Begrenzungslinie, eine durch Übereinkunft zwischen zwei Mächten oder kriegführenden
Heeren bestimmte
Linie, welche von beiden Teilen nicht überschritten werden darf. Meist vereinigt man sich über eine solche
bei eingegangenen
Waffenstillständen oder angeknüpften Friedensunterhandlungen, um für die Dauer der erstern oder bis zum
wirklichen
Friedensschluß jeder
Kollision der beiderseitigen
Heere vorzubeugen. Um diesen
Zweck desto sicherer zu erreichen,
wird gewöhnlich für beide Teile je eine besondere
Linie bezeichnet und das ganze dazwischenliegende
Terrain für neutral
erklärt; in derRegel folgt auch die Demarkationslinie soweit wie möglich natürlichen Terraingegenständen,
Flüssen,
Bächen, Wegen etc. In einem solchen
Fall heißt dann im weitern
Sinn auch dieser ganze trennende
Raum die Demarkationslinie Vorzugsweise unter
diesem
Namen bekannt ist die infolge des
BaselerFriedens zwischen
Preußen
[* 4] und der französischen
Republik auf
Grund eines
besondern
Vertrags vom bestimmte Demarkationslinie, welche die
Franzosen sich anheischig machten in ihren militärischen
Operationen
nicht zu überschreiten, um dadurch den Kriegsschauplatz von den preußischen
Staaten fern zu halten. Demarkationslinie heißt auch s. v. w.
Grenzlinie, besonders wenn sie vorher streitige
Grenzen
[* 5] bestimmt.
Eine solche Demarkationslinie zwischen den portugiesischen und spanischen
Entdeckungen bestimmte der 1494 zu Tordesillas
zwischen
Johann II. von
Portugal
[* 6] und dem König
Ferdinand von
Kastilien geschlossene
Vertrag, welcher eine nähere Bestimmung
der von
PapstAlexander VI. festgesetzten
Linie enthielt, und wonach alles, was 370
Seemeilen östlich von den
Inseln
des
GrünenVorgebirges entdeckt werden würde, den Portugiesen, was westlich, den Spaniern gehören sollte.
Auch bei Abgrenzungen von
Ländern nach Maßgabe der
Nationalität pflegen Demarkationslinien gezogen zu werden, ebenso bei
Gebietsabtretungen, welche durch einen
Krieg herbeigeführt wurden. So ist z. B. in den
Friedenspräliminarien von
Versailles
[* 7] vom Art. 1, die Demarkationslinie genau bestimmt, indem
Frankreich auf alle seine
Rechte und Ansprüche auf
diejenigen Gebiete verzichtete, welche östlich von dieser
Linie gelegen sind (vgl.
Reichsgesetzblatt 1871, Nr. 26).
(spr. dömartoh),Gilles, franz. Kupferstecher, geb. 1722 zu
Lüttich,
[* 8] wurde 1764 Mitglied der
Akademie von
Paris
[* 9] und starb daselbst 1776. Demarteau rühmte sich, der Erfinder der
Krayonmanier zu sein, während dieser
Ruhm dem Françoys gebührt. Doch hat Demarteau dies
Verfahren verbessert und mit großem
Geschick ausgeübt. Er hat sehr viel produziert;
in dem von ihm herausgegebenen »Catalogue des estampes gravées au crayon d'après
différents maîtres qui se vendent à
Paris chés Demarteau, etc.« sind 664 Nummern aufgezählt.
Demarteau bediente sich häufig eines aus D und einem
Hammer
[* 10] (marteau) darin zusammengesetzten
Monogramms.
Vgl.
»Gilles Demarteau, graveur
du roi, sa vie et son œuvre«
(Brüssel
[* 11] 1882).
Heinrich, poln.
General, geb. im Krakauischen, besuchte 1806-1809 die Ingenieurakademie zu
Wien
[* 15] und trat dann als gemeinerSoldat in ein polnisches Jägerregiment. Als 1812 der
Feldzug gegen Rußland
eröffnet wurde, war er
Leutnant, ward auf dem Schlachtfeld von
Smolensk von
Napoleon I. selbst zum
Kapitän ernannt und focht 1813 bei
Leipzig
[* 16] mit. 1815 kehrte er in sein Vaterland zurück, wo er in Zurückgezogenheit lebte.
