3. Febr. in
Budapest
[* 2] beigesetzt und die Errichtung eines großartigen Denkmals von den Staatsbehörden beschlossen. Die
RedenFranz
Deáks wurden von Konyi herausgegeben
(Pest 1881 ff.).
Amīcis (spr. -tschis),Edmondo, ital. Belletrist, geb. zu
Oneglia in
Ligurien, trat nach zurückgelegten Lycealstudien in die
Militärschule zu
Modena, verließ dieselbe als
Leutnant und
nahm 1866 teil an der
Schlacht von
Custozza.
[* 4] Im nächsten Jahr übernahm er die Redaktion der
Zeitschrift
»Italia militare« zu
Florenz,
[* 5] in welcher er zuerst seine
Skizzen aus dem Militärleben (»La vita militare«, 1869; 8. umgearbeitete
Aufl. 1885) veröffentlichte, die neben seinen
»Novellen« (5. Aufl. 1884) durch die frische Unmittelbarkeit des
Stils bald
eine Lieblingslektüre des italienischen
Publikums wurden.
Nach dem Einzug der
Italiener in
Rom
[* 6] trat De Amicis aus der
Armee aus, um sich ganz der Schriftstellerei zu widmen.
Er unternahm zahlreiche und weite
Reisen nach
Spanien,
[* 7]
England,
Holland, Nordafrika, der Türkei,
[* 8]
Frankreich etc., und diese gaben
ihm
Stoff zu ebenso vielen anziehenden Reiseschilderungen. Wir nennen von denselben: »La Spagna« (1873, 8. Aufl. 1884);
»Ricordi
di Londra« (8. Aufl. 1881);
»L'Olanda« (7. Aufl. 1882);
»Marocco« (11. Aufl. 1885);
»Costantinopoli« (13. Aufl. 1883, 2 Bde.);
»Pagine sparsi« (1877, 8. Aufl. 1884);
»Ricordi di Parigi« (4. Aufl. 1879, 2 Bde.).
Einen historisch-politischen
Hintergrund haben die »Ricordi di
Roma«
[* 9] (1870-1871) und das Werk
»Roma libera« (1872). De Amicis verbindet
mit
Frische und Lebhaftigkeit der
Darstellung einen gewissen künstlerischen
Idealismus und gilt heute als
der populärste Schriftsteller
Italiens.
[* 10]
Später erschienen seine
»Poesie« (1881),
die das ganze originelle
Talent des
Autors
von der glänzendsten Seite zeigen, ferner »Ritratti letterarii« (1881)
und ein ebenso humor- wie gemütvolles
Buch über die
Freundschaft: »Gli amici« (1882, 2 Bde.).
Viele seiner Werke wurden auch übersetzt (einige
Erzählungen deutsch in
Heyses
»ItalienischenNovellisten«).
(spr. dihs'),PeterWarrens, ein
Beamter der
Hudsonbaikompanie, begleitete
Franklin 1825 auf seiner
Reise im Gebiet
des
Mackenzie und an der
NordküsteAmerikas und unternahm 1837-39 mitThomasSimpson eine Expedition, um
die früher gemachten
Aufnahmen zu erweitern. Sie kamen von der Mackenziemündung westlich über
Franklin's Return
Reef hinaus
bis zum
KapBarrow und setzten, nachdem sie am
Bärensee überwintert, im nächsten Jahr ihre Forschungen nach der andern Seite
hin fort. Der fernste
Punkt, den sie hier auf sehr beschwerlichen Bootsfahrten erreichten, war das
Kap
Britannia, östlich von
Backs fernstem
PunktPoint Ogle, unfern
Boothia Felix, so daß im ganzen nur noch
ca. 60 engl.
Meilen der
Küste unbekannt blieben. Dease starb 1863 in
Kanada.
wüstes
Thal im
SW. des nordamerikan.
StaatsKalifornien,
zwischen dem Telescope
Range (3260
m) und dem Funeral
Range, in dessen Mitte ein abflußloser
See, 37 m unter dem Meeresspiegel,
liegt.
