precursori di Dante Alighieri«,
Flor. 1874). Von neuern deutschen Werken über Dante Alighieri sind, von den
Biographien (s. unten) abgesehen, hervorzuheben:
Ruth,
Studien über Dante Alighieri
(Tübing. 1853);
ferner
Wittes verschiedene wichtige
Aufsätze zur Dante-Litteratur, gesammelt unter dem
Titel: Dante-Forschungen.
Altes und
Neues
(Halle
[* 2] 1869 u.
Heilbr. 1879, 2 Bde.);
Scartazzini, Abhandlungen über Dante Alighieri (Frankf. 1880) u. a. In
Frankreich brachten nicht unwichtige Beiträge
zur Kenntnis Dantes und seiner Zeit: Fauriel in »Dante Alighieri et les origines de la littérature italienne«
(Par. 1854, 2 Bde.),
Ozanam in »Dante Alighieri et la philosophie catholique au XIII. siècle«
(5. Aufl., das. 1869) und K.
Hillebrand in
»Dino Compagni, étude historique et littéraire sur l'époque
de Dante Alighieri« (das. 1862). Auch E.
Daniels »Essai sur la Divine
Comédie« (Par. 1873) ist zu nennen. In
Deutschland
[* 3] gab das Dante-Jubiläum
Anlaß zur
Gründung der
Dante-Gesellschaft, die sich 1865 in
Dresden
[* 4] unter der
Ägide des Dantekundigen
KönigsJohann vonSachsen
[* 5] konstituierte und bis jetzt vier
Bände ihres »Jahrbuchs« (Leipz. 1867-77)
herausgegeben hat.
M. Granatas »Florilegio e dizionario Dantesco« (Neap.
1855),
G. J. ^[Giuseppe Jacopo]
Ferraris ^[richtig: Ferrazzis] »Enciclopedia Dantesca«
(Mail. 1863-77, 5 Bde.),
Boccis »Dizionario
storico, geografico, universale della
DivinaCommedia«
(Rom
[* 6] 1874) u. a. Bibliographische Verzeichnisse aller
Ausgaben, Übersetzungen
und Erläuterungsschriften
geben deBatines' »Bibliografia Dantesca«
(Prato 1845-48, 5 Bde.) mit der Fortsetzung von Carpellini
(Siena 1866) und
Ferrazzis
»Manuale Dantesco«
(Bassano 1865-77, 5 Bde.). Die Dante-Litteratur von 1865 bis 1879 enthält
die »Bibliographia Dantea« von
Petzholdt (2. Ausg.,
Dresd. 1880); speziell die deutsche:
Scartazzinis Werk »Dante Alighieri in
Germania«
[* 7]
(Mail.
1881-83, 2 Bde.). Eine encyklopädische Übersicht der ganzen
Dante-Forschung bietet
Scartazzinis »Dantologia«
(Mail. 1883).
[Biographische Litteratur.]
Die Lebensumstände des Dichters sind von keinem seiner Zeitgenossen ausführlich
aufgezeichnet worden.
BoccacciosBuch »Dell'origine, vita, studj e costumi del chiarissimo ist leicht
und schwungvoll geschrieben, aber reich an Willkürlichkeiten und mehr
Roman als Geschichte, ein
Panegyrikus, der allerdings
das Außerordentliche im
Wesen des Dichters lebhaft erkennen läßt. Was Spätere, wie
Villani, Bardini,
Polentone, über Dante Alighieri veröffentlicht haben, hat geringe Bedeutung. Weit wichtiger ist die
Biographie Dantes von
LeonardoBruni
(Perugia 1617,
Flor. 1672). Den obersten
Rang aber unter den italienischen Biographen des Dichters behaupten Gius. Pelli (»Memorie
per servire alla vita di Dante Alighieri«, Vened. 1758; neue
Ausg.,
Flor. 1823),
CesareBalbo
(»Vita di Dante Alighieri«,
Turin
[* 8] 1839, 2 Bde.) und besonders Fraticelli, dessen Werk
(»Storia della vita di Dante Alighieri«,
Flor. 1861) eine erschöpfende Zusammenstellung des biographischen
Stoffes und kritische Sichtung
desselben enthält, ohne indessen auf eine künstlerische Gestaltung Bedacht zu nehmen. Unter den deutschen biographisch-litterarischen
Werken über Dante Alighieri sind hervorzuheben: Schlosser, Dante Alighieri (Leipz. u. Heidelb.
