8) Clemens (VII.), vorher
Robert,
Graf von Genf,
[* 14]
Bischof von
Cambrai, wurde 1378 zum schismatischen Gegenpapst
Urbans VI. gewählt; durch
schamlose Gelderpressung berüchtigt. Mit ihm begann das große
Schisma in der römischen
Kirche; er starb 1394 in
Avignon.
Da aber Clemens den
Vergleich brach, so belagerte der
Connetable von
BourbonRom; er selbst fiel,
Rom wurde erobert, der
Papst
in die
Engelsburg eingeschlossen und, da er das versprochene Lösegeld nicht bezahlen konnte, fast sechs
Monate lang gefangen
gehalten, bis es ihm glückte, verkleidet zu entkommen. Da der weitere
Krieg zwischen
Karl V. und
Franz
I. erfolglos blieb, schloß Clemens mit dem
Kaiser den
Frieden von
Barcelona, in welchem er dessen Machtstellung in
Italien
[* 20] anerkannte, wogegen der
Kaiser die
Medici in
Florenz herzustellen und die Ketzerei in
Deutschland
[* 21] auszurotten versprach. Darauf
krönte Clemens
Karl V. im
Februar 1530 zu
Bologna. Da der
Papst im
Frieden auch versprochen hatte, die
Ehe des englischen
KönigsHeinrich
VIII. mit
Katharina von
Aragonien nicht zu lösen, und 1534 dem König mit dem
Bann drohte, falls er eigenmächtig die
Ehe aufhebe,
so riß sich dieser vom römischen
Stuhle los. Clemens starb
13) Clemens X., vorher
Kardinal Emilio Altieri, geb. 1590 aus einer römischen Patrizierfamilie, ward
schon 80 Jahre alt,
Papst und überließ daher die
Regierung ganz dem
Kardinal Paluzzi; er starb
15) Clemens XII., vorher Lorenzo Corsini, geb. 1652 zu Rom, bekleidete daselbst mehrere Ämter, ward unter Alexander VIII. Erzbischof
von Nikomedia in partibus, unter Innocenz XII. apostolischer Schatzmeister, 1706 Kardinal und bestieg, 78 Jahre alt, den
päpstlichen Stuhl. Vergebens erneuerte er die alten Ansprüche Roms auf Parma und Piacenza. Unter seiner Regierung litt der Kirchenstaat
vielfach durch die kriegerischen Ereignisse in Italien 1734-36. Seine Versuche, die griechische Kirche mit der römischen wieder
zu vereinigen, schlugen fehl. Dagegen erwarb sich Clemens dadurch ein Verdienst, daß er 1735 alle Freistätten
für Mörder aufhob und durch zweckmäßige Gesetze den Luxus im Kirchenstaat beschränkte. Rom verschönerte er vielfach teils
durch Erbauung prächtiger Gebäude, teils durch Ankauf alter Statuen und andrer Kunstschätze. Er starb
16) Clemens XIII., vorher Carlo Rezzonico, geb. 1693 zu Venedig, ward nacheinander päpstlicher Hofkaplan und
Protonotarius, Auditor der Rota, 1737 Kardinal, 1743 Bischof von Padua
[* 30] und Papst. Fromm und friedliebend, glaubte er doch
alle Ansprüche der päpstlichen Hierarchie behaupten zu müssen und beschützte die Jesuiten, welche er für die eifrigsten
und tüchtigsten Verteidiger des Papsttums hielt. Daher war die ganze Zeit seines Kirchenregiments durch
den Streit mit den meisten europäischen Mächten erfüllt, welche die Aufhebung des Ordens verlangten. Um die Vertreibung
desselben aus vielen Staaten zu rächen, bestätigte er in der Bulle Apostolicum pascendi munus alle frühern Bannflüche gegen
diejenigen Regenten, welche sich Eingriffe in die Rechte des römischen Stuhls erlauben würden. Da er die
Forderung der KaiserinMaria Theresia und der bourbonischen Höfe, sein Breve zu widerrufen und den Jesuitenorden gänzlich aufzuheben,
nicht erfüllte, ließ der König von FrankreichAvignon und Venaissin, der König von Sizilien aber Benevent und Pontecorvo in
Besitz nehmen, und nur sein
erfolgter Tod rettete den gesamten Kirchenstaat vor denselben Los.
