Gaues.
AndreOrte desselben waren:
Meißen,
[* 2] Doblin
(Döbeln),
[* 3] Grimmi
(Grimma),
[* 4] Rocheletz
(Rochlitz), Oszechs
(Oschatz),
[* 5] Gana oder
Jana, slawische Hauptfestung (vielleicht Jahna an der
Jahne), Coloci
(Kolditz an der
Mulde). Die slawischen Bewohner des
Gaues,
ein Hauptstamm der
Sorben, nannten sich Glomaci und waren wahrscheinlich Verwandte der in das alteDalmatien
eingewanderten
Wenden, weshalb sie bei den
Deutschen meist nur Daleminzier, Dalamanter, Dalmaten oder Dalmatier hießen.
Ludwig der Deutsche
[* 6] zwang sie, mit Heeresmacht in ihr Gebiet eindringend, 856 zur Zinspflichtigkeit. Allein sie empörten
sich in den folgenden Jahrzehnten wiederholt und gaben 908, wo sie die
Ungarn
[* 7] zu
Hilfe riefen, denAnlaß
zu deren verheerenden Einfällen in
Deutschland.
[* 8] Erst König
Heinrich I. gelang ihre endgültige Unterwerfung, der 927 ihre
Hauptfestung
Jana eroberte. Um weitere
Abfälle zu verhüten, errichtete
Heinrich in ihrem
Lande die
MarkMeißen (s. d.). Das
slawische
Grundeigentum fiel den sächsischen Kriegern anheim, die
Slawen selbst wurden leibeigen. Seitdem verschmilzt die
Geschichte der Daleminzier mit der Geschichte der Markgrafschaft
Meißen.
(spr. delhausi),Name einer 1656 m ü. M. im äußern
Himalaja gelegenen Gesundheitsstation im englisch-indischen
Reich im
Pandschab,
Distrikt Gurdaspur, genannt zu
Ehren des
Generalgouverneurs über
Indien zwischen 1848 und 1851,
Lord Dalhousie. Sie
zählt (1880) 1600 Einw.
Nachdem er im Juli 1846 mit dem
MinisteriumPeel zurückgetreten war und es abgelehnt hatte, sein
Amt unter
Russell beizubehalten,
ward er 1847 zum
Generalgouverneur von
Ostindien
[* 10] ernannt, wo er im
Januar 1848 eintraf. Seine
Regierung ist
epochemachend für
Indien geworden.
Bald nach seiner Ankunft brach der zweite Pandschabkrieg aus, der 1849 nach manchen Wechselfällen
mit
Annexion des bisherigen Sikhstaats endete. Auch mit
Birma wurde ein glücklicher
Krieg geführt, der die Erwerbung des mittlern
Teils der jetzigen britischen
ProvinzBirma zur
Folge hatte. Dalhousie erhielt dafür 1849 den Dank des
Parlaments
und die Ernennung zum
Marquis.
Fehlerhaft war dagegen sein Vorgehen gegen das
dicht bevölkerte
KönigreichAudh, das im
Herzen von
Hindostan gelegen war.
SchlechteRegierung und Nichterfüllung der
Verträge, welche die
Könige
(Radschas) von
Audh mit der ostindischen
Regierung
geschlossen hatten, führten zur
Annexion dieses
Landes; sie wurde nach Dalhousies Abtreten von der
Regierung vollzogen, muß
aber, als von Dalhousie eingeleitet, ihm zur
Last gelegt werden. Die Vertreibung der
Großen dieses
Reichs aus ihrem erblichen
Besitz
war einer der wichtigsten
Gründe für die Hartnäckigkeit, mit welcher der
Aufstand von 1857 hier auftrat.
Aus Gesundheitsrücksichten legte Dalhousie im März 1856 sein
Amt nieder und lebte seitdem zurückgezogen in
England. Er starb nach
längern
Leiden
[* 11] auf seinem Stammsitz Dalhousie
Castle.
Vgl.
Arnold, History of the
Marquis of Dalhousie's administration
of BritishIndia (Lond. 1863-64, 2 Bde.).
vonRonojed, ein böhm.
Ritter, nach welchem noch jetzt ein an der Nordostseite desHradschin
zu
Prag
[* 14] gelegener alter
Turm
[* 15] den
NamenDaliborka führt, ward 1498 wegen Bauernaufwiegelung in den genannten
Turm gesetzt und
brachte es hier durch bloßes Üben ohne allen
Unterricht zu einer außerordentlichen Virtuosität auf der
Geige.
