eine ebene
Kurve dritter
Ordnung, von der man beliebige
Punkte P (s. Figur) erhält, wenn man über einem
Durchmesser OA einen
Kreis
[* 2] konstruiert, in A eine
Tangente an letztern legt, von O aus eine willkürliche
Gerade zieht und OP gleich dem
Stück QR
dieser
Geraden macht, welches zwischen ihrem zweiten Schnittpunkt Q mit dem
Kreis und der
Tangente liegt.
Die Cissoide ist symmetrisch zu OA, hat in O eine
Spitze, kehrt sowohl OA als der
Tangente die erhabene Seite zu und nähert sich
beiderseits asymptotisch der Kreistangente. Sie ist von dem griechischen
GeometerDiokles zurLösung des
Delischen
Problems erfunden worden.
L.
(Klimme),
Gattung aus der
Familie der
Ampelideen, kletternde
Sträucher mit wechselständigen Blättern, den
Blättern gegenüberstehenden Wickelranken, blattwinkelständigen, unscheinbaren
Blüten und kleinen, ein- bis viersamigen
Beeren. Mehrere
Arten treten in den Wäldern der
Tropen als
Lianen auf, und einige werden wegen der
Schönheit
ihrer
Blätter kultiviert.
Cissus antarcticaVent., aus
Neuholland, mit rostfarbigen, weichhaarigen
Ästen und Blattstielen, großen,
eirunden, fast herzförmigen, gesägten, glänzend dunkelgrünen Blättern, ist eine sehr empfehlenswerte
Zierpflanze für
nicht zu warme
Zimmer, in welchen sie sich so gut hält wie
Epheu. Aus ihren
Beeren wird im südlichen
Australien
[* 3] der
sogen.
Känguruhwein bereitet. Cissus discolor
Blume (s. Tafel
»Blattpflanzen
[* 4] II«),
von
Java, mit dunkelroten
Ästen, rosenroten
Ranken,
13-16
cm langen, länglich herzförmigen, sägezahnigen, prachtvoll samtartig dunkelgrün, violett purpurrot und weißlich
gezeichneten Blättern, ist eine Zierde feuchter
Warmhäuser und hält sich über
Sommer auch im
Zimmer, zieht aber im
Winter ein und muß im Frühjahr neu angetrieben werden.
eine Art runder Kästchen, die zu den verschiedensten
Zwecken verwendet
wurden. Die Cista mystica war aus Weidenruten geflochten und enthielt die bei
Festen des
Bakchos und der
Demeter
[* 5] gebrauchten heiligen
Geräte; sie wird auf Kunstdenkmälern, z. B. auf
Münzen,
[* 6] besonders kleinasiatischen (s.
Cistophoren),
Thonreliefs, auch an der
Neapeler Kolossalgruppe des
FarnesischenStiers (vgl. O.Jahn im
»Hermes«,
[* 7] Bd. 3), in der
Regel halbgeöffnet
dargestellt, so daß die heilige
Schlange
[* 8] aus ihr herausschlüpfen kann.
Ferner bezeichnet man als Cisten die kleinen, cylindrischen Bronzekästchen, welche in
Etrurien, besonders in
Präneste, für den Hausgebrauch, zur
Aufbewahrung der Toilettenartikel, gearbeitet wurden, und deren Seitenflächen gewöhnlich
mit eingravierten
Figuren geschmückt sind, während auf dem Deckel sich kleine Bronzefiguren aufgelötet finden. Die bedeutendste
Sammlung solcher Cisten enthält die Barberinische
Bibliothek in
Rom.
[* 9] Berühmt ist besonders die sogen.
Ficoronische Cista (s. d.)
in
Rom (Collegio
Romano), auf deren Seitenwänden in schönster
Zeichnung die
Rast der
Argonauten dargestellt
ist.
Andre Bestimmung hatten die etruskischen, aus
Thon gefertigten, vierseitigen Aschencisten, welche die
Asche der Verstorbenen
enthielten und daher auf den Totenkult bezügliche Reliefdarstellungen, häufig auch
Szenen aus dem troischen
Sagenkreis zeigen.
Sie sind zusammengestellt in dem Werk
Brunns: »I rilievi delle urne etrusche«
(Rom
1870).
(Orden
[* 10] von
Cîteaux),
Mönchsorden, gestiftet von dem Benediktinerabt
Robert aus der
Champagne, der nach
verschiedenen
Versuchen einer
Reformation des verweltlichten Klosterlebens zuerst in dem
Wald von Molesme, endlich mit 20 Gleichgesinnten
in dem Walddickicht von
Cîteaux (Cistercium) bei
Dijon
[* 11] 1098 ein
Kloster mit dem
Zweck der strengsten Beachtung
der
Regeln des heil.
