♯ findet sich vielmehr in seiner heutigen Gestalt und Bedeutung schon im 13. Jahrh. Das 15. Jahrh.
schied aber das ♯ vom ♮, wenn auch noch nicht in konsequenter
Weise (vgl.
Versetzungszeichen). Diësis heißt auch in der modernen
Tonbestimmung der Unterschied der enharmonisch identischen
Töne, z. B. der übermäßigen
Sekunde und kleinen
Terz (dis:es = 125:128).
Marktflecken im bayr. Regierungsbezirk
Oberbayern, 560 m ü. M., am
Ammersee, mit ehemaligem Chorherrenstift
(im 9. Jahrh. gegründet, 1803 aufgehoben) und (1880) 1174 Einw.,
die
Fischerei,
[* 3] Bierbrauerei
[* 4] und Hopfenbau betreiben. Diessen hatte im
Mittelalter seine eignen
Grafen aus dem
HausAndechs.
Bezirkshauptstadt im schweizer. Kanton Thurgau,
[* 5] 407 m ü. M.,
am
Rhein (Dampferstation), mit bedeutenden Viehmärkten und (1880) 1964 Einw.
Dießenhofen wird 757 zuerst erwähnt, ward 1260 Stadt, kam nach dem Aussterben der kyburgischen
Grafen an
Österreich,
[* 6] bildete seit 1460 eine
kleine
Republik unter dem
Schutz der acht alten
Orte und
Schaffhausens und wurde 1798 mit dem Kanton Thurgau
vereinigt.
In der
Nähe von Dießenhofen fanden 1799 mehrere
Gefechte zwischen den
Franzosen unter
Moreau und den verbündeten Österreichern und
Russen statt, infolge deren sich die
Franzosen zum
Rückzug über denRhein genötigt sahen. Aus Dießenhofen stammt
der Chronist des 14. Jahrh.,
Heinrich von Dießenhofen (s. d.)
»De sectione spatii« (Elberf. 1827), endlich die nach der
Methode der Griechen
bearbeiteten geometrischen Aufgaben (2 Sammlungen, Berl. 1825, Elberf.
1828) zu nennen.
Was
Pestalozzi erstrebt hatte, sah
man in Diesterwegs Wirken sich wirklich gestalten.
Sein bedeutendes Ansehen
in der pädagogischen
Welt führte im Frühjahr 1832 zu seiner
Berufung nach
Berlin
[* 22] als
Direktor des neuen
Seminars für Stadtschulen.
Auch hier war seine Wirksamkeit eine einflußreiche; sie erlitt aber bald Einbuße durch mancherlei verdrießliche Streithändel,
in die Diesterweg nicht immer ohne
Schuld verwickelt wurde. In denselben handelte es sich vorzugsweise um die
Loslösung der
Schule von der
Kirche, um die angeblich erforderliche gründliche Änderung des höhern, namentlich des Universitätsunterrichts,
um den von Diesterweg empfohlenen allgemeinen, konfessionslosen Religionsunterricht etc.
In der
Polemik zeigte sich Diesterweg schlagfertig und gewandt, aber heftig, selbstbewußt und nicht
immer gründlich und sorgfältig.
Seit 1840 begannen bedauerliche Verwickelungen mit den Staatsbehörden, deren immer peinlichern Verlauf neben Diesterwegs
Schroffheit die engherzige Voreingenommenheit einzelner Beamten beförderte. In dieser Zeit noch setzte sich Diesterweg ein
bleibendes Denkmal in der von ihm angeregten Begründung der Pestalozzistiftung zu Pankau und zahlreicher
Pestalozzivereine zur Unterstützung der Lehrerwitwen und -Waisen bei der
Säkularfeier von
PestalozzisGeburtstag (1846). Im
April 1847 wurde er, der Form nach auf eignes Gesuch, mit vollem
Gehalt beurlaubt, 1850, da er anderweite Verwendung (als
Schulrat) ablehnte, mit
Pension entlassen.
Von nun an trat Diesterweg nur noch als Schriftsteller für seine
Ideen auf und schuf sich neben den
»Rheinischen
Blättern« dazu im
»Pädagogischen Jahrbuch« (1851-66) ein neues
Organ. Im J. 1858 von der Stadt
Berlin in das Abgeordnetenhaus
gewählt, bekämpfte er hier wie in
Flugschriften und Zeitungsaufsätzen die 1854 erlassenen
Raumer-Stiehlschen Schulregulative.
