Clausula
(lat.), Vorbehalt (s. Klausel);
(lat.), Vorbehalt (s. Klausel);
(lat.), s. Klausur. ^[= (lat.), Verschließung, besonders die klösterliche Absperrung, nach welcher der Eingang in ...]
nigromantica (lat.), nach Theophrastus Paracelsus eine besondere Art der Zauberei, zufolge deren in den menschlichen Körper etwas Widernatürliches eingebracht werden kann ohne irgend welche äußere Verletzung desselben.
Hierher gehören die aus dem Körper geschnittenen Stecknadeln, Haarballen etc. der Hexenprozesse;
s. Hexenschuß.
franz. Marschall, s. Clausel. ^[= (spr. klosell), Bertrand, Graf, franz. Marschall, geb. 12. Dez. 1772 zu Mirepoix (Ariége ...]
Vaill. (Keulenschwamm, Hirschschwamm, Handpilz), Pilzgattung aus der Unterordnung der Hymenomyceten, ansehnliche Pilze [* 2] mit fleischigem, strauchförmig ästigem oder einfach keuligem Fruchtträger, dessen glatte Oberfläche gleichmäßig von dem Sporenlager (Hymenium) überzogen ist. Letzteres besteht aus dicht stehenden Basidien, welche an ihrer Spitze je vier einfache Sporen abschnüren, die bei der Reife sich als Staub ablösen. Die wichtigsten Arten sind: der weiße Korallenschwamm (Clavaria coralloides L.), der gelbe Hirschschwamm oder Ziegenbart (Clavaria flava Pers., s. Tafel »Pilze«) und der letzterm sehr ähnliche rote Hirschschwamm (Clavaria Botrytis Pers.).
(franz., spr. klaw'ssäng), s. Klavier. ^[= (Pianoforte, Fortepiano, franz. Piano), das allbekannte Musikinstrument, bei welchem mittels ...]
Ort, s. Chiavenna. ^[= (spr. kjaw-, Kläfen), Stadt in der ital. Provinz Sondrio, nördlich vom Comersee, ...]
St. Petri (lat.), Schlüssel des heil. Petrus, s. v. w. Kirchengewalt, Kirchengerichtsbarkeit.
(ital., spr. klawitschém-), der Kielflügel, das größte der bis zur Erfindung des Hammerklaviers und noch bis zu Anfang unsers Jahrhunderts gebräuchlichen Klavierinstrumente (s. Klavier).
Tul., Pilzgattung aus der Unterordnung der Pyrenomyceten und der Ordnung der Askomyceten, mit zusammengesetztem Fruchtkörper von gestielt kopfförmiger Gestalt, in dessen Kopf die Perithecien in großer Anzahl oberflächlich eingesenkt sind.
Diese Fruchtkörper wachsen aus einer besondern Myceliumform hervor, nämlich aus verschieden gestalteten, knollenähnlichen Körpern (Sklerotien), die erst nach einer Ruheperiode zu jener Entwickelung fähig sind, wenn sie auf feuchte Unterlage ausgelegt werden (vgl. Pilze).
Die Sklerotien von Claviceps purpurea Tul. sind als Mutterkorn (s. d.) des Getreides bekannt.
Schlüsselbein. ^[= s. Schultergürtel.]
(Claviger, lat.), jemand, der die Schlüssel zu etwas führt, daher Petrus als Inhaber der Schlüssel des Himmelreichs;
auch Kirchenschatzmeister, Kustos der Stiftskirchen.
(spr. klawjähr), Etienne, franz. Staatsmann, geb. zu Genf, [* 3] war dort Kaufmann und 1770-82 Mitglied des Hohen Rats. Als 1782 in Genf durch fremde Intervention eine oligarchische Regierung eingesetzt ward, wurde Clavière verbannt, ging nach Frankreich und schloß sich Mirabeau an, dem er nach Ausbruch der Revolution wesentliche Dienste [* 4] in den Verhandlungen über die Staatsfinanzen und bei seinen Angriffen auf Necker leistete. 1791 ward er Mitglied der Gesetzgebenden Versammlung und gehörte zur Partei der Girondisten. Im März 1792 zum Finanzminister ernannt, mußte er schon im Juni von diesem Posten wieder zurücktreten.
Nach dem 10. Aug. erhielt er eine Stelle im Vollziehungsrat; am mit den Häuptern der Gironde auf Verlangen der Jakobiner verhaftet und in Anklagestand versetzt, stieß er sich ein Messer [* 5] in die Brust. Seine Gattin vergiftete sich zwei Tage nachher. Clavière schrieb für die patriotischen Tagesblätter, namentlich für die »Chronique de Paris«; [* 6] auch hatte er großen Anteil an dem Werk »De la France et des États-Unis«. Selbständig gab er heraus: »Foi publique envers les créanciers de l'état« (Par. 1789) und »Clavière; correspondance de lui et du général de Montesquiou touchant la campagne devant Genève« (das. 1792) u. a.
(lat.), s. v. w. Schlüsselträger (von clavis, Schlüssel), Übersetzung des griechischen Kleiduchos (s. d.), Beiname des Janus [* 7] als des Gottes der Eingänge;
auch s. v. w. Keulenträger (von clava, Keule), Beiname des Herakles [* 8] (s. d.) von seiner Keule, die er von einem wilden Ölbaum bei Nemea nahm.
y Fayardo, José, span. Gelehrter in Madrid, [* 9] geboren um 1730 auf den Kanarischen Inseln, war von 1762 an Redakteur des Journals »El Pensador«, sodann seit 1773 des »Mercurio historico y politico de Madrid«, übersetzte Buffons Naturgeschichte ins Spanische [* 10] (Madr. 1785-90, 12 Bde.) und starb 1806 als Vizedirektor des naturhistorischen Kabinetts. Allgemeiner bekannt machte er sich durch sein Duell mit Beaumarchais, der ihn wegen Auflösung eines Liebesverhältnisses mit seiner Schwester Marie Louise Caron forderte. Goethe machte ihn nach Beaumarchais' Memoiren zum Helden eines Dramas, doch sind der wirkliche Clavijo und der der Dichtung zwei grundverschiedene Charaktere.