Benedikt gründete. Auf Befehl des
Papstes mußte zwar
Robert schon 1099 nach Molesme zurückkehren, woselbst
er 1108 starb; aber sein Nachfolger
Alberich (gest. 1109) wußte dem
Kloster die päpstliche
Gunst zu verschaffen, setzte die
»Instituta monachorum Cisterciensium« auf, worin die
neue
Stiftung als einzig wahres Benediktinertum hingestellt wurde, und gab den
Mönchen für das
Kloster die weiße, für die
Welt die schwarze
Kutte (daher die Bezeichnung
Schwarze oder
WeißeBrüder); sein Nachfolger
StephanHarding regierte in seinem
Geiste.
Dennoch war
Cîteaux dem Erlöschen nahe, als der nachmals so berühmte heil.
Bernhard von Clairvaux (s. d.)
mit 30
Brüdern in den
Orden trat und ihn zum höchsten Ansehen brachte (1113), so daß der
AbtStephan 1119 für die um zwölf
Klöster vergrößerte Mönchsgemeinschaft eine neue
Regel
(Charta charitatis) erlassen mußte; außer
Frankreich, woselbst
sie sich jetzt auchBernhardiner nannten, gewannen die Cistercienser großen Zuzug in
Spanien
[* 12] und
Portugal, und bis
Mitte des 13. Jahrh. war der
Orden bis zu 1800
Abteien angewachsen.
In der Geschichte der
Baukunst
[* 17] stehen sie als die konsequentesten Verbreiter der in
Frankreich, ihrem Heimatsland, gebornen
Gotik während des 12. und 13. Jahrh. da. Bei Gelegenheit des »Klostersturms« 1880 wurden
auch sie aus
Frankreich verwiesen. Unter den Frauenklöstern der Cistercienser (Bernhardinerinnen) ist
Port Royal des Champs bei
Chevreuse (Seine-et-Oise) das wichtigste geworden. Auch sie verweltlichten aber im
Lauf der Zeit und
sind jetzt fast ganz verschollen.
Vgl.
Dohme, Die
Kirchen des Cistercienserordens (Leipz. 1869);
Sharpe, The architecture of
the Cisterciensans (Lond. 1874);
Winter, Die Cistercienser des nordöstlichen
Deutschland (Gotha
[* 18] 1868-71, 3 Bde.);
durch meist fünfzählige, mit Kelch und Krone versehene Blüten, fünf bis viele öfters durch Spaltung aus wenigen Grundanlagen
hervorgehende Staubblätter und drei oder mehr zu einem oberständigen, gefächerten oder ungefächerten Fruchtknoten verwachsene
Fruchtblätter.
Oft kommen bei ihnen mit Klappen aufspringende Früchte vor.
(Cistusgewächse), dikotyle Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Parietalen, Kräuter, Halbsträucher und Sträucher
mit ganzen Blättern und meist ansehnlichen, bunten Blüten, die aus fünf Kelchblättern, fünf in der Knospenlage gedrehten
Blumenblättern, zahlreichen Staubblättern und einem drei- bis fünfzähligen, in der Regel einfächerigen
Ovar mit randständigen Placenten bestehen.
Vgl. Dunal, Cistaceae, in DeCandolles »Prodromus«.
(griech.), die gangbarste kleinasiat.
Silbermünze aus spätgriechischer Zeit, namentlich häufig in Ephesus, Pergamon
[* 25] (jedoch niemals unter den pergamenischen
Königen), Laodikeia, Tralles etc. ausgeprägt. Es ist ein Tetradrachmon, welches drei Viertel des athenischen Vierdrachmenstückes
wiegt; auch die Teilstücke wurden ausgeprägt. Das Gepräge war die auf den Dionysosdienst bezügliche
Ciste (s. d.), aus welcher sich eine Schlange erhebt, auf der Rückseite zwei sich um das Futteral eines Bogens oder um einen
Dreifuß oder Tempel
[* 26] windende Schlangen.
[* 27] Merkwürdig sind die Cistophoren durch ihre Jahreszahlen und die auf ihnen genannten römischen
Beamten, darunter auch (z. B. in Apameia) der Redner Cicero als Prokonsul. Die letzten wirklichen Cistophoren schlug
M. Antonius; doch wurden Silberstücke desselben Gewichts noch vielfach unter den Kaisern inKleinasien geprägt.
Auch Cistus cypriusLam., ein auf Cypern
[* 32] und anderwärts im Orient einheimischer, bis 2 m hoherStrauch mit großen, weißen Blüten
und aufrecht stehenden, stark klebrigen Ästen, und Cistus ladaniferusL., ein ziemlich hoher, auf Hügeln in
Spanien, Portugal und Südfrankreich wachsenderStrauch, welcher z. B. in der Sierra Morena große Strecken bedeckt, mit großen,
ganz weißen oder am Grunde der Kronblätter mit schwarzroten Flecken gezierten Blüten, liefern Ladanum. Die letztere Art ist
die Wappenblume Spaniens. MancheArten werden bei uns als Ziersträucher in Kalthäusern kultiviert.