1855);
Floto, Dante Alighieri, sein
Leben und seine Werke (Stuttg. 1858);
daMajāno, ital. Dichter,
Freund des
Dante Alighieri, aus
Majano in
Toscana gebürtig, blühte um 1290 und stand
bei seinen Zeitgenossen in großem Ansehen als Dichter, obwohl sich seine Gedichte weder durch
Inhalt
noch Form auszeichnen. Seine
Sprache
[* 11] ist roh und noch voll provençalischer Wendungen, sein
Ausdruck gezwungen, seine
Bilder
trivial, und der
Inhalt seiner
Poesien geht nicht über die gewöhnlichen Liebesbeteurungen und Liebesklagen, wie sie bei den
provençalischen Dichtern im
Gebrauch waren, hinaus. Es haben sich von ihm etwa 40
Sonette, 5
Balladen und 3
Kanzonen
erhalten, die sich in mehreren Sammlungen, namentlich in den »Poeti del primo
secolo della lingua italiana«
(Flor. 1816, 2 Bde.) und in »Raccolta
di rime antiche toscane«
(Palermo
[* 12] 1817, 4 Bde.), abgedruckt finden.
Vgl.
Nina.
Nachdem er 1530 das
BistumKulm erhalten, lebte er seit 1532 nur seinem geistlichen
Amt, wurde 1537
Fürstbischof
von
Ermeland und starb in
Frauenburg. Seine Gedichte, zum Teil gesammelt von
Böhm (Bresl. 1764), sind meist Gelegenheitsgedichte,
zuerst durchaus weltlichen, zuletzt mehr religiösen, paränetischen
Inhalts, doch alle
Gegensätze des
Lebens beiseite schiebend;
sie zeichnen sich durch
Klarheit der
Gedanken und Reinheit der
Sprache aus.
Vgl. Czaplicki,De vita et carminibus
J. de Curiis Dantisci (Bresl. 1855).
Die Erstürmung der Tuilerien und den Sturz des Königtums bereitete er hauptsächlich vor, und nach dem Sieg des
PariserPöbels setzte er seine Ernennung zum Justizminister durch. Das Vorrücken der feindlichen Heere in der Champagne und
das Wiederauftauchen der royalistischen Partei in Paris gaben ihm den Vorwand zur Organisierung der Septembermorde.
Danton ließ sich hierbei nicht von Grausamkeit und Blutdurst leiten; ja, einzelnen, die ihn um Rettung anflehten,
ließ er dieselbe angedeihen, z. B. Dupont, Barnave, Lameth und dem AbbéBarthélemy.
Vielmehr wollte er durch die Blutthat den RoyalistenAngst einjagen und, da er für sich selbst keine Rückkehr
mehr sah, durch einen wilden Frevel des Fanatismus sie auch der Nation unmöglich machen. Als der Konvent zusammentrat, legte
Danton sein Ministerium nieder und begab sich mit Lacroix nach Belgien, um das revolutionäre Element auch dort auszubreiten.
Von hier aus stimmte er für den Tod des Königs und zwar ohne Bedingung. In Belgien hauste er nach seiner
gewöhnlichen Weise; Staats- und Kirchengüter wurden, teilweise zu seiner Bereicherung, konfisziert und verschleudert, die ihm
entgegenstrebenden Parteien mit blutigem Eifer verfolgt, aber auch hier persönliche Rechte und Bitten nicht unberücksichtigt
gelassen.