Nur einige
Kakteen
[* 14] u. zwerghafte Artemisien gedeihen dort.
(debarquieren, franz.), ausschiffen, landen; in der
Marine gebräuchlicher
Ausdruck für
Landung von
Truppen.
Dazu gehören
Prahme, welche gebrauchsfertig oder zerlegt an
Bord der
Flotte eingeschifft sind. Zu
Wasser gebracht, werden mehrere
derselben zusammengekuppelt und mit gemeinschaftlicher
Plattform ausgerüstet, auf denen dieGeschütze
[* 19] mittels Beibooten geschleppt werden. Außerdem sind
Landungsbrücken nötig. Ein aus zwei
Prahmen gebildetes
Floß kann
ca. 50 Mann
Infanterie oder 9 Kavalleristen mit ihren
Pferden oder ein
Geschütz samt
Zubehör befördern. In der Neuzeit wurde das größte
Debarquement (Debarkierung) bei Beginn des
Krimkriegs bewirkt, indem vom 14. bis die
Armee der
Verbündeten (64,000 Mann) von der vereinigten britisch-französisch-türkischen
Flotte bei
Eupatoria gelandet wurde.
Generationswechsel (z. B. bei den Rostpilzen) und über sexuelle Vorgänge bei den Pilzen. Von seinen zahlreichen Schriften
erwähnen wir: »Beitrag zur Kenntnis der Achlya prolifera« (Berl.
1852);
(franz., Diskussion), mündliche Beratung in geordneter Rede und Gegenrede; daher debattieren, einen Gegenstand
in geordnetem Verfahren mündlich erörtern. Der Ausdruck Debatte wird besonders von den Verhandlungen in parlamentarischen Körperschaften,
Gemeindevertretungen, öffentlichen Versammlungen und Sitzungen von Kollegien gebraucht. Die Debatte wird von
dem Vorsitzenden eröffnet, geleitet und geschlossen nach Maßgabe der Geschäftsordnung (s. d.), welche für die betreffende
Körperschaft gegeben ist.
Die Bestimmungen der verschiedenen Geschäftsordnungen sind zwar im einzelnen vielfach voneinander abweichend, doch können
für die Debatte in den Sitzungen der Volksvertretungen wie in den öffentlichen Versammlungen, namentlich Wählerversammlungen,
folgende Regeln als feststehende bezeichnet werden, indem die parlamentarischen Verhandlungsformen auch in solchen Versammlungen
analoge Anwendung finden. Ist über einen Gegenstand von dem Vorsitzenden die Debatte eröffnet, so darf nur derjenige
das Wort nehmen, welchem es nach vorgängiger Meldung von dem Vorsitzenden erteilt worden ist. Es ist nicht statthaft,
den Redner aus der Versammlung heraus zu unterbrechen und Zwiegespräche mit ihm anzuknüpfen; doch sind Zwischenrufe, insoweit
sie nicht in Störungen ausarten, nicht absolut untersagt, ebensowenig wie Ausdrücke des Beifalls oder des Mißfallens.
Dem Vorsitzenden steht, was die Zulassung oder das Verbot solcher Meinungsäußerungen anbetrifft, eine gewisse diskretionäre
Gewalt zu. Dem Redner ist die freie Rede gewährt, doch findet diese Redefreiheit in der Disziplinargewalt
des Vorsitzenden und, was die Versammlungen und Vereinssitzungen anbetrifft, in den gesetzlichen Vorschriften über das Vereins-
und Versammlungsrecht ihre Begrenzung. Mitglieder gesetzgebender Versammlungen können außerhalb der letztern wegen Äußerungen,
die sie in der parlamentarischen Debatte gethan haben, nicht zur Verantwortung gezogen werden.
