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der Schauplatz blutiger Gefechte zwischen den Österreichern und den Franzosen unter Moreau.
der Schauplatz blutiger Gefechte zwischen den Österreichern und den Franzosen unter Moreau.
Mill., Gattung aus der Familie der Kaprifoliaceen, Sträucher mit zahlreichen einfachen Stengeln, länglichen oder elliptischen und gesägten Blättern, winkel- oder endständigen Blütenständen, gelben Blüten und hautartigen Kapseln. [* 2]
Diërvilla canadensis Willd., ein 30-90 cm hoher Strauch mit einfachen, scheinbar vierkantigen Ästen, 8 cm langen Blättern und 2 cm langen Blüten, aus Nordamerika, [* 3] wird bei uns in Gärten kultiviert.
Die Äste (Diervillenstengel, amerikanische Zaunkirschstengel) wurden früher als harntreibendes und blutreinigendes Mittel angewendet.
(lat.), der Tag, in der Rechtssprache der Zeitpunkt, Termin, Tagfahrt. Dies absolutionis, der Gründonnerstag (s. d.), weil an ihm die Lossprechung von Kirchenstrafen stattfand;
Dies adoratus, Karfreitag (s. d.), von der an ihm üblichen Verehrung des Kreuzes;
Dies aegyptiaci, Unglückstage;
Dies architriclinii, der zweite Sonntag nach Epiphania, wegen des Evangeliums von der Hochzeit zu Kana;
Dies caniculares oder canini, die Hundstage;
Dies cinerum, Aschermittwoch;
Dies competentium, der Gründonnerstag, an welchem in den ältesten Zeiten der Kirche die Katechumenen (competentes, i. e. qui petunt baptismum), die zu Ostern getauft werden sollten, das Glaubensbekenntnis hersagen mußten, das ihnen am Palmsonntag übergeben worden war;
Dies consecrati, Gott geweihte Tage, besonders die Weihnachtsfeiertage;
Dies criticus, ein entscheidender Tag, bei fieberhaften, typisch verlaufenden Krankheiten derjenige Tag, an welchem erfahrungsgemäß die Fieberhöhe abgeschlossen wird und die Körpertemperatur auf den Normalpunkt (37° C.) zurückgeht;
Dies depositionis, Sterbetag eines Bekenners (s. Heilige), Begräbnistag eines Heiligen;
Dies emortualis, Todestag;
Dies exemptus, geschäftsfreier Tag;
Dies fastus, bei den Römern jeder Tag, an welchem von früh bis abends Gericht gehalten werden durfte, Gerichtstag;
Dies faustus, Glückstag;
Dies felicissimus, der Ostertag;
Dies feriales oder feriati, Feier-, Festtage, an denen die alten Römer [* 4] den Göttern opferten oder Spiele hielten, aber alle Rechts- und Staatsgeschäfte ruhen ließen;
Dies fixarum, Sterntag (s. Tag);
Dies florum, Palmsonntag;
Dies focorum, der Sonntag Invokavit oder Funkensonntag;
Dies incarnationis, Maria Verkündigung (25. März); Dies indulgentiae, der Gründonnerstag; Dies intercalaris s. intercalarius, Schalttag; Dies intercisus, bei den alten Römern der Tag, an welchem nur während einiger Stunden Gericht gehalten werden durfte; Dies intrantes et exeuntes, die ersten und letzten Tage jedes Monats; Dies Jovis, Donnerstag; Dies legalis, der bürgerliche Tag von 24 Stunden; Dies lunae, Montag; Dies magnus, der Ostertag; Dies Martis, Dienstag; Dies Mercurii, Mittwoch; Dies natalis, Geburtstag (s. Natalis);
Dies naturalis, der natürliche Tag vom Aufgang bis zum Untergang der Sonne; [* 5]
Dies nefastus, Tag, an dem bei den alten Römern kein Gericht gehalten werden durfte, Unglückstag (auch Dies ater);
Dies non (i. e. non juridici), in England die Tage, an welchen die Gerichtshöfe während ihrer Sitzungszeiten geschlossen sind;
Dies pingues, in Deutschland [* 6] die drei Tage vor Aschermittwoch;
Dies professus, Tag, an welchem bei den alten Römern Geschäfte vorgenommen werden durften;
Dies ramorum (palmarum), Palmsonntag;
Dies reconciliationis, der Gründonnerstag (vgl. Dies absolutionis);
Dies sabbati, Samstag bei Juden und Christen;
Dies salutaris, Karfreitag;
Dies sancti, die Tage der Fastenzeit, in romanischen Ländern vornehmlich die der letzten Woche vor Ostern;
Dies Saturni, Sonnabend;
Dies saxonicus, s. v. w. sächsische Frist;
Dies solis, Sonntag;
Dies solutionis, Verfalltag;
Dies spiritus, Tag des (Heiligen) Geistes, als festes Datum 15. Mai, sonst Pfingsttag;
Dies stationarii, Mittwoch und Freitag als stehende Fasttage;
Dies strenarum, Neujahrstag;
Dies suprema, der Jüngste Tag;
Dies Veneris (Freyae), Freitag;
Dies veri, Sonnentage (s. Tag);
Dies viridium, der Gründonnerstag.
cedens (Dies cedit, lat.), in der Rechtssprache, namentlich im Erbrecht, die Bezeichnung des Zeitpunktes, mit welchem ein Recht erworben wird oder überhaupt zur Existenz gelangt, im Gegensatz zu dem Zeitpunkt (dies veniens oder dies venit), mit welchem jenes Recht geltend gemacht werden kann. Z. B. ein Erblasser vermacht seine Habe dem A., verordnet aber, daß nach dem Tode des A. die Hälfte davon dem B. zufallen soll. Hier ist für den B. der dies cedens des Legats der Tod des Erblassers, das Vermächtnis ist ihm mit diesem Moment erworben. Die Geltendmachung, die Verwirklichung dieses Rechts, der dies veniens legati, aber ist hinausgerückt bis zu dem Zeitpunkt, zu welchem der Erbe A. mit Tod abgehen wird.
dīem docet, lat. Sprichwort: »ein Tag lehrt den andern«.
