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welche der Gründer der Stadt Venedig [* 2] hinterlassen hat, und die sich jetzt in Fondaco dei Turchi am Canale Grande daselbst befindet.
welche der Gründer der Stadt Venedig [* 2] hinterlassen hat, und die sich jetzt in Fondaco dei Turchi am Canale Grande daselbst befindet.
ehemals in Venedig fünf Richter, die nach dem Tod jedes Dogen untersuchten, ob das öffentliche Betragen desselben den Gesetzen gemäß gewesen sei;
für gefundene Fehler mußten die Erben Geldstrafen erlegen.
Zugleich hatten sie zu prüfen, ob etwas an den Gesetzen zu andern, ob sich Mißbräuche eingeschlichen etc.
(lat.), ein Mitschuldiger;
Corrëus debendi, Mitschuldner;
Corrëus credendi, Mitgläubiger. Vgl. Korrealobligation.
(spr. -rähs'), Fluß im südwestlichen Frankreich, entspringt in den Bergen [* 3] von Monédières und mündet nach einem Laufe von 85 km unterhalb Brives in die Vézère (Nebenfluß der Dordogne). Das nach ihm benannte Departement wird nördlich vom Departement Creuse, östlich von Puy de Dôme und Cantal, südlich von Lot, südwestlich von Dordogne, nordwestlich von Vienne begrenzt und umfaßt ein Areal von 5866 qkm (106,5 QM.). Das Land, das ehedem einen Teil der Provinz Limousin (s. d.) bildete, ist ein Bergland, das von der Dordogne mit der Diège, Luzège, Doustre und der Vézère mit der Corrèze bewässert wird. Am gebirgigsten ist der Teil im Osten der Corrèze, La Montagne genannt, welcher fast nur unfruchtbare Heiden bietet, und der Nordosten, wo ein Ausläufer des Auvergnegebirges als Scheide zwischen den Flußgebieten der Garonne und Loire steht und das Plateau Millevache bildet, aus dem sich der Mont Odouze bis zu 954 m erhebt.
Der westlich gelegene Teil, das Unterland, ist mit Ackerland und Weinbergen reichlich bedeckt und auch stärker bevölkert. Das Klima [* 4] ist je nach der Bodenerhebung verschieden, im allgemeinen aber sehr gesund. Die Zahl der Einwohner beträgt (1881) 317,066. Vom Areal kommen 194,326 Hektar auf Ackerland, 73,047 Hektar auf Wiesen, 41,029 Hektar auf Wald und Busch und 16,652 Hektar auf Weinland; das übrige Land sind meist treffliche Weiden. Außer Wein (Rotwein, in den tiefen und milden Thälern der Dordogne, der Corrèze und der Vézère), Getreide [* 5] und Kartoffeln werden besonders Nüsse und gute Kastanien, dann Flachs und Hanf gebaut.
Beträchtlich ist die Zucht des Rindviehs, der Schafe, [* 6] Schweine [* 7] und Ziegen. Corrèze liefert Tausende von Rindern nach Paris, [* 8] gepökeltes Schweinefleisch nach Bordeaux [* 9] und Nußöl nach andern Provinzen. Die sonst so vortreffliche Limousinpferderasse ist durch Vernachlässigung entartet. Sehr beträchtlich ist die Bienenzucht. [* 10] Ausgebeutet werden Eisen, [* 11] Steinkohlen, Schiefer, Antimon. Die Industrie, obschon in letzter Zeit fortgeschritten, leistet noch wenig; am bedeutendsten ist die Waffenfabrikation zu Tulle; außerdem gibt es einige Papierfabriken, Töpfereien, Gerbereien etc. Der Handel hat vorzugsweise Getreide, Kastanien, Öl, Pferde, [* 12] Maultiere und Rindvieh, Eisen, Kupfer, [* 13] Papier, Spitzen etc. zum Gegenstand. Das Land ist in drei Arrondissements geteilt: Brive, Tulle, Ussel. Hauptstadt ist Tulle. Am gleichnamigen Fluß, im Arrondissement Tulle, liegt das Städtchen Corrèze mit 520 Einw.
(Lough Corrib), einer der größten Binnenseen Irlands, zwischen den Grafschaften Galway und Mayo, 40 km lang und bis zu 12 km breit, fließt durch einen breiten Fluß bei Galway ins Meer ab und ist wichtig für Schiffahrt und Fischerei. [* 14]
eine Provinz der Argentinischen Republik, liegt zwischen den Flüssen Parana und Uruguay [* 16] und grenzt südlich an Entre Rios, nordöstlich an das Territorium der Missionen und ist 58,022 qkm (1053,9 QM.) groß. Der größte Teil der Provinz ist ein Flachland, mit zahleichen ^[richtig: zahlreichen] Seen und Schilfsümpfen bedeckt, und nur am Parana und im O. kommen wellenförmige Landrücken vor. Weite Strecken sind mit einer Art Bambus, dem Tacuarà der Guarani-Indianer, bewachsen, und auf den klaren Wasserflächen schwimmt die prachtvolle Victoria [* 17] regia. Waldungen kommen nur im N. vor. Corriéntes ist reich an jagdbarem Wild. Strauße sind häufig in den Ebenen, Kaimans und der sogen. Tiger (Felis onca) in den Sumpfdickichten. Das Klima ist warm und feucht. Die Zahl der Einwohner betrug 1882: 204,000, deren Hauptbeschäftigung Viehzucht und [* 18] Ackerbau bilden. 1884 zählte man 1,769,000 Rinder, [* 19] 160,000 Pferde und 480,000 Schafe;
16,720 Hektar waren angebaut (mit Mais, Mandioka, Tabak [* 20] und Zucker). [* 21] - Die Hauptstadt Corriéntes (San Juan de Vera de las Siete Corriéntes) liegt 23 km unterhalb der Vereinigung des Parana mit dem Paraguay, dicht unterhalb der übrigens der Schiffahrt nicht hinderlichen Stromschnellen, denen sie ihren Namen verdankt, fast in Orangenwaldungen versteckt. Corriéntes hat 4 Kirchen, ein Regierungsgebäude (ehemals Jesuitenkloster), eine Bibliothek, ein Museum (1854 von Bonpland gegründet), lebhaften Handel mit Holz [* 22] und Viehzuchtprodukten und (1882) 20,000 Einw. Sie wurde 1588 von Torres de Vera y Aragon gegründet.