Der Vorsitzende kann jedoch bei vorkommenden Ungehörigkeiten den Redner unterbrechen, auch zur Ordnung oder zur Sache rufen;
letzteres dann, wenn der Redner sich allzu weit vom Gegenstand der Beratung entfernt. Bei wiederholter Ordnungswidrigkeit
kann dem Redner durch Beschluß
der Versammlung das Wort entzogen werden, ebenso wenn er sich fortgesetzt
von dem Gegenstand, welcher zur Debatte steht, entfernen sollte. Indessen ist es für einen gewandten Redner nicht
allzu schwer, Gegenstände zu berühren und zu besprechen, die an und für sich mit dem Gegenstand der Debatte in
gar keinem oder doch nur in losem Zusammenhang stehen.
Hat sich niemand mehr zum Wort gemeldet, so schließt der Vorsitzende die Debatte, und es kommt zur Abstimmung. Es kann jedoch der
Schluß der Debatte auch dadurch herbeigeführt werden, daß aus der Versammlung heraus ein Schlußantrag gestellt
wird. Nimmt die Versammlung den Antrag auf Schluß der an, so werden dadurch die noch gemeldeten Redner
präkludiert. In denGeschäftsordnungen der gesetzgebenden Körper ist indessen regelmäßig vorgesehen, daß ein Schlußantrag
nur dann zur Abstimmung gelangen kann, wenn er von einer Anzahl von Mitgliedern (30 nach der Geschäftsordnung des deutschen
Reichstags) unterstützt ist.
Nach dem Schluß der Debatte können nur noch persönliche Bemerkungen, welche sich auf die vorhergegangene
Diskussion beziehen, zugelassen werden, und es gehört ein besonderes Geschick dazu, sachliche Bemerkungen in das Gewand von
persönlichen zu kleiden und so dennoch anzubringen, obwohl die Debatte geschlossen ist. Übrigens ist es Brauch oder
geschäftsordnungsmäßige Vorschrift, daß Antragsteller oder Berichterstatter nicht nur das Wort zur
Einleitung der Debatte erhalten, sondern daß ihnen nach Schluß der Debatte auch das Schlußwort zusteht.
Für den deutschen Reichstag ist zu beachten, daß die Bevollmächtigten zum Bundesrat jederzeit gehört werden müssen. Nimmt
daher nach Schluß der Debatte ein Mitglied des Bundesrats im Reichstag noch das Wort, so gilt die Debatte wieder als
eröffnet. Für die parlamentarischen Verhandlungen ist der Unterschied zwischen Generaldebatte (Generaldiskussion) und Spezialdebatte
(Spezialdiskussion) von besonderer Wichtigkeit. Bei den Beratungen über Regierungsvorlagen und Gesetzesvorschläge, die
aus der Initiative des Parlaments hervorgehen, findet nämlich eine Unterscheidung zwischen allgemeiner und besonderer Beratung
statt.
Die allgemeine oder generelle Debatte beschäftigt sich mit den Grundsätzen der Vorlage überhaupt; sie erörtert
dieselben nach allgemeinen Gesichtspunkten. Die Spezialdebatte geht auf die Einzelheiten der Vorlage ein, sie erörtert in der
Detailberatung die einzelnen Bestimmungen derselben. So dient z. B. die Generaldiskussion
des Staatshaushaltsetats dazu, die Finanzlage und die Finanzpolitik des Staats und der Staatsregierung im
allgemeinen zu besprechen, während in der Spezialdebatte die Etats der einzelnen Ressorts geprüft, die einzelnen Etatspositionen
diskutiert und zur Abstimmung gebracht werden.
Nach der Geschäftsordnung des deutschen Reichstags insbesondere beschränkt sich die erste Beratung (Lesung) der Regierungsvorlagen
und parlamentarischen Initiativanträge auf die allgemeine Erörterung. Die erste Lesung schließt damit, daß
sich das Haus darüber schlüssig macht, ob die Vorlage zunächst einer Kommission zur Vorberatung überwiesen, oder ob die
zweite Lesung alsbald im Plenum stattfinden soll. Die zweite Beratung ist für die Spezialdebatte bestimmt. Die einzelnen Artikel
und Paragraphen werden diskutiert und zur Abstimmung gebracht. Die dritte Beratung verbindet eine nochmalige
Generaldebatte mit einer nachfolgenden abermaligen Spezialdiskussion, an welche sich die Schlußabstimmung über das
Ganze anschließt. In den¶
mehr
Beratungen der Kommissionen (Ausschüsse) der parlamentarischen Körperschaften sind im wesentlichen dieselben Grundsätze wie
für die Debatte in den Plenarverhandlungen maßgebend, nur daß jene nicht wie die letztern der Regel nach öffentlich sind.
