Ende
Oktober begleitete erThiers nach
Versailles
[* 4] zu den Waffenstillstandsverhandlungen, erwarb sich dabei
durch seine Geschicklichkeit dessen Beifall und blieb fortan sein treuer Anhänger und
Freund. In die
Nationalversammlung gewählt,
trat er dem linken
Zentrum bei. Seit 1876 Mitglied der Deputiertenkammer, ward er 1877 zum Mitglied des Weltausstellungskomitees
ernannt und bei der Errichtung eines neuen
Ministeriums für
Posten und
Telegraphen
[* 5] mit diesem
Amt betraut, das er bis zum April 1885 mit Erfolg verwaltete.
(spr. koschäng),CharlesNicolas, franz. Kupferstecher, geb. 1688 zu
Paris, arbeitete nach alten und neuen
Meistern,
wurde 1731 Mitglied der
Akademie und starb 1754. Seine
Zeichnungen sind mit
Geist und
Geschmack ausgeführt,
doch war er in kleinern Blättern glücklicher als in großen. -
Sein Sohn und
SchülerCharles Nicolas, geb. zu
Paris, bereiste
Italien,
[* 6] über dessen Kunstschätze er ein
Buch:
»Voyage d'Italie, etc.« (Par. 1758, 3 Bde.),
schrieb, wurde 1752 Inspektor des königlichen Kupferstichkabinetts und 1757 geadelt. Er starb in
Paris. Er war der gewandte und rasch fertige Illustrator des damaligen französischen
Buchhandels. Er lieferte an 2000
Blätter.
Doch gibt es auch viele
Stiche von ihm, welche mit größern Ansprüchen auftreten, so die von ihm nachVernet
geätzten zwölf
Prospekte französischer Seehäfen und verschiedene
Blätter aus der heiligen Geschichte, zumeist nach zeitgenössischen
französischen Künstlern. Mit Gravelot gab er »Iconologie par figures, ou traité
complet des allégories, emblèmes« (Par., 4 Bde.)
heraus.
L.
(Löffelkraut),
Gattung aus der
Familie der
Kruciferen,
[* 15] ausdauernde oder einjährige
Kräuter mit abwechselnden,
ganzen oder fiederteiligen Blättern, meist weißen
Blüten in endständigen
Trauben und oblongen oder
kugeligen
Schötchen. Etwa 25
Arten in den gemäßigten und kalten Klimaten der nördlichen Erdhälfte. Cochlearia officinalisL. (Scharbocksheil,
Skorbutkraut), eine ein- oder zweijährige
Pflanze mit 15-30
cm hohem, einfachem oder ästigem
Stengel,
[* 16] dicken, gestielten, breit
eiförmigen, stumpfen, am
Grund herzförmigen
Wurzelblättern, länglichen, gezahnten und etwas buchtigen
Stengelblättern, weißen
Blüten und fast kugeligen
Schötchen, wächst wild, besonders an den
Küsten von
Mittel- und Nordeuropa,
findet sich noch auf Grinnelland unter 80° nördl.
Br. und ist überhaupt eine der am weitesten gegen den
Pol gehenden
Phanerogamen.
Im
Binnenland findet sie sich hier und da an
Salzquellen und an einzelnen
Stellen der Voralpen
Berns, mehr
als 1000 m ü. M. Sie wird zum medizinischen
Gebrauch kultiviert.
Beim Zerreiben riecht das
Kraut schwach senfartig und schmeckt nicht unangenehm scharf und salzig, beim
Trocknen büßt es
Geruch
und
Geschmack ein. Das frische, blühende
Kraut liefert ¼-½ Proz. ätherischesÖl, welches zum
Senföl
in naher Beziehung steht und auf ähnliche
Weise wie dieses sich bildet. Es ist gelblich, schwerer als
Wasser und bildet mit
Ammoniak eine kristallisierbare
Verbindung.
Beim Verbrennen hinterläßt
Löffelkraut 1,6 Proz.
Asche. Es enthält viel an
Salpetersäure
und organische
Säuren gebundenes
Alkali, dient als
Heilmittel gegenSkorbut und wurde als solches zuerst 1557 durch
Wier empfohlen.
