LuciusQuinctius, hochgefeiertes
Muster altrömischer
Tugend und Sitteneinfalt, der Vorkämpfer des patrizischen
Standes in dessen Streit mit den
Plebejern, war nach der
Verurteilung seines
Sohns Käso, welcher sich Gewaltthaten
gegen die
Plebejer erlaubt hatte, durch die Beitreibung der von ihm für seinen Sohn geleisteten hohen
Bürgschaft genötigt,
sich auf ein kleines
Gut jenseit des
Tiber zurückzuziehen, das er mit eigner
Hand
[* 5] bebaute. Dennoch wurde er 460
v. Chr. zum
Konsul gewählt, als welcher er seinen patrizischen Standesgeist durch seinen energischen
Widerstand gegen
das Terentilische
Gesetz bewies.
L. Cincius Alimentus, einer der ältesten röm. Annalisten in der Zeit des zweiten
PunischenKriegs, in welchem er auch als Prätor eine Zeitlang in
Sizilien
[* 9] kommandierte. Er verfaßte in griechischer
Sprache
[* 10] eine Geschichte
Roms von dessen
Gründung an, in der aber die frühern
Partien ganz kurz und nur seine eigne Zeit
ausführlicher behandelt war. Sie ist bis auf wenige unbedeutende
Fragmente verloren.
AndreSchriften
(»De fastis«,
»De comitiis«,
»De consulum potestate« u. a.) werden ihm mit Unrecht zugeschrieben.
(engl., spr. ssin-; fälschlichZünder,
Koksklein), durch den
Rost der
Feuerungen gefallene,
mehr oder weniger verkokte
Steinkohle, welche sich in dem Wasserbecken des Aschenfalles gelöscht hat. Sie beträgt oft zwei
Drittel der ganzen
Asche und repräsentiert daher bei großem Betrieb einen bedeutenden Wert. Um sie auszunutzen, braucht
man Sortiertrommeln, welche zuerst die reine
Asche und die ganz groben
Schlacken aussondern und den Rest
zum
Waschen vorbereiten.
Man bringt denselben auf Waschkasten und trennt ihn so in
Koks und
Schlacke, welch letztere unten aus dem
Kasten fällt, während
die reinen
Koksoben ausgetragen werden. Die von den
Schlacken genügend befreiten Cinders können als billiges Brennmaterial verwertet
werden; man hat auch versucht, in einem
Schachtofen
[* 15] gepreßten
Wind über glühende Cinders zu leiten und das so gebildete Kohlenoxydgas,
welches eine
Flamme
[* 16] von mehreren
FußLänge erzeugt, z. B. zur Kesselheizung zu benutzen.
(lat.),
Gürtel,
[* 20] insbesondere der
Gürtel für die
Alba
[* 21] der katholischen
Priester, in Form eines mit
Stickerei
geschmückten
Bandes, das nicht selber zusammengeschleift wird, sondern innerhalb mit zwei
Schnüren versehen ist, so daß,
wenn es damit befestigt worden, die beiden bis zur Mitte der Oberschenkel herabhängenden
Enden einander
nicht decken. Die letztern waren ehemals auch wohl mit kleinen, an Schnürchen befestigten goldenen
Schellen besetzt. Auch
die zu den Krönungsinsignien der deutschen
Kaiser gehörende
Alba wurde mit einem noch vorhandenen Cingulum gegürtet, bestehend
aus einer breiten gewebten Goldborte mit grotesken Tiergestalten und kleeblattförmigen, silbervergoldeten Schließen. Auch
die Gürtelschnur der
Mönche heißt Cingulum.
militare (lat.), der rotlederne Wehrgürtel, mit dem der chlamysförmige
Rock der römischen
Militärbeamten zusammengehalten wurde.
Unter den byzantinischen
Kaisern wurden kostbare Wehrgehänge als
Auszeichnung verliehen. Im übrigen wurde zur Zeit Justinians der
Ausdruck Cingulum überhaupt als Bezeichnung des Soldatenstandes
gebraucht, wie später im
Mittelalter zur Bezeichnung der Ritterwürde.