(Plur. Claves, lat., »Schlüssel«),
Name der Tasten der Orgel, welche in der That eine dem Schlüssel ähnliche Funktion hatten, sofern sie dem Winde [* 11] den Weg zur Pfeife öffneten. Von dem Gebrauch, auf die Orgeltasten die Namen der Töne (Buchstaben A-G) aufzuschreiben, welcher nachweislich im 10. Jahrh. statthatte, ging der Name Clavis auf die Tonbuchstaben selbst über. Als im 11. Jahrh. die Buchstabennotierung durch das Liniensystem abgekürzt wurde, sofern nur noch einige Buchstaben als Merkzeichen vor die Linien gezeichnet wurden (Claves signatae), behielten diese speziell den Namen Clavis (unser Schlüssel); daneben verblieb aber auch den Tasten der Name Clavis und ging von der Orgel auf die Klaviere und alle ähnlichen Instrumente über. - In der Orgel heißt auch die Stange, vermittelst deren die Bälge aufgezogen (getreten) werden, Clavis. Endlich wird Clavis auch als Titel lexikographischer Werke zur Erläuterung alter Klassiker sowie der Bibel [* 12] gebraucht;
wir nennen Ernestis »Clavis Ciceroniana« (6. Aufl., Leipz. 1831);
Patriks »Clavis Homerica« (zuletzt Edinb. 1811);
Wahls »Clavis Novi Testamenti« (3. Aufl., Leipz. 1843) u. a.
(lat.), Nagel;
Purpurstreifen auf der Tunika (s. d.) der römischen Ritter und Senatoren. Clavus annalis, der Nagel, der in Rom [* 13] zum Zählen der Jahre jährlich 13. Sept. vom Konsul oder vom Diktator in die rechte Seite des Jupitertempels eingeschlagen ward;
Clavus hystericus, der meist auf eine kleine Stelle neben der Pfeilnaht fixierte bohrende Schmerz, eine Art Hemikranie hysterischer Personen.
(spr. kleh), 1) Henry, ausgezeichneter amerikan. Staatsmann, geb. zu Hanover in Virginia als Sohn eines Pfarrers, erhielt, früh verwaist, eine notdürftige Erziehung, widmete sich dann dem Studium der Rechte und begann schon im 20. Jahr seine Rechtspraxis. Er ließ sich zu Lexington in Kentucky nieder, wurde 1803 als Repräsentant in die Provinziallegislatur und 1806 von dieser in den Bundessenat gewählt, wo er sich den Demokraten anschloß. Im J. 1811 als Repräsentant in den Kongreß gewählt, ward er 1813 zum Sprecher ernannt und 1814 als einer der Kommissare zur Abschließung des Friedens nach Gent [* 14] geschickt, von wo er sich nach London [* 15] begab. Als Repräsentant im Kongreß bewog er denselben beim Abfall der ¶
amerikanischen Kolonien von Spanien [* 17] zu der Erklärung, daß er jede Einmischung der europäischen Großmächte in die innern Angelegenheiten Südamerikas als eine Kriegserklärung gegen die Vereinigten Staaten [* 18] ansehen werde. In der innern Politik suchte er zwischen den Sklavenstaaten und den freien Nordstaaten zu vermitteln, indem er den zweijährigen Streit über die Frage, ob im neuen Staat Missouri die Sklaverei eingeführt werden sollte, 1820 durch den sogen. Missourikompromiß beendigte, wonach Missouri Sklavenstaat sein, dagegen fortan die Sklaverei in keinem Staat nördlich von 36° 30' nördl. Br. gelten dürfe.
Unter dem Präsidenten Adams, dem Clay zum Sieg verholfen, ward er 1825 Staatssekretär. Sein damals gefaßter Plan, auf einem Kongreß in Panama [* 19] eine allgemeine Verbrüderung der Republiken in ganz Amerika [* 20] zu stande zu bringen, wurde von den Sklavenhaltern vereitelt. Als 1829 Jackson auf den Präsidentenstuhl kam, wurde Clay Senator des Staats Kentucky, stellte sich an die Spitze der Whigpartei und vertrat mit Energie den neuen schutzzöllnerischen Tarif sowie die Nationalbank im Interesse der Nordstaaten.
Bei der Präsidentenwahl von 1836 war Clay der von den Whigs aufgestellte Kandidat, unterlag jedoch gegen den Demokraten van Buren sowie 1844 gegen Polk und zog sich nun für längere Zeit auf sein Landgut Ashland zurück. Als 1849 ein neuer heftiger Streit zwischen dem Norden [* 21] und Süden in Bezug auf die Sklavenfrage in Kalifornien und New Mexico entbrannte, ließ sich Clay von Kentucky wieder in den Senat wählen und bewirkte 1850 nochmals die Annahme eines Kompromisses, wonach Kalifornien ein freier Staat sei, New Mexico die Entscheidung über die Sklavenfrage vorbehalten bleiben und der Sklavenhandel in der Hauptstadt der Union verboten, dagegen zum Vorteil der Sklavenstaaten ein strenges Gesetz über Verfolgung und Auslieferung flüchtiger Sklaven erlassen werden sollte. Dieses Kompromiß wendete damals eine gefährliche Krise ab, verschob aber ihren Ausbruch bloß, da es den Übermut der Sklavenpartei steigerte. Clay starb in Washington. [* 22] Er war ein feuriger Patriot und schwungvoller, etwas phantastischer Staatsmann. Clays Biographie schrieb Colton (New York 1846, 2 Bde.), welcher auch seinen Briefwechsel und seine Reden (das. 1857, 6 Bde.) veröffentlichte, und neuerlich K. Schurz (Boston [* 23] 1885).
2) Cassius Marcellus, nordamerikan. Staatsmann, Neffe des vorigen und Sohn des Generals Green Clay, geb. in der Grafschaft Madison in Kentucky, studierte im Yale College (Connecticut) bis 1832 und wurde dann in seiner Heimat Advokat. Nachdem er 1835-40 mehrmals Mitglied der Legislatur seines Staats gewesen, trat er seit 1841 als entschiedener Gegner der Sklaverei auf. Von dem von der Pflanzeraristokratie aufgehetzten Pöbel in seiner Heimat angefeindet, siedelte er 1845 nach Cincinnati über.