Die Freimütigkeit, mit welcher er die Notwendigkeit darlegte, in der Jesuitenfrage dem Willen der Fürsten
nachzugeben, machte ihm zwar die römischen Kardinäle wenig geneigt; dafür aber setzten die spanischen und französischen
Kardinäle nach einem stürmischen Konklave seine Wahl zum Papst durch. Seine vielfach liberalen Anschauungen, wie
er denn z. B. die Verlesung der BulleIn coena domini suspendierte, sein in vielen Zweigen eingeführtes
Sparsystem und überhaupt sein selbständiges Auftreten machten ihn bei der strengen Partei mißliebig.
Die durch die Hartnäckigkeit seines Vorgängers hervorgerufenen Mißverhältnisse mit den Höfen wußte Clemens durch weise Mäßigung
allmählich wieder auszugleichen. Die von den Monarchen geforderte Aufhebung des Jesuitenordens vollzog er durch
die BulleDominus ac redemtor noster und erwarb hierdurch zugleich dem römischen Stuhl wieder den Besitz von Avignon, Venaissin,
Benevent und Pontecorvo. Er starb wie man behauptete, an Gift. Ein von ihm im Vatikan
[* 31] gestiftetes Museum trägt seinen
Namen. Die Briefsammlung von Caraccioli (Par. 1776, 3 Bde.;
deutsch, Leipz. 1777-80, 4 Bde.) ist
nicht authentisch; dagegen gab Theiner eine Auswahl von seinen Briefen und seinen Breven heraus (Par. 1852).
Bei allen Ausschreitungen seines häufig clownhaft sich gebärdenden, witzigen Geistesist er doch selten seicht und eines
tiefern Sinnes entbehrend. Sein idealstes Wesen hat Clemens in der kindlich schlichten Erzählung »The prince
and the pauper« offenbart. Außer dieser größern historischen Erzählung hat er zusammen mit Dudley Warner den Roman »The
gilded age« geschrieben; im übrigen kehrt er immer wieder zur humoristischen Skizze zurück, von welcher Gattung bereits mehrere
Sammlungen erschienen sind, eine neuere Sammlung mit dem Titel: »The stolen white elefant« (Lond.
1882). Noch ist »Roughing it« (Hartford 1872) zu erwähnen, worin er, dem Gebiet BretHartes näher tretend, das Leben und Treiben
bei den nordamerikanischen Gold- und Silbergräbern beschreibt. In deutscher Übersetzung von M. Busch erschienen: »Die AbenteuerTom Sawyers« und »Das vergoldete Zeitalter« (Leipz. 1876) und »Skizzen« (das. 1877).
Nachdem er erst 1725 zum Priester geweiht worden, übernahm er die Regierung seiner geistlichen Fürstentümer. Gleich seinem
BruderKarlAlbertschloß er sich ganz an Frankreich an, mit dem er 1734 und 1740 enge Bündnisse einging. Die Waffenerfolge der
Verbündeten im österreichischen Erbfolgekrieg zwangen ihn aber 1743, sich von KaiserKarl VII., seinem
Bruder, und Frankreich loszusagen. Während des Siebenjährigen Kriegs ward sein Stift von französischen Truppen besetzt. Er
war einer der reichsten geistlichen Fürsten seiner Zeit und befriedigte seine Prachtliebe durch zahlreiche stattliche Bauten
von Residenz- und Jagdschlössern. Die Regierung überließ er bei seiner Liebe zur Jagd und zum Reisen meist
seinen Ministern. Er starb in Ehrenbreitstein.
Den Aufklärungsideen nicht abgeneigt, förderte er in Trier besonders das Schulwesen und suchte durch ein Toleranzedikt (1783)
sowie durch mancherlei gemeinnützige Anstalten Bildung und Wohlstand zu heben. Seine Haltung in kirchlichen
Dingen war eine schwankende; er behielt die Jesuiten auch nach Aufhebung des Ordens im Land, protestierte gegen Josephs II.,
seines Vetters, radikale Reformen in Religionssachen, schützte aber Hontheim (s. d.) und stellte die EmserPunktationen 1786 mit
auf; auch verbot er die Prozessionen und hob viele Feiertage auf.
Obwohl für seine Person einfach und anspruchslos, hielt er doch einen prächtigen Hofhalt und erbaute in Koblenz, wohin er 1786 seine
Residenz von Ehrenbreitstein verlegte, ein schönes, kostspieliges Schloß. Besonders die Musik wurde an seinem Hof gepflegt.
