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Zollamt und (1881) 2682 Einw. Einfuhr (1883) 230,956 Doll., Ausfuhr 2,009,169 Doll.
Zollamt und (1881) 2682 Einw. Einfuhr (1883) 230,956 Doll., Ausfuhr 2,009,169 Doll.
(engl., spr. koht-, Fries, Flaus), langhaariges Tuchgewebe, entweder leinwandartig (glatter Coating) oder geköpert (Köper-Coating) gewebt, welches stark gewalkt und einfarbig, meliert, geflammt oder gefleckt hergestellt wird.
Leichter Coating heißt Lady-Coating, schwerer Coating heißt Kastorin.
Landschaft in Afrika, [* 2] s. Koba. ^[= # Landschaft an der Küste von Westafrika, zwischen den Flüssen Pongo und Dembia, 660 qkm (12 ...]
Cavan. (Kobäe), Gattung aus der Familie der Polemoniaceen, schön blühende mexikanische Schlingpflanzen mit wechselständigen, fiederschnittigen, am Ende gabelrankigen Blättern, blattwinkelständigen, einzelnen, gestielten, glockenförmigen Blüten und lederartiger, vielsamiger Kapsel.
Cobaea scandens Cavan., mit dreipaarig gefiederten Blättern und langstieligen, 6,5-9 cm langen, übergebogenen, anfangs grünen, dann violetten Blüten, bildet in den Wäldern Mexikos von einem Baum zum andern schöne Guirlanden und wird bei uns als prachtvolle, reichblühende Zierpflanze viel kultiviert.
s. v. w. metallisches Arsen, auch Kobalt. ^[= Co, Metall, findet sich nicht gediegen, mit Schwefelverbindungen als Kobaltkies Co3S4 (mit 11-25,6 ...]
Hauptstadt des Departements Alta Verapaz im zentralamerikan.
Staat Guatemala, [* 3] liegt auf fruchtbarer Hochebene der Tierra templada, hat (1880) 18,076 Einw., ist Sitz eines deutschen Konsuls und war früher Mittelpunkt der Thätigkeit der Dominikaner.
Bergwerksstadt in der britisch-austral.
Kolonie Neusüdwales, südlich von Bourke, am Darling, mit reichen Kupferbergwerken, von welchen die Great Cobar Mine allein 600-700 Menschen beschäftigt und bisher für 14 Mill. Mk. Kupfer [* 4] geliefert hat.
(Kobeyh), ehemalige Hauptstadt Dar [* 5] Furs in Afrika, liegt in einer weiten Ebene, eine Tagereise nördlich von der jetzigen Hauptstadt Tendelti, und ist ein wichtiger Handelsplatz mit etwa 6000 Einw., fast ausschließlich fremden Handelsleuten.
William, engl. Publizist, geb. als Sohn eines Bauern zu Farnham in Surrey, trat 1784 zu Chatham ins Militär ein und ging 1785 mit seinem Regiment nach Neuschottland, kehrte aber 1791 als Sergeant nach England zurück, nahm seinen Abschied und ging 1792 nach Amerika. [* 6] Rastloser Eifer im Studieren hatte inzwischen die Mängel seiner frühern Erziehung ersetzt. Er trat zu Philadelphia [* 7] als Schriftsteller auf, veröffentlichte unter dem Namen Peter Porcupine (Stachelschwein) mehrere Flugschriften, in welchen er das englische Interesse gegenüber den in den Vereinigten Staaten [* 8] vorherrschenden französischen Sympathien wahrte, wurde Buchhändler und gab die Zeitschrift »The Porcupine« heraus.
Wegen einer Schmähschrift zu einer hohen Geldbuße verurteilt, kehrte er 1801 nach London [* 9] zurück und redigierte bis an seinen Tod die Wochenschrift »Weekly political Register«, die ein Muster geistreicher Polemik war und den größten Einfluß auf die öffentliche Meinung, namentlich auf die breiten Schichten des kleinen Bürgerstandes, ausübte. Er gehörte der Torypartei an, bis ihn 1805 eine von Pitt ihm zugefügte Beleidigung zum Radikalen machte. Wegen Anreizung zum Aufstand 1810 zu zweijähriger Gefängnisstrafe und 1000 Pfd. Sterl. Geldbuße verurteilt, war er doch bald wieder in politische Händel verwickelt, ging 1817 für ein Jahr nach Amerika und nahm dann die alte Thätigkeit wieder auf.
Seit 1832 saß er für Oldham im Unterhaus, wo er jedoch keine bedeutende Stellung gewann. Er starb auf seinem Landgut bei Farnham in Surrey. Von seinen Schriften sind zu nennen: »The works of Peter Porcupine« (Lond. 1801, 12 Bde.);
»Treatise on Cobbett's Corn« (das. 1828);
»English grammar« (neue Ausg. 1883),
in welcher die Beispiele eine fortgehende Satire auf das Königtum sind (für Deutschland [* 10] bearbeitet von Pleßner; 2. Aufl. von Kaltschmidt, Leipz. 1839);
»Collection of state trials« (Lond. 1809-10, 3 Bde.);
»Parliamentary debates« (das. 1803-18, 20 Bde.).
Sein letztes Werk, »History of the Protestant reformation« (neue Ausg. 1867; deutsch, 4. Aufl., Mainz [* 11] 1862),
erregte den allgemeinen Unwillen der kirchlichen Parteien Englands. Eine Auswahl seiner »Political works« erschien zu London 1848 in 6 Bänden. Sein Stil ist ausgezeichnet durch Klarheit, Kraft [* 12] und Eleganz des Ausdrucks.
Vgl. H. Lytton-Bulwer, Geschichtliche Charaktere, Bd. 2 (deutsch, Leipz. 1871), und Smith, William Cobbett (Lond. 1878).
Richard, engl. Geistlicher und Schriftsteller, geb. 1797 in Suffolk, studierte in Cambridge, ward 1826 Pfarrer zu Wortham, später zu Hartismere in Suffolkshire, von welcher Stelle er 1869 zurücktrat. Er starb Cobbold ward durch Romane und Erzählungen von moralischer und religiöser Tendenz bekannt, als: »The history of Margaret Catchpole« (1845, 6. Aufl. 1873);
»Mary Ann Wellington« (1846, 5. Aufl. 1875);
»Zenon, the martyr« (1847, neue Aufl. 1855);
»Tower« (1850, neue Ausg. 1870) u. a. Auch religiöse Schriften sowie Gedichte hat Cobbold veröffentlicht.