(lat., »das zu Verbessernde«),
Druckfehler- (Schreibfehler-) Verzeichnis.
dem Glück nachhelfen, d. h. falsch spielen (ein Ausdruck Riccauts in Lessings »Minna von Barnhelm«, Akt 4, Szene 2).
(Corrosiva, lat.), Ätzmittel. ^[= (Remedia caustica oder Epicaustica), in der Medizin solche Stoffe, welche vermöge ihrer eigentümli ...]
1) Salomon, schweizer. Maler, geb. 1810 zu Zürich, [* 23] ging im Alter von 20 Jahren nach Rom, [* 24] der Heimat seiner Eltern, und bildete sich daselbst im Anschluß an die Landschaftsmaler der historischen Schule, Koch, Reinhart, Catel etc., in der Aquarellmalerei aus. Er erreicht in derselben eine Kraft [* 25] und Tiefe der Farbe, die der Wirkung der Ölmalerei gleichkommen. Seine Motive wählt er hauptsächlich aus Venedig und der Umgebung Roms, wo er noch thätig ist. Zu seinen hervorragendsten Arbeiten gehören: der Comersee, die Villa Madama, eine Sammlung von Aquarellen für die Königin von England und eine Reihe venezianischer Ansichten.
2) August, schweizer. Dichter und Schriftsteller, geb. zu Zürich, war anfangs für das Studium der Theologie bestimmt, widmete sich dann (1847-51) auf der Kunstakademie zu München [* 26] der Malerei und wurde 1862 Zeichenlehrer an den höhern Stadtschulen zu Winterthur. Im J. 1881 legte er diese Stelle nieder und lebte seitdem in Zürich, wo er starb. Seine. »Gedichte« (Kassel [* 27] 1853) zeichnen sich durch sprachlichen Wohllaut, Humor und Gefühl für die Schönheit der Natur aus, die mit dem Auge [* 28] des Künstlers aufgefaßt erscheint. Noch bedeutender sind seine im Schweizerdialekt abgefaßten epischen Gedichte: »De Herr Professor, Idyll usem Züripiet« (Winterth. 1858, 2. Aufl. 1872);
»De Herr Vikari, Winteridyll usem Züripiet« (das. 1858) und »De Herr Doktor. Herbstidyll usem Züripiet« (das. 1860, dramatisiert 1872).
Auch auf dem Gebiet der Novellistik versuchte sich Corrodi mit »Ein Buch ohne Titel« (St. Gallen 1855),
»Waldleben« (das. 1856, mit anmutigen Märchen),
»Ernste Absichten«, ein Frühlingsbuch ¶
(das. 1860),
und »Blühendes Leben« (Roman, Bern [* 30] 1870). Seine spätern Publikationen sind, abgesehen von zahlreichen Jugendschriften, die Lustspiele: »De Ritchnecht« (Zürich 1873) und »De Maler« (das. 1875);
»Immergrün in Gedichten und Geschichten« (Leipz. 1874);
»Eine Pfarrwahl«, Zeitbild in 5 Akten (Aarau [* 31] 1877);
»D' Bademerfahrt«, Lustspiel in Züricher Mundart (Zürich 1879);
»Geschichten« (das. 1881, Bd. 1);
»Der Sang vom Ärger« (das. 1881);
»Wörtliche Bilder zu bildlichen Worten« (das. 1883) und das Lustspiel »Wie d' Warret würkt« (das. 1884).
Er gab auch »Shakespeare. Lebensweisheit, aus seinen Werken gesammelt« (Winterth. 1863) heraus, übersetzte R. Burns' Lieder ins Schweizerdeutsch (Winterth. 1870) und veröffentlichte »Robert Burns und Peter Hebel, [* 32] eine litterarhistorische Parallele« [* 33] (Berl. 1873) sowie auf dem Gebiet der Zeichenkunst [* 34] »Studien zur Pflanzenornamentik« (Leipz. 1876) u. a.
3) Hermann, schweizer. Maler, Sohn von Corrodi 1), geb. 1844 zu Rom, bildete sich daselbst und in Paris und machte längere Studienreisen nach dem Orient. Breite, [* 35] kräftige Pinselführung und frisches Kolorit, solide Technik und die dem eigenartigen Charakter jeder Gegend vortrefflich angepaßte effektvolle Stimmung sind Hauptvorzüge von Corrodis Gemälden. Das Monumentale sagt seinem Talent besonders zu, und er liebt die breite, mehr dekorative Behandlung im guten Sinn des Worts. 1878 erntete er mit der Ausstellung eines Cyklus von Bildern aus Cypern [* 36] zu London [* 37] großen Beifall; verschiedene davon wurden von der Prinzessin von Wales erworben, andre gingen in englische Privatsammlungen über, wie denn Corrodi überhaupt bei der englischen Aristokratie in hohem Ansehen steht. Zu seinen bekanntesten Bildern gehören der zu Wien [* 38] 1874 mit einer Medaille ausgezeichnete Pinienwald, Sturm auf der Insel St.-Honoré (Pariser Salon 1878) und die Prozession in Sorrento. Corrodi besitzt und benutzt abwechselnd drei Ateliers: in Rom, Baden-Baden [* 39] und London.
4) Arnold, Maler, Bruder des vorigen, geb. 1846 zu Rom, widmete sich anfangs der Genremalerei und malte anmutige Kostümstücke mit Figuren aus dem 17. Jahrh. und dem modernen Volksleben, von denen die Balkonszene aus Venedig, die Gondelfahrt eines Liebespaars (Museum zu Basel), [* 40] die Liebeserklärung (Museum zu Zürich) und die Liebeserklärung am Comersee zu nennen sind. Nach einem Aufenthalt in Paris und Deutschland [* 41] fing er an, historische Genre- und Historienbilder zu malen, welche großen Beifall fanden, starb aber schon 1874 in Rom, bevor sich sein Talent völlig entfaltet hatte. Unter seinen letzten Arbeiten sind die hervorragendsten: Paulus vor dem Landpfleger Felix (1870), Einzug des Titus in Rom (1871), Belisar, die Verschwörung des Catilina, Marino Falieros Verurteilung und Kompositionen zu Dantes »Hölle«.