In den ersten
Tagen des
Aprils werden die Würzlinge reihenweise 0,30 m voneinander gesetzt, indem man schief laufende
Löcher bohrt und in jedes derselben einen Würzling, von allen Nebenzweigen gereinigt, legt und
diesen bis auf das Kronenende zudeckt. Man sorgt für Lockerung und
Reinigung des
Bodens, legt die
Wurzeln um
Johannis bloß
und reinigt sie von allen Seitenwurzeln. Im
November hebt man die
Wurzeln heraus und läßt den nicht verwendbaren Vorrat über
Winter bis zum folgenden Frühjahr imBoden stehen. Von den herausgegrabenen
Wurzeln werden die dicken, 60
cm
langen und längern Hauptwurzeln
(Stangen) zum
Gebrauch aufbewahrt, die dünnen
Wurzeln sowie die Nebenwurzeln zu künftigen
Setzlingen bestimmt. Die
¶
mehr
frische Wurzel
[* 23] hat beim Zerreiben einen flüchtig-scharfen, höchst durchdringenden, zu Thränen reizenden Geruch und einen
scharfen, brennenden und beißenden Geschmack; sie rötet die Haut
[* 24] und zieht Blasen auf derselben. Früher wurde sie medizinisch
benutzt, jetzt ausschließlich als Küchengewürz und Gemüsewurzel. Der wirksame Bestandteil ist ein beim Zerreiben der Wurzel
sich bildendes ätherisches Öl, welches, wie es scheint, mit dem ätherischen Senföl völlig übereinstimmt.
CochlospermumGossypiumDec., ein schöner, auf den Küsten von Koromandel, Travankor und in Ceylon
[* 28] einheimischer Baum
mit fünflappigen, auf der untern Seite filzigen, sehr großen, gestielten Blättern und hellgelben Blüten, die schon vor
den Blättern erscheinen, liefert ein braunes, im Wasser nur teilweise lösliches Gummi (Kuteragummi), welches
im englischen Handel als geringe Tragantsorte vorkommt; die rote Samenwolle dient zum Polstern.
Vor dem großen französischen Geschwader unter Admiral Linois aber mußte er die Flagge streichen, ward
jedoch ausgewechselt und zum Postkapitän befördert. Seit 1802 Befehlshaber der Pallas von 32 Kanonen, that er sich in den
Kämpfen gegen die französische Flotte aufs rühmlichste hervor; auch blieb er auf der See, als er 1806 für Honiton und
später für Westminster ins Parlament gewählt worden war. 1809 vernichtete er zehn französische Linienschiffe und einige
Fregatten auf der baskischen Reede, wofür er denBathorden erhielt. Er klagte Lord Gambier, unter welchem er damals stand, der
Saumseligkeit an; doch wurde dieser freigesprochen.
Um so mißliebiger aber machte sich Cochrane dadurch bei dem Ministerium, das bald Gelegenheit zur Rache fand.
Er wurde angeklagt, bei der Ausbreitung falscher politischer Nachrichten behufs einer Börsenspekulation beteiligt gewesen
zu sein, und ohne Beweis seiner Schuld zu 1000 Pfd. Sterl. Geldstrafe, zwölfmonatlichem Gefängnis und Ausstellung
am Pranger verurteilt wie außerdem mit Ausstoßung aus dem Haus der Gemeinen, Verlust seines Ranges in der
Flotte und des Bathordens bestraft.
Durch den Tod seines Vaters 1831 ward Cochrane Graf von Dundonald. Als sich durch Revision jenes für Cochrane so unglücklichen
Prozesses, die auf Veranlassung der KöniginViktoria vorgenommen worden, seine Schuldlosigkeit herausgestellt, stieg er 1842 zum
Vizeadmiral, erhielt 1847 das Großkreuz des Bathordens und ward bald darauf Oberbefehlshaber der in den westindischen und
nordamerikanischen Gewässern stationierten Flotte, von wo er 1851 mit dem Rang als Admiral der blauen Flagge
zurückkehrte. 1854 ward er Rearadmiral von Großbritannien.
