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Altarblätter und Kompositionen aller Art, von welchen viele gestochen wurden. Desmarées gebot über eine blühende, wenn auch oberflächliche Farbe und einen flotten Vortrag.
Altarblätter und Kompositionen aller Art, von welchen viele gestochen wurden. Desmarées gebot über eine blühende, wenn auch oberflächliche Farbe und einen flotten Vortrag.
(spr. dämaräh), Anselm Gaëten, Geolog, geb. zu Paris, [* 2] starb als Professor der Zoologie in Alfort. Er schrieb: »Histoire naturelle des oiseaux« (Par. 1805, 12 Lfgn.);
»Histoire naturelle des crustacés fossiles« (das. 1815);
»Mammaliologie« (das. 1820-23, 2 Tle.).
de Saint-Sorlin (spr. dämaräh d'ssäng-ssorläng), Jean, franz. Schriftsteller, geb. 1595 zu Paris, ein Günstling des Kardinals Richelieu, warf sich nach einer ausschweifend verbrachten Jugend einer schwärmerischen Frömmigkeit in die Arme und starb in Paris. Desmarets war eins der frühsten Mitglieder der französischen Akademie und der erste Kanzler derselben. Er verfaßte, von Richelieu angeregt, eine Anzahl dramatischer Stücke, darunter die Charakterkomödie »Les visionnaires« (1637),
die großen Beifall fand, und die sogar Molière in einigen komischen Figuren zum Vorbild nahm; ferner epische Dichtungen, wie »Clovis« (1657),
»Marie-Madeleine« (1669) etc., zahlreiche religiöse Gedichte, polemische Abhandlungen u. a.
Familie der Algen [* 3] aus der Ordnung der Konjugaten;
s. Algen, S. 342 f.
(Stilbit, [* 4] Strahlzeolith), Mineral aus der Ordnung der Silikate (Zeolithgruppe), kristallisiert monoklinisch, hauptsächlich in Zwillingsbildungen, ist farblos, rot, gelb, grau, braun, glasglänzend, Härte 3,5-4, spez. Gew. 2,1-2,2, besteht aus Kalkthonerdesilikat CaAl2Si6O16+6aq ^[CaAl2Si6O16+6aq], wobei ein kleiner Teil des Kalkes durch Natron und Kali vertreten ist, findet sich auf Erzlagern und Gängen bei Arendal, Andreasberg, Kongsberg, Rezbanya, meist in Blasenräumen platonischer Gesteine [* 5] im Fassathal, bei Gräben in Schlesien, [* 6] Puna in Ostindien, [* 7] auf den Färöern, besonders auf Island, [* 8] auch im Granit von Baveno und Bodenmais, in Graubünden u. Nordamerika. [* 9]
Desv. (Büschelkraut, Fesselhülse), Gattung aus der Familie der Papilionaceen, Kräuter und Halbsträucher mit dreizähligen Blättern, in Trauben, Dolden oder Rispen gestellten Blüten und zusammengedrückten Gliederhülsen. Etwa 100 meist tropische Arten.
Desmodium gyrans Dec. (Hedysarum gyrans L.), in Bengalen, hat einen aufrechten, 1 m hohen, dünnen, ästigen Stengel, [* 10] dreizählige Blätter mit einem langgestielten, bis 8 cm langen Endblättchen und viel kleinern, kurzgestielten Seitenblättchen und kleine, anfangs violette, später mennigrote, am Flügelrand blaue Blüten. Das Gewächs ist merkwürdig wegen der infolge der Einwirkung des Lichts, besonders bei Sonnenschein und kräftiger Vegetation, eintretenden, direkt wahrnehmbaren Bewegung der Blättchen: während das Endblättchen sich auf- und abwärts bewegt, machen die Seitenblättchen mit ihrer Spitze eine rotierende Bewegung (bei 35° in etwa 1,5 Minuten einen vollständigen Umlauf). Am Abend legen sich alle Blättchen zurück und kommen zur Ruhe.
eine Geschwulst, welche aus innig durchflochtenen Faserzügen besteht und zwischen denselben jüngere zellige Elemente enthält, tritt besonders am Uterus auf.
Moines (spr. di meun), Fluß im nordamerikan. Staat Iowa, entspringt einigen kleinen Seen an der Grenze von Minnesota, fließt in südöstlicher Richtung durch Iowa und mündet nach einem Laufe von 720 km unter 40° in den Mississippi. Er ist 300 km aufwärts, bis zur Stadt Des Moines, schiffbar.
Moines (spr. di meun), Hauptstadt des nordamerikan. Staats Iowa, an der Mündung des Racoon River in den schiffbaren Des Moines gelegen und von Hügeln umgeben, hat ansehnliche öffentliche Gebäude, unter denen das neue »Kapital« hervorragt, rege Industrie (Maschinenbau, Papiermühlen, Brauerei etc.) und (1880) 22,408 Einw. Die Umgebung ist reich an Steinkohlen und Wäldern. Des Moines wurde 1846 gegründet und ist seit 1854 Hauptstadt des Staats.
moll, s. Des. ^[= (ital. Re bemolle, franz. Ré bémol, engl. D flat), in der Musik das durch ♭ erniedrigte ...]
(griech.), Lehre [* 11] von den Gelenkbändern und den Verbänden und Bandagen, ein Hauptbestandteil der Chirurgie;
Mart., Gattung aus der Familie der Palmen, [* 13] kletternde oder mit aufrechtem, stachligem Stamm versehene Gewächse mit zerstreut stehenden, stachligen, gefiederten Blättern, welche in einem langen, gleichfalls mit krummen Stacheln bewaffneten, peitschenförmigen Fortsatz verlaufen, mit dem diese Gewächse sich anklammern. Die monözischen, gelben Blüten stehen in den Achseln der Blattstiele; die Früchte sind eiförmig oder fast rund, einsamig, rot, die Samen [* 14] schwarz. Diese Palmen, von welchen man 18 Arten kennt, vertreten in den Wäldern Amerikas die asiatischen Calamus-Arten und bilden oft reizende Guirlanden und undurchdringliche Dickichte. Von der peruanischen Desmoncus prunifer Pöpp. werden die Früchte gegessen, und von Desmoncus macranthus Mart. in Brasilien [* 15] benutzt man die Stämme und Blattstiele zu Küchengerätschaften. Nur wenige Arten werden in unsern Palmhäusern kultiviert.