(spr. djähs'), franz. Name des musikalischen Erhöhungszeichens (#), entsprechend dem italienischen diesis;
wird zur Bezeichnung der erhöhten oder abgeleiteten Töne den Namen der ursprünglichen angehängt, z. B. ut dièse (geschrieben ut #) = cis, fa dièse (geschrieben fa #) = fis.
interpellat pro homĭne (lat.), Rechtsregel: »der Tag, d. h. die Zeit, mahnt an Stelle des Menschen«. Es wird nämlich von vielen Rechtslehrern behauptet, daß die Folgen des Verzugs (mora) ohne besondere Mahnung von seiten des Gläubigers (interpellatio) von selbst eintreten, wenn im Vertrag für die Erfüllung der Verbindlichkeit eine bestimmte Zeit festgesetzt und diese verstrichen ist; andre Rechtslehrer verlangen auch in diesem Fall wenigstens dann die Mahnung, wenn nicht noch ausdrücklich verabredet worden ist, daß der Eintritt des Tags die Wirkung der Verzugsetzung haben solle. Letztere Ansicht ist im französischen Recht (Code civil, Art. 1139) angenommen.
irae, dies illa (lat.), nach den Anfangsworten benannter lat. Hymnus auf das Weltgericht, dem die prophetische Stelle Zephanja 1, 14-18 nach der lateinischen Übersetzung der Vulgata zu Grunde liegt;
stammt aus dem 13. Jahrh. und hat, nach ziemlich sicherer Annahme, den Franziskaner Thomas von Celano (s. d.) zum Verfasser.
(griech.), in der griech. Musik nach Pythagoras der Überschuß der Quarte über zwei Ganztöne, d. h. der nachmals Limma genannte Pythagoreische Halbton 256:243; sodann erhielten die Pykna (kleinen Intervalle, Vierteltöne) des enharmonischen Geschlechts den Namen Diësis. Als im 15. Jahrh. die längst erstorbene antike Musiktheorie wieder hervorgesucht wurde, lebte auch die Diësis als Viertelston wieder auf, und man versuchte hinter das Geheimnis der Wunderwirkung der antiken Musik zu kommen durch Einführung vielfacher Tonhöhenunterschiede mit Hilfe der Diësis, konstruierte Instrumente mit besondern Tasten für die Viertelstöne etc. Als der Wahn verrauscht war, blieb der Name Diësis (franz. dièse, ital. diesis) für das Erhöhungszeichen (#). Falsch ist jedoch die Annahme, daß das # selbst aus dieser Zeit stamme. Das ¶
♯ findet sich vielmehr in seiner heutigen Gestalt und Bedeutung schon im 13. Jahrh. Das 15. Jahrh. schied aber das ♯ vom ♮, wenn auch noch nicht in konsequenter Weise (vgl. Versetzungszeichen). Diësis heißt auch in der modernen Tonbestimmung der Unterschied der enharmonisch identischen Töne, z. B. der übermäßigen Sekunde und kleinen Terz (dis:es = 125:128).
(lat.), dichterisch s. v. w. Jupiter als der »Vater des lichten Tags«.
Blau, s. v. w. Berliner Blau. ^[= Name mehrerer tiefblauer Substanzen, welche auf verschiedene Weise, am häufigsten durch Fällung ...] [* 8]
Marktflecken im bayr. Regierungsbezirk Oberbayern, 560 m ü. M., am Ammersee, mit ehemaligem Chorherrenstift (im 9. Jahrh. gegründet, 1803 aufgehoben) und (1880) 1174 Einw., die Fischerei, [* 9] Bierbrauerei [* 10] und Hopfenbau betreiben. Diessen hatte im Mittelalter seine eignen Grafen aus dem Haus Andechs.
Bezirkshauptstadt im schweizer. Kanton Thurgau, [* 11] 407 m ü. M., am Rhein (Dampferstation), mit bedeutenden Viehmärkten und (1880) 1964 Einw. Dießenhofen wird 757 zuerst erwähnt, ward 1260 Stadt, kam nach dem Aussterben der kyburgischen Grafen an Österreich, [* 12] bildete seit 1460 eine kleine Republik unter dem Schutz der acht alten Orte und Schaffhausens und wurde 1798 mit dem Kanton Thurgau vereinigt. In der Nähe von Dießenhofen fanden 1799 mehrere Gefechte zwischen den Franzosen unter Moreau und den verbündeten Österreichern und Russen statt, infolge deren sich die Franzosen zum Rückzug über den Rhein genötigt sahen. Aus Dießenhofen stammt der Chronist des 14. Jahrh., Heinrich von Dießenhofen (s. d.)
Stadt und Festung [* 13] in der belg. Provinz Brabant, Arrondissement Löwen, [* 14] auf beiden Seiten der Demer, Knotenpunkt an der Eisenbahn Aachen-Antwerpen, hat eine höhere Knabenschule und (1884) 7599 Einw., welche Tuchfabriken, bedeutende Bierbrauereien und Brennereien unterhalten.
Die Stadt war nach dem Aussterben der Herren von Diest nacheinander im Besitz mehrerer nassauischer Linien.
Philipp Wilhelm (gest. 1618), des Prinzen von Oranien ältester Sohn, ist in der Kirche St.-Sulpice daselbst begraben.
Ludwig, namhafter protest. Theolog, geb. zu Königsberg [* 15] i. Pr., wurde 1851 Privatdozent zu Bonn [* 16] und 1858 außerordentlicher Professor der Theologie daselbst. Als ordentlicher Professor wirkte er seit 1862 in Greifswald, [* 17] 1867 in Jena, [* 18] 1872 in Tübingen, [* 19] wo er starb. Ein frei gesinnter Theolog, hat er 1872 die »Jenenser Erklärung« in Sachen Sydows veranlaßt, sich aber auch in der gelehrten Welt besonders durch seine »Geschichte des Alten Testaments in der christlichen Kirche« (Jena 1868) einen Namen gemacht.
1) Wilhelm Adolf, Mathematiker, geb. zu Siegen [* 20] in Westfalen, [* 21] studierte Theologie, widmete sich aber später ganz den mathematischen Wissenschaften, habilitierte sich 1809 in Heidelberg, [* 22] ward noch in demselben Jahr Professor der Mathematik und Physik am Lyceum zu Mannheim, [* 23] 1819 ordentlicher Professor der Mathematik in Bonn, später auch Direktor der wissenschaftlichen Prüfungskommission und starb daselbst. Von seinen Schriften sind besonders die Übersetzungen des Apollonios von Perga: »De sectione rationis« (Berl. 1824),
»De sectione determinata« (Mainz [* 24] 1822),
»De inclinationibus« (Berl. 1823),
»De sectione spatii« (Elberf. 1827), endlich die nach der Methode der Griechen bearbeiteten geometrischen Aufgaben (2 Sammlungen, Berl. 1825, Elberf. 1828) zu nennen.
