, oder durch 60/5. Ist die Division richtig, so muß, wenn man den Quotienten mit dem Divisor multipliziert und
den bei der Division etwa übriggebliebenen Rest zum Produkt addiert, dieses dem Dividenden gleich sein.
bis 1850 bei jeder Division, nachher bei jedem Armeekorps des preußischen Heers
befindliche Schulen, in welchen die Offiziersaspiranten der Infanterie und Kavallerie in einem neunmonatlichen Kursus zur Ablegung
der Offiziersprüfung vorbereitet wurden.
Austeiler, Einteiler, im alten Rom
[* 72] Leute, welche in den Komitien für
die Kandidaten, mit welchen sie deshalb besondere Akkorde abschlössen, Geld zur Bestechung der Stimmgeber verteilten.
Sie bildeten
wahrscheinlich Societäten, welche aus Personen bestanden, die den verschiedenen Tribus angehörten.
Sie sind nicht mit den
Diribitoren (s. d.) zu verwechseln.
Ihr Geschäft galt als ehrlos und war vom Staat verboten.
(spr. -wonn), Grenzort im franz. DepartementAin, ArrondissementGex, am Fuß des Mont Mussy
(668 m), mit 660 Einw., bekannt durch seine Kaltwasserheilanstalt (Wassertemperatur 6,5°
C.).
(ital.), andächtig, feierlich, gehoben (als musikalische
Vortragsbezeichnung). ^[= in der Musik sind entweder dynamische V., welche sich auf die Stärke oder Schwäche der Tongebung ...]
(pers.), Versammlung, Gesellschaft, Rat, Audienz. Diwan Humajun, der kaiserliche Rat, eigentlich
das Ministerium oder die Hohe Pforte. Diwan Efendisi, Sekretär
[* 75] oder Protokollführer der Sitzungen auf der Pforte wie auch der Gouverneure.
Diwan heißt im Orient auch jedes Ruhebett, welches aus einem ca. 30 cm hohen und wenigstens 1 m langen Holzgestell, einer mit
mehr oder minder einfachem Stoff überzogenen Matratze und mehreren Kissen besteht, welche, nebeneinander
an die Wand, an welcher der Diwan steht, gelehnt, die Lehne bilden. Dem türkischen Diwan sind die mehr sofaartigen
Ottomanen (s. d.) in
Europa nachgebildet. Auch nennt man Diwan eine Sammlung von Gedichten in alphabetischer Ordnung, so z. B.
Diwani Baki, die Gedichte Bakis. Den orientalischen Diwanen hat Goethe seinen »Westöstlichen Diwan« nachgebildet.
(türk. Debre), Landschaft in Türkisch-Albanien, gegenwärtig zum WilajetMonastir gehörig, nördlich von Ochrida
im Drinthal gelegen, zerfällt in zwei Teile: Diwrapost (Unterdiwra), mit der rechts am SchwarzenDrin, an einem vorspringenden, 640 m
hohen Kalkfelsen, einem Ausläufer des Schargebirges, gelegenen und mit einer Mauer umgebenen Stadt Diwra, welche 6000 in Stahl-
und Lederarbeiten geschickte Einwohner zählt und Sitz des griechischen Bischofs ist, und Diwrasipere (Oberdiwra), welches
nur acht Gebirgsdörfer enthält. Die Bewohner sind mohammedanische und christliche Albanesen, welche zu den unruhigsten
Unterthanen der Türkei
[* 76] gehören.
(Unfuma), Stadt in der brit. KolonieGoldküste (Westafrika), östlich vom Kap der drei Spitzen, mit 1200 Einw.,
einer Missionsstation und bedeutendem Handelsverkehr.
Schlussformel des römischen Redners, um das Ende seines Vortrags anzudeuten. Dixi et salvāvi animam meam, ich habe gesprochen
(nämlich, wie es meine Pflicht ist) und meine Seele gerettet (d. h. mein Gewissen beruhigt), wird auf Hesekiel 3, 18.19 und
33, 8.9 zurückgeführt.
1) William Hepworth, engl. Schriftsteller, geb. zu
Newton Heath, studierte die Rechte, widmete sich dann aber ausschließlich litterarischen Arbeiten. Er übernahm 1853 die Redaktion
des »Athenaeum«, das er bis 1869 leitete. Auch lieferte er seit 1848 Beiträge
zu den »Daily News« und veröffentlichte eine interessante Darstellung des englischen Gefängniswesens: »TheLondonprisons« (1850),
reinere Beweggründe aufzeigen, als ihm Macaulay zuschreibt. AasArtikeln, die zunächst im »Athenaeum« veröffentlicht wurden,
erwuchs eine seiner wertvollsten Arbeiten: »Personal history of LordBacon, from unpublished papers« (1861),
woran sich anschloß:
»The story of LordBacon's life« (1862). Darauf erschien der erste Band
[* 81] der »Fasti Eboracenses: Lives of archbishops
of York« (1863). Eine Reise nach Palästina
[* 82] und Ägypten,
[* 83] die er 1864 unternahm, gab ihm Stoff zu dem Werk »The Holy Land« (1865, 4. Ausg.