¶
Zwar wurde er nach einem blutigen Straßenkampf abgesetzt und aus der Stadt vertrieben, brachte aber aus den Truppen des AppiusClaudius, welche gerade Nola belagerten, und von den Bundesgenossen ein großes Heer zusammen, rief Marius
und die übrigen Verbannten zurück und zwang Rom,
[* 25] sich zu ergeben, worauf ein fünftägiges Morden begann. Eigenmächtig übernahm
Cinna das Konsulat auf das Jahr 86 mit Marius, nach dessen Toder denLuciusValerius Flaccus als Kollegen annahm, und
auch für 85 und 84 führte er als Konsul mit Gnäus PapiriusCarbo als Kollegen in Rom eine unumschränkte Herrschaft. Auf die
Nachricht, daß Sulla aus Asien zurückkehre, rüstete sich Cinna, ihm nach Griechenland
[* 26] entgegenzuziehen; seine Soldaten aber weigerten
sich, ihm zu folgen, und ermordeten ihn in einem Aufstand. Vgl. Marius und Sulla.
2) LuciusCornelius, Sohn des vorigen, hatte sich schon als Jüngling 78 v. Chr. mit dem Konsul M. Lepidus zum Umsturz der Sullanischen
Verfassung verbunden, flüchtete, als das Unternehmen mißlangen war, zu Sertorius nach Spanien,
[* 27] wurde durch Cäsars Vermittelung
zurückgerufen und 44 zum Prätor befördert. Nach Cäsars Ermordung pries er auf dem Forum
[* 28] die Mörder,
warf die Zeichen der ihm von Cäsar verliehenen Würde von sich und erbitterte dadurch das Volk, welches ihn töten wollte,
aber statt seiner in blinder Wut den GajusHelvius Cinna, einen treuen Anhänger Cäsars, ermordete. Seitdem verschwand er vom
Schauplatz.
3) Gnäus Cornelius, des vorigen und der Tochter des Pompejus, Pompeja, Sohn, ward, wiewohl er bei Actium
auf der Seite des Antonius gestanden, dennoch von Augustus durch besonderes Wohlwollen ausgezeichnet. Als er demungeachtet im
Jahr 4 n. Chr. eine Verschwörung gegen das Leben des Kaisers anstiftete, wurde er von demselben nicht nur begnadigt, sondern
sogar für das folgende Jahr zum Konsul ernannt. Cinna blieb seitdem dem Kaiser unerschütterlich treu.
Burm. (Zimtbaum), Gattung aus der Familie der Lauraceen, immergrüne Bäume oder Sträucher mit gegen- oder wechselständigen,
meist dreinervigen, lederartigen Blättern, kleinen oder mittelgroßen, weißen oder gelblichen Blüten
in achselständigen oder terminalen Rispen und einsamiger Beere in dem abgestutzten, verhärteten Kelch. Etwa 50 Arten im tropischen
und subtropischen Asien. Cinnamomum ceylanicum Breyn (s. Tafel »Gewürzpflanzen«),
[* 30]
ein höchstens 16 m
hoher Baum mit fast vierkantigen,
kahlen Ästen, eiförmigen, ganzrandigen, drei- bis siebennervigen, dunkelgrünen, oben glänzenden, unten graugrünen Blättern,
end- und achselständigen, grau seidenhaarigen, schwach, aber unangenehm riechenden Blütenrispen mit kleinen, gelben Blüten
und ovalen, 1,3 cm langen, bläulichbraunen Beeren, ursprünglich heimisch auf Ceylon
[* 31] und vielleicht auch in Kochinchina, wird
seiner Innenrinde halber, welche den Ceylonzimt liefert, hauptsächlich im südwestlichen Küstenstrich Ceylons, mit viel
geringerm Erfolg in andern Teilen der Insel, in Vorderindien, Java, Sumatra, Malakka, Cayenne, Brasilien
[* 32] etc.
kultiviert.
Die Zimtgärten fordern einen feinen weißen Quarzsand oder sehr sandigen Thonboden mit gutem Untergrund, reichliches Sonnenlicht
und viel Regen. Die besten Zimtgärten liegen auf Ceylon ausschließlich auf dem 4-5 Stunden breiten ebenen Küstensaum zwischen
Negumbo, Kolombo und Madura bis höchstens 330 m ü. M. In hohem Grad aber hängt die Güte des Ceylonzimts
auch von der Pflege der Pflanze ab. Man unterdrückt durch Zurückschneiden die eigentliche Stammbildung und erzieht einenStrauch von 4-5 etwa 3 m hohen Schößlingen (Stockausschlägen), welche im Alter von 1½-2 Jahren, wo sie etwa 1,5 cm dick
sind, geschnitten werden.
Durch Aussaat oder Stecklinge werden von Zeit zu Zeit die ganzen Pflanzungen erneuert, damit die Wurzel
[* 33] selbst nicht zu alt werde.