Daher das
Sprichwort
»EtiamDaliborem fames musicam docet«. Dalibor von Ronojed wurde später hingerichtet. Das Ganze klingt
sagenhaft, ist aber beglaubigt. Der genannte
Turm, ein Rest der alten
Befestigung des
Hradschin, diente bis 1720 als Staatsgefängnis;
als solches erscheint es gesetzlich seit 1564 angeführt.
böhm. Dichter und Geschichtschreiber des 15. Jahrh.,
aus
Meseritz gebürtig,
Domherr zu
Altbunzlau, angeblich Verfasser einer sagenhaften tschechischen
Reimchronik, die vonTschechs
Ankunft in
Böhmen
[* 16] bis 1314 reicht und sich eigentlich nur durch ihren antigermanischen
Charakter auszeichnet. Sie erschien
zuerst gedruckt in
Prag 1620 unter dem
Titel: »Kronika stará klástera Boleslavského etc.«
(neue Ausg. von
Hanka,
Prag 1849 und auf
Grund einer ältern, in
Cambridge gefundenen
Handschrift von
Jirecek in den
»Fontes
rerum bohemicarum«, das. 1878);
eine ältere deutsche gereimte Übersetzung wurde durch den Litterarischen
Verein (Bd. 48)
in
Stuttgart
[* 17] von
Hanka herausgegeben.
Olof von, schwed. Dichter und Geschichtschreiber, geb. zu
Vinberga in
Halland, widmete sich erst der
Medizin, dann der
Philosophie und Geschichte, ward 1737 Bibliothekar des
Königs, 1749
Lehrer des
Kronprinzen, nachmaligen
KönigsGustav III., 1755 Reichshistoriograph, 1756 verabschiedet und vom
Hofe
verwiesen, 1761 wieder zu
¶
mehr
Gnaden angenommen und 1763 Kanzler des Hofs; starb 12. Aug. d. J. Er erwarb sich große Verdienste um die ästhetische Litteratur
seines Vaterlandes, indem er den derben und schwerfälligen Ernst der bisherigen Dichter durch Scherz und eine leichte Darstellung
verdrängte, nahm aber auch der schwedischen Sprache
[* 19] durch Einmischung fremdartiger Wörter, Redensarten
und Wendungen einen Teil ihrer eigentümlichen Kraft
[* 20] und Fülle. SeinenRuf begründete er 1733 durch die Zeitschrift »Den Svenska
Argus« und sein episches Gedicht »Svenska friheten« (Stockh.
1742, 1755). Auch als dramatischer Dichter versuchte er sich mit der Tragödie »Brynhilda« und dem Lustspiel »Den afundsjuke«,
in welch letzterm er eine gewisse Ähnlichkeit
[* 21] mit Holberg verriet.
Seine kleinern Schriften erschienen unter dem Titel: »Vitterhets arbeten« (Stockh. 1761-67, 6 Bde.),
besser unter dem Titel: »Poetiska arbeten« (1756, 4 Bde.).
Durch seine »Svea rikes historia« (Stockh. 1747 f., 3 Bde.;
deutsch, Wism. 1756-64) legte er denGrund zu einer kritischen Behandlung der schwedischen Geschichte.
Wichtig sind Botins »Anmärkningar« dazu. Eine neue Auswahl seiner Schriften erschien Stockholm
[* 22] 1873.
1) Caroline Healey, nordamerikanische, besonders für die Frauenrechte wirkende Schriftstellerin, geb. 1824 zu
Boston,
[* 25] verheiratete sich 1844 mit dem PfarrerCharles Dall in Baltimore,
[* 26] der 1855 als Missionär nach Ostindien ging, und lebt gegenwärtig
in Boston. Von ihren zahlreichen Schriften erwähnen wir: »Essays and sketches« (1848);
»Woman's right to labor«
(1860);
»The college, market and court« (ihr Hauptwerk über die Frauentage, 1868);
2) William Healey, Naturforscher und Reisender, Sohn der vorigen, geb. zu
Boston, studierte an der Harvard-UniversitätZoologie und vergleichende Anatomie, setzte 1863 in Chicago seine Studien fort und
begleitete F. W. Foster auf seiner Forschungsreise am Obern See. Im J. 1865 schloß er sich dem wissenschaftlichen Korps der
russisch-amerikanischen Telegraphenexpedition an, führte nach Kennicotts Tode deren selbständige Leitung
und machte, als das Unternehmen aufgegeben wurde, auf eigne Kosten eine Forschungsreise durch Alaska (bis Herbst 1868), deren
Resultate er in »Alaska and its resources« (Bost. 1870) veröffentlichte. 1871-73 untersuchte er die
Alëuten sehr eingehend, um dann 1874 und 1880 seine Forschungen in Alaska wieder aufzunehmen, deren die Ureinwohner betreffenden
Resultate der ersten Reise er in »Tribes of the extreme Northwest« (Washingt.
1876) niederlegte.