Diese Mäßigung machte ihn verdächtig; obgleich er das Gesetz des Maximum (Brottaxe) sowie die Besoldung der Sansculotten noch
durchsetzte, sank sein Ansehen doch täglich; von dem Wohlfahrtsausschuß, in welchem seine Todfeinde
als Mitglieder saßen, wurde er ausgeschlossen. Er begab sich nun nach seiner HeimatArcis und heiratete. Im November 1793 kam
er zurück, entschlossen, dem widerlichen Treiben der
Hébertisten ein Ende zu machen und der Menschlichkeit und Vernunft wieder
Geltung zu verschaffen, und noch auf die Mitwirkung Robespierres vertrauend.
(spr. dännwill), 1) Stadt an der Ostgrenze des nordamerikan.
StaatsIllinois, am Vermillion River, in wald- und kohlenreicher Gegend, mit Fabriken und (1880). 7733 Einw. -
2) Hauptstadt der GrafschaftBoyle im nordamerikan. StaatKentucky, hat ein Taubstummeninstitut, mehrere höhere Schulen und (1880) 3074 Einw.;
war bis 1792 Hauptstadt des Staats. -
4) Stadt im nordamerikan. StaatVirginia, Grafschaft Pittsylvania, am schiffbaren Dan, dicht bei der Grenze von Nordcarolina, hat
bedeutende Tabaksfabriken und (1880) 7526 Einw.
HeinrichÄmiliusAugust, deutscher Rechtsgelehrter, geb. zu Jena, Sohn des Theologen
Joh. Traugott Leberecht Danz (geb. 1769, gest. 1851),
habilitierte sich 1831 an der Universität seiner Vaterstadt und wurde dort 1834 außerordentlicher, 1843 ordentlicher Professor
der Rechte und Oberappellationsgerichtsrat. Er starb in Jena. Er schrieb: »Lehrbuch der Geschichte des
römischen Rechts« (Leipz. 1840, 2 Tle.; 2. Aufl. 1871-1873);
»Der sakrale Schutz im römischen Rechtsverkehr« (Jena 1857);
»Die
Wirkung der Kodifikationsformen auf das materielle Recht« (Leipz. 1861);
der eine andre: Ȇber Goethes
Spinozismus« (das. 1843),
vorangegangen war, emanzipierte. In Opposition gegen Gervinus schrieb er seine beiden litterarhistorischen
Hauptwerke: »Gottsched und seine Zeit« (Leipz. 1848) und »G.
E. Lessing, sein Leben und seine Werke«
¶
mehr
(Bd. 1, das. 1850; Bd.
2, hrsg. von Guhrauer, 1853-1854; neue Aufl. von v. Maltzahn und Boxberger, Berl. 1881),
[* 15] (poln. Gdansk; hierzu der Stadtplan), Hauptstadt des preuß.
Regierungsbezirks Danzig (s. S. 541), Festung
[* 34] ersten Ranges, einst eine mächtige Hansestadt und noch jetzt
als Handelsplatz wichtig, liegt anmutig am linken Ufer des westlichsten (jetzt toten) Arms der Weichsel, ca. 6 km von der Ostsee
und an den Eisenbahnlinien Dirschau-Danzig-Neufahrwasser und Berlin-Stettin-Danzig. Im W. schließen beträchtliche Höhen (Bischofs-,
Hagelsberg etc.) die Stadt ein; auf den übrigen Seiten ist sie von üppigen
Wiesen und fruchtbaren Niederungen umgeben.
Sie wird in mehreren Armen von der Mottlau durchflossen, die, früher von nur 2,5 m Tiefe, jetzt durch Baggerung bis zu 4,5
m vertieft ist, so daß die größten Handelsschiffe bis in die Mitte der Stadt und zur Speicherinsel gelangen
können, welch letztere, von zwei Armen der Mottlau umgeben, hauptsächlich mit großen Niederlagen für Getreide
[* 35] bebaut ist.
Im J. 1885 wurden Speicher und Lagerhöfe durch eine Eisenbahn mit dem Güterbahnhof Danzig-Legethor verbunden. An der Westseite
fließt die Radaune.