1884; deutsch, Jena 1868). 1866 machte er eine neue Reise durch Nordamerika,
[* 84] von New York bis zum Salzsee, und widmete besonders
dem Sektenwesen eingehende Studien, deren Ergebnisse er in dem Werk »New America« (1867, 8. Ausg. 1869;
deutsch, Jena 1868) niederlegte. Großes Aufsehen erregten seine »Spiritual wives« (1.-4. Aufl. 1868, 2 Bde.;
deutsch u. d. T.: »Seelenbräute«, Berl. 1868),
ein Werk, das ebenfalls krankhafte Auswüchse des pietistischen Sektenlebens
bloßlegte, ihm aber seitens der »Pall Mall Gazette« die Beschuldigung der Immoralität zuzog. Dixon klagte
auf Beleidigung und gewann zwar den Rechtsstreit, doch in wenig schmeichelhafter Weise, indem die Geschwornen ihm einen Schadenersatz
von Einem Heller (one farthing) zuerkannten. Ein Besuch Rußlands veranlaßte sein Werk »Free Russia« (1.-3. Aufl. 1870; deutsch
von A. Strodtmann, Berl. 1870),
welches Land und Leute in Rußland und wiederum vorzugsweise das Sektenwesen
schildert. AndreArbeiten aus jener Zeit sind: »Her Majesty's Tower«, eine Geschichte des Towers zu London (1869-71, 4 Bde.; 7. Aufl.
1884, 2 Bde.; deutsch, Berl. 1869);
»The Switzers« (1872);
»History of two queens: Catharine of Aragon and AnneBoleyn« (1873, 4 Bde.);
die historische Schrift »RoyalWindsor« (1879, 4 Bde.) und als Ergebnis eines Ausflugs
nach dem von England eben erworbenen Cypern:
[* 86] »British Cyprus« (1879).
Seit 1869 zum Friedensrichter von
Middlesex ernannt, starb Dixon in London.
wandte sich dann ernster Geschichtsarbeit zu, als deren Frucht das
große, noch unvollendete Werk »History of the Church of England from the abolition of the Roman jurisdiction« (Bd. 1 u.
2, Lond. 1878-80) erscheint, und kehrte mit dem altertümelnden, in den ersten Zeiten des Mittelalters spielenden Epos »Mano«
(1883) noch einmal auf das dichterische Gebiet zurück.
(spr. dluhgosch),Johannes, lat. Longinus, poln. Geschichtschreiber, geb. 1415 zu Brzczniea, studierte
in Krakau,
[* 94] trat 1431 in die Dienste
[* 95] des Bischofs Zbigniew Olesnicki von Krakau, dessen Sekretär er 1433-55 war, wurde 1436 Geistlicher
und erhielt ein Kanonikat, später noch andre Pfründen. Er erwirkte 1449 in Rom für seinen Bischof den
Kardinalshut,
[* 96] unternahm 1450 über Italien eine Pilgerfahrt nach Palästina, war nach seiner Rückkehr an wichtigen politischen
Verhandlungen beteiligt, fiel 1461 beim König von Polen in Ungnade, erlangte aber 1464 die Gunst desselben wieder und ward von
neuem zu wichtigen Gesandtschaften nach Preußen.
[* 97]
Böhmen und Ungarn verwendet. Zum Erzbischof von Lemberg
[* 98] erwählt, starb er in Krakau. Unter seinen
zahlreichen geschichtlichen Werken (»Lebensbeschreibungen der Bischöfe von Posen,
[* 99] Gnesen, Krakau und Plock«, »Liber beneficiorum
dioecesis Cracoviensis« u. a.) ist die »Historia polonica« das bedeutendste; sie behandelt in zwölf Büchern die Geschichte
Polens, der eine eingehende Chorographie vorausgeht, von den ältesten Zeiten bis auf des Verfassers Tod,
ist seit 1455 nach und nach entstanden und in den letzten Büchern, welche teils auf Urkunden, teils auf guten mündlichen
Berichten, teils auf Autopsie beruhen, höchst wertvolle Geschichtsquelle, obwohl Dlugosz nicht frei ist von den unkritischen Schwächen
der mittelalterlichen Geschichtschreiber und von nationalen Vorurteilen. Ausgaben von Dlugosz' »Historia polonica«
erschienen zuerst in Dobromil 1614, zuletzt in Leipzig 1711. Eine neue, indes auch unkritische Ausgabe der sämtlichen Werke
von Pauli erscheint seit 1863 in Krakau.
(auch Dmitroswapsk genannt), Kreisstadt im russ. GouvernementKursk, an der Swapja, ist auf einem steilen,
zum Fluß jäh abfallenden Berg erbaut, hat eine schöne griechische Kirche, eine Kreisschule und (1879) 3004 Einw., die
sich von etwas Industrie (besonders Leinwandmanufaktur), vom Handel mit Korn, Talg und Flachs etc. ernähren. Dmitrijew wurde 1779 zur
Kreisstadt erhoben.