2) Friedrich Adolf Wilhelm, einer der bedeutendsten neuern Vertreter der deutschen Volksschulpädagogik, Bruder des vorigen, geb. zu Siegen, besuchte die Universitäten Herborn und Tübingen, um Mathematik, Philosophie und Geschichte zu studieren, ward 1811 Hauslehrer in Mannheim, im nächsten Jahr Lehrer an der Sekundärschule in Worms, [* 25] 1812 an der Musterschule in Frankfurt, [* 26] 1818 zweiter Rektor an der lateinischen Schule in Elberfeld, [* 27] wo er mit dem von ihm hochverehrten Wilberg in engern Verkehr trat. 1820 als Direktor an das neue Lehrerseminar zu Mörs berufen, entfaltete Diesterweg dort eine äußerst fruchtbare, anregende Thätigkeit als praktischer Schulmann wie als Schriftsteller (»Rheinische Blätter«, seit 1827) und erweckte ein reges pädagogisches Leben rings um das Seminar, indem er in seiner Seminarübungsschule allen Volksschullehrern ein Vorbild gab.
Was Pestalozzi erstrebt hatte, sah man in Diesterwegs Wirken sich wirklich gestalten. Sein bedeutendes Ansehen in der pädagogischen Welt führte im Frühjahr 1832 zu seiner Berufung nach Berlin [* 28] als Direktor des neuen Seminars für Stadtschulen. Auch hier war seine Wirksamkeit eine einflußreiche; sie erlitt aber bald Einbuße durch mancherlei verdrießliche Streithändel, in die Diesterweg nicht immer ohne Schuld verwickelt wurde. In denselben handelte es sich vorzugsweise um die Loslösung der Schule von der Kirche, um die angeblich erforderliche gründliche Änderung des höhern, namentlich des Universitätsunterrichts, um den von Diesterweg empfohlenen allgemeinen, konfessionslosen Religionsunterricht etc. In der Polemik zeigte sich Diesterweg schlagfertig und gewandt, aber heftig, selbstbewußt und nicht immer gründlich und sorgfältig.
Seit 1840 begannen bedauerliche Verwickelungen mit den Staatsbehörden, deren immer peinlichern Verlauf neben Diesterwegs Schroffheit die engherzige Voreingenommenheit einzelner Beamten beförderte. In dieser Zeit noch setzte sich Diesterweg ein bleibendes Denkmal in der von ihm angeregten Begründung der Pestalozzistiftung zu Pankau und zahlreicher Pestalozzivereine zur Unterstützung der Lehrerwitwen und -Waisen bei der Säkularfeier von Pestalozzis Geburtstag (1846). Im April 1847 wurde er, der Form nach auf eignes Gesuch, mit vollem Gehalt beurlaubt, 1850, da er anderweite Verwendung (als Schulrat) ablehnte, mit Pension entlassen.
Von nun an trat Diesterweg nur noch als Schriftsteller für seine Ideen auf und schuf sich neben den »Rheinischen Blättern« dazu im »Pädagogischen Jahrbuch« (1851-66) ein neues Organ. Im J. 1858 von der Stadt Berlin in das Abgeordnetenhaus gewählt, bekämpfte er hier wie in Flugschriften und Zeitungsaufsätzen die 1854 erlassenen Raumer-Stiehlschen Schulregulative. Er starb Sein Denkmal zu Mörs wurde enthüllt. Ein Bild der mannigfaltigen rastlosen Thätigkeit Diesterwegs liegt in seinen zahlreichen Schriften vor;
wir nennen billig vor allen andern das mit mehreren Pädagogen herausgegebene Sammelwerk »Wegweiser zur Bildung für deutsche Lehrer« (Essen [* 29] 1834, 2 Bde.; 5. Bearbeitung 1873-76);
ferner »Das pädagogische Deutschland« (Berl. 1836);
»Pädagogische Reise nach den dänischen Staaten« (das. 1837);
»Beiträge zur Lösung der Lebensfrage der Zivilisation« (Essen 1836-38, 4 Hefte);
»Streitfragen auf dem Gebiet der Pädagogik« (das. 1837 f., 2 Hefte);
»Leitfaden für den Unterricht in der Formenlehre« (4. Aufl., Leipz. 1845);
»Raumlehre« (2. Aufl., Bonn 1843);
»Schullesebuch« (Bielef., 2 Tle.; mehrfach aufgelegt);
»Lehrbuch der mathematischen Geographie und populären Himmelskunde« (Ber. 1840; 10. ¶
Aufl. als »Populäre Himmelskunde« hrsg. von Strübing, 1879);
»Unterricht in der Kleinkinderschule« (5. Aufl. 1852);
»Lehrgang für den Unterricht in der deutschen Sprache« [* 31] (Bielef., 3 Tle.);
»Die drei preußischen Regulative« (Frankf. 1855);
»Pädagogisches Wollen und Sollen« (Leipz. 1856; 2. Aufl., Frankf. 1875);
mit Heuser: »Methodisches Handbuch für den Gesamtunterricht im Rechnen«;
»Praktisches Rechenbuch« (oft aufgelegt).
Diesterwegs »Gesammelte Schriften« gab Langenberg heraus (Frankf. 1876-78, 4 Bde.),
der auch »Lichtstrahlen aus Diesterwegs Schriften« (Leipz. 1875) erscheinen ließ.
Vgl. Langenberg, Diesterweg, sein Leben und seine Schriften (Frankf. 1867);
Derselbe, Diesterwegs Selbstbeurteilungen, aus seinen Schriften (Mörs 1873);
Rudolph, Diesterwegs Leben (in der 5. Aufl. des »Wegweisers«, Bd. 1).
zwei Dörfer im gothaischen Amt Ichtershausen: Alt- und Neudietendorf, an der Apfelstedt, Station an der Thüringischen Bahn mit Abzweigung nach Großbreitenbach, mit (1880) 757 und 658 Einw. Neudietendorf, auch Neugottern oder Gnadenthal genannt, ist eine 1742 vom Grafen von Promnitz gegründete Herrnhuterkolonie mit Rittergut, Fabriken für Strumpfwaren, Siegellack;
Fischbein, Zinnober, [* 32] Likör, Bierbrauerei und Weißgerberei.
Joachim Friedrich Christian, Tierarzt, geb. zu Stendal, [* 33] trat 1813 als Militäreleve in die Tierarzneischule zu Berlin, ward 1817 Obertierarzt, wirkte bis 1823 als Lehrer an der Tierarzneischule zu Berlin, ward 1830 Lehrer und 1841 Professor an der allgemeinen Kriegsschule und starb in Berlin. Er schrieb: »Handbuch der Veterinärchirurgie« (Berl. 1822, 7. Aufl. 1856);
»Handbuch der speziellen Pathologie und Therapie für Tierärzte und Landwirte« (das. 1828, 3. Aufl. 1851);
»Handbuch der praktischen Pferdekenntnis« (das. 1834, 3. Aufl. 1845).