Beide Flüsse
[* 36] vereinigt münden unterhalb Danzig in die Weichsel. Die eigentliche Stadt besteht aus fünf Teilen:
der Altstadt, der Rechtstadt, der Vorstadt und der Niederstadt, südlich von der Speicherinsel, wo sich längs eines Mottlauarms
große Holzniederlagen befinden, und dem Langgarten. Die alten, aus dem 16. Jahrh. stammenden
Thore: das Jakobsthor, das Neugarter, Petershager und OlivaerThor, sind, um dem steigenden Verkehr zu genügen,
abgebrochen und durch eiserne Thore ersetzt worden;
das HoheThor, eins der bedeutendsten monumentalen Bauwerke des 16. Jahrh.,
nach Art der römischen Triumphbogen, von welchem die Langgasse, die schönste Straße Danzigs, auf den LangenMarkt führt,
wurde mit der Prinkammer freigelegt und restauriert.
Neun Vorstädte umlagern den westlichen Halbkreis
der Stadt, unter denen einige ziemlich entfernt liegen: St. Albrecht (4 km südlich), Altschottland, Schidlitz, Langfuhr,
die schönste Vorstadt (4 km im NW.), wohin eine prachtvolle doppelte Lindenallee führt, Neuschottland und Neufahrwasser, der
Hafen von Danzig. Mit Ausnahme Nürnbergs und einiger rheinischer Städte hat Danzig unter allen deutschen Städten die
am schärfsten ausgeprägte Physiognomie, und nirgends vergegenwärtigen die Gebäude so verständlich die Geschichte und
den Geschmack ihrer Zeit. Zu den Eigentümlichkeiten der Häuser gehörten früher besonders die sogen. Beischläge, die seit
dem letzten Jahrzehnt wegen der dadurch veranlaßten Beschränkung der Kommunikation aus allen Hauptstraßen entfernt wurden.
Die Häuser Danzigs stehen fast alle mit der schmalen Giebelseite nach der Straße zu und dehnen sich ganz
unverhältnismäßig nach hinten aus. Oft steht die schmale Hinterfronte an der parallel laufenden Hintergasse, oder es befindet
sich zwischen Vorder- und Hintergebäude ein kleiner Hof, auf dem ein Seitengebäude die beiden Hauptteile verbindet. Wo aber
Grund und Boden aufs äußerste beschränkt war, da baute man in die freie Luft. Daher sind viele Häuser Danzigs
sehr hoch undturm- und laternenartig luftig.
Sehr hohe und eng nebeneinander gestellte Fenster von kristallklarem Spiegelglas geben den
Fassaden etwas Glasartiges, Durchbrochenes
und Glänzendes. Die Dachspitzen streben meist in zierlichen Formen arabeskenartig in die Höhe und sind
gewöhnlich von einer Fahne oder irgend einer
[* 15]
Figur eingenommen. In der ganzen Architektur Danzigs spricht sich derselbe Geist
abgeschlossenen, selbstbewußten, kräftigen Bürgertums aus, der die Stadt einst so groß gemacht.
Die stattlichsten Teile derselben sind die Langgasse und der LangeMarkt bis südlich zur Mottlau, die mit
den prächtigsten alten Bauten prangen, von denen auch einzelne Häusern in Portugal und Italien nachgeahmt sind. Auch die öffentlichen
Gebäude sind meist großartig. Unter den 23 Kirchen der turmreichen Stadt, von denen 8 katholisch sind, ist die 1343-1502
erbaute Oberpfarrkirche zu St. Marien die bedeutendste und zugleich eine der größten evangelischen Kirchen,
die es gibt.