Stadt im nordamerikan. Staat Pennsylvanien, 15 km südöstlich von Erie, verdankt sein Bestehen den Petroleumquellen und hatte 1880: 5277 Einw. (1870: 6809).
Arman Lowry, engl. Admiral, geb. 1790, trat 1805 in die britische Marine, focht am Kap der Guten Hoffnung und vor Buenos Ayres [* 42] und wohnte dem Bombardement von Kopenhagen [* 43] 1807 bei. Im J. 1835 brachte er den Earl of Durham nach Konstantinopel, [* 44] befehligte dann ein kleines Geschwader an der Küste von Spanien, [* 45] mit dem er der Königin Barcelona [* 46] und Valencia [* 47] rettete, ward 1852 Konteradmiral, 1854 unter Napier zweiter Befehlshaber der brit. Ostseeflotte und starb in Paris.
(spr. korssol), Ort im franz. Departement Côtes du Nord, Arrondissement Dinan, an der Westbahn, liegt auf den seit 1802 aufgegrabenen Ruinen des Hauptorts der alten Curiosolitä. In seiner Umgebung sind römische Münzen, Gerätschaften, Trümmer eines Marstempels etc. gefunden worden.
[* 29] (franz. la Corse), Insel im Mittelmeer, seit 1768 zu Frankreich gehörend und gegenwärtig ein Departement der Republik bildend, erstreckt sich nördlich von der Insel Sardinien [* 48] von 41° 21' bis 43° nördl. Br. und von 8° 32' bis 9° 31' östl. L. v. Gr., wird von dieser Insel durch die 11 km breite Straße von Bonifacio getrennt, ist von Livorno, [* 49] dem nächsten italienischen Hafen, 84 km und von dem nächsten französischen Hafen, Antibes, 172 km entfernt (s. Karte). Sie hat von N. nach S. eine Länge von 183 km und eine größte Breite von 85 km, eine Küstenentwickelung von 700 km, einen Flächenraum von 8747 qkm (148,8 QM.). Ganz Corsica besteht aus einer einzigen Bergmasse, der nur an der Ostseite eine schmale, aus jüngern und jüngsten Bildungen bestehende Ebene angelagert ist. Die Insel ist deutlich als ein abgelöstes Stück von Sardinien zu erkennen, beide Inseln stimmen ihrem innern Bau
[* 29] ^[Abb.: Karte der Insel Corsica.] ¶
nach überein, und das jetzt französische Corsica ist auch in dieser Hinsicht, wie seiner geographischen Lage, seinem Klima und seinen Produkten, der Sprache [* 51] und Geschichte seiner Bewohner nach, ein italienisches Land: mit Italien [* 52] verknüpft es ein unterseeischer, wohl nirgends unter 100 Faden [* 53] sinkender Rücken, auf welchem sich ihm die toscanischen Inseln entgegenstrecken, während es von der Provence durch Tiefen von 1000 Faden getrennt ist. Eigentümlich aber ist es, daß gerade die Ostküste flach, von Lagunen begleitet, fieberschwanger, unnahbar ist und nur im äußersten Süden und Norden [* 54] sich gute Häfen, der von Malaria heimgesuchte von Porto Vecchio und Bastia, finden, letzterer der bei weitem wichtigste, das Organ, durch welches Corsica von jeher den lebhaftesten Verkehr mit Italien (Genua [* 55] und Livorno) unterhalten hat.
Bei Bastia setzt sich an den Rumpf der Insel die gebirgige, 38 km lange Halbinsel von Kap Corso, so nach der Nordspitze benannt, an, die an ihrer westlichen Basis den Hafen von San Fiorenzo hat. Sehr viel reicher gegliedert, reicher an Buchten und malerischen, steilen Vorgebirgen ist die Westseite der Insel; es folgen aufeinander die Buchten von Calvi, Porto, Sagona, Ajaccio und Valinco, alle wiederum mit kleinern Buchten, denen freilich meist eine anschließende Ebene fehlt.
Nur bei Ajaccio ist eine kleine Küstenebene vorhanden, mit Recht Campo dell' Oro, das Goldfeld, genannt, welche im Verein mit dem dort mündenden Gravone, der einen Weg ins Innere bot, der Stadt besondere Bedeutung verliehen hat. Auf steilem Felsen, einen kleinen Hafen zur Seite, erhebt sich das Emporium der Meerenge Bonifacio. Das Innere der Insel ist von rauhen Bergen erfüllt, welche deutlich eine Hauptkette mit Meridianrichtung, eine Fortsetzung derjenigen von Sardinien, erkennen lassen, aber in der Weise, daß die schwer zu übersteigende Wasserscheide im nördlichen Teil der Insel sich nahe der Nordwestküste, im südlichen näher der Ostküste hält.
Dadurch zerfällt die Insel in zwei Teile, die Ostseite, eine sanfte und regelmäßige Abdachung, mit Heiden und Sümpfen bedeckt, weithin unbewohnt, außer im N. ohne entwickeltere Thäler, die Westseite, eine fortgesetzte Bildung von tief eingeschnittenen Parallelthälern und bis zum Meere reichenden Bergrücken. Die Scheidung Corsicas in das Land diesseit und jenseit der Berge ist uralt historisch, auch der Charakter der Bewohner beider Landeshälften ist verschieden: jenseits herrscht mehr Wildheit, diesseits mehr Kultur, geistige und materielle.