(griech.), die Lehre von den Krankheiten der Gelenkbänder.
(griech.), Entzündung und entzündliche Reizung der Gelenkbänder.
(spr. dämuläng), Benoît Camille, einer der hervorragendsten Charaktere der französischen Revolution, geb. zu Guise in der Picardie, studierte auf dem Collège Louis le Grand zu Paris die Rechte, ward Advokat in Paris und warf sich mit glühender Begeisterung für Freiheit und Gleichheit, die er schon als Jüngling in Gedichten gefeiert, der Revolution in die Arme. Im Palais Royal wußte er durch feurige Reden die Menge zu entflammen, und als er sie aufforderte, ein Abzeichen für die Freiheitskämpfer anzulegen, und selbst ein Blatt [* 16] von einem Baum an seinen Hut [* 17] steckte, entstand der Gebrauch, Kokarden zu tragen.
Beim Sturm auf die Bastille verkündigte er von den Trümmern herab den Franzosen Freiheit und Gleichheit. In seinem Journal »Révolutions de France et du Brabant« nannte er sich den »Procureur général de la lanterne« und erklärte offen, daß die Volkssouveränität die einzige Verfassungsart sei, welche der französischen Nation und jedermann, der des Namens Mensch nicht unwürdig sei, gezieme. Zu dieser Zeit heiratete Desmoulins Lucile Duplessis, ein schönes, geistreiches, von ihm leidenschaftlich geliebtes Weib.
Obwohl Jugendfreund Robespierres, fühlte er sich doch mehr von dem gemütlichern Danton angezogen und stiftete mit diesem den Klub der Cordeliers. Fortan handelte er mit Danton in Gemeinschaft, auch und bei den Septembergreueln. Von der Pariser Gemeinde in den Konvent gewählt, stimmte er für den Tod des Königs. Obgleich der Bergpartei angehörig, zollte er doch den Girondisten volle Achtung, suchte mit Danton auf eine Versöhnung der Parteien hinzuwirken und schlug, als dieser Versuch scheiterte und die Girondisten das Schafott besteigen mußten, die Begründung eines Gnadengerichts vor. In demselben Sinn ¶
gab er im Januar 1794 seinen »Vieux cordelier« heraus, ein Blatt voll Geist, Witz und beißender Satire, in dem er die Tyrannei der Schreckensmänner schilderte und zur wahren Freiheit, zur Mäßigung und vernünftigen Handhabung der Gesetze aufforderte. Hébert, den er besonders angriff, klagte ihn an, die Wiederherstellung des Königtums zu beabsichtigen, und Robespierre, nachdem er seinen Freund vorher anscheinend verteidigt, trug in voller Versammlung auf die Verbrennung aller Nummern des »Vieux cordelier« an. Als Desmoulins trotzdem die Männer des Terrorismus und die Jakobiner nur noch heftiger angriff, ließ Robespierre Desmoulins, Danton u. a. verhaften, worauf namentlich Saint-Just, Desmoulins persönlich verfeindet, dessen Verurteilung betrieb.
Auf dem Blutgerüst rief er aus, auf die Guillotine deutend: »Dies ist also der Lohn für den ersten Apostel der Freiheit! Die Ungeheuer, die mein Blut fordern, werden mich nicht lange überleben!« Seine Gattin, die alles aufgeboten, um ihn zu retten, bestieg, erst 23 Jahre alt, 14 Tage nach ihm das Blutgerüst. Außer einer Menge Pamphlete und Flugblätter schrieb Desmoulins: »Discours de la lanterne aux Parisiens« (2. Aufl., Par. 1792);
»Satires du choix des meilleures pièces de vers qui ont précédé et suivi la révolution« (das. 1792);
»Histoire des Brissotins, ou fragments de l'histoire secrète de la révolution et des six premiers mois de la république« (das. 1793, 2. Aufl. 1794).
Seine »Opuscules« erschienen Marseille, [* 19] Straßburg [* 20] und Paris 1790. Eine neue Ausgabe seiner Schriften besorgte Claretie (Par. 1874, 2 Bde.), welcher auch seine Biographie (das. 1875) schrieb.
(griech.), derjenige Teil der chirurgischen Therapie, welcher mit Verbänden, Apparaten etc. ausgeführt wird.
(Deßna), Fluß im südwestlichen Rußland, entspringt in der Nähe der Stadt Jelnja im Gouvernement Smolensk, durchfließt die Gouvernements Orel und Tschernigow und ergießt sich nach einem Laufe von 890 km mit einer beträchtlichen Wasserfülle Kiew [* 21] gegenüber in den Dnjepr. Von Brjansk an ist er auf fast 400 km schiffbar. Unter den Nebenflüssen ist links der fast 600 km lange Sem und rechts die flache, meilenweit übertretende Snow hervorzuheben. Die Desna selbst hat niedrige Ufer, die im Frühjahr großen Überschwemmungen ausgesetzt sind, ist fischreich und wird von vielen Schiffen und Flößen befahren. Der Handel geht meist nach Jekaterinoslaw, Cherson, Nikolajew, Otschakow und Odessa [* 22] und von hier aus zur See nach O. und W.; auch Deutschland [* 23] bezieht einen großen Teil russischer Produkte und Manufakturen auf diesem Weg, namentlich Talg, Wolle, Hanf und Flachs, Fischleim, Kaviar etc.
(spr. dänŏartähr), Gustave, franz. Kultur- und Litterarhistoriker, geb. zu Bayeux, lebt als Mitarbeiter verschiedener Journale in Paris. Von seinen Schriften sind besonders diejenigen, welche sich mit dem Kulturleben des 18. Jahrh. beschäftigen, als Seitenstücke zu den verwandten Studien der Brüder Goncourt bemerkenswert. Sein von der Akademie preisgekröntes Hauptwerk in dieser Richtung ist: »Voltaire et la société française au XVIII. siècle« (Par. 1867-75, 8 Bde.). Außerdem nennen wir: »Les cours galantes« (1859-64, 4 Bde.);
»La musique française au XVIII. siècle. Gluck et Piccini« (2. Aufl. 1875);
»Grimod de la Reynière et son groupe« (1877);
»Iconographie voltairienne« (1878);
»Épicuriens et lettrés. XVII. et XVIII. siècles« (1879);
»Les étapes d'une passion« (1882) und »La comédie satirique au XVIII. siècle« (1884).