Während der Jahre 1836-39 war Dallas Gesandter in Petersburg;
[* 29] 1844 wurde er Vizepräsident der Republik und entschied namentlich
durch seine Stimme über die neue Zollgesetzgebung, welche im Senat geteilte Meinungen hervorgerufen hatte. Am trat
er von der Vizepräsidentschaft ab und hielt sich nach der Niederlage seiner demokratischen Parteigenossen 1849 eine Zeitlang
von der Politik völlig fern, nur seiner juristischen Praxis obliegend, bis ihn Buchanan 1857 zum Gesandten in England ernannte,
in welcher Stellung er ein gutes Einvernehmen zwischen beiden Staaten herzustellen suchte. Am erhielt
er auf dem Gesandtschaftsposten Adams zum Nachfolger, kehrte nach Amerika
[* 30] zurück und sprach sich in dem Bürgerkrieg entschieden
für Erhaltung derIntegrität der Union aus. Er starb
Stadt im nordamerikan. StaatOregon, am Columbiafluß, der hier zwischen steilen Basaltwänden
nur 98 m breit dahinschießt, schön gelegen, mit (1880) 2232 Einw.
nach der Thronbesteigung des SultansAbd ul Asis großen Einfluß gewann. Er starb in Neapel,
[* 44] nachdem er im März 1871 als
Baron Dalling and Bulwer zum Peer erhoben worden war. Als Schriftsteller hat er sich einen geachteten Namen erworben durch die
Schriften: »France, social, literary, political« (Lond. 1833, 2 Bde.;
deutsch 1835-1836, 2 Bde.);
»The monarchy of the middle classes« (das.
1834, 2 Bde.; deutsch, Aachen
[* 45] 1836, 3 Bde.);
»Historical characters« (5. Aufl., Lond.
1875; deutsch, Leipz. 1871) und eine BiographiePalmerstons (bis 1846 reichend; 3. Aufl., Lond. 1871, 2 Bde.;
deutsch bearbeitet von Ruge, Berl. 1871, nicht fortgesetzt), die von Ashley (1874) beendet wurde.
Ongăro,Francesco, ital. Dichter und Patriot, geb. 1808 zu Mansue, einem kleinen Ort in der ProvinzTreviso, studierte
Theologie auf dem Seminar della Salute zu Venedig,
[* 46] dann in Padua,
[* 47] nahm die kirchlichen Weihen und hielt nun Vorlesungen über
humanistische Studien. Da man ihm 1835 das Predigen untersagte, ließ er sich nach Jahresfrist in Triest
[* 48] nieder, wo er eine
große litterarisch-patriotische Thätigkeit entwickelte, bis er 1847 infolge einer freisinnigen Rede, die er bei einem zu
EhrenCobdens veranstalteten Bankett hielt, aus Triest ausgewiesen wurde.
Dall' Ongaros zahlreiche Schriften in Poesie und Prosa sind teils litterarischen, teils politischen Inhalts, aber alle von demselben
edlen, liberalen und patriotischen Geiste durchdrungen. Wir nennen: »Poesie« (1840, 2 Bde.),
Johannes,
Hydrotechniker, geb. zu Lübeck,
[* 57] widmete sich nach einer dreijährigen Lehrzeit 1842 als
Zimmermeister in Berlin technischen und naturwissenschaftlichen Studien, ward 1845 Wasserbaukondukteur und 1850 Wasserbauinspektor
zu Hamburg.
[* 58] Auf einer Reise durch Belgien, Frankreich, Holland und England sammelte und verarbeitete Dalmann ein
reiches wissenschaftliches Material, welches er in einer epochemachenden Spezialschrift über »Stromkorrektionen im Flutgebiet«
(Hamb. 1856) niederlegte. 1863 mit der obersten Direktion des Wasserbauwesens in Hamburg und Kuxhaven betraut, hat er HamburgsStrom- und Hafenbauten, den mächtig gesteigerten Verkehrsbedürfnissen dieser Stadt entsprechend, in großem Maßstab
[* 59] umgestaltet.
Er starb in Wunsiedel.
Königreich und österreich. Kronland, der südlichste Teil des Kaiserstaats, umfaßt
ein schmales Küstengebiet an der Ostseite des Adriatischen Meers, das zwischen 44° 45' und 42° 10' nördl. Br. und zwischen
14° 45' und 18° 58' östl. L. v. Gr. liegt und im N.
von Kroatien (ehemalige Militärgrenze), im O. von Bosnien,
[* 60] der Herzegowina und Montenegro, im S. und W. vom
Meer begrenzt wird; ferner etwa 50 größere Inseln und zahlreiche Felseneilande (Scoglien). Im J. 1878 wurde auf Grund des
Berliner
[* 61] Vertrags das Gebiet von Spizza (43 qkm) mit Dalmatien vereinigt. Die größte Länge des Landstrichs beträgt
556, die größte Breite
[* 62] 74 km, der Flächeninhalt 12,832 qkm (233 QM.). Durch die herzegowinischen Landstriche
Klek und Sutorina wird das Festland in drei Teile geteilt.
