Außer den schon erwähnten
Varietäten, die durch
Aufnahme von dem typischen Vorkommen fremden Mineralbestandteilen entstehen,
unterscheidet man noch aphanitischen Diorit
(Aphanit zum Teil, Dioritaphanit), bei welchem die zusammensetzenden
Mineralien
[* 8] in
sehr kleinen Individuen entwickelt sind, porphyrartigen Diorit (Dioritporphyr) mit größern
Plagioklas- und
Hornblende-Individuen in aphanitischer Grundmasse
(Varietäten, die Übergänge zu den
Porphyriten, s. d., bilden) und endlich
schieferigen Diorit (Dioritschiefer). Diorit ist ein Eruptivgestein, welches wohl schon während der archäischen
Periode dem Erdinnern entflossen ist, aber auch noch
Gesteine der paläozoischen
Systeme gangförmig durchsetzt.
L.
(Yamswurzel),
Gattung aus der
Familie der Dioskoreaceen, tropische, ausdauernde
Schlingpflanzen mit knolligem,
fleischigem
Rhizom,
[* 12] rankenden
Stengeln, abwechselnden, gestielten, meist herzförmigen Blättern, kleinen,
in
Ähren oder
Trauben gestellten
Blüten und dreifächerigen, sechssamigen
Kapseln.
[* 13] Von den zahlreichen
Arten werden mehrere
wegen der fleischigen, mehlreichen
Knollen
[* 14] in den
Tropen angebaut, besonders Dioscorea alataL., welche die
Yamswurzel
(Igname) liefert.
Diese hat einen geflügelten
Stengel,
[* 15] 14-16
cm lange, pfeilförmige
Blätter und unscheinbare gelbliche
Blüten. Sie wird in vielen
Varietäten kultiviert; ihr Vaterland ist nicht bekannt, doch scheint sie sich vom
Indischen Archipel
und der Südspitze
Ostindiens aus verbreitet zu haben. Sie gelangte zuerst nach der Ostküste
Afrikas, dann nach der Westküste
und von dort nach
Amerika.
[* 16] Yam heißt in der Negersprache vonGuinea essen. Die
Knollen sind mannigfach
gestaltet, erreichen ein
Gewicht von 15-20 kg, sind zwar weniger schmackhaft als
Bataten, bieten aber wegen ihres
Gehalts an
Stärkemehl ein sehr wichtiges
Nahrungsmittel.
[* 17]
Sie haben sämtlich weißes
Fleisch und geben daher auch ein weißes
Stärkemehl, während die
Knollen andrer
Arten, wie Dioscorea sativaL. (DioscoreadeltoidesWall.), Dioscorea pentaphyllaL.,DioscoreabulbiferaL. und Dioscorea aculeataL., sämtlich auf dem
Indischen
Archipel und in
Ostindien
[* 18] heimisch, gelbe oder rote
Knollen haben und ein durch
Wasser nicht zu entfärbendes gelbes oder rotes
Stärkemehl liefern.
Knollen von Dioscorea sativaL. enthielten 22,6Stärkemehl, 0,25Zucker,
[* 19] 6,5Cellulose, 2,9
Pektin, 67,6Wasser (Eiweißstoffe sind nicht bestimmt). Dioscorea
BatatasDecaisn. (s. Tafel
»Nahrungspflanzen
[* 20] I«)
[* 21] wird in
China
[* 22] und
Japan kultiviert, und man hat
auch versucht, sie in
Europa einzuführen.
(spr. díōsch-djör),Marktflecken im ungar.
KomitatBorsod bei
Miskolcz
[* 23]
(Sekundärbahn dahin), am
Fuß des
waldigen Bükkgebirges, im wein- und fruchtreichen und sehr romantischen
Thal
[* 24] der Szinyva, hat ein verfallenes
Schloß, ein
großes königliches Eisenwerk, das den besten ungarischen
Stahl liefert, Steinkohlenbergbau, eine Papierfabrik
und (1881) 4374 Einw. In der
Nähe eins der sogen. karpathischen
Meeraugen und ein laues
Mineralbad, dessen
Wasser Kalkerde,
Kochsalz und kohlensaures
Natron enthält.
Die
Familie zählt nur wenige
Gattungen mit gegen 150
Arten, welche in den tropischen und den warmen
Zonen,
vorzüglich der südlichen
Hemisphäre, vorkommen. In
Europa sind die Dioskoreen nur durch Tamus communis vertreten.
Die mehlreichen
Wurzelknollen mehrerer in allen Tropenländern kultivierter
Dioscorea-Arten liefern die genießbare
Yamswurzel.
(Pedanios), Naturforscher und
Arzt, geboren um die Mitte des 1. Jahrh.
n. Chr. zu Anazarbos in
Kilikien,
durchreiste im
Gefolge römischer Kriegsheere viele
Länder und verfaßte eine Arzneimittellehre
(»Demateria medica«),
worin
er sehr zahlreiche Mitteilungen über
Arzneipflanzen
[* 27] niederlegte und die Arzneistoffe und ihre
Wirkungen besprach. Er galt
bis in die neueste Zeit als
Autorität und genießt im
Orient noch jetzt großes Ansehen. Von seiner
Schrift
besorgte die beste
AusgabeSprengel mit
Kommentar (Leipz. 1829-30, 2 Bde.);
die im 7. und 8. Jahrh. als 6. und 7.
Buch hinzugefügten »Alexipharmaca« (über
Gifte) und »Theriaca« (über
Gegengifte) gehören
dem Dioskorides nicht an; die
Schrift »Euporista« (über
Hausmittel) ist wahrscheinlich echt.