Während des mexikanischen Kriegs war er der Führer der Avantgarde, die nach dem heldenmütigsten Widerstand in die Hände der Mexikaner fiel und in der Festung [* 24] Perote gefangen gehalten wurde, bis General Scott ihre Befreiung bewirkte. In mehreren Schriften staatsökonomischen und philosophischen Inhalts verfocht Clay die radikalste Durchführung des demokratisch-republikanischen Prinzips und ist als einer der Gründer der Sklavenemanzipationspartei anzusehen. In einem in Kentucky durch die Sklavenfrage hervorgerufenen Kampf schwerverwundet, nahm er dennoch nach seiner Genesung den Kampf gegen die Sklaverei mit unerschüttertem Mut wieder auf.
Nach Lincolns Erwählung zum Präsidenten ward Clay als hervorragendes Mitglied der nunmehr siegreichen Partei zum Gesandten in Petersburg [* 25] ernannt. 1862 kehrte er nach Amerika zurück und trug viel dazu bei, Lincoln zu den letzten entscheidenden Schritten gegen die Sklaverei zu drängen, namentlich zum Erlaß der Proklamation vom welche in allen Staaten die Sklaverei aufhob. Im März 1863 ging er wieder nach Petersburg und übernahm den einstweilen von Cameron versehenen Gesandtschaftsposten, auf welchem er bis 1869 blieb.
Croß (spr. kleh), Stadt im nordöstlichen Derbyshire (England), mit Kohlengruben und Eisenwerken und (1881) 6870 Einw.
(spr. kläh-ssuji), Flecken im franz. Departement Seine-et-Marne, Arrondissement Meaux, an der Beuvronne und dem Canal de l'Ourcq, mit Fabrikation von Buntpapier, Bürsten, Handschuhen etc. und (1876) 1685 Einw., während der Zernierung von Paris 1870-71 ein wichtiger Etappenplatz mit Lazarett für die deutsche Armee.
(spr. klehtn), John Middleton, nordamerikan. Staatsmann, geb. zu Dagsborough im Staate Delaware, ward Advokat und zeichnete sich, in die Legislatur seines Staats gewählt, als Verteidiger der Grundsätze der Whigs aus. Als Senator gelangte er bald in den Kongreß. Nachdem er eine Reihe von Jahren fast ununterbrochen im Senat gesessen, ward er 1849 von dem Präsidenten Taylor auf den gerade damals bei den europäischen Wirren sowie bei der wieder entbrennenden Sklavenfrage wichtigen Posten eines Staatssekretärs berufen und mit der Bildung des Kabinetts betraut.
Wiewohl er stets im Sinn der Whigs handelte, zog ihm sein konsequentes Festhalten an der Nichtinterventionspolitik gegenüber dem europäischen Festland den Unwillen der Demokraten zu, während ihn seine Hinneigung zum Süden mit den nördlichen Whigs in Zerwürfnis brachte. Auch der von ihm mit England 1850 abgeschlossene Nicaraguavertrag (der sogen. Clayton-Bulwervertrag, über die Neutralität des projektierten Kanals zur Verbindung des Atlantischen Ozeans mit dem Stillen Meer, welcher der Union die militärische Besetzung und Herrschaft über denselben verbot) erregte Unzufriedenheit. Nach dem Ableben des Generals Taylor nahm er daher mit dem ganzen Kabinett seine Entlassung. Als einer der tüchtigsten Sachwalter in der Union hochgeachtet, kehrte er zu dieser Beschäftigung zurück und wurde 1851 wieder in den Senat gewählt. Er starb in New York.
le Moors (spr. kleht'n li muhrs), s. Accrington.
(spr. klihr), Insel an der Südwestküste Irlands, Grafschaft Cork, 4,5 km lang, von Fischern bewohnt, bildet an der Südseite das steile, 81 m hohe Kap Clear Südwestlich davon das Fastnet Rock mit 28 km weit sichtbarem Leuchthaus und auf dem nahen Festland das Fischerdörfchen Baltimore. [* 26]
(engl., spr. klihring-haus', Liquidationskontor, Ausgleichungs-, Abrechnungshaus) ist ein Institut, in welchem die Bankiers untereinander wegen der auf sie laufenden Wechsel und Checks (s. d.) Abrechnung halten. Die älteste derartige Einrichtung ist die in London bestehende, die zwischen 1775 und 1780 ins Leben gerufen wurde. Sie ist eine Privatanstalt, deren geringe Kosten von den Mitgliedern bestritten werden. Es gehören gegenwärtig dem Londoner Clearinghouse 25 Bankfirmen an, deren Kommis sich täglich in einem ¶
bestimmten Haus der City versammeln, um zuerst zu konstatieren, wieviel jede der Firmen für Checks und verfallene Wechsel, die sich in ihren Händen befinden, von jeder der andern zu fordern und wieviel sie anderseits an dieselbe zu zahlen hat, und um dann sofort den Saldo dieser beiden Beträge zu begleichen oder resp. einzunehmen. Da nun alle bedeutenden Handelshäuser, Finanzmänner, Börsenmitglieder und viele reiche Privatleute ihre sämtlichen Einkassierungen und Auszahlungen durch eins jener Mitglieder des Clearinghouse besorgen lassen, so konzentriert sich fast der ganze Geldverkehr Londons und ein großer Teil desjenigen der Provinz im C. Seit mehreren Jahrzehnten begleichen die Mitglieder auch die Saldos, die sie schulden, nicht direkt untereinander und nicht in barem Geld.
Jedes Mitglied vielmehr berechnet aus den Einzelsaldos, die sich bei der Abrechnung mit den verschiedenen Kollegen ergeben, einen Gesamtsaldo, der entweder ein aktiver oder ein passiver sein kann. Dieser wird dann dadurch beglichen, daß mittels eines sogen. Übertragungsscheines (transfer-ticket) der englischen Bank, bei welcher alle Mitglieder ein Konto haben, der Auftrag gegeben wird, den entsprechenden Betrag dem betreffenden Mitglied gutzuschreiben, resp. zu belasten. So werden täglich ungeheure Summen ohne jede Barzahlung im C. ausgeglichen, und die Größe der jeweiligen Umsätze ist bezeichnend für die Lebhaftigkeit des allgemeinen Geschäftsganges. Der Umsatz während der letzten je mit dem 1. Mai abschließenden Rechnungsjahre war folgender:
1880-81: | 5909989000 Pfd. Sterl., |
1881-82: | 6382654000 " " |
1882-83: | 6189146000 " " |
1883-84: | 5838158000 " " |
Auch in andern englischen Handelsstädten und in den englischen Kolonien sind Clearinghouses vorhanden. Besonders entwickelt ist das System der Clearinghouses in der nordamerikanischen Union; das in New York bestehende kommt hinsichtlich des Betrags der Umsätze dem Londoner fast gleich. Seit 1883 sind genau nach dem Vorbild des Londoner Clearinghouse in den größten deutschen Handelsstädten sogen. Abrechnungsstellen eingerichtet worden, in denen die Vertreter der größten Bankinstitute täglich zusammenkommen, um untereinander und mit der Reichsbank die gegenseitigen fällig gewordenen Forderungen durch Kompensation und Anweisung der Saldos zu begleichen.