Belloy (spr. -lŏa),PierreLaurent, eigentlich Buirette, franz. Tragiker, geb. zu
St.-Flour, wendete sich wider den Willen seines Oheims, eines berühmten PariserAdvokaten, der dramatischen
Kunst zu und trat unter dem Namen De Belloy in Rußland als Schauspieler auf. Im J. 1758 ging er nach Paris
[* 35] zurück, um seine Tragödie
»Titus« zur Aufführung zu bringen, die aber vollständig durchfiel. Mehr Erfolg hatte seine »Zelmire« (1760),
wie die vorige
eine Nachahmung des Metastasio. Den entschiedensten Beifall aber fand »Le
[* 36] siège de Calais«
[* 37] (1765), obwohl sich viele Geschmacklosigkeiten,
schlechte Verse und Anachronismen darin finden. Es war aber ein nationales Stück, welches in der Zeit der politischen Ohnmacht
die Ehre des französischen Namens und den Ruhm der französischen Waffen
[* 38] in jedem Vers pries. In ähnlicher
Weise wurden in »Gaston et Bayard« (1771) hauptsächlich die nationalen Helden gefeiert.
Der Erfolg dieser beiden Stücke verschaffte ihm 1771 die Aufnahme in die Akademie. Weniger gelang die Schilderung der Leidenschaften
in »Gabrielle de Vergy« (1772),
der die Geschichte der Dame von Fayel zu Grunde liegt. »Pierre le Cruel«
(1772),
aus der spanischen Geschichte, ist eins seiner schwächsten Stücke. De Belloy starb Außer den Tragödien hat
er »Fragments historiques«, »Poésies fugitives«, »Observations sur la langue et la poésie françaises«
herausgegeben. Seine »Œuvres« erschienen 1779 und 1787 in 6 Bänden.
in der Buchhaltung gebräuchliche Überschrift derjenigen Blattseite eines Kontos, auf welcher die dasselbe
belastenden Beträge verzeichnet sind (im Gegensatz zu Credit, »er hat gut«),
In der französischen Kaufmannssprache
ist Debit außerdem s. v. w. Debet (s. d.), daher debitieren auch s. v. w.
belasten, eine Summe jemand zur Last schreiben.
Nach dem Wiedereinzug der Österreicher ging er nach Toscana, sodann nach Rom, wo ihn die dortige Republik
zum Gesandten in der Schweiz
[* 43] ernannte. Der Sturz der Republik in Rom verhinderte seine Rückkehr ins Vaterland. Er nahm teil an der
bekannten »Tipografia elvetica« in Capolago und hielt sich dann in Zürich
[* 44] auf,
wo er kärglich von den Berichten über europäische Verhältnisse lebte, welche er für die »Tribuna«
in Buenos Ayres
[* 45] schrieb. 1859 endlich ins Vaterland zurückgekehrt, trat er 1860 ins Parlament, wo er stets der Linken angehörte
und keine Gelegenheit vorübergehen ließ, um gegen das Papsttum zu kämpfen. Er starb in Florenz.
Seine Hauptschriften sind folgende: »Gli Eccelini e gli Estensi. Storia del secolo XIII« (Vened. 1841, 3 Bde.);
israelit. Prophetin, Richterin und Heldin, Frau des Lapidoth, welche auf dem GebirgeEphraimRecht sprach, warf
im Verein mit Barak, dem Sohn Abinoams, das bereits 20 Jahre schwer auf Israel lastende Joch des kanaanitischen
Königs Jabin von Hazor ab.
