Athanasios (eigentlich der Diakonus A.), griech. Freiheitskämpfer und
Geistlicher, geb. 1788, war der erste
Palikare des
Odysseus (s. d.), wurde 1820 von den
Truppen als dessen Nachfolger zum
Armatole von
Livadia ernannt, war Anfang 1821 erster
Führer des griechischenAufstandes in Osthellas, fiel in
Alamana bei Thermopylä in die Gefangenschaft
des
Omer Bryonis und wurde, als
er den Übertritt zu den
Türken zurückwies, grausam getötet.
SeinTod ward in den Volksliedern
gefeiert und auch dramatisch bearbeitet.
(Deakovár,Djakovo),
Markt im slawon.
Komitat Veröcze, Sitz eines katholischen
Bischofs, mit schöner
Kathedrale, bischöflichem
Seminar, Frauenkloster, (1881) 3755 Einw., lebhaftem
Handel, Weinbau und Bezirksgericht.
Zeichen,Schriftzeichen, welche einesteils die richtige
Aussprache der
Wörter (wie z. B. im
Hebräischen
der
Punkt, welcher das
Sin vom
Schin unterscheidet), andernteils das Verständnis erleichtern sollen, wie die Interpunktionszeichen,
Klammern
[* 12] etc. In grammatischen Werken werden diakritische Zeichen sehr vielfach
angewandt, um die
Aussprache fremdsprachlicherLaute zu bezeichnen;
so wird z. B. das gutturale n des
Sanskrits
(vgl. das deutsche n in
Ding) mit einem n und
Punkt darüber (^ ) ausgedrückt.
(griech.,
Mundart), provinzielle oder örtliche
Abart einer
Sprache,
[* 17] wobei die Verschiedenheit aber nicht so
weit gehen darf, daß die gegenseitige Verstehbarkeit aufhört; denn tritt dies ein, so wird der Dialékt zur
besondern
Sprache. Freilich ist die
Grenze zwischen
Sprache und Dialékt oft schwer zu ziehen; so ist das
Niederländische
[* 18] ursprünglich
vom
Deutschen nicht stärker verschieden als die plattdeutschen Dialekte, wird aber doch der politischen und litterarischen
Selbständigkeit der
Holländer wegen als besondere
Sprache angesehen. In gewissem
Sinn kann man sagen,
daß Dialekte überall früher da sind als
Sprachen,
d. h. die sprachliche Zersplitterung ist um so größer, je geringer
die
Kultur ist, und eine Spracheinheit auf einem größern Gebiet entsteht erst da, wo sich ein Kulturmittelpunkt gebildet
hat.
Daher findet sich bei unzivilisierten Völkern oft eine unverhältnismäßig große
Menge von Dialekten;
so sprachen z. B. die etwa 50 Individuen, die vor einigen Jahrzehnten von der Urbevölkerung
Tasmanias noch übrig waren, vier verschiedene Dialekte, in denen so gewöhnliche
Begriffe wie
»Auge«,
[* 19]
»Hand«
[* 20] u. dgl. durch verschiedene
Wörter ausgedrückt wurden. Ebenso befördern
Wanderungen und
Isolierung in Bergländern oder auf
Inseln
die
Ausbildung von Dialekten (s.
Sprache und Sprachwissenschaft). Wo eine Schriftsprache entsteht, da werden die Dialekte immer
mehr zurückgedrängt, kommen aber manchmal infolge politischer oder sozialer Umwälzungen wieder plötzlich an die Oberfläche.
So haben sich nach der
Völkerwanderung die romanischen
Sprachen gebildet, nicht aus der lateinischen Schriftsprache, sondern
aus den alten lateinischen Volksdialekten, dem sogen. Vulgärlatein.
Auch ohne solche gewaltsame Umwälzung wird die Schriftsprache häufig durch die Dialekte beeinflußt, indem durch den
Prozeß
der von
Müller sogen. dialektischen Wiedererzeugung veraltete
Formen und
Wörter der Schriftsprache durch andre, aus dem frischen
Quell des Dialekts genommene ersetzt werden. Aus diesenGründen ist es ein Zeichen oberflächlicher Auffassung,
die Dialekte als bloße
»Patois« für der Beachtung unwert zu halten; sie empfehlen sich vielmehr der emsigen Durchforschung
des
Gelehrten (J.
Grimm, A.