Bruder seinen VaterZeus, daß er mit jenem die Unsterblichkeit teilen dürfe, indem beide einen Tag in der Oberwelt, den andern
in der Unterwelt zubrächten. Nach einer andern Auffassung setzte Zeus zum Lohn für ihre Bruderliebe beide als Zwillinge oder
als Morgen- und Abendstern an den Himmel;
[* 31] ja, man will in dieser letztern Vorstellung (wie auch in dem mit
ihnen in Verbindung gebrachten St. Elmsfeuer) ihre ursprüngliche Naturbedeutung (das immer wieder aufstrahlende Licht,
[* 32] das
nur periodisch unterliegt) sehen.
Andre erklären die Dioskuren wie die indischen Açvins (s. d.) für das Zwielicht. Die Dioskuren wurden als hilfreiche
Horte verehrt und hießen deshalb Anakes (»Schirmherren«);
besonders riefen die Schiffer sie an und gelobten ihnen weiße Lämmer, wofür sie, auf Rossen durch die Luft einherjagend, das
baldige Aufhören des Sturms bewirkten. Auch als Helfer in der Schlacht erschienen sie auf weißen Rossen. Als Schirmherren der
Reisenden waren sie Beschützer der Gastfreundschaft und haben die Theoxenien gestiftet.
Als Heroen sind sie Vorsteher der Gymnastik, daher in Sparta, wo sie als die Schutzgötter des Landes galten, ihre Standbilder
am Eingang der Rennbahn standen. Polydeukes ist als Faustkämpfer, Kastor vorzugsweise als Rossebändiger ausgezeichnet; doch
erscheinen auch beide als Reiter oder als Wagenlenker. Desgleichen galten sie als Erfinder des Waffentanzes.
Ihr uraltes Symbol, welches die Spartaner, wenn sie zu Felde zogen, stets mit sich führten, waren zwei parallele, durch Querhölzer
verbundene Balken.
Auch in Mantineia, zu Athen
[* 33] u. a. O. hatten sie Tempel
[* 34] und Feste, die mit Pferderennen gefeiert wurden. Auf Samothrake flossen
sie mit den Kabiren (s. d.) zusammen. Die Kunst pflegte die Dioskuren darzustellen als edel gestaltete Heldenjünglinge
von schlanken, aber kräftigen Formen. Ihr charakteristisches Merkzeichen ist der halbeiförmige Hut,
[* 35] an dessen Spitze ein Stern
glänzt, oder wenigstens ein auf dem Hinterhaupt anliegendes, um Stirn und Schläfe mit starken Locken hervortretendes Haar,
[* 36] wie es auch die nachfolgend erwähnte Kolossalgruppe zeigt.
Gewöhnlich werden sie nackt gebildet oder nur mit einer leichten Chlamys
[* 37] bekleidet. Fast immer treten sie in Verbindung mit
ihren Rossen auf und zwar neben ihnen stehend, selten als Reiter. Erhalten sind zahlreiche Denkmäler (meist Votivreliefs) aus
dem alten Sparta, wo ihr Kult besonders angesehen war. Die berühmteste aus dem Altertum stammende Darstellung der
Dioskuren sind die sogen. Kolosse von MonteCavallo in Rom,
[* 38] 6 m hohe, in schönen Verhältnissen ausgeführte Marmorstatuen nebst den
dazu gehörigen Rossen, mit welchen sie vermutlich im Altertum um die Ecken des Eingangs eines öffentlichen Gebäudes nicht
weit von ihrem heutigen Standort gruppiert waren.
Ihre jetzige Aufstellung erhielten sie 1589 auf dem nach ihnen benannten Platz vor dem Quirinal, wo sie die herrliche Fontana diMonteCavallo schmücken. Sie sind wahrscheinlich nach Augustus in Anlehnung an griechische Originale der nachlysippischen (pergamenischen?)
Kunst gearbeitet. Die Inschriften, welche sie als Werke des Phidias und Praxiteles bezeichnen, sind spätern
Ursprungs. Die kapitolinische Dioskurengruppe ist von geringerm Wert; Polydeukes wird hier durch das Lockenhaar des Zeus und
die zerschlagenen Ohren der Faustkämpfer unterschieden. Als Faustkämpfer
erscheint Polydeukes auch auf der Ficoronischen Ciste
(s. d.) und in einer schönen Bronzefigur von Paramythia. Auf Münzen
[* 39] finden sich die Dioskuren als Reiter mit
Palmen
[* 40] in den Händen dargestellt (s. Abbildung).
Vgl. Welcker, Griechische Götterlehre, Bd. 1, S. 606 ff.;
Bd. 2, S. 416 ff.; Myriantheus,
Die Açvins oder arischen Dioskuren (Münch. 1876);
(zur Zeit der Römer
[* 41] Sebastopolis), im Altertum Hauptstadt von Kolchis, am Pontus Euxinus,
Kolonie der Milesier und Haupthandelsplatz der wilden kaukasischen Bergvölker, deren abweichende Idiome viele Dolmetschen (nach
Plinius' wohl übertriebener Angabe 130 verschiedenartige) nötig machten. Im J. 66 v. Chr. war Dioskurias Hauptquartier des Mithridates.
Im Beginn der römischen Kaiserzeit verfiel die Stadt.
Ruinen derselben bei dem Dorf Iskurija in Abchasien.
