langues« die
Stelle eines kaiserlichen Bibliothekars in
Paris,
[* 2] wo er starb. Seine zahlreichen historischen
Arbeiten
über das alte
Griechenland,
[* 3] über
Preußen
[* 4] und
Friedrich d. Gr., über
Deutschland
[* 5] etc., zum Teil französisch geschrieben,
sind jetzt meist von keiner Bedeutung mehr; nur einige, wie
»Delle revoluzioni d'Italia libri ventiquattro«
(Tur.
1769-1770, 3 Bde.; deutsch von
Volkmann, Leipz. 1771-1773, 3 Bde.;
in spätern
Ausgaben fortgesetzt, z. B. Vened. 1800, 5 Bde.)
und die »Storia dell'
Italia occidentale« (das. 1809-10, 6 Bde.),
sind auch in der Gegenwart noch von
Interesse.
SeinEpos »La Russiade« (Berl. 1799-1800) enthält
eine VerherrlichungPeters d. Gr.
1)
JohannMichael Cosmus, Dichter und Bibliograph, geb. zu
Schärding am
Inn, ward
von
Jesuiten erzogen und trat 1747 zu
Wien
[* 6] in den
Orden
[* 7] der
Jesuiten ein, die ihn verschiedentlich als
Lehrer und
Prediger verwendeten.
Als seine
Gesundheit die Anstrengungen des Reisepredigens nicht mehr vertrug, wurde er (1759)
Professor
der schönen
Wissenschaften und der Litteraturgeschichte an dem von den
Jesuiten geleiteten Theresianum zu
Wien, und seine Wirksamkeit
war hier so erfolgreich, daß er auch nach Vertreibung des
Ordens (1773) seine
Stelle behielt.
Zugleich wurde er Bibliothekar an dem
Institut und, als
Joseph II. auch dieses aufhob, in richtiger Würdigung
seiner Fähigkeiten zum
Kustos der kaiserlichen
Bibliothek ernannt, in welcher
Stellung er auch unter
Leopold II. mit dem
TitelHofrat verblieb. Er starb Denis hat sich um die
Bildung in seinem Vaterland, das er zuerst mit der Litteratur des
nördlichen
Deutschland bekannt machte, große
Verdienste erworben. Seine poetischen Vorbilder waren
Ossian,
den er in
Hexametern übersetzte (»Die Gedichte
Ossians, eines alten keltischen Dichters, aus dem
Englischen übersetzt«,
Wien
1768),
Johannes,
Wiedertäufer im 15. Jahrh. Über seine
Jugend weiß man nichts Sicheres. 1523
Rektor der Sebaldusschule
zu
Nürnberg,
[* 15] wurde er 1524 als Anhänger
Münzers aus der Stadt verwiesen, hielt sich 1525 in
Augsburg
[* 16] (von wo er aus demselben
Grund flüchten mußte) und 1526 in
Straßburg
[* 17] bei seinem Gesinnungsgenossen
Hetzer auf. Auch von hier vertrieben,
fand er endlich nach mannigfachen Irrfahrten in Süddeutschland und der
Schweiz
[* 18] durch Öcolampadius
Aufnahme in Basel,
[* 19] woselbst er
im
November 1527 an der
Pest starb. In Streitschriften griff er die
Reformatoren heftig an; mit
Hetzer (s. d.)
zusammen übersetzte er die
»Propheten« ins Deutsche
[* 20]
(Worms
[* 21] 1527).
als Art, wie überhaupt, und
Denkungsart als Art, wie über gewisse Gegenstände (meistens solche, bei welchen
der Wert des Denkenden selbst von der
Beschaffenheit seines
Denkens über dieselben abhängt) gedacht wird, werden
im gewöhnlichen
Leben als gleichbedeutend gebraucht. Streng genommen, unterscheiden sich beide
Ausdrücke aber durch den Umstand,
daß bei der Denkart auf die das
Denken im allgemeinen beherrschenden logischen
Gesetze, bei der
Denkungsart dagegen auf die Prinzipien
derjenigen besondern Gegenstände Rücksicht genommen wird, an welchen sie sich äußert. Da von jenen
die Form, von diesen dagegen der
Inhalt der
Erkenntnis, d. h. des
Denkens, das den Anspruch auf
Wahrheit macht, abhängt, so
kann man sagen, daß sich verschiedene Denkarten durch die Form, verschiedene
Denkungsarten hingegen durch ihren
Inhalt unterscheiden.
Jene stellen daher gleichsam verschiedene
Gattungen des
Denkens (wie die auf verschiedenen Lebensgesetzen
beruhenden
Pflanzen und
Tiere verschiedene
Reiche des
Organischen), diese dagegen verschiedene
Arten derselben
Gattung (wie alle
Tiergattungen
Arten des animalischen
Organismus) dar.
Beispiele verschiedener Denkarten liefern z. B. das
Platonische und das
AristotelischeDenken, deren ersteres zwischen je zwei
Gegensätzen ein vermittelndes Drittes zuläßt, während das letztere
ein solches verwirft, für deren ersteres daher der sogen.
Satz des ausgeschlossenen Dritten kein logisches
Denkgesetz ist, während er dem andern als solches gilt.