Die ganze Ostseite, bis wo am Golf von Porto Vecchio reichere Gliederung beginnt, besteht aus Kreidegesteinen, meist Kalk, an der Küste auch aus tertiären und quartären Bildungen, während der bei weitem größte Teil der Insel westlich einer Linie, welche etwas westlich von Corte in nordwestlicher Richtung gegen Belgodere verläuft, aus altkristallinischem Gestein, vorzugsweise Granit, besteht. Hier liegen denn auch die mächtigsten Erhebungen, rauhe Granitspitzen, den größten Teil des Jahrs von Schnee [* 56] bedeckt, der zentrale Monte Rotondo 2625 m, der noch höhere, nördlichere Monte Cento 2710 m, der südlichere Monte d'Oro 2391 m und der südlichste, treffend nach seiner Gestalt benannt, Incudine (»Amboß«) 2136 m. Dies sind die Ursprungsstätten der zahlreichen kleinen, im Sommer meist trocknen Flüsse. [* 57]
Die größten sind der Golo und der Tavignano, die zur Ostküste, der Taravo, Gravone und Liamone, die zur Westküste gehen. Das Innere der Insel ist ein Gewirr von Bergen, nur steile Pfade, oft Treppen, [* 58] führen von Dorf zu Dorf, selbst die Straße an der Westküste entlang besteht nur aus steilen Auf- und Abstiegen; die Hauptstraße von Ajaccio nach Bastia durch das Innere der Insel hat im Paß [* 59] von Vizzavona eine Höhe von 1145 m, ja der Weg aus dem bis nahe an die Westküste heranreichenden Golothal nach dem Golf von Porto hat im Paß von Vengio sogar 1532 m zu übersteigen. Diese Zahlen zeugen von der Wildheit des Landes und den Wirkungen, die es notwendig auf die Bewohner haben muß, von der Schwierigkeit des Verkehrs; sie erklären, daß Corsica noch keine Eisenbahn hat und, obwohl eine solche von Bastia nach San Fiorenzo und nach Porto Vecchio projektiert ist, noch für längere Zeit keine haben wird. Sie erklären namentlich auch den Gegensatz zwischen Ost- und Westseite.
Das Klima der Insel ist, von der Ostküste abgesehen, ein herrliches, die Mitteltemperatur des Jahrs beträgt an der Küste 17,7° C., im Sommer 24,5, im Winter 11,2° C., und wenn auch Temperaturen unter Null vorkommen, so dauern sie doch nicht an, und Schnee fällt selten. Wohl aber sind die Berge die Hälfte des Jahrs mit Schnee bedeckt. Es regnet reichlich genug, 630 mm im Jahr, und nur der Sommer ist regenarm. So können hier alle Gewächse der südlichen Mittelmeerländer gedeihen, Agrumen, Opuntien, Agaven, ja selbst Dattelpalmen; Agrumenkultur ist sogar in einzelnen Gegenden, z. B. bei Ajaccio und in den Thälern von Kap Corso, von Wichtigkeit.
Der Charakterbaum Corsicas ist aber der Ölbaum, der in einzelnen Gegenden, wie in der Balagna, ganze Wälder bildet und bis 700 m hoch steigt; gegen 12,000 Hektar sind seiner Kultur gewidmet, die bis 300,000 hl Oliven, resp. 400,000 kg Öl liefert. Höher hinauf steigen die Edelkastanien, welche noch ungeheure Wälder bilden (zusammen 27,000 Hektar) und so reich tragen, daß sich die Bevölkerung [* 60] wesentlich davon nährt und dadurch von einer intensivern Bodenkultur zurückgehalten wird.
Sonst sind aber die Urwälder, welche ehemals die Insel so dicht bedeckten, daß sie Ansiedelungsversuche der Römer [* 61] gänzlich vereitelten, bedeutend gelichtet worden, namentlich durch die Hirten, welche Feuer anlegen, um im Frühjahr frische Weide [* 62] zu haben. Noch gibt es einzelne dichte Wälder von herrlichen Laricio-Kiefern, wohl auch von Lärchen, Eichen und Buchen; aber sie schwinden jetzt rasch dahin, und von den offiziellen 125,000 Hektar Wald besteht der größte Teil aus Buschwald und Gestrüppe, in der Küstenzone meist aus immergrünen Sträuchern gebildet, die sogen. Macchien, der sicherste Zufluchtsort der corsischen Banditen. Über der Zone der Wälder breiten sich die Alpenwiesen aus, auf denen im Sommer die Schafe und Ziegen weiden, wo auch noch der Muflon vorkommt. In dieser Region fehlt es auch im Sommer nicht an rieselnden Bächen und Quellen.
Corsica hat eine Bevölkerung von (1881) 272,639 Seelen. Die Insel ist also schwach bevölkert (31 Bewohner pro QKilometer), doch ist in diesem Jahrhundert die Zunahme eine bedeutende. Die Bewohner Corsicas sind, von einer im 17. Jahrh. eingewanderten griechischen Kolonie und von einigen Tausend Franzosen in den Städten abgesehen, als Italiener anzusehen; namentlich in den Küstenstädten tragen sie auch physisch den italienischen Typus, während man im Innern breitere, fleischigere Köpfe, kleine Nasen, lichtere Gesichtsfarbe und öfter braune als schwarze Haare [* 63] bei kräftig gedrungenem Körper findet. Ob sie von Ligurern oder Iberern stammen, ist schwer zu entscheiden; jedenfalls haben sie sich in verschiedenen Perioden mit Griechen, ¶
Römern, Sarazenen, Italienern u. a. gemischt. Doch zeigt ihr Volkscharakter überall große Übereinstimmung. Sie haben Zeugnisse von ihrer Vaterlandsliebe, ihrer Tapferkeit und Todesverachtung wie von ihrer Treue in Menge aufzuweisen, ebenso aber auch von ihrer Rachsucht, tollem Ehrgeiz und Eifersucht. Die furchtbare Vendetta (Blutrache), die noch heute unter gemilderten Sitten und strengen Gesetzen nicht völlig erloschen ist, wütete namentlich um die Mitte des vorigen Jahrhunderts derartig, daß man die Zahl ihrer Opfer jährlich auf 1000 schätzte.
Ganze Dorfschaften standen in Fehde gegeneinander, von Generation zu Generation, die Häuser waren Festungen, und nur die Frauen, durch die Sitte unantastbar, wagten sich ins Freie. Die Verfassung der Corsen, an der sie auch unter Genuas Herrschaft festhielten, war eine patriarchalisch-republikanische. An materieller ebenso wie an geistiger Bildung stehen die Corsen noch tief;
die Häuser der Landbewohner sind sehr einfach, meist nur vier Wände und ein Dach; [* 65]
der Frau liegt alle Arbeit ob;
die Bedürfnisse sind gering, die Sitten einfach, aber rein.
