Stücke. Im J. 1711 wurde er
Miteigentümer des Drurylane-Theaters. Infolge politischer Bestrebungen 1730 unverdienterweise
zum Poeta laureatus ernannt und dadurch in eine sorgenfreie
Lage versetzt, zog er sich vom
Theater
[* 2] zurück und betrat es erst
als 75jähriger
Greis wieder, um sich noch einmal in seiner Lieblingsrolle zu zeigen; auch von der
Direktion
des Drurylane-Theaters trat er 1731 zurück. Er starb Die bekanntesten seiner
Stücke, welche alle sehr tugendhaft
gehalten sind, aber wenig Tiefe und poetische
Schönheiten haben, sind außer dem genannten: »Love makes a man«,
»She would and she would not«, »The
careless husband«, das noch heute gegeben wird, und »The
nonjuror«, eine
Nachahmung des Tartüff. In seinen letzten Lebensjahren schrieb er eine »Apology
for his own life« (Lond. 1740; neue
Ausgabe von Bellchambers, das. 1822), ein auch für die Geschichte des englischen
Theaters
interessantes Werk.
Ausgaben seiner dramatischen Werke erschienen
London
[* 3] 1721, 2 Bde., und 1777, 5 Bde.
2) Theophilus, Sohn des vorigen, ebenfalls
Schauspieler, geb. 1705, starb infolge eines
Schiffbruchs auf der
Reise nach
Dublin
[* 4] im
Oktober 1758. Als
Künstler wie als Theaterdichter unbedeutend, wurde er bekannt durch das Werk »The
lives of the poets of
Great Britain and Ireland from the time ofDeanSwift« (Lond. 1753, 5 Bde.);
indessen hat dasselbe nicht ihn, sondernRob. Shiel zum Verfasser, der sich um 10
Guineen von Cibber die Erlaubnis erkaufte, dessen
Namen auf den
Titel zu setzen. - Seine
GattinSusannaMaria, geb. 1716,
Schwester des
KomponistenArne und eine der ersten tragischen
Schauspielerinnen ihrer Zeit, auch ausgezeichnete Sängerin, debütierte 1734 am
Drurylane-Theater und
heiratete den Obigen, von dem sie indes 1739 wieder geschieden wurde. Sie starb
(lat., griech. Kiborion), ursprünglich
Name des Fruchtgehäuses der ägyptischen
Bohne
(Colocasia), welches
die Ägypter als Trinkgeschirr benutzten; daher
Name metallener Trinkgeschirre bei den Griechen und
Römern.
Im katholischen Kult heißt Ciborium der baldachinartige Überbau des
Altars, welcher in der alten Zeit auf vier frei stehenden
Säulen
[* 6] ruhte und durch Vorhänge verhüllt werden konnte; viele durch die
Kunst geschmückte Ciborien dieser Art finden sich
in italienischenKirchen.
Ferner bedeutet Ciborium s. v. w. Tabernakel oder
Sakramentshäuschen (s. d.) und endlich
das
Gefäß,
[* 7] welches in einer
Pyxis (s. d.) die heilige
Hostie enthielt. In letzterer Bedeutung hatte das Ciborium entweder die Gestalt
eines
Kelchs oder eines Türmchens, häufig auch einer aus
Gold
[* 8] oder
Silber gebildeten
Taube (daher auch
Peristerium
[* 9] genannt),
die, auf einem
Teller stehend,
an drei Kettchen vom
Gewölbe
[* 10] des
Baldachins herabhing.
»Ricordi d'una missione in Portogallo al re Carlo Alberto« (1850);
»Origine progressi delle
istituzioni della monarchia di Savoia« (2. Aufl. 1868);
»Epigrafi latine ed italiane« (1867);
»Della schiavitù
e del servaggio e specialmente dei servi agricoltori« (1868-69, 2 Bde.).
Mit seinem
FreundPromis bearbeitete er die nicht in den
Buchhandel gekommenen »Documenti, sigilli e monete raccolti in Savoia,
in Svizzera e in
Francia« (1833) und »Sigilli dei principi di Savoia« (1834).
Cibrario veröffentlichte auch mehrere ältere Litteraturwerke, so: die »Rime«
Petrarcas
(Tur. 1825);
die »Lettere
di principi e d'uomini illustri« (das. 1828);
die »Relazioni del stato di Savoia degli ambasciatori
Veneti« (das. 1830) etc.