Der Bodenbeschaffenheit nach ist Dalmatien eine von NW. gegen SO. zerfurchte Karstfläche mit einzelnen
Berginseln und hohem Randgebirge. Auch die Reihe langgestreckter Inseln zeigt denselben Charakter. Festland
und Inseln haben in der Regel steile, felsige Küsten und teilen die Kahlheit der Berge und die Wasserarmut. Am niedrigsten ist
das Land zwischen der Küste und der Zermanja, in dem nur ausnahmsweise einzelne Höhen 600 m erreichen. Ein höheres Bergland
erfüllt den Teil zwischen Kerka und Narenta (Smilaja, 1516 m). Der Hochkette des Vellebit an der kroatischen
Grenze (Sveto Brdo, 1754 m), den eine Kunststraße (in 1008 m Höhe) überschreitet, folgt nach dem Einschnitt der Zermanja die
Orlavica (1209 m), an die sich die Kette der Dinarischen Alpen anschließt, mit dem M. Dinara (1811 m, s. d.)
und andern Gipfeln, welche gegen SO. niedriger werden, während das Küstengebirge an Höhe zunimmt. In diesem steigt der
Mossor bis 1339 m, der wegen seines botanischen Reichtums berühmte Biokovo bis 1766 m auf.
Die Berge im Ragusaner Gebiet stehen an Höhe zurück, die wenigsten erreichen 1200 m (Sniesnica 1241 m);
dagegen findet man in der LandschaftCattaro die höchsten Erhebungen Dalmatiens, darunter den Orjen mit 1898 m. Nur die größern
südlichen Inseln zeigen bedeutendere Erhabenheiten (M. San Vito auf Brazza 785 m, SanNiccolò auf Lesina 634 m, der Hum auf Lissa
[* 63] 592 m);
die nördlichen sind niedrig, nur auf Arbe übersteigt ein Gipfel 400 m. Die geologische Formation bewirkt
das Dasein zahlreicher Höhlen, unter welchen die Äskulapgrotte am Sniesnica und die Grotte von Verlicca nennenswert sind.
Eigentliche Ebenen hat Dalmatien nicht; der größte ebene Raum befindet sich zwischen Knin und Ostrovizza, etwa 8 qkm groß. Dalmatien ist
im ganzen ein wasserarmes Land. Die meisten kleinen Inseln haben kein Quellwasser. Man hilft sich daher überall mit Zisternen,
zum Teil natürlichen, die durch
¶
mehr
Hungerquellen gefüllt werden, indem man deren Lauf abdämmt, zum Teil künstlichen, die aber gewöhnlich im Sommer vertrocknen.
Unter den Küstenflüssen ist nur die Narenta von Bedeutung, von der aber bloß die versumpfte Mündung Dalmatien angehört. Die
andern wenigen Küstenflüsse sind: die Zermanja (die außerhalb der Grenze entspringt), die Kerka mit
der Cikola und die Cettina. Alle sind tief eingeschnitten; die Kerka bildet mehrere Wasserfälle, worunter die bei Scardona die
bedeutendsten sind.
Auch die Cettina stürzt, bevor sie das Meer erreicht, in einen tiefen Schlund. Alle übrigen Gewässer bestehen aus kleinen
Bächen, welche häufig nur bei Regenwetter erscheinen und im Karstboden verschwinden. Außer dem
salzigen Vranasee (29 qkm) besitzt Dalmatien periodisch trockne Becken, die das Regenwasser füllt; so die Seen nächst Zara,
[* 65] Imoski,
Vergorac. Es fehlt in Dalmatien nicht an Sümpfen (132 qkm); doch haben nur die im Delta
[* 66] der Narenta gelegenen, an deren Trockenlegung
seit mehreren Jahren gearbeitet wird, größern Umfang.
Die größte Halbinsel ist die Landzunge von Sabbioncello. Längs der ganzen Küste macht sich eine schwache
Strömung von SO. nach NW. bemerkbar, die Corrente generale, welche bei Südwinden am fühlbarsten ist. Ebbe und Flut beträgt
nicht mehr als ⅔ m über oder unter der gewöhnlichen Wasserhöhe; nur bei heftigem Wind erreicht sie 1 m. Die bedeutendsten
der bewohnten Inseln sind (von N. nach S.): Arbe, Pago, Brazza (die größte und bevölkertste Insel), Lesina,
Lissa, Curzola, Lagosta und Meleda. Im allgemeinen hat Dalmatien das wärmste Klima
[* 68] aller österreichischen Länder, obschon es durch
die Seeluft bedeutend gemildert wird.
Das Küstenland hat nur selten einen eigentlichen Winter mit Schnee
[* 69] und Eis,
[* 70] und selten fällt das Thermometer
[* 71] unter den Gefrierpunkt. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt in Zara 14,8° C., in Ragusa
[* 72] 16,8° C.; die mittlere Regenmenge
stellt sich auf 78-80 cm. Der Südost (Scirocco) ist der vorherrschende Wind, seltener weht der Nordwest (Mistral); der gefürchtete
Nordost (Bora) tritt so oft ein, als die kalte Luft der höhern Regionen mit der erhitzten Luft der niedern
gewaltsam sich ausgleicht. Gewitter sind häufig, über 40 im Jahresdurchschnitt.
Die Bevölkerung Dalmatiens betrug 1869: 458,611, 1880: 476,101 Personen, so daß auf 1 qkm 37 Einwohner kommen.