Erschreckt durch den Ausbruch der französischen Revolution, stellte er alle Reformen ein und führte ein
strengeres Regiment. Den Emigranten und den flüchtigen Mitgliedern des ihm verwandten französischen Hofes bot er eine Zufluchtsstätte,
und Koblenz ward der Mittelpunkt der französischen Royalisten. Er ward vom Sieg derRevolution auch zumeist betroffen: im Lüneviller
Frieden verlor er den linksrheinischen, größten Teil des Kurstaats, 1803 auch den Rest sowie Augsburg
und Ellwangen. Mit einer Pension von 100,000 Gulden zog er sich nach Augsburg zurück und starb zu Oberstdorf im Algäu.
Knut Jungbohn, Schriftsteller, geb. auf der nordfriesischen InselAmrum, war erst Volksschullehrer,
studierte dann in Kiel
[* 57] und Heidelberg
[* 58] Philosophie, Geschichte und Sprachwissenschaft, bereiste 1836 Westeuropa und wirkte 1841-1848
als Privatdozent in Kiel, wo er zahlreich besuchte sprachwissenschaftliche Vorlesungen hielt. Später lebte er in Hamburg
[* 59] als
Mitarbeiter an der »Börsenhalle«. Von seinen Schriften sind außer Reiseschilderungen hervorzuheben:
»Die nordgermanische Welt und ihre geschichtlichen Anfänge« (Kopenh. 1840);
(spr. -māng), 1) Jacques, der MörderHeinrichs III., Königs von Frankreich, geboren im Dorf Sarbon bei Reims,
[* 62] war 25 Jahre alt und noch nicht lange im Orden der Dominikaner, als ihn der Parteigeist der Liane auf den
Gedanken brachte, den König, der vor dem aufrührerischen Paris
[* 63] stand, zu ermorden. Am wurde er in St.-Cloud als
Überbringer wichtiger Nachrichten vor den König geführt und durchbohrte denselben, während er den ihm dargereichten Brief
las. Der König riß das Messer
[* 64] aus der Wunde und stieß damit dem Mörder zweimal ins Gesicht,
[* 65] während
die herbeigeeilten Diener ihn zu Boden warfen und töteten. Der Leichnam ward zum Fenster hinausgestürzt, auf die Richtstätte
geschleift, von vier Pferden zerrissen und dann verbrannt. Von der dem König feindlichen Partei wurde Clément als Heiliger und Märtyrer
gepriesen.
2) JeanPierre, franz. Historiker und Staatsökonom, geb. zu Draguignan, ward 1855 Mitglied des
Institut de France, erwarb sich, außer durch seine rein historischen Arbeiten, besonders durch zahlreiche Schriften über Finanzverhältnisse
einen in der Wissenschaft sehr geachteten Namen und starb in Paris. Seine bedeutendsten Werke
sind: die von der Akademie gekrönte »Histoire de la vie et de l'administration de Colbert« (1846; neue Bearbeitung 1874, 2 Bde.),
ferner »Le
[* 66] gouvernement de Louis XIV« (1848),
die Fortsetzung des vorigen Werks, die ihm von der Akademie der Inschriften den
Preis Gobert einbrachte;
3) Charles, franz. Kunstschriftsteller, geb. 1821 zu Rouen, war eine Zeitlang stellvertretender Konservator des MuséeNapoléon
III, lebte aber später
ganz seinen Studien, deren Ergebnisse er besonders in der »Revue des DeuxMondes«
und der »Gazette des beaux-arts« sowie im »Journal des Débats« veröffentlichte. Seine Hauptwerke sind: »Michel Ange, Léonard
de Vinci, Raphaël« (4. Aufl. 1881; deutsch von Clauß, Leipz. 1870);
2) Muzio, Klavierspieler und Komponist, geb. 1752 zu Rom, erhielt bereits als Kind eine so gründliche musikalische
Erziehung, daß er schon im neunten Jahr einen Organistenposten übernehmen konnte. Nachdem er sich später unter Leitung
Santarellis und Carpinis im Gesang und im Kontrapunkt ausgebildet hatte und mit einer Messe als Komponist erfolgreich in die
Öffentlichkeit getreten war, ging er 1766 mit einem Engländer, NamensBeckford, einem eifrigen Bewunderer
seines Klavierspiels, nach London
[* 67] und setzte hier sowie auf dem Gut seines Gönners in Dorsetshire seine Studien mit solchem Erfolg
fort, daß er bei seinem ersten öffentlichen Auftreten in London (1780) durch die glänzende Fertigkeit seines Spiels sowie
durch die Gediegenheit seiner Kompositionen Aufsehen erregte.