BeimAusbruch derRevolution
von 1830 wurde er
Major eines
Regiments, das sich in der Woiwodschaft
Krakau
[* 17] bildete, erhielt aber bald darauf den Oberbefehl
über die mobile
Nationalgarde dieses Gebiets und focht mit diesem
Korps in der
Schlacht bei
Grochow.
Bald darauf stellte ihn der Oberfeldherr
Skrzynecki an die
Spitze einer Kavalleriebrigade, mit welcher Dembinski in
dem
Gefecht bei Kuflew den
Feldmarschall Diebitsch mit einem
Heer von 60,000 Mann einen
Tag lang aufhielt. Eine nicht minder
glänzende Waffenthat war die Erstürmung der für uneinnehmbar gehaltenen
Brücke
[* 18] bei
Ostrolenka. Hierauf marschierte Dembinski mit
einer kleinen
Schar mitten durch das von feindlichen Heeresmassen überschwemmte Land nach
Warschau,
[* 19] wo
er sofort zum
Gouverneur und nach
Skrzyneckis Rücktritt zum Oberfeldherrn ernannt, aber auf diesem
Posten schon nach wenigen
Tagen durch
Krukowiecki ersetzt wurde. Er trat dann in
RybinskisKorps ein, führte bei dessen Übertritt auf preußisches Gebiet
die
Nachhut und überschritt ebenfalls die
Grenze. Er begab sich darauf nach
Frankreich und trat 1843 in
die
Dienste
[* 20]
MehemedAlis von
Ägypten,
[* 21] der ihn mit der Reorganisation der ägyptischen
Armee beauftragte, kehrte aber bald wieder
nach
Paris zurück. 1848 verließ er sein
Asyl und bemühte sich, eine
Verbindung der
Slawen mit den
Magyaren zu stande zu bringen.
Nachdem
er den Slawenkongressen in
Breslau
[* 22] und
Prag
[* 23] beigewohnt, ging er nach
Debreczin,
[* 24] dem damaligen Sitz der ungarischen
Regierung,
und ward daselbst zum Oberkommandanten der revolutionären Hauptarmee ernannt. Die
EifersuchtGörgeis aber sowie
die Abneigung der
Truppen gegen den hochfahrenden
Ausländer bereiteten ihm vielfache Schwierigkeiten. Als Dembinski nach
der unglücklichen
Schlacht bei
Kapolna (26.-28. Febr. 1849) beim
Rückzug hinter die
Theiß aus Unkenntnis des
Terrains falsche
Dispositionen traf, forderte ihn das
¶
mehr
gesamte ungarische Offizierkorps zur Abdankung auf, die auch die Regierung annahm. Indes wurde der weitere Frühlingsfeldzug,
erst unter Vetters und später unter Görgeis Oberkommando, größtenteils nach den von Dembinski schon früher entworfenen Plänen
ausgeführt. Dembinski war darauf mehrere Monate in der Operationskanzlei zu Debreczin beschäftigt, bis er im Juni 1849 beim
Herannahen der Russen das Kommando der ungarischen Nordarmee erhielt. Doch resignierte er noch vor Eröffnung des Sommerfeldzugs,
weil sein Plan, in Galizien einzufallen, von der ungarischen Regierung nicht gebilligt wurde.
Als infolge der zwischen Kossuth und Görgei entstandenen Differenzen das Oberkommando von letzterm an Mészáros überging (2. Juli),
wurde diesem Dembinski als Generalquartiermeister an die Seite gegeben, in welcher Eigenschafter denRückzug
der Theißarmee bis Szegedin
[* 26] und die Schlacht bei Szöreg (5. Aug.) leitete. Dembinski zog sich von hier nach Temesvár zurück, wo er
von der vereinigten österreichisch-russischen Macht aufs Haupt geschlagen und seine Armee völlig auseinander gesprengt
wurde. Dembinski rettete sich mit Kossuth und den andern Revolutionshäuptern auf türkisches Gebiet. Im Juli 1850 nahm er seinen
Aufenthalt zu Paris, wo er seitdem in völliger Zurückgezogenheit lebte und starb. Von ihm rühren her: »MeinFeldzug
nach und in Litauen und mein Rückzug von Kurszany nach Warschau« (hrsg. von Spazier, Leipz. 1832); »Mémoires«
(Par. 1833); »Denkwürdigkeiten über den ungarischen Krieg 1848 und 1849« (das. 1849) und »Memoiren über den Aufstand von 1830 bis
1831« (poln., Krakau 1878, 2 Bde.).