eine kleine Festung
[* 33] neben oder innerhalb einer größern. Die Citadelle soll der Besatzung als Zufluchtsort dienen,
von wo aus sie nach Eroberung der Festung die Verteidigung noch fortsetzen, zugleich aber in volkreichen Städten die Bürgerschaft
bei vorkommenden Unruhen im Zaum halten kann. Damit sie die Stadt gehörig zu beherrschen vermag, legt
man sie auf die dominierendste Stelle des Festungsterrains und trennt sie durch eine Esplanade von den Häusern der Stadt. In der
neuern Befestigungsweise, große Plätze mit einem Gürtel
[* 34] detachierter Forts zu umgeben, hat die Citadelle ihre Bedeutung verloren.
Gewisse (meist kurze) Citate, welche in die allgemeine Verkehrssprache übergegangen sind
und hier (oft merkwürdig verändert) wie Sprichwörter angewendet werden, heißen »Geflügelte Worte« (s. d.).
(lat.), im Altertum Beiname von Ländern, welche in Beziehung auf Rom diesseit eines Gebirges (z. B. der Alpen,
[* 40] daher Gallia citerior) oder eines Flusses (z. B. des Iberus, daher Hispania citerior) lagen.
(franz., spr. ssitŏajäng),Bürger, citoyenne, Bürgerin; in Frankreich ursprünglich der stimm- und wahlfähige
Bürger der Cité, der Stadtbürger, dann jeder Staatsbürger; in der Revolution 1792 durch besondere Dekrete für die Umgangssprache
eingeführte Anrede, welche das aristokratische Monsieur
[* 45] und Madame verdrängen sollte, eine Zeitlang allgemein und noch unter
dem Direktorium und Konsulat bei öffentlichen Verhandlungen und im offiziellen Titelwesen ausschließlich
im Gebrauch war und erst nach Gründung des Kaiserreichs völlig abkam. Nach der Februarrevolution von 1848 kam die Anrede Citoyen in
amtlichen Aktenstücken sowie in den Debatten der Klubs, hier und da auch im geselligen Leben auf kurze Zeit wieder
in Aufnahme. Nach der gegenwärtigen französischen Verfassung wird jeder im Reiche geborne Mann mit dem 21. Jahr Citoyen, d. h.
Staatsbürger, ein Ehrenrecht, zu welchem der Fremde erst nach zehnjährigem Aufenthalt in Frankreich gelangen kann.
ein hieroglyphisches Zeichen, das die Inder mit rotem Sandelholz oder Asche von Kuhmist oder heiliger
Erde auf Brust und Stirn malen, um die religiöse oder philosophische Sekte anzudeuten, zu der sie sich bekennen. Am Stoff der
Farbe erkennt man den Gott, den man verehrt.
Das Malen selbst wird jeden Tag nach den gewöhnlichen Abwaschungen unter Hersagung
eigner Gebetsformeln vorgenommen.
weingelbe bis gelblichweiße Varietät des Quarzes (s. d.). ^[= Mineral aus der Ordnung der Anhydride, kristallisiert hexagonal tetartoedrisch und tritt in ...]
Necker, Gattung aus der Familie der Kukurbitaceen, ein- oder mehrjährige, liegende oder kletternde, unangenehm
oder nach Moschus riechende Kräuter mit einfachen oder ästigen Ranken, dreieckig eiförmigen oder rundlichen, tief drei- bis
fünflappigen Blättern mit gelappten oder eingeschnittenen Segmenten, monözischen, einzeln achselständigen,
ziemlich großen, gelben Blüten und kugeliger oder länglicher, nicht aufspringender, vielsamiger Beere. DreiArten im tropischen
Afrika
[* 46] und Asien.
[* 47]
mit dünnem, krautartigem,
bodengestrecktem, kletterndem, scharf behaartem Stengel,
[* 50] zerstreuten, gestielten, bandförmig fünfteiligen, steif behaarten
Blättern, deren Zipfel buchtig fiederspaltig sind, gelben, grün geäderten Blüten und kahler, außen
gelber Frucht, deren dünne, zerbrechliche Rinde ein weißes, schwammiges, sehr bitteres, leichtes Fleisch einschließt, in
welchem sechs Gruppen eilänglicher Samen
[* 51] eingebettet liegen. Die Koloquinte wächst von der Südküste des KaspischenMeers durch
ganz Persien
[* 52] bis zum PersischenGolf, in Mesopotamien, auf Melos, im Gebiet des RotenMeers und des Nils, durch
die Sahara bis Marokko
[* 53] und tief nach dem Sudân, in Ostindien,
[* 54] Japan
[* 55] und am Kap, wird auch hier und da auf Cypern und in Spanien
angebaut.