Sie mißt 104 m in der Länge, 34,8 m in der Breite
[* 37] und über 23,3 m in der Höhe, hat drei gleich hohe und lange Schiffe
[* 38] mit 37 großen
Fenstern, einen 76 m hohen Turm
[* 39] nebst 10 kleinern Türmen. Eine Eigentümlichkeit dieser Kirche sind die
nach innen hineingezogenen, überwölbten und zu Kapellen benutzten Strebepfeiler, wodurch die Kirche eigentlich fünfschiffig
wird. Sie enthält zwei Kunstschätze: ein Jüngstes Gericht aus dem J. 1467, vermutlich von Memling, und einen kunstvoll in
Holz
[* 40] geschnitzten Hochaltar (von M. Schwartz, 1511-17), der erst in neuerer Zeit seine Vollendung erhalten
hat.
Vor wenigen Jahren sind auch in Schränken der Sakristei kostbare Paramente von hohem Kunstwert gefunden worden. Der Dichter
M. Opitz ruht in dieser Kirche. Die älteste Kirche ist die Katharinenkirche (1326-30) mit einem schönen Glockenspiel. Außerdem
besitzt Danzig zwei Synagogen und ein mennonitisches Bethaus. Die hervorragendsten weltlichen Gebäude sind
das großartige gotische Rathaus in der Rechtstadt, in seinem Hauptkern aus dem 15. Jahrh., mit einem zierlichen, 82 m
hohen Turm und einem ehernen Springbrunnen daneben, und das altstädtische Rathaus, ein Renaissancebau (1587 vollendet).
dessen Inneres eine einzige große, viereckige, von vier
Granitsäulen getragene und in der eigentümlichsten Weise mit Gemälden und Schnitzwerk aus der Sagenwelt verzierte Halle
bildet, welche ehedem zu Gelagen bestimmt war und jetzt als Börse dient. Endlich ist noch die berühmte
alte Mühle von 18 Gängen an der Radaune zu erwähnen, die ehemals der Stadt in jeder Stunde einen Dukaten abgeworfen haben soll,
der sogen. Stockturm und das spätgotische, 1871 restaurierte Franziskanerkloster (das einzige
noch vorhandene Klostergebäude), dessen oberes und unteres Geschoß
[* 41] die städtische Gemäldegalerie und Altertümersammlung
einnimmt, während das mittlere zum Lokal des Realgymnasiums bestimmt ist. Von neuern Gebäuden sind hervorzuheben:
das Oberpostdirektionsgebäude, Postamtsgebäude, das Landeshaus und das Dikasterialgebäude (Sitz des Oberpräsidiums),
beide auf Neugarten, die Viktoriaschule und die Artilleriekaserne.
Weichsel und durch Überschwemmungen gedeckt, die mittels der Steinschleuse am Legethor bewirkt werden können. Der Hauptwall
hat daher nur vor drei Fronten kleine Ravelins und Lünetten als Außenwerke vor sich, aber nach den überschwemmbaren Seiten
im N., O. und W. hin einen bedeckten Weg mit Glacis. Auf der nordwestlichen Seite ist der Thalrand der
sehr nahen Radaune bedeutend höher als der Wall, weshalb nach dieser Seite sieben Bastionen mit Kavalieren angelegt sind.
Zugleich hat man die nahe an die Stadt hintretenden Höhen als zweite Verteidigungslinie mit selbständigen Werken besetzt,
welche die Stadt von außen decken. Das stärkste liegt auf dem Hagelsberg (russisches Grab genannt),
bestehend aus vier Bastionen und mehreren Seitenwerken; weiter südlich ist der befestigte Bischofsberg mit zwei halben und
einer ganzen Bastion nebst Ravelins. Der Hagelsberg ist durch eine bedeckte Kaponniere
[* 44] mit der Stadt verbunden. Neun Defensivkasernen
in den Werken verstärken die Verteidigungsfähigkeit des Platzes.
Auch mehrere einzelne Außenwerke sind an wichtigen Punkten vorgeschoben. Namentlich zieht sich von der
Nordseite der Stadt eine Reihe von Werken längs der Weichsel bis an ihre Mündung, wo sie mit den Batterien am Kanal
[* 45] Neufahrwasser
oder Hafenkanal endigen. An diesem Kanal, der 970 m lang und 26 m breit ist und wegen Versandung der alten
Weichselmündung angelegt wurde, ist bei Neufahrwasser der Hafen von Danzig, mit einer großen Steinmole und zwei Leuchttürmen
versehen und durch Dampfschiffahrt (wie durch Eisenbahn) mit der Stadt verbunden; der Bau eines neuen Hafenbassins an der westlichen
Seite des Hafenkanals wurde 1871 begonnen.