Beispiele verschiedener
Denkungsarten dagegen liefern z. B. die abweichenden
Ansichten eines
Soldaten (oder
Edelmanns) und eines
Philosophen wie
Schopenhauer über das
Duell, das jener vom
Gesichtspunkt des Standesvorurteils, dieser dagegen vom
moralischen aus betrachtet. Bei
Denkern, deren Denkart verschieden, ist das
Denken der Art nach verschieden, während bei solchen,
die bloß in der
Denkungsart abweichen, das
Denken der Art nach gleich und nur der
Gesichtspunkt, von dem beide rücksichtlich
des Beurteilten ausgehen, verschieden ist. Der nicht endende Streit zwischen philosophischenSchulen,
die einander in der Denkart entgegenstehen (wie die
Platonische und
Aristotelische oder
Hegels und
Kants), ist daher ebenso erklärlich
wie die Aussicht auf Verständigung zwischen solchen, die nur in der
Denkungsart verschieden sind, offenbar. Von jenen
¶
mehr
vermag keiner den andern zu überweisen, weil jedem das logische Denken des andern für unlogisch gilt. Von diesen dagegen
ist anzunehmen, da sie dieselben Beweisgesetze anerkennen, daß der Vorzug einer gewissen Denkungsart vor allen übrigen dereinst
für sie sämtlich einleuchtend gemacht werden kann. Die Verschiedenheit der Denkarten erstreckt ihren Einfluß
über das ganze, jene der Denkungsarten dagegen nur über ein besonderes Gedankengebiet; erstere hat in ihrem Gefolge entgegengesetzte
Weltanschauungen, diese dagegen nur entgegengesetzte Auffassungen auf begrenztem, z. B. politischem,
religiösem, moralischem oder ästhetischem, Gebiet.
Der Grund der Verschiedenheit der letztern liegt ausschließlich in der Verschiedenheit des Stoffes, welcher dem Denker zur
Verarbeitung geboten, der Grund der Verschiedenheit jener (z. B. des Platonischen und des Aristotelischen Lehrgebäudes) überdies
in der Verschiedenheit der Denkgesetze, nach welchen derselbe verarbeitet wird. Die Verschiedenheit des Stoffes aber hat ihren
Ursprung in der Verschiedenheit dessen, was dem Einzelnen oder einer Mehrheit von solchen (einem Stand, Volk, einer kirchlichen
oder politischen Partei, einer nach Thatsachen der Erfahrung in Natur und Geschichte oder nach einem Wertmesser menschlicher
Handlungen und Kunstschöpfungen forschenden Schule) als positive Thatsache (theoretische) oder als ausgemachter Wert (praktische
Denkungsart, mit Recht oder Unrecht) gilt. Zu dem Mangel an Übereinstimmung über dasjenige, was als Thatsache gelten darf,
tragen Umstände des Ortes und der Zeit, welche die eigne Beobachtung entweder erschweren, oder gänzlich
unmöglich machen, die Zeugnisse fremder Wahrnehmung aber verdächtig erscheinen lassen, u. dgl.
bei.
Der Mangel an Übereinstimmung über dasjenige, was als (sittlich) gut im Wollen, als (ästhetisch) schön im Schaffen angesehen
werden solle, wird gleichfalls durch äußere Umstände, durch die (nach Stand, Land, Zeitalter) abweichende
Erziehung, Unterricht, Umgang, Beispiel u. dgl., verursacht. In Bezug auf
das, was als Thatsache oder als ausgemachter Wert von jedermann anerkannt werden müsse, läßt sich eine gläubige (leicht)
und eine skeptische (schwer zu befriedigende), in Bezug auf den Kreis
[* 23] derjenigen, innerhalb deren Übereinstimmung
der Denkungsart herrscht, eine vereinzelte, eine partikuläre (d. h. einem Stand, Volk, Zeitalter, einer bestimmten politischen
oder kirchlichen Partei, einer wissenschaftlichen Schule oder allgemeinen Bildungsstufe eigne) und eine universale (d. h. für
jedermann, zu jeder Zeit und an jedem Ort gültige) Denkungsart unterscheiden.
Der Träger
[* 24] der ersten erscheint als Sonderling, jener der zweiten als Repräsentant jener Mehrheit (jenes
Standes, Volkes, jener Partei etc.), deren Denkungsart er zu der seinen gemacht hat, jener der dritten als Stimme der unpersönlichen
(theoretischen oder praktischen) Vernunftidee. Alle drei können als theoretische Denkungsart in der Form sowohl des geschulten
(als Gedankensystem) wie des ungeschulten Denkens (als Volks- und Spruchweisheit), als praktische in der
Form sowohl des von der Einsicht beherrschten bewußten (als Charakter) wie des unbewußten Wollens (als Naturell) auftreten.
Die Denkungsart eines Standes, Volkes, Zeitalters etc. macht dasjenige aus, was man den Standes-, Volks-, Zeitgeist etc. nennt.
im allgemeinen (formalen) Sinn jedes Vorstellen, das im Gegensatz zum Einzelvorstellen (Empfinden
und Anschauen) Mannigfaltiges in Eins zusammenfaßt; im
engern (materialen) Sinn aber jedes Vorstellen, das mit dem Anspruch
auf Geltung auftritt, ohne sich zur Rechtfertigung desselben auf die unmittelbare Anschauung des Gedachten, sei es durch den
äußern oder einen innern Sinn, zu stützen. In jenem Sinn legt man auch dem Kind und Narren ein Denken bei;
in diesem wird gesagt, daß der Empiriker, der sich auf das Zeugnis des äußern, wie der Mystiker auf jenes eines (angeblichen)
innern Sinnes beruft, nicht denke, sondern anschaue.