Das Corsische ist ein verderbtes Italienisch. Die Sprache des Volkes ist reich an Bildern, Poesie wird eifrig gepflegt, Improvisationstalent ist nicht selten; tief poetische Volkslieder sind in aller Mund, namentlich die Voceri, die Totenklagen, spielten in der Vendetta eine große Rolle. Die Volksbildung ist noch sehr mangelhaft. Es gibt ein Lyceum, 4 Kommunalcollèges, eine freie Sekundärschule und 530 Primärschulen.
Die Bodenkultur steht noch auf sehr tiefer Stufe der Entwickelung, noch nicht die Hälfte des Bodens ist angebaut und auch dies nur mit Hilfe von italienischen Arbeitern, die aus der Provinz Lucca, [* 66] bis zu 10,000, zur Aussaat und Ernte [* 67] herüberkommen. Weizen wird hinreichend gebaut, daneben Gerste [* 68] und Mais, auch Roggen, dann Flachs und Hanf. Bedeutend ist auch die Oliven- und die Weinkultur, wenn auch beide noch sehr nachlässig betrieben werden; letztere liefert einen Ertrag von etwa 300,000 hl. Nach dem offiziellen Kataster beträgt die dem Ackerland gewidmete Fläche 153,640 Hektar, das Weinland 15,000 Hektar, das Heide- und Weideland 247,615 Hektar.
Die Viehzucht steht ebenfalls noch sehr tief, am zahlreichsten sind Schafe (250,000) und Ziegen (186,000); die Zahl der kleinen, aber kräftigen und gewandten corsischen Pferde wie die der Maultiere ist gering, am niedrigsten steht die Rinderzucht. Sehr reich an Fischen sind die Lagunen der Ostseite, namentlich an trefflichen Aalen; auch Sardellen- und Thunfischerei, dann Korallenfischerei wird an der Küste getrieben. Die Mineralschätze Corsicas scheinen weniger bedeutend zu sein als die Sardiniens, wenn auch Edelmetalle vorkommen; es wird jetzt Bergbau [* 69] auf silberhaltige Blei- und auf Kupfererze sowie auf Eisenerze getrieben, die in Bastia und Porto Vecchio etwas Eisenindustrie ins Leben gerufen haben.
Ausgezeichnet ist das Steinmaterial, insbesondere: Granit, Porphyr, Jaspis, Serpentin, Marmor und Alabaster. Von den zahlreichen Mineralquellen ist nur die außerordentlich kohlensäurehaltige von Orezza von nicht ganz örtlicher Bedeutung. Die Industrie ist wenig entwickelt und liefert nur Gegenstände des einheimischen Bedarfs. Aus der schwarzen Wolle des Landes werden grobe Tücher für die Gebirgsbewohner verfertigt. Guagno liefert irdene Pfeifen und Monagia ein leichtes Töpfergeschirr, dessen Thon Asbest beigemischt wird.
Außerdem bestehen mehrere Seifensiedereien, Öl- und Mahlmühlen, Teigwarenfabriken, Käsereien und Gerbereien. Für Kommunikationsmittel ist im Innern nur wenig gesorgt. Der Handel findet vorzugsweise mit Frankreich über Marseille [* 70] statt und ist in jüngster Zeit außerordentlich gestiegen, 1875-83 von 46 auf 62,6 Mill. Frank; 1883 betrug die Ausfuhr (Wein, Holz, Gerberrinde, Olivenöl, Kastanien, Südfrüchte, eingelegte Früchte, Honig und Wachs, eingesalzene Fische [* 71] und Häute) 13,284,071 Fr., davon 9,282,261 nach Frankreich, die Einfuhr (Wein und Weingeist, Kartoffeln, Möbel, [* 72] Holzwaren, gegerbte Häute, Maschinen, Papier) 49,346,371 Fr., davon 41,534,137 aus Frankreich.
Die Haupthäfen sind Bastia, Ajaccio und Calvi. Die Handelsflotte der Insel bestand 1882 aus 240 Schiffen mit 5428 Ton. Gehalt. Der Besitz der Insel Corsica ist für Frankreich insofern wichtig, als diese die Häfen der Provence und Italiens [* 73] beherrscht. Corsica gehört (nach der neuen Militärorganisation von 1873) zum 15. Armeekorps (Marseille), ferner zur 5. Seepräfektur (Toulon) [* 74] und zerfällt in die 5 Arrondissements von Ajaccio, Bastia, Calvi, Corte und Sartène, die wieder in 62 Kantone geteilt sind. Hauptstadt ist Ajaccio (s. d.), in neuerer Zeit als klimatischer Kurort in Aufnahme gekommen. Der corsische Appellhof ist in Bastia, das Bistum in Ajaccio.
Corsica wurde seit der ältesten Zeit von dem ligurischen Volksstamm der Corsen bewohnt. 560 v. Chr. gründeten die Phokäer daselbst die Stadt Alalia (Aleria), wurden aber 544 von den vereinigten Karthagern und Etruskern vertrieben, welch letztere nun die Insel besetzten. Als auch deren Seemacht allmählich sank, bemächtigten sich die Karthager der Handelsplätze an Corsicas Küsten. Nach dem ersten Punischen Krieg (238) entrissen die Römer den Karthagern die Insel und unterwarfen sie völlig 231, doch benutzten sie dieselbe nur zu Zwischenstationen für ihre Seefahrten und als Verbannungsort.
Wiederholte Aufstände gegen die römischen Statthalter wurden durch blutige Kämpfe unterdrückt, worauf Marius die Kolonie Mariana an der Ostküste gründete, dann Sulla Aleria wiederherstellte. Corsica stand unter dem Prätor von Sardinien, bis es durch die Diokletianische Reichseinteilung eine eigne Provinz wurde. Unter der Regierung der Kaiser soll Corsica 33 ummauerte, zum Teil durch Handel reiche Städte gezählt haben. Übrigens standen die Corsen wegen ihres Charakters im übelsten Ruf, und die Verbannung nach Corsica, die z. B. Seneca traf, galt für eine der härtesten Strafen. 470 n. Chr. ward die Insel eine Beute der Vandalen, seit 533 abwechselnd der griechischen Kaiser und der eindringenden Goten und Langobarden. 713 erschienen die ersten Sarazenenschwärme auf der Insel; 754 bemächtigten sich die Franken derselben.