L. (Götterduft, Göttergeruch), Gattung aus der Familie der Diosmeen, immergrüne Sträucher vom Kap, mit kleinen,
drüsig punktiertem Blättern, einzeln oder gehäuft stehenden, großen, weißen oder rötlichen Blüten von starkem aromatischen
Geruch, werden bei uns in mehreren Arten als Zierpflanzen kultiviert.
Von Diósma albaThunb., mit linienförmigen,
gekielten, fein gespitzten, steifen, am Rand knorpeligen und etwas scharfen Blättern und weißen Blumen, werden die blühenden
Zweige für Bouketts benutzt.
(Göttersträucher), dikotyle Pflanzengruppe, eine Unterfamilie der Rutaceen (s. d.) bildend, von ihren nächsten
Verwandten durch geraden, nicht gekrümmten Embryo und die nur in der Zweizahl in jedem Fruchtknotenfach
vorhandenen Samenknospen verschieden. Das Endokarp der Früchte springt meist elastisch vom Epikarp ab und streut dadurch die
Samen
[* 42] aus.
Vgl. Bartling und Wendland, Diosmeae descriptae et illustratae (Götting. 1824).
Die Diosmeen wachsen zum größten Teil im südlichen Afrika
[* 43] und in Neuholland, wenige im tropischen Amerika;
im ganzen kennt man gegen 250 Arten in etwa 35 Gattungen. Sie sind alle durch ätherisches Öl und Harz, einige auch durch einen
eigentümlichen Bitterstoff ausgezeichnet, und manche werden daher als aromatische, flüchtig reizende, schweiß- und harntreibende,
krampfstillende, zum Teil auch fiebervertreibende Arzneimittel angewendet. Zu diesen gehören die echte
und die brasilische Angosturarinde. Verschiedene am Kap wachsende Empleurum- und Barosma-Arten liefern die FoliaBucco.
1) Stadt in Unterägypten, unterhalb Mendes zwischen Sümpfen gelegen, jetzt Menzale. - 2) Diospolis magna, s. v. w. Theben, daher
Diospoliten die dort residierenden Königsdynastien. - 3) Diospolis, früher Lod oder Lydda, Stadt der Benjaminiten
in Palästina,
[* 44] ward 65 n. Chr. von CestiusGallus verbrannt, aber bald wieder aufgebaut. Es bildete sich hier früh eine christliche
Gemeinde.
Jetzt Lud, wo sich die neuerdings von Griechen restaurierte St. Georgskirche aus der Kreuzfahrerzeit erhalten hat.
durch die der Karpidenzahl entsprechende Fächerung des Fruchtknotens und die völlige Entwickelung der bei den Primulinen unterdrückten
Kronstaubgefäße verschieden;
L. (Dattelpflaume, Lotuspflaume), Gattung aus der Familie der Ebenaceen, Bäume und Sträucher mit abwechselnden,
kurzgestielten, länglichen, ganzrandigen, lederigen Blättern, in den Blattachseln meist gehäuft stehenden,
diözischen, selten polygamischen Blüten und kugeligen oder eiförmigen Beeren. Etwa 153 über die ganze Erde zerstreute Arten.
DiospyrosLotusL. (gemeine Dattelpflaume, grünes Ebenholz, wildes Franzosenholz) ist ein stattlicher Baum, auchStrauch mit länglich-eiförmigen,
behaarten Blättern, bräunlichen Blüten und bläulichschwarzen, zuletzt gelbbraunen, wohlschmeckenden Beeren von der Größe
einer kleinen Kirsche, welche roh (schwarze Datteln, Karachurma) gegessen, auch auf Sirup und Wein verarbeitet werden; das graugrünliche,
harte Holz
[* 47] wird als Nutzholz verwendet. Der Baum wächst in den Ländern des südlichen Kaukasus bis zum armenisch-kleinasiatischen
Hochland, auch (wahrscheinlich eingeführt) im südlichen Europa, vornehmlich in Italien
[* 48] bis Verona,
[* 49] in Piemont,
im Kanton Tessin,
[* 50] und wird bei uns in Gärten gezogen.
Diospyros KakiL. fil., ein BaumoderStrauch von mittlerer Höhe mit auf der Unterfläche behaarten,
breit-elliptischen, zugespitzten Blättern und safrangelben, pflaumenartigen, süßen Früchten, welche sowohl roh genossen
werden, als auch, wie Feigen getrocknet, als Kakifeigen in den Handel kommen, findet sich in Japan und China
und durch Kultur über das ganze südöstliche Asien
[* 51] verbreitet. Die Früchte spielen in Japan eine große Rolle. Bei uns gedeiht
er selbst am Rhein nur in sehr geschützten Lagen. Diospyros virginianaL., ein niedrig bleibender Baum mit breitlänglichen, spitzen,
nur auf der Unterseite behaarten Blättern, weißlichen Blüten und fleischigen, gelblichroten Früchten
(Persimonen) von der Größe der Mispeln, welche sehr zusammenziehend schmecken, aber gefroren einen milden Geschmack annehmen
und sowohl roh als auf verschiedene Weise zubereitet gegessen und auf Branntwein verarbeitet werden, wächst in den Vereinigten Staaten
[* 52] besonders auch im Osten und verträgt unsre härtern Winter.
Die unreifen Früchte werden als Wurmmittel, das weiße, sehr harte Holz als Nutzholz verwendet. Diospyros ebenum Retz, ein über 12 m
hoher Baum mit schwarzer Rinde, 5 cm langen, lederigen Blättern, weißen, zottigen Blüten und olivenartigen Beeren, in Ostindien,
besonders auch auf Ceylon
[* 53] und auf den MalaiischenInseln, liefert in seinem schweren Kernholz das echte schwarze
Ebenholz (s. d.).