Richard, der berühmte Vertreter des Freihandels, geb. zu Dunford bei Midhurst in Sussex als Sohn eines kleinen Grundeigentümers, welcher, nachdem er seine Habe verloren, eine zahlreiche Familie in großer Dürftigkeit hinterließ. Nachdem er in seiner Jugend hatte Schafe [* 13] hüten müssen, verließ er, im Besitz geringer Schulbildung, früh das elterliche Haus und fand in London bei einem Verwandten, der eine Kattunfabrik besaß, Verwendung in einer untergeordneten Stelle.
Durch Fleiß und Tüchtigkeit schwang er sich zum auswärtigen Agenten für sein Haus empor, als welcher er Nordamerika [* 14] und einen großen Teil von Europa [* 15] bereiste, und wurde dann Teilhaber eines Kattungeschäfts in Manchester. [* 16] Die Fabrikation eines bessern Kattuns und namentlich geschmackvollerer Dessins, als Manchester zuvor erzeugt hatte, brachte ihn bald in den Besitz eines blühenden Geschäfts. Die Aufmerksamkeit des Publikums zog er zuerst durch zwei politische Flugschriften: »England, Irland und Amerika« und »Rußland«, auf sich.
Die letztere war bestimmt, den Glauben an die unermeßlichen Hilfsquellen dieses gefürchteten Reichs zu beseitigen und nachzuweisen, daß die große nordische Macht zur Freundin Englands nur durch Herstellung freien Verkehrs zwischen beiden Ländern zu machen sei. Auch erstere Schrift entwickelte ein System des Friedens, verwarf den alten Lehrsatz von dem Gleichgewicht [* 17] der Mächte und bezeichnete es als Aufgabe Englands, seine Handelsverbindungen und seinen moralischen Einfluß über die ganze Erde auszudehnen.
Den Einfluß, den beide Schriften dem Verfasser bei der industriellen Aristokratie Lancashires eintrugen, benutzte er 1835 zur Gründung des Athenäums, eines der geistigen und sittlichen Ausbildung der in den Fabriken und Kontoren Manchesters beschäftigten jungen Leute gewidmeten Instituts. Manchester befand sich damals noch unter der Jurisdiktion eines aristokratischen Grundherrn. Cobden brachte es dahin, daß der Lord of the manor einem Gemeinderat Platz machte, in welchen er selbst als Alderman gewählt wurde. Kurz darauf ward er auch Präsident der Handelskammer. ¶
Inzwischen hatte er auf einer Reise nach den Vereinigten Staaten die dortigen industriellen Zustände studiert, besuchte dann Ägypten, [* 19] die Türkei, [* 20] Griechenland [* 21] und 1838 Deutschland. Hier faßte er die Idee eines Vereins zum Schutz der Interessen des Mittelstandes gegen die Übergriffe der Aristokratie, welche zur Gründung der Anti-cornlaw-league führte. Als 1838 die Handelskammer über eine Petition wegen Modifikation der Korngesetze beratschlagte, forderte Cobden die gänzliche Abschaffung derselben, und wirklich erhielt sein Amendement die Stimmenmehrheit.
Die am an das Parlament gerichtete Vorstellung fand in den industriellen Kreisen großen Anklang, und zahllose Petitionen schlossen sich an. Mit der jetzt erfolgenden Gründung der League, unter welchem Namen sich die Verteidiger des Freihandels zusammenschlossen, begann Cobdens öffentliche Wirksamkeit. Von der Stadt Stockport 1841 in das Parlament gewählt, ergriff er in der ihm ihrer Majorität nach feindseligen Versammlung das Wort fast nur in der Frage des freien Handels und namentlich der Aufhebung der Kornzölle. So wußte er in der Session von 1843 bei dem Antrag auf Untersuchung des Notstandes im Land in meisterhafter Rede die Verschiedenheit des Interesses der Bodenaristokratie von dem des eigentlichen Landmanns in klares Licht [* 22] zu setzen.
Zugleich entwarf er ein erschütterndes Gemälde der Leiden [* 23] des Volkes im Norden [* 24] von England und machte den Premierminister als Hauptstütze der Korngesetze persönlich für alles Unglück verantwortlich. Den Bestrebungen der League kamen 1845 die Aussichten auf eine sehr geringe Ernte [* 25] zu statten, infolge deren der Unwille der Mittelklassen gegen die Korngesetze so bedenklich stieg, daß der begabteste Staatsmann der gegnerischen Seite, Sir Robert Peel, die Notwendigkeit erkannte, dem gewaltigen Druck von außen nachzugeben. Cobden aber erklärte sich, als Peel Anfang 1846 seinen Plan zur Abschaffung der Kornzölle vorgelegt hatte, gegen die darin für diese Maßregel festgesetzte dreijährige Frist und drang auf vollständige Aufhebung dieser Zölle.
Ernstliche Erkrankung hielt ihn lange Zeit von dem Parlament fern, und erst in den letzten Sitzungen der sogen. Monsterdebatte über die Peelsche Bill und den von der Toryseite gestellten Antrag auf Verwerfung derselben war er wieder gegenwärtig. In einer damals gehaltenen Rede zollte er Peel öffentlich den Dank, den ihm das Land wegen seiner Meinungsänderung schulde. Als gegen Mitte dieses Jahrs mit der Annahme der Peelschen Korngesetzbill in beiden Häusern des Parlaments der Sieg der League entschieden war, beantragte Cobden ihre Auflösung.
Peel selbst hatte ihn in seiner berühmten Rede vom als denjenigen bezeichnet, dem das Verdienst dieser segensreichen Reform einzig und allein gebühre. Die siebenjährige anstrengende Agitation hatte nicht nur Cobdens Gesundheit, sondern auch seinem Vermögen große Nachteile gebracht. Die Erkenntlichkeit seines Volkes suchte ihn in letzterer Beziehung durch Eröffnung einer Subskription, die 100,000 Pfd. Sterl. eintrug, zu entschädigen. Er unternahm sodann eine Erholungsreise und besuchte Frankreich, Spanien, [* 26] Italien, [* 27] Deutschland, Rußland und Schweden. [* 28]
Von dem Wahlkreis York-Westriding ins Parlament gewählt, gab er nunmehr sein Kattungeschäft auf und widmete sich ganz der Politik. Unter seiner Mitwirkung erfolgte 1849 die Aufhebung der Navigationsakte. Seine Bestrebungen galten fortan namentlich der Einführung zweckmäßiger Ersparungen in der Staatsverwaltung und der Ausdehnung [* 29] des parlamentarischen Stimmrechts. Zugleich bewies er sich als Beförderer der Friedensgesellschaften, an deren Versammlungen (unter andern in Frankfurt [* 30] 1850) er sich eifrig beteiligte.