Das Denken ist keine ursprüngliche (wie das Empfinden und Anschauen durch den äußern oder einen
innern Sinn), sondern eine abgeleitete Thätigkeit und setzt ein entweder (sensualistisch) durch den äußern oder (intuitiv)
durch einen innern Sinn dargebotenes Material, die unverbundenen Einzelvorstellungen (Empfindungen und Anschauungen), voraus.
Mit Rücksicht auf diese, welche gleichsam die Bausteine darstellen, aus welchen das Denken seinen Bau aufführt,
kann es auch als die höhere Thätigkeit angesehen werden.
Die Zusammenfassung selbst zeigt verschiedene Form, je nachdem das Zusammengefaßte verschieden ist. Besteht das letztere
aus Einzelvorstellungen (Empfindungen und Anschauungen), so heißt das Zusammenfassen derselben Begreifen, die Zusammenfassung
selbst Begriff; sind die in Eins zusammenzufassenden Vorstellungen dagegen selbst schon Begriffe, so heißt
deren Zusammenfassen, wenn es unmittelbar, d. h. ohne Hilfe von Zwischenbegriffen, erfolgt, Urteilen, die Zusammenfassung selbst
ein Urteil, wenn es mittelbar erfolgt, d. h. durch Zwischenbegriffe, Schließen und die Zusammenfassung
selbst ein Schluß.
Begreifen, Urteilen und Schließen sind die Formen, in welchen jedes Denken sich vollzieht, und die daher Denkformen
heißen. In Bezug auf die Art, wie die Zusammenfassung vor sich geht, läßt sich willkürliches und notwendiges (besser
gesagt: willenloses) Denken unterscheiden. Ersteres, bei welchem die Verknüpfung des Mannigfaltigen weder infolge
äußern Zwanges noch innerer Nötigung, sondern nach der gesetzlosen Laune des Verknüpfenden erfolgt, wird gewöhnlich nicht
Denken, sondern Dichten genannt, hat aber doch mit jenem die Denkformen gemein.
Dasselbe bringt seiner phantastischen, weder durch den Gang
[* 25] der Natur noch den Zwang des Denkinhalts geregelten Freiheit gemäß
eine durchaus willkürliche, märchenhafte Gedankenwelt hervor, in welcher das dem Ort und der Zeit nach Entlegenste aneinander
gerückt, das dem Sinne nach Unverträglichste zusammen gedacht wird, und die sowohl mit der Erfahrung
als mit der Vernunft im Widerspruch stehen kann. Das notwendige (willenlose) aber ist entweder ein durch die Gewalt derNaturgesetze
des (psychischen) Vorstellens auf- oder durch die Macht der Normalgesetze des (logischen) Denkens abgenötigtes.
Ersteres bewirkt, daß gleichzeitig oder nacheinander Gegebenes (es sei seinem Inhalt nach verträglich
oder nicht) zusammen gedacht werden muß; letzteres befiehlt, daß seinem Inhalt nach Unverträgliches (auch wenn es gegeben
ist) nicht zusammen gedacht werden darf. Jenes wird empirisches, dieses logisches Denken, letzteres auch wohl im strengen
Sinn des Wortes allein wirkliches Denken genannt. Die Eigentümlichkeit des erstern besteht darin,
daß die Zusammenfassung des gleichzeitig oder nacheinander Gegebenen in Eins (der empirische Begriff) zwar unvermeidlich,
aber, wenn die zusammengefaßten Merkmale einen Widerspruch einschließen, vom logischen Standpunkt aus doch unerlaubt sein
kann. Tritt dieser Fall ein (wie es bei gewissen Erfahrungsbegriffen, z. B. dem Begriff des Dinges mit
¶
mehr
mehreren Merkmalen, der Materie, der Veränderung u. a., wirklich geschieht), so hat das empirische Denken, wenn
es nicht unlogisch (antilogisch) sein will, sich einer Bearbeitung nach den Normalgesetzen des Denkens (d. h.
nach den Denkgesetzen, s. d.) so lange zu unterziehen, bis es für logisches, d. h.
denkbares, Denken gelten darf. Die so gewonnenen Begriffe sind Kunstprodukte des logischen Denkens, die durch
den Denkgesetzen entsprechende Bearbeitung der Naturprodukte des empirischen Denkens hervorgebracht werden.
Die Wissenschaft von den Naturgesetzen des Denkens ist ein Teil der Psychologie, jene von dessen Normalgesetzen dagegen die
Denklehre, Logik (s. d.). Die Anweisung zu der Bearbeitung des empirischen nach den Normalgesetzen des logischen
Denkens bildet die logische Kunstlehre, die sich zur Logik so verhält wie die Kunstlehren der einzelnen Künste (Tonkunst etc.)
zu deren Ästhetiken (d. h. zu den Lehren
[* 27] von deren Normalgesetzen); die Bearbeitung selbst ist die logische Kunst, die Denkbarmachung
(Rationalisierung) des empirisch Gedachten, deren Frucht die Philosophie (s. d.), d. h.
diejenige Wissenschaft ist, welche durch Bearbeitung von Begriffen entsteht.