Schmeller, R.
Weinhold) wie der künstlerischen Handhabung von seiten des Dichters (R.
Burns,
Jasmin,
Hebel,
[* 21] F.
Reuter, die altgriechischen Dialektdichter, wie
Sappho,
Anakreon etc.). Über die deutschen Dialekte
s.
Deutsche Sprache.
[* 22]
(griech.), eigentlich die
Kunst der Unterredung und Gesprächsführung; in dem Sprachgebrauch der
Philosophie
anfangs die
Kunst eines regelmäßigen wissenschaftlichen
Verfahrens mit
Begriffen, also s. v. w.
Logik. Allmählich bildete
sich aber der Sprachgebrauch dahin um, daß man unter Dialéktik dieKunst des logischen
Scheins, die Fertigkeit,
den Gegner durch die falsche Anwendung logischer
Formen, versteckte
Fehlschlüsse etc. zu täuschen, verstand. So wurde die
Dialéktik von den
Sophisten geübt.
Der Erfinder der Dialéktik als Unterredungskunst soll
Zeno sein. Nach ihm haben sie
Platon und
Aristoteles, jeder nach eigner
Ansicht,
bestimmt; jenem ist sie die
Methode des höchsten spekulativen
Denkens, welches seinen Gegenstand in reinen
Begriffen vollständig durchdringt, diesem die
Kunst, einen Gegenstand durch
Denken von allen Seiten zu betrachten, in welchem
Sinn sie vorzüglich bei den
Scholastikern gelehrt wurde. In der neuern
Philosophie, namentlich bei
Hegel, hat der
Begriff der
Dialéktik und des Dialektischen die Bedeutung des
Ausdrucks für die angeblich allein wissenschaftliche, dem
Gegenstand der
Erkenntnis selbst immanente
Methode erhalten. Dialéktik ist ihr zufolge die Aufzeigung der dem Gegenstand selbst innewohnenden
Widersprüche, kraft deren alles
Endliche in sein eignes Gegenteil umschlägt, um sich aus dieser
Diremtion zu einer höhern,
reichernEinheit wieder zusammenzufassen. Das Dialektische steht in der Mitte zwischen dem abstrakt Verständigen,
welches an der festen
Bestimmtheit der
Begriffe festhält, und dem wahrhaft spekulativen
Denken, welches die
Einheit des Entgegengesetzten
als das Affirmative, das in ihrer
Auflösung und ihrem Übergehen enthalten ist, auffaßt. Im
¶
mehr
gewöhnlichen Sprachgebrauch versteht man unter Dialéktik in guter Bedeutung die angewandte Logik, in übler die sophistische Disputierkunst.
(griech., Dialogismus), Redefigur, bestehend aus einer Frage und der darauf folgenden Antwort, die der Redner
selbst erteilt, um entweder eine Behauptung zu begründen, oder zu widerlegen.
Eine Häufung solcher Fragen und Antworten
nennt man Hypophora (s. d.).
Wohl ausgebildete Kristalle
[* 24] kennt man nicht,
jedoch ist der Diallag isomorph mit Pyroxen. Er ist grau, bräunlichgrün, braun, mit metallartigem, oft schillerndem
Perlmutterglanz, kantendurchscheinend, Härte 4, spez. Gew. 3,23-3,34.
Er bildet mit Labrador das Gabbrogestein.
(griech.), Zirkel- oder Kreisschluß, ein Fehler im Denken, wo man nicht vorwärts schreitet, sondern sich
um einen Punkt dreht, z. B. wenn der zu beweisende Satz zugleich als Beweisgrund gebraucht wird.
(griech.), Zwiegespräch, gegenseitige mündliche Mitteilung verschiedener,
auch einander widerstreitender Ansichten über einen Gegenstand; auch ein Schriftwerk oder Teil desselben in der Form einer
solchen Unterredung. Der Dialog eignet sich vorzüglich zur Untersuchung des Wesens von Begriffen und einzelnen
Gegenständen durch das Interesse, welches die der dramatischen Handlung ähnliche fortschreitende Bewegung der Erörterung gewährt.
Damit dies Interesse nicht gestört werde, muß der Darsteller jede Ansicht in ihrer ganzen Kraft
[* 25] und naturgemäß durch die
Personen, welche den Dialog führen, entwickeln und seine Ansicht als ein notwendiges Ergebnis aus dem Gespräch
selbst hervorgehen lassen.