Die dünnste Bevölkerung
[* 73] fällt auf die Bezirkshauptmannschaft Benkovac (20), die dichteste auf die von
Lesina (55). Die Bevölkerung verteilt sich auf 81 Ortsgemeinden und 841 Ortschaften mit 80,149 bewohnten Häusern. Der zahlreichste
unter den in Dalmatien vertretenen Volksstämmen ist der serbische (93 Proz.), dessen Angehörige im Innern Morlaken genannt werden.
Nördlich von der Cettina nähern sich Körperwuchs, Dialekt, Tracht, Gebräuche immer mehr dem kroatischen
Typus; auf den Inseln ist der Einfluß des italienischen Idioms bemerkbar. Die Slawen bedienen sich außer dem lateinischen Alphabet
auch (für gottesdienstliche Bücher) des
Cyrillischen und glagolitischen Alphabets. Den nächst zahlreichen Volksstamm bilden
die Italiener (5,8 Proz.), vorzugsweise in den Hafenstädten und auf
den Inseln ansässig. In den größern Städten befinden sich 3400 Deutsche.
Etwa 900 Albanesen bewohnen Borgo Erizzo bei Zara, gegen 250 Juden spanischer Abkunft machen den Rest der Bevölkerung aus. In
Beziehung auf Körpergestalt ist der Dalmatiner ausgezeichnet durch einen hohen Wuchs, ausdrucksvolle Züge, scharfe Sinne
und ungewöhnliche Kraft. Er ist ausdauernd, seine Nahrung und Lebensweise einfach, sein Geist bildungsfähig.
In manchen Gegenden ist noch jetzt die Blutrache üblich. Der Anzug ist so mannigfaltig, daß z. B. fast jede Gemeinde der
Bocche di Cattaro sich durch besondere Tracht auszeichnet. In religiöser Beziehung bekennen sich über 83 Proz. der Bewohner
zur römisch-katholischen und 16½ Proz. zur orthodoxen griechischen Kirche; die Evangelischen, die unierten
Griechen und die Juden machen zusammen kaum 500 Seelen aus. Die römisch-katholische Kirche zählt einen Erzbischof (zu Zara),
fünf Bischöfe (zu Sebenico, Spalato, Lesina, Ragusa und Cattaro). Die orientalischen Griechen haben zwei Bistümer (zu Zara und
Cattaro), welche der Czernowitzer Metropolie unterstehen; die Klöster (68 römisch-katholische, 11 griechische)
beherbergen 533 Mönche u. 109 Nonnen.
Wenige Länder haben verhältnismäßig eine solche Mannigfaltigkeit der Vegetation wie
Dalmatien. Bis zum Fuß der Gebirge kann man zwei Erdstriche unterscheiden. Auf die kahle, felsige Küste folgt
ein fetter, aus Mergel, Thon und schwarzer Kohle bestehender Boden. Mangel an Bewässerung, die Vernichtung der Wälder unter der
venezianischen Herrschaft, die bei Stürmen mitgeführten Salzteilchen hindern aber das üppige Gedeihen der Pflanzenwelt,
namentlich des Baumwuchses, welcher schon durch die Überzahl von Schafen und Ziegen äußerst gefährdet
ist.
Pinien hat Dalmatien nur wenig, um so häufiger sind Cypressen und Strandkiefern. Die Gebüsche bestehen aus Pistazien, Myrten, Wacholder,
Johannisbrotbäumen etc. Eine besonders reiche Flora hat die InselLesina, wo auch der Rosmarin einige Strecken bedeckt. In den
südlichen Gegenden gedeihen Gewächse des südlichsten Europa
[* 74] im Freien, namentlich Kaktus, Agave, selbst
die Dattelpalme. Das Ackerland nimmt nur 11 Proz. der Oberfläche ein, dagegen die Weiden (darunter freilich viel wüste Strecken) 47 Proz.
Die Weingärten bedecken 6½ Proz., Gärten und Wiesen gegen 4 Proz., der im Innern des Landes spärlich
vorkommende Wald nur 30 Proz. Die kargen Erträgnisse des Ackerbaues (ca. 1,650,000 hl Kornfrüchte, hauptsächlich Mais, Gerste
[* 75] und Weizen, 45,000 hlHülsenfrüchte, 250,000 hlKartoffeln, 25,000 hlRüben) reichen für den Bedarf nicht hin; dagegen bleibt
von dem erzeugten, mitunter vorzüglichen Wein (1,150,000 hl) und vom Olivenöl (über 100,000 metr. Ztr.)
ein Teil zur Ausfuhr übrig. Vortrefflich
¶
mehr
gedeihen Weichseln (die den Maraskino liefern), Mandeln, Melonen, Feigen, Granatäpfel ohne alle Pflege. Zur Bereitung von Insektenpulver
wird Chrysanthemum gebaut (Jahresertrag über 10,000 metr. Ztr.). Das
Grasland liefert 250,000 metr. Ztr. Heu und Grumt und die wenigen Wälder etwa 300,000 FestmeterHolz.
[* 77] Der Wert des Realbesitzes
und des Kulturbodens wird auf 37,5 Mill. Gulden geschätzt. Die Viehzucht
[* 78] kann sich bei dem Mangel an Futterbau
und dem geringen Ertrag des Graslandes nicht heben.