In 2-3 Jahren kann man von Sämlingen gute Rinde gewinnnen ^[richtig: gewinnen]. Den feinsten Zimt liefern die Spitzen der in der
Mitte des Strauches stehenden Schößlinge. Die Haupternte erfolgt im Frühjahr, die Nachernte im Spätjahr,
weil sich alsdann infolge des nach starken Regengüssen vermehrten Safttriebes die Rinde leicht ablösen läßt.
Ist dies geschehen, so wird die bitterlich zusammenziehend schmeckende Außenrinde entfernt und der größte Teil der Mittelrinde
abgeschält; man steckt 8-10 Halbröhren derselben ineinander, schneidet sie in bestimmter Länge ab,
trocknet sie im Schatten
[* 34] und verpackt sie in kleinere und dann in größere Bündel (Fardelen), welche in den Schiffen mit schwarzem
Pfeffer bedeckt werden, angeblich, um die Feuchtigkeit von dem Zimt abzuhalten. Letzterer besteht also fast nur aus den 0,25-0,5
mm dicken Platten der Innenrinde.
Aus der Beere gewinnt man ein schwach aromatisches, festes Fett, aus der Wurzel durch Destillation
[* 35] mit WasserKampfer, welcher aber nicht in den Handel kommt; die Blätter riechen und schmecken beim Zerreiben nelkenartig und geben ein
schweres, dunkles, ätherisches Öl, welches dem Gewürznelkenöl sehr ähnlich ist und wohl auch unter diesem
Namen in den Handel kommt. Das Holz
[* 36] ist sehr wenig gewürzhaft, aber aus den Rindenabfällen destilliert man ätherisches Zimtöl.
Der Ceylonzimt ist bei der Kultur in andern Ländern überall ausgeartet; der etwas dickere Javazimt riecht und schmeckt schwächer;
die in Cayenne und Brasilien gezogene Rinde ist viel stärker, dunkler, schmeckt schleimig und stark adstringierend.
Die auf dem FestlandIndiens (Malabar, Silhet und Ostbengalen) gezogene Pflanze artete vollständig aus und wurde schon von Linné
als LaurusCassia beschrieben; ihre Rinde (Holzkassie, Malabarzimt, Cassia lignea) riecht und schmeckt schwach zimtartig, nicht
angenehm, vorherrschend schleimig und herb. Cinnamomum CassiaBlume, ein Baum von höherm Wuchs, mit hellgrünen,
lanzettlichen, dreinervigen, unterseits bläulichgrünen, kurz weichhaarigen Blättern, in Kochinchina und
¶
Cinnamomum CulilawanNees, ein hoher, dickstämmiger Baum auf den Molukken, mit stielrunden, kahlen Ästen, eirund-länglichen,
kahlen, unten graugrünen Blättern und achselständigen, grauflaumhaarigen Blütenrispen, liefert den aromatisch nelkenartig
schmeckenden und eigentümlich riechenden Kulilabanzimt (Kulilabanrinde), aus welchem man ein ätherisches
Öl zum Parfümieren von Seife bereitet.
Cinnamomum dulceNees (Cinnamomum chinense Blume), ein Baum mit stielrunden, kahlen Zweigen, länglichen,
nach beiden Enden spitz zulaufenden, kahlen, oben und unten gleichfarbigen Blättern und end- oder achselständigen Blütenrispen,
in China
[* 38] und Japan, liefert Zimtblüten.
Cinnamomum LoureiriiNees, ein Baum mit zusammengedrückt vierkantigen, kahlen
Zweigen, fast ovalen, an beiden Enden verschmälerten, lang zugespitzten, unterseits feinschuppigen Blättern und ähnlichen
Blütenrispen wie Cinnamomum dulce, in Japan, liefert ebenfalls Zimtblüten.
Cinnamomum TamalaNees, ein Baum mit fast stielrunden, in der Jugend
flaumhaarig-scharfen Zweigen, länglich-lanzettlichen, an beiden Enden zugespitzten, kahlen Blättern und
fast end- und achselständigen, ausgespreizten Blütenrispen, in Ostindien,
[* 39] liefert in der Rinde den echten Mutterzimt, Cortex
Malabathri.
Zimt ist wohl das am frühsten in Gebrauch gezogene Gewürz und wird schon in einem chinesischen Kräuterbuch 2700 v. Chr. erwähnt;
ebenso war es im frühsten Altertum in Ägypten
[* 40] bekannt, und die Phöniker lieferten dem hebräischen Altertum
die beiden Zimtsorten Cinnamomum und Kasia. Auch Theophrast erwähnt beide Gewürze, die damals zu den größten Kostbarkeiten zählten,
und wahrscheinlich verstand man unter Kasia ungeschälte Zimtzweige, wie sie noch jetzt in China einen bedeutenden Handelsartikel
bilden.