Von dieser Tendenz war auch sein dem Parlament vorgelegter Antrag auf Einführung eines internationalen Schiedsgerichts, welcher zwar 1849 mit 176 gegen 97 Stimmen durchfiel, aber, 1851 erneuert, die Erklärung Lord Palmerstons hervorrief, daß er die Grundsätze desselben vollkommen gutheiße und möglichst anzuwenden suchen werde. In seiner Flugschrift »1793 and 1853« suchte er zu beweisen, daß die ganze Schuld des Revolutionskriegs von 1793 und die meisten seiner übeln Folgen vielmehr England und seinen Verbündeten als dem Pariser Konvent zuzuschreiben seien.
Seine Parteinahme für Rußland während des russisch-türkischen Kriegs sowie das von ihm zu Anfang 1857 beantragte Tadelsvotum gegen Sir John Bowrings kriegerisches Verhalten in China, [* 31] welches eine Niederlage Palmerstons und die Auflösung des Parlaments zur Folge hatte, entzogen ihm einen Teil seiner Popularität, und er fiel deshalb, als er sich um den Parlamentssitz für Huddersfield bewarb, bei der Wahl durch. Nachdem er einige Zeit in Amerika zugebracht, ward er nach seiner Rückkehr mit großer Majorität von Rochdale wieder ins Parlament gewählt, wo er sich als schlagfertiger Gegner jeder Kriegs- und Einmischungspolitik hervorthat. 1860 begab er sich nach Paris, [* 32] um beim Abschluß des englisch-französischen Handelsvertrags thätigen Anteil zu nehmen.
Unverkennbar übte Cobden einen großen Einfluß auf Regierung, Parlament und öffentliche Meinung aus, die seine und Brights Grundsätze im wesentlichen zu den herrschenden erhoben. Er starb nach kurzer Krankheit. Außer in seinem Vaterland wurde ihm auch in Verviers ein Standbild gesetzt. Zum Andenken an ihn ist ein Cobden-Klub gestiftet worden, dem angesehene englische Staatsmänner und als Ehrenmitglieder auch fremde Volkswirte angehören. Derselbe hält alljährlich in Greenwich ein Festmahl ab, das als eine Art internationaler Versammlung von hervorragenden Anhängern der Freihandelsidee angesehen werden kann, und gibt außerdem Studien und Flugschriften im Geiste dieser Idee heraus.
Cobdens Schriften und Reden erschienen gesammelt als »Political writings« (2. Aufl., Lond. 1867, 2 Bde.) und »Speeches on questions of public policy« (hrsg. von J. ^[John] Bright und Rogers, das. 1870, 2 Bde.).
Vgl. F. v. Holtzendorff, Richard Cobden (3. Aufl., Berl. 1874);
Mad. Salis-Schwabe, Richard Cobden Notes sur ses voyages, correspondances, etc. (Par. 1879);
John Morley, Life of Richard Cobden (Lond. 1881, 2 Bde.);
Walcker, R. Cobdens volkswirtschaftliche und politische Ansichten (Hamb. 1885).
1) Johann Philipp, Graf von, österreich. Staatsmann, geb. zu Laibach, [* 33] in Wien [* 34] und Salzburg [* 35] geschult, ward zuerst in Brüssel [* 36] angestellt, 1767 Staatsrat, Schöpfer des Mautdepartements in Wien, 1772 Hofrat, begleitete Kaiser Joseph II. nach Frankreich und unterhandelte den Frieden zu Teschen (1779) als bevollmächtigter Minister. Darauf zum Vize-Hof- und Staatskanzler ernannt, sollte er (1789) während der Unruhen in Brabant dort unterhandeln, mußte sich aber, von den Ständen genötigt, nach Luxemburg [* 37] zurückziehen, ward 1792 nach Kaunitz' Rücktritt Minister des Auswärtigen, betrieb ohne Erfolg den Austausch Belgiens und verhinderte nicht die zweite polnische Teilung. Er ward daher 1794 entlassen und lebte bis zum Lüneviller Frieden auf seinen Gütern, worauf er als ¶
außerordentlicher Botschafter nach Paris ging. Seit 1805 lebte er in Wien, wo er als der letzte seines Stammes starb.
Vgl. v. Vivenot, Die Politik des österreichischen Vizestaatskanzlers Grafen Phil. v. Cobenzl unter Kaiser Franz II. (Wien 1874);
Arneth, Graf Philipp u. seine Memoiren (das. 1885).
2) Johann Ludwig Joseph, Graf von, österreich. Staatsmann, Sohn des österreichischen Ministers Joh. Karl Philipp von Cobenzl (geb. 1712, gest. 1770), Vetter des vorigen, geb. zu Brüssel, ging 1774 als Gesandter nach Kopenhagen, [* 39] fungierte 1775-78 als solcher in Berlin [* 40] und 1779 bis 1797 als Botschafter am russischen Hof. [* 41] Da er sich bei der Kaiserin Katharina namentlich durch seine geselligen Talente in Gunst setzte, so gelang es ihm, alle Versuche Preußens, [* 42] das Bündnis Rußlands und Österreichs zu trennen, zu vereiteln. 1797 unterhandelte er zu Udine mit Bonaparte, unterzeichnete 17. Okt. den Frieden von Campo Formio, wohnte dem Kongreß zu Rastatt [* 43] bei und trat 1798 in seine frühere Stellung in Petersburg [* 44] zurück. 1801 schloß er mit Joseph Bonaparte den Lüneviller Frieden und leitete als Staatskanzler die auswärtigen Angelegenheiten Österreichs, bis ihn die Ereignisse von 1805 veranlaßten, seine Stelle niederzulegen. Dennoch blieb er nicht ganz ohne Einfluß und war noch in seinen letzten Augenblicken bemüht, den Krieg von 1809 abzuwenden. Er starb in Wien. Cobenzl bewies sich in seiner staatsmännischen Thätigkeit als entschiedenen Verfechter der alten Regierungsweise und unermüdlichen Bekämpfer der aus der französischen Revolution hervorgegangen politischen Ideen und Institutionen.