Die getrockneten, geschälten Früchte von 6-8 und 10 cmDurchmesser sind offizinell als Colocynthides;
die ägyptischen samenarmen sind den samenreichen cyprischen und syrischen vorzuziehen, sie enthalten einen gefährlich drastisch
wirkenden, schwer kristallisierbaren Bitterstoff, Kolocynthin, welcher durch Säuren in Zucker
[* 56] und harzartiges Kolocynthein gespalten
wird. Die Früchte teilen ihre ungemein starke Bitterkeit schon durch Anfassen den Fingern mit; das Pulver, mit einem Fünftel
Gummi arabikum
zu einer Paste angestoßen, liefert die Masse zu den TrochisciAlhandal (präparierten Koloquinten).
Die Wirkung der Koloquinte gleicht derjenigen der Aloe, ist aber ungleich stärker. Man benutzt sie auch zur Vertreibung des
Ungeziefers, indem man mit der Abkochung Bettstellen wäscht und Tünche und Tapetenkleister damit vermischt. Die Berber beschmieren
mit der Abkochung die Wasserschläuche, um den Dromedaren das Durchbeißen derselben zu verleiden. Die gerösteten Samen werden
von der ärmern Bevölkerung der Sahara gegessen. Die Koloquinte war schon den Alten bekannt, bei den Arabern unter dem Namen
Handal. Was Karl d. Gr. anzubauen gebot, war wohl MomordicaElateriumRich.; auch andre Kukurbitaceen sind
als Surrogat der Koloquinte in Anwendung gekommen, so die brasilische LuffapurgansMart. undL.drasticaMart.; in Südeuropa
wird bisweilen CucurbitaaurantiacaWilld. (Citrullus Colocyntha Risso) gebaut.
(lat.), duftendes, unzerstörbares Holz von Koniferen,
[* 57] Wacholderarten, Zedern, besonders von Callitris quadrivalvis
(Thuja articulata), welches seit alter Zeit aus Afrika eingeführt wurde und zu Tempelthüren, Tafeln,
Tischen etc. verarbeitet sowie zum Belegen von Geräten aller Art gebraucht ward. Besonders waren die Masern und die vom Stamm
seinem Durchmesser nach geschnittenen Scheiben (orbes) Gegenstand der Prachtliebe der römischen Großen und standen in ungeheuern
Preisen. Solche Scheiben (oft 1,25 m im Durchmesser) wurden von einer elfenbeinernen Säule getragen und
daher auch Monopodia genannt.
L. (Orangenbaum), Pflanzengattung aus der Familie der Aurantiaceen, oft dornige Bäume oder Sträucher mit immergrünen,
abwechselnden, lederartigen, einfachen, durchscheinend punktierten Blättern, gegen die Blattspreite abgegliedertem, häufig
geflügeltem Blattstiel, weißen, sehr wohlriechenden, einzeln oder in achselständigen Doldentrauben stehenden
Blüten, fleischigen, drüsigen Blumenblättern und fleischiger, vielfächeriger Beere, die mit einem von Saft strotzenden,
zelligen Mus erfüllt und mit einer meist gelben, fleischigen, ölreichen, nach innen lederartigen oder pelzigen Schale bedeckt
ist. Die wenigen Arten sind im nördlichen Ostindien (Garwhal, Khassia, Sikkim), Kochinchina und zum Teil im südlichen China heimisch
und werden in zahlreichen Varietäten in allen wärmern Klimaten gebaut.
Citrus vulgaris Risso (Citrus BigaradiaDuh., Citrus AurantiumαL., gemeiner oder bitterer Pomeranzenbaum), ein 6-12 m hoher Baum mit vielästiger Krone, weichem, feinem, porösem Holz,
über 10 cm langen, elliptischen, zugespitzten, kerbig gesägten Blättern, verkehrt eirundem bis kurz herzförmigem,
geflügeltem Blattstiel, kugelrunder, orangegelber, meist achtfächeriger Frucht ohne Zitzenwarze mit bitterm Fleisch, stammt
aus dem südlichen Asien und findet sich in den Mittelmeerländern in sehr zahlreichen Varietäten kultiviert und verwildert.