Er starb Sein Denkmal zu
Mörs wurde enthüllt. Ein
Bild der mannigfaltigen rastlosen
Thätigkeit Diesterwegs liegt in seinen zahlreichen
Schriften vor;
wir nennen billig vor allen andern das mit mehreren
Pädagogen
herausgegebene Sammelwerk »Wegweiser zur
Bildung für deutsche
Lehrer«
(Essen
[* 23] 1834, 2 Bde.; 5. Bearbeitung 1873-76);
»Statistische Übersicht der wichtigsten
Gegenstände des Verkehrs und Verbrauchs im preußischen Staat und im deutschen Zollverband« (das. 1828;
mit 5 Fortsetzungen, 1832-57);
»Der Volkswohlstand im preußischen Staat« (das. 1846);
gab ferner »Alfijjah, carmen didacticum
grammaticum auctore Ibn Matik« (Leipz. 1851) nebst Übersetzung (Berl. 1853)
heraus, welchem die »Carmina Mutanabbii« (das. 1858-59) und eine »Chrestomathie ottomane« (das. 1854) mit grammatischen Paradigmen
und Glossar folgten. Bahnbrechend für das Studium der arabischen Philosophie, die für die Kulturgeschichte
des Mittelalters von großer Bedeutung ist, sind die spätern Schriften Dietericis, wie die Übertragung des Märchens »Tier und
Mensch« (Berl. 1858),
der er später eine Ausgabe des Werkes im Urtext (Leipz. 1879) und ein »Arabisch-deutsches
Handwörterbuch zum Koran und Tier und Mensch« (das. 1881) folgen ließ;
Stadt im bayr. Regierungsbezirk Oberpfalz, Bezirksamt Hemau, am Ludwigskanal, mit Franziskanerkloster, Bierbrauerei,
Landwirtschaft und (1880) 1128 kath. Einwohnern.
Aber es gelang dem PapstPius II. und dem Kaiser, die Vereinigung wieder zu sprengen, und Diether von Isenburg, der selbst wegen der päpstlichen
Annatenforderung eine scharfe Appellation an ein künftiges Konzil erlassen hatte, ward 1461 vom Papst abgesetzt. Diether von Isenburg setzte
diesem VerfahrenGewalt entgegen, und es entstand ein verheerender Krieg zwischen ihm und dem vom Papst eingesetzten
ErzbischofAdolf von Nassau und ihren beiderseitigen Verbündeten, in dem aber Diether von Isenburg den kürzern zog. Er verzichtete
daher 1463 auf das Stift gegen die Abtretung einiger Städte als Fürstentum. Nach AdolfsTod 1475 wurde er
wieder zum Erzbischof erwählt und führte nun eine friedlichere Regierung. Er stiftete 1477 zu Mainz eine Universität und brachte
viele verpfändete Städte und Güter wieder an das Stift. Er starb in Aschaffenburg.
[* 45]
vonAist, deutscher Minnesänger, aus einem österreichischen Adelsgeschlecht (Agast, Agist, Aist) entsprossen,
dessen Stammburg zwischen Ried und Wartberg auf einem Berg stand, der noch jetzt den Namen Altaist trägt.
Er kommt in österreichischen und salzburgischen Urkunden von 1143 bis 1170 vor. Die unter seinem Namen überlieferten Lieder
sind zum Teil volkstümlich in Form und Anschauung, innig und tief, oft nur assonierend, während andre ein kunstvolleres
Gepräge haben und wahrscheinlich von einem jüngern Dichter herrühren. Sie sind kritisch bearbeitet
in »Des Minnesangs Frühling« von Lachmann und Haupt (3. Aufl., Leipz. 1882). Zur Bibliographie vgl. Bartsch, Liederdichter (2.
Aufl., Stuttg. 1879).
doch kam Dietrich durch des KaisersTod (1197) in den Besitz der Mark. In demKampf der GegenkönigePhilipp und Otto vonBraunschweig
[* 61] stand
Dietrich auf Philipps Seite, nach dessen Ermordung schwankte er zwischen Otto IV. und Friedrich II. In gefährliche Streitigkeiten
geriet er mit der Stadt Leipzig und dem meißnischen Adel. Nach fruchtloser Belagerung Leipzigs verstand
er sich 1217 zu einem Vergleich, bemächtigte sich aber der Stadt durch List, ließ ihre Mauern schleifen und sicherte die markgräfliche
Lehnsherrlichkeit über dieselbe durch Anlegung dreier Schlösser. Er starb daß er vergiftet worden sei, ist
spätere Erfindung. Ihm folgte sein jüngster Sohn, Heinrich derErlauchte.
2) Dominikus, Ammeister von Straßburg,
[* 64] geb. zu Straßburg, stammte aus einer protestantischen, ursprünglich französischen
Familie Didier, trat schon früh in den GroßenRat ein und wurde zum erstenmal 1660 zum Ammeister gewählt.