Hills, ein Höhenzug in der britisch-nordamerikan. Provinz Neuschottland, erstreckt sich vom Kap Chignecto an der Fundybai bis zum Gut of Canso, 280 km weit, dicht bewaldet, bis 335 m hoch und reich an Steinkohlen und Eisen. [* 45]
Carel Gabriel, holländ. Hellenist, geboren um 1813 zu Paris, studierte 1831-36 in Leiden, verblieb daselbst, bis er 1840 auf Staatskosten eine längere wissenschaftliche Reise antrat, und erhielt 1847 an der Universität Leiden eine Professur. Einer der bedeutendsten Kritiker auf dem Gebiet der griechischen Litteratur, hat er sich besonders um die Feststellung des attischen Dialekts verdient gemacht. Seine kritischen Hauptwerke, welche die verschiedensten Gebiete der griechischen Litteratur behandeln, sind: »Variae lectiones« (Leiden 1854, 2. Aufl. 1873);
»Novae lectiones« (das. 1858);
»Miscellanea critica« (besonders zu Homer und Demosthenes, das. 1876),
und »Collectanea critica« (das. 1878).
Dazu kommen: »Observationes criticae in Platonis comici reliquias« (Amsterd. 1840) und »Observationes criticae et palaeographicae ad Dionysii Halicarnassensis antiquitates romanas« (Leiden 1877). Herausgegeben hat er: Diogenes Laertius (Par., Didot 1850);
»Hyperidis orationes duae« (Leiden 1853-58, 2. Aufl. 1877);
Xenophons »Anabasis« (das. 1859, 3. Aufl. 1881) und »Hellenika« (Amsterd. 1862, 2. Aufl. 1880);
Lysias (das. 1863);
von den Lateinern den Cornelius Nepos (Leiden 1881).
Sonst sind zu nennen: »Prosopographia Xenophontea« (Leiden 1836);
»Oratio de arte interpretandi grammatices et critices fundamentis innexa« (das. 1847);
»Praefatio lectionum de historia vetere« (das. 1853).
Auch ist Cobet Mitherausgeber der »Mnemosyne«.
(spr. kobbhäm), Dorf in der engl. Grafschaft Kent, 5 km von Gravesend, mit 900 Einw. und einem von Inigo Jones erbauten Schloß des Grafen Darnley, welches eine wertvolle Gemäldesammlung enthält und von einem großen Park umgeben ist.
arab. Längenmaß, = 0,482 m.
(Puerto la Mar), Hafenort im Departement Antofagasta der südamerikan. Republik Chile, [* 46] an seichter Bai, mit starker Brandung, unter 22° 34' südl. Br. Die Gegend ist kahl, und selbst Trinkwasser mangelt, so daß der Ort trotz seiner Privilegien als Freihafen nur 2000 Einw. hat.
Schmerle. ^[= ( L.), Gattung aus der Ordnung der Edelfische und der Familie der Karpfen (Cyprinoidei ...]
(provençal., »Verknüpfung«),
in der Lyrik der Provençalen s. v. w. Strophe.
Stadt in der Provinz Ontario (Kanada), am Eriesee, mit gutem.
Hafen, lebhaftem Handel und (1880) 4,957 Einw. Cobourg ist Sitz der philosophischen und theologischen Fakultäten der Viktoria-Universität.
(»Kupfer«),
di Capello (port.), s. v. w. Brillenschlange. ^[= (Schildviper, Naja Laur.), Reptiliengattung aus der Ordnung der Schlangen, der Unterordnung ...]
Belladonna, s. Amaryllis. ^[= L. (Narzissenlilie), Gattung aus der Familie der Amaryllideen, Zwiebelgewächse mit langen, ...]
s. Erythroxylon. ^[= L. (Rotholz), Gattung aus der Familie der Erythroxyleen, Sträucher und kleine Bäume in Brasilien, ...]
Dorf in der span. Provinz Segovia, am Zusammenfluß des Eresma und Voltoya, mit (1878) 818 Einw. und einem alten maurischen Schloß, in welchem Prinz Wilhelm von Oranien 28 Jahre lang gefangen saß.
(ital., spr. -kannja), früher Lustbarkeit der Neapolitaner, auf des Königs Kosten an den vier letzten Sonntagen des Karnevals veranstaltet, wobei ein pyramidenförmiges Gerüst mit allerlei Eßwaren, dessen Seiten durch Fett schlüpfrig gemacht waren, erklettert werden mußte, um die Speisen als Beute und Preis zu erlangen.
Das Fest ist vielleicht auf die in der römischen Kaiserzeit üblichen Fruchtverteilungen an das Volk (Congiarium) zurückzuführen.
Daher französisch Pays de Cocagne, s. v. w. Schlaraffenland.
s. Kakinada. ^[= Hafenstadt in der britisch-ind. Präsidentschaft Madras, an einem nördlichen Mündungsa ...]
1) Heinrich von, deutscher Rechtsgelehrter, geb. zu Bremen, [* 47] studierte in Leiden und in England und wurde 1672 zu Heidelberg, [* 48] 1688 zu Utrecht [* 49] Professor der Rechte, 1690 Ordinarius der Juristenfakultät zu Frankfurt a. O. Zum Geheimrat ernannt und 1713 in den Adelstand erhoben, starb er Sein Hauptwerk: »Juris publici prudentia« (Frankf. 1695 u. öfter),
war lange Zeit das allgemeine Kompendium für die Disziplin des deutschen Staatsrechts. Viel gebraucht war auch seine »Anatomia juris gentium« (Frankf. 1718).
2) Samuel, Freiherr von, deutscher Rechtsgelehrter, jüngster Sohn des vorigen, geb. zu Heidelberg, ward 1702 ordentlicher Professor in Frankfurt a. O., 1704 Regierungsrat zu Halberstadt, [* 50] 1710 Direktor der Regierung daselbst, 1714 Geheimer Justiz- und Oberappellationsrat in Berlin, 1723 Kammergerichtspräsident, 1727 Staats- und Kriegsminister, 1730 Chef aller geistlichen Sachen und Oberkurator aller Universitäten, 1731 Präsident des Oberappellationsgerichts, 1738 Chef der Justiz in allen preußischen Landen, 1747 Großkanzler, 1749 in den Freiherrenstand erhoben. Er starb Sein Hauptverdienst war die Verbesserung der Rechtspflege in Preußen. [* 51] Auf dem Gebiet des materiellen Rechts hat das von ihm verfaßte »Projekt des Corporis juris Fridericiani« (Halle [* 52] 1749-51, 2 Tle.) keine Gültigkeit erlangt und wurde auch den 1780 von neuem begonnenen Vorarbeiten für das allgemeine preußische Landrecht nicht zu Grunde gelegt. Er schrieb ¶
noch: »Novum systema jurisprudentiae naturalis et romanae«, ursprünglich als Einleitung zu seines Vaters Werk »Grotius illustratus« (Bresl. 1744-1752, 4 Bde.), dessen Herausgabe er besorgte.