Marie, Schauspielerin, geb. 1814 zu Nienstedten in Schleswig-Holstein
[* 29] als die Tochter eines
Gärtners, spielte zuerst in Lübeck,
[* 30] dann in österreichischen Provinzstädten Kinderrollen. Als jugendliche Liebhaberin debütierte
sie in Preßburg,
[* 31] ging dann nach Graz
[* 32] und Brunn und nahm 1838 ein Engagement am Wiener Hofburgtheater an, von wo sie in Prag,
[* 33] Leipzig,
[* 34] Breslau,
[* 35] Hamburg
[* 36] etc. gastierte. 1811 für Mannheim
[* 37] engagiert, schied sie von dort noch in demselben Jahr,
als ihr eine glänzende Stellung am Hoftheater in München
[* 38] angeboten wurde. Hier gehörte sie seitdem zu den Lieblingen des
Publikums und starb Sie spielte zuerst mit besonderm GlückRollen
[* 39] wie Goldschmieds Töchterlein,
Baronin im »Ball zu Ellerbrunn«, später Orsina, das Weib aus dem Volk, endlich nach ihrem Übergang in das ältere Fach: Generalin
in »Mutter und Sohn«, Volumnia in »Coriolan« etc.
die Regeln, nach welchen das Denken sich als logisches, im Gegensatz zu den Gesetzen des Denkens, nach
welchen dasselbe sich als natürliches richtet. Jene sind Normal-, diese Naturgesetze des Denkens; jene beziehen sich auf den
Inhalt (das Was), diese auf die Art und Weise des Gegebenseins (das Wie) der Gedanken. Jene enthalten die Bedingungen, unter
welchen Gedanken für wahr oder falsch, gültig oder ungültig angesehen werden dürfen, diese dagegen
die Bedingungen, unter welchen Gedanken, sie seien wahr oder falsch, Erkenntnisse oder Irrtümer, überhaupt entstehen können,
thatsächlich entstehen und notwendig entstehen müssen.
Angabe der erstern ist Sache der Logik (s. d.) oder Denklehre, Angabe der letztern Sache der Psychologie (s. d.) oder der Lehre
[* 40] vom Denken (im weitesten Sinn). Werden die Denkgesetze in Worten ausgesprochen, so entstehen daraus die sogen. Grundsätze
oder Prinzipien des (logischen) Denkens, wie der Satz, daß das Nicht-nichtzudenkende wahr, das Nichtzudenkende falsch sei
(Satz der Denknotwendigkeit);
daß jeder Denkinhalt sich selbst gleich und daher jedem andern ungleich sei (Satz der
Identität
und des Widerspruchs);
daß die Wahrheit jedes Denkinhalts entweder ohne Grund (Grundwahrheit) oder in der
Wahrheit eines andern begründet (Folgewahrheit) sei (Satz des zureichenden Grundes);
daß zwischen je zwei einander ausschließenden
Denkinhalten kein dritter (Satz des ausgeschlossenen dritten), oder, daß zu je zwei einander ausschließenden ein dritter,
beide zur Einheit zusammenfassender Denkinhalt möglich sei (Satz der Einheit derGegensätze; s. Gegensatz).
(Medaille), ein nicht für den Verkehr bestimmtes Metallstück in Form einer Münze, das zur Erinnerung an
eine bestimmte Begebenheit, eine Person etc. verfertigt ist. Dem griechischen Altertum war der Begriff der Denkmünzen oder
Medaillen völlig fremd. Wenn sich auch hin und wieder auf griechischen Münzen
[* 41] Andeutungen eines bestimmten
historischen Faktums finden, wenn auch bisweilen bei besonders wichtigen Ereignissen Münzen von ungewöhnlicher Form und
besonderm Gepräge geschlagen wurden: so sind dies doch immer nur kursierende Geldstücke, nicht, wie in späterer Zeit,
Erinnerungs- oder Schaustücke. So werden z. B. auf sizilischen Münzen häufig die Siege in den Spielen
dargestellt, besonders schön auf den um 400 v. Chr. geprägten syrakusischen Zehndrachmenstücken aus der Zeit Dionysius'
I., mit einem von Viktoria bekränzten Viergespann.
Auch finden sich in dieser Zeit bisweilen die Namen der Stempelschneider auf den Münzen genannt. Die Geldstücke der römischen
Republik zeigen sehr häufig Ahnenbilder oder historische Ereignisse aus der Geschichte der Vorfahren der Münzbeamten.
In der römischen Kaiserzeit treten große, oft mit einem breiten verzierten Rand umgebene Bronzestücke von schönem Gepräge
auf, welche wohl nicht kursierendes Geld waren, sondern vielleicht geschenkweise verteilt wurden.
Seltener sind ungewöhnlich große Silber- und Goldstücke, welche unter Domitian beginnen. In späterer
Zeit, etwa seit 300 n. Chr., finden wir Goldmedaillons der Kaiser, welche, obgleich meist mit Bezeichnung des Münzfußes versehen,
nach dem man die Goldstücke ausprägte, vielleicht eine Art Orden oder Ehrenzeichen waren. In der byzantinischen Zeit verschwinden
diese Stücke; auch das übrige frühere Mittelalter kennt keine Denkmünzen in unserm Sinn.