In beständigem Verkehr mit den Vertretern Frankreichs bei seiner Reichsstadt, suchte er deren Neutralität zu wahren, machte
aber dadurch die Patrioten irre. Daß er sich 1672 an dem Verfasser einer Schmähschrift durch dessen Verurteilung zum Tod rächte,
schadete seinem Ansehen ungemein.
Die DresdenerGalerie hat 51 Gemälde von ihm. Eine Sammlung von Handzeichnungen, Studien und Skizzen, von Ch. Otto in Kreidemanier
auf Stein gezeichnet, erschien Leipzig 1810, 5 Hefte; 21 Blätter nach Gemälden und Originalzeichnungen Dietrichs sind in A.
Zinggs Zeichenbuch enthalten. Auch als Kupferstecher und Ätzer hat Dietrich einen rühmlichen
Namen, und er hat darin Besseres geleistet als im Malen. Seine Blätter belaufen sich auf mehr als 200. Nach seinem Tod gaben
die Erben die noch vorhandenen 82 Platten als »Œuvre de C. W. E. Dietrich« heraus.
Vgl. Linck, Monographie der von Dietrich radierten,
geschabten und in Holz
[* 73] geschnittenen malerischen Vorstellungen (Berl. 1846).
ward 1855 Konzertdirigent in Bonn und 1861 Hofkapellmeister in Oldenburg.
[* 76] Er schrieb Lieder, Balladen, Streichquartette, Trios,
Klaviersonaten, eine Symphonie, ein Violinkonzert etc., welche sich alle große Achtung in der Künstlerwelt errangen. Seine
letzte größere Arbeit ist die Oper »Robin Hood«, welche zuerst in Dessau, dann auch anderwärts mit Beifall zur
Aufführung kam.
Drachenkämpfe, Gedicht, s. Dietrich^[= # 1) Veit (Vitus Theodorus), namhafter Beförderer der Reformation, geb. 1506 zu Nürnberg, bezog ...] und seine Gesellen.
Ein Kriegszug gegen Ermrich, zu dem ihm Etzel ein stattliches Heer mitgegeben, mißglückt, und er muß
wieder zu den Hunnen zurückkehren. Später rückt er mit einem neuen Heer nach Italien, erobert nach einer gewaltigen Schlacht
die Stadt Raben (Ravenna), vertreibt Ermrich und nimmt sein Reich wieder in Besitz. Die Niederlage der Burgunden
durch die Hunnen hatte zur Folge, daß Dietrich in die burgundische und fränkische Siegfriedsage verflochten wurde, und so begegnet
uns seine gewaltige und doch bescheidene Gestalt, mit sichtlicher Vorliebe gezeichnet, im zweiten Teil des Nibelungenliedes
an König EtzelsHof.
[* 83]
Überhaupt sammelte sich um Dietrich im Lauf der Zeit ein großer Sagenkreis, dem die deutschen Dichter des Mittelalters
mit Vorliebe ihre Stoffe entlehnten, und selbst die Bauern singen und sagen noch spät von dem treuen, echt volkstümlichen
Helden. Offenbar liegen der Gestalt Dietrichs alte mythologische Vorstellungen zu Grunde: Dietrich mag als Vermenschlichung des Donnergottes
Thor anzusehen sein, der noch am glühenden Atem erkenntlich ist. Später übertrug sich die Sage von dem
Gott auf die historische PersonTheoderichs d. Gr., der seinen Sitz in Verona
[* 84] hatte, das im MittelalterBern
hieß.
Kupferstichsammlung und des Kunstgewerbemuseums ist, durch dessen Mitbegründung er dauernden Einfluß auf die nordische Kunstentwickelung
ausgeübt hat. Wiederholte Studienreisen führten ihn nach Italien (1862-65 fungierte er als Konsulatssekretär in Rom),
[* 94] Griechenland,
[* 95] Kleinasien, Ägypten, Rußland etc. Von seinen Werken verdienen namentliche Hervorhebung: »Indledning i Studiet af Sveriges
Litteratur i vort Aarhundrede« (Kopenh. 1862);
»Omrids af den norske Poesies Historie« (das. 1866-69, 2 Bde.);
»Det Skönas Verld. Estetikens och Konsthistoriens Hufvudläror« (Stockh.