AuchDiospyros ebenasterRetz, mit 26 cm langen Blättern und apfelähnlichen Früchten (Mehläpfeln) mit gelbem,
schleimigem, säuerlichem Fleisch, auf Ceylon und den Molukken, Diospyros melanoxylonRoxb. (Schwarzholz), ein 6 m hoher Baum mit länglich-lanzettförmigen
Blättern, blaßgelben Blüten und runden, saftigen, eßbaren Beeren, in Ostindien, und andre Arten liefern
Ebenholz.
wahrscheinlich eine von Platon erdichtete Person. - Unter ihrem Namen
verherrlichte Hölderlin (s. d.) die von ihm hoffnungslos verehrte Mutter seiner Zöglinge in Frankfurt
[* 55] a. M.
(Diözes, griech. dioikēsis), ursprünglich ein Distrikt, der zu einer Provinz geschlagen und vom Statthalter
der letztern mit verwaltet wurde, besonders in Kleinasien; seit Konstantin d. Gr. Unterabteilung der Präfektur. Wie an der
Spitze der letztern ein Präfekt stand, so verwaltete die Diözese meist ein Vicarius (mitunter auch ein Prokonsul
oder Comes). In der kirchlichen Sprache
[* 56] ist Diözese der Jurisdiktionsbezirk eines Erzbischofs, später auch der eines Bischofs.
Derjenige Geistliche, welcher an einem Orte die bischöfliche Jurisdiktion ausübt, wird Diözesan genannt. Eine geschichtliche
Darstellung der alten »Diözesan- und Gaugrenzen Norddeutschlands«
lieferte H. Böttger (Hannov. 1874). In der protestantischen Kirche ist Diözese der Bezirk, über welchen ein
Superintendent oder Dekan die kirchliche Aufsicht führt. Die zu einer Diözese gehörigen Gemeinden oder Geistlichen heißen Diözesanen;
der Vorsteher einer Diözese (Ephorus, Superintendent, Dekan) führt vorzugsweise den Titel Diözesan. Die ganze Einrichtung wird als
Diözesanverfassung bezeichnet.
Dichter der neuern attischen Komödie, aus Sinope, im Anfang des 3. Jahrh. v. Chr., Zeitgenosse des Menander
und des Philemon, lebte in Athen und starb in Smyrna. Er soll gegen 100 Stücke geschrieben haben, wovon noch etwa 50 ihren Titeln
nach und aus Bruchstücken bekannt sind. Diese und die Urteile der Alten lassen ihn als einen der geistreichsten
Dichter seiner Zeit erkennen. Seine Stoffe entlehnte er nicht bloß dem alltäglichen Leben, sondern auch dem Mythus. Wie Menander,
so diente auch er vorzugsweise den römischen Lustspieldichtern zum Muster; Plautus' »Casina« und »Rudens« sind nach Stücken
von Diphilos gedichtet, auch Terenz hat ihn in den »Adelphen« benutzt.
Sammlung der Fragmente in Meinekes »Fragmenta comic. graecor.«, Bd. 4.
(Diphtherie, v. griech. diphthera oder diphtheris, Haut,
[* 57] Fell), eine schwere Form der Schleimhautentzündung,
welche vorzugsweise den Rachen, Gaumen und die Mandeln befällt (angina diphtherica), aber auch am Dickdarm
(Ruhr) und in der Gebärmutter
[* 58] (Kindbettfieber) oder der Harnblase vorkommen kann und anatomisch dadurch charakterisiert ist,
daß sich die kranke Schleimhautstelle mit einer gelbgrauen, anfänglich fest aufsitzenden Membran oder Haut (daher der Name)
überzieht.
Indessen genügt die Bildung einer solchen Ausschwitzungsmembran nicht zur Definition des Wesens der Diphtheritis. Bei der
diphtheritischen Entzündung ist das Gewebe der
[* 59] Schleimhaut selbst, meist in der ganzen Dicke derselben, schwer erkrankt; die
Schleimhaut ist in verschiedenem Grad geschwollen, außerordentlich blutreich, ihr Gewebe mit zahlreichen roten wie weißen
Blutkörperchen,
[* 60] welche aus den Blutgefäßen ausgetreten sind, stark infiltriert. Die Schicht der Epithelzellen, welche die
freie Schleimhautfläche überzieht, wird entweder frühzeitig abgestoßen, oder sie verschmilzt mit
der aus den Blutgefäßen ausgesickerten und auf der Schleimhautoberfläche geronnenen faserstoffigen Exsudatmembran. Leichtere
Grade dieser Entzündungsform können sich wohl wieder zurückbilden, ohne augenfällige Spuren zu hinterlassen; in schwereren
Fällen aber stirbt die erkrankte
¶
mehr
Schleimhautpartie ab, wird in einen feuchten, schmutzig graubraunen Schorf umgewandelt und stellt ein brandiges Geschwür dar,
welches sich beim Übergang zur Heilung allmählich reinigt, aber einen Substanzverlust zurückläßt, welcher nur mit Hinterlassung
einer Narbe ausheilt. Die Ursachen der Diphtheritis sind noch nicht ganz einwurfsfrei festgestellt, indessen nimmt man mit hoher
Wahrscheinlichkeit an, daß die massenhaft an den erkrankten Stellen vorkommenden kleinsten Pilze
[* 62] (Bakterien) die eigentlichen
Träger
[* 63] des diphtheritischen Giftes seien. Für diese Deutung spricht das Vorkommen eines sogen. Inkubations- oder Latenzstadiums,
d. h. einer mehrtägigen Pause zwischen der Ansteckung und dem Ausbruch der Krankheit, ferner das epidemische Auftreten der Rachendiphtheritis,
die notorische Übertragbarkeit sowie der Umstand, daß man durch absichtliche Übertragung der sogen.