(spr. dänŏajeh), 1) Auguste Gaspard Louis Boucher, Baron, franz. Kupferstecher, geb. zu Paris, bildete sich seit 1791 bei Lethière, dann in der Akademie und arbeitete seit 1799 im Atelier Tardieus. Seinen Ruf begründete er 1804 mit dem Stich von Raffaels Madonna im Louvre, genannt la belle jardinière, und widmete seitdem seinen Grabstichel vornehmlich Raffaelschen Werken, deren Reihe er 1846 mit der Sixtinischen Madonna beschloß, die aber ganz mißverstanden und in moderne französische Eleganz und Koketterie übersetzt ist. Zu seiner Zeit hochgerühmt war das von ihm nach Gérard gestochene Bildnis Napoleons I. im Krönungskostüm (1808), das zur Verteilung an fremde Fürsten bestimmt war. 1825 wurde er zum ersten Kupferstecher des Königs ernannt, 1828 zum Baron erhoben und starb in Paris.
Treffliche Blätter sind: La vierge au linge, die Madonna da Foligno, die Madonna mit dem Fisch, die Madonna della Sedia, die Madonna aus dem Haus Alba, [* 24] die Madonna Tempi, die heil. Katharina von Alexandria, die Heimsuchung der Elisabeth, alle nach Raffael. Sein Hauptwerk ist die Transfiguration nach Raffael, mit großer Freiheit und Sicherheit des Grabstichels bearbeitet. Desnoyers gab auch eine Sammlung von Kupferstichen nach antiken Gemälden, Bildern italienischer Meister etc. heraus, nach Zeichnungen, die er 1818 und 1819 in Italien [* 25] angefertigt hatte, betitelt »Recueil d'estampes gravées d'après des peintures antiques italiennes, etc.« (34 Blätter, Par. 1821).
2) Jules, franz. Geschichtschreiber und Geolog, geb. zu Nogent le Rotrou, widmete sich dem Studium der Naturwissenschaften und der Archäologie, wurde 1825 Sekretär [* 26] der Naturwissenschaftlichen und 1830 der Geologischen Gesellschaft in Paris und 1834 Bibliothekar des naturhistorischen Museums. Auch war er Sekretär der Gesellschaft für die Geschichte Frankreichs seit ihrer Gründung und Mitglied des Komitees für die Herausgabe der »Documents inédits relatifs à l'histoire de France«. 1862 wurde er zum Mitglied der Akademie erwählt. Er schrieb: »Histoire du décroissement et de la destruction totale du paganisme dans les provinces de l'empire d'Occident« (1832);
die preisgekrönte Schrift »Histoire des différentes incursions des Arabes d'Asie et d'Afrique en Italie« (1838);
»Bibliographie historique et archéologique de la France« (1854);
»Topographie ecclésiastique de la France jusqu'en 1790« (1854).
Von seinen geologischen Schriften erwähnen wir: »Mémoire sur la craie et les terrains tertiaires de Cotentin« (1825);
»Sur quelques systèmes de la formation oolithique du Nord-Ouest de la France« (1825);
»Sur les cavernes et brèches à ossements des environs de Paris« (1842);
»Observations sur les terrains tertiaires du Nord-Ouest et de l'Ouest de la France« (1852-53).
3) Louis, franz. Journalist und Schriftsteller, geb. 1805 in dem Dorf Replonges (Departement Ain), arbeitete zuerst auf einem Notariatsbüreau, ehe er (1828) nach Paris kam, um sich hier der Opposition anzuschließen. Der Reihe nach an den hervorragendsten Blättern liberaler Richtung thätig, gründete er 1832 den »Charivari«, wurde Mitbegründer des »Siècle«, und nachdem er sich auch als Schriftsteller (zuerst unter dem Pseudonym Derville) schon einen bedeutenden Namen gemacht hatte (durch Vaudevilles, besonders aber durch die mehrfach aufgelegten Romane: »Aventures de Jean-Paul Choppart«, 1836; »Aventures de Robert Robert«, 1840; »Mémoires d'une pièce de cent sous«, 1837),
rief er das Blatt ¶
»Messager des dames et des demoiselles« (1854) ins Leben. Er starb in Paris.
(franz., spr. desoblischāng), ungefällig, unfreundlich;
(neulat.), gegen Verstopfung wirksam.
und Desodorisierende Mittel, s. Desinfektion, [* 28] S. 705 u. 707.
(franz.), unbeschäftigt, müßig.
(lat.), verwüstet, öde;
traurig, trostlos.
Eduard, Geolog, geb. 1811 zu Friedrichsdorf bei Homburg [* 29] v. d. Höhe, studierte in Gießen [* 30] und Heidelberg [* 31] die Rechte, ging 1832, da er wegen seiner Teilnahme am Hambacher Fest in Untersuchung gezogen wurde, nach Paris und begann hier Ritters »Erdkunde« [* 32] zu übersetzen. Bald aber widmete er sich ausschließlich der Geologie [* 33] und siedelte, nachdem er Vogt und Agassiz kennen gelernt, nach Neuchâtel über. Er beteiligte sich dann an den Forschungen Agassiz' und schrieb eine Monographie über die Seeigel und »Geologische Alpenreisen« (deutsch von Vogt, 2. Aufl., Frankf. 1847). Er besuchte hierauf Skandinavien, um die erratischen Erscheinungen zu untersuchen, ging 1847 nach Amerika, [* 34] erhielt eine Anstellung in der Coast Survey und nahm an der geologischen Aufnahme der Mineraldistrikte am Obern See und des Staats Pennsylvanien teil. Im J. 1852 kehrte er nach Neuchâtel zurück und übernahm hier die Professur der Geologie.
Von der Stadt Neuchâtel in den Großen Rat gewählt, beantragte er die Wiederherstellung der Akademie, an deren Spitze er ununterbrochen wirkte. Er wurde auch Mitglied des eidgenössischen Schulrats und Abgeordneter an der Bundesversammlung, als welcher er 1873 zum Präsidenten des Nationalrats erwählt wurde. Im J. 1866 präsidierte er bei dem ersten anthropologischen Kongreß in Neuchâtel. Er starb in Nizza. [* 35] Desor veröffentlichte: »Synopsis des échinides« (Par. 1858);
»Geologische Beschreibung des Neuchâteler Jura«;
»Über den Gebirgsbau der Alpen« [* 36] (Wiesb. 1865);
»Echinologie helvétique« (mit Loriol, das. 1869-72).
