Maßstab [* 2] = 1:4500000.
Die Landeshauptstädte und die Preußischen Regierungsbezirkshauptorte sind unterstrichen.
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II. Bodengestaltung.
(Hierzu die »Fluß- und Gebirgskarte« und die »Geologische Karte von Deutschland«.) [* 4]
Die Oberfläche des Reichs zeigt eine Mannigfaltigkeit, wie wir sie kaum irgendwo auf der ganzen Erdoberfläche wieder in solchem Raum nebeneinander finden. Der Wechsel von Gebirgen und Flachländern jeder Art und Form, der im großen und ganzen stattfindet, vereint sich oft noch mit einem überaus raschen Wechsel der Bildungen auf kleine Erstreckung. Es ist daher nicht zu verwundern, daß fast sämtliche Gebirgsformationen in Deutschland vertreten sind. Die Gesteine [* 5] der archäischen Formation (Gneis, Granit, Glimmerschiefer etc.) kommen in Schlesien, [* 6] Sachsen, [* 7] Thüringen, am Spessart, Odenwald, in den Vogesen, in dem Hohen Venn etc. vor.
Von paläozoischen Sedimentgesteinen tritt das silurische System in Thüringen und den angrenzenden Ländern, in seiner obern Abteilung auch am Harz auf. Die devonische Schichtenreihe ist in großer Mächtigkeit und Ausdehnung [* 8] am Rhein, in Westfalen [* 9] und Nassau, am Harz, in Thüringen, an den Sudeten und den Vogesen erschlossen. Die untere Abteilung der Steinkohlenformation, der Kohlenkalk und die Kulmbildung, tritt bei Aachen, [* 10] in Westfalen und im westlichen Oberhessen, in Thüringen und am Harz, das obere produktive Steinkohlengebirge in der Saargegend, um Aachen, in Westfalen besonders an der Ruhr, im Osnabrückschen, am Harzrand, in Sachsen und Schlesien auf.
Die Dyas (Rotliegendes und Zechstein) kommt in den Vogesen, im Schwarzwald, an der Saar, am nördlichen Odenwald, am Harz (besonders südlich und östlich), um Osnabrück, [* 11] im südöstlichen Westfalen, in Hessen, [* 12] Thüringen, Sachsen, Schlesien vor. Die mesozoischen Gebilde sind in großer Vollständigkeit vertreten; die Trias (Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper) insbesondere bedeckt große Räume in den westlichen und zentralen Teilen Deutschlands, [* 13] namentlich von Basel [* 14] bis Hannover [* 15] und Halle [* 16] im rechtsrheinischen, am Westfuß der Vogesen sowie von Straßburg [* 17] bis Trier [* 18] im linksrheinischen Deutschland, außerdem in den Alpen [* 19] und in Oberschlesien.
Der Jura (Lias, Weißer und Brauner Jura) ist sehr verbreitet um Metz, [* 20] durch Schwaben und Franken, im norddeutschen Hügelland, in den Alpen und auch in Oberschlesien; der Wealden (die Wälderformation) mit vortrefflichen Steinkohlen findet sich nur in Nordwestdeutschland und zwar in den kleinen Gebirgen Hannovers und der angrenzenden Länder, meist zwischen Leine und Weser (Bückeberge, Osterwald, Deister); die Kreide [* 21] in Norddeutschland einschließlich Westfalens, links vom Niederrhein, bei Dresden, [* 22] in Nieder- und Oberschlesien, in verschiedener Ausbildungsweise in den Alpen.
Die tertiären Bildungen (das Oligocän, die Hauptlagerstätte der Braunkohle) sind sporadisch über ganz Norddeutschland, gehäuft bei Magdeburg [* 23] und von dort nach S. und W., am Niederrhein, im Mainzer Becken, in Hessen, im Oberelsaß, in Baden, [* 24] in Schwaben auf der Rauhen Alb, in Bayern [* 25] bis zum Fuß (einschließlich der Vorberge) der Alpen verbreitet. Das quartäre u. rezente Schwemmland ist fast überall, am kompaktesten im Norddeutschen Tiefland, vorhanden. Von Eruptivgesteinen der archäischen und paläozoischen Zeit finden sich Granit, Diorit, Diabas, Gabbro, Serpentin etc. in den Vogesen, im Schwarzwald, Odenwald, Thüringer Wald, in den sich um Böhmen [* 26] gruppierenden Bergen, [* 27] im Harz; die meist der Zeit des Rotliegenden angehörenden Porphyre, sowohl Quarzporphyre als quarzfreie Porphyre und Porphyrite, haben ihre Verbreitungsbezirke in Schlesien, Thüringen, östlich und südlich vom Harz und in demselben, am Mittelrhein, um Magdeburg, Halle, Grimma, [* 28] Meißen [* 29] etc., die Melaphyre am Harz, in Niederschlesien, Sachsen, die ihnen anzureihenden Palatinite an der Nahe, in Nassau, der Pfalz.
Sehr verbreitet sind die der Tertiärzeit angehörenden Gesteine: Basalte (samt Dolerit), Trachyte, Phonolithe, über ganz Mitteldeutschland, besonders gehäuft am Rhein (Siebengebirge), im Westerwald, Vogelsberg, in Hessen und Thüringen, im Erzgebirge, in der Lausitz, im Hegau. Die vielfache Gliederung Deutschlands zwingt zur Sonderung topographischer Abschnitte; insbesondere ist einerseits das Alpengebiet im S., anderseits das Norddeutsche Tiefland von dem dazwischenliegenden niedrigern Bergland zu trennen.