[* 37] Cochrane starb in Kensington. Über sein Leben berichtete
er in »Narrative of services in the liberation of Chile, Peru
[* 38] and Brazil« (Lond. 1859) und in »Autobiography
of a seaman« (1860, neue Ausg. 1873). Letztere fand in dem »Life of Lord Cochrane« von seinem SohnThomas Cochrane (1869, 2 Bde.)
ihren Abschluß. - Ein andrer Neffe des AdmiralsSirAlexander Cochrane, JohnDundas Cochrane, nahm in der englischen Marine teil am Kriege gegen
Frankreich in Westindien,
[* 39] durchreiste dann zu Fuß den Südwesten Europas, später ebenso Sibirien bis Kamtschatka,
worüber er in dem Werk »Narrative of a pedestrian journey through Russia«
(Lond. 1824; deutsch, Wien
[* 40] 1825) berichtete, und wandte sich nach seiner Rückkehr nach Amerika,
[* 41] wo er zu Valencia
[* 42] in Kolumbien starb.
die InselWight) und hat sich als Politiker wie als Schriftsteller einen Namen gemacht, so besonders durch sein Werk »Young Italy«
(Lond. 1850), worin er als eifriger Verfechter der konservativen Politik auftrat. Auch im Parlament griff er mehrfach, namentlich
im Juni 1850, LordPalmerston an und nahm die österreichische und neapolitanische Regierung gegen die liberale
Partei in Schutz. Seine »Lucille Belmont« (1848) und »Ernest Vane« (1849) sind schwache Nachahmungen von BulwersRomanen.
4) John, berühmter engl. Schachspieler, geb. 1798, gest. 1878, Zeitgenosse
Stauntons, mit welchem er bei zeitweiligem Aufenthalt in England (1841-42) viele Partien wechselte. Den größten Teil seines
Lebens verbrachte Cochrane als Rechtsgelehrter in Kalkutta,
[* 50] wo er seine in der Schachwelt wohlbekannten, meist siegreichen Kämpfe
mit den Brahmanen Moheschunder und Saumchurn Guttack ausfocht. Nach ihm ist eine lebhafte Variante des
Königsspringer-Gambits »Cochrane-Gambit« genannt worden.
John, Industrieller, geb. zu Haslington in Lancashire, ward, als sein Vater,
ein Maschinenbauer, sich 1797 nach Verviers begab, um daselbst Spinnmaschinen
[* 61] zu bauen, der Obhut von Verwandten übergeben.
Von diesen verwahrlost, folgte er, zwölf Jahre alt, seinem Vater nach und wurde von demselben in der Werkstätte beschäftigt. 1807 etablierte
er sich mit seinem ältern Bruder, James, in Lüttich
[* 62] und entwickelte hier sein industrielles Talent in immer
steigendem Maß.
Der Zentralpunkt seiner allmählich vielfach verzweigten Thätigkeit war die großartige Anstalt
von Seraing, welche er mit
James 1816 mit einem Anlagekapital von 16 Mill. Frank einrichtete. Sie umfaßte zur Zeit ihrer Blüte
[* 63] eine Maschinenfabrik, eine
Dampfkesselfabrik, Stab- und Blechwalzwerke, ein Eisenbahnschienenwalzwerk, einen Hochofen, 16 Puddlings-
und viele Flammöfen, eine Schmiedewerkstätte mit 80 Feueressen, zwei Steinkohlengruben, eine Erzgrube, eine Krämpelfabrik
und wurde von 2500 Arbeitern und 22 Dampfmaschinen
[* 64] mit fast 1000 Pferdekräften betrieben.
Die kriegerische SituationBelgiens 1838 erschütterte jedoch das Vertrauen zu den so ausgedehnten Cockerillschen Unternehmungen,
und als die Belgische Bank ihre Zahlungen einstellte, geriet Cockerill Anfang 1839 in finanzielle Verlegenheiten, ein Liquidationsverfahren
ward eingeleitet und eine Bilanz der Aktiva und Passiva bekannt gemacht, wonach erstere gegen 26 Mill.
Fr., letztere gegen 18 Mill. Fr. betrugen. Cockerill bevollmächtigte hierauf seinen SchwagerPastor aus Aachen und Piercot, seine sämtliche
Habe, jedoch mit Ausnahme der Etablissements in Seraing und Lüttich, allmählich zur Deckung seiner Schulden zu veräußern,
und begab sich nach Rußland, um im Auftrag der dortigen Regierung die Arbeit des Schaffens von neuem zu
beginnen, starb aber schon in Warschau.