Diphtheriepilze auf die Schleimhaut (sogar auf die Hornhaut des Auges) von Tieren die Diphtheritis künstlich hervorrufen kann.
Es ist daher die epidemische Diphtheritis des Rachens (brandige Bräune, s. Tafel »Halskrankheiten«;
[* 64] Fig. 5) eine mit Recht gefürchtete,
in hohem Grad ansteckende Krankheit, deren Ansteckungskeime von großer Widerstandsfähigkeit sind, wochen-
und monatelang angetrocknet liegen können, um dann auf geeignetem Nährboden sofort mit alter Bösartigkeit weiterzuwuchern.
Ein kleinster Fetzen der Diphtheritishaut, den der Kranke beim Bepinseln aushustet, kann dem Arzte, der nicht mit größter
Sorgsamkeit demselben ausweicht, Auge
[* 65] und Leben kosten, wie zahlreiche traurige Erfahrungen gelehrt haben.
Auch diese Ansteckungsfähigkeit kleinster Mengen deutet auf einen parasitischen Ursprung, und wenn die Diphtheritis in milderer Form
niemals ausstirbt, dagegen zuweilen sich zu verheerenden Epidemien steigert, so ist auch dieser Wechsel in der Bösartigkeit
nur bei der Annahme eines lebenden Kontagiums einigermaßen verständlich (vgl. Mykosen).
Seitdem die Diphtheritis zu Anfang der 60er Jahre unsers Jahrhunderts in unsern Gegenden aufzutreten begann, hat sie allmählich an
Ausdehnung
[* 66] und Bösartigkeit stetig zugenommen, und sie ist jetzt als einheimische Epidemie definitiv bei uns eingebürgert.
Die Diphtheritis besitzt von allen entzündlichen Krankheiten die größte Sterblichkeitsziffer und fordert die weitaus
meisten Opfer im zarten Kindesalter. Die Gesetze, welche den Ausbruch und die Verbreitung dieser Volkskrankheit regeln, kennen
wir nicht; es hängen dieselben nicht von den Witterungsverhältnissen ab, sondern die Diphtheritis erhebt sich zu
epidemischer Verbreitung im Winter wie im Sommer.
Der Verlauf der Rachendiphtheritis beginnt gewöhnlich mit unbedeutendem Frösteln, Mattigkeit, Mangel an Appetit, selten mit
einem Schüttelfrost. Die Kranken klagen dabei über Schlingbeschwerden, welche anfangs nicht eben sehr
lästig sind. Untersucht man jetzt die Schleimhaut des Rachens und des Gaumens, so findet man sie bereits stark
gerötet und
mit weißgrauen Flecken oder zusammenhängenden Membranen überzogen; auch entdeckt man am Hals einige angeschwollene Lymphdrüsen.
Dies sind schlimme Zeichen, welche eine schwere und gefährliche Krankheit erwarten lassen, auch wenn kein
Fieber vorhanden ist und die Patienten bisher sich verhältnismäßig so wohl fühlten, daß sie kaum im Bett
[* 76] bleiben mögen.
Hatte die Krankheit einen stürmischen Anfang mit einem Frostanfall und Erbrechen genommen, so pflegt auch der weitere Verlauf
derselben ein schwerer zu sein. Allerdings erreichen weder die Schlingbeschwerden noch das Fieber in der
Regel einen besonders hohen Grad; aber die Kranken sehen blaß und eingefallen aus, die Augen sind matt, der Puls ist klein und
sehr frequent, große Hinfälligkeit und Teilnahmlosigkeit für alle Vorgänge in ihrer Umgebung bemächtigt sich der Kranken.
Die Bildung fauliger Geschwüre im Rachen ist mit einem sehr übeln und penetranten Geruch aus dem Mund verbunden;
aus dem Mund und nicht selten auch aus der Nase
[* 77] fließt eine mißfarbige, stinkende Flüssigkeit ab. Bei der Untersuchung des
Harns findet man denselben sehr häufig reich an Eiweiß. In günstigen Fällen währt der Zustand 2-3 Wochen, dann reinigen
sich die Geschwüre, die Gefahr ist vorüber, und es folgt ein oft recht langes Stadium der Rekonvaleszenz.
In bösartigen Fällen kann schon nach wenigen Tagen unter den Erscheinungen schnell fortschreitender Erschöpfung, aber meist
bei ganz klarem Bewußtsein der Tod eintreten.
Merkwürdigerweise zeigen viele Patienten trotz tief gehender Veränderungen an der Rachenschleimhaut ein kaum
gestörtes Befinden, so daß ihr Zustand nicht die geringste Besorgnis zu erregen scheint. Aber gerade solche Patienten erleiden
häufig gegen alle Erwartung einen plötzlichen Kräfteverfall und gehen in kürzester Frist zu Grunde. Am gefährlichsten
steht es für den Kranken, wenn die Diphtheritis mit Kehlkopfskrupp verbunden ist, und namentlich, wenn die
Diphtheritis im Verlauf einer Scharlachepidemie aufgetreten ist. Ist der Tod erfolgt, so findet man am Orte der Erkrankung selbst massenhafte
Bakterienhaufen, sehr oft aber solche auch in den Nieren oder der stets geschwollenen Milz, jedenfalls als Zeichen einer schweren
Allgemeininfektion parenchymatöse Entzündungen des Herzens, der Nieren und Leber, zuweilen Blutungen der
Netzhaut und der Gehirnsubstanz.