1) Die Alpen.
Die Alpen (s. d.), ein Hochgebirge, welches alle übrigen Höhenzüge Deutschlands weitaus überragt, treten auch hinsichtlich ihrer Zusammensetzung und der Natur ihrer Gebirgsformationen in Gegensatz gegen die nördlichern Gebiete; jedoch gehört nur ein geringer Teil, einer der Hauptabschnitte der nördlichen Kette, zum Deutschen Reich, nämlich die Algäuer Alpen (mit der 2650 m hohen Mädelergabel) zwischen Bodensee und Lech, die Bayrischen Alpen (mit der 2960 m hohen Zugspitze, dem höchsten Punkte des Deutschen Reichs) zwischen Lech und Inn und ein Teil der Salzburger Alpen (mit dem 2714 m hohen Watzmann und dem Königssee) im O. vom Inn.
Dieser deutsche Teil der Alpen gehört zum Gebiet der nördlichen Kalkalpen. Die älteste Gruppe in dieser Formation ist die Trias: Buntsandstein (welchem vielleicht die Salzablagerungen von Berchtesgaden und Reichenhall beizuzählen sind), Muschelkalk in nur geringer Entwickelung, in desto größerer Keuper, das Hauptgestein der Kalkalpen. Letzterer zerfällt wieder in untern Keuperkalk und Hauptdolomit, von denen jener oftmals blendend weiße Bänke bildet und in langem Zug sich etwa auf der Tiroler Grenze hinzieht (auch die Zugspitze gehört ihm an), während dieser, leicht der Zerstörung ausgesetzt und daher stark zerklüftet, die Grundlage der plateauartigen Berge des Beckens von Berchtesgaden (mit aufgelagertem Dachsteinkalk als oberstes Glied der [* 30] Keuperformation) bildet und die Hauptkette der Algäuer Alpen (Mädelergabel) zusammensetzt.
Unter den Abteilungen des Jura tritt ganz besonders die Lias hervor, der auch die leicht verwitternden und einen fruchtbaren Boden gebenden Algäuschiefer, die Grundlage der Alpenwirtschaft in den Algäuer Alpen, angehören. Die andern Abteilungen des Jura sowie auch die der Kreide sind in dem hierher gehörigen Teil wenig entwickelt; jedoch bilden letztere eine schmale, oft unterbrochene Zone nahe dem Nordrand, der aus Eocän, dem ältern Tertiärgebirge, besteht. Im allgemeinen ist das Gestein der Alpen von den parallelen Formationen in den mitteldeutschen Gebirgen sehr verschieden, so daß als wahrscheinlich anzunehmen ist, daß zur Zeit der Bildung ein trennendes Gebirgsglied die heutige Donauebene durchzog.
Diese, als Schwäbisch-Bayrische Hochebene zwischen den Alpen, dem Jura und den kristallinischen Gesteinen des Böhmisch-Bayrischen. Waldgebirges eingebettet, wird auf der Nordseite von Sigmaringen bis über Passau [* 31] hinaus im allgemeinen von der Donau begrenzt und hat zu ihrer Unterlage die jüngsten Tertiärschichten (Miocän), die jedoch mit Diluvionen in den Hügelregionen bedeckt sind, während die tiefern Lagen mit Alluvionen, vielfach mit Moosen (Brüchern) ausgefüllt sind. ¶
Maßstab 1:6,600,000.
Höhenschichten in Pariser Fuß.
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2) Das mitteldeutsche Gebiet.
Sehr verwickelt sind die Verhältnisse im mitteldeutschen Gebiet, in welchem sich nach Lage und Bau vier Systeme unterscheiden lassen.
1) Das Niederrheinisch-Westfälische Schiefergebirge, soweit es hierher gehört, ganz innerhalb des preußischen Staats, bildet ein Plateau, das der Hauptsache nach aus den Gliedern der Devonformation zusammengesetzt ist. Es ist ausgezeichnet durch seine Thalgliederung, die es in mehrere Teile zerlegen läßt. Westlich vom Rhein, der das Schiefergebirge von Bingen [* 34] bis Bonn [* 35] (von Bingen bis Koblenz [* 36] fast ohne Thalsohle) durchbricht und sonach das ganze Plateau in zwei Flügel teilt, sind: der Hunsrücken (s. d.) zwischen Nahe, Saar und Mosel, mit dem 815 m hohen Walderbeskopf im Hochwald;
die an vulkanischen Gesteinen reiche Eifel (s. d.) im N. von der Mosel, mit der Hohen Acht (760 m);
das Hohe Venn (s. d.), eigentlich nur das nordwestlichste Glied der Eifel, kahl und öde und in seinem höchsten Teil große Torfmoore umschließend. Im O. vom Rhein sind: der Taunus (s. d.) mit dem Großen Feldberg (880 m), zwischen Main und Lahn;
der Westerwald (s. d.) zwischen Lahn und Sieg, mit dem Siebengebirge (s. d.);
das Sauerländische Gebirge (s. d.) mit dem Kahlen Astenberg (830 m), im Regierungsbezirk Arnsberg [* 37] nordwärts bis zur Ruhr und Möhne.