Der Stil des Dialogs muß die Natürlichkeit, die Kürze und die lebhaften Wendungen eines gebildeten Gesprächs nachahmen,
ohne sich weder in die Zerrissenheit unablässig sich durchkreuzender Fragen und Antworten noch in die Breite
[* 26] ausgedehnter
Reden zu verirren. Man unterscheidet den poetischen Dialog vom prosaischen. Den poetischen Dialog nennt
man auch dramatischen, insofern sein Gegenstand die Entwickelung einer Handlung ist; denn die Worte führen zu Entschlüssen
und diese zur That.
Die Aufmerksamkeit bleibt daher auf den Ausgang gerichtet, welcher durch das Vorhergegangene gehörig vorbereitet sein muß.
Zum prosaischen Dialog rechnet man zuvörderst die theoretische Gesprächsform, deren Gegenstand eine
wissenschaftliche Erörterung ist, und welcher sich der Sokratische oder philosophische Dialog mit der ausschließlichen Richtung
anknüpft, bestimmte Vorstellungen und Ansichten durch angemessene Fragen hervorzurufen und zur vollen Klarheit selbständig
zu entwickeln.
Der konversatorische Dialog dagegen bezweckt bloß Unterhaltung für den Augenblick und gesellige Mitteilung, wie sich endlich
der Charakterdialog nur mit der Schilderung und Veranschaulichung der vorgeführten Personen durch deren
eigne Rede beschäftigt. Den philosophischen Dialog bearbeiteten von den Neuern unter den DeutschenLessing (»Ernst und Falk«),
Melchior Meyr (»Emilie. Drei Gespräche über Wahrheit, Güte und Schönheit«,
»Gespräche mit einem Grobian«) u. a. Im komischen und satirischen Dialog ahmte Wieland den Satiriker Lukianos glücklich nach.
Unter den Italienern haben sich in dieser Form Petrarca (in seinem Buch »De vera sapientia«),
Mineral aus der Ordnung der Metalloide, kristallisiert tesseral, meist in krummflächigen, oft mehr
oder weniger der Kugelform genäherten Kristallen und findet sich lose oder einzeln eingewachsen, selten derb in feinkörnigen,
porösen, braunschwarzen Aggregaten (Karbonat). Er ist sehr spröde, auf dem Bruch muschelig, nach den Flächen
des Oktaeders ausgezeichnet spaltbar, vom spez. Gew. 3,5-3,6
und in seiner großen Härte (10) nur dem kristallisierten Bor vergleichbar. Er ist farblos und wasserhell, auch grau, gelb,
braun, schwarz, rot, grün, blau, meist aber von hellerer Färbung.
Vollkommen durchsichtig, besitzt er den eigentümlich lebhaften, nach ihm benannten Diamantglanz und ein
ungemein starkes Lichtbrechungsvermögen und zeigt deshalb, wenn er geschliffen ist, ein ausgezeichnetes Farbenspiel. Unter
Abschluß der Luft erhitzt, wird er schwarz, indem er sich oberflächlich in Graphit verwandelt; bei Zutritt der Luft erhitzt,
verbrennt er zu Kohlensäure. Er besteht also aus Kohlenstoff (wie Graphit und Holzkohle) und hinterläßt
nur eine geringe Menge unverbrennlicher Substanz.
Viele Diamanten enthalten Einschlüsse, harte dendritische Formen, Schuppen und Splitter von gelber, brauner bis schwarzer Farbe,
Quarzsplitter und in diesen nach dem Verbrennen des Diamanten ein feines braunes und schwarzes Netzwerk
[* 31] mit sechsseitigen Maschen,
ferner grüne Bildungen, welche gewissen niedern Algen
[* 32] gleichen. Diese Formen scheinen anzudeuten, daß
der Diamánt auf nassem Weg aus organischer Substanz entstanden sei, vielleicht aus einem Kohlenwasserstoff, welcher bei langsamer
Verwesung an der Luft seinen Wasserstoff verlor und endlich den Kohlenstoff kristallisiert abschied. In ähnlicher Weise entsteht,
wie wir sicher wissen, Schwefel aus Schwefelwasserstoff. Das Problem, Diamanten künstlich darzustellen,
hat die Chemiker seit langer Zeit angelegentlich beschäftigt; doch scheiterten alle Bemühungen daran, daß bis jetzt kein
Lösungsmittel für Kohlenstoff aufgefunden werden konnte. Erst in neuester Zeit gelang es BallantyneHannay in
¶
Die älteste Fundstätte ist ein großes Terrain im östlichen Teil Vorderindiens und zwar in einer jüngern Schicht aufgeschwemmten
Bodens, in einem Konglomerat aus gerundeten Kieseln, welches von einer festen Sandsteinschicht überlagert wird. Die nurca. 30 cm
mächtige diamantführende Schicht wird durch Tagebau aufgeschlossen und durch einen Waschprozeß verarbeitet.