1) Karl Friedrich Wilhelm, Statistiker und Nationalökonom, geb. zu Berlin, studierte seit 1809 in Königsberg und Berlin die Rechte und Geschichte, machte als Ingenieur-Geograph und Offizier im Hauptquartier Blüchers die Feldzüge gegen Frankreich mit und wurde nach mehrfach andrer Verwendung im Staatsdienst 1820 im Kultusministerium zu Berlin beschäftigt, 1831 zum Geheimen Oberregierungsrat, 1834 unter Beibehaltung seiner Stellung im Ministerium zum Professor der Staatswissenschaften an der Universität sowie 1844 zum Direktor des Statistischen Büreaus ernannt. Er starb Seine Hauptschriften sind: »De via et ratione oeconomiam politicam docendi« (Berl. 1835);
»Statistische Übersicht der wichtigsten Gegenstände des Verkehrs und Verbrauchs im preußischen Staat und im deutschen Zollverband« (das. 1828; mit 5 Fortsetzungen, 1832-57);
»Der Volkswohlstand im preußischen Staat« (das. 1846);
»Über Auswanderungen und Einwanderungen« (das. 1847).
Als Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften (seit 1847) lieferte Dieterici mehrere Erörterungen nationalökonomischer Fragen in den »Abhandlungen« derselben und veröffentlichte zahlreiche Monographien statistischen Inhalts, insbesondere die Tabellen und Nachrichten über den preußischen Staat (seit 1851) und die »Mitteilungen des Statistischen Büreaus« (seit 1848). Sein »Handbuch der Statistik des preußischen Staats« (Berl. 1858-61) wurde von seinem Sohn Karl Dieterici beendet.
2) Friedrich Heinrich, Orientalist, Sohn des vorigen, geb. zu Berlin, studierte hier, in Halle [* 34] und Leipzig [* 35] orientalische Sprachen, besonders das Arabische, habilitierte sich 1846 in Berlin, gab das Buch »Mutanabbi und Seifuddaula« (Leipz. 1847) heraus und bereiste von 1847 an den Orient, namentlich Ägypten, [* 36] das peträische Arabien und Palästina. [* 37] Im Oktober 1850 ward er außerordentlicher Professor der arabischen Litteratur an der Universität zu Berlin, welche Stelle er noch gegenwärtig bekleidet. Dieterici schrieb: »Reisebilder aus dem Morgenland« (Berl. 1853),
gab ferner »Alfijjah, carmen didacticum grammaticum auctore Ibn Matik« (Leipz. 1851) nebst Übersetzung (Berl. 1853) heraus, welchem die »Carmina Mutanabbii« (das. 1858-59) und eine »Chrestomathie ottomane« (das. 1854) mit grammatischen Paradigmen und Glossar folgten. Bahnbrechend für das Studium der arabischen Philosophie, die für die Kulturgeschichte des Mittelalters von großer Bedeutung ist, sind die spätern Schriften Dietericis, wie die Übertragung des Märchens »Tier und Mensch« (Berl. 1858),
der er später eine Ausgabe des Werkes im Urtext (Leipz. 1879) und ein »Arabisch-deutsches Handwörterbuch zum Koran und Tier und Mensch« (das. 1881) folgen ließ;
ferner »Die Naturanschauung und Naturphilosophie der Araber im 10. Jahrhundert« (Posen [* 38] 1861; 2. Aufl., Leipz. 1876);
»Die Propädeutik der Araber« (Berl. 1865);
»Die Logik und Psychologie der Araber« (Leipz. 1868);
»Die Anthropologie der Araber« (das. 1871);
»Die Lehre [* 39] von der Weltseele« (das. 1873);
endlich »Die Philosophie der Araber im 10. Jahrhundert n. Chr.« (das. 1876-79, 2 Bde.).
Außerdem veröffentlichte Dieterici:. »Der Darwinismus im 10. und 19. Jahrhundert« (Leipz. 1878);
»Die sogen. Theologie des Aristoteles aus arabischen Handschriften« (hrsg. das. 1882 und übersetzt das. 1883) und kleinere Arbeiten in der »Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft«. - Sein Bruder Karl, gest. 1876 als preußischer Regierungsrat, schrieb: »Zur Geschichte der Steuerreform in Preußen [* 40] von 1810 bis 1820. Archivstudien« (Berl. 1875).
(griech.), Zeit von zwei Jahren, daher diëtērisch, zweijährig.
Stadt im bayr. Regierungsbezirk Oberpfalz, Bezirksamt Hemau, am Ludwigskanal, mit Franziskanerkloster, Bierbrauerei, Landwirtschaft und (1880) 1128 kath. Einwohnern.
Hier siegten die Österreicher über die Bayern. [* 41]
Dorf, s. Tambach. ^[= Flecken im Herzogtum Sachsen-Gotha, im Thüringer Wald, an der Apfelstedt und an der Linie Georgenth ...]
in der deutschen Heldensage ältester Sohn des Königs Amelung, Ermrichs und Dietmars Bruder, erhielt bei der Teilung der Länder seines Vaters Breisach und das Bayerland und hinterließ drei Söhne, die unter dem Namen der Harlungen durch ihr tragisches Ende bekannt sind. - Sein Neffe Diether der junge, Sohn des Königs Dietmar, jüngerer Bruder Dietrichs von Bern, [* 42] ward von Hildebrand erzogen, mit seinem Bruder Dietrich von seinem Vatersbruder Ermrich vertrieben und Pflegling von Etzels Gemahlin Helche.