Auf der Westseite des Rheins tritt das produktive Steinkohlengebirge in der nördlichen Abdachung zum Tiefland bei Aachen und auf der Südseite an der Saar, nebst einem von Porphyr und Melaphyr vielfach durchbrochenen Gebiet von Rotliegendem an der Nahe, auf der Grenze gegen das Muschelkalkgebiet des Oberrheinischen Gebirgssystems und die Braunkohlenlager des Mainzer Beckens hervor. Auf der Ostseite des Rheins liegt das durch seinen Kohlenreichtum ausgezeichnete Ruhrkohlengebiet gleichfalls auf der Grenze gegen das Tiefland und ist nordwärts bereits unter den jüngern Schichten desselben begraben. Ältere Schichten des Kohlengebirges (Kulm, flözleerer Sandstein) bilden an der Möhne im Arnsberger Wald und auf der Ostseite in dem in das Buntsandsteingebiet halbinselartig vorspringenden Hainaschen Gebirge die äußersten Glieder [* 38] des Schiefergebirges, von der Diemel bis fast zur Schwalm von der Zechsteinformation eingefaßt.
2) Das Oberrheinische Gebirgssystem umfaßt die Gebirge im südwestlichen Deutschland und erstreckt sich längs der Ostseite des Schiefergebirges bis über die Weser hinaus, hier vielfach in das folgende System eingreifend. Seine Hauptglieder sind die Vogesen- und der Schwarzwald (s. d.), die beide, obwohl durch die Oberrheinische Tiefebene (s. d.) getrennt, die innigste Verwandtschaft zeigen: starke Abfälle zur Tiefebene, sanftere nach der entgegengesetzten Seite, gleichen Bau (Granit mehr in den Vogesen, Gneis mehr im Schwarzwald), fast gleiche Höhe (dort der Sulzer Belchen 1432 m, hier der Feldberg 1495 m). Während aber der Schwarzwald mit dem Aufhören des Buntsandsteins bereits in der Breite [* 39] von Karlsruhe, [* 40] mit dem Thal [* 41] der Pfinz, vollständig sein Ende erreicht, setzen sich die Vogesen im N. des Breuschthals als niedriges Buntsandsteingebirge (Haardt [s. d.] in der bayrischen Pfalz) bis zum Landstuhler Bruch fort, wo sich im N. das umfangreiche Gebiet des Rotliegenden und das Steinkohlengebirge von Saarbrücken [* 42] anschließen.
Auf der Ostseite des Rheins erscheint in der Fortsetzung des Systems der Odenwald (s. d.), am großartigsten am Neckardurchbruch bei Heidelberg [* 43] und längs der Bergstraße, woselbst Granit und Syenit vorherrschen, mehr einförmig im O., wo der Buntsandstein verbreitet ist, der sich auch über den Main im Spessart (s. d.) und zwischen den vulkanischen Gebilden der Rhön (s. d.) und des Vogelsbergs (s. d.) in das nördliche Hessen hinein fortsetzt und auf der östlichen Seite der Weser mit dem Sollinger Wald (s. d.) endet.
Das nordhessische Buntsandsteingebirge, das auf der Grenze gegen das Hercynische System (an der Werra etc.) durch die Zechsteinformation markiert wird, ist ausgezeichnet durch das zahlreiche Vorkommen von Basalten (Meißner 749 m), die sich aber wiederum vorzugsweise auf ein von mittlern Schichten der Tertiärformation [* 44] (Oligocän) angefülltes Becken, das sich von Kassel [* 45] südwärts bis zur Schwalm erstreckt und reich an Braunkohlenlagern ist, konzentrieren. Dieses Becken, in dem sich westlich von Kassel der basaltische Habichtswald (s. d.) erhebt, setzt sich nach S. fort, scheidet bei Gießen [* 46] den Vogelsberg vom Schiefergebirge und endet, aber ohne Basalte, mit dem schon genannten Mainzer Becken. Erwähnung verdient noch die in der Oberrheinischen Tiefebene isoliert liegende vulkanische Gruppe des Kaiserstuhls (s. d.), westlich von Freiburg. [* 47]
3) Das Hercynische oder Sudetensystem nimmt einen größern Raum ein als die beiden vorigen Systeme. Seine Bergzüge erstrecken sich vorzugsweise von SO. nach NW. und bilden zwei Reihen: die südliche beginnt mit dem Böhmisch-Bayrischen Waldgebirge und endet mit dem Teutoburger Walde, die nördliche umfaßt die Gebirge Schlesiens, sodann den Harz und das Wesergebirge;
innerhalb beider Reihen tritt vorzüglich das Erzgebirge hervor.
In den höhern Gebirgen dieses Systems sind die kristallinischen Gesteine (Granit, Gneis, Glimmerschiefer) sehr verbreitet. a) In der südlichen Reihe: das Böhmisch-Bayrische Waldgebirge (s. Böhmerwald), fast durchaus aus kristallinischem Gestein bestehend, zerfällt mit seinem höhern, südöstlichen Teil in den eigentlichen Böhmer- oder Bayrischen Wald, ein ausgedehntes Waldgebirge auf der böhmisch-bayrischen Grenze (der Große Arber in Bayern 1453 m), in eine waldreiche Nebenkette in Böhmen mit dem Kubany und in das bereits sehr entwaldete Donaugebirge (Dreitannenriegel 1216 m) in Bayern, das auf der Nordseite der Donau sich von Passau bis Regensburg [* 48] erstreckt.
Der niedrigere, nordwestliche Teil, von jenem durch die Becken von Bodenwöhr, Cham, Furth und Klattau (in Böhmen) geschieden, führt auf bayrischer Seite den Namen Oberpfälzer Wald, auf böhmischer Czerkowgebirge und reicht bis an das Fichtelgebirge (s. d.). Die Nab-Wondreb-Ebene liegt auf der Grenze gegen das letztere, das bis 1055 m (Schneeberg) ansteigt, gleichfalls in seinen verschiedenen Zügen aus kristallinischen Gesteinen besteht und eine wichtige Wasserscheide zwischen Donau, Elbe und Rhein abgibt.