Fluß in den belg. ProvinzenLimburg
[* 28] und Südbrabant, entspringt in der Gegend von Tongern, wird bei Diest schiffbar
und mündet nach 93 km langem Lauf unterhalb Aerschot in die Dyle, nachdem er die Nebenflüsse Herck, Geete, Velpe und Lambek
aufgenommen.
ein Fluß im brit. Guayana, entspringt im Maccarigebirge unter 4½° nördl. Br., hat
einige bedeutende Katarakte und mündet nach einem Laufe von etwa 300 km bei Georgetown in den Atlantischen Ozean. Er ist 120 km
weit schiffbar, und etwa 44 km weit sind seine Ufer mit blühenden Ansiedelungen besetzt.
in der kathol. Kirche geistliche Gefängnisse für diejenigen Geistlichen, welche
wegen Übertretung der kirchlichen Satzungen zur Haft und Bußübung verurteilt worden sind.
Von des Keleos Töchtern freundlich begrüßt und nach der Heimat gefragt, erzählte sie, sie heiße Dos
(die Suchende ?), sei durch Räuber aus Kreta geraubt, diesen aber entflohen, und bat umAufnahme. Die Mutter der Jungfrauen, Metaneira,
nahm die Fremde auf und vertraute ihr ihren jüngsten Sohn, Demophon, zur Wartung an. So erweist sich die Göttin des Ackerbaues,
der Baum- und Viehzucht und
[* 39] aller Kultur, die sie im Gefolge haben, auch durch Pflege und Erziehung der Helden
als Begründerin und Festigerin der Volkskraft und der Gemeinde. Demeter legte den Knaben des Nachts ins Feuer, um ihm ewige Jugend
zu verschaffen, ward aber von Metaneira belauscht und durch das Jammergeschrei derselben gestört.
als solcher wurden ihr ganz besonders die Thesmophorien (s. d.) gefeiert, das Fest der (Ehe-) Satzungen (Ende Oktober als Saatzeit).
Aber auch als Göttin der Gesittung überhaupt, welche als Folge des Ackerbaues angesehen wurde, galt die Demeter Thesmophoros, und
»vordemeterisches« Leben war gleichbedeutend mit wildem nomadischen Leben. Verehrt wurde Demeter außer in Eleusis,
dem uralten Sitz des Demeterkultus, besonders auf Kreta und den nördlichen Eilanden, in Argolis, Arkadien, auf der Westküste
von Asien,
[* 44] in Sizilien und Italien.
[* 45]
Ihr Dienst bestand zum Teil in einem Geheimdienst. Zu den ihr geweihten Festen gehörten außer den genannten Thesmophorien
die athenischen Proerosien, das Fest, das dem Bestellen der Felder voranging;
die Chloen, Opfer für die
reifende, aber noch grünende Saat;
In den Kunstdenkmälern gewinnt Demeter erst ziemlich spät größere Bedeutung. Während die ältere Zeit ihr
Verhältnis zu Poseidon, mit dem sie im Zwölfgötterkreis zusammengestellt wird, sowie ihr Wirken in der
Natur in eigentümlicher Symbolik andeutet (so bildet sie Onatas für Phigalia mit Pferdekopf, Delphin und Taube in der Hand),
[* 46] betont
die spätere Kunst vorzugsweise ihr Verhältnis zu Persephone, deren Verlust und Wiedergewinnung Kultus und Kunst gleich sehr
gefeiert haben. So prägt sich in Demeter, wesentlich unter Mitwirkung der attischen und zwar
zum Teil erst der Praxitelischen Schule (Praxiteles selbst bildete sie in einer Gruppe), das Ideal der Mütterlichkeit aus in
den matronalen Formen,
der vollen Bekleidung und der Verschleierung des Hinterhauptes, am edelsten verklärt in der sitzenden
Statue von Knidos (jetzt im BritischenMuseum in London).
