(spr. krócket), ein aus
England herübergekommenes, jetzt in
Deutschland
[* 5] sehr beliebtes Gesellschaftsspiel,
das auf einem kurz gemähten Rasenplatz oder auf einem andern ebenen Platz gespielt wird. Man treibt
in der Mitte eines solchen Platzes 8-10 eiserne
Bogen
[* 6] so in die
Erde, daß sie ein
Kreuz,
[* 7] ein
Achteck oder auch eine andre
[* 1]
Figur
bilden. Zu Anfang und zu Ende der Längsrichtung der
[* 1]
Figur sind hölzerne Pflöcke eingeschlagen, und
die Aufgabe ist nun, die hölzernen Spielbälle mittels der ebenfalls hölzernen
Hämmer (mallets) an
langem Stiel durch sämtliche
Bogen zu treiben und mit beiden Pflöcken in Berührung zu bringen.
Das Croquet kann von 2-8
Personen gespielt werden. Bei Beginn des
Spiels nimmt jeder Teilnehmer seinen
Ball aus einem
Sack; der blaue,
schwarze, braune und grüne
Ball bilden die einePartei, der rosa, gelbe, orange und rote
Ball die andre.
Blau ist der Anführer der einen,
Rosa derjenige der andern
Partei. Ist die Zahl der
Spieler ungerade, so übernimmt einer zwei
Bälle. Jeder
Spieler nimmt den
Hammer,
[* 8] welcher die
Farbe seines
Balles trägt, und spielt so lange weiter, als erBogen
in der vorgeschriebenen
Ordnung passiert, oder bis
er den Pflock trifft.
Wenn sein
Ball dabei einen andern
Ball trifft, so kann er krockieren, d. h. seinen eignen
Ball an den andern setzen und diesen,
indem er seinen
Ball mit der Fußspitze festhält und dabei mit dem
Hammer schlägt, nach irgend einer
Stelle (einer günstigen für den
Freund, einer ungünstigen für den Feind) treiben. Auf das Krockieren kann ein
Spieler zu
beliebiger Zeit ausgehen.
Hat ein
Spieler seinen
Ball durch alle
Bogen getrieben, ohne aber den Standpflock zu berühren, so
wird er ein
Schwärmer, er kann nun über den ganzen Spielplatz schwärmen. Trifft
er den Standpflock,
so ist sein
Balltot, er muß austreten. Eine Krocketpartie besteht am besten aus drei
Spielen, ein
Turnier aus drei
Partien.
Vgl.
Campbell, Anleitung zum Croquetspiel (Hamb. 1882);
Heath, The complete croquet-player (Lond. 1874, illustriert).
Richard Assheton, engl. Staatsmann, geb. 1823 in derNähe von
Preston in
Lancashire, wurde
zu
Rugby erzogen, studierte in
Cambridge und wurde 1849
Barrister. Er fungierte später als Friedensrichter in seiner Heimatsgrafschaft
und trat 1857 als
Abgeordneter für
Preston ins
Unterhaus; 1868 vertauschte er dies
Mandat mit dem für Südwest-Lancaster, welches
er noch jetzt innehat. ImParlament gehörte er zur konservativen
Partei und schloß sich besonders eng
an
LordDerby an. Ein gewandter und
schneidiger Redner, erlangte er bald Bedeutung innerhalb der
Partei; 1872 wurde er mit der
Einbringung und
Verteidigung des Tadelsvotums beauftragt, welches die konservative
Opposition wegen der Beförderung
Sir R.
Colliers zum
Richter gegen die
Regierung beantragte, und entledigte sich dieses Auftrags so geschickt, daß
das
Ministerium nur mit einer ganz geringen
Majorität siegte. 1874 übertrug ihm daher
Disraeli, obwohl er niemals ein Regierungsamt
bekleidet hatte, das
Ministerium des Innern. Croß bekleidete diese
Stellung bis zum Rücktritt der konservativen
Regierung im
April 1880 und erhielt, da er sich in derselben vollkommen bewährt hatte, das gleiche
Amt im
MinisteriumSalisbury (Juni 1885).