[* 73]
(engl., spr. kóckni), alter, schon
im 12. Jahrh. üblicher Spitzname der untern Mittelklassen von London, soll nach einigen daher entstanden sein, daß ein Londoner,
der zum erstenmal einen Hahn krähen hörte, ausrief, der Hahn wiehere (the cock neighs). Wahrscheinlicher aber stammt der
Name vom Land of Cockeign (s. Cocagna), d. h. dem Schlaraffenland, mit welchem London wegen des schon im
Mittelalter daselbst herrschenden Luxus verglichen wurde. Der König von Cockney war eine von den Figuren, welche in den am Childermas
Day (Fest der unschuldigen Kindlein) aufgeführten Spielen vorkamen, die mit den deutschen NarrenfestenÄhnlichkeit
[* 74] hatten.
L. (Kokospalme, Kokosnuß), Gattung aus der Familie der Palmen,
[* 76] stachellose, mittelhohe bis sehr hohe Bäume in Asien
und Amerika, mit glattem, geringeltem oder mit den bleibenden Blattstielbasen schuppig besetztem, innen weichem und
schwammigem Stamm, gefiederten Blättern mit linienförmigen Segmenten, in den Achsen der untern Blätter stehenden Blütenkolben
mit gelben männlichen und grünen weiblichen Blüten, elliptischen oder eiförmigen, einsamigen Früchten mit dicker, faseriger
Hülle, knochenhartem, an der Basis dreiporigem Stein und hohlem Samen.
Die Portugiesen erblicken eine gewisse Ähnlichkeit zwischen der Basis einer Kokosnuß mit den drei Löchern
und dem Kopf eines Affen
[* 77] (Cocos, Coquin) und nannten danach den Baum Coqueiro. Die Gattung begreift etwa zwölf Arten, meist sehr
nützliche Bäume der Tropenländer. Cocos nuciferaL. (gemeine oder echte Kokospalme, s. Tafel »Ölpflanzen«)
[* 78] besitzt einen bis 30 m
hohen, schlanken, etwas gebogenen, ungleichmäßig geringelten Stamm, sie wurzelt nicht tief, aber fest
und ist von solcher Elastizität, daß selbst der stärkste Orkan den Baum nicht umzustürzen vermag.
Die Blattkrone besteht aus 10-12 nach allen Seiten hin ausgebreiteten, gliederten Blättern von 4-6 m Länge, deren Stiele
am Grund von einem zähen, braunen Geflecht umgeben sind; die Scheide der Blütenstände wird bis 1 m lang
und läuft spitz zu. Der Baum trägt vom achten Jahr an fast das ganze Jahr hindurch an jedem Kolben 10-30 Früchte, unter günstigen
Umständen 150 und mehr. Sie erreichen die Größe eines Menschenkopfes und sind von länglicher, melonenähnlicher, undeutlich
dreikantiger Gestalt.
Unter der anfangs gelben, dann sich bräunenden Oberhaut liegt eine an 8 cm dicke Bastschicht und unter dieser die eigentliche
weißliche Schale, welche sich allmählich bräunt und beinhart wird. Sie enthält anfangs einen milchig-flüssigen Saft,
die sogen. Kokosmilch, welche sich mit der Reife zu einem festen, weißen Kern verdickt. Der Baum wächst
schneller als die meisten andern Palmenarten und erreicht ein Alter von 90-100 Jahren. Seine wehende Blätterkrone bildet einen
der schönsten und charakteristischten Züge tropischer Landschaftsbilder. In seiner Vollkraft ist er vom 20.-60. Jahr, doch
nimmt seine Produktion meist schon vom 50. Jahr an allmählich ab. Die Kokospalme wächst am üppigsten
in der Nähe des Meers; doch gedeiht sie auch im Binnenland, weit entfernt von der Küste.
An der Westküste von Afrika
[* 79] reicht sie vom 6.° nördl. bis 16.° südl.
Br., während sie auf Madagaskar
[* 80] noch unter 25° vorkommt. In den westlich von Indien gelegenen LändernAsiens wächst sie nicht;
an der Westseite von Vorderindien findet sie sich bis etwa 22° nördl. Br., im Innern bis 25° (bei Patna); an der Küste des
Bengalischen Meerbusens gedeiht sie überall und selbst noch in China
[* 81] bis 25° nördl. Br. Einzelne kommen
auch noch auf den Liukiuinseln unter 26 und 27°
nördl. Br. vor.