Seine kleinern
Schriften erschienen gesammelt in »Opuscoli storici e letterarii«
(Mail. 1835),
Tourn. (Kichererbse, Kicherling, Kaffeeerbse), Gattung aus der Familie der Papilionaceen, ein- oder mehrjährige, oft
drüsig behaarte Kräuter mit unpaarig oder paarig gefiederten Blättern, gezahnten oder eingeschnittenen Fiedern, einzeln
oder in armblütigen Trauben stehenden, weißen, blauen oder violetten Blüten und eiförmiger oder oblonger, aufgeblasener,
ein- oder vielsamiger Hülse
[* 22] mit kugeligen oder unregelmäßig verkehrt eiförmigen Samen.
[* 23]
eine einjährige Pflanze
mit aufrechtem, 20-25 cm hohem, abstehend drüsig behaartem Stengel,
[* 26] unpaarig gefiederten Blättern, tief und scharf gezahnten
Blättchen, kleinen, einzeln stehenden, purpurnen Blüten, behaarten Hülsen und rötlichen, einem Widderkopf ähnlichen Samen.
Die Kichererbse ist in Südeuropa und im Orient heimisch und wird in Nordafrika bis Ägypten,
[* 27] in Ostindien
[* 28] und China
[* 29] schon seit alten Zeiten vielfach kultiviert; sie verlangt ein warmes, kräftiges Sandland und gedeiht in Gegenden,
wo Bohnen, Erbsen, Linsen vertrocknen. Man baut mehrere Varietäten, schwarze (welche bei uns am besten gedeihen),
rote (Venuskichern), gelbe und weißgelbe (die besten). Sie kochen sich weicher als Bohnen, ohne breiig zu werden, und sind
wohlschmeckender als jene. In Deutschland
[* 30] werden sie hin und wieder als Kaffeesurrogat angebaut; sie eignen sich auch sehr
gut zur Mästung des Federviehs; das Kraut wird von Pferden gern gefressen. Die Haare enthalten Oxalsäure.
1) MarcusTullius, der berühmte Staatsmann und Redner, geb. 3. Jan. 106 v. Chr. zu Arpinum,
Sohn des M. Tullius Cicero und der Helvia, aus ritterlichem Geschlecht, das aber noch nicht die Nobilität besaß. Um seinen SöhnenMarcus und Quintus eine bessere Erziehung geben zu können, zog der Vater, ein vermögender und angesehener Mann, nach Rom, wo
die Knaben von den besten griechischen Lehrern unterrichtet wurden. Nachdem Cicero, etwa 16 Jahre alt, die
toga virilis angelegt hatte, widmete er sich rhetorischen, philosophischen und juristischen Studien, letztern unter Leitung
des Augurs Q. MuciusScävola und nachher unter der des Pontifex gleichen Namens.
Dazwischen diente er während des Bundesgenossenkriegs 89 v. Chr. unter dem Konsul Gnäus PompejusStrabo. Von
den erhaltenen Reden Ciceros ist die älteste die für P. Quintius (81); seinen Ruf begründete die 80 in einem Kriminalprozeß
gehaltene Verteidigungsrede für S. Roscius von Ameria, worin er einem Günstling Sullas entgegentrat. Um seine angegriffene
Gesundheit zu
stärken, trat er 79 eine zweijährige Reise nach Griechenland
[* 32] und Asien
[* 33] an, auf der er überall
Gelegenheit nahm, seine philosophische und rednerische Ausbildung zu fördern, ersteres besonders in Athen
[* 34] bei den namhaftesten
Philosophen, letzteres vorzugsweise in Rhodus bei Molo, dem berühmtesten Rhetor der Zeit. 77 nach Rom zurückgekehrt, verwaltete
er 75 die Quästur in Lilybäum aus Sizilien
[* 35] mit der größten Gewissenhaftigkeit und Uneigennützigkeit
und gewann dann in Rom durch Ausübung seines Rednertalents immer größeres Ansehen; eine besonders günstige Gelegenheit
dazu bot ihm im Jahr 70 der Prozeß gegen den gewesenen Prätor in Sizilien, GajusVerres. Im J. 69 bekleidete er die Ädilität; 66 war
er Prätor und unterstützte als solcher in der Rede für das Manilische Gesetz die Übertragung des Oberbefehls
im Mithridatischen Krieg an Pompejus, an den er sich in dieser Zeit aufs engste anschloß.