Wasserspitzmaus, s. Spitzmaus. ^[richtig:
Spitzmäuse.] ^[= (Soricidea Gerv.), Familie aus der Ordnung der Insektenfresser, kleine Säugetiere vom Habitus ...]
L.
(Klapperschote),
Gattung aus der
Familie der
Papilionaceen, einjährige oder ausdauernde
Kräuter oder
Sträucher
in heißen
Ländern, mit einfachen, dreizähligen, seltener gefingerten Blättern, schönen gelben
Blüten in
endständigen oder den Blättern gegenüberstehenden
Trauben und gestielten, aufgeblasenen, vielsamigen, bei der
Reife klappernden
Hülsen. Crotalaria juncea Crotalaria, ein
Sommergewächs in
Ostindien,
[* 12] wird fast überall in Südasien, besonders in
Indien, auf
Java und
Borneo,
kultiviert, bis 2 m hoch, mit fast sitzenden, lanzettförmigen, etwas seidenhaarigen, einfachen Blättern und schönen, großen,
gelben, eine Endtraube bildenden
Blumen. Aus den
Stengeln gewinnt man die als
Sun in den
Handel kommende Bastfaser, die wie
Hanf
oder
Flachs zu
Seilen etc. verarbeitet wird.
Kolumbien, liefert die jetzt obsolete Kopalchirinde. Croton TigliumL.(TigliumofficinaleKlotzsch, Purgierkroton), ein bis 6 m
hoherStrauch oder kleiner Baum mit langgestielten, eilänglichen, kerbig gesägten, später kahlen Blättern und gipfelständigen
Blütentrauben, ist im südlichen Ostindien heimisch, wird in ganz Ostindien, auf Ceylon,
[* 20] den Sundainseln, Philippinen, auf Mauritius,
in Kochinchina und China
[* 21] angebaut und liefert die Purgierkörner, aus welchen das Krotonöl gewonnen wird,
sowie das weniger heftig wirkende Purgierholz, welches aber auch von dem sehr ähnlichen Croton Pavana Hamilton, im nordwestlichen
Bengalen und Hinterindien,
[* 22] stammt.
Croton fragransKunth, in Kolumbien, mit
zitronenartig duftenden Blüten, und Croton gratissimum, am Kap, werden als Parfüme benutzt.
Croton pictumLodd. (Codiaeum
[* 27] chrisostictumSp.), von den Molukken, ein gedrungen gebauterStrauch mit oval-lanzettlichen, dunkel braungrünen, unregelmäßig gelb gefleckten
oder gezeichneten Blättern, wird in zahlreichen Varietäten als Zierpflanze in Warmhäusern kultiviert. Er ist in
Bezug auf Form und Zeichnung der Blätter sehr veränderlich.
(franz., spr. krutóng), in Butter gelb gebratene oder ausgebackene Scheiben oder Schnitzel von Milchbrot
oder Semmel zum Garnieren andrer Speisen oder als Zuthat zu Suppen.
(spr. kroh), 1) Catherine, geborne Stevens, engl. Schriftstellerin und Vorkämpferin des
Spiritismus in England, wurde um 1800 zu BoroughGreen in Kent geboren und verheiratete sich 1822 mit dem Oberstleutnant Crowe. Sie
begann ihre litterarische Thätigkeit 1838 mit einer Tragödie: »Aristodemus«, die gut aufgenommen wurde. Noch mehr Glück machte
ihr Roman »Susan Hopley« (1841, neue Ausg. 1883),
der auch für die Bühne bearbeitet ward, sowie die Novellen:
»Men and women« (1843) und »Lilly Dawson« (1847). Durch die eingehende Beschäftigung mit JustinusKerners »Seherin von Prevorst«
und dessen übrigen mystischen Schriften, die sie ins Englische
[* 42] übersetzte (»The seeress of Prevorst«, 1845),
ward sie zum
Spiritismus hingeleitet, dem sie sich nun ganz in die Arme warf. Früchte dieser Richtung waren: »The nightside
of nature« (1848, 2 Bde.; neue Ausg.