Deborahs und Baraks Siegeslied, ein wertvolles Überbleibsel der althebräischen Volkspoesie, findet
sich im Buch der Richter 5.
(franz. débouché, spr. -buhschē), der Ausgang aus einer Schlucht, einem Defilee etc.;
daher debouchieren, im Kriegswesen s. v. w. aus einem Defilee hervortreten, worauf dann die Truppe aus der Marschkolonne zum
Gefecht aufmarschieren kann.
Eine steile Basalttreppe führt zur Plattform des mit einer Batterie gekrönten Hügels. In Debra Tabor lagert
gewöhnlich die Hauptmacht des abessinischen Heers.
(spr. döbroh),PaulEmile, einer der populärsten franz. Liederdichter, geb. 1796 zu
Ancerville (Meuse), erhielt eine Stelle an der Bibliothek der medizinischen Schule, die er indessen aus Liebe
zur Unabhängigkeit nach einigen Jahren aufgab, wurde 1823 wegen seiner Angriffe auf die Regierung zu mehrmonatlicher Haft verurteilt
und starb Immer heiter und lustig trotz der ärmlichsten Verhältnisse, besang er Vaterland, Wein und Liebe in leichten,
frischen Liedern, die zwar Eleganz und Feinheit oft vermissen lassen, dafür aber um so lieber in Kneipe
und Werkstatt gesungen wurden. Man hat ihn den »Béranger de la canaille« genannt. Am bekanntesten sind die Lieder: »La Colonne«,
»Le MontSaint-Jean«, »Bélisaire«, »T'en souviens-tu?«, »Les barricades«, »PrinceEugène«, »Fanfan la Tulipe«, »La
veuve du soldat«, »Marengo«.
[* 48] Eine vollständige Sammlung seiner »Chansons« gab Béranger heraus (Par. 1833, 3 Bde.).
[* 49] (spr. däbräzin, ungar. Debreczen), königliche
Freistadt und Sitz des ungar. Haidukenkomitats, in einer sandigen und wasserarmen Ebene (Debrecziner Heide) an der Vereinigung
der Ungarischen Nordost- und der Ungarischen Staatsbahn gelegen, ist ein Ort mit echt magyarischem Typus und seit
jeher der Hauptsitz des Protestantismus. Ansehnliche Gebäude sind: die reformierte und Franziskanerkirche, das Piaristenkloster,
Rathaus, Sparkassengebäude, mehrere Fabriken, die große Stephansdampfmühle und das Akademiegebäude der Reformierten. Debreczin zählt
(1881) 51,122 rein ungarische, meist reformierte Einwohner, die größtenteils Ackerbau und Viehzucht
[* 50] betreiben oder sich dem
Handel und einzelnen Gewerben widmen.
Die beiden erstern werden sehr gefördert durch die ausgedehnten und fruchtbaren Ebenen, welche die Stadt
umgeben, und auf denen ungeheure Herden von Vieh Nahrung finden, wie anderseits Weizen, Hirse,
[* 51] Tabak
[* 52] und Wassermelonen auf ihnen
vorzüglich gedeihen. In industrieller Beziehung sind die Seife, die Lebkuchen, die thönernen Pfeifenköpfe sowie die Würste
und Schinken von Debreczin weitverbreitete Handelsartikel. Im übrigen erstreckt sich der Handel insbesondere
auf Speck, Getreide,
[* 53] Knoppern, Tabak, Hornvieh, Schweine,
[* 54] Pferde,
[* 55] Honig, Schafkäse etc. Debreczin besitzt eine Handels- undGewerbekammer,
eine Filiale der Österreichisch-UngarischenBank und mehrere große Geldinstitute; ferner an Bildungsinstituten die bereits
erwähnte Akademie, eine der größten und reichsten reformierten theologischen Lehranstalten in Ungarn,
[* 56] mit einer Bibliothek von über 90,000 Bänden (darunter seltene Werke und Manuskripte) sowie mit wertvollen mathematischen,
physikalischen und naturhistorischen Sammlungen.