Durch ein Werkzeug derselben, P. Clodius, seinen persönlichen Feind, wegen der Hinrichtung der Genossen Catilinas mit einer
Anklage bedroht, ging er (Anfang April 58) in freiwillige Verbannung, worauf Clodius ihn auf Grund eines
besondern Gesetzes verbannen, sein Haus in Rom niederreißen und seine Landgüter plündern ließ. Cicero fand zu Thessalonika in
Makedonien eine Zuflucht. Als er durch die Anstrengung seiner Freunde im August 57 zurückberufen worden war, sah er sich einesteils
durch die Übermacht der Triumvirn von jeder bedeutenden öffentlichen Thätigkeit ausgeschlossen und
andernteils durch die eintretende Spannung zwischen den Triumvirn öfters in die größte Verlegenheit gesetzt und zu Nachgiebigkeiten
verleitet, die seiner wenig würdig waren. In diese Zeit des Schwankens und einer fast ununterbrochenen Verstimmtheit, von
seiner Zurückberufung bis zum Ausbruch des Bürgerkriegs zwischen Pompejus und Cäsar, fallen einige schriftstellerische
Arbeiten (die Abfassung der Bücher: »De oratore« und »De re publica« in den Jahren 55 und 54), ferner seine Ernennung zum Augur
im J. 53 und die Verwaltung der ProvinzKilikien 51-50, zu der er wider seinen Willen durch ein Gesetz des Pompejus genötigt wurde,
die er aber mit großem Eifer und damals unerhörter Uneigennützigkeit führte.
Als er aus der Provinz zurückkehrte (Ende November 50), war der Bruch zwischen Pompejus und Cäsar unabwendbar. Nach Ausbruch des
Bürgerkriegs (Anfang 49) konnte er anfänglich zu keinem festen Entschluß kommen; endlich entschied er sich für Pompejus
und folgte ihm nach Griechenland, trat aber nach der Schlacht bei Pharsalus von dessen Partei zurück und
erwirkte sich von Cäsar Verzeihung und die Erlaubnis, nach Rom zurückzukehren. Die Zeit bis zur Ermordung Cäsars(15. März 44)
brachte er wiederum in einer ähnlichen, durch häusliches Unglück nur noch viel gedrückten Lage und Stimmung zu als
vor dem Bürgerkrieg, obgleich Cäsar ihm auf
¶
mehr
alle Art seine Achtung und Gunst bewies; den einzigen Trost suchte und fand er in seiner schriftstellerischen Thätigkeit,
der wir aus dieser Zeit die meisten seiner Werke verdanken. Die Ermordung Cäsars begrüßte er mit der größten Freude, obwohl
er nicht selbst zu den Verschwornen gehörte; er sah indes seine Hoffnungen bald völlig zerstört, da
Antonius statt Cäsars sich der Herrschaft in Rom bemächtigte. Schon war er im Begriff, Italien
[* 37] ganz zu verlassen und sich nach
Athen zu begeben, als er durch günstigere Nachrichten aus Rom zur Umkehr nach der Hauptstadt bewogen wurde.
Hier beginnt er mit der ersten, 2. Sept. 44 gehaltenen Philippischen Rede seinen Kampf gegen Antonius, der ihn
noch einmal an die Spitze des Staats erheben, ihm aber zuletzt nach kurzem scheinbaren Sieg denUntergang bereiten sollte. Antonius
wurde (im Mutinensischen Krieg) besiegt, und die Herrschaft des Senats schien wiederhergestellt, als Oktavian, mit dessen Hilfe
der Sieg gewonnen worden, seine Waffen
[* 38] gegen den Senat kehrte, mit Antonius und Lepidus das zweite Triumvirat
schloß und das gemeinsame Werk im Verein mit diesen durch die berüchtigten Proskriptionen eröffnete. Eins der ersten Opfer
derselben war Cicero. Im Begriff, sich durch die Flucht in das Lager
[* 39] des M. Brutus zu retten, wurde er auf seinem
Landgut bei Formiä von den nach ihm ausgesandten Mördern ereilt und getötet (7. Dez. 43). SeinenKopf und seine rechte Hand
[* 40] stellte
Antonius auf der Rednerbühne in Rom aus.