1882) und »Light and darkness«, eine Sammlung düsterer und tragischer
Vorgänge im Menschenleben (1850, 3 Bde.; neue Ausg.
1856). Ferner gehören dahin: »Spiritualism and the age we live in« (1859) und »Ghosts
and family legends« (1858). Sonst hat sie seit »Lilly Dawson« noch veröffentlicht: »Pippie's Warning« (1848); die Novellen:
»The adventures of a beauty« (1852),
»Linny Lockwood« (1853),
»Story of Arthur Hunting and his first shilling« (1861, 5. Aufl.
1881) und »Adventures of a monkey« (1861). Sie starb 1876.
3) JosephArcher, engl. Kunstschriftsteller, Bruder des vorigen, geb. zu London, erhielt den ersten künstlerischen
Unterricht 1836 in Paris bei Brasseur, dann 1840 bei PaulDelaroche nebst seinem Bruder und kehrte 1853 nach
London zurück. Nun wandte er sich der Schriftstellerei zu und schrieb für das »Morning Chronicle«
und die »Daily News«.
¶
Aus der Rückreise hielt er sich zum Studium der Kunst in Italien auf, und nach der Heimkehr ließ er die
»Geschichte der altniederländischen Malerei« 1857 im Druck erscheinen (2. Aufl., Lond. 1872; deutsch von Springer, Leipz. 1875).
Im J. 1857 ging Crowe als Direktor der Kunstschule nach Bombay,
[* 55] mußte aber schon zwei Jahre später aus Gesundheitsrücksichten
Indien verlassen, worauf er Korrespondent der »Times« für den französisch-italienisch-österreichischen Krieg wurde. 1860 ernannte
ihn die englische Regierung zum Generalkonsul in Leipzig,
[* 56] 1872 in Düsseldorf.
[* 57] Neben seiner amtlichen und politischen Thätigkeit
benutzte er seine Mußestunden und Urlaubsreisen dazu, die Kunst theoretisch und praktisch zu betreiben. Seine mit Cavalcaselle
bearbeiteten Hauptwerke sind: die »New history of painting in Italy« (Lond. 1864-72, 6 Bde.;
von MaxJordan ins Deutsche
[* 58] übersetzt, Leipz. 1869-76);
»The life of Titian« (Lond. 1876; deutsch von
Jordan, Leipz. 1877) und »Raphael« (Lond. 1883; deutsch von Aldenhoven, Leipz. 1883).
Anfangs als grundlegend und epochemachend
bewundert, erfahren die Arbeiten von Crowe und Cavalcaselle jetzt eine besonnenere Prüfung, die ihren Wert einschränkt.
Point (spr. kraun peunt), Ortschaft im nordamerikan. StaatNew York, an der Westküste des Champlainsees, mit den
romantisch gelegenen Ruinen eines alten französischen Forts und (1880) 4287 Einw.
(spr. kreu), berühmte fürstliche Familie, in den wallonischen Niederlanden heimisch, hat ihren Namen nach dem
Stammsitz Croi bei Amiens.
[* 60] GrafKarl zu Croy erlangte vom KaiserMaximilian I. die Reichsfürstenwürde. Durch
den Reichsdeputationshauptschluß erhielten die Fürsten für ihre auf dem linken Rheinufer verlornen mittelbaren Güter das
ehemalige münstersche AmtDülmen im Umfang von 300 qkm mit 16,000 Einw. und wurden durch die Wiener Kongreßakte wegen dieser
Besitzung als Standesherren der KronePreußen
[* 61] unterworfen.
Noch hervorragender war sein Sohn Karl von Croy, Herzog von Aarschot, geb. 1560, der 1580 zum Protestantismus übertrat und Statthalter
von Flandern wurde; 1584 versöhnte er sich aber mit den Spaniern, wurde wieder katholisch und kämpfte
gegen die Republik wie gegen Frankreich. 1598 als Geisel nach Frankreich geschickt, erlangte er die Erhebung Croys zum Herzogtum.