Erst im J. 1390 treten in Italien
[* 42] wirkliche Erinnerungsmedaillen auf; es sind die in Kupfer
[* 43] und Silber geprägten schönen Stücke
des FranzCarrara auf die Eroberung von Padua.
[* 44] Im Anfang des 15. Jahrh. sind die bereits 1393 beginnenden rechenpfennigartigen
Erzeugnisse venezianischer Münzmeister bemerkenswert. Schonvor der Mitte des 15. Jahrh. finden wir plötzlich
die Medaillenkunst in ihrer höchsten Blüten der Maler Vittore Pisano aus dem Veronesischen arbeitete bereits um 1440 eine
Anzahl großer Porträtmedaillons in Bronze,
[* 45] nach einem (Wachs-?) Modell gegossen und, wenn der Guß nicht ganz scharf war,
ziseliert oder wohl richtiger erst modelliert, dann in Blei
[* 46] abgegossen und ziseliert und von diesen (in
einigen Exemplaren erhaltenen) Bleimodellen in Bronze abgegossen und wiederum zuweilen ziseliert. Diese großartigen, alle
spätern Werke weit übertreffenden Stücke des Pisano zeigen ein Porträt auf der Vorderseite, auf der Rückseite meist eine
sinnige Allegorie. Bewunderungswürdig ist die großartige Naturwahrheit edler Tiere (Löwe, Pferd,
[* 47] Adler),
[* 48] welche Pisano für die Rückseiten seiner Medaillen sorgfältig nach der Natur zeichnete, wie uns seine erhaltenen
¶
mehr
Studienblätter beweisen. Besonders schön sind die Medaillons auf Lionello von Este, Alfons, König von Neapel,
[* 50] und auf Piccinino;
sehr merkwürdig ist das Medaillon auf den vorletzten byzantinischen Kaiser, Joannes Paläologos, welcher 1439 in Florenz
[* 51] war.
Keiner seiner Zeitgenossen und Nachfolger hat Pisano erreicht; doch verdienen Erwähnung die ihm an Großartigkeit
der Auffassung am nächsten stehenden Marescotti und Matteo de Pastis, der im Porträt vorzügliche Sperandio, Boldu, Guazzaloti
oder Guacialoti u. a. Merkwürdig sind die von italienischen Künstlern (z. B.
vom MalerGentileBellini) verfertigten trefflichen Porträtmedaillons des als Kunstfreund bekannten SultansMohammed, welcher 1453 Konstantinopel
[* 52] eroberte.
Geprägte Schaustücke (kursierendes Geld) finden wir vor 1500 in Bologna und Mailand;
[* 53] die Stempel sind vielleicht
von dem berühmten Maler und Goldschmied FrancescoFrancia verfertigt. In späterer Zeit, besonders aber im 16. Jahrh., zeichnen
sich die oft gegossenen italienischen Medaillen durch freie und geistreiche Arbeit aus. Interessant sind die guten, aber vom
Künstler selbst überschätzten geprägten Stücke des Benvenuto Cellini; doch weisen auch das 17., sogar
noch das 18. Jahrh. manche gute Leistung in Italien auf.
Gute französische Gußmedaillen des 16. Jahrh. sind selten. In Deutschland begann diese Kunst etwas später als in Italien,
einer der ersten und zugleich der vorzüglichste Medailleur ist AlbrechtDürer, dem man mit Sicherheit
mindestens zwei gegossene einseitige Stücke zuschreiben kann: einen weiblichen Kopf von vorn (seine Frau), von 1508, und seinen
Vater (gest. 1502), von 1514. Die übrigen deutschen Medaillen (meist Bildnismedaillen, von den Dargestellten zur Verteilung
an Freunde bestimmt) sind zuerst ebenfalls gegossen und oft ziseliert, meist zweiseitig und namentlich
in der ersten Hälfte des 16. Jahrh. oft von außerordentlicher Schönheit und Sorgfalt der Arbeit, besonders die Nürnberger,
Augsburger, auch die Schweizer.
Unter letztern sind die von Jakob Stampfer die ausgezeichnetsten; die den meisten andern weit überlegenen NürnbergerKünstler
sind sämtlich unbekannt, doch hat möglicherweise der berühmte Kupferstecher H. S. Beham 1540 derartige
Werke in Speckstein geschnitten. Gut und kräftig sind die Arbeiten des schon zu seiner Zeit sehr geschätzten AugsburgersHansSchwarz, meist 1518 und 1519. Von der Mitte des 16. Jahrh. an begann die Kunst zu sinken; geprägte, weniger kunstvolle Medaillen
werden häufiger, doch erhält sich in Deutschland wie auch in Frankreich und den Niederlanden bis ins 17. Jahrh.
hinein eine vortreffliche Technik.