Außerdem befinden sich in Debreczin eine landwirtschaftliche höhere Lehranstalt, städtische Oberrealschule, Handels- undGewerbeschule,
ein reformiertes Ober- und ein katholisches Untergymnasium, eine katholische Hauptschule und andre Erziehungsinstitute,
mehrere Waisenhäuser, Armenanstalten und Spitäler. Debreczin hat ein schönes Theater
[* 57] und einen Dampftramway und ist der Sitz eines
Gerichtshofs, einer Finanzdirektion und eines Tabaks-, Forst- und Steuerinspektorats. - Der Ursprung der Stadt ist unbekannt.
Heide, die Ebene um die Stadt Debreczin, ein Teil der großen ungarischen Tiefebene, ist teils eine Sandwüste,
teils (im S.) fruchtbarer Weideboden, auf dem zahllose Ochsen-, Schaf- und Schweineherden weiden und Weizen, Hirse, Buchweizen,
Tabak und Wassermelonen gedeihen. Die hat, soweit sie zur Stadt gehört, 830 qkm Flächenraum; sonst (auch Hortobágyer
Pußta genannt) erstreckt sie sich über das Hundertfache. Merkwürdig sind die vielen Natronseen, welche im Sommer austrocknen
und eine 0,6-1,3 cmZoll dicke Sodakruste am Boden zurücklassen, die gesammelt wird und sich alle 3-4 Tage
erneuert. In Ungarn nennt man sie weiße Seen (Fehér tó), weil sie mit einem schneeähnlichen Überzug bedeckt sind. Der Boden
ist glimmerhaltiger Quarzsand. Die Ufer der Seen sind mit Salicornia, Salsola und andern salzhaltigen Pflanzen der Meeresküste
bedeckt.
(spr. döbross'),Charles, franz. Geschichtsforscher, geb. zu
Dijon,
[* 59] veröffentlichte »Lettres sur l'état de la ville d'Herculanum« (Dijon 1750),
welche die ersten Nachrichten über die
dortigen Ausgrabungen brachten, die Frucht einer 1739 unternommenen italienischen Reise. 1756 schrieb er auf Buffons Anregung
die »Histoire des navigations aux terres australes« (Dijon 1756, 2 Bde.; deutsch von Adelung, Halle 1767, 2 Bde.),
in welcher er die neuentdeckten Länder und Inseln derSüdsee als Australien
[* 60] und Polynesien bezeichnete. Daran schlossen sich:
»Traité de la formation mécanique des langues« (Par. 1765, 2 Bde.;
neue Ausg. 1801; deutsch von Hißmann, Leipz. 1777),
worin er den Ursprung der Sprachen aus der natürlichen
Fähigkeit des Menschen, die Artikulation der Organe zu verändern, erklärte, und »Sur le culte des dieux fétiches« (Dijon
1760; deutsch von Pistorius, Strals. 1785). Sein Hauptwerk ist: »Histoire de la république romaine dans le cours du VII. siècle
par Salluste« (Dijon 1777, 3 Bde.; deutsch von Schlüter, 1799), eine Frucht jahrelanger Beschäftigung
mit Sallust, worin er die gründlichste Kenntnis des römischen Lebens an den Tag legte. Debrosses starb als Präsident des Parlaments
von Bourgogne auf einer Reise in Paris. Seine »Lettres familières écrites d'Italie en 1739 et 1740« (Par. 1799)
wurden zuletzt von Colomb herausgegeben (1885).