Er starb 1612 und hinterließ Memoiren, die von Reiffemberg herausgegeben wurden (»Mémoires du duc Charles de Croy«, Brüss.
1845). - KarlEugen, Herzog von Croy, geb. 1651, von 1687 bis 1693 im Türkenkrieg unter österreichischer
Fahne, 1693-95 Oberkommandant, trat 1699 in polnische Dienste
[* 64] und starb 1702 in Gefangenschaft zu Reval.
[* 65] Jetziges Haupt des Hauses
ist HerzogRudolf, geb.
(spr. krosä-), eine Gruppe kleiner, vulkanischer, unbewohnter Inseln imIndischenOzean zwischen 46°-47°
nördl. Br. u. 68-69° östl. L. v. Gr.,
mit Höhen bis zu 1300 m;
Crucianellastylosa
Trin., eine ausdauernde,
buschige Pflanze in Gilan (Persien),
[* 76] mit rosenroten, in zahlreichen Endköpfchen geordneten Blumen mit lang hervorstehender,
keulenförmiger Narbe, wird bei uns als Gartenpflanze kultiviert.
starb daselbst als Musikdirektor Auch
als Musikschriftsteller hat er sich vorteilhaft bekannt gemacht durch seine »Praecepta
musicae practicae figuralis« (Berl. 1625, später u. d. T.:
»Rechter Weg zur Singkunst«);
»Quaestiones musicae practicae« (für Schulen, das. 1650) etc. Seine Kompositionen, die
in fast alle Gesangbücher seiner Zeit übergingen
und zum Teil (z. B. »Jesus meine Zuversicht«, »Nun danket alle Gott«) noch
heute gesungen werden, erschienen in verschiedenen Sammlungen unter den Titeln: »Praxis pietatis, oder geistliche Melodien über
Dr. Luthers und andrer Gesänge etc.« (Leipz. 1649, sehr oft aufgelegt);
»Paradisus musicus, musikalisches
Lustgärtlein, auf lieblicher dreistimmiger Harmonia zugerichtet« (Frankf. a. O. 1622);
»Recreationes musicae, d. h. Neue poetische
Amorösen etc.« (Leipz. 1651) u. a.
(spr. krúckschenk),George, engl. Karikaturenzeichner und Kupferstecher, geb. 1792 zu
London, zeichnete schon seit seinem achten Jahr Skizzen aus dem Londoner Volksleben und erwarb sich später durch eine Satire
auf die Banknotenfälschung und eine Reihe von politischen Karikaturen einen geachteten Namen. Seine Karikaturen
sind originell und humoristisch. Es erschienen von ihm zwei Sammlungen Kupferstiche als Erklärung launiger Einfälle und
Szenen, die »Squihs, or satirical sketches« (Lond.
1832, 3 Hefte) und »Twelve sketches illustrative of Sir W. Scott's Demonology and Witchcraft« (das. 1832).
Auch lieferte er die Zeichnungen zu den »Points of humour« sowie zu Petigreros »History of Egyptian mummies«
(Lond. 1834). In neuerer Zeit zeichnete er auch Illustrationen zu beliebten Romanen, namentlich zu Dickens' Werken, und malte
auch verschiedene Genrebilder. Mit seinem ältern Bruder, Robert (1790-1856),
einem guten Miniaturmaler, gab er
ausgezeichnete Skizzen über das Sprichwort »The life in London is death« (»Das Leben in London ist Tod«) heraus. Die Zahl seiner
Radierungen und Holzschnitte beläuft sich auf etwa 3400. Er starb in London.
Vgl. Reid, Complete catalogue of the
engraved works of G. Cruikshank (Lond. 1873);
arteria,vena,nervus (lat.), Oberschenkelschlagader,
-Blutader, -Nerv. ^[= # (Nervi, s. Tafeln "Nerven I u. II"), die Stränge und Fäden, welche im Körper der ...]