Auf einer Kunstreise, die ihn über Paris nach Wien führte (1781), trat er mit Mozart, Haydn u. a. in nähere Verbindung und
hatte mit dem erstern vor KaiserJoseph einen Wettkampf zu bestehen. Nach London zurückgekehrt, verwertete er die in Deutschland
gemachten Erfahrungen, indem er als Spieler wie als Komponist eine noch idealere Richtung einschlug, und
zugleich entfaltete er eine höchst erfolgreiche Lehrthätigkeit, so daß er bald das Haupt einer Klavierschule wurde, welche
mit der von Mozart ausgegangenen WienerSchule wetteifern konnte.
Von 1802 bis 1821 unternahm er wiederholte Kunstreisen auf dem Kontinent, meist in Begleitung seiner Schüler,
unter denen sich besonders JohnField, Alex. KlengelundLudw. Berger (der LehrerMendelssohns) später selbständig ausgezeichnet
haben. Die reichen Erfahrungen seiner Virtuosenlaufbahn veröffentlichte er in seinem Studienwerk »Gradus ad parnassum«, welches
noch heute mit Recht als einer der wertvollsten Schätze der Klavierunterrichts-Litteratur gilt. Im Besitz
eines ansehnlichen Vermögens, welches er zum Teil einer um 1800 zu London von ihm begründeten Musikalienhandlung und Klavierfabrik
verdankte, zog er sich in seinem Alter auf einen behaglichen Landsitz bei London zurück, wo er starb. Über die
Vortrefflichkeit seines Spiels herrscht nur eine Stimme, und seine Wertigkeit soll, selbst nach jetzigem
Maßstab
[* 68] gemessen, bedeutend gewesen sein; namentlich soll er
¶
mehr
Terzenläufe mit ungemeiner Leichtigkeit und Gleichmäßigkeit ausgeführt haben. Seine Kompositionen sind elegant, fließend
und vortrefflich gearbeitet; doch fehlt es ihnen an Leidenschaft, und eine gewisse Trockenheit der Melodie ist häufig nicht
zu verkennen. Seine Werke bestehen im ganzen in 106 Sonaten (davon 46 mit Begleitung von Violine oder Flöte und
Violoncello), 1 Duo für zwei Klaviere, 4 Duos zu vier Händen, 1 Toccata, 3 Kapricen, 24 Walzern, verschiedenen andern Klavierstücken
und dem erwähnten, neuerdings in verschiedenen Ausgaben (unter andern von Tausig) erschienenen »Gradus ad Parnassum«. Seine
Orchesterkompositionen sind nicht im Druck erschienen.
(Klementinen), eine Anzahl griechischer und lateinischer Schriften, welche schon im 2. Jahrh. dem römischen
BischofClemens I. (s. d.) untergeschoben wurden, der Anfang
der christlichen Romanlitteratur;
der darin vertretene Lehrbegriff ist derjenige der essäischen Ebioniten (s. d.).
(spr. klär, lat. Clericus), Johannes, Theolog, geb. zu Genf,
erhielt, zu den Arminianern
übergetreten, in Amsterdam
[* 75] 1684 die Professur der Philosophie und später auch den Lehrstuhl der Kirchengeschichte. Seine außerordentliche
litterarische
Thätigkeit, die ihn in eine Menge gelehrter Streitigkeiten verwickelte, setzte er fort, bis ihm 1728 ein Schlagfluß
die Sprache raubte und seine Geisteskräfte schwächte. Er starb Von seinen theologischen
Werken ist vornehmlich die Ausgabe der apostolischen Väter von Cotelerius (Amsterd. 1698 u. 1714) zu nennen.
clericus clericum non decimat, ein Geistlicher nimmt von dem andern keinen Zehnten, sprichwörtlich
s. v. w. eine Krähe hackt der andern nicht die Augen aus.
Charles, engl. Seefahrer, geb. 1741, Begleiter Byrons und Cooks auf ihren Entdeckungsreisen nach der Südsee.
Nachdem letzterer auf Hawai
[* 86] erschlagen war, segelte Clerke nach Norden,
[* 87] um eine Durchfahrt nach dem Atlantischen Ozean zu entdecken,
mußte aber unverrichteter Sache nach dem kamtschadalischen Hafen St. Peter und Paul zurückkehren und starb
dort
(spr. klärmóng, lat. Clarus mons oder Clarimontium),
Name mehrerer Städte in Frankreich.