[* 47]
Üppiger wird ihre Erscheinung in der römischen Kunst, die auch die halbe Entblößung des Busens nicht scheut, ihr Mohn und
Ähren in die Hand gibt, den Fruchtkorb zur Seite stellt, auch den Ährenkranz auf das Haupt drückt. In dieser Auffassung,
auf stattlichem Thron
[* 48] sitzend, zeigt sie ein pompejanisches Wandgemälde
[* 33]
(Fig. 1). Hier
und schon in griechischer Zeit wird ihr meist eine größere Fackel in die Hand gegeben. Wie sie mit fliegendem Gewand auf
einem Drachenwagen dem Räuber ihrer Tochter (s. Persephone) nacheilt, wird auf Sarkophagreliefs häufig dargestellt; noch
beliebter ist, namentlich auf Vasenbildern, die Aussendung des Triptolemos, der die Gabe der Demeter, die Kornähren,
über die Erde verbreitet.
Dieser Akt in streng religiöser Auffassung ist auf einem kolossalen Flachrelief des edelsten attischen Stils, welches in Eleusis
gefunden wurde und sich jetzt im Nationalmuseum zu Athen
[* 49] befindet, wiedergegeben
[* 33]
(Fig. 2). Man sieht links die jugendlichere
Gestalt der Persephone, mit langem mädchenhaften Haar
[* 50] und Zepter, welche die Ähren an Triptolemos gibt.
Hinter ihm steht in reicher matronaler Bekleidung, die lange Fackel in der Linken, Demeter, dem Jüngling einen Kranz (aus Bronze,
[* 51] daher fehlend) aufsetzend. In Reliefdarstellungen der Mysterienweihe hat die sitzende Demeter den Modius auf dem Kopf,
die verhüllte Ciste in der Linken, ein zum Opfer dienendes Schweinchen in der Rechten.
Später redigierte er die Zeitschrift »Danica«. Er starb in Agram, wohin er sich 1861 als pensionierter Statthaltereisekretär
zurückgezogen hatte. Seinen Hauptruf erlangte Demeter durch seine Dramen: »Ljubav i dužnost« (»Liebe und Pflicht«),
»Krvna osveta«
(»Die Blutrache«) und das Trauerspiel »Teuta«. Außerdem veröffentlichte er das lyrisch-epische
Gedicht »Grobnicko polje«, mehrere Novellen und machte sich als Übersetzer, namentlich zahlreicher dramatischer
Werke, verdient. Seine Bühnenstücke erschienen gesammelt in 2 Bänden (1838-44).
Sohn des Antigonos Monophthalmos, stand
seinem Vater in den unmittelbar nach dem TodAlexanders d. Gr. ausgebrochenen Kämpfen tapfer zur Seite, führte zuerst 312 v. Chr.
ein selbständiges Kommando, wurde in demselben Jahr von Ptolemäos bei Gaza geschlagen, siegte aber bald darauf bei Myus. Er
wurde sodann von Antigonos nach Babylon geschickt, das er aber nicht erobern konnte. 307 zog er als Befreier
von dem Joch des Kassandros in Athen ein, wurde von den Athenern mit Ehren überhäuft, eroberte Kypros, wo er namentlich bei
der Eroberung der Stadt Salamis durch den Bau von Belagerungsmaschinen sich den Beinamen Poliorketes erwarb (306), und nahm darauf,
wie auch sein VaterAntigonos, die Königswürde an. Nachdem er 304 Rhodus vergeblich belagert, vertrieb
er 303 Kassandros abermals aus Griechenland, wurde zum Feldherrn der Griechen ernannt und von den Athenern wie ein Gott verehrt,
verlor aber sodann, von seinem Vater nach Asien berufen, mit dem letztern die Entscheidungsschlacht bei Ipsos (301). Nach längerm
Umherschweifen bemächtigte er sich Athens wieder, wobei er die unzuverlässigen Athener mild behandelte, und benutzte die
Wirren in Makedonien, um 294 den Thronan sich zu reißen. Durch sein hochfahrendes Wesen und seine Verschwendung machte er sich
bald verhaßt, wurde im Kriege gegen Ptolemäos, Lysimachos, Seleukos und Pyrrhos von seinen Soldaten verlassen
und mußte 287 aus Makedonien fliehen. 286 mußte er sich Seleukos ergeben, der ihn nach Apamea in Syrien bringen ließ, wo
Demetrios 283 im 54. Jahr seines vielbewegten Lebens starb.