Vgl. Trendelenburg, Friedrich d. Gr. und sein Großkanzler S. v. Cocceji (Berl. 1863).
(eigentlich Koch oder Koken), Johannes, holländ. Theolog, geb. 1603 zu Bremen, wurde 1629 Professor daselbst, 1636 in Franeker und 1650 zu Leiden, woselbst er bis zu seinem Tod wirkte und Gründer einer eigentümlichen Richtung (s. Bundestheologie) wurde. Seine »Summa doctrinae de foedere et testamento Dei« (5. Ausg., Leiden 1683) hat die reformierte Scholastik erstmalig erschüttert, indem sie die kirchliche Dogmatik erfolgreich aus der biblischen Theologie zu erneuern und zu bereichern unternahm. Sein »Lexicon et commentarius sermonis hebraici et chaldaici Veteris Testamenti« (Leiden 1669) ist das erste vollständige Wörterbuch der hebräischen Sprache. [* 54]
Coccinellina (Marienkäfer), Familie aus der Ordnung der Käfer, [* 55] s. Marienkäfer.
Kochenille. ^[= (spr. koschenillje, Coccus cacti L., s. Tafel "Halbflügler"), Insekt aus der Ordnung ...]
Ernst Adolf, Augenarzt, geb. zu Knauthain bei Leipzig, [* 56] studierte in Leipzig und Prag, [* 57] war 1848-57 Hausarzt an der Leipziger Augenheilanstalt, habilitierte sich 1851 als Privatdozent für Augenheilkunde an der Universität und ward 1858 außerordentlicher Professor der Medizin;
auch gründete er eine eigne Augenklinik und leitete dieselbe bis 1867. In diesem Jahr wurde er ordentlicher Professor und Direktor der Augenheilanstalt. Er schrieb: »Ernährungsweise der Hornhaut und die serumführenden Gefäße des menschlichen Körpers« (Leipz. 1852);
»Über die Anwendungsweise des Augenspiegels nebst Angabe eines neuen Instruments« (das. 1853);
»Über die Neubildung von Glashäuten im Auge« [* 58] (das. 1857);
»Über Glaukom, Entzündung und die Autopsie mit dem Ophthalmoskop« (das. 1858);
»Über das Gewebe [* 59] und die Entzündung des menschlichen Glaskörpers« (das. 1860);
»Über den Mechanismus der Akkommodation des menschlichen Auges nach Beobachtungen im Leben« (das. 1867);
»De instrumentis quibus in operationibus oculorum palpebrae fixae terentur« (das. 1869);
Festschrift: »Über Augenverletzungen und ihre Behandlung« (»De vulneribus oculi in nosocomio ophthalmiatrico a. 1868 et 1869 observatis et de oculi vulnerati curandi modo«, das. 1871);
mit Wilhelmi: »Die Heilanstalt für arme Augenkranke zu Leipzig, zur Feier ihres 50jährigen Bestehens« (das. 1870);
»Über die Augenerkrankungen, welche bei Pocken in der Augenheilanstalt beobachtet wurden« (das. 1871);
»Ophthalmometrie und Spannungsmessung am kranken Auge« (1872);
»Über die Diagnose des Sehpurpurs im Leben« (das. 1877).
Coccius ist ein ausgezeichneter Operateur und hat sich auch um die Physiologie, Physik und Anatomie des Auges sowie um die Pathologie desselben verdient gemacht. Er verband zur Untersuchung des Augenhintergrundes im polarisierten Lichte den Augenspiegel [* 60] mit einem Polarisationsapparat [* 61] und erreichte dadurch die Beseitigung aller störenden Reflexe der Netzhaut, so daß es nun gelingt, selbst die feinsten Veränderungen der Aderhaut genau zu diagnostizieren. Von ihm rühren ferner her eine Methode zur ophthalmoskopischen Diagnose des Astigmatismus, eine Methode, sein eignes Auge im Spiegel [* 62] zu untersuchen, und die Konstruktion eines neuen Ophthalmometers. Er ist einer der wenigen bedeutenden Augenärzte in Deutschland, welche nicht aus der v. Gräfeschen Schule hervorgegangen sind.
L. (Seetraube, Traubenampfer, Traubenbaum), Gattung aus der Familie der Polygonaceen, Bäume und Sträucher des tropischen Amerika, mit abwechselnden, großen Blättern, diesen gegenüberstehenden, in lange Ähren oder Trauben gestellten Blüten und beerenartiger, dreikantiger Nuß. Coccoloba uvifera L., ein ansehnlicher Baum Westindiens und Südamerikas, welcher am Strand und oft im Wasser wächst, hat herzförmige, lederartige, glänzende, stachelspitzige Blätter mit vielen, oft roten Rippen, weißliche, in sehr langen Trauben vereinigte Blüten und rote Früchte von der Größe mittelmäßiger Kirschen. Er liefert das westindische oder amerikanische Kino, die säuerlich-süßen Früchte werden in Amerika gegessen und, wie die bittere und adstringierende Wurzel [* 63] und Rinde, gegen Durchfälle etc. angewendet. Das Holz [* 64] ist geädert, hart und schwer, gibt eine schöne rote Farbe und wird zu Möbeln etc. verarbeitet. Coccoloba pubescens L., ein Baum in Bergwäldern von Südamerika [* 65] und Martinique, oft 20-25 m hoch, hat sehr große, fast kreisrunde, vielrippige, weich behaarte Blätter, Blüten in länglichen Trauben und eßbare Früchte. Man kultiviert diese und andre Arten in unsern Warmhäusern.
Kernbeißer. ^[= ( Briss.), Gattung aus der Ordnung der Sperlingsvögel, der Familie der Finken ...]
s. v. w. Pikrotoxin. ^[= (Kokkulin, Kokkolin) C12H14O5 findet sich in den Kokkelskörnern und wird erhalten durch Auskochen ...]
palmatus, s. Jateorhiza. ^[= Miers., Gattung aus der Familie der Menispermaceen, schlingende, steif und abstehend behaarte ...]