Auch im Mittelalter blieb Zimt zunächst eine kostbare Drogue, von welcher man wußte, daß sie aus China
stammte. Über den Ceylonzimt fehlen Nachrichten aus dem Altertum; als Produkt der Insel wird er erst gegen Ende des 13. Jahrh.
genannt, aber schon damals galt der Zimt aus Südindien weniger als der der Insel. Bedeutend dürfte der Zimthandel Ceylons
zu jener Zeit sicher nicht gewesen sein, und die große Menge des auf den Weltmarkt gelangenden Zimts war
gewiß stets chinesischen Ursprungs.
Zimtkultur bestand 1590 noch nicht auf Ceylon, doch scheint die Ausbeutung der Wälder bereits organisiert gewesen zu sein.
Der holländische GouverneurFalk versuchte zuerst die Aussaat des Zimtbaums, und alsbald wurde die Zimtkultur
an der Südwestküste der Insel mit so gutem Erfolg betrieben, daß die Holländer von dem Kandireich, in dessen Wäldern bisher
der Zimt geschnitten worden war, unabhängig wurden und jährlich 400,000 Pfd. auszuführen, damit
den ganzen europäischen Bedarf zu decken und dies Geschäft völlig zu beherrschen vermochten.
Nach der Besitznahme Ceylons durch England (1796) wurde der Zimthandel Monopol der Englisch-OstindischenKompanie, welche nun
wieder mehr Zimt aus den Wäldern ausführte. Doch scheint die jährliche Produktion
höchstens ½ Mill. Pfd. erreicht zu haben. 1833 wurde
das Monopol der Kompanie, 1853 der hohe Ausfuhrzoll aufgehoben, unter welchem die Kultur durch die Konkurrenz
des Javazimts und des chinesischen Zimts stark gelitten hat. In neuester Zeit hat die Kaffeekultur den Zimt auf Ceylon mehr
und mehr zurückgedrängt.
daPistoja (spr. tschi-),Guittone Sinibaldi oder Sinibuldi, ital. Dichter und Rechtsgelehrter, geb. 1270 zu
Pistoja, studierte in Bologna die Rechte, wurde alsdann Richter in seiner Vaterstadt, mußte aber als eifriger
Ghibelline, nachdem die Guelfen dort ans Ruder gekommen waren, die Stadt verlassen und fand eine Zuflucht bei seinem Parteigenossen
Filippo Vergiolesi in dem festen Ort Piteccio an der Grenze der Lombardei. Hier verliebte er sich in Filippos
Tochter Selvaggia, die er in seinen Gedichten besungen hat.
Nach deren bald erfolgtem Tod scheint er eine Zeitlang außerhalb Italiens
[* 41] zugebracht zu haben. Als Heinrichs VII. Römerzug
die Hoffnungen der Ghibellinen aufs neue belebte, kehrte er zurück und folgte dem Kaiser nach Rom. Um diese Zeit erschien sein
berühmter Kommentar über die neun ersten Bücher des JustinianischenKodex, durch welchen er sich den Ruf
eines der ausgezeichneten Juristen seiner Zeit und den Doktorhut von der UniversitätBologna erwarb. Zugleich wetteiferten
die bedeutendsten HochschulenItaliens, ihn für sich zu gewinnen, und er lehrte seit 1318 anfangs in Treviso, am längsten
und mit dem größten Ruhm in Perugia und von 1334 an in Florenz,
[* 42] starb aber schon 1337, nach andere erst 1341 in Pistoja.
Allgemeiner berühmt als durch sein juristisches Werk ist Cino da Pistoja als Dichter. Seine ganz der Verherrlichung
seiner geliebten Selvaggia gewidmeten Gedichte zeichnen sich durch große Zartheit und Lieblichkeit aus
und weisen ihm unter den Vorläufern Petrarcas einen der ersten Plätze an. Sie wurden zuerst gedruckt in den »Rime antiche«
(Flor. 1527, Rom 1559 u. öfter),
(spr. ssänk-mars oder -mar),Henri Coiffier de Ruzé, Marquis de, Günstling Ludwigs XIII.
von Frankreich, zweiter Sohn des MarschallsMarquis d'Effiat, geb. 1620, wurde, fast noch Knabe, von Richelieu, einem Freund seiner
Familie, welcher durch ihn seinen Einfluß auf Ludwig XIII. befestigen wollte, zum Kapitän einer Kompanie des königlichen Leibregiments
und Garderobemeister des Königs ernannt, gewann bald durch seine liebenswürdigen geistigen und körperlichen
Eigenschaften dessen Gunst und ward, kaum 19 Jahre alt, Oberstallmeister.