Wo Flüsse
[* 42] diese Schicht durchbrochen haben, findet man die Diamanten an den Ufern im Sand.
Madras
[* 43] ist der Stapelplatz für den indischen Diamantenhandel und der Sitz indischer Diamantenschleiferei. Übrigens sind die
indischen Diamanten bis jetzt noch immer die schönsten geblieben. Ähnlich ist das Vorkommen der Diamanten
auf Sumatra und Borneo. In Brasilien
[* 44] und zwar besonders in Minas Geraës bei Tejuco oder Diamantina wurden die Diamantenfelder 1727 entdeckt.
Das Mineral findet sich hier eingewachsen in Itakolumit und im Cascalho, einem oft durch Brauneisen verkitteten Quarzkonglomerat,
meist aber auch im losen Zustand.
Man gewinnt ihn durch einen Schlämm- und Waschprozeß und zwar in verhältnismäßig so bedeutender Menge, daß die indische
Produktion zum großen Teil lahm gelegt worden ist. Das Vorkommen im Ural, in Neusüdwales, Kalifornien, Arizona, Nordcarolina,
Georgia, Mexiko
[* 45] hat geringe Bedeutung. Dagegen hat die Entdeckung von Diamanten in Südafrika
[* 46] am Oranjefluß
und an seinem Quellfluß, dem Vaal, seit 1867 eine bedeutende Revolution im Diamantenhandel hervorgebracht. Der Diamánt findet sich
hier in alluvialem Kies und stammt wahrscheinlich aus einem Gestein, welches früher das gegenwärtige Felsensystem bedeckte.
Es wurden hier große Steine von mehr als 100 Karat gefunden, aber die Kapdiamanten halten keinen Vergleich
mit den brasilischen aus. S. Tafel »Edelsteine«,
[* 47] Fig. 7.
Die Aufsuchung der Diamanten (Diamantwäscherei) ist eine sehr kostspielige Arbeit. Die Kleinheit der allermeisten Diamanten
macht nämlich in Verbindung mit ihrer Seltenheit das Auswaschen und sorgfältige Durchsuchen einer MengeErde notwendig, und
außerdem werden trotz der genauesten Aufsicht viele Edelsteine von den Arbeitern entwendet. In Indien wäscht
man die diamantführende Erde, um den Sand und Thon wegzuspülen, dann bringt man den Rückstand, welcher hauptsächlich aus
kleinen Kieselsteinen und Eisensteinen besteht, auf eine festgestampfte Tenne, läßt ihn trocknen und dann die darin befindlichen
Diamanten durch nackte Arbeiter unter schärfster Aufsicht aussuchen. Im Altertum wurden die Diamanten in
ihrer natürlichen Form, jedoch mit künstlich polierten Flächen gefaßt und Spitzsteine genannt; seitdem aber Ludwig van Berguen
^[richtig: Berquen] 1456 die Kunst entdeckte, sie
auf rotierenden Scheiben mit ihrem eignen Pulver (Diamantbord) zu schleifen,
ihnen künstliche Flächen zu geben, durch welche ihre optischen Eigenschaften erst zu voller Geltung gelangen,
sind die Diamanten erst recht im Wert gestiegen.
Man schleift sie hauptsächlich zu Brillanten und Rosetten (s. Edelsteine) und benutzt die größern für sich als Schmucksteine,
die feinsten zum Karmesieren, Einfassen andrer Edelsteine. Der Wert derDiamanten richtet sich nach der Farbe, der Reinheit,
dem Schnitt und dem Gewicht. Am höchsten im Preis stehen die farblosen, niedriger die roten, gelben, grünen,
blauen, am niedrigsten die schwärzlichen, bräunlichen, stahlfarbigen und unrein bläulichen. In Bezug auf Durchsichtigkeit
und Klarheit teilt man die Diamanten in drei Klassen und nennt vom ersten Wasser die vollkommen wasserhellen, ohne allen Fehler,
vom zweiten Wasser die zwar wasserhellen, jedoch hier und da trübe Stellen, Wolken oder Federn darbietenden, vom dritten Wasser
(kouleurte) die grauen, braunen, gelben, grünen, blauen oder schwärzlichen oder die zwar wasserhellen, aber sonst beträchtlich
fehlerhaften.