Pferde
[* 79] (20,256 Stück) dienen als Reit- und Saumtiere, so auch Maultiere (7732 Stück) und Esel (19,082 Stück). Bei dem geringen
Stande des Rindviehs (89,728) und seiner Verwendung beim Ackerbau sind Milch, Butter, Kalbfleisch nur Nebenprodukte
und zu Leckerbissen geworden. Zahlreich sind nur Schafe
[* 80] (824,191 Stück) und Ziegen (217,155 Stück), daher Hammelfleisch die
gewöhnlichste Nahrung. Schweine
[* 81] (29,432 Stück) trifft man nicht häufig. Die Jagd findet nur an dem zahlreichen Wassergeflügel
(namentlich im Narentadelta) einen ergiebigen Ertrag.
Auf den Inseln wird Bienenzucht
[* 82] betrieben (Honig von Solta). Von hoher Bedeutung für Dalmatien ist die Fischerei,
namentlich auf Sardellen, deren Fang die Einwohnerschaft einer Anzahl von Dörfern ausschließlich beschäftigt. Die Fische
[* 83] (22 genießbare Gattungen) bilden gesalzen und gedörrt einen wichtigen Handelsartikel. Bei Sebenico werden auch Korallen
[* 84] gewonnen.
Der Boden Dalmatiens birgt wenig mineralische Schätze. Braunkohlen (bei Siveric) geben einen Ertrag von
220,000 metr. Ztr. Dagegen sind Kalkstein- und Marmorbrüche ergiebiger, den größten Wert aber liefert das Meer mittels der
Salinen auf den InselnArbe und Pago und zu Stagno (1883: 75,000 metr. Ztr.).
Die Industrie ist in Dalmatien mit Ausnahme der Likörfabrikation (Maraskino, Zaratiner
Rosoglio) und der Erzeugung der Flaschen für dieselbe, der Kalk- u. Ziegelbrennerei, der Seifenfabrikation und der Ölpressen
kaum halb entwickelt; sogar die Mahlmühlen sind noch im primitivsten Zustand. Die Seidenindustrie ist seit einigen Jahrzehnten
im Betrieb, ohne jedoch bisher einige Bedeutung erlangt zu haben. Dagegen sind die Landbewohner äußerst
geschickt in der Verfertigung alles dessen, was sie zu ihrem häuslichen Bedarf brauchen, als: Tuch, grobes Leinen, Schuhzeug,
Seilwerk, Körbe, Hüte etc. Sehr wichtig ist der Schiffbau;
Schiffahrt ist ein Hauptgewerbe der Dalmatiner, welche seit
Jahrhunderten für die geübtesten Seefahrer im Adriatischen Meer gelten. Die Handelsmarine von Dalmatien umfaßt 510 Schiffe mit 77,285
Ton. und einer Bemannung von 14,042 Personen. Schiffe weiter Fahrt sind darunter 102 mit 53,725 T. Der Schiffbau liefert jährlich
180-200 neue und 100 umgebaute und ausgebesserte Fahrzeuge, meist Barken. Der Schiffsverkehr in den 54 dalmatischen
Häfen beläuft sich jährlich auf ca. 20,000 Schiffe mit 3,200,000 T. Der Handel Dalmatiens besteht zum großen Teil im Transit
der Waren aus und nach Bosnien und der Herzegowina.
Der Warenverkehr kann zu etwa 16 Mill. Gulden angenommen werden, wovon auf die Einfuhr zur See (Schaf- und
Baumwollwaren, Mehl,
[* 86] Faßdauben) 33 Proz., auf die Einfuhr zu Lande (Getreide,
[* 87] Tabak,
[* 88] Schlachtvieh) 8½ Proz., auf die Ausfuhr
(Olivenöl, Insektenpulver, Schaf- und Ziegenfelle, Wein, Likör, Fische, Seesalz) über 36 Proz., auf den Transitverkehr 22 Proz.
kommen. Als besonderes Zollgebiet hat Dalmatien seit 1880 zu existieren aufgehört, es wurde gleichzeitig
mit dem HinterlandBosnien-Herzegowina dem
allgemeinen österreichisch-ungarischen Zollgebiet einverleibt.
Mit Bosnien und der Herzegowina findet der Verkehr wegen Mangels an Straßen durch Saumtiere statt, und die Waren müssen zu diesem
Behuf in kleine Kolli von höchstens 75 kg Gewicht abgeteilt werden. Als Marktplätze dienen Ragusa, Cattaro
u. a. O. Seit 1877 ist eine Staatsbahnlinie von Spalato zum Kohlenbecken von Siveric mit Abzweigung nach Sebenico (105 km),
dann seit 1885 eine solche von Metkovic nach Mostar in der Herzegowina (43 km) im Betrieb. Kunststraßen erhielt Dalmatien erst durch
die österreichische Regierung.