Die nördlich liegende Platte, der Frankenwald (Döbraberg 799 m), zeigt im Bau noch eine Verwandtschaft mit dem Fichtelgebirge, die aber mit dem Beginn des Thüringer Waldes (s. d.) aufhört. Der breitere, südöstliche Teil desselben ist vorzugsweise aus Silur, Devon [* 49] und älterm Kohlengebirge (Kulm) zusammengesetzt; der schmälere, nordwestliche (Großer Beerberg 984 m) aber zeigt neben Porphyr, Melaphyr und Rotliegendem wiederum kristallinisches Gestein (Granit) und wird auf beiden Seiten von der Zechsteinformation eingefaßt, die auch den äußersten Nordsaum des südöstlichen Teils bezeichnet und gegen NW., wie schon gesagt, auf der Grenze gegen das Buntsandsteingebirge des ¶
Maßstab 1:3750000.
Quartär (Alluvium und Diluvium) [* 51]
Kreide (inkl. Wealden)
Perm (Zechst. u. Rotliegendes)
Produktive Steinkohlengeb.
Silur (inkl. Cambrium)
Graue und grüne Schiefer der Alpen
Krystallinische Schiefer (Gneis, Glimmer etc.)
Eruptivgesteine:
Ält. Orthoklasgesteine (Granit, Syenit, Quarzporphyr)
Ält. Plagioklasgesteine (Diabas, Diorit, Gabbro, Melaphyr)
Jungvulkanische Gest. (Trachyt, Basalt etc.)
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nördlichen Hessenlandes im Ringgau und Werragebirge die Fortsetzung dieses Systems darstellt. Damit verschwindet aber auch diese Reihe, die alsdann nur noch einmal im W. von der Weser im Teutoburger Wald (s. d.), der aus Trias, Jura und Kreide zusammengesetzt ist, hervortritt, hinter Ibbenbüren zwar aufhört, aber noch bei Rheine und zuletzt bei Bentheim angedeutet ist. b) Zur nördlichen Reihe gehören die Gebirge in Schlesien (mit Ausnahme des schon zu den Karpathen überleitenden Oberschlesischen Steinkohlengebirges auf der rechten Oderseite), die in der Ausdehnung von der obern Oder in Mähren bis zur Lausitzer Neiße [* 53] auch als Sudeten zusammengefaßt werden.
Die einzelnen Teile derselben sind: das Schlesisch-Mährische Gebirge oder die Sudeten im engern Sinn (Altvater 1490 m) in Mähren und Österreichisch-Schlesien;
das Glatzer Gebirgssystem (s. Glatz), [* 54] aus einer Anzahl von kleinen, nach den verschiedensten Richtungen sich erstreckenden Gebirgen bestehend, die das Glatzer Kesselthal einschließen, und von denen das Glatzer Schneegebirge in der Wasserscheide der Donau, Oder und Elbe am höchsten ist (Großer Schneeberg 1424 m), während das Reichensteiner und Eulengebirge, beide geschieden durch den Neißedurchbruch bei Wartha, zur nördlich vorliegenden Ebene, in welcher der Zobten (728 m) noch eine vorzüglich hervortretende Marke bildet, mit einem Steilrand abfallen und das Sandsteingebirge der Heuscheuer als ein fremdartiges Glied innerhalb der meist aus Gneis und Glimmerschiefer bestehenden Gebirgszüge erscheint; das Niederschlesische Steinkohlen- oder Waldenburger Gebirge, das in einer Mulde bei Waldenburg [* 55] zwischen Rotliegendem (südlich), in dem Porphyre und Melaphyre ansehnlich entwickelt hervortreten, älterm Kohlengebirge (Kulm) im N. und dem Gneis des Eulengebirges sich befindet, zahlreiche Kohlenflöze zeigt und sich nordwestwärts in das Katzbachgebirge fortsetzt, das aus den verschiedenartigsten Gesteinen, vom Urthonschiefer an bis zur Kreide, gebildet ist und in der Gegend von Bunzlau [* 56] in der Ebene ganz verschwindet; das Riesengebirge (s. d.) auf der Grenze von Schlesien und Böhmen, das höchste Gebirge des mitteldeutschen Berglandes (Schneekoppe 1601 m), das auf seiner Nordseite, sowie auch das zwischen ihm und dem Katzbachgebirge eingebettete Hirschberger Thal in seiner Grundlage, aus Granit, auf seiner Südseite aus Glimmerschiefer besteht; das Isergebirge (s. d.) mit der Tafelfichte (1155 m), aus Granit und Gneis vorzugsweise zusammengesetzt.
Als weitere Fortsetzung der nördlichen Reihe des Hercynischen Systems sind das umfangreiche Granitgebiet zwischen Görlitz [* 57] und Meißen, aus kleinern Bergzügen oder einzelnen Bergen, auch Basaltkegeln bestehend, auf der Nordseite teilweise schon unter dem Diluvium der Ebene begraben, ferner die Porphyrgebiete von Rochlitz und Halle zu betrachten. Letzteres leitet mit seinen Steinkohlenlagern, mit Rotliegendem und Zechstein bereits zum Harz (s. d.) über, welcher auf seiner Südseite fast ganz, auf seiner Nordseite teilweise von Zechstein, der in der Gegend von Eisleben [* 58] durch seine Kupfererze die Grundlage des Mansfelder Bergbaues bildet, eingefaßt ist, im Unterharz vorzugsweise aus Silur, im Oberharz aus älterm Kohlengebirge (Kulm) zusammengesetzt ist, während der hervorragendste Teil, das Brockengebirge (Brocken 1142 m), sowie der Ramberg auf dem Unterharz (Viktorshöhe) nebst der Roßtrappe aus Granit und der Auerberg (Josephshöhe) aus Porphyr bestehen.