Die technische Benutzung des Diamanten wird eine immer ausgedehntere. Der Glaser schneidet mit den beilförmig gebogenen Kristallkanten
des Diamanten das Glas; in der Lithographie graviert man die feine englische Schrift auf Visiten- und Adreßkarten,
auf Wechseln, Rechnungen etc. mit einem scharfen, spitzen Diamanten. Die Kupfer- und Stahlstecher ziehen mit Diamanten die feinen
Luftlinien auf der Platte. In den Achatschleifereien werden die Löcher in die Steine mit Diamantstücken gebohrt, auch andre
harte Steine und Porzellan bearbeitet man in dieser Weise.
FestesGestein bohrt man mit einem Röhrenbohrer, welcher vorn mit Diamanten besetzt ist. Eine andre Verwendung
findet der Diamánt zum Abdrehen harter Stahlzapfen an astronomischen Instrumenten, wobei der Stahl mittels eines scharfkantigen
Diamanten seine genauere Nachdrehung erhält, nachdem er mittels des Drehstahls vorher rund abgedreht worden. Die feinen
Teilungen auf glatten Silber- und Messingrädern und auf Glas zu den Messungen bei mikroskopischen Untersuchungen
werden ebenfalls mit spitzen Diamanten gemacht.
Die schwarzen, amorphen Diamanten aus La Chapada in der ProvinzBahia
[* 50] bilden derbe, feinkörnige, poröse Aggregate, zuweilen
von 0,5-1 kg Schwere, kommen als Karbonat oder Karbon in den Handel und dienen zum Bohren und Schleifen andrer
harter Steine. Die Diamantschleiferei wird fast ausschließlich in Amsterdam
[* 51] ausgeführt, es bestehen dort fünf großartige
Etablissements mit 872 Mühlen
[* 52] und 3000 Arbeitern (fast nur Juden). Die Bruttomasse roher Diamanten, welche jährlich in Amsterdam
verarbeitet wird, berechnet man auf 250-300,000 Karat und den Umsatz des ganzen dortigen Juwelengeschäfts
auf 20-25 Mill. Gulden.
¶
Der unbezwingliche Diamánt, welcher zwei der heftigsten Dinge in der Natur, Eisen
[* 55] und Feuer, nicht achte, werde durch Bocksblut gesprengt.
In frischem warmen Blut maceriert, lasse er sich auf dem Amboß zu Teilchen zersprengen, welche mit den
Augen kaum wahrnehmbar seien, die aber der Steinschneider in Eisen fasse, und mit denen er in jede Materie, so hart sie auch
sei, graviere. Mit dem Magnet liege er in solchem Streit, daß er ihm selbst das Eisen entreiße. Er entkräfte
das Gift, vertreibe den Wahnsinn etc. Größere Verbreitung nach dem Westen haben die Diamanten erst seit den Einfällen der Ghasnawiden
nach Indien gefunden, und bis 1728 kamen sämtliche Diamanten von dort.
Viele der durch Schönheit oder Größe ausgezeichneten Diamanten haben ihre Geschichte. Der ursprünglich größte und der
berühmteste unter allen Diamanten ist der Kohinur, d. h. Lichtberg. Die Sage der Inder läßt ihn schon
vor 5000 Jahren von dem Helden Karna, den das Epos »Mahâbhârata« besingt, im Kriege getragen werden. Geschichtlich tritt er
übrigens erst auf, seit ihn der Herrscher von Malwa, Alaed din Khilji, zu Anfang des 14. Jahrh. auf seinen
Raubzügen nach Nordkarnatik erbeutete und nach Dehli mitnahm. Er soll 672, nach andern 793 Karat gewogen haben.