Älter ist der demselben Zweck dienende Wiener Saldierungsverein, der schon seit besteht. Ein besonderes Clearinghouse der Eisenbahnen, das seit 1847 besteht, besorgt für die englischen Eisenbahngesellschaften die Berechnung der Anteile, welche den einzelnen am Ertrag des durchgehenden Verkehrs zukommen, und vermittelt die Auszahlung der Beträge.
Vgl. Seyd, Das Londoner Bank-, Check- und Clearinghousesystem (Leipz. 1874);
Moor (spr. kliht'n muhr), Stadt in der engl. Grafschaft Cumberland, 3 km von Whitehaven (s. d.), mit Kohlengruben und (1881) 10,420 Einw.
Rudolf Friedrich Alfred, Mathematiker, geb. zu Königsberg [* 28] i. Pr., studierte daselbst Mathematik und Physik, wirkte dann in Berlin [* 29] als Lehrer an verschiedenen Schulen und habilitierte sich 1858 an der Universität für mathematische Physik, folgte aber schon im Herbst d. J. einem Ruf als Professor der analytischen Mechanik an die polytechnische Schule in Karlsruhe. [* 30] 1863 siedelte er als ordentlicher Professor der Mathematik nach Gießen, [* 31] 1868 aber nach Göttingen [* 32] über, wo er starb. Er schrieb: »Theorie der Elastizität fester Körper« (Leipz. 1863);
»Theorie der Abelschen Funktionen« (mit Gordan, das. 1866) und »Theorie der binären algebraischen Formen« (das. 1871).
Mit Neumann 1868 begründete er die »Mathematischen Annalen«. Seine »Vorlesungen über Geometrie« gab Lindemann heraus (Götting. 1875-76, Bd. 1).
Vgl. »Alfred Clebsch; Versuch einer Darstellung und Würdigung seiner wissenschaftlichen Arbeiten« (Leipz. 1873).
(spr. klekhiht'n), Fabrikstadt in Yorkshire (England), nordwestlich von Dewsbury, mit Kunstwoll- und Tuchfabrikation und (1881) 10,653 Einw.
Hills (spr. kli), Höhenzug in Shropshire (England), begrenzt das Thal [* 33] der Severn auf der rechten Seite und steigt bis 545 m an.
(spr. -mangsch, lat. Clemangius oder de Clemangiis), Matthieu Nicolas de, franz. Gelehrter, geb. 1360 im Dorf Clemanges in der Champagne, erhielt seine wissenschaftliche Ausbildung zu Paris durch Peter d'Ailly und Johann Gerson, ward 1391 Bakkalaureus der Theologie und Lehrer derselben an der Universität und 1393 Rektor der letztern. Trotz seines freimütigen Auftretens gegen die Kurie wurde er als Geheimschreiber an den päpstlichen Hof [* 34] zu Avignon berufen, mußte aber diese Stelle wieder aufgeben, weil Benedikt XIII. 1407 den König Karl VI. von Frankreich in den Bann that, und lebte in einem selbstgewählten Exil bei den Kartäusern, von wo er seine reformatorischen Schriften an das Konstanzer Konzil richtete und für Zurückführung der theologischen Studien auf ihre biblische Basis thätig war. Wann der seit 1425 wieder öffentlich am Kollegium von Navarra wirkende Clemanges gestorben, ist unsicher. Seine Werke wurden von J. M. ^[Johann Martin] Lydius (1613), aber unvollständig und inkorrekt, herausgegeben.
Vgl. Adolf Müntz, Nicolas Clemanges, sa vie et ses écrits (Straßb. 1846).
L. (Waldrebe), Gattung aus der Familie der Ranunkulaceen, perennierende Kräuter, kletternde Halbsträucher oder Sträucher mit gegenständigen, meist dreizähligen oder gefiederten, oft rankenden oder in eine Ranke verlängerten Blättern, einzeln terminal oder in end- oder seitenständigen Rispen stehenden Blüten und einsamiger, nußartiger, von dem kurzen oder fadenförmig verlängerten Griffel gekrönter Frucht. Etwa 100 Arten in allen gemäßigten Klimaten. Clematis recta L. (Brennkraut), mit aufrechtem Stengel, [* 35] fiederschnittigen Blättern und trugdoldig-rispenartig stehenden, weißen Blüten, an Waldrändern im mittlern und südlichen Europa [* 36] und in Sibirien, enthält einen brennend-scharfen, oft blasenziehenden Stoff und wurde früher als Brennwaldrebenkraut (Feuerkraut) äußerlich und innerlich benutzt; gegenwärtig kultiviert man sie als Zierpflanze. Clematis Flammula L., eine niedrig bleibende Liane in Südeuropa und dem Orient, mit doppelt gefiederten untern und einfach gefiederten obern Blättern und weißen, wohlriechenden Blütenrispen mit außen filzigen Blüten und bärtig geschwänzten Früchten, besitzt dieselbe Schärfe wie die vorige Art und wird als Zierpflanze kultiviert. Clematis Vitalba L., ein kletternder Strauch mit weit umher rankenden Ästen, einfach gefiederten Blättern, zahlreichen weißen, filzigen Blüten und bärtig geschwänzten Früchten, findet sich fast überall in Deutschland [* 37] in buschigen Wäldern und rankt als eine unsrer schönsten Lianen an Bäumen hoch hinauf. Die ganze Pflanze ist in allen ihren Teilen so brennend scharf, daß sie auf der Haut [* 38] leicht Blasen und Geschwüre ¶
hervorruft; Blätter und Stengel waren früher offizinell. Clematis Viorna L. (glockenblütige Waldrebe), aus Nordamerika, [* 40] mit gefiederten Blättern und 2,6 cm langen, purpurvioletten, einzeln oder zu drei zusammenstehenden Blüten, rankt 3-4 m empor. Clematis Viticella L. (blaue Waldrebe), mit kletterndem Stengel, einfach, selten doppelt gefiederten Blättern, einzeln stehenden, blauvioletten, langgestielten, anfangs glocken- oder schüsselförmigen, dann mehr ausgebreiteten Blüten, findet sich in Südeuropa, den Kaukasusländern und Kleinasien, ist seit langer Zeit in Kultur und dient in vielen Varietäten zu Lauben- und Wandbekleidungen.