(spr. döbühr),GuillaumeFrançois, franz. Bibliograph, geb. 1731 zu Paris, besaß daselbst eine Buchhandlung
und begründete durch seine bibliographischen Arbeiten, namentlich durch die »Bibliographie instructive« (Par. 1763-68, 7 Bde.;
»Supplément«, das. 1769, 2 Bde.;
Ergänzungsband von Née
¶
(spr. dökähn), 1) Henri, belg. Maler, geb. zu Brüssel,
[* 74] gest. in Paris, SchülerDavids,
Girodets und Gros', ausgezeichnet durch naturgetreue Behandlung und glänzende, aber gefällige und anmutige
Färbung, besonders in Porträten. Seine bekanntesten Werke sind: eine indische Familie in der Verbannung;
Titel der berühmten Novellensammlung des Boccaccio (s. d.). ^[= (spr. -kattscho), Giovanni, einer der größten ital. Dichter und hochverdienter Humanist, war ...]
Nachdem er sich mit der türkischen Patrouille, den gelehrten Hunden und dem Hundehospital (1831) seinen Weg vorgezeichnet,
ließ er noch eine Reihe von orientalischen Genrebildern folgen, bei welchen er es vornehmlich auf den Effekt
der Farbe und des blendenden Sonnenlichts anlegte; so: die türkische Wache (1834), die mit einer Schildkröte spielenden Kinder
(1836), die Zuschauer bei einer Hinrichtung (1839), die ausgelassene türkische Schuljugend (1842), der türkische Metzger
(1843), das türkische Kaffeehaus etc. Nebenher widmete er sich besonders der Beobachtung des Tierlebens, vornehmlich mit
feiner ironischer Charakterisierung, die dann zu parodistischen Schöpfungen, besonders in Affengruppen,
führte. Seine Affen
[* 76] als Musiker, als Köche, als Bäcker, als Metzger zeigen eine drastische Persiflage menschlicher Physiognomie.
Das erfolgreichste von seinen Affenbildern sind die Singes experts,
¶
Candolle (spr. dökangdoll), 1) Augustin Pyrame, Botaniker, geb. zu Genf
[* 79] als Sprößling einer adligen Familie
aus der Provence, welche aus konfessionellen Rücksichten 1558 nach Genf
übergesiedelt war, widmete sich,
durch einen Aufenthalt auf dem Land und durch Vauchers Vorlesungen angeregt, der Botanik. Im Winter von 1796/97 hörte er zu
Paris Vorlesungen über Chemie, Physik und Botanik und glaubte zu erkennen, daß die letztere ihre weitere Ausbildung vorzüglich
von der Hilfe der beiden zuerst genannten Disziplinen zu erwarten habe. Im J. 1797 erschien DeCandolles
erste dahin einschlagende Arbeit über die Ernährung der Flechten. Auch seine »Essais sur les propriétés médicales des plantes
comparées avec leurs formes extérieures et leur classification naturelle« (Par. 1804, 2. Aufl.
1816; deutsch von Perleb, Aarau
[* 80] 1818) gehören hierher. Er bearbeitete den Text zu Redoutés »Plantes grasses«
(Par. 1799-1829, Bd. 31) und zu desselben
»Liliacées peintes« (das. 1802-1808, 4 Bde.)
und eine »Astragalogia« (das. 1802), während
er zu gleicher Zeit in Verbindung mit Delessert durch Gründung der Société philanthropique und der Société d'encouragement
pour l'industrie nationale gemeinnützige Tendenzen verfolgte. Im J. 1802 ward er zum Honorarprofessor
an der Akademie zu Genf
ernannt, blieb jedoch in Paris und hielt 1804 seinen ersten botanischen Kursus am Collège de France.
Als BenjaminDelessert 1801 das reiche Herbarium der FamilieBurmann gekauft hatte, schenkte er die Dubletten seinem Freunde De Candolle; später
erwarb dieser die ebenfalls ansehnliche Pflanzensammlung L'Héritiers. Dies die Grundlagen des Herbariums,
welches De Candolle auf 70-80,000 Arten brachte, und das als einer der größten naturwissenschaftlichen SchätzeEuropas betrachtet
werden darf. Die »Flore française« (Par. 1805, 4 Bde.;
dieselbe Ausgabe vermehrt um 2 Bde., 1815), obwohl als dritte Auflage von Lamarcks gleichnamigem Buch angekündigt, ist als DeCandolles eignes Werk anzusehen. Im Auftrag der Regierung bereiste De Candolle 1806-12 Frankreich und Italien
[* 81] zum
Behuf botanischer und agronomischer Forschungen und gab als Resultat dieser Reisen das Supplement zur »Flore« und die »Rapports«
(Par. 1813) heraus. Im J. 1807 zum Professor an der Akademie zu Montpellier
[* 82] ernannt, trat De Candolle dies Amt 1810 an,
legte dasselbe jedoch 1816 nieder und ging nach Genf,
wo der Staatsrat für ihn eine eigne Professur errichtet hatte.