Wie schon aus diesem kurzen Abriß seines Lebens hervorgeht, war Cicero nicht ohne Schwächen, namentlich gingen ihm die
Charakterfestigkeit und Entschlossenheit ab, die in so sturmbewegten Zeiten für einen Staatsmann ein unerläßliches Erfordernis
waren. Auch tritt in allem seinen Thun und Reden eine maßlose Eitelkeit und Selbstüberschätzung hervor. Auf der andern Seite
bilden aber sein auf das Ideale gerichteter Sinn, seine Liebe zum Vaterland, sein warmes Herz für Freunde
und Angehörige, seine Gutherzigkeit, Sittenreinheit und Begeisterung für das Edle undSchöne, seine nie rastende Thätigkeit
und seine rednerischen Leistungen, die das Höchste darstellen, was in Rom in der Beredsamkeit geleistet worden ist, Lichtseiten
in seinem Bilde, die von seinen Tadlern, namentlich von Drumann (»Geschichte der Stadt Rom«, Bd. 5, 6) und
Th. Mommsen (»Römische
[* 41] Geschichte«, Bd. 3), nicht genügend anerkannt
werden.
Wie er lange Zeit durch unbedingtes Lob zu hoch erhoben worden ist, so hat man ihn in neuerer Zeit vielfach ungebührlich herabgesetzt,
hauptsächlich dadurch, daß man Äußerungen in seinen Briefen, die bloß in augenblicklicher Mißstimmung ihren Grund
haben, als Zeugnisse wider ihn benutzt hat. Über Ciceros Familienverhältnisse ist zu bemerken, daß er zwei Gemahlinnen
hatte, Terentia und Publilia, von denen beiden er sich, von der erstern nach 33jähriger Ehe (46), trennte. Von der Terentia
hatte er zwei Kinder, eine Tochter, Tullia, die in dritter unglücklicher Ehe 45 zum größten Schmerz des
Vaters starb, und einen ihm gleichnamigen Sohn (s. Cicero 3). AntikeBüsten von Cicero gibt es mehrere; am vortrefflichsten sind
die durch Inschrift bezeugte in Madrid
[* 42] (1860 von E. Hübner entdeckt) und die im Apsley House zu London (früher in der Villa Mattei
zu Rom).
Ciceros schriftstellerische Thätigkeit war eine außerordentlich vielseitige; die Zahl der auf uns gekommenen
Schriften ist, obwohl nicht wenige verloren gegangen sind, sehr bedeutend. Hervorzuheben sind folgende:
1) Reden. Die Zahl der erhaltenen Reden ist 57; außerdem besitzen wir von ungefähr
20 Reden Bruchstücke, von 35 kennen wir
die Titel; doch ist damit die Zahl der von ihm gehaltenen Reden nicht erschöpft. Von den erhaltenen verdienen
teils wegen ihres Gegenstandes, teils wegen ihrer Vortrefflichkeit hervorgehoben zu werden: »Pro Roscio Amerino« (80),
»ProMilone« (52) und die 14 »Orationes Philippicae« (44 und 43).
Sie zeichnen sich durch lebendigen Fluß der Darstellung, kunstvollen Bau derPerioden, (freilich oft allzu rhetorische) Fülle
des Ausdrucks, öfters auch durch geistvollen, wenngleich nicht immer zu rechter Zeit und in rechter Weise
angebrachten Witz aus, während sie freilich den Demosthenischen an Einfachheit, Kraft
[* 43] und Gesinnungstüchtigkeit weit nachstehen.
Sie wurden oft herausgegeben, besonders von Klotz (Leipz. 1835-39, 3 Bde.),
in Auswahl für den Schulgebrauch unter andern von Madvig (4. Aufl., Kopenh. 1858), Halm (in der Weidmannschen Sammlung, 7 Bdchn.).
2) Rhetorische Schriften, über die Theorie der Beredsamkeit, wobei Cicero namentlich seine eigne Stellung als
Redner darlegt und begründet. Die bedeutendsten sind: »De oratore«, in 3 Büchern, verfaßt 55, eingekleidet in ein Gespräch
zwischen den beiden größten ältern Rednern,L.Crassus und M. Antonius (hrsg. von Ellendt, Königsb. 1840; Piderit, 5. Aufl.,
Leipz. 1878; Bake, Amsterd. 1863; Sorof, 2. Aufl., Berl.
1882);
»Brutus s. de claris oratoribus«, verfaßt 46, eine Geschichte der römischen Beredsamkeit und für uns daher sehr wertvoll
(hrsg. von Bernhardt und Meyer, Halle
[* 44] 1838; Ellendt, Königsb. 1844; Jahn, 4. Aufl. von Eberhard, Berl. 1877; Piderit, 2. Aufl.,
Leipz. 1876, u. a.);
»Orator«, an M. Brutus gerichtet, verfaßt 46, über das Ideal eines Redners (hrsg.
unter andern von Jahn, 3. Aufl., Berl. 1869; Piderit, 2. Aufl., Leipz. 1876; Heerdegen, das.