Man benutzt von ihm die Blätter (Folia Aurantii), welche etwas bitter schmecken, zerrieben stark riechen, wenig Bitterstoff
und 0,3 Proz. ätherisches Öl enthalten, bei allerlei nervösen und hysterischen Beschwerden. Die Blüten
von ungemein lieblichem, starkem Geruch kommen getrocknet (dann fast geruchlos) und eingesalzen in den Handel; sie dienen zur
Darstellung des Neroliöls (Oleum florum Aurantii, Oleum florum Naphae) und des Orangenblütenwassers, welches ein andres ätherisches
Öl gelöst enthält und noch
¶
mehr
lieblicher duftet als das Neroliöl. Die offiziellen unreifen Früchte, Pomeranzenäpfelchen (Orangettes, Aranzinetti, Fructus
Aurantii immaturi), sind erbsen- bis kirschgroß, kugelrund, hart, grünlichschwarz oder graugrün, auf der Oberfläche grubig;
sie enthalten ätherisches Öl und Hesperidin, riechen angenehm gewürzhaft, schmecken bitter und dienen zu Tinkturen, Elixiren,
Likören, zur Darstellung des ätherischen Petitgrain und, gedrechselt, zu Rosenkränzen.
Mit der Schale der frischen, unreifen Früchte bereitet man Bischof. Die reifen Früchte kommen wie Apfelsinen und Zitronen, aber
viel seltener auf den Markt, da nur ihre Schale zum Würzen von Punsch, Likören etc. benutzt wird. Die getrockneten Schalen (Cortex
fructus Aurantii) kommen als spitz-eirunde, flache oder nach außen etwas gewölbte, außen grünlich-
oder braungelbe, runzelige, von ausgetrockneten Ölgruben grubige, innen weiße, schwammige, bitter schmeckende, angenehm
riechende Stücke vor.
Zum Gebrauch weicht man sie in Wasser ein und entfernt mit einem Messer
[* 59] die innere weiße Schicht. Die übrigbleibende äußere
Schicht bildet die Flavedo (50 Proz.). Die besten Schalen sind die spanischen (Malaga).
[* 60] Die vorzügliche
Curassaoschale, von einer auf Curassao und Barbados vorkommenden grünfruchtigen Varietät, in dünnen, außen braun- oder dunkel
schmutziggrünen Stücken, findet sich selten im Handel und wird meist durch die Schalen unreifer Pomeranzen oder einer grünfruchtigen
französischen Varietät ersetzt.
Citrus sinensis Risso (Citrus japonicaThunb., Zwergpomeranze), mit
kleinem Stamm, kugeligen, kleinen, rötlichgelben, sauren und bittern Früchten, und die ähnliche Citrus sinensis myrtifolia Risso
(Myrtenorange) werden als Zierpflanzen kultiviert und halten auch im Zimmer aus.
Citrus Bergamia Risso (Bergamottenorange),
mit dornigen oder unbewehrten Zweigen, nicht oder schmal geflügelten Blattstielen, oblongen bis verkehrt-eiförmigen Blättern,
kleinen, sehr wohlriechenden Blüten und mittelgroßen, birnförmigen oder flachkugeligen, oben eingedrückten, wulstigen Früchten
mit glatter, dünner, blaß goldgelber Schale und bitterlich-säuerlichem Fleisch, wird in Italien, Sizilien,
Griechenland, Spanien und Südfrankreich kultiviert; aus der Fruchtschale gewinnt man das Bergamottöl. Eine Varietät, Mellarosa
(Rosenapfelbergamotte), mit ganz kleinen, runden, sehr bittern und herben Früchten, liefert ein sehr wohlriechendes Öl und
besonders wohlschmeckende Konfitüren.
Citrus Aurantium Risso (Citrus Aurantium βL.,Apfelsine, Sinaapfel, Chinaapfel), ein 6-12
m hoher
Baum mit schwärzlicher Rinde, eiförmig-länglichen, gekerbten Blättern, schmal oder kaum geflügelten Blattstielen,
weißen, wohlriechenden, in kleinen Doldentrauben stehenden Blüten und kugelrunder, heller oder dunkler orangegelber Frucht
ohne Zitzenwarze, stammt aus dem östlichen Asien, wird in ganz Südeuropa und auf den Mittelmeerinseln, in Nordafrika, auf
den Azoren, im Orient, am Kap (wo der Baum die Größe unsrer Eichbäume erreicht) und in Südamerika
[* 61] kultiviert.
Citrus Limonum Risso (Citrus medica βL., Limonenbaum, Zitronenbaum), ein 3-5 m hoher Baum mit bewehrten
oder unbewehrten, violetten jüngern Zweigen, oblongen, zugespitzten, kerbig gesägten Blättern, ungeflügelten
Blattstielen, wenig wohlriechenden, außen roten Blüten und oblonger oder ovaler, obenoder an beiden Enden zitzenwarziger,
gelber, drüsiger, 5-7 cm langer, zehn- bis zwölffächeriger Frucht mit sehr saurem Fleisch und dünner, unebener Schale, stammt
aus dem nördlichen Ostindien und findet sich in den Mittelmeerländern, besonders in Spanien, Portugal, Italien, auf
den GriechischenInseln, in Nordafrika, Westindien und Südasien in mehreren Varietäten kultiviert und verwildert.