Aus viel jüngerm Gestein bestehen die letzten Glieder dieser Reihe: der Hils, Deister, Süntel, die Bückeberge zwischen Leine und Weser meist aus Jura mit einer starken Entwickelung der denselben überlagernden steinkohlenreichen Wälderformation (Wealden) und das Wiehengebirge im W. von der Weser, das ebenfalls im Jura, nördlich von Osnabrück an der Haase, im Tiefland verschwindet. Auf der Nordseite des Harzes breitet sich ein Hügelland im Übergang zum Norddeutschen Tiefland bis zur obern Aller und bis in die Gegend von Magdeburg aus. Da ziehen, ganz nahe dem Harz, die Quadersandsteinzüge der Teufelsmauer und des Regensteins hin, entfernter der Huy mit den beiden Fallsteinen, die Asse und der Elm in Braunschweig, [* 59] ein reichhaltiges Braunkohlenbecken von Helmstedt bis Aschersleben, [* 60] das über Buntsandstein und der an Salz [* 61] reichen Zechsteinformation lagert, endlich zum Schluß das Magdeburger Gebirge, das unter der Trias aus Zechstein, Rotliegendem und Kulm besteht, von bedeutenden Porphyrmassen durchbrochen ist, sich von Gommern auf der rechten Elbseite über Magdeburg bis fast an den Drömling erstreckt, aber keine nennenswerten Terrainerhebungen veranlaßt.
Das Innere zwischen den beiden Reihen, das sich nordwestwärts mehr und mehr verengert, wird zwischen dem Riesen- und Isergebirge auf der einen und dem Fichtelgebirge auf der andern Seite durch einen Gebirgszug ausgefüllt, von dem das Lausitzer und das Elbsandsteingebirge (die Sächsische Schweiz) der Kreideformation [* 62] angehören, das Erzgebirge (s. d.) aber, das mit der Gottleuba sich entwickelt, mit dem Keilberg in Böhmen und dem Fichtelberg in Sachsen 1238 und 1204 m erreicht, ganz vorzugsweise aus kristallinischen Gesteinen gebildet worden ist: aus Gneis mit reichen Erzgängen an der Freiberger Mulde und Flöha, aus Glimmerschiefer von der Zschopau bis Schneeberg, sodann aus Granit (Johanngeorgenstadt) und endlich wiederum aus Glimmerschiefer bis zur Berührung mit dem Fichtelgebirge.
Auf der Südseite fällt das Erzgebirge in Böhmen mit einem Steilrand ab, auf der Nordseite dacht es sich allmählich längs der beiden Mulden, der Zschopau, Flöha etc. ab. Hier tritt das produktive Steinkohlengebirge neben und unter dem Rotliegenden in zwei Becken hervor, einmal nicht weit von Dresden bei Pottschappel, dann in einer langgestreckten Senke von Hainichen über Chemnitz [* 63] bis über Zwickau [* 64] hinaus. Auf der Nordseite dieser Einlagerungen erscheint das kristallinische Gebirge (Granulit) bis Döbeln [* 65] nochmals an der Oberfläche, um dann dem Porphyrgebirge von Rochlitz bis Wurzen [* 66] Platz zu machen. Im W., etwa von Plauen [* 67] ab, schließt sich das Erzgebirge an die Gesteinsmassen des Thüringer Waldes; neben einigen Gebieten von kristallinischen Schiefern nimmt hier besonders die Silurformation, vielfach durchbrochen von Melaphyr, einen weiten Raum ein; dann folgt Mitteldevon, älteres Kohlengebirge (Kulm), bis mit dem Zechstein an der mittlern Orla das Gebirgsland aufhört.
In der weitern Fortsetzung des Systems gegen NW. zeigt sich zwischen den beiden Gebirgsreihen, Thüringer Wald und Harz, an der Unstrut und Gera, [* 68] von Mühlhausen, [* 69] Gotha [* 70] und Erfurt [* 71] bis zur Thüringer Pforte, dem Durchbruch der Unstrut durch das Buntsandsteingebirge, eine ausgedehnte Keupermulde, die durch Muschelkalk mehrfach gegliedert oder begrenzt wird, während dieser meist wieder, namentlich im SO. zwischen der Saale und der schon erwähnten Zechsteinpartie und im NW. zwischen Nordhausen [* 72] und Göttingen, [* 73] von Buntsandstein eingeschlossen ist. Im Muschelkalk liegen in diesem Gebiet der Ettersberg nördlich von Weimar, [* 74] die Hörselberge bei Eisenach, [* 75] ¶
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der Hainich, das obere Eichsfeld, das Ohmgebirge auf dem untern Eichsfeld (zwischen Buntsandstein), das Düngebirge, die Hainleite etc.; im Buntsandstein die Finne südlich von der untern Unstrut, das untere Eichsfeld, der Göttinger Wald. Eine eigentümliche Stellung nimmt hier das Kyffhäusergebirge ein, das vom Harz durch das Thal der Goldenen Aue (Helme) [* 77] getrennt ist und mit seinem Zechstein in der südlichen Begrenzung, seinem Rotliegenden in dem Hauptteil, ruhend auf einer Grundlage von kristallinischem Gestein (Granit), eine Verwandtschaft mit dem Harz oder wenigstens mit dem Bergbaurevier von Eisleben offenbart. Zwischen den nordwestlichen Gebirgsreihen in Westfalen und Hannover entwickeln sich noch kleine Bergmassen, von denen mehrere Steinkohlenlager umschließen; am wichtigsten ist das Steinkohlengebirge von Ibbenbüren (s. d.), mit dem auch dieser Teil zum Tiefland übergeht.