Als der Großmogul ihn 1665 Tavernier zeigte, wog er, durch das Ungeschick eines venezianischen Steinschleifers zerteilt,
nur noch 280 Karat (Tafel,
[* 53]
Fig. 8). Den Kohinur entführte NadirSchah 1739 bei der furchtbaren PlünderungDehlis nach Afghanistan,
[* 56] von wo er in den Besitz des Maharadscha Rundschit Singh und nach dem Untergang des Reichs der Sikh in den derOstindischenKompanie kam, die ihn 1850 dem englischen Kronschatz übergab. Durch Schleifen in Brillantform hat sich gegenwärtig
sein Gewicht bis 106 1/16 Karat verringert (Tafel,
[* 53]
Fig. 10). Der größte gegenwärtig genauer bekannte
Diamánt ist der an der Spitze des russischen Kaiserzepters, der Orlow (Textfig. 1 u. 2), von 194¾ Karat, von unvorteilhaftem Schliff,
aber von ausgezeichnetstem Wasser.
Zur Zeit der französischen Revolution war er in Berlin beim KaufmannTreskow verpfändet. Später zierte er den Degenknopf Napoleons
I., und noch jetzt befindet er sich im französischen Kronschatz. Der größte in Brasilien gefundene
Diamánt, ein Brillant von reinstem Wasser, wog 254 Karat, wurde 1853 gefunden, wiegt nach dem Schnitt nur noch 125 Karat und ist als
»Stern des Südens« bekannt. Er befindet sich in Privatbesitz (Tafel,
[* 53]
Fig. 4 u.
12). Einen schönen blauen Diamanten von 44¼ Karat besitzt der BankierHope in Amsterdam (Tafel,
[* 53]
Fig. 9),
einen grünen Diamanten zeigt Tafelfig. 7. Außer den genannten haben indische Reisende noch andre große Diamanten beschrieben
und abgebildet, zu welchen z. B. der Großmogul (Tafel,
[* 53]
Fig. 1) von 279 Karat gehört.
des heil. Johannes von Jerusalem
[* 67] und starb gegen Ende des 17. Jahrh. in asketischer Zurückgezogenheit. Dramatische
Werke von ihm erschienen zu Madrid 1670 und 1674 in zwei Quartbänden und in Einzeldrucken. Er nahm, wie Lope deVega, seine
Stoffe aus dem Volksleben, der Volkssage und der Geschichte Spaniens und bearbeitete sie im volksmäßigen
Ton. Zweien seiner am berühmtesten gewordenen Stücke liegen Sagen aus dem Leben des Cid zu Grunde, wovon das eine: »El hijo honrador
de su padre«, das in ganzen Szenen mit Corneilles »Cid« wörtlich übereinstimmt, nach SchacksAnsicht letzterm zum Muster gedient
haben soll, während das erst in neuerer Zeit ermittelte Geburtsjahr des Dichters für das umgekehrte
Verhältnis spricht, da Corneilles »Cid« bereits 1636 zur Aufführung gelangte. Diamante dichtete auch geistliche Schauspiele und Singspiele
(zarzuelas); unter letztern gilt »Alpheo y Arethusa« für das beste. Einige Dramen von Diamante (darunter das oben besprochene) sind
im 49. Bande der »Biblioteca de autores españoles« (Madr. 1859) enthalten.
Hochzeit hat man analog der silbernen und goldenen Hochzeit die Wiedereinsegnung eines seit 60 Jahren verheirateten
Brautpaars genannt, da ein Erleben des 75. Hochzeitstags von seiten beider Ehegatten nur in höchst seltenen Fällen vorkommt.
Stadt in der brasil. ProvinzMinas Geraës, malerisch am Abhang eines Hügels gelegen und Mittelpunkt eines
reichen Diamantendistrikts, wurde um 1730 nach Auffindung der ersten Diamanten in der Gegend von einigen Abenteurern unter
dem NamenTejuco (»Lehmstadt«) gegründet und zählt gegenwärtig etwa 13,000
Einw. Trotz seines Reichtums hat Diamantina nur unansehnliche öffentliche Gebäude.
Außer Diamantenschleifereien
hat die Stadt eine Baumwollweberei und Goldschmiedewerkstätten.
Stadt in der brasil. ProvinzMato Grosso, an einem Quellbach des Paraguay,
[* 68] 1730 von Goldsuchern gegründet,
nach Entdeckung von Diamanten 1746 eine Zeitlang blühend, jetzt aber nur mit 2000 Einw., meist
Indianern, die sich mit Einsammeln von Ipekakuanha und Vanille beschäftigen.