Die vor ihrer völligen Reife abgenommene Frucht ist die Zitrone unsers Handels, welche im SüdenLimone genannt wird. Der Baum
blüht das ganze Jahr hindurch und trägt daher oft gleichzeitig Blüten, grüne und gelbe Früchte. Die
erste Ernte
[* 65] fällt von Ende Juli bis Mitte September, die zweite in den November, die dritte in den Januar. Die Zitronengärten
in Oberitalien
[* 66] sind eine Art Kalthäuser; die Bäume stehen an hohen Mauern, und zwischen ihnen sind Pfeiler errichtet, so daß
die ganze Pflanzung im Winter mit Brettern eingedacht werden kann. An kalten Tagen wird sogar geheizt.
die Samen hat man als Wurmmittel, die Wurzelrinde in Westindien gegen Fieber benutzt.
¶
mehr
Varietäten des Limonenbaums sind:L.Bignetta Risso (Bignette), mit kugelrunden Früchten; L.Rosolinum Risso (Rosoline, Wachslimone),
mit 1 kg schwerer, genießbarer Frucht;
Citrus medica Risso
(Citrus medica αL.,Cedratbaum, Zitronenbaum), ein 9-18 m hoher Baum aus Nordindien, mit kurzen, steifen,
häufig dornigen Zweigen, oblongen, zugespitzten, kerbzahnigen Blättern, flügellosen Blattstielen, einzeln oder traubig
stehenden, außen purpurfarbigen Blüten und länglicher, zitzenwarziger, oft kopfgroßer Frucht mit sehr dicker, runzeliger
oder höckeriger, zitronengelber, sehr ölreicher Fruchtschale, aber nur säuerlichem Mark, wie der vorige vielfach kultiviert,
liefert den größten Teil der Zitronenschalen des Handels und sehr viel Zitronenöl; die frischen Schalen
werden eingemacht und bilden dann das Zitronat oder die Sukkade.
Citrus Limetta Risso (Citrus medica γL.,Limettenbaum), mit nicht
oder schmal geflügelten Blattstielen, eirunden, gesägten Blättern, kleinen, weißen Blüten und eiförmiger oder rundlicher,
blaßgelber, dickschaliger, säuerlich-süßer Beere, liefert aus der Schale das dem Zitronenöl ähnliche
Limettenöl. Als Varietäten sind bemerkenswert: Citrus Peretta Risso (Perettenbaum), ein zierlicher Baum mit dornigen Zweigen, keilförmigen,
gezahnten, stachelspitzigen Blättern und birnförmiger Frucht mit weniger saurem Mus und höchst wohlriechender Schale, liefert
sehr schmackhafte Konfitüre;
Über Citrus PomumAdami Risso (Citrus medica Cedra Risso) s. Adamsapfel. Citrus decumanaL. (Citrus Pompelmos Risso, Pompelmus, Paradiesapfel),
dem Pomeranzenbaum ähnlich, mit großen, stumpfen, ausgerandeten Blättern, breit geflügeltem Blattstiel, sehr großen,
weißen Blüten, 6 kg schwerer, kugeliger oder platt birnförmiger Frucht mit glatter, sehr dicker, an ätherischem Öl
reicher Schale und saftreichem, angenehm süßsäuerlichem Fruchtfleisch, in Ostindien heimisch, wird in Südeuropa und Amerika
[* 69] kultiviert. Das Fruchtfleisch wird gegessen und in den Tropen besonders bei Akklimatisationskrankheiten empfohlen. Das Holz
des Baums ist hart, blaßgelb, zu Werkzeugen geeignet. Citrus decumana Sieber (Melonen- oder Kürbiszitrone), mit Früchten bis zu 40 cmDurchmesser, ist eine Zierde der türkischen Gärten und besitzt eine sehr dicke Schale, welche als Delikatesse
gilt, wogegen das Fleisch sehr sauer ist und weggeworfen wird. - Die Citrusarten bilden eine Hauptzierde unsrer Kalthäuser
(welche nach ihnen auch Orangerien genannt werden) und im Sommer der Gärten.
Man zieht sie in großen Kübeln und meist mit kugelrunder Krone. Sämlinge aus Zitronen- oder Apfelsinenkernen
werden durch Okulieren,
[* 70] Kopulieren oder Pfropfen
[* 71] veredelt. Die Orangenbäume lieben eine fette, weder zu leichte noch zu schwere,
bindige Erde, in welcher alle Teile gut verwest sind. Im Sommer verlangen sie reichliches, im Winter sehr mäßiges Begießen.
Das Überwinterungslokal muß hell sein und darf nie über 8° geheizt werden; soviel wie möglich ist
frische Luft zu geben und durch häufiges Bespritzen angemessene Feuchtigkeit. JungePflanzen werden alle 2 Jahre, ältere in
3-5 Jahren einmal verpflanzt.