Hier wirkte er sowohl durch seine Vorlesungen und seine wissenschaftliche Thätigkeit wie auch als Mitglied des Rats und als
Präsident der Société des arts bis zu seinem Tod, De Candolle bethätigte sich als praktischer Systematiker
und beschreibender Botaniker wie keiner vor oder nach ihm; vor allem aber entwickelte er die Theorie der Systematik, die Gesetze
der natürlichen Klassifikation mit großer Klarheit und Tiefe und stützte sich dabei auf morphologische Untersuchungen, die
für die ganze Systematik äußerst fruchtbar wurden. Er begründete die Lehre
[* 83] vom Abortus und von der Verwachsung
der Organe.
Auch für die Physiologie und Pflanzengeographie leistete er Bedeutendes. Sein großes Werk »Regni vegetabilis systema naturale«
(Par. 1818-21, Bd. 1 und 2) hatte er
auf einer zu breiten Grundlage begonnen, als daß er es hätte vollenden können; daher zog er es im
»Prodromus systematis naturalis regni vegetabilis« (das. 1824 bis
1873, 17 Bde., von denen Bd. 8 ff.
von seinem Sohn u. a. bearbeitet sind) in eine kürzere Form zusammen; in diesem Werk sind
die phanerogamischen Pflanzenfamilien nach dem natürlichen SystemDeCandolles aufgeführt und sämtliche bis dahin bekannten
Gattungen und Arten kurz beschrieben.
Außerdem schrieb er: »Théorie élémentaire de la botanique« (Par. 1813; 2. Aufl.
von seinem Sohn, 1844, deutsch von Sprengel, Leipz. 1820, 2 Bde.);
»Physiologie végétale« (Par. 1832, 3 Bde.;
deutsch und mit Anmerkungen von Röper, Stuttg. 1833-35);
»Collection des mémoires pour servir à l'histoire
du règne végétale« (Par. 1828-38, 3 Bde.);
»Essai élémentaire de géographie botanique« im 18. Teil des »Dictionnaire des sciences naturelles«.
Seine Bibliothek und
seine Pflanzensammlung vermachte De Candolle seinem Sohn mit der Bedingung, beides dem Studium zugänglich sein zu
lassen wie bisher und an der Beendigung des »Prodromus« fortzuarbeiten.
Vgl. De la Rive, A. P. De Candolle, sa vie et ses travaux (Par. u. Genf
1851);
»Mémoires et souvenirs de A. P. De Candolle écrits par lui-même« (hrsg. von seinem Sohn, das.
1862).
2) Alphonse LouisPierre Pyrame, Sohn des vorigen, Botaniker, geb. zu Paris, studierte an der
Akademie in GenfRechtswissenschaft und veröffentlichte außer zahlreichen rechtswissenschaftlichen und statistischen Abhandlungen:
»Le droit de grâce« (Genf
1829) und »Les
caisses d'épargne de la Suisse« (das. 1838). Er war Mitglied des GroßenRats und gab als Präsident der Société des
arts während 25 Jahren die Jahresberichte derselben heraus. Durch den Einfluß seines Vaters mehr und mehr zur Botanik hingezogen,
wurde er nach dem Tode desselben zum Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens zu Genf
ernannt.
Von seinen botanischen Werken sind zu erwähnen: »Introduction à l'étude de la botanique« (Par.
1835, 2 Bde.; deutsch von Bunge, 2. Aufl., Leipz. 1844);