Clematis patens Moor. et Dne., mit gliederten Blättern und schönen blauen Blüten von 8 cm Durchmesser, stammt aus Japan [* 41] und ist dort eine beliebte Zierpflanze, erträgt den süddeutschen Winter sehr gut, muß aber im Norden gedeckt werden.
Clematis lanuginosa Lindl., gleichfalls aus Japan, hat sogar 13 cm im Durchmesser haltende, hellblaue Blüten und große, herzförmige, etwas lederartige Blätter. Man hat diese Arten wie auch die japanische Clematis florida Thunb. mit Clematis viticella gekreuzt und eine Menge neuer Formen mit großen, prachtvollen Blüten gewonnen.
Vgl. Hartwig und Heinemann, Die Clematis (Leipz. 1880);
Kuntze, Monographie der Gattung Clematis (Berl. 1855).
(spr. -mangsfoh), Eugène, franz. Politiker, geb. zu Mouilleron en Pareds (Vendée), studierte Medizin und ließ sich in Paris als Arzt nieder. Zugleich schloß er sich der radikalen Partei an und erlangte einigen Einfluß, weswegen er nach dem zum Maire des 18. Arrondissements (Montmartre) erwählt wurde. Er zeigte sich aber dieser Stellung in dem unruhigen Viertel durchaus nicht gewachsen und bewies seine Eitelkeit und Charakterschwäche durch Teilnahme an allen radikalen Demonstrationen, aber Unthätigkeit in allen Krisen.
Namentlich täuschte er anfangs die Behörden durch falsche, vertrauensselige Berichte von der Stimmung der Bevölkerung [* 42] über die Größe der Gefahr eines allgemeinen Aufstandes und zeigte sich, als derselbe ausbrach, ganz kopflos und unfähig, die Menge irgendwie zu zügeln. Als die Versuche der Pariser Maires, zwischen der Kommune und der Nationalversammlung zu vermitteln, scheiterten, legte Clémenceau sowohl das Amt eines Maires als sein Mandat für die Nationalversammlung nieder. Im November 1871 wurde er zum Mitglied des Gemeinderats und 1876 für das Departement der Seine zu dem der Deputiertenkammer erwählt, welcher er seitdem angehört. Clémenceau trat der äußersten Linken bei und ward Führer der radikalen Republikaner, deren Ansicht er auch in seiner Zeitung »La Justice« vertrat.
(lat., »der Milde«),
Name von 17 Päpsten, von denen 3 als schismatische in der römischen Kirche nicht mitgezählt werden:
1) Clemens I., nach altkirchlicher Ansicht ein Schüler des Petrus, einer der sogen. apostolischen Väter, von Clemens Alexandrinus durch den Beinamen Romanus unterschieden, wird in der Papstsage bald als zweiter, bald als dritter Nachfolger des Petrus als Bischof von Rom aufgeführt. Vielleicht ist er identisch mit dem unter Domitian 95 wegen Hinneigung zum Judentum und Verachtung der Götter hingerichteten Konsul Flavius Clemens, einem Vetter des Kaisers selbst; seine Gattin Flavia Domitilla wurde nach der Insel Pandataria verbannt, wie Suetonius und Dio Cassius berichten.
Die spätere Legende läßt ihn nach der Thrakischen Chersones verbannt werden und 102 als Märtyrer sterben;
sein Tag ist der 23. November. Es werden ihm zugeschrieben: zwei nach ihm benannte Briefe, von denen aber der zweite kein Brief, sondern eine Homilie ist;
die »Clementinae«, d. h. Homilien und Rekognitionen nebst einigen Briefen, in welchen die romanhafte Geschichte des aus kaiserlichem Geschlecht hervorgegangenen und von Petrus zum Christentum bekehrten Römers Clemens erzählt wird;
ferner die Apostolischen Konstitutionen und Kanones (s. d.), kirchliche Verordnungen in 8 Büchern, die weit spätern Ursprunges sind.
Echt könnte von diesen Schriften nur das als erster Brief des Clemens an die Korinther seit etwa 170 in der Kirche in Ansehen stehende und erst seit 1875 vollständig bekannte Sendschreiben der römischen Gemeinde an die korinthische aus der Zeit Domitians, spätestens Hadrians sein; dasselbe ist dogmatisch, dann als erster Versuch der römischen Gemeinde, kirchliche Autorität über andre christliche Gemeinden auszuüben, wichtig. Am besten wurden die beiden Briefe des Clemens herausgegeben von Lightfoot (Lond. 1869, Nachtrag 1877), Hilgenfeld (2. Aufl., Leipz. 1876), Bryennios (Konstant. 1875), Harnack u. Gebhardt (2. Aufl., Leipz. 1876) und Funk (Tübing. 1881), die Rekognitionen (in der allein erhaltenen lateinischen Übersetzung des Rufinus) von Gersdorf (Leipz. 1838), die Homilien von Schwegler (Stuttg. 1847), vollständig von Dressel (Götting. 1853) und de Lagarde (Leipz. 1865).
Vgl. Schliemann, Die Clementinen (Hamb. 1844);
Hilgenfeld, Die clementinischen Rekognitionen (Jena [* 43] 1848);
Uhlhorn, Die Homilien und Rekognitionen des Clemens nach ihrem Ursprung und Inhalt (Götting. 1854);
Lehmann, Die Clementinischen Schriften mit besonderer Rücksicht auf ihr litterarisches Verhältnis (Gotha [* 44] 1869);
Lutterbeck, Die Clementinen und ihr Verhältnis zum Unfehlbarkeitsdogma (Gießen 1872).