Geschichtliches. Die Citrusarten waren den Alten in ihrer besten Zeit unbekannt; erst durch die Kriegszüge
Alexanders d. Gr. erfuhren die Griechen von einem Wunderbaum mit goldenen Früchten in Persien und Medien, den Theophrast zuerst
beschrieb: seine Früchte sind
nicht genießbar, duften schön, halten die Motten ab, sind wirksames Gegengift und verbessern,
wenn man das gekochte Fleisch im Mund ausdrückt, den Atem. Dieser medische Apfel erschien nach Gründung
der griechischen Königreiche in Vorderasien auf dem europäischen Markt und wurde den Hesperidenäpfeln verglichen, unter welch
letztern aber schwerlich die Citrusfrüchte zu verstehen sein möchten.
Die angebliche Eigenschaft medischer Äpfel, Ungeziefer abzuwehren, verschaffte ihnen den Namen Citrus, Malum citreum; denn als
Kedros wurden die duftenden, unzerstörbaren Koniferenhölzer bezeichnet, welche selbst den Würmern widerstanden
und die Kleider vor denselben bewahrten, und der zu gleichem Zweck benutzte Apfel galt nun als Frucht des Kedrosbaums. Plinius
erzählt von vergeblichen Versuchen, lebende Pflanzen in Kübeln nach Europa zu bringen; sie starben ab oder setzten wenigstens
keine Früchte an. Ein oder anderthalb Jahrhunderte nach Plinius muß aber der Baum schon ein wirklicher
Schmuck der Villen und Gärten begünstigter Landschaften gewesen sein; Florentinus beschreibt im 3. Jahrh. n. Chr. die Kultur
der Kitreai ganz in der Art der noch heute in Oberitalien gebräuchlichen.
Nach Palladius (Mitte des 4. Jahrh.) wuchsen Citrusbäume auf Sardinien
[* 72] und bei Neapel
[* 73] im Winter und Sommer
unter freiem Himmel.
[* 74] Der medische Apfel der Alten, welcher zuerst bekannt geworden war, war aber nicht die Zitrone, sondern
die Frucht des Cedratbaums (Citrus medica Risso), welcher sich in der persischen ProvinzGilan, einem Teil des alten Medien, noch
ganz in dem Habitus, welchen Theophrast beschreibt, findet, und auf dessen Frucht allein die gelegentlichen
Äußerungen der Alten passen.
Sie kam zur Zeit der ersten römischen Kaiser nach Italien. UnsreZitrone, die Limone des Südens, heißt so nach dem arabischen
limun, welches aus dem Persischen, indirekt aus dem Indischen (limu) stammt. Damit ist die Herkunft der
Limone angegeben; um das 10. Jahrh. kam sie nach Ägypten
[* 75] und Palästina,
[* 76] und wir wissen, daß sie 1240 in Europa noch nicht
wuchs. Kreuzfahrer oder Handelsleute der italienischen Seestädte oder die Araber brachten die Zitrone zuerst nach Europa, und
ihr stark saurer Saft diente hier wie im Orient bald als beliebte belebende Beigabe zu vielen Speisen und
gab mit dem zu gleicher Zeit bekannter werdenden Zucker die vielbegehrte Limonata ab. Auch die Pomeranze kam um diese Zeit
durch Araber oder Kreuzfahrer nach Europa; aus Indien hatte man sie (912) nach Persien gebracht, wo sie nareng genannt wurde;
die Araber nannten sie narang, und daraus wurde byzantinisch nerantzion.
Schon in Westasien hatte die Frucht viel von dem süßen Duft und der schönen Farbe verloren, welche sie einst in Indien besaß,
und bei dem weiten Übergang nach Europa verblich sie noch mehr; aber trotzdem entstand der französische Name orange nach
dem hineinspielenden Begriff von or, aurum, Gold.
[* 77] Die Apfelsine, ital. portogallo, enthält ebenfalls in
ihrem Namen ihre Geschichte. Sie kam erst nach Ausbreitung der portugiesischen Schiffahrt aus dem südlichen China, angeblich
zuerst 1548, nach Europa, und der europäische Urbaum stand noch lange zu Lissabon
[* 78] im Haus des Grafen von St.-Laurent; von
dort gelangte sie bald nach Rom und verbreitete sich an den Küsten des MittelländischenMeers bis tief nach Westasien hinein.
Selbst die Kurden nennen sie portoghal. Auch nach Amerika brachten Portugiesen und Spanier den Baum, der in den tropischen Gegenden
der Neuen Welt wunderbar gedieh. Die Mandarinenorangen wurden erst
¶
mehr
im 19. Jahrh. bekannt, der aus China herübergebrachte Ahnherr aller europäischen Mandarinenbäume wird noch im botanischen
Garten
[* 80] zu Palermo
[* 81] gezeigt. Die Bergamotte ist seit dem Ende des 17. Jahrh. bekannt. Die Orangenbäume werden bei uns in Kübeln
kultiviert und in Kalthäusern (Orangerien) bei 3-6° überwintert. Sie erreichen ein Alter von 600-800
Jahren.