2) Demetrios II., des Antigonos Gonatas Sohn, Enkel des vorigen, folgte 239 v. Chr. ungestört seinem Vater im Besitz
des makedonischen
Throns. Seine zehnjährige Regierung ist bloß durch Kämpfe mit Alexander vonEpirus und den barbarischen Grenzvölkern
von Makedonien bezeichnet. Seine Pläne gegen Griechenland konnte er nicht ausführen, da der Ätolische und Achäische Bund
bereits zu mächtig geworden waren. Er fiel 229 im Kampf gegen die Dardaner. Ihm folgte in der Regierung
sein siebenjähriger Sohn Philipp III., der aber bald von Antigonos Doson entthront wurde.
3) Demetrios III., König Philipps III. von Makedonien Sohn, wurde als Geisel 197 v. Chr. von seinem Vater nach Rom
[* 60] gesendet, 191 entlassen,
aber 184 wieder als Gesandter nach Rom geschickt, wo er mit Auszeichnung behandelt wurde, deswegen durch
die Ränke seines ältern Bruders, Perseus,
[* 61] des Einverständnisses mit den Römern und verräterischer Absichten auf den Thron
angeklagt und 181 auf Befehl seines Vaters vergiftet.
Gegen die Juden, die sich unter den Makkabäern erhoben, sandte er nach und nach vier Kriegsheere unter Nikanor und Bakchides
ab, ohne jedoch in festen BesitzPalästinas zu kommen, wandte sich sodann gegen Kappadokien, vertrieb daselbst
den König Ariarathes und setzte den Orophernes auf dessen Thron, der jedoch kurz darauf wieder von jenem verdrängt wurde.
Der Trunkenheit ergeben und grausam, machte sich Demetrios bei seinen Unterthanen und Nachbarn so verhaßt, daß der von Ptolemäos,
Attalos und Ariarathes unterstützte AlexanderBalas als angeblicher Sohn des AntiochosEpiphanes gegen ihn
auftreten konnte und auch wirklich Anhänger fand. Von ihm in die Enge getrieben und dann in einer Schlacht (151) besiegt,
ward er auf der Flucht getötet.
5) Demetrios Nikator (Nikanor) II., Sohn des vorigen, flüchtete nach dessen Tod nach Kreta, kehrte aber 147 v. Chr.
nach Syrien zurück und bemächtigte sich des Landes mit Hilfe des Ptolemäos Philometor von Ägypten, nachdem AlexanderBalas 146 ermordet
worden war. Demetrios wurde eine Zeitlang durch einen Aufstand der Antiochener unter Tryphon vertrieben, wogegen er sich mit Jonathan
Makkabäus verband, mit dem er sich auch bald entzweite. Aber er gelangte bald wieder in den Besitz des
Throns, zog 140 gegen Arsakes, König von Parthien, wurde aber nach mehreren Siegen
[* 62] von diesem durch List gefangen genommen und
nach Hyrkanien gesandt.
Doch behandelte ihn der parthische König sehr gut, gab ihm seine Tochter zur Ehe und versprach ihm Wiedereinsetzung inSyrien. Als nun des Demetrios BruderAntiochos Sidetes, der sich 139 Syriens bemächtigt hatte, dem Partherkönig bedrohlich erschien,
entließ dieser 130 Demetrios, welcher Antiochos vertrieb und aufs neue den Thron bestieg; allein ein Krieg gegen Ägypten und seine
Härte machten ihn bei den Unterthanen so verhaßt, daß Ptolemäos Physkon einen jungen Alexandriner, Alexander
Zabina, als Gegenkönig aufstellen konnte. Demetrios, bei Damaskus von diesem geschlagen, kam in Tyrus, vergeblich eine Zuflucht suchend,
ums Leben (126).