4) Der Jura. Oberhalb des Winkels des Rheins bei Basel, zwischen Waldshut und Schaffhausen, [* 78] überschreitet der Gebirgszug des Jura, welchem die in ihm hauptsächlich vertretenen Juraformationen ihren Namen verdanken, den Rhein und die Grenze des Reichs und zieht sich in großer Breite als Schwäbischer Jura bis 1014 m (Lemberg [* 79] bei Gosheim) ansteigend, in seinen einzelnen Gliedern aber vielfach den Namen wechselnd (Heuberg, Rauhe Alb, Albuch, Härdtfeld etc.), durch Baden, Hohenzollern [* 80] und Württemberg mit nordöstlicher Richtung bis zu dem Becken des Nördlinger Rieses in Bayern, alsdann als Fränkischer Jura zuerst noch in gleicher Richtung bis in die Gegend von Regensburg, darauf in nördlicher Richtung bis zur Nürnberg-Further Eisenbahn und endlich in fast nordwestlicher über den Main hinaus bis in die Gegend von Koburg. [* 81]
Die breite Hochfläche ist ganz vorherrschend aus dem obern oder Weißen Jura zusammengesetzt, der von Schaffhausen bis Regensburg (von Sigmaringen bis Regensburg an oder nahe der Donau) mit verhältnismäßig nur geringem Höhenrand zu den Tertiär- und Quartärschichten der Schwäbisch-Bayrischen Ebene, auf der entgegengesetzten Seite, im N. auch auf beiden Seiten, aber mit einem hohen, außerordentlich zerrissenen Steilrand abfällt, welchem in Form von Vorbergen der Braune Jura angelagert ist, während die Lias ein großes fruchtbares Plateau bildet, aus welchem sich die obern Juraabteilungen bergartig erheben.
Der Steilrand ist namentlich in Württemberg großartig und vielfach von Bergrutschen gekrönt, welche mauerartige Abstürze erzeugen. Auf der Höhe ist der Jura in der Regel außerordentlich wasserarm, nicht aber in seinen Abfällen, zwischen denen die Bäche mit reicher Wasserfülle hervortreten. Sehr reich ist der Kalkstein des Jura an Höhlen, die besonders in großer Zahl auf der Nordseite des Gebirges in Württemberg und im nördlichen Teil des Frankenjura, in der Fränkischen Schweiz (in der Nähe der Wiesent: Muggendorfer Höhle, Gailenreuther Höhle u. a.), vorkommen.
Auf der Grenze gegen die kristallinischen Gesteine des Bayrischen Waldes und des Fichtelgebirges liegen die Becken von Bodenwöhr (Keuper bis Tertiärschichten) und die Keupermulde von Baireuth. [* 82] Auf der entgegengesetzten Seite breitet sich ein großes Gebiet von Keuper und Muschelkalk aus, das in schmalem Strich zwischen Jura und Schwarzwald bis an den Rhein bei Waldshut, zwischen Durlach [* 83] und Wiesloch an die Oberrheinische Tiefebene tritt und von Heidelberg bis Meiningen [* 84] den Buntsandstein des Oberrheinischen Gebirgssystems (Odenwald, Spessart, Rhön) begrenzt.
3) Das Norddeutsche Tiefland
ist durch das mitteldeutsche Bergland im S., durch das Meer im N. natürlich, nach O. und W. nur künstlich abgegrenzt. Sein Hauptbestandteil ist das Diluvium, in seinen untern Schichten frei von nordischen Geschieben (präglaziales Diluvium), während die ungeheure Menge dieser nordischen Geschiebe im mittlern Diluvium im Zusammenhang mit den an vielen Stellen der Norddeutschen Tiefebene beobachteten Schliffen jetzt durchweg als Anzeichen einer allgemeinen Vergletscherung während der Eiszeit [* 85] (s. d.) gedeutet wird.
Über dem Diluvium, teils einfach in besondern Becken übergelagert, teils in den später eingefressenen Thälern und Wasserrissen, finden sich die jetzigen Bildungen der süßen Gewässer: die Kalktuffe oder Süßwasserkalke, die Brücher, Sumpfmoore, oft von großer Ausdehnung, der Raseneisenstein und sogen. Ortstein, ein die Vegetation sehr behinderndes Konglomerat von Brauneisenerz und Sand, in den nordwestlichen Heiden; die fruchtbaren Marschen Nordwestdeutschlands, die in Gegensatz gegen die höher gelegene sandige (meist aus Diluvialsand gebildete) Geest treten.
Gleichzeitig fanden und finden Einwirkungen des Meers statt, zu denen zuvörderst die mit Hilfe des Windes gebildeten Sanddünen gehören, welche infolge des Zurücktretens der See seit der Diluvialzeit oft noch ziemlich tief im Land gefunden werden. Ferner die Abschwemmungen an den Küsten, die an der Ostsee mehr ausnahmsweise, an der Nordsee als regelmäßige Erscheinung vorkommen und hier in historischer Zeit, z. B. durch Bildung der Zuidersee, durch Einreißen des Dollart an der Emsmündung im 13. Jahrh., durch das erhebliche Verkleinern der Insel Borkum, durch Zerstörung vieler friesischer Inseln, schon sehr große Veränderungen bewirkt haben.