Im Winter 1863-64 unternahm er mit Escher von der Linth und Martius eine wissenschaftliche Reise nach Algerien [* 37] und der Sahara und schrieb über dieselbe: »Aus Sahara und Atlas, [* 38] vier Briefe an J. ^[Justus] v. Liebig« (Wiesb. 1865). Aus der letzten Zeit stammen eine »Monographie über die Pfahlbauten [* 39] des Neuenburger Sees« (deutsch von Mayer, Frankf. 1866) und »Le [* 40] bel âge du bronze lacustre en Suisse« (mit Favre, Par. 1874).
(franz.), Unordnung, Verwirrung.
(franz.), die völlige Zerstörung der Organisation;
auch Verwirrung und Zerrüttung von Staats- oder Privatangelegenheiten.
Desorganisieren, in Unordnung bringen, zerrütten.
s. Springschwänze. ^[= (Poduren, Poduridae Burm.), Insektenfamilie aus der Ordnung der Thysanuren, kleine, meist langgestre ...]
(franz.), verwirrt machen.
(franz.), ausbeinen, die Knochen [* 41] aus Fleisch, Geflügel etc. herausnehmen.
(franz.), chem. Prozeß, durch welchen einer Sauerstoffverbindung der Sauerstoff zum Teil entzogen wird. Vgl. Reduktion.
(lat.), Verachtung, Entehrung, Schimpf;
despektieren, herabsehen, verachten;
despektierlich, verächtlich, geringschätzig.
(Puerto de Despeñaperros), berühmter und früher berüchtigter Engpaß in der Sierra Morena, durch welchen die Straße vom Hochplateau der Mancha in die andalusische Tiefebene und nun auch die Eisenbahn von Madrid [* 42] nach Sevilla [* 43] führt.
(span., »Verzweifelte«),
die sich außerhalb der Gesetze stellenden Mitglieder einer politischen (extrem radikalen) Partei.
(lat.), verzweifelt, hoffnungslos;
Desperation, Verzweiflung;
desperieren, verzweifeln, alle Hoffnung aufgeben.
(spr. däpláß), Louis, franz. Kupferstecher, geb. 1682 zu Paris, zierte viele der beliebtesten Kupferstichwerke damaliger Zeit mit Bildnissen und Historien und starb 1739 in Paris.
Noch immer von Wert sind: der Triumph des Titus und Vespasian, nach Giulio Romano;
die Anbetung der Könige, nach demselben;
die Weisheit in Begleitung des Herkules, nach Paul Veronese;
die Fußwaschung, nach Muziano;
der Heiland zwischen den Mördern am Kreuz [* 44] auf Golgatha, nach Carracci.
(span., »Einöde«),
Name einer unbewohnten, nur mit dürftigem Gras und niederm Buschwerk besetzten Plateaulandschaft auf der Grenze von Bolivia [* 45] und der Argentinischen Konföderation, östlich von Atacama, 3000 m hoch.
(griech., »Herrscherin«),
Beiname mehrerer griechischer Göttinnen, z. B. der Artemis, [* 46] Kybele, [* 47] Athene, [* 48] auch der Demeter, [* 49] besonders aber der Persephone. [* 50]
(spr. däpŏá), Eugène André, franz. Schriftsteller, geb. zu Paris, auf der Normalschule gebildet, war Lehrer der Rhetorik in Bourges, später in Paris, legte nach dem Staatsstreich vom seine Stelle nieder und widmete sich litterarischen Arbeiten. Seit 1870 als Unterbibliothekar an der Sorbonne angestellt, starb er in Paris. Von seinen Schriften verdienen Hervorhebung: »La révolution d'Angleterre« (1861);
»Les lettres et la liberté« (1865);
das ironisch betitelte Buch »Le vandalisme révolutionnaire« (1868),
worin die bedeutenden geistigen und moralischen Reformen des französischen Konvents dargelegt sind, und »Le théâtre français sous Louis XIV« (1874, 2. Aufl. 1882).
(lat.), berauben, plündern;
Despoliation, Beraubung.
(lat.), Verlobter;
Desponsata, Verlobte;
Desponsatio, Verlobung, daher Desponsatio B. M. V., Fest der Verlobung Mariä, s. Marienfeste.
(spr. däpórt), 1) Philippe, franz. Dichter, geb. 1546 zu Chartres, erwarb sich nicht bloß durch seine Reisen (nach Rom [* 51] im Gefolge eines Bischofs, nach Polen mit dem Herzog von Anjou) Kenntnis von Menschen und Dingen, sondern auch in hohem Grade das Zutrauen und die Zuneigung seines letztgenannten Herrn, der ihn als König Heinrich III. mit Pfründen und Wohlthaten überhäufte. Als Höfling und Lebemann folgte er den ausschweifenden Sitten seiner Zeit, zeigte sich aber zugleich als ein eifriger Beschützer und Förderer der Wissenschaft. Als Dichter hat er sich besondere Verdienste um die Reinheit der Sprache [* 52] und Strenge der metrischen Formen erworben und darf als Vorläufer Malherbes angesehen werden. Er starb Außer seinen eleganten, graziösen und harmonischen Gedichten hat er eine Übersetzung der Psalmen geliefert (1603) und eine Sammlung von »Prières et méditations chrétiennes« in guter Prosa. Eine neue Ausgabe seiner »Œuvres« besorgte Michiels 1858.
2) François, franz. Maler, geb. zu Champigneul, lebte eine Zeitlang in Polen am Hof [* 53] Sobieskis und dann in Paris, wo er bei Ludwig XV. in großer Gunst stand. Er starb Seine besten Werke sind Jagd- und Tierstücke. ¶
(griech.), »Herr«, insbesondere von Sklaven;
Hausherr;
unter den griechischen Kaisern Ehrentitel für Prinzen oder Schwiegersöhne, auch Mitregenten, Statthalter von Provinzen und bevorrechtete Vasallen, Patriarchen etc.;
jetzt ein willkürlich schaltender Machthaber;
s. Despotismus.