2) Clemens II., von Geburt ein Sachse, Namens Suidger, war erst Bischof zu Bamberg [* 45] und ward durch Kaiser Heinrich III. nach der Absetzung von drei Gegenpäpsten auf der Synode zu Sutri auf den päpstlichen Stuhl erhoben. Er starb schon zu Rom und ward in Bamberg begraben.
3) Clemens (III.), früher Wibert, Gegenpapst Gregors VII., den Heinrich IV. nach seinem Sieg über den Gegenkönig Rudolf 1080 wählen ließ, war vorher Kanzler Heinrichs IV. und Erzbischof von Ravenna, zog 1084 mit dem Kaiser in Rom ein, ward 24. März in der Peterskirche geweiht und krönte sodann den Kaiser, wurde aber auch nach Gregors VII. Tod (1085) nicht als Papst anerkannt, da man ihm nacheinander Viktor III., Urban II. und Paschalis II. entgegensetzte. Er starb 1100 in Ravenna.
4) Clemens III., Römer, [* 46] eigentlich Paolo Escolati, Kardinalbischof zu Präneste, gelangte zur päpstlichen Würde, mußte aber vorerst seinen Aufenthalt in Pisa [* 47] nehmen, da die Römer schon seit 1184 mit den Päpsten in Streit lagen. Er erkaufte sich die Rückkehr durch die Bewilligung munizipaler Selbständigkeit an die Stadt Rom und bewog Friedrich Barbarossa, Philipp August und Richard Löwenherz zum dritten Kreuzzug, 1190 übertrug er Tancred, dem Nebenbuhler Heinrichs VI., die Krone von Sizilien; [* 48] er starb
5) Clemens IV., früher Guido Le [* 49] Gros Fulcodi, aus St.-Gilles am Rhône gebürtig, war erst Soldat, später Rechtsgelehrter, trat nach dem Tod seiner Gemahlin in den geistlichen Stand ein, wurde Bischof zu Puy, 1259 Erzbischof von Narbonne, 1261 Kardinalbischof von Sabina und nach Urbans IV. Tod zum Papst gewählt. Um die Herrschaft ¶
der Hohenstaufen zu stürzen, belehnte er 1266 Karl von Anjou mit Sizilien, unterstützte ihn gegen Manfred und Konradin und ließ die Hinrichtung des letztern ungehindert geschehen. Er starb
6) C. V., geboren als der Sohn eines Edelmanns zu Villandraud (Gironde), hieß eigentlich Bertrand de Goth und gelangte, schon unter Bonifacius VIII. Bischof zu Comminges und seit 1299 Erzbischof von Bordeaux, [* 51] durch den Einfluß des Königs Philipp des Schönen von Frankreich zur päpstlichen Würde, wofür er nach einem geheimen Vertrag seine Residenz nach Avignon verlegen mußte (1309), womit das sogen. babylonische Exil der Päpste begann. Er nahm fast ausschließlich Franzosen in sein Kardinalkollegium auf, verwilligte dem König den Zehnten von allen geistlichen Einkünften auf mehrere Jahre und widerrief die beiden vom Papst Bonifacius VIII. erlassenen Bullen: »Clericis laicos« und »Unam sanctam«, nach welchen Frankreich nebst allen andern Königreichen dem Stuhl zu Rom unterworfen sein sollte.
Dagegen vereitelte er Philipps Plan, nach Ermordung Albrechts I. (1308) die römische Kaiserwürde seinem Bruder Karl von Valois zuzuwenden indem er im geheimen die Erwählung Heinrichs von Luxemburg [* 52] unterstützte. In dem nach Karls II. Tod erfolgten Erbstreit über die Krone Neapels trat Clemens erfolgreich auf die Seite des Herzogs Robert von Kalabrien. Auf dem Konzil zu Vienne 1311 hob er dem Verlangen König Philipps IV. gemäß, dessen Anklagen gegen den Orden [* 53] er in frühern Bullen bestätigt hatte, den Templerorden auf. Clemens starb zu Roquemaure in Languedoc. Simonie, Habsucht und Unzucht herrschten an seinem Hof. Die von ihm gegebenen, auf die Reform des Klerus bezüglichen »Clementinae constitutiones« wurden erst von seinem Nachfolger Johann XXII. bestätigt.
Vgl. »Regestum Clementis Papae V. etc.« (Rom 1885 ff.);
Rabanis, Clément V et Philippe le Bel (Par. 1858);
Wenck, C. V. und Heinrich VII. (Halle [* 54] 1881).
7) Clemens VI., ein Franzose aus dem Limousin, Namens Peter Roger, Benediktiner, Abt zu Fécamp in der Normandie, Bischof von Arras, [* 55] Erzbischof von Rouen [* 56] und Kardinal, bestieg zu Avignon den pästlichen ^[richtig: päpstlichen] Stuhl. Der Streit seiner Vorgänger mit Kaiser Ludwig dem Bayern [* 57] wurde auch von ihm mit Erbitterung fortgesetzt; er sprach den Bann über Ludwig aus und brachte es durch Bestechung der Kurfürsten dahin, daß Ludwig zu Rhense abgesetzt und des Papstes ehemaliger Zögling, Karl von Mähren, [* 58] als Kaiser Karl IV. zum römischen König erwählt wurde. Clemens feierte 1350 das erste Jubeljahr (s. d.) und übertraf im Nepotismus seine sämtlichen Vorgänger. Von der Königin von Neapel [* 59] als Gräfin von Provence erkaufte er 1348 für 80,000 Goldgulden die Stadt und das Gebiet von Avignon. Er starb
8) Clemens (VII.), vorher Robert, Graf von Genf, Bischof von Cambrai, wurde 1378 zum schismatischen Gegenpapst Urbans VI. gewählt; durch schamlose Gelderpressung berüchtigt. Mit ihm begann das große Schisma in der römischen Kirche; er starb 1394 in Avignon.
9) Clemens (VIII.), vorher Ägidius Nuñoz, Kanonikus zu Barcelona, [* 60] wurde 1424 nach Benedikts XIII. Tod von drei Kardinälen zum Papst gewählt, mußte aber 1429 auf dem Konzil zu Tortosa entsagen.