Schildlaus;
Coccidae, Schildläuse;
Familie aus der Ordnung der Halbflügler;
s. Schildläuse.
Bezirksstadt in der span. Provinz Alicante, mit römischen Ruinen, frequenter Messe und (1878) 7926 Einw., welche Papierfabrikation [* 66] und Flachsspinnerei betreiben.
(spr. kotscha-), ein Departement der Republik Bolivia (s. Karte »Argentinische [* 67] Republik [* 46] etc.«),
das im S. an Chuquisaca und Potosi, im W. an La Paz, im N. an Beni und im O. an Santa Cruz grenzt. Es hat 69,380 qkm (1260 QM.) Flächeninhalt und ist bis auf einzelne Hochebenen ein sehr gebirgiges Land, das die Abhänge der östlichen Kordilleren bedecken. Der größte Teil seiner Gewässer gehört dem Rio [* 68] Guapay an. Das Klima [* 69] ist gemäßigt und gesund, und bei der großen Fruchtbarkeit des Bodens bildet das Departement daher den schönsten und reichsten Teil der ganzen Republik; nur an Metallreichtum steht es den westlichern Gegenden nach. Die Bevölkerung, [* 70] welche sich 1861 auf 352,392 Seelen belief, ist hauptsächlich auf die mittlern Distrikte beschränkt; die nördlichen und westlichen sind nur schwach bewohnt. Die Hauptbeschäftigung der Einwohner ist der Landbau, nächstdem die Viehzucht; [* 71] der Verkehr ist dagegen der schwierigen Kommunikationen halber wenig bedeutend. - Die Hauptstadt Cochabamba liegt in 2570 m Höhe an einem Zufluß des Guapay in einem fruchtbaren Thal [* 72] und hat 30-40,000 betriebsame und wohlhabende Einwohner, die Handel mit Getreide [* 73] und namentlich mit der in den benachbarten Waldungen gesammelten Fieberrinde treiben. Cochabamba ist Sitz eines deutschen Konsuls, hat 15 Kirchen, 10 Klöster, ein Hospital, eine sogen. Universität und eine höhere Schule (Colegio de artes y ciencias). Ihre Gründung erfolgte 1565, allein der spanische Name Ciudad de Oropesa ist durch den indianischen verdrängt worden.
(spr. koscheri), Louis Adolphe, franz. Minister, geb. 1820 zu Paris, wurde im Collège ¶
Bourbon erzogen, besuchte dann die Rechtsschule und ließ sich als Advokat in Paris nieder. Nach der Februarrevolution ward er zum Kabinettschef des Justizministers ernannt, dann Substitut des Generalprokurators, legte indes diesen Posten bald nieder und kehrte zur Advokatur zurück; um besonders in politischen und Preßprozessen zu plaidieren. Bei den Neuwahlen zum Gesetzgebenden Körper 1869 trat er als unabhängiger Kandidat auf und trug in engerer Wahl den Sieg über seine offiziellen Mitbewerber davon. Er nahm in der Kammer seinen Sitz auf der Linken. Am gab er durch seine Interpellation über die spanische Thronkandidatur Gramont zu der kriegerischen Rede vom 6. Juli Gelegenheit, stimmte aber dann gegen den Kriegskredit. Am 4. Sept. versuchte er vergeblich eine Vermittelung zwischen dem Gesetzgebenden Körper und der provisorischen Regierung im Stadthaus und begab sich sodann nach Orléans, [* 75] wo er zum Generalkommissar der Verteidigung des Departements Loiret ernannt wurde.
Ende Oktober begleitete er Thiers nach Versailles [* 76] zu den Waffenstillstandsverhandlungen, erwarb sich dabei durch seine Geschicklichkeit dessen Beifall und blieb fortan sein treuer Anhänger und Freund. In die Nationalversammlung gewählt, trat er dem linken Zentrum bei. Seit 1876 Mitglied der Deputiertenkammer, ward er 1877 zum Mitglied des Weltausstellungskomitees ernannt und bei der Errichtung eines neuen Ministeriums für Posten und Telegraphen [* 77] mit diesem Amt betraut, das er bis zum April 1885 mit Erfolg verwaltete.
ind. Vasallenstaat, s. Kotschin. ^[= (Kochin), Vasallenstaat des britisch-ind. Kaiserreichs, auf der Küste von Malabar, der Präsidentsc ...]
(spr. koschäng), Charles Nicolas, franz. Kupferstecher, geb. 1688 zu Paris, arbeitete nach alten und neuen Meistern, wurde 1731 Mitglied der Akademie und starb 1754. Seine Zeichnungen sind mit Geist und Geschmack ausgeführt, doch war er in kleinern Blättern glücklicher als in großen. - Sein Sohn und Schüler Charles Nicolas, geb. zu Paris, bereiste Italien, über dessen Kunstschätze er ein Buch: »Voyage d'Italie, etc.« (Par. 1758, 3 Bde.), schrieb, wurde 1752 Inspektor des königlichen Kupferstichkabinetts und 1757 geadelt. Er starb in Paris. Er war der gewandte und rasch fertige Illustrator des damaligen französischen Buchhandels. Er lieferte an 2000 Blätter. Doch gibt es auch viele Stiche von ihm, welche mit größern Ansprüchen auftreten, so die von ihm nach Vernet geätzten zwölf Prospekte französischer Seehäfen und verschiedene Blätter aus der heiligen Geschichte, zumeist nach zeitgenössischen französischen Künstlern. Mit Gravelot gab er »Iconologie par figures, ou traité complet des allégories, emblèmes« (Par., 4 Bde.) heraus.
Land, s. Kochinchina. ^[richtig: Kotschinchina.] ^[= (Kochinchina), franz. Kolonie in Hinterindien, zwischen 8° 25' und 11° 30' nördl. Br., begrenzt ...]
(eigentlich Dobeneck), Johann, Gegner Luthers, geboren um 1479 zu Wendelstein bei Nürnberg, [* 78] war Rektor der Schule zu St. Lorenz in Nürnberg, dann Dechant an der Frauenkirche zu Frankfurt a. M. und Kleriker in Mainz, 1527-39 Domherr zu Meißen [* 79] und endlich Kanonikus am Dom in Breslau, [* 80] wo er 1552 starb. Er bot Luther in Worms [* 81] einen theologischen Zweikampf an und erfuhr von diesem eine scharfe Abweisung in der Schrift »Wider den gewappneten Mann Cochläus« (1523); später war er Mitarbeiter an der Augsburger Konfutation, auch auf dem Regensburger Kolloquium von 1546 thätig und schrieb unter anderm: »Martin Luther, das ist kurze Beschreibung seiner Handlungen und Inschriften der Zeit nach vom 1517. bis auf das 1546. Jahr seines Ableibens« (a. d. Lat. ins Deutsche [* 82] übersetzt von Hüber, Ingolst. 1582).