Als Nachkrankheiten stellen sich zuweilen Lähmungen ein, allein diese schließen sich niemals unmittelbar an die an, sondern
treten erst auf, wenn der ehemalige Patient seit 2-4 Wochen vollkommen genesen zu sein scheint. Am häufigsten werden der weiche
Gaumen und die Rachenmuskeln gelähmt, so daß das Schlingen sehr erschwert und die Sprache eine näselnde
wird. Hierzu gesellen sich häufig Lähmungen der Augenmuskeln mit Verlust des Akkommodationsvermögens, wobei die Kranken
anfangen zu schielen. Auch die Arme oder Füße, namentlich die letztern, werden oft von einer Lähmung betroffen. Es ist noch
nicht gelungen, den Zusammenhang dieser Lähmungen mit der Diphtheritis aufzuklären. Übrigens geben diese diphtheritischen
Lähmungen eine gute Prognose: sie gehen fast in allen Fällen nach kürzerer oder längerer Dauer vollständig vorüber.
Von großer Bedeutung ist es bei der Diphtheritis, Schutzmaßregeln gegen ihre weitere Verbreitung zu treffen. Nur
der Arzt und das Wartepersonal soll sich in der Nähe der an D. Erkrankten aufhalten, alle andern Personen
sind zu entfernen, und wenn Kinder im Hause sind, so thut man gut, sie aus dem Ort zu
¶
mehr
entfernen, um die Möglichkeit einer weitern Ansteckung abzuschneiden. Die Krankenzimmer müssen wohl gelüftet werden, die
Fenster sollten womöglich gar nicht geschlossen werden, und die höchste Sorgfalt muß auf Lüftung und Reinigung aller Räume
verwendet werden, in welchen ein Kranker mit Diphtheritis gelegen hat.
Über die Behandlung der Diphtheritis gehen die Ansichten weit auseinander. Die meisten Ärzte huldigen einer lokalen
Behandlung der Diphtheritis, indem sie die häutigen Belagmassen von der Schleimhaut abkratzen und die Schleimhaut
mit Ätzmitteln bepinseln oder mit dem Ätzstift eingreifend touchieren. Gewöhnlich wird der Höllenstein in Lösung oder Substanz
als Ätzmittel benutzt; manche Ärzte geben der konzentrierten Salzsäure, der Chromsäure, dem Liquor ferri
sesquichlorati oder andern Ätzmitteln den Vorzug.
Viele erfahrene Ärzte halten dagegen eine solche örtliche Behandlung der Diphtheritis für gänzlich nutzlos und sind nur bestrebt,
auf das Allgemeinbefinden kräftigend einzuwirken. Solange wir indessen ein durchschlagendes Mittel nicht haben, scheint es
geboten, örtlich die Ausbreitung der Pilze wenigstens nach Möglichkeit zu bekämpfen; möglichst frühzeitig
lasse man mit einer angenehm sauer schmeckenden Zitronensäurelösung alle fünf Minuten gurgeln. Nur die dauernde Berührung
der Säure gibt Aussicht auf Abschwächung der Diphtheritisorganismen, so daß man bei Kindern die Flüssigkeit, die ohne Schaden
verschluckt werden darf, wenigstens 2-3 Tage lang in kurzen Pausen durch Zerstäubung in Mund und Nase an
die kranken Flächen zu bringen hat.
Daneben versuche man bei Beginn kalte Umschläge und Eispillen, später, wenn die Eiterung nicht mehr zu hindern ist, warme
Breiumschläge um den Hals. Die Hauptaufgabe des Arztes bleibt, die Kräfte des Kranken durch China- und Eisenpräparate,
durch Wein und kräftige Nahrung aufrecht zu erhalten. Jede schwächende Behandlung, zumal Blutentziehung, ist unter allen
Umständen zu vermeiden, namentlich auch in dem Fall, wenn Krupp des Kehlkopfes zur Diphtheritis hinzutritt, welcher übrigens für sich,
am besten durch frühzeitige Tracheotomie, zu behandeln ist. Gegen die diphtheritischen Lähmungen hat man den
galvanischen Strom, kalte Douchen, Seebäder etc. empfohlen. Da diese Lähmungen jedoch erfahrungsmäßig von selbst heilen können,
so ist es schwer zu sagen, ob jener Behandlung ein erheblicher Einfluß beizumessen ist.
Vgl. Seitz, Diphtheritis und Krupp, geschichtlich
dargestellt (Berl. 1877);
Regelmäßig stellt sich entzündliche Infiltration der weichen Hirnhaut und infolgedessen starke Benommenheit des Bewußtseins,
selbst förmliche Schlafsucht ein. Ebenso konstant ist die Trübung der Augen (Entzündung der Kornea und
der Iris). Als Symptome sind außerdem schniebendes Atmen und Unvermögen zum Stehen zu beachten. Die Diphtheritis kommt sporadisch oder
in größerer Verbreitung innerhalb eines
Viehbestandes vor. Auf andre Tiere oder auf den Menschen ist sie nicht übertragbar.
Die Behandlung der ausgebildeten Krankheit ist nur selten von Erfolg. Am meisten hat sich die Applikation
von Kalkwasser auf die kranken Schleimhäute des Kopfes und die Einatmung von Kalkdämpfen bewährt. In prophylaktischer Hinsicht
ist die sofortige Trennung der kranken von den gesunden Rindern und die Desinfektion
[* 80] des Standorts der kranken Tiere erforderlich.