(Despotie, griech.), diejenige Regierungsform, bei welcher lediglich der Wille und die Willkür des Herrschers entscheiden. Man bezeichnet damit den höchsten Grad und die Ausartung eines autokratischen oder absolutistischen Regierungssystems (Tyrannis, Willkürherrschaft). Aber nicht nur in der Monarchie ist ein Despotismus möglich; auch in der Republik können Gewalthaber zeitweise despotisch auftreten, wenn es ihnen gelingt, lediglich nach ihrem Willen die Geschicke des Volkes zu bestimmen.
In der Regel spricht man allerdings von Despotismus in der Bedeutung von Fürstendespotismus, und man nennt denjenigen Despotismus, welcher im 17. und 18. Jahrh. in den meisten deutschen Territorien zu finden war, einen patriarchalischen Despotismus, weil damals das Verhältnis zwischen Landesherrn und Landeskindern in der That vielfach einen gewissen patriarchalischen Charakter angenommen hatte. Auch in Rußland, der eigentlichen Heimat des Despotismus. (»Despotisme tempéré par l'assassinat«, Despotismus durch Meuchelmord gemäßigt), hat derselbe mildere Formen angenommen, so daß man jetzt wohl auch mit Beziehung auf das russische Reich von einem aufgeklärten Despotismus sprechen kann.
Übrigens wird der Ausdruck Despotismus vom Staatsleben nicht selten auch auf andre Lebensverhältnisse übertragen. Man bezeichnet es im Gemeinde-, Kirchen-, Vereins- und Familienleben, im Beamten- und Militärwesen als Despotismus, wenn ein Einzelwille sich in ungerechtfertigter Weise andern gegenüber dominierend zur Geltung bringen will. So wird z. B. auch von einem Ministerdespotismus gesprochen, wenn sich das Übergewicht eines leitenden Staatsmannes nicht nur seinen Mitarbeitern und der Volksvertretung, sondern auch selbst dem Monarchen gegenüber in unzulässiger und übermäßiger Weise geltend macht.
Gebirge, s. Rhodope. ^[= bis über 2000 m ansteigende Gebirge im alten Thrakien, zieht sich auf der Ostseite des Flusses ...]
(spr. däpreoh) s. Boileau-Despréaux. ^[= (spr. boalo-däpreo). Nicolas, franz. Dichter und Kritiker, geb. 1. Nov. 1636 zu Paris, erhielt ...]
Spuches, Giuseppe, Fürst von Galati, ital. Dichter und Gelehrter, geb. 1819 zu Palermo, [* 55] erhielt in Lucca [* 56] eine ausgezeichnete klassische Bildung, widmete sich dann in der Heimat philosophischen und juristischen Studien, wurde in der Folge Präsident der königlichen Kommission für Kunst und Altertum in Sizilien, [* 57] auch Bürgermeister (sindaco) von Palermo und schließlich Mitglied des Parlaments. Er starb im November 1884. Seinen Ruf als Dichter hatte er bereits 1838 mit einer Übersetzung des »König Ödipus« von Sophokles begründet; ihr folgten andre poetische Übertragungen (Euripides' Tragödien, Palermo 1883, 2 Bde.; »Alcune versioni dal greco«, 1878) sowie beachtenswerte und durch Formgewandtheit ausgezeichnete Originaldichtungen (in drei Sprachen): »Carmina latina et graeca« (1877) und »Poesie« (Neapel [* 58] 1868; neue Aufl., Palermo 1880). Seine übrige litterarische Thätigkeit bewegt sich auf archäologisch-litterarischem Gebiet, so: »Discorsi filologici« (1860);
»Lettere illustrative di una greca iscrizione trovata in Taormina« (1863);
»Epigrafi inedite ed altri oggetti archeologici« (1865);
»Di due vasi grecosiculi« (1866);
»Relazione di alcuni oggetti archeologici« (1871);
»Alcuni scritti« (1881) u. a.
(lat.), abschäumen;
Despumation, Abschäumung.
(lat.), s. Abschuppung. ^[= ein Vorgang, welcher sich nach den verschiedensten Krankheiten der äußern ...]
(spr. -lihn), Johann Jakob, unter dem Namen Jakob I. Kaiser von Haïti, [* 59] geb. 1758 in Les Cormiers auf Haïti als Negersklave, machte sich bei der Erhebung der Insel als Adjutant Toussaint L'Ouvertures durch Tapferkeit und Grausamkeit einen Namen. Als hierauf nach dem Frieden von Amiens [* 60] der Erste Konsul den General Leclerc zur Wiedereroberung der Insel sandte, erhielt Dessalines den Oberbefehl im Westen der Insel und führte gegen die Franzosen längere Zeit einen kleinen Krieg, mußte aber sich zum Frieden bequemen. Dessalines blieb General in französischen Diensten und erhielt das Gouvernement im Süden der Insel.
Als aber General Rochambeau, der Nachfolger Leclercs, gegen die Neger mit großer Strenge auftrat, vereinigte sich Dessalines mit Christophe, nahm durch einen Eilmarsch ein Korps Franzosen gefangen, die er aufhängen ließ, belagerte die Stadt Cap Haïti und brachte es im Verein mit einer englischen Flottille, welche die Stadt von der Seeseite einschloß, dahin, daß Rochambeau die Stadt mit allen Kriegs- und Mundvorräten übergeben und mit seinen Truppen die Insel verlassen mußte. Dessalines proklamierte nun die Unabhängigkeit der Insel, die ihren alten Namen Haïti wiedererhielt. Im Januar 1804 ernannte ihn eine von allen Offizieren unterschriebene Erklärung auf Lebenszeit zum Generalgouverneur der Republik mit der Gewalt, Gesetze zu geben, Krieg und Frieden zu beschließen und seinen Nachfolger zu bestimmen.
Sogleich forderte er durch einen wütenden Aufruf Volk und Heer zur Vertilgung aller noch auf der Insel lebenden Franzosen auf und führte selbst seinen Befehl aufs schonungsloseste aus. Darauf brach er im April 1804 nach dem spanischen Teil der Insel auf, um auch diesen, namentlich die Stadt Santo Domingo, [* 61] zu unterwerfen. Aber der von ihm gehoffte Sklavenaufstand erfolgte nicht, und als noch dazu französische Schiffe [* 62] mit Mannschaft sich näherten, sah er sich genötigt, die Belagerung aufzuheben.