(lat.), die Schnecke im innern Ohr. ^[= # (Auris; hierzu Tafel "Ohr des Menschen"), das Gehörwerkzeug, fehlt manchen wirbellosen ...] [* 83]
L. (Löffelkraut), Gattung aus der Familie der Kruciferen, [* 84] ausdauernde oder einjährige Kräuter mit abwechselnden, ganzen oder fiederteiligen Blättern, meist weißen Blüten in endständigen Trauben und oblongen oder kugeligen Schötchen. Etwa 25 Arten in den gemäßigten und kalten Klimaten der nördlichen Erdhälfte. Cochlearia officinalis L. (Scharbocksheil, Skorbutkraut), eine ein- oder zweijährige Pflanze mit 15-30 cm hohem, einfachem oder ästigem Stengel, [* 85] dicken, gestielten, breit eiförmigen, stumpfen, am Grund herzförmigen Wurzelblättern, länglichen, gezahnten und etwas buchtigen Stengelblättern, weißen Blüten und fast kugeligen Schötchen, wächst wild, besonders an den Küsten von Mittel- und Nordeuropa, findet sich noch auf Grinnelland unter 80° nördl. Br. und ist überhaupt eine der am weitesten gegen den Pol gehenden Phanerogamen. Im Binnenland findet sie sich hier und da an Salzquellen und an einzelnen Stellen der Voralpen Berns, mehr als 1000 m ü. M. Sie wird zum medizinischen Gebrauch kultiviert.
Beim Zerreiben riecht das Kraut schwach senfartig und schmeckt nicht unangenehm scharf und salzig, beim Trocknen büßt es Geruch und Geschmack ein. Das frische, blühende Kraut liefert ¼-½ Proz. ätherisches Öl, welches zum Senföl in naher Beziehung steht und auf ähnliche Weise wie dieses sich bildet. Es ist gelblich, schwerer als Wasser und bildet mit Ammoniak eine kristallisierbare Verbindung. Beim Verbrennen hinterläßt Löffelkraut 1,6 Proz. Asche. Es enthält viel an Salpetersäure und organische Säuren gebundenes Alkali, dient als Heilmittel gegen Skorbut und wurde als solches zuerst 1557 durch Wier empfohlen.
Man benutzt es als Salat, Infusum oder genießt den frischen Saft. Der Spiritus [* 86] Cochleariae (Löffelkrautspiritus), durch Destillation [* 87] von Spiritus über blühendem Löffelkraut gewonnen, dient als Zusatz zu Mundwassern, bei skorbutischer Affektion des Zahnfleisches. Im übrigen ist der Gebrauch des Löffelkrauts vollständig obsolet. Cochlearia armoracia L. (Cochlearia rusticana Lam., Armoracia rusticana Flor. Wetter., gemeiner Meerrettich, in Mecklenburg [* 88] Marettig, in der Oberpfalz und Österreich [* 89] Green oder Kren, im Oberelsaß Fleischkraut) ist eine ausdauernde Pflanze mit sehr großen, oblongen, gekerbten, grundständigen Wurzelblättern, 0,6-0,9 m hohem Stengel, fiederspaltigen untern und lanzettlichen, gekerbt-gesägten obern Stengelblättern, weißen Blüten und elliptischen Schötchen, in Osteuropa und dem Orient heimisch, findet sich verwildert an Flußufern durch ganz Europa und wird vielfach kultiviert.
In den ersten Tagen des Aprils werden die Würzlinge reihenweise 0,30 m voneinander gesetzt, indem man schief laufende Löcher bohrt und in jedes derselben einen Würzling, von allen Nebenzweigen gereinigt, legt und diesen bis auf das Kronenende zudeckt. Man sorgt für Lockerung und Reinigung des Bodens, legt die Wurzeln um Johannis bloß und reinigt sie von allen Seitenwurzeln. Im November hebt man die Wurzeln heraus und läßt den nicht verwendbaren Vorrat über Winter bis zum folgenden Frühjahr im Boden stehen. Von den herausgegrabenen Wurzeln werden die dicken, 60 cm langen und längern Hauptwurzeln (Stangen) zum Gebrauch aufbewahrt, die dünnen Wurzeln sowie die Nebenwurzeln zu künftigen Setzlingen bestimmt. Die ¶
frische Wurzel hat beim Zerreiben einen flüchtig-scharfen, höchst durchdringenden, zu Thränen reizenden Geruch und einen scharfen, brennenden und beißenden Geschmack; sie rötet die Haut [* 91] und zieht Blasen auf derselben. Früher wurde sie medizinisch benutzt, jetzt ausschließlich als Küchengewürz und Gemüsewurzel. Der wirksame Bestandteil ist ein beim Zerreiben der Wurzel sich bildendes ätherisches Öl, welches, wie es scheint, mit dem ätherischen Senföl völlig übereinstimmt.
(lat.), bei den alten Römern Behältnis zum Mästen der eßbaren Weinbergsschnecken.
s. Selachier. ^[= (Selachii, Quermäuler, Plagiostomen, Plagiostomi), Ordnung der Knorpelfische, charakterisiert ...]
Kunth, Gattung aus der Familie der Bixaceen, Sträucher und Bäume, besonders im tropischen Asien [* 92] und Australien, [* 93] mit handförmig geteilten Blättern, großen, gelben Blüten in Trauben und Fruchtkapseln, deren Samen [* 94] lange Wollhaare besitzen.
Cochlospermum Gossypium Dec., ein schöner, auf den Küsten von Koromandel, Travankor und in Ceylon [* 95] einheimischer Baum mit fünflappigen, auf der untern Seite filzigen, sehr großen, gestielten Blättern und hellgelben Blüten, die schon vor den Blättern erscheinen, liefert ein braunes, im Wasser nur teilweise lösliches Gummi (Kuteragummi), welches im englischen Handel als geringe Tragantsorte vorkommt; die rote Samenwolle dient zum Polstern.
Von Cochlospermum tinctorium Perot., einem Halbstrauch in Senegambien, dient die Wurzel, Racine de fayar, zum Färben.
(franz., spr. -schóng), Schwein; [* 96]
unsauberer Mensch;
Cochonnerie, Schweinerei, Unthätigkeit.