Die Sektion ergibt in der Rachenschleimhaut eine ausgebreitete Entzündung mit Ertötung des Epithels und flächenartige Modifikation
der obern Schleimhautschicht, zuweilen auch das Vorhandensein tieferer Geschwüre. Die in den andern Organen des Körpers befindlichen
Veränderungen haben einen symptomatischen Charakter und stehen mit der Blutvergiftung in ursachlichem
Zusammenhang. Von einer Behandlung der kranken Tiere ist kein Erfolg zu erwarten. Es erübrigt daher nur, auf die Entfernung
der Krankheitsursachen Bedacht zu nehmen und insbesondere die Lämmerherden nicht auf Weiden gelangen zu lassen, auf welchen
kurz zuvor eine Düngung mit Fäkalstoffen, resp. mit Jauche stattgefunden hat.
Diphtherie des Geflügels. Bei Tauben,
[* 83] Hühnern, Pfauen und Puten, aber auch bei Gänsen und Enten
[* 84] kommt die Diphtheritis vor, die sich
als eine ansteckende Seuche charakterisiert und zuweilen mehrere Monate in einem Gehöft herrscht. Die Diphtheritis besteht in einer kruppösen
(faserstoffigen) Entzündung und oberflächlichen Modifikation der Schleimhäute, vorzugsweise der Maul- und
Rachenhöhle und der Augen. Durch Resorption der Krankheitsprodukte vollzieht sich eine eigentümliche Blutvergiftung mit sekundärer
Affektion der meisten innern Organe.
Das an D. leidende Geflügel zeigt beschwerliches, von rasselnden und pfeifenden Geräuschen begleitetes Atmen; die Körpertemperatur
steigt bis 42° und darüber; vermehrtes Durstgefühl und verminderte Futteraufnahme. Schwer erkrankte
Tiere niesen und husten viel. Die Schleimhäute des Mauls und der Nase sind mit kruppösen Exsudaten bedeckt. Nicht selten kompliziert
sich das Leiden
[* 85] mit Lungenentzündung und mit kruppöser Darmentzündung. Durchschnittlich erliegen 40 Proz. des Bestandes der
Seuche.
Zuweilen verläuft dieselbe günstiger. Bei Vernachlässigung der Behandlung kann der Verlust auf 80 Proz.
steigen. Für das Heilverfahren ist die Vernichtung des Infektionsstoffes die Hauptsache. Der Kausalindikation wird entsprochen
durch Einrichtung von Kontumazställen, durch schleunige Trennung der gesunden von den kranken Tieren, Vergraben oder Verbrennen
der gestorbenen Tiere und sorgfältige Desinfektion der Ställe mit Karbolsäure. Bei den erkrankten Tieren ist die
häufige Verabreichung einer 2proz. Alaunlösung oder Tannin in Wasser nützlich. Auch leistet ein Zusatz von Salzsäure zum
Trinkwasser gute Dienste.
[* 86] Die faserstoffigen Belege in der Maul- und Nasenhöhle sind behutsam abzustreifen. In geeigneten Fällen
ist die Bepinselung der kranken Schleimhäute mit Höllensteinlösung oder Jodtinktur zu versuchen.
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eine aus zwei Vokalen, von denen der erste betont ist, bestehende Lautgruppe. Die
Aussprache kommt dadurch zu stande, daß bei fortdauerndem Stimmton die Mundstellung von der zum einen Vokal erforderlichen
in die für einen andern Vokal gehörige übergeht. In der Regel ist der erste Vokal heller als der zweite;
doch kommt auch das umgekehrte Verhältnis vor, z. B. in pfui und in den noch jetzt in süddeutschen Mundarten erhaltenen mittelhochdeutschen
Diphthongen ie, uo, üe. Diphthonge der letztern Art werden bisweilen als unechte bezeichnet. Sprachgeschichtlich betrachtet,
verschmilzt sehr häufig ein Diphthóng zu einem einfachen Vokal, z. B. in Mutter aus älterm muoter, franz. ai,
au, nach jetziger Aussprache s. v. w. e, o; umgekehrt ist z. B. das mittelhochdeutsche î im Neuhochdeutschen zu dem ei geworden,
z. B. in mein aus mîn.
astronom. Instrument, 1844 von Dent in London
[* 89] erfunden, besteht aus drei fein geschliffenen rechteckigen Glastafeln, welche
ein gleichschenkeliges Prisma
[* 90] einschließen, wobei von den drei Neigungswinkeln der Seitenflächen der eine 90°, folglich
jeder der beiden andern 45° beträgt. Wird das Dipleidoskop
[* 91] vor dem Objektivglas eines Fernrohrs so befestigt, daß die dem
rechten Winkel
[* 92] gegenüberstehende Seitenfläche in der Ebene des Meridians liegt und genau senkrecht auf der Achse des Fernrohrs
steht, so wird man von allen Gegenständen, welche nicht genau in der Ebene des Meridians liegen, im Gesichtsfeld zwei Bilder
erblicken, wogegen sich bei Objekten in der Meridianebene diese beiden Bilder decken. Man kann daher mit
einem jeden mit dem Dipleidoskop versehenen und gehörig aufgestellten Fernrohr
[* 93] die Kulmination hell glänzender Gestirne, besonders der
Sonne,
[* 94] beobachten. Doch gewährt das Dipleidoskop immer nur eine beschränkte Genauigkeit und kann niemals für
eine Sternwarte
[* 95] an Stelle des Passageninstruments (Mittagsfernrohrs) treten.