Dafür führte er nach seiner Rückkehr eine neue Staatsverfassung ein, welche die Republik in eine Monarchie verwandelte und alle Gewalt in seine Hände legte, und ließ sich auf dem Marsfeld von Port au Prince unter dem Namen Jakob I. feierlich zum Kaiser des haïtischen Reichs krönen. Indessen übte er gegen alle Einwohner ohne Unterschied einen so zügellosen Despotismus, daß Christophe und Pétion 1805 einen Aufstand gegen ihn anstifteten, in dem er ermordet wurde.
[* 54] Haupt- und Residenzstadt des Herzogtums Anhalt, [* 63] liegt am linken Ufer der Mulde, welche 3 km unterhalb der Stadt in die Elbe mündet, und an der Berlin-Anhalter Eisenbahn, die sich bei Dessau nach Bitterfeld [* 64] und Köthen [* 65] spaltet, in einer angenehmen, durch die Kunst verschönerten, gartenähnlichen Ebene, enthält außer dem ältesten Stadtteil an der Mulde breite und regelmäßig angelegte, wenn auch wenig belebte Straßen mit großstädtischen Häusern und schöne Plätze, darunter den Großen Markt mit dem Standbild des »alten Dessauers«, den Neumarkt, seit 1858 mit dem des Herzogs Leopold Friedrich Franz (modelliert von Kiß), den Kleinen Markt mit dem 1867 errichteten Brunnendenkmal der Wiedervereinigung Anhalts, den Kaiser- und den Albrechtsplatz mit schönen An-
[* 54] ^[Abb.: Wappen [* 66] von Dessau.] ¶
lagen. Das herzogliche Schloß, 1748 erbaut und 1875 mit einem Vorbau im mittlern Renaissancestil geschmückt, enthält das herzogliche Archiv, eine wertvolle Gemäldegalerie (über 600 Ölbilder, namentlich gute Italiener und Niederländer des 17. Jahrh.) und in der sogen. Gipskammer Sammlungen von Kostbarkeiten, Kupferstichen, Münzen [* 68] etc. Hervorzuheben sind ferner: das 1856 nach Entwürfen von Langhans neu ausgebaute Schauspielhaus, das Palais des Erbprinzen, die Gebäude des Landgerichts und der Behörden, sämtlich Neubauten, und unter den vier Kirchen die Schloß- und Stadtkirche zu St. Marien, die 1506-12 erbaut, 1857 im Innern völlig restauriert wurde und die fürstliche Gruft sowie einige gute Bilder von Cranach (namentlich sein bekanntes Abendmahl mit den Bildnissen der bedeutendsten Förderer der Reformation) enthält, und die katholische Kirche von 1860. Die Juden haben eine 1861 im orientalischen Stil restaurierte Synagoge, in welcher bereits 1808 (vielleicht zuerst in Deutschland) deutsche Vorträge gehalten wurden. In der Nähe des Bahnhofs steht ein Denkmal zur Erinnerung an die im Krieg von 1870/71 Gefallenen. Dessau hatte 1880: 23,266 Einw. (477 Katholiken, 540 Juden) und 1884: 27,500 Einw., als Garnison ein Infanterie-Bataillon Nr. 93.
Die mannigfaltige Gewerbthätigkeit beschäftigt mehrere Anstalten von bedeutendem Umfang, namentlich die Zuckerraffinerie (großartige Anstalt mit 900 Arbeitern), Tuchfabrikation, Maschinenbau und Eisengießerei, [* 69] Wollgarnspinnerei, Tapeten- und Rouleausfabrikation; auch Kunstgärtnerei wird stark betrieben. Der Handel, durch die Eisenbahnen, die Anhalt-Dessauer Landesbank (seit 1847) und den 1860 neu errichteten Wallwitzhafen unterstützt, ist sehr lebhaft.
Besonders ist Dessau als Getreidemarkt von Bedeutung. Die Stadt hat Gas- und Wasserleitung, [* 70] und es erscheinen hier zwei Zeitungen. An Bildungsanstalten bestehen: ein Gymnasium mit Realgymnasium, eine höhere Töchterschule und ein Lehrerinnenseminar;
außerdem ein herzogliches Hoftheater und eine Hofkapelle, die Vorzügliches leisten, eine herzogliche Bibliothek von über 30,000 Bänden und verschiedene künstlerische, wissenschaftliche und gemeinnützige Vereine.
Zahlreich sind auch die milden Stiftungen, darunter das Versorgungshaus Leopoldsdank von 1749, das 1766-70 errichtete Armen- und Arbeitshaus mit trefflich eingerichtetem Krankenhaus [* 71] und besonders die Armenversorgungsanstalt Amalienstift, von der Tochter des Fürsten Leopold, Henriette Amalie (gest. 1793), gegründet; in den Gebäuden der letztern hatte von 1774 bis 1793 das Basedowsche Philanthropin seinen Sitz, und gegenwärtig befindet sich darin eine bedeutende Gemäldesammlung, namentlich mit Gemälden niederländischer und deutscher Meister des 17. und 18. Jahrh. Dessau ist Sitz aller höchsten Landesbehörden: des Staatsministeriums, der Regierung, eines Landgerichts (für die elf Amtsgerichte zu Ballenstedt, Bernburg, [* 72] Dessau, Harzgerode, Jeßnitz, Koswig, Köthen, Oranienbaum, Roßlau, Sandersleben und Zerbst), [* 73] des Konsistoriums, eines Hauptsteueramtes und eines preußischen Eisenbahnbetriebsamts. Die freundlichen Umgebungen der Stadt erhalten einen besondern Reiz durch die dem Publikum stets zugänglichen herzoglichen Gärten und Schlösser: Georgium, Luisium, Kühnau und Haideburg. Etwa 18 km entfernt liegt Wörlitz (s. d.) mit seinen altertümlichen Parkanlagen. In Dessau wurde der Philosoph Mendelssohn geboren; der Griechenliederdichter Wilhelm Müller und der Komponist Fr. Schneider lebten und wirkten daselbst.