Doch strebte der ehrgeizige, talentvolle Günstling noch höher, er wollte Herzog und Pair sein, die PrinzessinMaria von Gonzaga
heiraten und politischen und militärischen Einfluß besitzen. Als Richelieu diese Wünsche mit Hohn und Spott zurückwies,
beschloß Cinq-Mars, den Kardinal zu stürzen, zumal er wußte, daß der König diesen fürchtete, aber auch
haßte. Er ging so weit, daß er sich mit dem HerzogGaston von Orléans,
[* 45] Bruder des Königs, zur
¶
mehr
Ermordung Richelieus verband. Zugleich wurde mit Spanien unterhandelt und mit diesem 1642 ein Vertrag abgeschlossen, um den
Minister, wenn nötig, mit Waffengewalt zu stürzen und die Partei des Herzogs von Orléans ans Ruder zu bringen. Indessen wurde
das Komplott entdeckt und Cinq-Mars zugleich mit dem Herzog von Bouillon und seinem Freunde de Thou in
Narbonne verhaftet. Cinq-Mars leugnete anfangs alles, aber die Zeugnisse Orléans', welcher dadurch sein Leben rettete, überwiesen
ihn des Bündnisses mit dem Landesfeind. Cinq-Mars und de Thou wurden zum Tode durchs Schwert verurteilt und in Lyon
[* 47] hingerichtet.
Der Herzog von Bouillon erhielt seine Freiheit erst nach Abtretung seiner unabhängigen Herrschaft Sedan
[* 48] wieder.
in der Geschichte der ital. Kunst und Litteratur herkömmliche Bezeichnung des 16. Jahrh. und
des Stils, der sich während dieses Zeitraums durch die Wiederbelebung der Antike auf beiden Gebieten entwickelte (vgl. Renaissance).
seit Wilhelm dem Eroberer Name der fünf auf der englischen Küste von Kent und SussexFrankreich gegenüberliegenden Seehäfen:
Hastings, Romney, Hythe, Dover
[* 49] und Sandwich, die gleichsam die Wiege der englischen Seemacht bilden, und zu
denen später noch Winchelsea und Rye kamen, so daß es im ganzen sieben Fünfhäfen gibt. Sie wurden als die besten Verteidigungspunkte
gegen Frankreich stark befestigt und gegen gewisse Leistungen mit großen Vorrechten begabt. Ein eigner Oberrichter, der den
Titel »LordWarden of the CinquePorts« führte, zugleich Admiralitätsjurisdiktion ausübte und auf dem
SchloßWalmer bei Deal (s. d.) förmlich Hof
[* 50] hielt, mußte über die Aufrechthaltung der Rechte dieser Orte wachen. Jetzt sind
die Häfen dieser Städte durch das Zurücktreten des Meers größtenteils versandet, aber das Amt eines LordWarden als Sinekure
mit 1025 Pfd. Sterl. Gehalt besteht noch immer fort.
(spr. ssíntra), Stadt in der portug. ProvinzEstremadura, DistriktLissabon,
[* 53] in reizender Gebirgslage am nördlichen
Abhang der Serra de Cintra (Montes lunae, 600 m), hat ein altes gotisches königliches Schloß, in welchem der
abgesetzte König Alfons VI. bis zu seinem Tod 1683 gefangen saß, viele prächtige Landsitze, wo die Vornehmen die Sommerfrische
genießen, Marmorbrüche, Weinbau und (1878) 4810 Einw. Auf einem
Berggipfel südlich von Cintra liegt das prächtige königliche Schloß Penha mit herrlicher Aussicht und
schönen Gartenanlagen.
Westlich von Cintra die Stadt Collares mit berühmtem Weinbau, Brüchen schwarzen Marmors, welcher zu den Palastbauten von Cintra verwendet
wurde, und (1878) 3132 Einw., dann unfern des Cabo da Roca Reste des KlostersSanta Cruz, auch Korkkloster benannt. Geschichtlich
denkwürdig ist Cintra durch die Konvention von
Cintra vom zwischen den Engländern unter Dalrymple
und den Franzosen unter Junot, welcher gemäß Portugal von den Franzosen geräumt wurde.