Vgl. Ferrari, Hesperides sive de malorum aureorum cultura et usu (Rom 1646);
(spr. tschi-), Distriktshauptstadt in der ital.
ProvinzPadua,
[* 82] an der Brentella und der EisenbahnTreviso-Vicenza (Abzweigung nach Bassano), hat eine schöne Hauptkirche (mit
guten Gemälden), einen botanischen Garten und (1881) 3881 Einw., welche Papier-, Tuch- und Baumwollzeugfabrikation
betreiben.
Die Stadt wurde 1220 als Grenzfestung gegen Treviso angelegt und ist noch heute mit Mauern, Türmen und Gräben umgeben.
(spr. tschi-), Kreishauptstadt in der ital.
ProvinzAquila, am Velino, am Fuß des Terminello und an der EisenbahnAquila-Terni, mit gotischem Brunnen
[* 84] und (1881) 1862 Einw.
In der Nähe Reste der alten Stadt Cotylia an einem jetzt ausgetrockneten See mit schwimmender Insel.
(spr. schittawéckja), 1) (slaw. Starigrad)
Stadt an der Nordküste der dalmatischen InselLesina, mit Hafen, Schiffbau,
(1880) 3789 Einw., Bezirksgericht
und Dominikanerkloster. Der Ort wurde aus den Trümmern der alten Stadt Pharia erbaut; in der Umgegend finden sich Altertümer.
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2) Cittavecchia (auch Notabile, von den Eingebornen arabisch Medina genannt), alte Hauptstadt der InselMalta, hoch auf der Spitze des Inselfelsens
gelegen, der durch Katakomben ausgehöhlt ist, mit verfallenen Mauern, zahlreichen Palästen (jetzt teilweise
zu Klöstern und Schulen umgewandelt), einer bedeutenden Kathedrale und (1881) 6152 Einw. Dabei Verdala, Sommerresidenz
des Gouverneurs.
(engl., spr. ssitti; franz.
Cité), Stadt im allgemeinen, in England Bezeichnung solcher Städte, welche Bischofsitze sind oder es waren; insbesondere führt
auch der älteste Kern der Stadt London
[* 88] (s. d.), welcher noch viele alte Privilegien besitzt und den Mittelpunkt
des gesamten Handels- und Gewerbsverkehrs der Weltstadt bildet, den Namen City, wie in ähnlicher Weise der älteste Teil der
Stadt Paris la Cité heißt. In Nordamerika heißt City jede Ortschaft (town), welche inkorporiert ist und von einem Mayor
nebst Aldermen regiert wird.
(span., spr. dsiud-; portug.
Cidad), in Spanien und den von hier aus kolonisierten Ländern eine Stadt ersten Ranges, die, im Unterschied von der Villa (s. d.),
ihre eigne Gerichtsbarkeit hat;
Stadt (früher Hauptstadt) auf der span. InselMenorca, hat eine schöne Kathedrale, verfallene Festungswerke,
einen Hafen und (1878) 7777 Einw., welche Schuhwaren, Vieh, Wolle, Käse und Bausteine ausführen. Ciudadela ist
Bischofsitz.
In der Nähe ist die berühmte Tropfsteinhöhle Cava Perella.
Real, span. Provinz in Neukastilien, umfaßt den größten Teil der Mancha, grenzt gegen N. an die ProvinzToledo,
[* 92] gegen NO. an Cuenca, gegen O. an Albacete, gegen S. an Jaen und Cordova und gegen W. an Badajoz und hat ein Areal
von 20,305 qkm (368,8 QM.). Das Land ist im allgemeinen ein Hochplateau,
welches nur im nordwestlichen Teil von den Bergketten von Toledo, im S. und SW. von den Bergketten der Sierra Morena durchzogen
wird. Das Plateau selbst ist kahl, trocken und öde.
Hauptfluß ist der Guadiana mit den Nebenflüssen Zancara, Azuel, Jabalon. Die Bevölkerung, (1883) 277,738 Einw., ist mit
der von Albacete die relativ dünnste in ganz Spanien (14 Einw. auf das QKilometer) und lebt meist in großen Marktflecken konzentriert.
Trotz der großen Ernteschäden, welche häufig die Dürre und die Landplage der Heuschrecken
[* 93] anrichten,
und obgleich der Boden wenig geteilt, im ganzen auch ziemlich schlecht angebaut ist, ergibt der Getreidebau infolge der natürlichen
Fruchtbarkeit des Bodens große Produktionsmengen. Der Weinbau liefert gute Sorten, namentlich den berühmten Valdepeñaswein.
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