Wer die meisten und stärksten Hiebe ohne das
geringste Zeichen des Schmerzes aushielt, wurde mit dem Siegeskranz geschmückt, wer denStreichen erlag, mit dem Siegeskranz
öffentlich begraben.
eine altitalische Göttin, dem Namen nach die weibliche Ergänzung des Janus
[* 74] (entstanden
aus Djanus), war eine Göttin des Mondes, der freien Natur mit ihren Bergen,
[* 75] Wäldern, Quellen und Bächen, der Jagd und der Geburt
(in letzterer Eigenschaft führte sie wie Juno den NamenLucina), also der griechischen Artemis (s. d.) verwandt, mit der sie
auch im Lauf der Zeit vollständig verschmolz. Auch mit der Hekate
[* 76] (s. d.) wurde sie identifiziert und
wegen der drei Phasen des Mondes als Dreigestaltige angerufen.
Dies geschah meistens unter magischen Gebräuchen, welche nachts unter Zauberformeln auf Kreuzwegen und in Höhlen verrichtet
wurden, um Liebe zu entzünden, Kranke zu heilen, Verhaßte zu verderben. Demnach lehrte Diana auch den
Gebrauch der Zauberkräuter, die bei Nacht gesucht wurden. Noch in späten christlichen Zeiten wurde der Zaubergöttin Diana bei
Nacht auf Kreuzwegen und in einsamen Höhlen von begeistert rasenden Priestern und Frauen geopfert, und man glaubte, daß die
Zauberweiber mit der Göttin auf wilden Tieren durch die Luft ritten.
Ihr berühmtestes Heiligtum befand sich bei Aricia in einem Hain (nemus, daher sie schlechthin als Nemorensis bezeichnet wurde)
bei dem heutigen See von Nemi, dem »Spiegel
[* 77] der Diana«, der sein eiskaltes und besonders Frauen heilkräftiges Wasser aus der Quelle
[* 78] der Egeria empfing. Hier wurde neben ihr ein männlicher Dämon, Virbius, verehrt, ein der Göttin gleichartiger
Genius des Waldes und der Jagd, welchen man später für den wiederbelebten Liebling der Artemis, Hippolytos, hielt.
Übrigens hatte der Kult dieser Diana Aricinia noch einen blutigen Charakter, indem der jedesmalige Priester (Rex nemorensis),
dessen Stelle später ein entlaufener Sklave vertrat, seine Stelle sich durch Erlegung seines Vorgängers
im Zweikampf erringen mußte. Wegen dieses blutigen Brauches verglichen die Griechen diese Diana mit der taurischen
Artemis, und es entstand die Sage, daß Orestes ihr Bild in diesen Hain gebracht habe. Sie wurde vorzugsweise von Frauen verehrt,
die zu ihr um glückliche Geburt und eheliches Glück zu beten pflegten. In Rom
[* 79] hatte Diana als Noctiluca (»Nachterleuchtende«)
einen Tempel
[* 80] auf dem Palatin, welcher allnächtlich erleuchtet wurde; noch angesehener war der auf dem Aventin von Servius Tullius
als Bundesheiligtum der Latiner angelegte, den kein Mann betreten durfte, und bei dessen Stiftungsfest am 13. Aug. die
Sklaven Feiertag hatten.
Diese Diana wurde vollständig mit der Schwester des Apollon
[* 81] identifiziert und bei den Säkularspielen ganz als Artemis verehrt.
Ein Zeichen des alten Unterschieds erhielt sich darin, daß man der aventinischen Diana Kühe opferte und ihren Tempel mit Rinderhörnern,
nicht mit Hirschgeweihen schmückte, während der Artemis die Hirschkuh heilig war. Außerdem waren in
Italien
[* 82] besonders der Hain und Tempel der am Berg Tifata berühmt; auf seinen Trümmern wurde die KircheSant' Angelo in Formis
bei Capua gebaut. Über die bildlichen Darstellungen der Diana s. Artemis.
IhrenGatten wußte sie von den Greueln der Bartholomäusnacht, zu deren Opfer ihn die ränkesüchtige Katharina
erkoren, fern zu halten und zwischen ihrem BruderHeinrich III. und dem König von Navarra (1588) eine Aussöhnung zu bewirken.