Die wichtigsten sind die Strada mediterranea, welche das Land derLänge nach durchzieht, und die Strada
littoral, welche von Zara bis Almissa führt. Seit 1831 ist die Straße über den Vellebit (s. oben) eröffnet, welche die kürzeste
Linie zwischen Zara und Karlstadt herstellt. Nach der Herzegowina führt die Straße im Narentathal von Metkovic
nach Mostar. Insgesamt besitzt Dalmatien 2522 km Landstraßen. Die Häfen Dalmatiens bedürfen selten künstlicher
Nachhilfe; in militärischer Beziehung wichtig ist der am offenen Meer liegende Hafen von Rogosnica.
Die politische Oberbehörde ist die Statthalterei. Zu Zara fungieren ein Oberlandes- u. ein Landesgericht; zu Spalato, Ragusa,
Cattaro sind Kreisgerichte; dazu bestehen 33 Bezirksgerichte. In Zara, Spalato und Ragusa bestehen Handels-
u. Gewerbekammern. Der Landtag von Dalmatien ist zusammengesetzt aus dem kath. Erzbischof und dem griechisch-orientalischen Bischof
von Zara und 41 Abgeordneten (10 aus den Höchstbesteuerten, 1 der Landeshauptstadt, 7 der Städte, 3 aus den Handelskammern
und 20 der Landgemeinden).
In denReichsrat wählt Dalmatien 9 Deputierte: 1 die Höchstbesteuerten, 2 die Städte und Handelskammern und 6 die
Landgemeinden. Dalmatien trägt an direkten Steuern kaum volle 600,000 Gulden ein, an indirekten 1,6 Mill., wovon über die Hälfte
auf das Salz- und Tabaksmonopol kommt. Im Wappen
[* 89] (s. Tafel »Österreich.-ungar.
Landeswappen«)
[* 16] führt Dalmatien drei gekrönte goldene Leopardenköpfe, Ragusa drei blaue rechte Schrägbalken,
Zara einen geharnischten Reiter und Cattaro (Österreichisch-Albanien) einen roten Löwen.
[* 90] Die Flagge ist die der österreichischen
Marine. Hauptstadt ist Zara.
und das seit 1871 in
Zara erscheinende Jahrbuch »Manuale del regno di Dalmazia«.
Geschichte.
Das alte D., ein Teil von Illyrien, erhielt seinen Namen von der Handelsstadt Delminium oder Dalmium, welche um 200 v. Chr.
Hauptstadt eines eignen Gebiets (Dalmatia) zwischen dem Adriatischen Meer, dem Fluß Titius (Kerka) und
dem Bebischen Gebirge wurde. Die Bewohner desselben, Dalmatä oder Dalmatii, die von der Jagd, Fischerei und Viehzucht, vorzüglich
aber vom Raub lebten, gerieten wiederholt in Krieg mit den Römern, die, nachdem sie um 168 v. Chr. das jüngere Ardiäerreich
unter dem König Gentius vernichtet und so das Land vom See bei Skutari (lacus Labeaticus) bis zum Naro
(Narenta) unterworfen hatten, 156 ihre Herrschaft, wenigstens an der Küste, begründeten. 117 eroberte Metellus den VorortSalona,
und um 78 näherte sich die gänzliche Eroberung Dalmatiens ihrem Ende.
Unter Cäsars Statthalterschaft über Gallien und Illyrien erhoben sich aber die Dalmatiner mit den übrigen
Illyriern zur Bekriegung der mit den Römern verbündeten Liburner, vernichteten 50 ein von Cäsar gesandtes Heer sowie 48 v. Chr. 15 Kohorten
und 3000 Reiter unter Gabinius und bequemten sich erst nach der Beendigung des Bürgerkriegs zu einem mäßigen Tribut. Nach
CäsarsTod verweigerten sie jedoch denselben wieder, und ihre völlige Unterjochung bewirkte erst Statilius
Taurus 23 v. Chr. Befestigt wurde die Eroberung zuletzt durch die Unterdrückung des großen dalmatisch-pannonischen Aufstandes 10 n. Chr.
Das Land bildete seitdem mit Liburnia und Iapydia die Provinz Illyricum.
Römische
[* 95] Kultur verbreitete sich nun über das Land, Wein- und Ackerbau gewannen eine bis jetzt nicht wieder
erlangte Ausdehnung,
[* 96] blühende Handelsstädte erhoben sich an den zahlreichen Buchten der Küste, und das Land lieferte dem
römischen Heer die besten Soldaten, selbst einige Kaiser, wie den Diokletian. Bei der Teilung des römischen Reichs wurde Dalmatien zum
occidentalischen Kaisertum geschlagen, aber schon nach dem Tode des Honorius mit dem orientalischen Kaisertum
vereinigt, dessen Schicksal es nun mehr als ein Jahrhundert hindurch teilte. Um 481 finden wir Odoaker bemüht, das Land bei
seiner italischen Herrschaft festzuhalten.