Dann die Erscheinungen an den Mündungen der Flüsse, [* 86] von denen viele nachweislich einen andern Lauf hatten als jetzt; so die Weichsel, die durch das Netze-Warthethal zur Oder, die Oder, welche über Berlin [* 87] in die Elbe strömten. An den Mündungen bilden sich allmählich aus den Ästuarien Haffe und Deltas, indem an seichten Stellen des Meers nahe den Mündungen die Anhäufungen von Schlick und Detritus zunehmen und allmählich Verlandung herbei führen. Die Gebilde, welche älter sind als das Quartär, sind im Norddeutschen Tiefland selten, aber weithin zerstreut.
Zunächst ist verhältnismäßig am häufigsten die Tertiärformation. Miocäne, dunkle Glimmersande kommen vom nordwestlichen Westfalen über die Gegend der Vechte, Ems und [* 88] Haase, dann beiderseits der untern Elbe und auf Sylt vor. Oberoligocäne Mergel und konglomeratartige Sande finden sich bei Celle, [* 89] Sternberg in Mecklenburg, [* 90] Dömitz, mitteloligocäne Thone und Sande um Berlin, Stettin, [* 91] Frankfurt [* 92] a. O.; letztere reichen dann über Magdeburg hinaus in das Hügelland.
Braunkohlen führendes Unteroligocän kommt, ursprünglich mit dem von Magdeburg etc. im Zusammenhang, durch die ganze Mark, in Anhalt, [* 93] der Niederlausitz und in Schlesien vor. Besondere Berücksichtigung verdient das Samland, wo ein unteres glaukonitisches, sandiges und thoniges Gestein, die »blaue Erde«, das Muttergestein des Bernsteins, umfassend, und ein oberes Kohlen führendes Gestein zu unterscheiden ist. Letzteres wird dem mittlern, ersteres dem untern Oligocän gleichgesetzt. Die Kreide ist sehr verbreitet in dem Becken von Münster; [* 94] auch finden sich viele Inselsättel derselben in großer Nähe des Berglandes und zwar zwischen der obern Aller und dem Dümmersee (an der Hunte). In größerer Entfernung vom ¶
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Rande der Hügelländer ist die Kreide von Lüneburg, [* 96] alsdann die obere weiße Kreide (Schreibkreide mit Feuersteinen) von Rügen, der ebenfalls weiße, kreidige Mergel der obern Kreide von Usedom und Wollin, von den angrenzenden Teilen des pommerschen Festlandes und vom östlichen Mecklenburg hervorzuheben. Jura kommt in ziemlich zahlreichen kleinen Partien (oberer Jurakalk) in Pommern, [* 97] Trias bei Lüneburg (insbesondere Gips [* 98] und Salz des Buntsandsteins), bei Rüdersdorf unweit Berlin (bedeutende Muschelkalkbrüche) vor.
Der Zechsteinbildung ist das Steinsalz von Sperenberg, südlich von Berlin, von Inowrazlaw und Wapno in der Provinz Posen [* 99] beizurechnen. Das Niveau des Tieflandes steigt vom Meeresstrand bis an die Weserberge zu ca. 60 m, an den Hauptflußläufen halb so hoch an; östlich vom Harz erhebt es sich auf 100 m und bis zu den von der See entferntern Punkten in Sachsen etc. noch etwas höher. Namentlich ragen über diese Höhen aber die Landrücken empor, deren bedeutendster, der Norddeutsche Landrücken, durch Weichsel und Oder durchbrochen, von Rußland her Ost- und Westpreußen, [* 100] Pommern, Brandenburg, [* 101] Mecklenburg und Schleswig-Holstein [* 102] durchzieht und in Jütland endet.
Ausgezeichnet ist er durch die große Menge von Seen, welche, bei einer mittlern Höhe des Landrückens von 100 m und einer maximalen von 300 m (Turmberg südwestlich von Danzig [* 103] 331 m), ebenfalls ein verhältnismäßig hohes Niveau einnehmen. Der zweite Rücken schließt sich an das oberschlesische Flözgebirge an, verläuft zunächst am rechten Oderufer und enthält hier einige namhaftere, vom Braunkohlengebirge gebildete Anhöhen. Dann geht er noch oberhalb Glogau [* 104] über die Oder zur Lausitz (Rückenberg bei Sorau [* 105] 229 m) hinüber, überschreitet die Spree südlich am Spreewald, bildet den Fläming, der, 201 m hoch, sich zur mittlern Elbe hinzieht, überschreitet diese in der Altmark und läuft in die Lüneburger Heide [* 106] (bis 171 m hoch) aus.
Zwischen beiden Rücken gibt es eine mannigfache Abwechselung von Hügel- und Tiefland: da liegt das Obrabruch in Posen, zwischen Hügeln eingebettet, ferner in Brandenburg das Warthe- und Netzebruch auf der Grenze gegen den Norddeutschen Landrücken, die Platte von Barnim neben dem Oderbruch, das Havelländische Luch innerhalb der großen Havelkrümmung und der Spreewald an der mittlern Spree. In dem Bereich der eigentlichen Küstenebene an der Ostsee sind nennenswerte Hügellandschaften: die Stubbenkammer auf Rügen (159 m), der Gollenberg bei Köslin [* 107] (144 m), die Trunzer Berge bei Elbing [* 108] (198 m) und das Hügelland des Samlandes (Galtgarben 110 m) in Ostpreußen. Die hervorragendsten Landspitzen an der Ostsee aber sind: Arkona auf Rügen (54 m), Rixhöft in Westpreußen (53 m) und Brüsterort in Ostpreußen (32 m).