Ludwig der Fromme gab sie 833 dem toscanischen Markgrafen Bonifacius zu Lehen, der Bonifacio erbaute. Nach dem Tode des letzten Markgrafen, Lambert (951), herrschten Berengar und Adalbert von Friaul über die Insel, worauf sie Kaiser Otto II. an den Markgrafen Hugo von Toscana gab. Die Macht über die Insel lag übrigens faktisch in der Hand [* 75] mehrerer kleiner Dynasten; 1002 erhoben sich die Corsen gegen deren Bedrückung und traten zu einer freien Gemeinde zusammen, die eine Art Repräsentativerfassung mit einem Caporale an der Spitze und einem Gesetzgebenden Rat von zwölf Männern gründete. Aber bald erhielten jene wieder die Oberhand, worauf sich das Volk unter den Schutz des toscanischen Markgrafen Malaspina stellte. Seit 1077 erkannten die Corsen den Papst Gregor VII. als ihren Oberherrn an; Urban II. stellte die Insel 1098 als ein ¶
Lehen unter das Bistum von Pisa. [* 77] Unter der Herrschaft der Pisaner hob sich die Insel in vielfacher Hinsicht. Inzwischen bemächtigten sich die Genuesen der Stadt Bonifacio (1217), und als sie 1284 bei Melloria die pisanische Seemacht vernichtet hatten, eroberten sie nach und nach fast die ganze Insel. Endlich traten die Pisaner die Insel förmlich an Genua ab (1300). Bald aber brach die wildeste Anarchie aus. Papst Bonifacius VIII. hatte inzwischen 1296 Corsica und Sardinien dem König Jakob von Aragonien als Lehen zugeteilt, und so standen sich nun drei Parteien, die genuesische, die aragonische und die Nationalpartei, gegenüber.
Doch erlangte schließlich Genua die Herrschaft. Nachdem die Insel jahrhundertelang unter den traurigsten Zuständen gelitten, brach endlich 1729 ein allgemeiner Aufstand gegen Genua aus. Nachdem mit abwechselndem Glück gefochten worden war, kam zu Corte ein Friede zu stande, in welchem sich die Corsen unter günstigen Bedingungen Genua wieder unterwarfen. Indessen hatten kaum die letzten genuesischen Söldner die Insel verlassen, als der Aufstand von neuem ausbrach. Im Lauf des Jahrs 1734 hatte Luis Giafferi, der General der Corsen, den Genuesen alles Land bis auf die festen Seeplätze entrissen, und eine Generalversammlung des Volkes in Corte im Januar 1735 sprach die ewige Trennung Corsicas von Genua aus. Am landete der deutsche Baron Theodor von Neuhof (s. d.) mit einer Schar Abenteurer unter britischer Flagge bei Aleria und wußte in kurzem so großes Ansehen zu gewinnen, daß ihn die Corsen als Theodor I. zum König von Corsica ernannten.
Sein Königtum dauerte aber kein Jahr, und mehrere Versuche, es wiederzugewinnen, mißlangen, da Genua die Franzosen zu Hilfe rief. Indessen gelang es auch diesen nicht, die Insel zu dauernder Botmäßigkeit zu bringen; nach ihrem Abzug erneuerte sich die Volkserhebung, und eine Volksversammlung sprach aufs neue die Unabhängigkeit Corsicas aus; Giampietro Gaffori, der Corte im Sturm erobert hatte, ward zum General und Gouverneur der Nation ernannt. Zwar ward dieser 1753 ermordet; aber der Kampf gegen Genua dauerte fort, und der corsische Senat ernannte Pasquale Paoli (s. d.) zum General.
Bald waren die Genuesen auf allen Plätzen zurückgedrängt, Paoli richtete die Verwaltung der Insel nach republikanischen Grundsätzen ein, und als eine corsische Expedition im Februar 1765 sogar die kleine Insel Capraja eroberte, trat Genua durch den Traktat von Compiègne Corsica für 40 Mill. Fr. an Frankreich ab. Zwar nahmen die Corsen den Kampf auch mit dieser Macht auf und lieferten mehrere glückliche Gefechte; aber die unglückliche Schlacht von Pontenuovo entschied das Schicksal der Insel.
Pasquale Paoli verließ dieselbe mit 3000 Corsen, und Corsica ward 1774 französische Provinz. Während der französischen Revolution kehrte Paoli 1793 in sein Vaterland zurück, rief das Volk noch einmal zu den Waffen [* 78] und eroberte mit Hilfe der Briten im Mai 1794 Bastia und Calvi, worauf sich die Nation in einer allgemeinen Versammlung der Deputierten der Corsen zu Corte dem britischen Zepter unterwarf. Corsica wurde nun als ein Königreich konstituiert und erhielt eine der englischen nachgebildete Verfassung, ein besonderes Parlament und einen Vizekönig, Elliot.
Aber die französische Partei gewann unter dem General Gentili seit Oktober 1796 immer mehr Anhang auf der Insel, so daß, nachdem im Oktober 1796 die Franzosen von Livorno aus gelandet waren, die Engländer sich zum Abzug genötigt sahen. Seitdem blieb die Insel bei Frankreich.