(lat.), viereckige Säule mit Inschrift, diente bei den Alten als Grenzstein, Wegweiser und Grabdenkmal (als
solches in der Regel auch mit Reliefs verziert), später s. v. w. Opferstock.
(spr. tschi-),Giovanni Battista, ital. Maler, geb. 1727 zu Florenz, bildete sich in Rom
aus. Im J. 1754 von Lord Tilney nach London
[* 65] eingeladen, wurde er hier eins der ersten Mitglieder der königlichen Akademie.
Er starb Zu seinen größern Werken gehören die Deckengemälde in Queen'sHouse zu Landsdown und in Melbourne
[* 66] (jetzt
York) House. Cipriani war ein oberflächlicher Maler, seine Figuren zeigen kein tiefes Verständnis der Form und
sind nur auf den flüchtigen Schein mit heiterer Farbe und oberflächlichem Schönheitssinn gemalt. Die englischen Kupferstecher,
namentlich Bartolozzi, beeiferten sich, seine süßlichen Zeichnungen wiederzugeben.
in Ostindien früher der Name der obersten Regierungsgewalt,
dann unter der Herrschaft der Mohammedaner Bezeichnung für Bezirk, Provinz. Als »nördliche Circars« werden vom 5. bis 18.
¶
mehr
Jahrh. bezeichnet die heutigen Küstendistrikte: Kistna, Godaweri, Vizagapatam und Gandscham in der PräsidentschaftMadras,
[* 68] zwischen 16 und 20° nördl. Br., von zusammen 64,700 qkm (1175 QM.) mit 4,5 Mill. Einw.
In der Geschichte der englischen Eroberungen in Indien werden die Circars wiederholt genannt. Die Franzosen erhielten das Land vom
Nizam (s. d.) 1752 als Entschädigung für geleistete militärische Hilfe; dann war es ein Zankapfel zwischen
ihnen, den Engländern und dem Nizam, bis es 1768 ganz in britische Gewalt kam.
(franz., spr. ssir-,Zirkaß), dünner, leichter Stoff, aus feinen Streichwollgarnen, auch mit Kette aus
Baumwoll- oder Leinengarn nach Art des vierbindigen, beidrechten Köpers gewebt, der durch die leichte
Wolldecke sehr deutlich hindurchschimmert.
Das Zeug wird schwächer als Tuch gewalkt, einmal gerauht und wie das feinste Tuch
mehrmals geschoren. Es dient zu Sommerröcken, Mänteln etc. Halbwollene Circassiennes sind nicht wesentlich verschieden von
Kassinetts.
(Promontorio Circeo, spr. tschirtsch-; im Altertum Circaeus mons, Circejum promontorium), Berg und Vorgebirge
in Mittelitalien, westlich von Terracina, die Homerische Insel der Kirke (s. d.), ist ein 527 m hoher Fels, der, aus der
Ferne gesehen, wie eine Insel erscheint und thatsächlich auch eine landfest gewordene Insel ist. Von der Landseite von flachem
Sumpfland umgeben, stürzt er steil und reich an Höhlen und Grotten zum Meer ab. Die bedeutendste der Grotten ist die »della
Maga«.
Seine Vegetation ist dürftig an der Seeseite, reich und mannigfaltig an der Landseite; alle wild wachsenden
und Kulturbäume der Mittelmeerländer und selbst die Zwergpalme sind vertreten. Auf einer Anhöhe im SO. des Bergs liegt die
Ortschaft San Felice Circeo (1128 Einw.), in der Lage des alten Circejum. Von der Höhe des Bergs bietet sich ein herrlicher
Blick über die Pontinischen Sümpfe bis zu den AlbanerBergen
[* 69] und der Peterskuppel in Rom und anderseits
bis zum Vesuv
[* 70] und Ischia.
[* 71]
Spiele (Ludi circenses), die ältesten römischen Spiele, die als Pferde- und Wagenrennen schon in der Königszeit
gefeiert wurden; aber auch später deutet sich ihr hoher Rang darin an, daß man mit ihnen gerade gern
ein Fest schließen ließ. So war es beim Fest der Ceres(19. April), des Apollo(13. Juli), der »großen Mutter« (10. April), der Flora(3. Mai), des
Augustus(12. Okt.). Nur circensisch war das Marsfest (12. Mai). Im allgemeinen gewannen die circensischen Spiele der Römer eine
weit höhere Bedeutung als die Hippodromien der Griechen. Was sie an religiöser Bedeutung einbüßten, gewannen sie reichlich
an politischer: in den Zeiten der Republik suchten die höhern Magistrate durch sie das souveräne Volk bei guter Laune zu erhalten.