Mit deren Söhnen Erp und Ortwin zur Eroberung des Amelungenreichs ausziehend, gelobte er beim Abschied ihrer Mutter, sie gesund heimzuführen oder sie nicht zu überleben. Nach der Thidrek-Saga fielen Erp und sein Geselle Helfrich im Kampf gegen Wittich und Runga, und während Diether hierauf mit Runga kämpfte, war auch Ortwin durch Wittich gefallen. Da warf sich Diether auf Wittich und zwang ihn, um sein Leben zu retten, Diether zu erschlagen. Nach andrer Fassung der Heldensage läßt Dietrich seinen Bruder Diether und Etzels Söhne, um sie nicht dem Kampf auszusetzen, unter Ilsans Pflege in Bern zurück, gibt Etzels Söhne in Diethers ¶
Hut [* 44] und verbietet ihnen, aus der Stadt zu reiten. Trotzdem aber reiten sie aus derselben, verirren sich in die Gegend von Raben (Ravenna) und fallen dort von Wittichs Hand. [* 45] Nach der Sage in dem Gedicht »Dietrichs Flucht« erlebte Diether, bei Etzel zurückbleibend, die Wiedereroberung Ravennas und Mailands durch seinen Bruder Dietrich.
von Isenburg, Erzbischof von Mainz, geb. 1412, Sohn des Grafen Diether von Isenburg-Büdingen, ward früh für den geistlichen Stand bestimmt, studierte in Erfurt, [* 46] wo er 1434 Rektor wurde, begab sich dann nach Mainz, wo er seit 1427 Domherr war, ward 1453 Kustos der Domkirche und 1459 zum Erzbischof erwählt, nachdem er sich verpflichtet hatte, dem Bund seines Vorgängers Dietrich v. Erbach mit Markgraf Albrecht Achilles von Brandenburg [* 47] gegen Kurfürst Friedrich von der Pfalz beizutreten.
Hierdurch stürzte er das Stift in einen verderblichen Krieg. Am bei Pfeddersheim geschlagen, wurde Diether von Isenburg von Friedrich von der Pfalz zum Frieden und Bündnis genötigt und trat nun an die Spitze der Opposition gegen die Übergriffe des Papstes und gegen den mit dem Papst verbündeten Kaiser Friedrich III. Diether von Isenburg berief im Februar 1461 einen Fürstentag nach Nürnberg, [* 48] auf dem die Abstellungsbeschwerden Deutschlands [* 49] gegen den Papst, ein allgemeines Konzil und eine pragmatische Sanktion für die deutsche Kirche sowie eine Reichsreform gefordert wurden.
Aber es gelang dem Papst Pius II. und dem Kaiser, die Vereinigung wieder zu sprengen, und Diether von Isenburg, der selbst wegen der päpstlichen Annatenforderung eine scharfe Appellation an ein künftiges Konzil erlassen hatte, ward 1461 vom Papst abgesetzt. Diether von Isenburg setzte diesem Verfahren Gewalt entgegen, und es entstand ein verheerender Krieg zwischen ihm und dem vom Papst eingesetzten Erzbischof Adolf von Nassau und ihren beiderseitigen Verbündeten, in dem aber Diether von Isenburg den kürzern zog. Er verzichtete daher 1463 auf das Stift gegen die Abtretung einiger Städte als Fürstentum. Nach Adolfs Tod 1475 wurde er wieder zum Erzbischof erwählt und führte nun eine friedlichere Regierung. Er stiftete 1477 zu Mainz eine Universität und brachte viele verpfändete Städte und Güter wieder an das Stift. Er starb in Aschaffenburg. [* 50]
Vgl. K. Menzel, Diether von Isenburg, Bischof von Mainz 1459 bis 1463 (Erlang. 1867).
(Dietleib von Steiermark), [* 51] in der deutschen Heldensage einer der zwölf Recken Dietrichs von Bern, nach der Thidrek-Saga Sohn des mächtigen Biterolf auf Skane (Schonen) in Dänemark, [* 52] nach dem deutschen Heldengedicht, das seinen Namen trägt (»Biterolf und Dietleib«),
Sohn Königs Biterolf von Tolet (Toledo) [* 53] und der Dietlinde. Zum Jüngling erwachsen, verließ er heimlich seine Mutter, um den Vater aufzusuchen, der vor vielen Jahren zum König Etzel gezogen war. Auf der Fahrt ließ ihn König Gunther durch Hagen [* 54] um seinen Namen fragen. Dietleib verweigerte die Antwort, ward deshalb angegriffen, verwundete König Gunther, Gernot und Hagen, mischte sich dann bei einer Heerfahrt nach Polen unter Etzels Mannen und geriet hier in der Verwirrung des Kampfes mit seinem ihm noch unbekannten Vater zusammen. Nach schrecklichem Kampfe folgte die freudige Entdeckung, und beide zogen nun mit Etzels Recken gegen König Gunther, den Dietleib auch vor Worms überwand. König Etzel aber gab dem Sieger Steiermark zu eigen. Auch in dem Gedicht »Dietrichs Flucht« spielt Dietleib eine große Rolle: er kämpfte in der Ravennaschlacht und war der Anführer der zweiten Heerfahrt zur Wiedereroberung Ravennas.
von Aist, deutscher Minnesänger, aus einem österreichischen Adelsgeschlecht (Agast, Agist, Aist) entsprossen, dessen Stammburg zwischen Ried und Wartberg auf einem Berg stand, der noch jetzt den Namen Altaist trägt. Er kommt in österreichischen und salzburgischen Urkunden von 1143 bis 1170 vor. Die unter seinem Namen überlieferten Lieder sind zum Teil volkstümlich in Form und Anschauung, innig und tief, oft nur assonierend, während andre ein kunstvolleres Gepräge haben und wahrscheinlich von einem jüngern Dichter herrühren. Sie sind kritisch bearbeitet in »Des Minnesangs Frühling« von Lachmann und Haupt (3. Aufl., Leipz. 1882). Zur Bibliographie vgl. Bartsch, Liederdichter (2. Aufl., Stuttg. 1879).
von Merseburg, [* 55] s. Thietmar. ^[= (Dietmar), Bischof von Merseburg, Geschichtschreiber der Zeit der sächsischen Kaiser, geb. ...]
ein Haken zum Öffnen von Schlössern ohne Schlüssel.
Eine Anzahl verschiedener Dietriche bilden das Sperrzeug des Schlossers.