MagnusJakob, schwed. Publizist und Romanschriftsteller, geb. zu Jönköping,
[* 89] widmete sich der juridischen Laufbahn, ward 1825 Assessor im Hofgericht zu Stockholm,
[* 90] nahm 1834 seinen Abschied und lebte seitdem
in Stockholm, mit litterarischen Arbeiten beschäftigt. Er trat zuerst mit einigen Novellen auf, welche ein hübsches Talent
für historisch-romantische Erzählung bekundeten; seine Hauptthätigkeit als Schriftsteller war jedoch
eine politisch-historische. In seinen »Politiska åsigter« (1828) pries
er die sogen. Freiheitszeit von 1719 bis 1772 mit hinreißender Gewalt derSprache.
[* 91]
Mit Hjerta gab er 1828-30 eine »Reichstagszeitung« und zwar im Geiste der Opposition heraus, sodann allein 1830-33 das »Fäderneslandet«,
das aber, im Interesse der Regierung geschrieben, keine Teilnahme fand und von der Regierung fallen gelassen
wurde. Erbittert darüber, begann Crusenstolpe nun eine schriftstellerische Thätigkeit, in der er mit Aufbietung
all seiner stilistischen Begabung als der bitterste Gegner der Regierung auftrat. So geißelte er in seinen »Skildringar ur
det inre af dagens historia« (Stockh. 1834, 2 Bde.)
die Männer der Regierung mit scharfem Spotte. Die von ihm angekaufte Tessinsche Bibliothek lieferte ihm Materialien zu dem Buch
»1720,
¶
mehr
1772 och 1809« (Stockh. 1836),
ferner zum »Portefeuille« (das. 1837-45, 5 Bde.)
und zur »Historisk tafla af Gustav IV. Adolphs första lefnadsår« (das. 1837). Indessen wurden diese Schriften nicht mit der
Teilnahme aufgenommen wie seine bis zu seinem Tod fortgesetzten »Ställningar och förhållanden« (seit 1838), welche
Tagesfragen, Charakterskizzen und Anekdoten in anziehender und witziger Darstellung enthielten. Wegen
einer sarkastischen Äußerung, die Regierung habe durch eine am Sonntag vorgenommene militärische Ernennung ein Sabbatsverbrechen
begangen, hatte er von 1838 bis 1841 Festungshaft zu verbüßen, was mehrfache Tumulte in Stockholm veranlaßte.
Aber Crusenstolpe fuhr auch später fort, seine unversöhnlichen Antipathien gegen Karl XIV., seine Regierung und
Dynastie auszusprechen. In seinem »Morianen« (Stockh.
1840-44, 6 Bde.; deutsch, Berl. 1842-44, 6 Bde.,
u. Stuttg. 1847-48, 21 Bde.)
gab er die Geschichte Schwedens seit der Thronbesteigung AdolfFriedrichs, in Romanform glänzend geschildert, aber ohne künstlerische
Verkettung und nicht selten unzuverlässig. Ähnlich sind: »CarlJohan och Svenskarne« (Stockh. 1845-46, 3 Tle.;
deutsch, Berl. 1845-47);
Als Vorsitzender des Landeskulturrats rief er die landwirtschaftliche Versuchsstation zu Möckern hervor und gab unter dem Namen
der ÖkonomischenSocietät mehrere Jahre einen »Volkskalender« sowie einen »Handatlas
des KönigreichsSachsen mit statistischen Nachrichten« und »Agrikulturchemische Untersuchungen
und Fütterungsversuche der VersuchsstationMöckern« (Leipz. 1853-57, 8 Hefte) heraus. Er starb auf
seinem Gut Rüdigsdorf.
petrōsa (lat.), das steinige Zement, das bei vielen pflanzenfressenden Säugetieren bald die Zahnwurzel umkleidet,
bald die mit Schmelz bedeckten Lamellen der Zahnkronen miteinander verkittet.