Gegenüber an der rechten Seite der Weichselmündung liegt die FestungWeichselmünde, ein bastioniertes
Viereck;
[* 46] welches mit der Westerschanze und mehreren Forts den Flecken und KanalNeufahrwasser und die Reede deckt. Durch den Holm,
eine befestigte große Insel der Weichsel, und mehrere Forts wird die Verbindung zwischen Danzig und dem 4 km entfernten Weichselmünde
bewerkstelligt. Zwischen dem Meer und Neufahrwasser liegt der in einen schattigen Park verwandelte Küstenstrich
Westerplatte. Der frühere Ausfluß
[* 47] der Weichsel ist, seit dem der Strom die Sanddüne bei dem Dorf Neufähr durchwühlte
und sich eine neue Mündung machte, ganz geschlossen, so daß die Seeschiffe nur durch den Hafenkanal von der
Reede in die Weichsel gelangen. Der Weichseldurchbruch ist an der Mündung zu sehr versandet und darum für Schiffe nicht zu
benutzen, dennoch aber durch ein Fort geschützt.
Nach dem Zensus von 1871 hatte Danzig 88,974, 1875: 97,931 und 1880: 108,551 Einw., worunter
74,833 Protestanten, 30,455 Katholiken und 2736 Juden. Die Garnison zählt 6568 Mann. Unter den industriellen
Anstalten sind namentlich hervorzuheben: die Schiffswerften, darunter die große kaiserliche Werfte mit Trockendock und 1580 Arbeitern,
die königliche Artilleriewerkstatt und die Gewehrfabrik mit zusammen 823 Arbeitern, 14 Brauereien, darunter eine großartige
Aktienbrauerei in dem nahen Kleinhammer, ferner 2 Spritfabriken (Danziger Goldwasser), welche bedeutend
für den Export arbeiten, 6 Bernsteinwarenfabriken, 3 Tabaksfabriken, 6 große Mahlmühlen (Export zur See 1884: 6 Mill. kg), 8 Dampfschneidemühlen,
eine große Eisengießerei
[* 48] und Maschinenbauanstalt, Schiffs- und Kesselschmieden, Fabriken für Drahtseile und Tauwerk, ätherische
Öle,
[* 49] Farben, Lack, Firnis, Dachpappe, Zündwaren, Öfen,
[* 50] Seife und Lichte; Papier, Glas
[* 51] u. a. Der Handel Danzigs,
genährt durch
Eisenbahnen, Fluß- und Seeschiffahrt, ist sehr bedeutend; sein schnelleres Wachsen wird indes beeinträchtigt
durch das russische Zollsystem und das dadurch begünstigte Emporblühen russischer Ostseehäfen sowie auch durch die Konkurrenz
des günstiger gelegenen Stettin.
[* 52]
Die Messe (Dominikmarkt), welche, 5. Aug. beginnend, alljährlich in Danzig abgehalten wird, hat neuerdings
an geschäftlicher Bedeutung sehr abgenommen. Auf den Seeverkehr entfällt etwa die Hälfte des Eingangs und ein Drittel
des Ausgangs. Der Wert des Handels seewärts allein bezifferte sich 1884 bei der Einfuhr auf 58,2 Mill. Mk.
(namentlich Heringe, Baumwolle,
[* 53] Roheisen, Droguen, Steinkohlen, Kaffee, Häute und Felle), bei der Ausfuhr, die durch
den Rückgang des Getreide- und Holzexports bedeutend abnahm, auf 64,6 Mill. Mk. (auf
11,9 Mill. für Weizen, 24 Mill. Zucker,
[* 54] 11 Mill. Holz, ferner Spiritus,
[* 55] Roggen, Gerste,
[* 56] Mehl).