Abgesehen von den künstlerisch interessanten Stücken, sind im 16. und besonders im 17. Jahrh. eine große Masse von historisch
merkwürdigen und von satirischen Schaustücken erwähnenswert. In späterer Zeit, namentlich im 18. Jahrh.,
finden wir eine große Vorliebe für sogen. restituierte Medaillen, d. h. ganze Suiten von Bildnissen berühmter
Männer oder Königsreihen; bereits TobiasWolf, einer der ausgezeichnetsten Medailleure des 16. Jahrh., auch der sonst lobenswerte
SchweizerHedlinger haben derartige Arbeiten verfertigt. Je größer im 17. und 18. Jahrh. die Masse der (fast immer geprägten)
Medaillen wird, desto weniger bieten dieselben künstlerisches oder wissenschaftliches Interesse; es sind
meist geschmacklose Erzeugnisse der Perücken- und Zopfzeit, nur die dargestellten Personen verleihen ihnen einigen Reiz. Zu
erwähnen sind die oft noch vorzüglichen deutschen MedaillenGustavAdolfs, die des GroßenKurfürsten (zum Teil von dem vortrefflichen,
auch als Eisenschneider berühmten Gottfried Leygebe), die des ersten preußischen Königs, die Ludwigs
XIV.
Wenig Erfreuliches bieten die meist schlecht ausgeführten MedaillenFriedrichs d. Gr. Einen neuen Aufschwung nimmt die Medaillenkunst
unter Napoleon I., dessen schöne Medaillen, meist von Andrieu, mit trefflichen Köpfen und geistreich gedachten Rückseiten
allen neuen Künstlern Vorbilder sein sollten. In neuerer Zeit haben sich besonders Barre in Paris, welcher
ein unerreichtes Meisterstück der Prägekunst im Renaissancestil mit den Köpfen der FamilieLudwigPhilipps verfertigte, Wyon
inLondon,
[* 54] L.Wiener in Brüssel
[* 55] und Voigt in München (zuletzt in Rom)
[* 56] ausgezeichnet; doch ist es keinem der neuern Medailleure
gelungen, die ideale Schönheit des Pisano und seiner Nachfolger und die kraftvolle Naturwahrheit der deutschen
Medaillen des 16. Jahrh. auch nur annähernd zu erreichen. - Den Übergang der Medaillen zu den Münzen bilden die auf besondere
Ereignisse geprägten Geldstücke, fast nur (abgesehen von den antiken Münzen) der neuern Zeit angehörend, z. B. die Krönungsthaler,
Siegesthaler, auch die früher sehr beliebten Geldstücke mit Allegorien, Bibelsprüchen (Spruchgroschen)
etc. Eine andre Art der Denkmünzen sind die als Ehrenzeichen verteilten Metallstücke, deren Vorbild die erwähnten Goldmedaillons
der römischen Kaiserzeit sind.
Die Medaillenkunde hat eine zahlreiche Litteratur. Ein wichtiges Sammelwerk sind die Tafeln des Heraus (neuer Abdruck, Wien
1828), ferner die betreffenden Teile des »Trésor de numismatique, etc.« mit unbrauchbarem Text.
ein amtlicher oder in amtlicher Form gehaltener ausführlicher Bericht über eine staats- oder völkerrechtliche
oder auch eine wichtige Privatangelegenheit;
auch größere Abhandlungen einer gelehrten Körperschaft, z. B. einer Akademie,
werden Denkschriften genannt.
(griech. Apophthegma, lat. Sententia), ein
kurzer Satz, der eine wichtige Wahrheit oder Lebensregel enthält und wegen seiner Kürze leicht im Gedächtnis
behalten werden kann. Dergleichen Denksprüche bilden den eigentlichen Kern der morgenländischen Weisheit, und die Sprüche
Salomonis, die BücherSirach und der Weisheit bestehen größtenteils aus solchen. Aus dem griechischen Altertum sind besonders
die Denk- oder Sinnsprüche der sogen. sieben Weisen bekannt. Kraft
[* 58] und Kürze, Klarheit und Wohlklang sollen
sich in einem Denkspruch vereinigen; doch bleibt die Gediegenheit der Idee immer die Hauptsache. In epischen und besonders dramatischen
Dichtungen dürfen Sentenzen nur da eingeflochten werden, wo sie, eine wichtige Wahrheit schlagend aussprechend, aus dem Gegenstand
wie von Natur hervorbrechen. Ein Denkspruch wird zum Wahlspruch (symbolum), wenn irgend jemand ihn als obersten
¶
mehr
Grundsatz seines Handelns hinstellt. In frühern Zeiten waren dergleichen Wahlsprüche sehr im Gebrauch. Über die heraldischen
Denksprüche (Wappensprüche) vgl. Devisen.
planmäßig geordnete Unterredungen, die bezwecken, Kinder zur Bildung richtiger Begriffe und Urteile anzuleiten,
waren seit v. Rochows (1734-1805) Vorgang in der für »Aufklärung« des Verstandes schwärmenden pädagogischen Welt der
rationalistischen Zeit sehr beliebt. Richtig verstanden und wohlgeleitet, sind sie auch berechtigt und bezeichnen gegenüber
der geistlosen, lediglich gedächtnismäßigen Art der Belehrung, wie sie früher vorherrschte, einen wesentlichen Fortschritt.