Mit Einwilligung des KaisersZeno kam es 489 unter die Herrschaft des ostgotischen KönigsTheoderich d. Gr. und
bildete seit 491 einen Teil des ostgotischen KönigreichsItalien, ward aber durch Belisar und sodann nach Totilas' Wiedereroberung
durch Narses von neuem mit dem orientalischen Kaisertum vereinigt. Im 6. Jahrh. (insbesondere
569-598) nahmen die Avaren das Land in Besitz und behielten es bis zum Anfang des 7. Jahrh., worauf die
kroatisch-serbischen Slawen das Binnenland und einen Teil der Küste einnahmen.
Eine kurze Zeit gehörte der nordwestliche Teil von Dalmatien zum ReichKarls d. Gr., während Byzanz die Oberhoheit über die vorzugsweise
romanischen Küstenstädte behauptete. Doch überwog auch da bald die nachbarliche Macht der kroatischen Fürsten im nordwestlichen,
die
der serbischen Slawen, namentlich der Narentaner, im südöstlichen Teil. Die Kroatenfürsten gerieten
darüber mit Venedig in Streit, welcher zu gunsten der Kroaten endete, so daß der König CrescimirPeter seit 1052 den Titel
eines Königs von Dalmatien annahm.
König Demetrius von Zwonimir nahm seine Länder, also auch Dalmatien, vom PapstGregor VII. zu Lehen und behauptete
sich gegen die vereinigten Byzantiner und Venezianer bis zu seinem 1089 erfolgten Tod. Mit seinem Nachfolger Stephan erlosch
kurz nachher die Reihe der kroatisch-dalmatischen Nationalkönige, und Dalmatien wurde von nun an der Zankapfel aller benachbarten
Reiche und der Tummelplatz der wildesten Oligarchie. König Wladislaw von Ungarn, Schwager des Königs von
Kroatien und Dalmatien, machte seine Ansprüche auf Kroatien geltend, wurde hier als Landesherr anerkannt, und sein Nachfolger Koloman
eröffnete einen Krieg um den Besitz Dalmatiens mit Venedig, der nach den verschiedensten Wechselfällen, insbesondere im Zeitalter
der ungarischen Anjous (1310-82), in den Jahren König Siegmunds durch den 1433 mit den Venezianern abgeschlossenen
Waffenstillstand endete, wobei Dalmatien zwischen beiden Mächten geteilt wurde. Im Anfang des 13. Jahrh.
wanderten die Morlaken (s. d.) in Dalmatien ein, und 1242 ward es von den Mongolen schwer heimgesucht.
Dazu dauerten die Kämpfe zwischen Ungarn und Venedig fort, und seit 1462 begannen auch die Osmanen regelmäßige
Unternehmungen gegen Kroatien und Dalmatien, die zwar an den festen Städten scheiterten, aber dem offenen Land großen Schaden zufügten.
Die Venezianer behaupteten sich indes in ihren dalmatischen Besitzungen und vergrößerten dieselben durch Eroberungen und
Verträge mit der Türkei.
[* 97] Ragusa allein behauptete inmitten aller Kämpfe seine Unabhängigkeit und war selbst
die 1203 eingegangene lästige Verbindlichkeit, seine »Grafen« oder »Rektoren« der Republik aus Venedig zu nehmen, bereits nach 150 Jahren
wieder los geworden und verstand es, durch eine ungemein vorsichtige Haltung zwischen Ungarn, Venedig und der Pforte seinen Bestand
zu erhalten. Im Karlowitzer Frieden 1699 trat die Pforte den südlichen Teil von an Venedig ab, welches
die Dalmatiner so für sich zu gewinnen wußte, daß sie seine treuesten Unterthanen waren und aufs tapferste gegen die Türken
kämpften, und während Venedig seine schönsten Besitzungen in der Levante den Türken überlassen mußte, vermochten diese
mit aller ihrer Macht nicht, das kleine Dalmatien zu erobern.
Venedigs Herrschaft in Dalmatien umfaßte seit den Friedensschlüssen mit der Pforte von 1671 und 1699: als vecchio acquisto (alte
Erwerbung) alles bereits früher erworbene Küstengebiet, dessen Grenzlinie der Provveditore Nani unterhandelt hatte (daher
linea Nani), und als nuovo acquisto infolge der Grenzregulierung durch den Provveditore generale Mocenigo (linea
Mocenigo) einen großen Teil des Contado von Zara, einen Teil der Distrikte von Sebenico und Troni, die DistrikteKnin und Drenis,
endlich Teile der Distrikte Scardona, Spalato, Siga, Almissa, Mucarsca ^[richtig: Macarsca] und Narenta.
Der Friede von Passarowitz 1718 gab Dalmatien als venezianischem Besitz die Grenzen,
[* 98] welche es noch gegenwärtig
hat, indem als acquisto novissimo der Rest der letztgenannten Distrikte des acquisto nuovo hinzukam. Beide zusammen bildeten
das Bergland (il montano). Die aus der Zeit der einstigen Unabhängigkeit herrührenden Munizipalstatuten bildeten die Grundlage
des Gemeindewesens. Der Repräsentant der höchsten gerichtlichen, politischen und militärischen Gewalt war
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