1) (Clermont en Beauvaisis oder Clermont de l'Oise) Arrondissementshauptstadt im DepartementOise, nahe der Brèche, an der Nordbahn gelegen,
hat eine Kirche und ein Stadthaus aus dem 14. Jahrh., ein großes Gefängnis für Frauen, das an den noch
stehenden Donjon des alten Schlosses (aus dem 11. Jahrh.) angebaut ist, ein großes Krankenhaus
[* 89] (mit Filialen, zusammen für 1200 Kranke),
ein Collège, eine Bibliothek von 15,000 Bänden und (1881) 5628 Einw., welche Baumwollstoffe und Wirkwaren
fabrizieren sowie Mastvieh- und Pferdehandel treiben. Clermont, Geburtsort Philipps desSchönen, war seit 1054 Sitz
der Grafen von Clermont, fiel aber 1218 an die französische Krone. Ludwig IX. übertrug die Grafschaft Clermont seinem Sohn Robert; später
kam sie an das HausCondé.
2) (Clermont-Ferrand) Hauptstadt des franz. DepartementsPuy de Dôme, 407 m ü. M., auf einem 50 m hohen Hügel inmitten einer weiten
und fruchtbaren, rings von Gebirgszügen umkränzten und vom Puy de Dôme beherrschten Ebene, an der Paris-LyonerBahn gelegen, ist aus der festen, dunkelfarbigen Lava von Volvic altertümlich gebaut, hat meist enge, krumme und abschüssige
Straßen, aber mehrere große Plätze, darunter die Place de Jaude mit der Statue von Desaix (1848). Unter den
Gebäuden sind die 1248 begonnene Kathedrale im gotischen Stil, welche erst in den letzten Jahren durch Ausbau der Westfassade
und der zwei 80 m hohen Türme vollendet wurde (alte Glasmalereien), sowie die schöne, 1834 restaurierte KircheNotre Dame du
Port (aus dem 11. Jahrh., im romanischen Stil), das Präfekturgebäude (ehemaliges Kloster von 1250) und
das neue Fakultätsgebäude namhaft zu machen.
Sie hatte ein Schloß, Clarus mons, woraus der heutige Name entstand. 253 bekehrte St. Austramonius die Einwohner der Stadt
zum Christentum und wurde der erste Inhaber des hier errichteten Bistums. Die Blüte
[* 95] der Stadt bestand bis
in das 8. Jahrh., wo sie 761 von den Franken unter Pippin gänzlich zerstört wurde. 976 erlitt sie dasselbe Schicksal durch
die Normannen. Im Mittelalter wurden hier sieben Kirchenversammlungen gehalten, worunter die merkwürdigste die von 1095, das
große Konzil von Clermont, ist, dem PapstUrban
II. selbst beiwohnte, und auf welchem der erste Kreuzzug beschlossen
wurde.
(spr. klärmóng-tonar), 1) Stanislas, Graf von, geb. 1747, Sprößling eines alten Adelsgeschlechts,
dessen Stammsitz Clermont in der Gegend von Grenoble
[* 97] liegt, und das noch in mehreren Linien blüht, war vor derRevolution Oberst,
trat 1789 als Abgeordneter des Adels in die Versammlung der Reichsstände, stimmte zwar für die Vereinigung
der drei Stände, für Abschaffung der Privilegien und für eine Konstitution, aber auch für Bildung zweier Kammern, für das
königliche Veto und andre Prärogativen der konstitutionellen Krone. Um dem Jakobinerklub die Wage
[* 98] zu halten, gründete er mit
Malouet u. a. den Klub der Freunde der Monarchie (Club des amis de la monarchie), der sich aber, von Barnave
als eine Gesellschaft von Verschwornen dargestellt, auflösen mußte.
Auch das »Journal des impartiaux«, das er mit Fontanes herausgab, wurde nach zwei Monaten unterdrückt und Clermont-Tonnerre in seinem Hotel
von dem Pöbel bedroht. Während der Vorgänge vom überfiel ihn ein Volkshaufe in seinem Hotel
und schleppte ihn vor die Sektion. Hier als schuldlos entlassen, ward er im Haus der Gräfin Brissac, in das er geflohen, vom
wütenden Pöbel ermordet. Eine Sammlung seiner politischen Schriften (»Opinions«) erschien 1791 in 4 Bänden.