Vgl. Ehrmann, Pragmatische Geschichte der Revolutionen von Corsica (Hamb. 1799);
Filippini, Istoria de Corsica (Turnone 1594; 2. Aufl., bis 1769 fortgesetzt von Gregory, Pisa 1828-32, 5 Bde.);
Jacobi, Histoire générale de la Corse (Par. 1835, 2 Bde.);
Gregorovius, Corsica (3. Aufl., Stuttg. 1878);
Galetti, Histoire de la Corse (Par. 1863);
Saint-Germain, Itinéraire descriptive et historique de la Corse (das. 1868);
Gsell-Fels, Südfrankreich etc., Reisehandbuch (2. Aufl., Leipz. 1880);
einflußreiche florentin. Patrizierfamilie, die schon im 13. Jahrh. vorkommt. Andrea Corsini, geb. 1402, Bischof von Fiesole, gest. ward von Urban VIII. 1629 heilig gesprochen. Lorenzo Corsini bestieg 1730, im Alter von 78 Jahren, unter dem Namen Clemens XII. den päpstlichen Stuhl; starb 1740. Don Neri Corsini war unter Ferdinand III. und Leopold II. toscanischer Minister des Innern und trat 1832 nach Fossombronis Tod an die Spitze der Regierung; starb 1845. - Sein Bruder, Don Tommaso Corsini, geb. zu Rom, war während der Napoleonischen Herrschaft 1809-14 Mitglied des römischen Senats und ward als solcher von Pius VII. bestätigt, legte aber bald darauf diese Würde nieder. 1847 von Pius IX. zum Senator ernannt, bewies er sich entschieden liberal und reformfreundlich. Als der Papst 1848 Rom verließ, legte er sein Amt nieder, lebte als Privatmann in Florenz, [* 79] kehrte dann nach Rom zurück und starb - Sein ältester Sohn, Don Andrea Corsini, Herzog von Casigliano, geb. war 1849-56 toscanischer Minister des Auswärtigen und wurde dann Oberkammerherr des Großherzogs von Toscana; starb der zweite, Don Neri Corsini, Marquis von Lajatico, geb. gab im September 1847 als Gouverneur von Livorno dem Großherzog den Rat, sofort freiwillig eine Konstitution zu erteilen, ward im Frühjahr 1848 an die Spitze des Kriegsministeriums berufen, zog sich aber schon nach sechs Monaten in das Privatleben zurück; starb in London. Jetziges Haupt der Familie ist sein Sohn, Fürst Tommaso, Bürgermeister von Florenz, geb.
Vgl. Passerini, Genealogia e storia della famiglia Corsini (Flor. 1858). -
Der Palast Corsini an der Via Longara in Rom, welcher nach 1732 seine gegenwärtige Gestalt durch Ferd. Fuga erhalten hat, enthält eine reiche Bibliothek, eine Gemäldegalerie, in welcher die italienischen Meister des 17. Jahrh. gut vertreten sind, und ein antikes Silbergefäß (aus Porto d'Anzio) mit getriebenem Relief, das Urteil des Areopags über den Muttermord des Orestes darstellend. Der Palast war seiner Zeit auch berühmt als Wohnung der Königin Christine von Schweden, [* 80] die hier ihre geistvollen Zirkel versammelte und 1689 starb.
gemengtes kristallin.
Gestein, aus einem körnigen Aggregat von Anorthit und Hornblende, [* 81] selten etwas Quarz, bestehend, also ein Anorthitdiorit (vgl. Eukrit).
Eine Varietät des auf Corsica beschränkten Gesteins ist der Kugeldiorit, in welchem die komponierenden Bestandteile konzentrisch und radialstrahlig angeordnet sind. S. Tafel »Mineralien«, [* 82] Fig. 16.
Wilhelm, namhafter Forscher auf dem Gebiet der altitalischen Sprachen und Dialekte, geb. zu Bremen, [* 83] studierte 1839-43 in Berlin [* 84] Philologie, wurde 1844 Hilfslehrer am ¶
Marienstiftsgymnasium zu Stettin, [* 86] 1846 Adjunkt und später Professor in Schulpforta, legte 1866 sein Amt nieder und lebte seitdem zu Lichterfelde bei Berlin ausschließlich seinen Studien. Er starb Sein erstes Hauptwerk ist: »Über Aussprache, Vokalismus und Betonung [* 87] der lateinischen Sprache« (gekrönte Preisschrift, Leipz. 1858-59, 2 Bde.; 2. Ausg. 1868-70). Daran schlossen sich: »Kritische Beiträge zur lateinischen Formenlehre« (Leipz. 1863) und »Kritische Nachträge zur lateinischen Formenlehre« (das. 1866). Sein zweites Hauptwerk ist: »Über die Sprache der Etrusker« (Leipz. 1874-75, 2 Bde.). Doch hat der in demselben mit großem Fleiß und Scharfsinn versuchte Nachweis, daß die Etrusker ein italischer, den Römern nahe verwandter Volksstamm gewesen seien, starken Widerspruch gefunden. Aus seinem Nachlaß gab H. Weber noch »Beiträge zur italischen Sprachkunde« (Leipz. 1876) heraus. Sein Interesse für Pforta und Umgegend hat Corssen bethätigt durch das Schriftchen »Die Rudelsburg« (2. Aufl., Naumb. 1869),
die »Pfortner Wachstafeln aus dem 14. Jahrhundert« (in »Neue Mitteilungen des Thüringisch-Sächsischen Vereins« 1863) und »Altertümer und Kunstdenkmale des Cistercienserklosters St. Marien und der Landesschule zu Pforta« (Halle [* 88] 1868).
(lat.), auf Rezepten s. v. w. Cortex. ^[= Rinde. C. Cascarillae, Kaskarillrinde; C. Cassiae caryophyllatae, Nelkenzimt, Nelkenkassie; ...]
1) Cornelis, niederländ. Kupferstecher, geboren um 1533 zu Hoorn in Holland, arbeitete vieles für den Verlag des Antwerpener Kupferstechers Hier. Cock, was indessen größtenteils ohne seinen Namen erschien, wandte sich um 1566 nach Venedig, wo ihn Tizian, nach dem er verschiedenes stach, beherbergte, und von da bald darauf nach Rom. Hier entfaltete er eine einflußreiche Wirksamkeit und gründete eine Schule. Er starb daselbst 1578. Es gelang ihm, die volle niederländische Sauberkeit und Bestimmtheit mit der breitern Formauffassung der Italiener zu verbinden und sich eine Technik zu schaffen, die durch ihre gegen die frühere Gewohnheit kräftiger geschwungenen und mannigfaltiger gekreuzten Strichlagen Epoche machte. Sie ermöglichte dadurch auch, für die Stiche ein größeres Format anzuwenden. Unter seinen Schülern ragt Agostino Carracci hervor.