¶
Phalēreus (d. h. aus Phaleron, Hafenstadt Athens), griech. Philosoph, geboren in niedrigem Stand um 345 v. Chr.,
Theophrasts Schüler, gewann in Athen als Redner so großen Einfluß, daß ihn König Kassandros 318 an die Spitze derVerwaltung
der Stadt erhob. Seine zehnjährige Verwaltung war die glücklichste Periode in der spätern athenischen
Geschichte, was die Athener dadurch anerkannten, daß sie ihm 360 Statuen, so viele, wie sie Tage im Jahr zählten, errichteten.
Als 307 DemetriosPoliorketes gegen Athen rückte, ging Demetrios, von den wankelmütigen Athenern zum Tod verurteilt, nach Alexandria,
wo er, von Ptolemäos Lagi ehrenvoll aufgenommen, diesen bei der Anlegung der Bibliothek unterstützte.
Dessen Nachfolger PtolemäosPhiladelphos schickte ihn jedoch nach Oberägypten ins Exil, wo er nach 283, angeblich am Biß einer
Schlange,
[* 64] starb. Demetrios gehörte als Philosoph zur peripatetischen Schule und hinterließ zahlreiche Schriften, von denen aber keine
auf uns gekommen ist. Ihm wird mit Unrecht ein (wohl vom SophistenDemetrios aus Alexandria unter Mark Aurel
verfaßtes) rhetorisches Werk: »Über den Ausdruck«, beigelegt, herausgegeben am besten im 9. Teil der »Rhetores
graeci« von Walz (Stuttg. 1836).
1) Demetrius I. Alexandrowitsch, Sohn des GroßfürstenAlexander I. Newskij, ward 1258 von diesem zum Fürsten
von Nowgorod ernannt, nach dessen Tod zwar von seinen Unterthanen vertrieben, nach seines Nachfolgers Jaroslaw I. Tod jedoch wieder
eingesetzt. Nach dem Tode des Großfürsten Wasilij Wladimir 1276 bestieg er den großfürstlichen Thron, fand aber an
seinem BruderAndreas einen erbitterten Feind und wurde von demselben mit Hilfe der Tataren vertrieben. Später erlangte er denThron wieder und behauptete sich unter beständigen Widerwärtigkeiten bis zu seinem Tod 1294.
2) Demetrius II., Sohn des GroßfürstenMichael, folgte 1320 seinem von Georg Danilowitsch ermordeten Vater als Fürst von
Nowgorod, mußte aber dem Tatarenchan sein Wort geben, daß er um das Großfürstentum mit dem Mörder seines Vaters nicht weiter
streiten wolle. Als jedoch 1325 beide in der Horde des Chans zusammentrafen, stieß Demetrius seinen Todfeind nieder, wofür ihn der
Chan hinrichten ließ.
3) Demetrius III. Konstantinowitsch, Fürst von Susdal, 1360 vom Tatarenchan als Großfürst von Moskau eingesetzt,
mußte schon 1362 dem Demetrius IV. Weichen und starb 1383 als Mönch.
4) Demetrius IV. Iwanowitsch, Donskoi, folgte 1363, vom Tatarenchan als Großfürst bestätigt, dem vorigen, suchte den innern Fehden
der Lehnsfürsten und den verheerenden Einfällen Nowgorodscher Freibeuter zu steuern und ließ seit 1367 den
Kreml zu Moskau erbauen, wohin er seine Residenz verlegte. Er erwehrte sich 1368 glücklich der Litauer, und als der Tatarenchan
Mamai in Rußland einfiel, um Michael von Twer auf den Thron von Moskau zu setzen, wußte ihn Demetrius zu versöhnen und ward von demselben
im Besitz des Großfürstentums bestätigt. Ein Krieg mit dem FürstenMichael von Twer endete mit der Unterwerfung Michaels. Darauf
zog Demetrius gegen die kasanischen Bulgaren, zwang ihren Sultan Machmet zur Unterwerfung, brach dadurch offen mit dem Chan Mamai und
schlug das gegen ihn geschickte Heer desselben Zwei Jahre später erfocht er auf
der Ebene von Kulikowo einen großen Sieg über die
von dem Chan selbst befehligten Tataren und erhielt deshalb den Ehrennamen
Donskoi, d. h. der Donische. Dem neuen Chan, Tochtamysch, gelang es aber schon 1382, Moskau zu erobern, wo seine Scharen entsetzlich
hausten. Demetrius, der nach Kostroma geflohen war, soll bei seiner Rückkehr über 24,000 Erschlagene gefunden
haben. Unter diesen Umständen gelang es ihm nicht, die vollständige Befreiung Rußlands von den Tataren zu erreichen. Er
starb seinen 17jährigen Sohn Wasilij als Nachfolger hinterlassend.