(ursprünglich Crüwell), Sophie, Opernsängerin, geb. zu Bielefeld,
[* 97] erhielt
ihre musikalische Erziehung im elterlichen Haus, vollendete ihre Ausbildung unter Bordogni zu Paris, trat hier 1847 in einem Konzert
zum erstenmal in die Öffentlichkeit und begann noch in demselben Jahr zu Venedig ihre Bühnenlaufbahn als Elvira in Verdis
»Ernani«. 1848 wurde sie für das Theater
[* 98] der Königin zu London engagiert, konnte jedoch die Konkurrenz
mit JennyLind nicht bestehen und kehrte nach Deutschland zurück, wo sie in verschiedenen Städten mit Beifall sang. Ihre Haupterfolge
errang sie in Paris zuerst (1851) an der Italienischen, dann von 1854 an der GroßenOper, welcher sie bis zu ihrer bald darauf
erfolgten Verheiratung mit dem Baron Vigier als Mitglied angehörte. Neben den vielfachen Auszeichnungen,
die ihr als dramatischer Künstlerin ersten Ranges zu teil wurden, erhielt sie 1874 vom Papst wegen ihrer Verdienste um die
Krankenpflege die Goldene Rose.
1) San Juan de la, span. Dichter und Schriftsteller, geb. 1542 zu
Antiveros in Altkastilien, studierte zu Medina del Campo bei den Jesuiten, ward Karmeliter und um 1568 Abt des nach neu reformierten
Ordensregeln gegründeten Klosters zu Manrezo. Um dieser Reform willen angefeindet und verhaftet, gründete
er, wieder frei, 1579 das Kloster von Baeza, übernahm zwei Jahre darauf die Verwaltung desjenigen zu Granada,
[* 99] ward 1585 Provinzialvikar
von Andalusien und 1588 Definitor des Ordens.
Von neuem seiner Ämter beraubt und in das Kloster von Ubeda eingeschlossen, starb er hier Benedikt
XIII. sprach ihn 1674 heilig und weihte ihm den 24. November. Seine Werke, größtenteils betrachtender Art und mit großer Wärme
[* 100] geschrieben,
haben ihm den Namen des »ekstatischen Doktors« erworben. Am bedeutendsten unter ihnen sind die »Besteigung
des BergesKarmel« und »Die dunkle Nacht der Seele«. Seine Gedichte haben den nämlichen Charakter, sind aber
äußerst ausdrucksvoll in ihrer Sprache. Seine vollständigen »Obras« erschienen zuerst in Barcelona
[* 101] 1619 (12. Aufl., Sevilla
[* 102] 1703),
dann in der Madrider »Biblioteca de autores españoles« (Bd.
27). Eine Ausgabe der Gedichte besorgte auch W. Storck (»Todas las poesías de San Juan de la y de Santa Teresa
de Jesus«, Münster
[* 103] 1854). Ebenderselbe gab eine vorzügliche Übersetzung
¶
Vgl. Muñoz Garinca,
S. J. de la Cruz (Madr. 1875).
2) Juana Ines de la Santa Cruz, spanisch-amerikan. Dichterin, geb. in der
Nähe von Mexiko, erwarb sich ein für ihre Zeit bedeutendes Wissen, ward Hofdame der Vizekönigin von Mexiko, zog sich aber
schon mit 17 Jahren von der Welt zurück in das Kloster der Hieronymitinnen zu Mexiko, in welchem sie fortan unter strengen Bußübungen
ausschließlich den Studien und der Dichtkunst lebte. Sie starb Die Werke dieser von den Zeitgenossen
als »zehnte Muse« gefeierten Dichterin bestehen in Liedern, teils im altspanischen, teils im kunstvollern italienischen Geschmack;
und einer Anzahl dramatischer Dichtungen, von denen nur zwei (»Amor es mas labirinto« und »Les empeños de una casa«) weltlichen
Inhalts, die übrigen geistliche Spiele (loas) sind. Eine Sammlung ihrer »Obras« erschien Madrid
[* 105] 1714, 3 Bde.