(latinisiert Theodericus), altberühmter Mannesname, s. v. w. Volksfürst. Bemerkenswerte Regenten:
1) Fürst von Anhalt-Dessau, dritter Sohn des Fürsten Leopold I., geb. zu Dessau, [* 56] trat 1716 als Oberstleutnant in holländische, 1718 in preußische Kriegsdienste. Im ersten und zweiten Schlesischen Krieg beteiligte er sich mit Auszeichnung an den Schlachten [* 57] bei Mollwitz und Hohenfriedberg und ward nach der letztern von Friedrich d. Gr. zum General der Infanterie, 1747 zum Generalfeldmarschall ernannt, nahm aber krankheitshalber 1750 seine Entlassung. Nach dem Tod seines Bruders Leopold Maximilian führte er 1751-58 die Regierung des Landes und die Vormundschaft über seine Neffen und Nichten. Dietrich starb unvermählt
2) (Kagelwit) Erzbischof von Magdeburg, [* 58] geboren um 1300 zu Stendal als Sohn eines Gewandmachers aus der Familie v. Portitz, trat in den Cistercienserorden, ward Schaffner in dem Kloster Lehnin in der Mark Brandenburg, 1329 Protonotar und Hofmeister des Bischofs Ludwig von Brandenburg und 1353 von Kaiser Karl IV., dem er namentlich bei der Erwerbung der Kurmark Brandenburg treffliche Dienste [* 59] leistete, zum Bischof von Minden, [* 60] Propst von Wyschehrad und Kanzler von Böhmen [* 61] ernannt. 1361 wurde er auf Wunsch des Kaisers vom Papst zum Erzbischof von Magdeburg erhoben. Er verwandte als solcher seine aus Böhmen mitgebrachten Schätze dazu, die verpfändeten magdeburgischen Festungen und Schlösser wieder an das Erzstift zu bringen und kostspielige Bauten zu unternehmen, und wehrte dem Faustrecht, erlitt aber auf einem zu diesem Zweck unternommenen Zuge gegen den Bischof Gerhard von Hildesheim [* 62] 1367 bei Dinklar eine Niederlage. Er starb
3) Dietrich der Bedrängte, Markgraf von Meißen, [* 63] jüngster Sohn des Markgrafen Otto des Reichen, wurde mit seinem ältern Bruder, Albrecht dem Stolzen, dadurch entzweit, daß ihr Vater auf Zureden seiner Gemahlin Hedwig, Tochter Albrechts des Bären von Brandenburg, die Erbfolge dahin abänderte, daß Dietrich die Mark Meißen, Albrecht dagegen nur die Grafschaft Weißenfels [* 64] erhalte. Dietrich, von dem Landgrafen Hermann I. von Thüringen, dessen Tochter Jutta er geheiratet hatte, unterstützt, schlug zwar 1194 seinen Bruder von Weißenfels zurück, unternahm jedoch nichts gegen dessen Land, sondern trat 1195 eine Wallfahrt nach Palästina an. Nach Albrechts Tod 1195 gedachte Kaiser Heinrich VI. Meißen mit seinen reichen Bergwerken in Besitz zu nehmen, ¶
doch kam Dietrich durch des Kaisers Tod (1197) in den Besitz der Mark. In dem Kampf der Gegenkönige Philipp und Otto von Braunschweig [* 66] stand Dietrich auf Philipps Seite, nach dessen Ermordung schwankte er zwischen Otto IV. und Friedrich II. In gefährliche Streitigkeiten geriet er mit der Stadt Leipzig und dem meißnischen Adel. Nach fruchtloser Belagerung Leipzigs verstand er sich 1217 zu einem Vergleich, bemächtigte sich aber der Stadt durch List, ließ ihre Mauern schleifen und sicherte die markgräfliche Lehnsherrlichkeit über dieselbe durch Anlegung dreier Schlösser. Er starb daß er vergiftet worden sei, ist spätere Erfindung. Ihm folgte sein jüngster Sohn, Heinrich der Erlauchte.
4) Dietrich der jüngere, s. Diezmann.
1) Veit (Vitus Theodorus), namhafter Beförderer der Reformation, geb. 1506 zu Nürnberg, bezog 1523 die Universität Wittenberg, [* 67] war 1527-1530 Luthers Amanuensis und steter Begleiter und wurde auf Melanchthons Fürsprache Prediger an der St. Sebalduskirche zu Nürnberg, wo er, fast an allen bedeutenden Streitfragen und Disputationen teilnehmend, bis an sein Ende (1549) wirkte und der Stadt und der dazu gehörigen Landschaft die erste Agende gab. Durch Herausgabe von erbaulichen und exegetischen Schriften Luthers, die er zum Teil ins Deutsche [* 68] übersetzte, hat er viel zur Verbreitung der reformatorischen Grundsätze beigetragen.
Vgl. Engelhardt in der »Zeitschrift für kirchliche Wissenschaft und kirchliches Leben« 1880 und 1881.
2) Dominikus, Ammeister von Straßburg, [* 69] geb. zu Straßburg, stammte aus einer protestantischen, ursprünglich französischen Familie Didier, trat schon früh in den Großen Rat ein und wurde zum erstenmal 1660 zum Ammeister gewählt. In beständigem Verkehr mit den Vertretern Frankreichs bei seiner Reichsstadt, suchte er deren Neutralität zu wahren, machte aber dadurch die Patrioten irre. Daß er sich 1672 an dem Verfasser einer Schmähschrift durch dessen Verurteilung zum Tod rächte, schadete seinem Ansehen ungemein.
Doch beteiligte er sich 1678 persönlich an dem Widerstand, den Straßburger Truppen und Schweizer in der Festung Kehl den Franzosen entgegensetzten, leider ohne Erfolg. Als 1681 infolge des Spruchs der Reunionskammern ein französisches Heer unter Monclar vor Straßburg erschien, begab er sich an der Spitze einer Deputation in das französische Lager, [* 70] mußte aber 30. Sept. die Urkunde unterzeichnen, welche die Übergabe der alten Reichsstadt enthielt. Sein Festhalten am lutherischen Bekenntnis zog ihm zunächst den Verlust seines Amtes zu; er wurde dann 1685 nach Guéret, später nach Vésoul verwiesen und durfte erst 1689 nach Straßburg zurückkehren. Hier starb er
Vgl. L. Spach, Biographies alsaciennes, Bd. 1 (Straßburg 1863).
2) ^[richtig: 3)] Adam, genannt der Ziegenhainer Botanikus, geb. zu Ziegenhain bei Jena, ein gewöhnlicher Bauer daselbst, erlangte durch Aufsuchen und Untersuchen der Pflanzen einen Ruf, der selbst Linné veranlaßte, mit ihm in Korrespondenz zu treten. Er starb - Sein Enkel Friedrich Gottlieb, geb. zu Ziegenhain, war Hofgärtner in Weimar, [* 71] dann Gartendirektor zu Eisenach [* 72] und Wilhelmsthal; starb in Eisenach. Er schrieb: »Ökonomisch-botanisches Gartenjournal« (Eisenach 1795-1804, 6 Bde.);
»Lexikon der Gärtnerei und Botanik« (Berl. 1802-10, 10 Bde.; 2. Aufl. 1820-21; Nachträge, 10 Bde., 1815-21; neuer Nachtrag, 10 Bde., Ulm [* 73] 1825-40). - Dessen Bruderssohn David, Kustos am Universitäts-Herbarium zu Jena, geb. 1800 zu Ziegenhain, lieferte eine Reihe botanischer Kupferwerke, z. B.: »Deutschlands Giftpflanzen« [* 74] (Jena 1826);
»Forstflora« (das. 1828-33; 6. Aufl., Dresd. 1884);
»Flora universalis«, mit 4760 kolorierten Abbildungen in 476 Heften (Jena 1831-56; neue Folge, Leipz. 1849-55, neue Serie, Jena 1861 ff.);
»Deutschlands Flora« (das. 1833-51, 5 Bde. mit 1150 Tafeln);
»Synopsis plantarum etc.« (Weim. 1839-52, 5 Bde.);
»Deutschlands ökonomische Flora« (das. 1841-43, 3 Bde.);
»Encyklopädie der Pflanzen« (Jena 1841-55, 2 Bde.).