(diplōma, griech.), eigentlich die aus zwei Blättern zusammengelegte Schreibtafel;
bei den Römern im allgemeinen eine amtliche Ausfertigung, namentlich eine durch Unterschrift und Siegel beglaubigte Urkunde.
In dieser Bedeutung war das Wort Diplom während des ganzen Mittelalters nicht mehr gebräuchlich, denn alle jene Staatsschriften,
welche jetzt Gegenstand der Urkundenlehre oder sogen. Diplomatik sind, wurden damals mit Charta, Pagina,
Literae etc. bezeichnet.
Erst im 17. Jahrh. kam das Wort Diplom wieder in Aufnahme, und zwar führte es Mabillon (durch ein Werk »De re diplomatica«) in den
wissenschaftlichen Sprachgebrauch und Joachim in die deutsche Sprache ein. Es bedeutete damals alle amtlichen
geschichtlichen Aufzeichnungen, besonders solche, welche einer ältern Zeit angehörten. Seitdem die Diplomatik deutsche Bearbeiter
gefunden, ist das WortUrkunde für Diplom herrschend geworden; dagegen erhielt Diplom die Bedeutung einer solchen schriftlichen
Erklärung, welche zur Beglaubigung irgend eines Vorgangs oder Beschlusses von seiten der dabei beteiligten Personen absichtlich
und beweiskräftig ausgestellt worden ist. In engerer Bedeutung sind Diplome Urkunden über Erteilung
akademischer Würden, des adligen Standes oder über die Aufnahme in gelehrte Gesellschaften. Diplomatarium
(Chartularium), eine
Sammlung von Abschriften oder Abdrücken alter Urkunden.
(griech.), ursprünglich derjenige, welcher Diplome verabfaßt (s. Diplom); dann Bezeichnung
derjenigen, welche im internationalen Staatenverkehr die Interessen eines Landes zu vertreten haben (s. Diplomatie). Diplomatisch,
auf die Diplomatie, auf den Beruf der Diplomaten bezüglich, z. B. eine diplomatische Mission. Die Ausdrücke Diplomat und diplomatisch
werden aber auch nicht selten auf andre Lebensverhältnisse übertragen, um ein Verfahren nach Art der Diplomaten zu
charakterisieren. Diplomatisierend nennt man eine Politik, eine Haltung dann, wenn sie nicht gerade und offen, sondern mehr
auf Umwegen zum Ziel zu gelangen sucht.
(v. griech. diploma, s.
Diplom), ein Wort, welches zur Bezeichnung dreier verschiedener Verhältnisse oder Gegenstände dient. Es bezeichnet 1) die
Wissenschaft der Staatsschriften und Staatsurkunden. In dieser Richtung bezweckt Diplomatie die Ermittelung des
Inhalts und die Feststellung der Echtheit der Staatsurkunden, zumal der Staatsverträge, auf Grundlage der Paläographie, welche
die außer Gebrauch gekommenen Schriftzeichen früherer Jahrhunderte enträtselt, und der historischen und philologischen Textkritik.
Soweit die Diplomatie diesen Zweck verfolgt, erscheint sie einfach als Hilfswissenschaft der Geschichte, zu deren
allerersten Aufgaben es gehört, unter ihren urkundlichen Grundlagen Echtes von Unechtem zu unterscheiden und Urkundenfälschungen
zu entlarven. Zur Sicherung der Staatsurkunden gegen Verdunkelung dienen gegenwärtig die Einrichtungen der Staatsarchive.
Diese erste Bedeutung des Wortes Diplomatie ist fast außer Gebrauch gekommen, häufiger bedient man sich dafür des WortesDiplomatik.
Auf Grundlage der ersten Bedeutung entstand eine zweite: hiernach ist Diplomatie 2) die Wissenschaft der auf die auswärtigen Staatsverhandlungen
bezüglichen Regeln und Formen. In demWorte Diplomatie liegt zunächst kein Unterschied zwischen innern und äußern Staatsangelegenheiten
angedeutet. Insofern aber, insbesondere zur Zeit der absoluten Monarchie, der Gebrauch und der Abschluß
von Staatsverträgen häufiger ward und das innere Staatsleben an Inhalt u. Bedeutung für die kontinentalen Staaten einbüßte,
faßte man den äußern Verkehr als die Hauptzweckbestimmung des Staatsschriftenwesens auf.
Schriftlichkeit, welche seit dem 16. Jahrh., vornehmlich unter dem Einfluß der Kirche, die regelmäßige Prozeßform im Gerichtsverfahren
geworden war und den alten volkstümlichen Grundsatz der Mündlichkeit verdrängt hatte, beherrschte die
äußern Beziehungen der Regierung mit um so größerm Recht, als jedermann überall darauf Bedacht nahm, seine Rechte in urkundlicher
Form zu sichern und Beweismittel für spätere als möglich vorausgesehene Streitfälle zu bewahren. Im Zusammenhang damit
bildete sich eine feste Technik in der Verwendung, Abfassung, Vorbereitung und Redaktion der für den
auswärtigen Verkehr bestimmten Staatsurkunden, der Gebrauch einer Chifferschrift, das Kurierwesen u. a. Da indessen, zumal
bei der Verhandlung von Staatsverträgen, den endgültigen Vereinbarungen überall mündliche Verabredungen vorangehen mußten,
umfaßte allmählich die Bedeutung der Diplomatie jede Art des internationalen Meinungsaustausches. In der Sache
selbst war auch der materielle Inhalt der unter den Vertretern des Staats getroffenen Vereinbarungen wichtiger als die formale
Technik der urkundlichen Aufzeichnung. So erschien
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