Dessau (anfangs Dissouwe, dann Deßo) wurde wahrscheinlich unter Albrecht dem Bären in der zweiten Hälfte des 12. Jahrh. durch eingewanderte Flamänder erbaut; als Stadt wird es urkundlich zuerst 1213 erwähnt. Schon vor 1313 bestand hier eine von dem Klerus unabhängige Schule, die älteste in Anhalt. Nach der Überlieferung soll die ganze Stadt, mit Ausnahme der Marienkirche, ein Raub der Flammen geworden sein. 1525 wurde hier zwischen dem Kurfürsten von Mainz [* 74] und den Herzögen Georg von Sachsen [* 75] und Heinrich von Braunschweig [* 76] ein Bund zur Aufrechthaltung der römisch-katholischen Kirche geschlossen.
Seit der letzten Teilung Anhalts (1603) ist Dessau die Residenz des Fürsten von Anhalt-Dessau. Im Dreißigjährigen Krieg traf mancherlei Kriegsnot die Stadt, die schon vorher durch die Pest sehr gelitten hatte, namentlich während der Kämpfe Ernsts von Mansfeld mit Wallenstein um die Dessauer Brücke Von neuem hob sich die Stadt unter dem Fürsten Leopold I., der die Wasserstadt, die Fürsten-, die Kavalier- und die Leipziger Straße anlegte. Fürst Leopold Maximilian erbaute das Schloß, sein Sohn Leopold Friedrich Franz legte die Fortsetzung der Kavalierstraße, die sogen. Franzstraße, an. Von Bedeutung war die am Ende des 18. Jahrh. von Basedow in Dessau begründete Erziehungsanstalt, das Philanthropinum, wodurch die Jugend im Geiste der damaligen Aufklärung herangebildet werden sollte; doch war die Gründung nicht von langer Dauer (s. oben). Der Neumarkt und die Neustadt [* 77] haben erst seit 1825 ihre jetzige Gestalt erhalten.
Vgl. Siebigk, Ein Bild aus Dessaus Vergangenheit (Dessau 1864);
Würdig, Chronik der Stadt Dessau (das. 1876).
Brücke, [* 78] Brücke über die Elbe bei Roßlau in der Nähe von Dessau, bei der Wallenstein den Grafen Ernst von Mansfeld schlug.
Marsch (»So leben wir etc.«),
volkstümliche Marschmelodie, benannt nach dem »alten Dessauer« (Fürst Leopold von Dessau), der bei seinem Einzug in Turin [* 79] (nach Erstürmung der Stadt damit empfangen wurde.
Der Marsch, der fortan seine Lieblingsmelodie war und seinen Namen führte, ist daher nicht deutschen, sondern italienischen Ursprungs und ertönte bereits nach der Schlacht bei Cassano zur Siegesfeier.
(franz., spr. -ssähr), Nachtisch, besteht hauptsächlich aus Früchten, Konfitüren, Torten, Zuckerwerk und die Verdauung anregenden Speisen, z. B. Käse.
Dessertweine, süße oder besonders feurige Weine, welche zum Nachtisch in kleinen Spitzgläsern serviert werden. In England trinkt man als Dessertweine lediglich feine Bordeaux. [* 80] (Claret), Sherry und Portwein, in Frankreich ganz feine alte Bordeaux und Burgunder.
Die Verwendung süßer Weine ist vorzugsweise in Deutschland gebräuchlich.
(franz., spr. -vāng), in Frankreich ohne Mitwirkung der Staatsbehörde lediglich vom Bischof ernannter, daher entlaßbarer Pfarrverweser.
(franz.), ein Amt, namentlich ein geistliches, ablehnen;
die aufgetragenen Speisen abtragen.
Emil, Graf, ungar. Politiker und Publizist, geb. zu Eperies, beschäftigte sich frühzeitig mit Staatswissenschaften und lernte dann auf mehrjährigen Reisen die öffentlichen Zustände Belgiens, Deutschlands, [* 81] Englands und Frankreichs aus eigner Anschauung kennen. 1830 zum Unternotar des Szabolcser Komitats ernannt, trat er bald als politischer Schriftsteller von durchaus konservativer Gesinnung auf, zunächst in Gemeinschaft ¶
mit seinem genialen Bruder Aurel (geb. 1808, gest. der bedeutendsten Kraft [* 83] unter den Konservativen, gegen Széchényis (s. d.) Schrift »Hitel«, in den »Briefen aus dem Alföld« (1842),
im »Század« etc. und beteiligte sich namentlich 1844 an der Redaktion des »Budapesti Hirlap«. Während der Revolutionsjahre lebte er auf seinen Gütern, namentlich mit finanzwissenschaftlichen Studien beschäftigt, und veröffentlichte eine Schrift: »Über die schwebenden österreichischen Finanzfragen« (Pest 1856). Seit einiger Zeit Präsident der Ungarischen Bodenkreditanstalt, wurde er 1856 auch zum Vorsitzenden der ungarischen Akademie erwählt und erwarb sich in beiden Stellungen große Verdienste um Förderung der nationalen Kultur Ungarns. Gegen Ende des Jahrs 1865 in den Landtag gewählt, ward er durch Krankheit an der Ausübung seines Mandats gehindert. Dessewffy starb
(Dissi), kleine Insel an der Westküste des Roten Meers, vor dem Golf von Adulis, an der nordwestlichen Spitze der Halbinsel Buri, mit geräumigem Hafen;
ist seit 1859 französisch.
(franz., spr. dessäng, engl. design), »Zeichnung«, im französischen Sprachgebrauch eine jede künstlerische und für industrielle Zwecke dienende, im deutschen besonders eine solche, nach welcher eine Weberei, [* 84] Stickerei oder ein ähnliches Kunstprodukt gearbeitet wird, oder das eingewebte, gestickte, gepreßte oder gedruckte Muster selbst. In Fabriken hat man dafür besondere Musterzeichner (Dessinateure), die anfangs in besondern Musterzeichenschulen (s. d.), jetzt in Fachschulen und Kunstgewerbeschulen ausgebildet werden.
Beim Sticken wird das Dessin vom Papier, worauf es gezeichnet ist, auf das zu stickende Zeug übertragen, indem es, auf seinem ganzen Umriß mit Nadeln [* 85] durchstochen, auf das Zeug gelegt und feiner Kohlenstaub oder gepulverte Kreide [* 86] darauf gestreut wird; die auf dem Zeug entstandenen Punkte geben dann einen Umriß, nach welchem das Muster leicht mit Kreide, Rötel oder Tusche nachgezeichnet werden kann.