Die nördlichste Grenze ihres Gedeihens scheinen die südlichsten Bonininseln zu bilden; die südlichste bezeichnet Pitcairn
unter 25° südl. Br. in Australien, so daß sie über eine Zone von 51° verbreitet ist. In Amerika findet
sie sich auf der Westküste zwischen 18° nördl. und 18° südl.
Br. einzeln, während sie auf der Ostküste etwa zwischen 24° nördl. und 27° südl.
Br. vorkommt. In größerer Anzahl ist sie auf allen Antilleninseln, nur die nördlichsten Bahamainseln ausgenommen, vorhanden.
Über die Heimat der Kokospalme weiß man nichts Bestimmtes; aber es ist bezeichnend daß Asiaten und Polynesier
den Baum in der mannigfachsten Weise verwerten, während die Amerikaner nur die Nuß verzehren. Die Kokospalme gewährt nämlich
den vielseitigsten Nutzen. Die Kokosnüsse reifen in sieben Monaten und werden vier- bis fünfmal jährlich gepflückt; die
unreifen geben in der erwähnten Milch ein sehr erfrischendes, süß und etwas zusammenziehend schmeckendes
Getränk, welches gegoren Branntwein liefert und auf Ceylon wegen seiner bindenden Kraft
[* 82] auch zum Tünchen benutzt wird; die
reifern Nüsse enthalten einen anfangs sehr zarten, haselnuß artig schmeckenden Kern, der eine nahrhafte Speise abgibt und
in vielerlei Zubereitungen genossen wird.
Die eigentliche Schale, welche sehr hart ist, dient zu allerlei Gefäßen; sie läßt sich drechseln und
polieren, und es werden daher mancherlei kleine Kunstgegenstände daraus verfertigt. Verkohlt benutzt man sie zu Zahnpulver.
Durch Dampf
[* 84] und Druck kann sie in Fasern aufgelöst werden, welche man inEngland zu Bürsten, Pinseln, Besen verarbeitet. Die ausgewachsenen
Blätter dienen zum Decken der Dächer; auch werden Vorhänge, Teppiche, Matten, Körbe, Schirme etc. daraus
bereitet.
Sonst spielten sie eine Rolle in den religiösen Zeremonien der Tahitier und waren ein Sinnbild obrigkeitlicher Würde. Das wie
Haselnuß schmeckende junge Mark unter der Endknospe ist als Palmhirn eine beliebte Speise. Auch werden die jungen, zarten Blätter
vielfach als Palmkohl genossen. Aus den Blütenscheiden sowie aus alten Blättern bereitet man ähnliche
Fackeln wie aus abgestorbenen Kakteen.
[* 85] Die zusammengebundenen Blätter werden auf Schiffen als Besen benutzt.
Aus den verbrannten Blättern gewinnt man Pottasche. Von dem Netzwerk
[* 86] am Grunde der Blätter lassen sich nicht nur allerlei Durchschläge,
sondern auch Kleidungsstücke verfertigen, die im Wasser sehr haltbar sind und daher besonders von Fischern
getragen zu werden pflegen. Solange die Kokospalme reichlich Frucht trägt, etwa bis zum 35.-40. Jahr, ist der Stamm innen so
schwammig, daß man das Holz
[* 87] nur zu Zäunen und Wasserröhren benutzen kann. Später wird es weit fester und kann dann (Stachelschwein
oder Palmyraholz) als Bau- und Möbelholz benutzt und zu kleinen Nippsachen verarbeitet werden. Die äußern rindenartigen Stammteile
dienen in Indien zum Gerben, ein aus der Rinde gewonnenes Gummi¶
mehr
benutzen die Frauen zum Einsalben der Haare.
[* 89] Aus den Blütenkolben gewinnt man vor dem Aufbrechen der BlütenPalmwein (s. d.)
oder Toddy, welcher, unvergoren eingekocht, Palmzucker (Jaggery, s. d.) liefert; aus dem gegornen Safte destilliert man eine
Art Arak, sauer gewordener Palmwein wird als Essig benutzt. Der frisch ausgepreßte Saft der Blüten und
die Wurzeln werden arzneilich verwendet. Man zieht den Kokosbaum nur aus der Frucht, welche zu jeder Jahreszeit gelegt werden
kann und bei guter Bewässerung in etwa 18 Tagen keimt, wobei der Keim in Gestalt eines kleinen Elefantenzahns hervorkommt.
Von süßem Geschmack, gilt er roh oder geröstet als Leckerbissen.