10) Clemens VII., vorher Giulio de' Medici, unehelicher Sohn des 1478 ermordeten Giuliano I. de' Medici, Erzbischof von Florenz, [* 61] ward. 1513 Kardinal, später auch Kanzler der römischen Kirche und Papst. Vor allem auf Vermehrung seiner politischen Macht bedacht, schloß er 1526 nach dem Frieden von Madrid gegen Karl V. mit Mailand, [* 62] Venedig [* 63] und Florenz die Heilige Ligue, in welche er auch Franz I. von Frankreich aufnahm. Karl V. ließ jedoch mit Beihilfe des Kardinals Colonna seine Truppen in Rom einrücken und nötigte Clemens zu einem Vergleich, in welchem dieser seine Truppen von dem verbündeten Heer abzurufen und an der Familie Colonna keine Rache zu nehmen versprach.
Da aber Clemens den Vergleich brach, so belagerte der Connetable von Bourbon Rom; er selbst fiel, Rom wurde erobert, der Papst in die Engelsburg eingeschlossen und, da er das versprochene Lösegeld nicht bezahlen konnte, fast sechs Monate lang gefangen gehalten, bis es ihm glückte, verkleidet zu entkommen. Da der weitere Krieg zwischen Karl V. und Franz I. erfolglos blieb, schloß Clemens mit dem Kaiser den Frieden von Barcelona, in welchem er dessen Machtstellung in Italien [* 64] anerkannte, wogegen der Kaiser die Medici in Florenz herzustellen und die Ketzerei in Deutschland auszurotten versprach. Darauf krönte Clemens Karl V. im Februar 1530 zu Bologna. Da der Papst im Frieden auch versprochen hatte, die Ehe des englischen Königs Heinrich VIII. mit Katharina von Aragonien nicht zu lösen, und 1534 dem König mit dem Bann drohte, falls er eigenmächtig die Ehe aufhebe, so riß sich dieser vom römischen Stuhle los. Clemens starb
11) Clemens VIII., vorher Hippolyt Aldobrandini, geb. 1536 zu Fano aus einem florentinischen Geschlecht, ward 1585 Kardinal und Papst. Nach Alfons' II., Herzogs von Ferrara, [* 65] Tod wußte er Ferrara als erledigtes Lehen für den römischen Stuhl zu gewinnen. Mit der Republik Venedig, die er von dem päpstlichen Stuhl abhängig zu machen suchte, hatte er mehrere Streitigkeiten; ebenso zerfiel er mit den Jesuiten, weil er 1595 Heinrich IV. von Frankreich vom Bann lossprach, die Kanonisation Loyolas ablehnte und in der Streitsache de auxiliis gratiae den Dominikanern sich zuneigte. Er starb Clemens begünstigte die Wissenschaften, erhob Baronius, Bellarmin u. a. zu Kardinälen und veranstaltete eine neue Ausgabe der »Vulgata«, die nach ihm »Clementina« genannt wird.
12) Clemens IX., vorher Julius Rospigliosi, geb. 1600 zu Pistoja, ward päpstlicher Nunzius in Spanien, Kardinal, Staatssekretär und Papst. Er unterstützte die Republik Venedig in ihren Unternehmungen gegen die Türken und half 1668 den Frieden Ludwigs XIV. von Frankreich mit Spanien vermitteln, damit auch dieser eine Flotte gegen die Türken aussenden könne. Den jansenistischen Streit schlichtete er 1668 durch den Clementinischen Frieden (Pax Clementina). Er starb
13) Clemens X., vorher Kardinal Emilio Altieri, geb. 1590 aus einer römischen Patrizierfamilie, ward schon 80 Jahre alt, Papst und überließ daher die Regierung ganz dem Kardinal Paluzzi; er starb
14) Clemens XI., vorher Giovanni Francesco Albani, geb. zu Pesaro, studierte in Rom besonders die alten Sprachen und die Rechtsgelehrsamkeit, ward unter Innocenz XI. Sekretär [* 66] der geheimen Breven, 1690 Kardinaldiakon und Papst. Gleich zu Anfang seiner Regierung hob er die Quartierfreiheit der Gesandten zu Rom auf, weshalb ihm Ludwig XIV. von Frankreich die Grafschaft Avignon entzog. Da er im spanischen Erbfolgekrieg Frankreich begünstigte, ließ Joseph I. 1706 Parma, [* 67] ¶
Piacenza und Comacchio, über welche die römische Kurie die Oberlehnsherrschaft behauptete, besetzen, daselbst Kontributionen ausschreiben und der Geistlichkeit, die Karl III. nicht als König von Spanien anerkannte, ihre Pfründen und Einkünfte vorenthalten, so daß der Papst nachgeben mußte. Ein Zwist zwischen König Philipp von Spanien und dem Papst über die geistliche Gerichtsbarkeit in Sizilien, die Clemens jenem absprach, sowie die Hartnäckigkeit, mit welcher er sich den nach dem Utrechter Frieden (1713) zum König von Sizilien ernannten Herzog Viktor Amadeus von Savoyen anzuerkennen weigerte, hatten zur Folge, daß sich außer Frankreich auch die übrigen Mächte Europas in den Streit mischten, der zuletzt damit endete, daß Sizilien durch Tausch für Sardinien [* 69] an den Kaiser Karl VI. kam.