5) Jüngster Sohn Iwans IV., des Schrecklichen, geb. wenige Monate vor dem Tod seines Vaters,
ward unter ZarFeodor Iwanowitsch mit seiner MutterMaria nach Uglitsch verwiesen und daselbst, wahrscheinlich auf Befehl des
Boris Godunow (s. d.), ermordet. Nach andern Angaben rettete ihn seine Mutter, indem sie ein ähnliches Kind unterschob. Aus
der Ungewißheit seines Todes entstanden die falschen Demetrius (Pseudo-Demetrius), deren erster 1603 auftrat
und nach der, wie man auf Grund der Ergebnisse der neuesten Forschungen annehmen kann, fälschlichen Angabe derer, die ihn
für unecht hielten, einMönch aus dem Kloster Tschudow, Namens Grischka Otrepjew, gewesen sein soll. Er entdeckte sich zuerst
dem Fürsten Wisniewezki in Litauen, bei dem er in Diensten stand, und dann dem Woiwoden von Sandomir, Mniszek,
der ihn dem polnischen König Siegmund III. vorstellte und ihm seine Tochter Marina zur Gemahlin gab. Um Einfluß auf Rußland
zu gewinnen, unterstützten ihn die Polen, und er begann nun den Krieg gegen Boris, der, wiederholt geschlagen,
plötzlich starb, wie einige meinen, an Gift.
Boris' Sohn und Nachfolger Feodor ward kurz, bevor Demetrius 1605 in Moskau einzog und den Thron bestieg, nebst seiner Mutter erdrosselt.
Demetrius regierte mit Kraft
[* 67] und Umsicht; doch brachte er durch allerlei Neuerungen in Tracht und Sitte, insbesondere durch seine Bevorzugung
der abendländischen Kultur, die Großen des Reichs gegen sich auf; als seine Braut, die katholische Marina Mniszek, mit 2000 Polen
in Moskau erschien, erregte die Haltung der letztern allgemeinen Unwillen.
Während der Hochzeitsfeier entstand ein Aufstand in Moskau; der Pöbel und ein Soldatenhaufe, vom Fürsten Wasilij Schuiskij,
dem Demetrius schon früher einen Verrat großmütig verziehen, geführt, brach in den Kreml ein, wobei Demetrius und
viele Polen ermordet wurden. Marina, kaum dem Tod entronnen, ward in den Kerker geworfen.
Vgl. über Demetrius die russischen Schriften
von Usträlow (Petersb. 1831-35, 5 Bde.)
und Kostomarow (1864);
Mérimée, Der falsche Demetrius (deutsch, Leipz. 1869);
Pierling, Rome et Demetrius (Par. 1878),
u. a. Schiller benutzte seine Geschichte zu seinem unvollendeten Drama »Demetrius«.
Ein zweiter falscher Demetrius trat sehr bald, nachdem Wasilij Schuiskij den Thron bestiegen, auf, gab sich für Eine Person mit dem
ersten aus und behauptete, sich aus Moskau gerettet zu haben. Er schlug wiederholt die Truppen des Zaren
und fand besonders Anhang, als die herrschsüchtige Marina nach ihrer Befreiung ihn als ihren Gemahl anerkannte. Er residierte
längere Zeit im Dorf Tuschino in der unmittelbaren Nähe von Moskau und besetzte eine große Menge von Städten in der ganzen
Umgegend, insbesondere im Norden
[* 68] Rußlands, so daß der Zar Wasilij Schuiskij genötigt wurde, die HilfeSchwedens im Kampf gegen den Prätendenten und die ihn unterstützenden Polen in Anspruch zu nehmen. Das stark befestigte KlosterTroizk hatte von den »Tuschinzy«, wie die Anhänger
¶
mehr
des zweiten Demetrius genannt wurden, eine lange Belagerung auszuhalten. Als aber der polnische Hetman Zolkjewski nach Wasilijs SturzMoskau für Siegmunds III. Sohn Wladislaw in Besitz nahm, floh der Pseudo-Demetrius nach Kaluga und ward dort 1610 ermordet. Ein
dritter falscher Demetrius trat 1611 eine kurze Zeit in Nowgorod auf.