Vgl. Bötticher, Dessinateurschule (Leipz. u. Berl. 1839);
Fischbach, Stilistische Flachornamente (Hanau [* 87] 1873);
Hoffmann und Kellerhoven, Recueil des dessins (Par. 1858);
Ch. Blanc, Grammaire des arts du d. (das. 1867);
Dupont-Auberville, L'ornement des tissus (das. 1875).
(spr. -tör), Musterzeichner, s. Dessin. ^[= (franz., spr. dessäng, engl. design), "Zeichnung", im französischen Sprachgebrauch ...]
(Dessätine, Dassätine), russ. Flächenmaß, = 2400 Quadratsashen = 1,0925 Hektar.
Fluß, s. Desna. ^[= Fluß im südwestlichen Rußland, entspringt in der Nähe der Stadt Jelnja im Gouvernement ...]
Felix Otto, Komponist und Dirigent, geb. zu Leipzig, [* 88] erhielt seine Ausbildung am Konservatorium daselbst, war darauf als Musikdirektor in Düsseldorf, [* 89] Aachen [* 90] und Magdeburg [* 91] thätig und wurde 1860 als Hofopernkapellmeister nach Wien [* 92] berufen, wo er ein Jahr später auch als Kompositionslehrer am Konservatorium angestellt wurde. Nachdem er in diesen Stellen wie namentlich auch als Dirigent der philharmonischen Konzerte unter dem steigenden Beifall der Künstler und des Publikums bis 1875 gewirkt hatte, folgte er im genannten Jahr einem Ruf als Hofkapellmeister nach Karlsruhe, [* 93] vertauschte jedoch diese Stellung 1880 mit der des ersten Kapellmeisters am damals eröffneten Operntheater zu Frankfurt [* 94] a. M. Als Komponist hat er sich durch eine Anzahl gediegener Klavier- und Gesangswerke bekannt gemacht.
(spr. -ssŏahr), 1) Ludwig, eigentlich Leopold Dessauer, berühmter Schauspieler, geb. zu Posen [* 95] als der Sohn eines Kaufmanns, betrat hier schon mit 14 Jahren als Nanky (»Toni«) die Bühne, bei der er, nebenbei als Sekretär und Rollenabschreiber, 1½ Jahre verblieb. Dann führte er bei ambulanten Truppen und Sommertheatern ein Wanderleben, bis er in Mainz und Wiesbaden [* 96] ein festes Engagement, 1834 ein solches in Leipzig fand, wo Laube zuerst auf ihn aufmerksam machte.
Von 1836 bis 1837 spielte er in Breslau [* 97] und unternahm darauf seine erste große Gastspielsreise nach Prag, [* 98] Brünn, [* 99] Wien (Burgtheater) und Pest und verweilte in der ungarischen Hauptstadt zwei Jahre, bis er einem Ruf nach Karlsruhe als Nachfolger K. Devrients folgte. Er wirkte dort zehn Jahre und gastierte in dieser Zeit in Mannheim, [* 100] Stuttgart, [* 101] Wien, Berlin, [* 102] Leipzig und Hamburg, [* 103] wo er den Antrag erhielt, Hoppés Stellung in Berlin einzunehmen, in der er bis zu seiner Pensionierung (Oktober 1872) verblieb. Dessoir starb in Berlin.
Eine schwere Krankheit hatte ihm seit 1867 nicht mehr die Darstellung großer Rollen [* 104] gestattet. Von seinen alljährlichen Gastspielen war besonders das im Verein mit Emil Devrient und Lina Fuhr unternommene in London [* 105] epochemachend. Lewes stellte Dessoir als Othello über Edmund Kean, das »Athenäum« über Macready und Brooks. Bis zu seinem Engagement in Berlin spielte Dessoir alle ersten Liebhaberrollen, von da ab lenkte er ins Charakterfach ein; zuletzt spielte er fast ausschließlich die ersten Charakterrollen in klassischen Dramen. Selten hat ein Schauspieler in gleicher Weise wie Dessoir durch die Tiefe und Folgerichtigkeit seiner Auffassung die Gebildeten befriedigt und die Menge durch das Überwältigende, durchaus Innerliche seiner Darstellung hingerissen. Am besten gelangen ihm die Charaktere, in denen eine dämonische Naturkraft mit philosophischer Reflexion [* 106] sich paart. - Seine Gattin Therese, geborne Reimann, geb. zu Hannover, [* 107] war bis 1832 Mitglied der Hofbühne daselbst und kam dann als erste Liebhaberin an das Stadttheater zu Leipzig, wo sie sich mit Dessoir vermählte. Sie folgte letzterm 1835 nach Breslau, kehrte dann, nach der Trennung von ihm, an das Leipziger Theater [* 108] zurück und folgte 1845 einem Ruf nach Mannheim, wo sie starb.
2) Ferdinand, Sohn des vorigen, ebenfalls Schauspieler, geb. zu Breslau, war erst Landwirt, bildete sich dann in Mannheim für die Bühne aus und debütierte 1852 in Freiburg [* 109] i. Br. als Fürst in »Dorf und Stadt«. Nachdem er mehrere Jahre sich in den verschiedensten Rollen auf kleinern Bühnen versucht hatte, finden wir ihn 1856-57 in Stettin [* 110] in ersten komischen, auch in Charakterrollen und Buffos beschäftigt. Er gastierte dann in Kassel [* 111] und Leipzig, wo er ein längeres Engagement annahm. 1861 verheiratete er sich mit Jenny Jenke und ging nach Riga [* 112] und Bremen, [* 113] von wo er 1863-64 als Regisseur und Darsteller für erste komische und ernste Charakterrollen in Weimar [* 114] engagiert wurde, und kehrte auch nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Berlin 1867 dahin als Oberregisseur und Darsteller zurück. 1868-1869 war er Mitglied des Lobetheaters zu Breslau, trat 1870 in den Verband der Hofbühne zu Dresden, [* 115] 1877 in den des Thaliatheaters zu Hamburg und leitete von 1878 bis 1879 das Dresdener Residenztheater, worauf er 1880 ein Engagement in Prag annahm. Zu seinen hervorragenden Rollen zählen: Vansen, Mephistopheles, Jago, Karlos, Shylock, Narziß, Argan, Falstaff.
(spr. -ssoll), Jean Joseph Paul Augustin, Marquis, franz. General, geb. zu Auch aus einer altadligen Familie, diente 1792 als ¶