III. Gewässer.
(Vgl. die »Fluß- und Gebirgskarte«, S. 800.)
Deutschland grenzt an zwei Meere, die Nord- und Ostsee. An der Nordsee, welche Deutschland in einer Länge von 300 km (davon kommen 160 auf Schleswig-Holstein, 4 auf Hamburg, [* 109] 44 auf Oldenburg [* 110] und 90 auf Hannover) bespült, ist zwischen der Festlandsküste und einem äußern Küstensaum zu unterscheiden; der letztere besteht aus einer Reihe von Inseln, die das 8-16 km breite Wattenmeer seewärts abgrenzen. Von diesen Inseln gehören Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeroog und Spiekeroog zur Provinz Hannover, Wangeroog zu Oldenburg, Neuwerk zu Hamburg, Amrum, Sylt und Röm sowie zahlreiche Inseln im Wattenmeer (Föhr, Pellworm, Nordstrand und die Halligen) zu Schleswig-Holstein.
Unter den Busen der Nordsee sind der Dollart, der Jadebusen und die busenartig erweiterten Mündungen der Weser, Elbe und Eider zu merken. Die wichtigsten Leuchttürme an der Nordsee sind auf Sylt, auf Amrum, an der Mündung der Eider, auf Neuwerk, vor Bremerhaven (2), Wangeroog, Norderney und Borkum. Die Tiefe am äußern Eingang zur Elbe und Weser beträgt etwa 20, zur Jade 10-15, zur Osterems 23 und zur Westerems 34 m. Die deutsche Küste an der Ostsee ist 1365 km lang; davon kommen 442 auf die Provinzen Ost- und Westpreußen, 427 auf Pommern, 105 auf Mecklenburg, 15 auf Lübeck [* 111] und Oldenburg und 375 km auf Schleswig-Holstein.
Von ganz besonderm Reiz ist die schleswig-holsteinische Ostseeküste. Steilküsten und tiefe, schmal und weit in das Land eindringende Busen (Föhrden) verleihen der oft bewaldeten Uferlandschaft eine hohe Anmut, und die Dünen fehlen hier fast gänzlich. Die wichtigsten Busen an diesem Teil der Küste sind die von Hadersleben, [* 112] Apenrade, Flensburg, [* 113] die Schlei, die Busen von Eckernförde und Kiel, [* 114] unter denen besonders die von Flensburg, Eckernförde und Kiel die ausgezeichnetsten Häfen abgeben.
Zwei größere Inseln liegen an dieser Küste: Alsen, durch den an seiner schmälsten Stelle nur 250 m breiten Alsensund, und Fehmarn, durch den nur 3 m tiefen Fehmarnschen Sund vom Festland getrennt. Zwischen den Inseln Fehmarn und Rügen dringt die Lübecker Bucht tief in das Land hinein und teilt sich im Hintergrund durch die Halbinsel Klützerort in das Lübsche Fahrwasser und in den Busen von Wismar, [* 115] in dem die Insel Pöl liegt; an der holsteinischen Seite ist hier noch die Neustädter Bucht zu erwähnen.
An der pommerschen Küste bildet die Pommersche Bucht an der Mündung der Swine einen nicht unbedeutenden Einschnitt in das Land. Im W. derselben liegt die Insel Rügen, die, sowie die nahe Festlandsküste, von den Meeresfluten außerordentlich zerrissen ist. Da sind die Tromper Wiek an der Nordseite, die Prorer Wiek an der Ostseite von Rügen; sodann zwischen Rügen und dem Festland eine Reihe von Gewässern (der Greifswalder Bodden mit dem Rügenschen Bodden und der Dänischen Wiek, dem Strelasund, auch schlechthin Bodden genannt, und die Prohner Wiek mit dem Kubitzer Bodden), in die von O. das Landtief, von NW. zwischen Hiddensöe und dem Festland das Tief von Barhöft hineinführen.
Andre Gewässer befinden sich im Innern von Rügen, darunter der Große Jasmunder Bodden; noch andre trennen die Insel Zingst und die Halbinsel Dars vom Festland (der Grabow, der Barther, Bodstedter und Saaler Bodden). Von der Mündung der Swine bis zur Landspitze Rixhöft ist die Ostseeküste sehr einförmig; daraus schneidet die Ostsee zwischen dieser Landspitze und der von Brüsterort mit der Danziger Bucht, von der die durch die Halbinsel Hela gebildete Putziger Wiek ein Teil ist, tief in das Land ein.
Aber auch hier ist die Küste, wie weiter nördlich bis zur russischen Grenze, meist einförmig. Die Dünenbildung [* 116] ist von der Swine an vorherrschend; sie entwickelt sich aber am großartigsten auf den Nehrungen, besonders auf der Kurischen. Die Tiefe am Eingang zum Busen von Apenrade beträgt 22-33, zu dem von Flensburg 23-28, zur Schlei 2,2, zum Busen von Kiel 12, zur Neustädter Bucht 4,5, zur Trave 5, zum Hafen von Wismar 3, im Tief von Barhöft 2,5, im Landtief 3,2, am Eingang zur Swine 8, zur Persante 4,6, Wipper 3, Stolpe 4, zur Weichsel bei Neufahrwasser 5,4 und bei Neufähr ¶