Dies Überbieten der Kräfte brachte die im Zirkus vorgenommenen Spiele auf die Zahl von sieben. Voraus ging
dem Schauspiel selbst oft ein Aufzug
[* 72] (pompa circensis) vom Kapitol aus mitten durch die Stadt zum Circus maximus.
Der Magistrat, welcher die Spiele veranstaltete, eröffnete den Zug;
es folgten die Götterbilder, auf prächtigen Wagen gefahren,
oder kleinere Bildnisse derselben, auf den Schultern getragen; dann kamen die zum Wettkampf
bestimmten
Rosse, Wagen, Kämpfer, Magistrate und Priester, endlich Opfertiere, Geräte etc. Nachdem der Zug
die Spina im Zirkus einigemal umschritten,
wurde ein Opfer gebracht, worauf die eigentlichen Spiele begannen. Unter jenen sieben Arten stand das Pferde-, namentlich aber
das Wagenrennen obenan.
Gewöhnlich fuhren je vier Gespanne in die Schranken (carceres) vor, wo sie das Signal erwarteten. Jedes
einzelne Rennen (missus) bestand aus vier Gespannen, von denen jedes durch eine andre Farbe, die weiße, rote, grüne oder
blaue, ausgezeichnet war, deren jede unter den Zuschauern ihre Partei hatte. Domitian fügte noch die goldene und purpurne
hinzu, welche indes nicht lange bestanden zu haben scheinen. Diese Faktionen erregten oft stürmische
Auftritte, besonders werden die Grünen und Blauen häufig in Epigrammen genannt.
Gewöhnlich wurden 25 Rennen nacheinander aufgeführt, bisweilen noch mehr. Die Renner, gewöhnlich von den besten Rassen,
wurden zu keinen anderweitigen Verrichtungen gebraucht und lange zuvor eingeübt. Besonders mußte das
Roß der linken Seite wegen der Wendung um die Meta gut dressiert sein, wie auch hier hauptsächlich die Kunst des Wagenlenkers
(agitator) sich zeigte. Errang ein Agitator einen Vorsprung, so konnte er sich von der Spina entfernen und an der Meta seine
Wendung mit desto größerer Sicherheit ausführen, weil er den Verlust doch immer wieder einbrachte.
Die circensischen Wagenlenker trieben nur dieses Geschäft und waren anfangs größtenteils Sklaven. Erst später ward das
Lenken des Wagens noble Passion, und selbst Kaiser, z. B. Nero, Domitian, Commodus, Caracalla, Heliogabal, traten als Agitatoren
auf. Jedes Rennen bestand in sieben Umläufen (s. Circus). Wessen Gespann nach der siebenfachen Umkreisung
nur um einen Schritt oder einen Fuß früher an der Linie, wo das Rennen begonnen hatte, angelangt war als die übrigen, der
trug den Preis davon, der in Palmen
[* 73] und Kränzen bestand, womit die Sieger geschmückt wurden.
Doch konnten sich diese circensischen Preise an Ehren nicht mit den olympischen messen, verwandelten sich
auch in der spätern Zeit in eine Geldbelohnung. Das letzte oder 25. Rennen hieß Missus aerarius, weil es ursprünglich
mit Sammelgeld bestritten ward. Überstieg man die Zahl der 25 Rennen, so beschränkte man die der Umläufe um die Meta auf
fünf; bisweilen erhöhte man auch die Zahl der zu einem Missus nötigen Wagen. Augustus führte statt
des Zwei-, Drei- und Viergespannes das Sechsgespann ein; in der Folge kamen auch Gespanne von Hirschen und andern Tieren vor.
Dem Wagen pflegte ein Reiter voranzusprengen, genau gekleidet wie der Wagenlenker, man weiß nicht, ob als Ersatzmann.
Außer dem Cursus equorum finden wir folgende Schaustücke, um welche im Verlauf der Zeit die circensischen Spiele vermehrt
worden waren: gymnische Spiele, wie Laufen, Ringen und Faustkampf;
endlich die Sechsmännerspiele
beim Marsfest (seit
¶
mehr
Augustus), ausgeführt von den sechs Turmen der Ritterschaft. - Zur Zeit der Republik gewann mancher Ehrgeizige das souveräne
Volk durch Spiele des Zirkus; in der Hand der Kaiser waren sie vollends ein Mittel, um es von aller Politik abzuziehen. »Duas tantum
res anxius optat, panem et circenses!« (»Es verlangt nur
nach zwei Dingen: nach Brot
[* 76] und circensischen Spielen!«) grollt Juvenal (Sat., X, 81). Man eilte schon um Mitternacht nach dem
Zirkus, um noch Freiplätze zu finden.