4) (Dietrici) Christian Wilhelm Ernst, Maler und Kupferstecher, geb. zu Weimar, bildete sich hier bei seinem Vater und in Dresden [* 75] unter dem Landschaftsmaler A. Thiele. Erst auf die Nachahmung der Niederländer sich werfend, gelang es ihm, sich in die Art des Vortrags verschiedener Meister hineinzuarbeiten, so daß es ihm möglich war, nach eigner oder nach Neigung der Besteller Gemälde im Geschmack Rembrandts, Ostades, Poelenburgs, Berchems, Watteaus etc. zu liefern, welche freilich hinter den Vorbildern zurückstehen, aber doch häufig Veranlassung gaben, daß Nachahmungen Dietrichs als echte »Rembrandts« etc. verkauft wurden. Am besten und selbständigsten ist er in der Landschaft.
Mit Unterstützung des Königs von Sachsen [* 76] ging er 1742 nach Italien, [* 77] um, da die Neigung des Hofs der italienischen Richtung vor der niederländischen den Vorzug gab, auch den italienischen Meistern und besonders der Bologneser Schule ihre Hand abzulernen, weshalb er auch seinen Namen italienisch in Dietrici umbildete. Doch war hierin sein Erfolg geringer als bei Nachahmung der Niederländer. Nach seiner Heimkehr zum Professor an der Dresdener Akademie ernannt, starb er daselbst.
Die Dresdener Galerie hat 51 Gemälde von ihm. Eine Sammlung von Handzeichnungen, Studien und Skizzen, von Ch. Otto in Kreidemanier auf Stein gezeichnet, erschien Leipzig 1810, 5 Hefte; 21 Blätter nach Gemälden und Originalzeichnungen Dietrichs sind in A. Zinggs Zeichenbuch enthalten. Auch als Kupferstecher und Ätzer hat Dietrich einen rühmlichen Namen, und er hat darin Besseres geleistet als im Malen. Seine Blätter belaufen sich auf mehr als 200. Nach seinem Tod gaben die Erben die noch vorhandenen 82 Platten als »Œuvre de C. W. E. Dietrich« heraus.
Vgl. Linck, Monographie der von Dietrich radierten, geschabten und in Holz [* 78] geschnittenen malerischen Vorstellungen (Berl. 1846).
5) Franz Eduard Christoph, protest. Theolog, geb. zu Strauch (Sachsen), studierte 1829-32 in Leipzig und Halle, wurde 1836 Repetent zu Marburg, [* 79] 1839 Privatdozent daselbst, 1844 außerordentlicher, 1846 ordentlicher Professor in der philosophischen Fakultät und 1859 in gleicher Eigenschaft in die theologische übergeführt. Er starb Er veröffentlichte: »Altnordisches Lesebuch mit Grammatik und Glossar« (Leipz. 1843, 2. Aufl. 1864),
»Abhandlungen für semitische Wortforschung« (das. 1844),
»Abhandlungen zur hebräischen Grammatik« (das. 1846),
»Morgengebete der alten syrischen Kirche« (das. 1864),
»Über die Aussprache des Gotischen« (Marb. 1862),
»De Sanchoniathonis nomine« (das. 1872) und gab die 5.-7. Auflage von Gesenius' »Hebräisch-chaldäischem Handwörterbuch« (Leipz. 1855 bis 1868) heraus.
6) Albert, Komponist, geb. in dem Forsthaus Golk bei Meißen, Schüler von Jul. Otto in Dresden und später von Rietz und Hauptmann in Leipzig, wo er gleichzeitig die Universität besuchte, ¶
ward 1855 Konzertdirigent in Bonn und 1861 Hofkapellmeister in Oldenburg. [* 81] Er schrieb Lieder, Balladen, Streichquartette, Trios, Klaviersonaten, eine Symphonie, ein Violinkonzert etc., welche sich alle große Achtung in der Künstlerwelt errangen. Seine letzte größere Arbeit ist die Oper »Robin Hood«, welche zuerst in Dessau, dann auch anderwärts mit Beifall zur Aufführung kam.
7) Anton, Maler, geb. 1833 zu Meißen, kam 1847 auf die Kunstakademie nach Dresden und trat hierauf in das Atelier Schnorrs v. Carolsfeld. Unter dessen Leitung verfertigte er den Karton: Rudolf von Habsburg an der Leiche Ottokars von Böhmen, welcher ihm das große akademische Reisestipendium eintrug. Letzteres ermöglichte dem Künstler 1859 einen Studienaufenthalt in Düsseldorf, [* 82] wo er ein größeres Bild: Faust bei Gretchen im Kerker, ausführte. 1861 bereiste er Italien. Nach Dresden zurückgekehrt, zeichnete er einen Cyklus von Darstellungen aus dem Leben Ottos d. Gr., welche durch die Photographie Vervielfältigung fanden. Bald darauf erhielt er den Auftrag, die Aula der Kreuzschule zu Dresden mit historischen Fresken zu schmücken, welche er 1868-1872 ausführte. Es folgte ein großes Freskogemälde im Johanneum zu Zittau: [* 83] Paulus predigt auf dem Areopag in Athen. [* 84]
Drachenkämpfe, Gedicht, s. Dietrich ^[= # 1) Veit (Vitus Theodorus), namhafter Beförderer der Reformation, geb. 1506 zu Nürnberg, bezog ...] und seine Gesellen.
Flucht (auch Dietrichs Ahnen und Flucht genannt), von Heinrich dem Vogler, einem Fahrenden aus Österreich, um 1290 verfaßtes Gedicht der deutschen Heldensage, dem ostgotischen Sagenkreis angehörend, dessen Inhalt folgender ist. König Ermrich, der seines Bruders Diether Söhne getötet hat, sucht auch seines Bruders Dietmar Sohn Dietrich (s. Dietrich von Bern) zu fangen, der ihn jedoch besiegt. Später werden Dietrichs Leute von Ermrich gefangen; nur Dietleib von Steier entkommt und bringt Kunde an Dietrich, der, um die Gefangenen zu lösen, Land und Gut hingibt und nach Hunnenland zieht.