Auf der andern Seite liegt die Gefahr der Übertreibung und der Verleitung der Schüler zur Altklugheit sehr nahe. Was an der
Idee der Denkübungen richtig war, findet seine Erfüllung in den Anschauungs- und Sprechübungen, die nach den Falkschen
Allgemeinen Bestimmungen vom »den Schreib- und Leseunterricht vorbereiten
und auf seinen weitern Stufen begleiten«. Abgesonderten Unterricht für die Denkübungen oder die Übungen im mündlichen Ausdruck fordert
der Lehrplan der heutigen Volksschule nicht mehr. Vgl. Anschauungsunterricht. Die umfangreiche Litteratur
über Denkübungen findet man ziemlich vollzählig in Zerrenner, Methodenbuch (5. Aufl., Magdeb. 1839, S. 229), und
Niemeyer, Grundsätze der Erziehung (neue Ausg. von Rein, Langensalza
[* 60] 1878, Bd. 2, S. 37 ff.).
(lat. Versus memoriales), Verse, die zum leichtern Einprägen von Regeln, geschichtlichen
Daten u. dgl. dienen. Sie verdanken ihren Ursprung
der Beobachtung, daß Rhythmus und Reim starke Hilfen (Brücken)
[* 61] für das Gedächtnis sind. In der spätlateinischen, mittelalterlichen
und humanistischen Pädagogik sehr beliebt, verloren sie in der neuern Zeit in dem Maß an Geltung, als das Verfahren des Unterrichts
sich auf tiefere psychologische Erkenntnis gründete.
Bekannt sind die noch in der Grammatik gebräuchlichen Kasus- und Genusregeln, namentlich der lateinischen Sprache;
[* 62]
ferner die
logische Regel: Asserit A, negat E, sed universaliter ambo;
asserit I, negat O, sed particulariter ambo;
die rhetorische:
Quis, quid, ubi, per quos, quoties, cur, quomodo, quando, und die Übersicht der sieben freien Künste:
Gram. loquitur, Dia. verba docet, Rhe. verba colorat, Mus. canit, numerat Ar., Geo. ponderat, As. colit astra.
die Idyllensammlung »Fleurs poétiques«
(1825) u. a. Er starb zu Paris in ziemlich dürftigen Umständen. Denne-Baron war ein eleganter und graziöser Dichter, doch
fehlte es ihm an Charakterfestigkeit und Konsequenz, besonders aber an Fleiß und Ausdauer; darum sind seine eignen Schöpfungen
nur weiche lyrische Ergüsse eines Träumers, seine Übersetzungen oft flüchtig und ungenau. Er war
ein Hauptmitarbeiter am »Dictionnaire de la conversation«.
1) JohannChristoph, Erfinder der Klarinette, geb.
zu Leipzig, war Sohn eines Horndrechslers, der bald
nach Nürnberg übersiedelte, und erwarb sich eine große Geschicklichkeit in der Anfertigung von Holzblasinstrumenten. Versuche,
die Konstruktion der Schalmei zu verbessern, führten ihn gegen 1700 zur Erfindung der Klarinette, die sich
bald zur Rolle eines Hauptinstruments aller Orchester aufschwang. Denner starb in Nürnberg. Die von ihm begründete
Instrumentenfabrik wurde nach seinem Tod von seinen Söhnen weitergeführt und gelangte zu großer Blüte.
[* 63]
2) Balthasar, Maler, geb. zu Hamburg, kopierte schon im achten Jahr Kupferstiche und machte
sich, in Altona
[* 64] und Danzig
[* 65] unter der Leitung mittelmäßiger Lehrer bald auf seinen eignen Weg hingewiesen, mit dem Technischen
der Ölmalerei so schnell vertraut, daß er in einem Alter von 14 JahrenPorträte
[* 66] lieferte. Doch mußte er auf
Verlangen seiner Eltern von 1701 bis 1707 die Kaufmannschaft erlernen. Im letztern Jahr kam er nach Berlin,
[* 67] wo sich ihm die
Akademie und mit ihr die Künstlerlaufbahn öffnete, die er fortan nicht wieder verließ.
Denners Ruhm gründet sich hauptsächlich auf seine Bildnisse alter Leute, die er mit unsäglicher Genauigkeit und mit den
feinsten Pinselstrichen durchführte, so daß jedes Härchen und Schweißpörchen, jede Vertiefung und Falte im Gesicht
[* 78] erscheinen.
Die Mehrzahl seiner Werke macht jedoch durch den Mangel an jedem geistigen Ausdruck, die glatte, geleckte
Farbe und die peinliche Detaillierung einen leblosen, wachsfigurenartigen Eindruck. Erfreulicher sind seine mit breiterm Pinsel
gemalten Porträte, die freilich auch an Schwächlichkeit der Zeichnung und geleckter Farbe leiden. Bei der Ausführung der
Gewänder bediente er sich häufig fremder Hände.