1860-70);
die Dichtung »Kivleslåtten« (1879) und zahlreiche
kritische und kunsthistorische Aufsätze in norwegischen, schwedischen und deutschen Zeitschriften. 1875-76 gab er eine »Tidskrift
for Konst och Konstindustri« in Stockholm heraus. Dietrichson ist seit 1862 mit der norwegischen Malerin Mathilde Bonnevie (geb. zu
Christiania) verheiratet, die ihn auf seinen Reisen begleitete.
altes freiherrliches, später gräfliches, in der Hauptlinie seit dem 17. Jahrh.
fürstliches Haus, stammt aus Kärnten, wird zum erstenmal urkundlich genannt, erscheint seit dem 12. Jahrh.
deutlicher als bischöflich bambergisches Dienstmannengeschlecht und besaß Güter in Innerösterreich,
Mähren und Böhmen. Zu Ende des 15. Jahrh. zerfiel die Familie in zwei Linien, die Weichselstätt-Rabensteinische und die Hollenburg-Finkensteinische,
deren erstere sich in eine ältere und eine jüngere schied und 1859, bez. 1861 erlosch,
während die Hollenburg-Finkensteinische, vielfach abgezweigte Linie (s. unten) als jüngere Nikolsburger 1769 die Fürstenwürde
erhielt, endlich eine andre Linie durch Erbanfall das PrädikatProskau und 1802 nach Aussterben der Grafen
von Leslie letzteres Prädikat erwarb und somit sich Dietrichstein-Proskau-Leslie schrieb.
1) Pankraz von, 1480-97 als Pfleger und Landrichter zu Hartnidstein bei Wolfsberg (bambergisch) genannt,
verteidigte 1483 seine Stammburg lange gegen das siegreiche Heer des ungarischen KönigsMatthiasCorvinus und übergab sie erst
gegen das Versprechen, daß keine Feindseligkeit darin verübt werden solle; trotz des Vertrags wurde aber die Feste gänzlich
geschleift. KaiserMaximilian I. verlieh ihm 1506 für sein ganzes Geschlecht das Erbmundschenkenamt in
Kärnten. Er starb
Nach dem TestamentKaiserMaximilians I. von 1519 sollte er in Wiener-Neustadt zu den Füßen des Kaisers beigesetzt werden. Er
stiftete den Innern Mäßigkeitsbund und die St. Christophsbrüderschaft. Seine SöhneSiegmundGeorg, welcher
Protestant wurde, und Adam teilten den Hollenburgischen Stamm in zwei Äste, den österreichischen, welcher 1651 in den Reichsgrafenstand
und 1684 in den Reichsfürstenstand erhoben wurde und 1825 im Mannesstamm erlosch, und den Nikolsburger oder fürstlichen
Ast.
3) Adam, Sohn des vorigen, geb. zu Graz, kam noch jung als Truchseß an KaiserFerdinands I. Hof
und war schon 1548 Mundschenk des ErzherzogsMaximilian, der ihn mit mehreren ehrenvollen Sendungen beauftragte. Er wirkte zum
Abschluß des PassauerVertrags und des Religionsfriedens zu Augsburg
[* 102] mit, bemühte sich als Gesandter Maximilians
II. vergeblich, 1561 vom PapstPius V. das Abendmahl unter beiderlei Gestalt, die Priesterehe und die Aufhebung der Ordensgelübde
der Malteserritter zu erlangen, und beseitigte als Gesandter am spanischen Hof seit 1563 die zwischen dem Kaiser und Philipp
II. vornehmlich wegen der den österreichischen Ständen bewilligten freien Religionsübung und wegen
der niederländischen Unruhen entstandene Mißstimmung.
Seine Aufzeichnungen über Don Karlos sind wichtige Zeugnisse. 1572 erwarb er die von den Liechtensteinern 1560 für 60,000
böhm. Thaler dem reichen UngarnLadislaus v. Kerecsényi verkaufte Schloßherrschaft Nikolsburg in Mähren als kaiserliches Lehen, 1575 als
erbeignen Besitz. 1572 erwirkte er als kaiserlicher Kommissar von den StändenUngarns noch die Krönung seines
Zöglings Rudolf II. Seine letzten Jahre verlebte er auf seinem SchloßNikolsburg unter wissenschaftlichen Beschäftigungen.
Er starb
Als päpstlicher Legat hielt er seinen Einzug in sein Bistum. Trotzdem, daß damals in Mähren der Protestantismus
herrschte und die Mähren ihm sowohl als Fremden wie als Papisten mit Mißtrauen entgegentraten, ebneten ihm sein Talent und
Ehrgeiz, gepaart mit zäher Ausdauer und Geschäftsgewandtheit, die Wege, und bald galt er als Seele der
katholischen Gegenreformation und Regierungspartei, so daß er es bald zum Landeshauptmann-Stellvertreter brachte und, obschon 1602 dieser
Stelle enthoben, in seinem Einfluß nach oben und unten zunahm. Auch als Kriegsmann war er thätig, indem er 1605 gegen die
nach Mähren streifenden Insurgentenscharen Bocskays ein Aufgebot befehligte und die ungarische Grenzstadt
Skalitz einnahm. In der Gunst des PragerHofsKaiserRudolfs II. war er bereits derart gestiegen,
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