Auch in den Provinzen fanden die circensischen Spiele bald Eingang. So erbaten einst die Trevirer, nachdem ihre Stadt zerstört
worden, vom Kaiser nichts angelegentlicher als Zirkusspiele, und zu Alexandria wie zu Antiochia in Syrien
kam es zwischen den verschiedenfarbigen Faktionen nicht selten zu blutigen Auftritten. Es erhielten sich diese circensischen
Spiele noch lange nach der Kaiserzeit, am längsten die Wagen- und Pferderennen; ja, noch 1204 sah man dergleichen von den Venezianern
nach der EroberungKonstantinopels in dem dortigen Hippodrom aufführen.
(spr. sserklwil), Hauptstadt der Grafschaft Pickaway im nordamerikan. StaatOhio, am
SciotoRiver, 40 km südlich von Columbus, mit (1880) 6046 Einw., ist Mittelpunkt einer reichen Ackerbaulandschaft und treibt
lebhaften Handel.
Der Ort ward 1810 auf einem alten Festungswerk angelegt.
(engl., spr. ssörkit; v.
lat. circuitus, »Umkreis«),
im engl. Gerichtswesen die Rundreise, welche jeder Richter der Obergerichte in WestminsterHall
[* 79] viermal im Jahr zur Abhaltung von Geschwornengerichten in den Grafschaftshauptstädten zu machen hat; dann Bezeichnung der
(acht) Kreise,
[* 80] in welche England und Wales zerfällt, und in deren je einem die Rundreise von den Richtern abwechselnd gemacht
wird. Mit verschiedenen Modifikationen ist diese Einrichtung auch in mehreren StaatenNordamerikas (z. B. Massachusetts)
eingeführt worden, und die Union selbst ist in neun Circuits eingeteilt, in deren jedem ein Richter des Obergerichts aus Washington
und ein eignes Gericht (Circuit-Court) ihren Sitz haben.
(lat., Zirkus), Kampfspielplatz im alten Rom, ursprünglich für Roß- und Wagenrennen, später für alle Arten
der circensischen Spiele (s. d.) bestimmt. Unter den ersten Königen mag das Marsfeld (s. d.) diesen Zwecken
gedient haben; der Sage nach erbaute Tarquinius Priscus in der Thalmulde zwischen dem Palatin u. Aventin aus der im Krieg mit
den Latinern gewonnenen Beute den später so berühmten Circus maximus. Die Arena desselben hatte nach dem von Cäsar beendeten Ausbau
eine Länge von 640 m bei einer Breite
[* 83] von 130 m; Arkaden in drei Stockwerken schlossen sie ein, in deren
Innern sich die Sitzreihen amphitheatralisch erhoben.
Die unterste, steinerne Reihe (Podium) war für die Senatoren bestimmt, unter denen auch die kaiserliche Familie später ihre
Logen hatte, die nächst höhere für die Ritter, die übrigen für den dritten Stand. Die Zahl der Plätze
war zu verschiedenen Zeiten verschieden und wurde wiederholt durch Umbauten erhöht. Sie belief sich zu Cäsars Zeit auf 150,000,
unter Titus wird sie zu 250,000 angegeben, im 4. Jahrh. war sie auf 385,000 gestiegen. Die äußere
Einfassung des Circus bildete eine Säulenhalle mit einer hinreichenden Zahl von Treppen
[* 84] und Zugängen; hier
befanden sich auch zahlreiche Verkaufsbuden.
Das ganze überaus reich ausgestattete Gebäude war unbedeckt, doch konnten die Zuschauer durch übergespannte Tüchervor der
Sonnenglut geschützt werden. An beiden Enden der Rennbahn waren, um die Richtung des Laufs zu bestimmen, je drei
Kegelsäulen (Metae) aufgestellt; eine niedrige Mauer (Spina), mit einem (später zwei) noch heute erhaltenen Obelisken (seit 1588 auf
dem Platz vor dem Lateranpalast stehend), Säulen
[* 85] und Götterbildern geschmückt, verband dieselben. Hier befanden sich auch
auf zwei Gerüsten je