(auch Saragossa
[* 106] 1725 u. öfter); eine Auswahl ihrer lyrischen Gedichte enthält auch die Madrider »Biblioteca de autores españoles«
(Bd. 42).
portug. Gold- und Silbermünze, ward von 1455 bis 1822 geprägt;
die seit 1722 geprägten heißen im Gegensatz
zu den alten neue und sind mit 480 bezeichnet, während jene 400 als Bezeichnung haben.
Sie stellten nämlich früher 400 Reis
vor, wurden aber später auf 480 Reis erhöht. 1 Cruzado = 2,177 Mk. Der neue Silbercruzado wird gewöhnlich
Pinto genannt.
Cryptomeria japonicaL. fil., aus Japan und China, erreicht in ersterm Land über 30 m
Höhe und bildet einen schönen Baum mit sehr leichtem Holz und lebhaft grünen, gekrümmten Nadeln mit sehr hervortretendem
Mittelnerv, kam 1844 durch Fortune aus China und ein Jahrzehnt später durch Lobb aus Japan (daher Cryptomeria Lobbii) nach Europa und
wird jetzt in mehreren Varietäten als schöne Zierpflanze kultiviert. GrößerePflanzen halten in geschützter
Lage in Norddeutschland aus.
Hauptort ist die Stadt Makó. Benannt ist das Komitat nach dem Dorf (ehemals Stadt) Csanád an der Maros, mit 2777 Einw.,
wo Stephan I. 1036 ein Bistum stiftete. Im Schloß residierte König SamuelAba. 1242 verwüsteten die TatarenSchloß und Stadt.
Unter der KöniginIsabella von Petrovics belagert, fiel die Stadt bald darauf in die HändedesThomas Varkuch
und kam 1545 unter das Joch der Türken, die erst 1684 vom GeneralWallis
für immer daraus vertrieben wurden.
(spr. tschánji),Ladislaus, Kommunikationsminister in der ungarischen Revolution, geb. 1790 zu Csányi im Szalader
Komitat, diente als Husar 1809-1815, war später eifriges Mitglied der Opposition im Szalader Komitat und
bis zum Ausbruch der RevolutionDeáks treuer Kampfgenosse. Im März 1849 sicherte er in Pest die Ordnung, ging bei Ausbruch der
kroatisch-serbischen Unruhen als Landeskommissar in den Süden, begleitete später die Hauptarmee gegen Wien sowie beim Rückzug
von Preßburg
[* 119] bis Pest und blieb auch in den ersten Januartagen 1849 als Kommissar bis zu Windischgrätz'
Einzug daselbst zurück, worauf er der Regierung nach Debreczin
[* 120] folgte. In Siebenbürgen verfuhr er als Regierungskommissar
gegen die Sachsen und Walachen mit großer Strenge, ja grausamer Härte, aber unbestechlich in seiner Amtsführung. Abberufen,
wurde er nach der Unabhängigkeitserklärung vom zum Kommunikationsminister ernannt, war bei
der zweiten Flucht der ungarischen Regierung aus Pest abermals der letzte und stimmte für die Übertragung der Diktatur an Görgei.
Nach der Waffenstreckung von Világos ergab sich Csanyi den Russen, die ihn an Österreich
[* 121] auslieferten. Er endete in
Pest am Galgen. Wegen seines Amtseifers allgemein die »Biene«
[* 122] (méh) genannt.
(spr. tschárdahsch), ungar. Nationaltanz, der im
Zweivierteltakt ohne eigentliche Tanzfiguren von einem Herrn und einer Dame unter Beobachtung des Rhythmus nach individueller
Auffassung, aber stets graziös und mit höchstem Anstand getanzt wird. Der Csárdás beginnt mit langsamen Bewegungen,
steigert sich aber unter abwechselndem Stoß auf Ferse oder Fußspitze und Zusammenschlagen der Sporen etc. allmählich
¶