[* 57]
Der Schiffsverkehr zeigt gleichfalls eine Abnahme, seewärts liefen 1884 ein: 1790 Schiffe von 791,334 T. (906 Dampfer von
590,851 T.), aus: 1805 Schiffe von 796,065 T. (909 Dampfer von 592,096 T.). Auf der Weichsel verkehrten 19,523
Schiffe (darunter 10,299 Dampfer) und 575 Holztraften. Dabei ist aber die beträchtliche Zahl der in Ballast gehenden Fahrzeuge
inbegriffen. Den Geldverkehr vermitteln die Reichsbankhauptstelle (1884 mit einem Umsatz von 618,6 Mill. Mk.), die Danziger
Privataktienbank, der Sparkassenaktienverein, die Westpreußische landschaftliche Darlehnskasse, der Danziger Hypothekenverein
u. a. Die Stadt besitzt Gas- und Wasserleitung
[* 60] (letztere 1884 bis Neufahrwasser ausgedehnt), Kanalisation
und eine 3,3 km lange Pferdebahn nach Ohra.
Von den sieben in Danzig erscheinenden Zeitungen (davon ein Wochenblatt) ist die »DanzigerZeitung« die bedeutendste. Von Bildungs-
und Wohlthätigkeitsanstalten finden sich 2 Gymnasien, 2 Realgymnasien, eine städtische und 7 private höhere Töchterschulen;
ferner
gute Armenanstalten, 2 Waisen- und 2 Krankenhäuser (Marienkrankenhaus und Diakonissenanstalt), ein Lazarett unter städtischer
Verwaltung und ca. 130 milde Stiftungen, darunter einige sehr bedeutende, wie das Heilige Leichnams-Hospital,
das Elisabethhospital, das Gertrudenhospital u. a. Danzig ist auch Zentralsitz der Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (1865
gegründet) und des Deutschen nautischen Vereins sowie mehrerer gewerblicher Bildungs- u. Unterstützungsvereine. Es ist der
Sitz des Oberpräsidenten, der Regierung, des Landesdirektoriums, der westpreußischen Landschaftsdirektion,
des Landratsamtes, Landgerichts (für die
¶
Die Stadt Danzig, über deren GründungDunkel herrscht, stand schon zu Ende des 10. Jahrh. in Blüte
[* 66] und Ansehen
und wurde damals die Hauptstadt von Oberpommern (Pommerellen). Adalbert, Bischof von Prag,
[* 67] predigte hier 997 das
Christentum. Herzog Subislaw umgab Danzig, damals Gidanie (ein Name, der auf die Goten zurückgeführt wird) genannt, 1185 mit Mauern. 1221 eroberte
es König Waldemar II. von Dänemark,
[* 68] verlor es aber schon 1225 an Swantopolk III. von Pommern.
[* 69]
Derselbe rief gegen die herandringenden Preußen,
[* 70] die Danzig 1225 erstürmten, die Hilfe der Deutschen Ordensritter
an, die aber aus Helfern bald Unterdrücker wurden. Ähnlich erging es sodann seinem Sohn Mestwin II. mit den gegen seinen
Bruder zu Hilfe gerufenen Brandenburgern, von denen er 1271 seine Hauptstadt zurückerobern mußte. Als derselbe 1295 ohne
männliche Erben starb, fiel an Przemyslaw II. von Polen, nach dessen Tod (1296) sein ErbeWladislaw Lokietek
abermals den DeutschenOrden
[* 71] gegen Brandenburg
[* 72] zu Hilfe rief.