Mit einem Heer zurückkehrend, schlägt er dann den Oheim Ermrich vor Mailand [* 85] und vertreibt ihn, worauf er heimzieht und Herrat, die Schwester von Etzels Frau (Helche), freit. Da Raben (Ravenna) durch Wittichs Verrat wieder verloren geht und Ermrich grausam haust, zieht Dietrich von neuem gegen ihn aus und schlägt ihn bei Raben (s. Rabenschlacht), worauf er als Sieger in Mailand einzieht. Das Gedicht (hrsg. in Hagens und Primissers »Heldenbuch«, Bd. 2, und von Martin in »Deutsches Heldenbuch«, Bd. 2, Berl. 1866) ist in Reimpaaren abgefaßt und enthält besonders lebendige Schlachtenschilderungen.
und seine Gesellen (auch Dietrichs Drachenkämpfe, Dietrichs erste Ausfahrt oder Virginal betitelt), eine Dichtung der deutschen Heldensage, welche die ersten Abenteuer des jugendlichen Dietrich besingt. Mit Hildebrand ausziehend, befreit er die Königin Virginal von Tirol, [* 86] welche von dem Heiden Orkise bedrängt wird, und kämpft dann siegreich gegen die Riesen und Drachen im Gebirge. Das Ganze schließt mit Turnieren und Festen. Das weitschichtig angelegte Gedicht, das nur stellenweise einiges Leben entwickelt, wurde herausgegeben durch v. d. Hagen (»Heldenbuch«, Bd. 2),
Stark (Stuttg. 1860) und Zupitza (»Deutsches Heldenbuch«, Bd. 5, Berl. 1870).
von Bern, einer der Haupthelden der deutschen Heldensage, stammte aus dem Geschlecht der Amelungen und bildet den Mittelpunkt des ostgotischen Sagenkreises. Er ist von einem Geist gezeugt; daher schießt Feuer aus seinem Mund, sobald er zornig wird. Schon als Jüngling kämpfte er mit dem Riesen Sigenot und mit dem Recken Ecke, später im Rosengarten bei Worms auch mit Siegfried. Vor Ermrich, dem Bruder seines Vaters, mußte er aus seinem Reich in Italien nach Ungarn [* 87] fliehen, wo er samt seinen Mannen (darunter der alte Hildebrand) von Etzel, dem König der Hunnen, gastlich aufgenommen wurde.
Ein Kriegszug gegen Ermrich, zu dem ihm Etzel ein stattliches Heer mitgegeben, mißglückt, und er muß wieder zu den Hunnen zurückkehren. Später rückt er mit einem neuen Heer nach Italien, erobert nach einer gewaltigen Schlacht die Stadt Raben (Ravenna), vertreibt Ermrich und nimmt sein Reich wieder in Besitz. Die Niederlage der Burgunden durch die Hunnen hatte zur Folge, daß Dietrich in die burgundische und fränkische Siegfriedsage verflochten wurde, und so begegnet uns seine gewaltige und doch bescheidene Gestalt, mit sichtlicher Vorliebe gezeichnet, im zweiten Teil des Nibelungenliedes an König Etzels Hof. [* 88]
Überhaupt sammelte sich um Dietrich im Lauf der Zeit ein großer Sagenkreis, dem die deutschen Dichter des Mittelalters mit Vorliebe ihre Stoffe entlehnten, und selbst die Bauern singen und sagen noch spät von dem treuen, echt volkstümlichen Helden. Offenbar liegen der Gestalt Dietrichs alte mythologische Vorstellungen zu Grunde: Dietrich mag als Vermenschlichung des Donnergottes Thor anzusehen sein, der noch am glühenden Atem erkenntlich ist. Später übertrug sich die Sage von dem Gott auf die historische Person Theoderichs d. Gr., der seinen Sitz in Verona [* 89] hatte, das im Mittelalter Bern hieß.
Demgemäß ist auch in einigen der auf Dietrich bezüglichen Gedichte (»König Laurin«, »Ecken Ausfahrt«, »Sigenot«, »Alpharts Tod«, »Dietrichs Flucht«, »Rabenschlacht« etc.) das historische Element vorwiegend, während in andern, nämlich in denen, in welchen Dietrich in mannigfache Verbindung mit Sagen von Zwergen, Riesen und Drachen gebracht wird (z. B. »Dietrich und seine Gesellen«),
das mythologische überwiegt.
Vgl. Uhland, Dietrich (in Pfeiffers »Germania«, [* 90] I, S. 304);
Raßmann, Die deutsche Heldensage (Hannov. 1857-59);
K. Meyer, Die Dietrichssage in ihrer geschichtlichen Entwickelung (Basel [* 91] 1868).
von Eilenburg [* 92] oder Landsberg, [* 93] zweiter Sohn Markgraf Konrads von Meißen, Stifter des Klosters Dobrilugk, ein heftiger Gegner Heinrichs des Löwen, geboren vor 1130, starb Da sein Sohn Konrad vor ihm den Tod im Turnier gesunden hatte, fiel Dietrichs Erbe und Lehen an seinen Bruder Dedo von Rochlitz.
von Niem, s. Niem. ^[= Theoderich (Dietrich) von, Geschichtschreiber, geb. 1350 im paderborn. Städtchen Nieheim, auf ...]
Lorents Henrik Segelcke, norweg. Kunst- und Litterarhistoriker und Dichter, geb. zu Bergen, [* 94] studierte in Christiania [* 95] und machte sich schon damals durch witzige Studentenlieder, die 1859 unter dem Titel: »Samfundsviser og Sange af Jörgen Latiner« gesammelt erschienen, einen Namen. Nachdem er einige Zeit auf den Bibliotheken Schwedens gearbeitet u. die litterarhistorische Schrift »Om Läredigtet i Nordens poetiske Litteratur« (1860) veröffentlicht hatte, erhielt er 1861 eine Anstellung als Dozent an der Universität Upsala, [* 96] wurde 1866 zum Amanuensis beim Nationalmuseum, 1868 zum Professor an der Akademie der Künste zu Stockholm [* 97] ernannt und wirkte später auch einige Jahre (1870-73) an der Gewerbeschule daselbst. Seit 1875 bekleidet er die außerordentliche Professur der Kunstgeschichte an der Universität zu Christiania, wo er zugleich erster Direktor der Nationalgalerie, der ¶