Demetz' System (s. Gefängniswesen) gewann nach und nach immer mehr Eingang, sowohl in Frankreich als in andern LändernEuropas,
und das berühmte, von SirWalter Crofton gegründete irische Strafsystem für Erwachsene ist dem von Demetz in
manchen Stücken nachgebildet worden. Einer der eifrigsten Verfechter dieses Systems in Deutschland
[* 74] ist F. v. Holtzendorff. Außer
seinen jährlichen Rapporten veröffentlichte Demetz über seine Strafkolonie: »Projet d'établissement d'une maison de refuge
pour les prévenus acquittés, à leur sortie de prison« (Par. 1836);
»Lettre sur le système pénitentiaire« (das. 1838) und das verdienstliche Werk »Rapports à M. le comte de Montalivet sur les
pénitenciers des États-Unis« (das. 1839).
reiches russ. Geschlecht, dessen Stammvater Nikita um 1665 geboren, ursprünglich Hammerschmied zu Tula, während
des schwedischen KriegsPeter d. Gr. Kanonen und Gewehre lieferte. Unter seiner Leitung legte 1699 die russische Regierung zu
Newjansk im Distrikt Jekaterinburg die erste Eisengießerei
[* 76] in Sibirien an, die Demidow mit so viel Geschick verwaltete,
daß ihn der Kaiser adelte und ihm 1702 die ganze Eisengießerei schenkte. Durch einen glücklichen Zufall entdeckte Demidow 1725 in
Sibirien die Minen von Kolyba, deren Ausbeute den unermeßlichen Reichtum seiner Familie begründete. Außer diesem sind besonders
hervorzuheben:
In denJahren 1837-40 veranstaltete er eine wissenschaftliche Expedition namhafter Naturforscher und Ingenieure nach Südrußland,
um die dort vermuteten mineralischen Schätze, namentlich die zur Weckung und Förderung der Industrie unentbehrlichen
Steinkohlenlager, aufzusuchen und überhaupt jene Länder nach allen Richtungen hin zu erforschen. Er selbst untersuchte mit
dem französischen Gelehrten de Sainson die ganze Nordküste des SchwarzenMeers und die HalbinselKrim
[* 80] in geschichtlicher und
statistischer Beziehung.
Die Ergebnisse dieser wissenschaftlichen Expedition stellte er zusammen in dem Prachtwerk »Voyage dans la Russie méridionale
et la Crimée, par la Hongrie, la Valachie et la Moldavie, exécuté en 1837« (Par. 1839 bis 1849, 4 Bde.; 2. Ausg.
1854; deutsch von Neigebaur, Bresl. 1854, 2 Bde.),
dem ein »Album de voyage« (Par. 1849, 100 Blätter) folgte; ein Auszug aus jenem Reisewerk ist »La Crimée«
(1855; deutsch; Bresl. 1855). Auch ein »Album pittoresque et archéologique de la Toscane« (1871) hat man von Demidow. Außerdem
erschienen von ihm: »Lettres sur l'empire de Russie« (Par. 1840);
Weil er als
Bekenner der griechischen Kirche das Versprechen gab, die aus dieser Ehe entspringenden Kinder in der römisch-katholischen Religion
erziehen zu lassen, ward er aus dem russischen Staatsdienst entlassen und nach Petersburg zur Verantwortung
geladen. Hier gewann er die Gunst des Kaisers wieder und durfte nach Paris zurückkehren. Schon 1845 trennte er sich von seiner
Gemahlin, der er eine ansehnliche Leibrente aussetzen mußte. Er war hierauf zuerst Attaché der russischen Gesandtschaft in
Rom und dann russischer Geschäftsträger am großherzoglichen Hof
[* 81] zu Florenz, wo er zu gunsten des regierenden
Hauses wie des päpstlichen Stuhls 1849 eine höchst umsichtige Thätigkeit entwickelte. BeimAusbruch des Krimkriegs schenkte
er dem russischen Staatsschatz 1 Mill. Silberrubel und ward dafür
¶