Der Markgraf von Brandenburg wurde nun zwar geschlagen; der Deutsche
[* 73] Orden besetzte aber die Stadt und behielt sie, da die versprochene
Entschädigung nicht aufzutreiben war, als Eigentum (1310); ja, der Polenkönig Kasimir III. mußte sie
im Vertrag von Kalisch
[* 74] 1343 dem HochmeisterLudolf förmlich zugestehen. Trotz aller dieser Kämpfe hatte an Wohlstand ungemein
zugenommen und trat um 1350 dem Bunde der Hansa bei. Aus jener Zeit stammen viele bedeutende Bauten, namentlich die Anlage der
Rechtstadt (1340), der Jungstadt (1380) und der Vorstadt (1393). Unter dem HochmeisterKonrad vonJungingen
(1393-1407) erscheint Danzig zuerst kriegerisch thätig, indem es für den Schwedenkönig AlbrechtStockholm
[* 75] besetzte und durch
seinen Kampf mit den seeräuberischen Vitalienbrüdern auch mit Margarete von Dänemark in einen Krieg verwickelt wurde.
Die Oberhoheit des Königs von Polen repräsentierte ein Glied
[* 76] des Stadtrats, der Burggraf; die Stadt hielt
in Warschau
[* 77] ihren Sekretär und stimmte auf Reichstagen und bei Königswahlen mit. Die vier Stadtteile wurden nun zu einem Ganzen
vereinigt und dem rechtstädtischen Rat untergeordnet. Streitigkeiten mit dem König wegen Besetzung des BistumsErmeland führten
zu dem achtjährigen Pfaffenkrieg (1472-80), in welchem sich zwar Danzigs Macht, aber auch die polnische
Antipathie gegen diese Stadt bewährte.
Schon 1523 nahm Danzig die Reformation an, die jedoch nicht ohne heftige innere Kämpfe festen Fuß fassen konnte. Am verderblichsten
für die Zukunft der Stadt war die Durchstechung der GroßenKampe, einer Flußinsel vor derSpaltung der
Weichsel (in Weichsel und Nogat), seitens der Elbinger und Marienburger, wodurch die Tiefe des Fahrwassers im Verlauf eines Jahrs
um die Hälfte vermindert wurde. Als 1575 StephanBáthori zum König von Polen gewählt wurde, wollte ihn Danzig nicht anerkennen
und erklärte sich für KaiserMaximilian II., welcher der Stadt bedeutende Handelsvorteile zusichern ließ.
aufgefordert hatte, mit Nachdruck fortgesetzt wurde. Der furchtbarste Angriff der Belagerer 21. Mai wurde noch einmal abgeschlagen,
erschöpfte aber den letzten Pulvervorrat. Als nun auch die Lebensmittel auf die Neige gingen, die Besatzung auf 7000 Mann
zusammengeschmolzen, dagegen die Streitmacht des Feindes durch die Ankunft des MarschallsMortier auf 60,000
Mann angewachsen war, kapitulierte die Stadt 24. Mai. Die Besatzung verließ am 27., wo auch Weichselmünde kapitulierte, die
Festung mit Kriegsehren und der Verpflichtung, ein Jahr lang nicht gegen Frankreich zu dienen.
BeimRückzug aus Rußland gelang es den französischen und polnischen Truppen des 10. französischen Armeekorps, sich in die
Stadt zu werfen. Da erschien gegen Ende Januar 1813 ein aus 6000 Mann Kosaken bestehendes russisches Einschließungskorps,
welches jedoch bald durch ein Korps von 7000 Mann Infanterie und 2500 Mann Kavallerie mit 60 Feldgeschützen unter dem Kommando
des Generalleutnants v. Loewis abgelöst wurde. Die elfmonatliche Belagerung brachte wieder schwere
Drangsale über die Stadt.
Rudolf, Führer durch Danzig (2.
Aufl., das. 1884).
Der Regierungsbezirk Danzig (s. Karte »Ost- und
[* 86] Westpreußen«) zählt auf 7956 qkm (149,5 QM.) (1880)
569,181 Einw., davon 289,449 Evangelische, 271,685 Katholiken und 6567 Juden, und zerfällt in die neun
Kreise:
[* 90]
Nehrung, der schmale, niedrige, zum Teil fruchtbare und gut angebaute Landstrich in Westpreußen zwischen der
Ostsee und den beiden Weichselarmen, der östlich in die Frische Nehrung ausläuft.