(franz., spr. koschoneh), ein Kugelspiel, s. v. w. Boccia (s. d.).
(spr. kóckren), 1) Thomas Cochrane, Graf von Dundonald, brit. Seeheld, geb. Sohn des als Chemiker namhaften Archibald Cochrane, Grafen von Dundonald, trat schon in seinem 11. Lebensjahr als Midshipman unter seinem Oheim, dem Admiral Alexander Cochrane, der 1814 Washington [* 97] verwüstete, in den Seedienst. Für den kühnen Angriff auf einige französische Kaper in der Bai von Algeciras erhielt er das Kommando der Schaluppe Speedy, mit welcher er im Mai 1801 eine spanische Fregatte bei Barcelona [* 98] und im ganzen in zehn Monaten 33 Schiffe [* 99] mit 128 Kanonen wegnahm.
Vor dem großen französischen Geschwader unter Admiral Linois aber mußte er die Flagge streichen, ward jedoch ausgewechselt und zum Postkapitän befördert. Seit 1802 Befehlshaber der Pallas von 32 Kanonen, that er sich in den Kämpfen gegen die französische Flotte aufs rühmlichste hervor; auch blieb er auf der See, als er 1806 für Honiton und später für Westminster ins Parlament gewählt worden war. 1809 vernichtete er zehn französische Linienschiffe und einige Fregatten auf der baskischen Reede, wofür er den Bathorden erhielt. Er klagte Lord Gambier, unter welchem er damals stand, der Saumseligkeit an; doch wurde dieser freigesprochen.
Um so mißliebiger aber machte sich Cochrane dadurch bei dem Ministerium, das bald Gelegenheit zur Rache fand. Er wurde angeklagt, bei der Ausbreitung falscher politischer Nachrichten behufs einer Börsenspekulation beteiligt gewesen zu sein, und ohne Beweis seiner Schuld zu 1000 Pfd. Sterl. Geldstrafe, zwölfmonatlichem Gefängnis und Ausstellung am Pranger verurteilt wie außerdem mit Ausstoßung aus dem Haus der Gemeinen, Verlust seines Ranges in der Flotte und des Bathordens bestraft.
Das Land war entrüstet über diese Härte, und die Wähler von Westminster wählten Cochrane wieder zu ihrem Vertreter. Nach einjähriger Haft (der Pranger war ihm erlassen, die Geldstrafe von seinen Freunden bezahlt worden) trat er im Parlament als Gegner des Ministeriums auf, nahm aber bald darauf als Admiral der neuen Republik Chile thätigen Anteil an dem Kampfe für die Unabhängigkeit Südamerikas, zeichnete sich auch hier außerordentlich aus und beendigte den Krieg durch die Einnahme Valdivias, des letzten spanischen Postens in Chile, Darauf trat Cochrane in die Dienste [* 100] Brasiliens, dessen Kaiser Dom Pedro ihn zum Marquis von Marañao erhob.
Nach Abschluß des Friedens zwischen Brasilien [* 101] und Portugal bot Cochrane den Griechen seine Dienste an; doch war hier seine Laufbahn nicht sehr glorreich, da er bei dem Präsidenten Kapo d'Istrias nicht die nötige Unterstützung fand. Gegen Ende 1828 kehrte er nach England zurück und widmete sich dem Studium praktischer Wissenschaften und mechanischer Erfindungen. Wilhelm IV. setzte ihn wieder in seinen frühern Posten in der Flotte ein und zwar mit dem Rang eines Konteradmirals.
Durch den Tod seines Vaters 1831 ward Cochrane Graf von Dundonald. Als sich durch Revision jenes für Cochrane so unglücklichen Prozesses, die auf Veranlassung der Königin Viktoria vorgenommen worden, seine Schuldlosigkeit herausgestellt, stieg er 1842 zum Vizeadmiral, erhielt 1847 das Großkreuz des Bathordens und ward bald darauf Oberbefehlshaber der in den westindischen und nordamerikanischen Gewässern stationierten Flotte, von wo er 1851 mit dem Rang als Admiral der blauen Flagge zurückkehrte. 1854 ward er Rearadmiral von Großbritannien. [* 102] Cochrane starb in Kensington. Über sein Leben berichtete er in »Narrative of services in the liberation of Chile, Peru [* 103] and Brazil« (Lond. 1859) und in »Autobiography of a seaman« (1860, neue Ausg. 1873). Letztere fand in dem »Life of Lord Cochrane« von seinem Sohn Thomas Cochrane (1869, 2 Bde.) ihren Abschluß. - Ein andrer Neffe des Admirals Sir Alexander Cochrane, John Dundas Cochrane, nahm in der englischen Marine teil am Kriege gegen Frankreich in Westindien, [* 104] durchreiste dann zu Fuß den Südwesten Europas, später ebenso Sibirien bis Kamtschatka, worüber er in dem Werk »Narrative of a pedestrian journey through Russia« (Lond. 1824; deutsch, Wien 1825) berichtete, und wandte sich nach seiner Rückkehr nach Amerika, wo er zu Valencia [* 105] in Kolumbien starb.
2) Sir Thomas John, ältester Sohn des oben genannten Admirals Sir Alexander Cochrane, geb. widmete sich schon 1800 dem Seedienst, ward 1806 Kapitän und wohnte den Expeditionen gegen Quiberon, Belleisle, Cadiz, [* 106] Ferrol, Ägypten etc. bei. 1806 diente er in Westindien, nahm 1807 das französische Schiff [* 107] La Favorite und trug viel zur Unterwerfung der Dänemark [* 108] gehörigen westindischen Inseln bei. 1812 erhielt Cochrane das Kommando der Surprise, und 1825 wurde er Gouverneur und Oberstkommandierender von Neufundland. 1837 für Ipswich ins Parlament gewählt, stimmte er mit der konservativen Partei. 1841 wurde er Konteradmiral und 1844 Oberbefehlshaber in Ostindien. [* 109] Hier unternahm er 1845 eine glückliche Expedition gegen die Seeräuber des Indischen Archipels und bemächtigte sich 1846 der Hauptstadt des Sultans von Borneo; 1863 ward er Vizeadmiral der Flotte und 1865 Admiral; er starb
3) Alexander Dundas Baillie, ältester Sohn des vorigen, geboren im November 1816, erzogen zu Eton und zu Cambridge, war seit 1841 zu verschiedenen Malen Parlamentsmitglied (seit 1870 für ¶