Bei diesem hatte sie, nachdem er als HeinrichIV. den Thron
[* 88] bestiegen, großen Einfluß. Nachdem Diana noch
die Erziehung des nachmaligen KönigsLudwig XIII. geleitet, zog sie sich vom Hof zurück und starb ohne Nachkommenschaft 1619.
Ordnung des natürlichen Pflanzensystems unter den Gamopetalen, charakterisiert durch zwei- oder viergliederige
Blütenblattkreise, insbesondere durch zwei Staubgefäße,
[* 89] welche rechts und links stehen, und durch einen zweifächerigen
Fruchtknoten, welcher aus zwei nach vorn und hinten fallenden Karpellen besteht.
L. (Nelke), Gattung aus der Familie der Karyophyllaceen, meist ausdauernde, oft halbstrauchige Kräuter mit
gewöhnlich grasartig schmalen Blättern, schönen, häufig wohlriechenden Blüten und walzenförmigen, einfächerigen, vielsamigen
Kapseln.
[* 94] Etwa 200 Arten, meist im Mittelmeergebiet und im gemäßigten Asien.
[* 95] Dianthus caryophyllusL. (Gartennelke,
Grasblume), im südlichen Europa
[* 96] auf Felsen und altem Gemäuer, im mittlern Europa hier und da verwildert, hat einzeln stehende,
sehr angenehm und gewürzhaft riechende Blüten und treibt zahlreiche niederliegende, sehr ästige, verlängerte Stämmchen.
Die zahlreichen Varietäten gehören zu den beliebtesten Florblumen. Man unterscheidet: einfarbige, in
allen Hauptfarben;
Salamander, bei denen die Zeichnungsfarbe über das ganze Blatt
[* 97] punktiert erscheint;
Feuerfaxen, mit zwei
ineinander vertuschten Zeichnungsfarben;
Flameusen, mit nur einer Zeichnungsfarbe;
Pikotten, auf weißem oder gelbem Grund
gestrichelt;
Bandblumen, wo die Zeichnung durch das ganze Blatt läuft und breite Bandstreifen bildet (Dubletten, mit einer Zeichnungsfarbe,
und Bizarden, mit mehreren Zeichnungsfarben);
Konkordien, mit farbigem Grund und derselben, nur dunklern
oder hellern Zeichnungsfarbe. Am beliebtesten sind die Remontantnelken, welche während des Sommers mehrmals blühen;
Man kultiviert die Nelken sowohl in Töpfen als im
Garten
[* 98] und hat sie hier nur bei strengem, schneelosem Frost leicht zu bedecken.
Vgl. »System der Gartennelke,
gestützt auf das Weißmantelsche Nelkensystem« (Berl. 1827).
Die Bartnelke (Büschelnelke, Dianthus barbatusL.), in Deutschland
[* 99] und Südfrankreich, eine sehr schöne Zierpflanze mit 30-40 cm
hohem Stengel,
[* 100] lanzettförmigen Blättern und zahlreichen Blumen in dichten Endbüscheln, wird gleichfalls
in vielen Varietäten kultiviert. Dianthus chinensisL. (Chinesernelke), ein Sommergewächs oder zweijährig, in China,
[* 101] hat einen 30 cm
hohen, aufrechten, mit mehreren einzelnen, sehr schönen Blumen gekrönten Stengel und linien-lanzettförmige Blätter.
Die prachtvollen, mit allen Nüancen von Rot, Purpur, Schwarz und Weiß außerordentlich zierlich gezeichneten, sowohl einfachen
als gefüllten, bis 8 cm im Durchmesser haltenden Blumen machen sie zu einer sehr geschätzten Zierpflanze.
Dianthus plumariusL. (Feder- oder Pinksnelke), ausdauernd, in Südeuropa auf beschatteten Triften, hat aufwärts gebogene oder aufrechte,
bis 30 cm hohe, knotige, wenigblumige Stengel, schmale, linienförmige, scharfrandige, grau bereifte Blätter und sehr wohlriechende,
ursprünglich weiße oder blaßrote Blüten, in gefüllten, farbigen Spielarten wechselnd, wird häufig
zum Einfassen der Beete benutzt. Unter den bei uns wild wachsenden Arten sind besonders erwähnenswert: Dianthus deltoidesL. (deltafleckige
oder Heidenelke), mit einzelnen rosen- oder
¶