Mit altpäpstlicher Anmaßung protestierte Clemens gegen die Erhebung des Kurfürsten von Brandenburg [* 70] zum König. In dem Jansenistenstreit (s. Jansenisten) bestätigte er die Verurteilung der fünf Sätze des Jansenius durch die Bulle Vineam Domini Sabaoth (1705) und verdammte in der Bulle Unigenitus (1713) 101 Sätze des Vaters Quesnel. Daneben erwarb sich Clemens Verdienste um Künste und Wissenschaften. So bereicherte er die vatikanische Bibliothek mit einer bedeutenden Zahl orientalischer Manuskripte und errichtete zu Bologna eine Akademie für Bildhauerei, Malerei und Baukunst, [* 71] die später mit der daselbst für Naturgeschichte, Physik und Mathematik bestehenden vereinigt wurde. Clemens starb
15) Clemens XII., vorher Lorenzo Corsini, geb. 1652 zu Rom, bekleidete daselbst mehrere Ämter, ward unter Alexander VIII. Erzbischof von Nikomedia in partibus, unter Innocenz XII. apostolischer Schatzmeister, 1706 Kardinal und bestieg, 78 Jahre alt, den päpstlichen Stuhl. Vergebens erneuerte er die alten Ansprüche Roms auf Parma und Piacenza. Unter seiner Regierung litt der Kirchenstaat vielfach durch die kriegerischen Ereignisse in Italien 1734-36. Seine Versuche, die griechische Kirche mit der römischen wieder zu vereinigen, schlugen fehl. Dagegen erwarb sich Clemens dadurch ein Verdienst, daß er 1735 alle Freistätten für Mörder aufhob und durch zweckmäßige Gesetze den Luxus im Kirchenstaat beschränkte. Rom verschönerte er vielfach teils durch Erbauung prächtiger Gebäude, teils durch Ankauf alter Statuen und andrer Kunstschätze. Er starb
16) Clemens XIII., vorher Carlo Rezzonico, geb. 1693 zu Venedig, ward nacheinander päpstlicher Hofkaplan und Protonotarius, Auditor der Rota, 1737 Kardinal, 1743 Bischof von Padua [* 72] und Papst. Fromm und friedliebend, glaubte er doch alle Ansprüche der päpstlichen Hierarchie behaupten zu müssen und beschützte die Jesuiten, welche er für die eifrigsten und tüchtigsten Verteidiger des Papsttums hielt. Daher war die ganze Zeit seines Kirchenregiments durch den Streit mit den meisten europäischen Mächten erfüllt, welche die Aufhebung des Ordens verlangten. Um die Vertreibung desselben aus vielen Staaten zu rächen, bestätigte er in der Bulle Apostolicum pascendi munus alle frühern Bannflüche gegen diejenigen Regenten, welche sich Eingriffe in die Rechte des römischen Stuhls erlauben würden. Da er die Forderung der Kaiserin Maria Theresia und der bourbonischen Höfe, sein Breve zu widerrufen und den Jesuitenorden gänzlich aufzuheben, nicht erfüllte, ließ der König von Frankreich Avignon und Venaissin, der König von Sizilien aber Benevent und Pontecorvo in Besitz nehmen, und nur sein erfolgter Tod rettete den gesamten Kirchenstaat vor denselben Los.
17) Clemens XIV., vorher Lorenzo Ganganelli, geb. als der Sohn eines Arztes zu Sant' Arcangelo bei Rimini, trat, früh verwaist, in seinem 18. Lebensjahr in den Minoritenorden, studierte Philosophie und Theologie und lehrte sodann diese Wissenschaften mit großem Beifall zu Ascoli, Bologna und Mailand. Benedikt XIV. ernannte ihn zum Konsultor der Inquisition und Clemens XIII. zum Kardinal. Daneben wurde er auch zum Protektor der theologischen Akademie della Sapienza zu Rom und zum Ratgeber des heiligen Stuhls berufen.
Die Freimütigkeit, mit welcher er die Notwendigkeit darlegte, in der Jesuitenfrage dem Willen der Fürsten nachzugeben, machte ihm zwar die römischen Kardinäle wenig geneigt; dafür aber setzten die spanischen und französischen Kardinäle nach einem stürmischen Konklave seine Wahl zum Papst durch. Seine vielfach liberalen Anschauungen, wie er denn z. B. die Verlesung der Bulle In coena domini suspendierte, sein in vielen Zweigen eingeführtes Sparsystem und überhaupt sein selbständiges Auftreten machten ihn bei der strengen Partei mißliebig.
Die durch die Hartnäckigkeit seines Vorgängers hervorgerufenen Mißverhältnisse mit den Höfen wußte Clemens durch weise Mäßigung allmählich wieder auszugleichen. Die von den Monarchen geforderte Aufhebung des Jesuitenordens vollzog er durch die Bulle Dominus ac redemtor noster und erwarb hierdurch zugleich dem römischen Stuhl wieder den Besitz von Avignon, Venaissin, Benevent und Pontecorvo. Er starb wie man behauptete, an Gift. Ein von ihm im Vatikan [* 73] gestiftetes Museum trägt seinen Namen. Die Briefsammlung von Caraccioli (Par. 1776, 3 Bde.; deutsch, Leipz. 1777-80, 4 Bde.) ist nicht authentisch; dagegen gab Theiner eine Auswahl von seinen Briefen und seinen Breven heraus (Par. 1852).
Vgl. Caraccioli, La Vie du pape Clément XIV (Par. 1775; deutsch, Frankf. 1776);
»Clemens XIV., seine Briefe und seine Zeit« (von Reumont, anonym, Berl. 1847);
A. Theiner, Geschichte des Pontifikats Clemens' XIV. (Par., 1853, 2 Bde.);
Uschner, Clemens XIV. (2. Aufl., Berl. 1867).
1) Friedrich Jakob, philosoph. Schriftsteller, geb. 1815 zu Koblenz, [* 74] im Jesuitenkollegium zu Freiburg [* 75] gebildet, seit 1843 Privatdozent in Bonn, [* 76] seit 1856 Professor der Philosophie zu Münster; [* 77] gest. 1862 in Rom. Als Lehrer und Schriftsteller verfolgte er die mittelalterlich-kirchliche Tendenz, die Unterordnung der Philosophie unter die Offenbarung und die kirchliche Lehrautorität zu verlangen, besonders in seiner (historisch wertvollen) Schrift »Giordano Bruno und Nikolaus von Kusa« (Bonn 1847) sowie als Gegner Günthers und Kuhns in den Streitschriften: »Die spekulative Theologie Günthers und die katholische Kirchenlehre« (Köln [* 78] 1853) und »Die Wahrheit in dem Streit über Philosophie und Theologie« (Münster 1860).
2) Samuel Langhorne, unter dem Namen Mark Twain bekannter amerikan. Humorist, geb. zu Florida in Missouri, verbrachte den größten Teil seiner Jugend in Hannibal am Mississippi, arbeitete dann als Setzer in verschiedenen Städten und kehrte mit 17 Jahren in die Heimat zurück, wo er nun den Lotsendienst auf dem Mississippi erlernte. Wie Clemens in seinem Buch »Adventures of Tom Sawyer« (1876) seine Knabenjahre, so schilderte er in den »Mississippi sketches« (gesammelt 1883) sein an Abenteuern und Erfahrungen reiches Leben auf ¶