Cocos butyraceaL., in Neugranada und Venezuela, wegen ihrer majestätischen HöheKönigspalme genannt, liefert
ein butterartiges Fett, welches ebenfalls als Kokosöl in den Handel kommt, Palmwein und Bau- und Werkholz. Die Indianer fällen
den Stamm, der nach dem Gipfel zu nur wenig dünner wird, und höhlen da, wo Blätter und Blüten hervorbrechen,
die Holzmasse aus, gleich als wollten sie ein Kanot verfertigen. Schon nach drei Tagen ist die Höhlung mit einem gelblichweißen,
sehr klaren Saft von süßem, weinartigem Geschmack angefüllt. 18-20 Tage lang wird derselbe täglich gesammelt; der letzte
ist weniger süß, aber alkoholhaltiger und deshalb geschätzter.
in der ital. Poetik eine oder mehrere Terzinen, welche zuweilen dem regelmäßigen Sonett am
Schluß noch angehängt werden. Der erste Vers dieser Coda muß ein siebensilbiger sein und mit dem letzten des Sonetts reimen;
die beiden andern elfsilbigen Verse reimen unter sich, jedoch mit keinem Vers des Sonetts. Auch muß der
Sinn des Sonetts mit dem 14. Vers vollständig erschöpft sein und die Coda nur einen unwesentlichen Anhang bringen, weshalb sie
vorzugsweise bei komischen Stücken in Anwendung kommt. Auch der Schlußteil der gleichgebauten Strophen der Kanzone
wird Coda genannt. In der Musik ist Coda ein Anhang, welcher Tonstücken, deren Hauptperioden wiederholt werden, zuweilen noch
als letzte Schlußperiode angefügt wird, z. B. beim Scherzo, wo nach dem Trio das Scherzo wiederholt und dann die Coda gespielt
wird.
Letzteres ward (30. Ventôse XII) als Code civil publiziert und erhielt, nachdem Napoleon den Kaisertitel angenommen
hatte, die Bezeichnung »Code Napoléon«. Dasselbe besteht aus einem titre préliminaire und drei Büchern, von denen das erste
vom Personen- und Familienrecht (des personnes), das zweite vom Sachenrecht (des biens et des différentes
modifications de la propriété) und das dritte vom Rechtserwerb durch Erbschaft und Singularsuccession mit Einschluß des
Obligationenrechts (des différentes manières dont on acquiert la propriété) handelt.
Was den Wert des Code anbelangt, so ist ihm deutscherseits oft Mangel an Wissenschaftlichkeit
sowie Unvollständigkeit vorgeworfen, ja von Savigny ist der Code sogar als eine politische Krankheit bezeichnet worden. Gleichwohl
hat der Code, besonders wegen seiner einheitlichen Darstellung und Abgeschlossenheit, in den preußischen, bayrischen und hessischen
Rheinlanden die unter der französischen Herrschaft erlangte Geltung bis jetzt behauptet; auch in Baden
[* 100] gilt derselbe als badisches Landrecht mit einigen Modifikationen in offizieller Übersetzung.
Luigia, ital. Schriftstellerin, geb. zu
Treviso, gewann auf ausgedehnten und ununterbrochenen Reisen, auf denen sie 1838-50 ihre Eltern begleitete, eine bedeutende
Welt- und Lebenskenntnis, verheiratete sich 1851 in Venedig
[* 101] mit dem Ritter Carlo v. Gerstenbrand und betrat zuerst 1856 mit
ihren »Memorie di un contadino« (2. Aufl.,
Vened. 1874) das Feld der schriftstellerischen Thätigkeit, auf dem sie seitdem eine große Fruchtbarkeit entwickelt hat. Wir
nennen von ihren Schriften, die fast ausschließlich Schilderungen des Volks- und Familienlebens enthalten: »Berta« (Vened.