(auch d'Ennery, eigentlich Philippe), Adolphe, franz. Dramatiker, geb. zu Paris, israelitischer Abkunft,
war erst Schreiber bei einem Notar, versuchte sich dann als Journalist und errang 1831 mit einigen Stücken auf einem Boulevardtheater
die ersten Bühnenerfolge. Seitdem hat er eine unglaubliche Fruchtbarkeit entwickelt und sich bis in die Gegenwart
nächst Anicet-Bourgeois als der beliebteste Vorstadtbühnendichter Frankreichs behauptet. Die Zahl seiner Stücke, die er teils
in Gemeinschaft mit andern, teils allein produzierte, beträgt etwa 200. Wir nennen von letztern die Dramen: »L'honneur de ma
fille« (1835),
»Le
[* 79] tremblement de terre de la Martinique« (1840),
Der Kampf fand auf drei verschiedenen Schlachtfeldern statt: zwischen Jüterbog und Dennewitz schlug sich Tauenzien
mit Bertrand, zwischen Dennewitz und Niedergörsdorf ein Teil des Bülowschen Korps mit der DivisionDurutte von Reynier, südlich davon
beim Dorf Gölsdorf die andern Teile des Bülowschen Korps mit den sächsischen Divisionen Sahr und Lecoq. Tauenzien, im Begriff,
rechts abzumarschieren, um sich mit Bülow zu vereinigen, stieß auf das KorpsBertrand und begann gegen 9 Uhr
[* 85] die Schlacht gegen einen fast doppelt so starken Feind. Er hielt vier Stunden lang aus, und als seine Truppen ermatteten und
BülowsHilfe schon nahe war, ließ er seine Reiterei gegen den Feind anstürmen und drängte ihn gegen
Rohrbeck zurück. Am Nachmittag griff Bülow in den Kampf ein, indem seine BrigadeThümen bei Görsdorf den Feind angriff.
Dieselbe hatte einen harten Stand, mußte ihre letzten Reserven in den Kampf führen, und erst gegen 4 Uhr gelang es, das Dorf
Dennewitz zu nehmen und die Franzosen über den sumpfigen BachAa zurückzuwerfen. Um das Dorf Gölsdorf und den
Windmühlenberg, wo eine französische Batterie stand, kämpften stundenlang die
BrigadenKrafft und Hessen-Homburg gegen die
Sachsen unter Reynier, nahmen endlich Dorf und Anhöhe, mußten aber, als das frische KorpsOudinot den Sachsen zu Hilfe kam und
nun 40 Bataillone gegen 15 standen, nach verzweifeltem Kampf das Dorf räumen und schienen der Übermacht
erliegen zu müssen. Da kam noch zur rechten Stunde, gegen 4 Uhr, auf Bülows dringendes Gesuch, Borstell mit seiner Brigade an
trotz Bernadottes Gegenbefehl.
Aufs neue wurde gestürmt, die Franzosen aus dem Dorf hinausgedrängt; aber sie kamen mit verstärkten
Kräften und nahmen es wieder. Der Kampf wogte unentschieden hin und her, die Franzosen hatten hier noch die Überzahl. Da beging
Ney, der den Überblick über das Ganze verloren hatte, den Fehler, das ganze Oudinotsche Korps von Gölsdorf nach Rohrbeck
abzurufen, wo eben Tauenzien und die BrigadeThümen das KorpsBertrand aufs äußerste bedrängten. Als Oudinot
ankam, war dieses Korps und die DivisionDurutte bereits in wilder Flucht, in welche auch die TruppenOudinots mit fortgerissen
wurden, während die Preußen ihren Angriff auf Gölsdorf erneuerten, die Sachsen nach tapferer Gegenwehr hinauswarfen und zum
Rückzug zwangen.
Nur wenige schwedische und russische Truppenteile hatten sich am Kampf beteiligt. Bernadotte blieb bei
Eckmannsdorf stehen; nicht einmal die noch frische schwedische Reiterei schickte er zur Verfolgung ab, so daß, da die Preußen
vom neunstündigen Kampf erschöpft waren, der Feind vor völliger Vernichtung bewahrt wurde. Auch in den folgenden Tagen hinderte
Bernadotte jede kräftige Ausnutzung dieses Siegs. Die Verluste der Preußen, welche 50,000 gegen 70,000
standen, betrugen an Toten und Verwundeten 9000 Mann; aber sie nahmen 15,000 Franzosen gefangen und erbeuteten 80 Kanonen und
über 400 Munitions- und andre Wagen. In völliger Auflösung kam die ArmeeNeys in Wittenberg an; die Schuld an der
Niederlage schoben die Franzosen den Sachsen zu. GeneralBülow wurde später in den Grafenstand erhoben und erhielt den Ehrennamen
Bülow von Dennewitz. Auf der Walstatt steht ein eisernes Monument zur Erinnerung an jene denkwürdige Waffenthat.
John, engl. Dramatiker und Kritiker, geb. 1657 zu London, vollendete seine Bildung in Cambridge
und auf Reisen, worauf er sich der Litteratur, besonders der dramatischen, widmete, wenn auch ohne besondern Erfolg. Als unverträglicher
Kritiker, welcher Addisons »Cato« und Popes »Lockenraub« getadelt, erwarb er sich einen Platz in des letztern »Dunciade« und ward
außerdem der Gegenstand einer sarkastischen Abhandlung, welche Pope gemeinsam mit Swift herausgab. Seinen
herabgekommenen Vermögensverhältnissen half der Herzog von Marlborough durch eine Stelle auf; in seinen alten Tagen erhielt
Dennis auch von der Direktion des Haymarket-Theaters ein Benefiz, für das sein früherer Gegner Pope großmütig den Prolog schrieb.
Dennis starb Seine Stücke erschienen gesammelt London 1697-1720, seine »Select works« daselbst
1718, 2 Bde.