(spr. -tajo), Dorf im schweizer. Kanton Neuenburg, [* 89] liegt auf dem von der Areuse geschaffenen Delta [* 90] am Neuenburger See, hat (1880) 1311 Einw., welche einen vorzüglichen Rotwein bauen, wie denn das ganze Uferland als Vignoble den Gegensatz zu den rauhen jurassischen Hochthälern, den Montagnes, bildet.
Arrondissementshauptstadt im Innern der Insel Corsica, auf einem schroffen, 111 m hohen Felsen am Tavignano, mit Mauern umgeben, hat eine Citadelle (um 1420 erbaut), ein Justizgebäude (ehemals Sitz der Regierung Paolis), ein Collège mit Bibliothek (École Paoli, nach ihrem Gründer 1765 benannt, der daraus eine Universität machen wollte) und (1881) 4951 Einw., die Wein- und Ackerbau, Marmorbrüche und Holzhandel treiben.
Statuen von Paoli, dem General Arrighi de Casanova und Joseph Bonaparte zieren die Stadt.
(franz., spr. -tähsch), Gefolge, Ehrengeleit.
(spr. -maddschore), Flecken in der ital. Provinz Piacenza, Kreis [* 91] Fiorenzuola, an der Arda, hat eine schöne Kollegiatkirche mit Mausoleum der Familie Pallavicini, eine Minoritenkirche mit Fresken von Pordenone und (1881) 2069 Einw.
Ortschaft in der Lombardei, bei Cremona, am Oglio, bekannt durch den am erfochtenen Sieg Kaiser Friedrichs II. über die Lombarden, die an diesem Tage gegen 10,000 Mann und ihren Carroccio verloren, der als Siegesbeute nach Rom geschickt wurde.
Gaspard de, der erste portug. Seefahrer, welcher Entdeckungsfahrten nach Amerika [* 92] machte, landete 1500 mit zwei Schiffen auf Neufundland, untersuchte den St. Lorenzstrom;
entdeckte die Küste zwischen der Lorenz- und Hudsonbai und nannte sie Labrador, wie denn auch ein Teil der nördlichen Küste an der Hudsonstraße lange Zeit den Namen »Corterealland« führte, suchte aber vergeblich die in dieser Breite vermutete Durchfahrt nach Indien.
Von einer zweiten Entdeckungsreise dahin kehrte er nicht wieder.
Mehrzahl von corte (curia), d. h. Gerichtshof, Name der Ständeversammlungen in Portugal und Spanien.
Jacopo, Maler, s. Courtois. ^[= (spr. kurtŏa), 1) Jacques Bourguignon, von den Italienern Jacopo genannt, ital. Maler, ...]
Rinde. Cortex Cascarillae, Kaskarillrinde;
Cortex Cassiae caryophyllatae, Nelkenzimt, Nelkenkassie;
Cortex Cassiae cinnamomeae, Zimtkassie;
Cortex Chinae, Chinarinde;
Cortex Cinnamomi ceylanici, Ceylonzimt;
Cortex Cinnamomi chinensis, Zimtkassie;
Cortex Citri, Zitronenschale;
Cortex Condurango, Condurangorinde;
Cortex Frangulae, s. v. w. Cortex Rhamni Frangulae;
Cortex fructus Aurantii, Pomeranzenschale;
Cortex fructus Citri, Zitronenschale;
Cortex fructus Juglandis, grüne Walnußschale;
Cortex Granati radicis, Granatwurzelrinde;
Cortex Mezerei, Seidelbastrinde;
Cortex nucum Juglandis, grüne Walnußschale;
Cortex pomorum Aurantii, Pomeranzenschale;
Cortex Pruni Padi, Ahlkirschenrinde;
Cortex Quercus, Eichenrinde;
Cortex Quillayae, Seifenbaum- oder Quillayarinde;
Cortex Rhamni Frangulae, Faulbaumrinde;
Cortex Salicis, Weidenrinde;
Cortex Simaruhae, Ruhr- oder Simarubarinde.
s. Puerto Cortez ^[= (früher Puerto Caballos), Hafen an der Nordküste des zentralamerikan. Staats Honduras, 1522 ...] (Honduras). [* 93]
Fernando oder Hernando, der Eroberer Mexikos, geb. 1485 zu Medellin in Estremadura von adligen, doch armen Eltern, widmete sich erst zu Salamanca der Rechtswissenschaft, sodann dem Kriegsdienst und schiffte sich 1504 nach Westindien [* 94] ein, wo er von dem Statthalter von Haïti, [* 95] Nic. de Ovando, einem Verwandten, zu manchen wichtigen Aufträgen gebraucht wurde. 1511 begleitete er den Statthalter Don Diego Velasquez nach Cuba und ward dessen Sekretär. [* 96] Trotz wiederholter Differenzen, welche durch den trotzigen Charakter Cortez' hervorgerufen wurden, wußte er doch durch seine Tüchtigkeit sich in seiner Stellung zu erhalten.
Durch Ausbeutung von Goldgruben und Pflanzungen erwarb er ein beträchtliches Vermögen. Als nun Velasquez, der schon zweimal versucht hatte, in Mexiko [* 97] Fuß zu fassen, eine neue Expedition ausrüstete, wurde Cortez an die Spitze derselben gestellt und entfaltete alsbald einen so großen Eifer, daß Velasquez argwöhnisch seinen Auftrag zurücknahm. Doch wußte Cortez die Versuche, ihn zurückzuhalten, zu vereiteln und segelte von Havana [* 98] mit 11 Schiffen ab, von welchen das größte nicht mehr als 100 Ton. hielt.
Die Mannschaft bestand aus 670 Mann, worunter 400 spanische Soldaten, 200 Indianer und 16 Reiter nebst 14 Feldgeschützen waren. Cortez umfuhr die östliche Spitze von Yucatan, segelte dann an der nördlichen Küste weiter, lief in den Fluß Tabasco ein und erstürmte die Stadt Tabasco, worauf sich die Indianer bereit erklärten, sich dem König von Spanien zu unterwerfen, Tribut zahlten und 20 Sklavinnen lieferten; von diesen wurde Marina die Geliebte und treue Gefährtin des Eroberers, dem sie als Dolmetscherin ¶