1858);
¶
mehr
»Miserie e splendori della povera gente« (3. Aufl.,
Roveredo 1865);
Als Ibrahim denselben verletzte und in Morea aufs grausamste verfuhr, übernahm Codrington über die vereinigte
englisch-französische Flotte, zu der auch das russische Geschwader unter AdmiralHeyden stieß, den Oberbefehl. Man wollte Ibrahim Pascha
zur Beobachtung des Waffenstillstandes zwingen; aber das voreilige Feuer der Türken führte 20. Okt. zur Schlacht bei Navarino (s. d.),
in welcher der größte Teil der türkisch-ägyptischen Flotte vernichtet ward. Frankreich und Rußland
belohnten den Sieger mit Orden;
[* 106] auch das englische Volk jubelte über den Sieg, und der König schickte Codrington den Bathorden zu; allein
die Toryregierung flocht in die ThronredeWorte ein, welche einen versteckten Tadel des energischen Eingreifens Codringtons
enthielten. Im Juli 1828 erschien Codrington vor Alexandria und erzwang von Mehemed Ali die Räumung Moreas, wurde
aber im August 1828 abberufen und fand erst nach der Thronbesteigung Wilhelms IV. wieder die vollste Anerkennung. 1831 befehligte
Codrington die vor Lissabon
[* 107] kreuzende Flotte; 1837 ward er zum Admiral ernannt. Von 1832 bis 1839 vertrat er die Stadt Devonport
im Parlament und stimmte mit den Whigs, legte aber sein Mandat nieder, als er zum Oberbefehlshaber in Portsmouth
[* 108] ernannt wurde,
und starb als Admiral der roten Flagge
Vgl. »Memoir and correspondence of
AdmiralSirE. Codrington« (hrsg. von Lady Bourchier,
Lond. 1873-75, 2 Bde.).
(spr. ku-),Menno van, Ingenieur, geb. 1641 bei Leeuwarden in Friesland, ward, 16 Jahre alt, Hauptmann in niederländischen
Diensten und nahm an der Verteidigung von Maastricht
[* 111] und der Belagerung von Grave 1673 teil, wo sich die
nach ihm benannten tragbaren Handmörser (Coehörner) zuerst bewährten. 1674 wurde Coehoorn wegen besonderer Tapferkeit bei Seneffe
zum Obersten ernannt und hat von dieser Zeit an die meisten der zahlreichen niederländischen Festungen teils verbessert,
teils vollständig umgebaut. Er focht als Brigadier 1690 bei Fleurus, verteidigte 1692 das von ihm umgebaute
Namur gegen Vauban, erlag aber schließlich der Übermacht; 1694 belagerte er Huy und half 1695 Namur zurückerobern.
Als Generalleutnant und Inspekteur der niederländischen Festungen eroberte er im spanischen Erbfolgekrieg Venloo, Roermonde,
Lüttich, Kaiserswerth, Bonn,
[* 112] Huy und Limburg
[* 113] und nahm an verschiedenen Schlachten
[* 114] teil. Er starb zu
Wijkel in Friesland, wo ihm ein prächtiges Denkmal errichtet ist. SeinLeben beschrieb sein Sohn G. T. van Coehoorn (neu hrsg. von
Sypestein, Leeuwarden 1860). Coehoorn war neben Vauban der bedeutendste Ingenieur seiner Zeit, seine Systeme sind aber so wesentlich
auf die Bodenverhältnisse seines Vaterlandes basiert, daß sie außerhalb desselben fast nirgends haben
Anwendung finden können (vgl. Festung).
[* 115] Coehoorn schrieb: »Versterkinge des vijfhoeks met alle sijne buytenwerken« (Leeuwarden 1682);
Sein Hauptwerk ist die 1709 vollendete, 1744 herausgegebene, aus 118 Blättern bestehende Sammlung,
die er für das Kabinett des Boyer d'Aiguilles in Aix stach.
(spr. kuéllio), Francisco Adolpho, hervorragender portug.
Sprachgelehrter, geb. 1847 zu Coimbra, gegenwärtig (seit 1878) Professor am Curso superior das letras in Lissabon. Seine philologischen,
durch strenge wissenschaftliche Methode ausgezeichneten Schriften beziehen sich auf die Entwickelungsgeschichte
[* 117] der portugiesischen
Sprache,
[* 118] so: »A lingua portugueza« (Coimbra 1868),
»Origem da lingua portugueza« (Lissab. 1870),
»Theoria da conjugação em latim e portuguez« (das.
1871),
die höchst bedeutenden »Questõnes da lingua portugueza« (Porto 1874) und »Noções de glottologia geral e
especial portugueza« (das. 1881),
denen sich neuerdings das Werk »Os dialectos romanicos ou neo-latinos na Africa« (Lissab.
1882) anschloß. Im J. 1873
¶