1884).
3) Briefe, über 800, in 4 Sammlungen, eine unerschöpfliche und unschätzbare Quelle
[* 45] für die Zeitgeschichte, worin
sich zugleich Ciceros Innerstes rückhaltlos aufschließt. Die 4 Sammlungen sind: »Ad familiares«, an verschiedene
Freunde, 16 Bücher;
»Ad Atticum«, ebenfalls 16 Bücher (Ausg. von Boot, Amsterd. 1865, 2 Bde.);
»Ad Quintum« (Ciceros Bruder), 3 Bücher, und der Briefwechsel zwischen Cicero und M. Brutus, 2 Bücher, dessen Echtheit man jedoch
anzweifelt.
Herausgegeben wurden die Briefe Ciceros von Billerbeck (Hannov. 1836, 4 Bde.),
Wesenberg (Leipz. 1872-1873, 2 Bde.);
in Auswahl von F. Hofmann (5. Aufl. von Andresen, Berl. 1884), Süpfle (8. Aufl., Karlsr.
1880), Frey (3. Aufl., Leipz. 1881) u. a.;
übersetzt von Wieland(Zürich
[* 46] 1808-21, 7 Bde.; neue Ausg.,
Leipz. 1840-41, 12 Bde.).
Vgl. Abeken, Cicero in seinen Briefen (Hannov. 1835).
4) Philosophische Schriften: »De republica«, 6 Bücher, verfaßt 54-53, nur teilweise erhalten (Ausg. von Mai, Rom 1822 u. 1846;
Osann, Götting. 1847);
»De legibus«, um 52 verfaßt, 3 Bücher, aber unvollendet (Ausg. von Bake, Leid. 1842; Vahlen, 2. Aufl.,
Berl. 1883; Du Mesnil, Leipz. 1880);
ferner aus dem Jahr 45: »De finibus bonorum et malorum«, 5 Bücher (Ausg. von Madvig, 3. Aufl., Kopenh. 1876; Holstein,
Leipz. 1873; deutsch von J. H. ^[JuliusHermann] v. Kirchmann, das. 1874),
und »Academica« (davon erhalten das 2. Buch einer
ersten und das 1. einer zweiten Bearbeitung; Ausg. von Orelli, Zür. 1827);
aus dem Jahr 44: »Tusculanae quaestiones«, 5 Bücher
(Ausg. von Kühner, 5. Aufl.,
¶
Gesamtausgabe der »Philosophica« von Görenz (Leipz.
1809-12, 3 Bde.). Auch als Dichter hat sich Cicero versucht,
in seiner Jugendzeit zur Übung (von seiner Übersetzung des Aratos sind noch bedeutende Bruchstücke vorhanden),
später
vornehmlich aus Eitelkeit zur Verherrlichung seiner Erlebnisse, freilich ohne viel Glück. Ausgaben sämtlicher
Werke: »Editio princeps« (Mail. 1498, 4 Foliobände);
Neuere Übersetzungen in der Metzlerschen Sammlung römischer Prosaiker (von Osiander
u. a.) und der Hoffmannschen (jetzt Langenscheidtschen) Übersetzungsbibliothek römischer Klassiker (von
Kühner, Mezger, Binder u. a).
Vgl. Middleton, History of the life of Cicero (Dublin 1741, 2 Bde.; neue Ausg.
1842; deutsch von Seidel, Danz. 1791-1793, 4 Bde.), eine Verherrlichung Ciceros; Suringar,
M. Tullii Ciceronis commentarii rerum suarum (Leiden
[* 50] 1854);
3) MarcusTullius, Sohn des Redners, geb. 65 v. Chr., wurde von seinem Vater aufs sorgfältigste erzogen, nahm nach Ausbruch des
Bürgerkriegs zwischen Pompejus und Cäsar auf seiten des erstern als Reiteranführer an dem Krieg teil,
wurde dann mit seinem Vater von Cäsar begnadigt, schloß sich, nachdem er sich im Jahr 45 zur Fortsetzung seiner Studien nach
Athen begeben, von
da aus 44 an M. Brutus an, dem er wiederum als Reiteranführer nicht unwesentliche Dienste
[* 52] leistete. Nach
Besiegung des Brutus proskribiert, floh er zu SextusPompejus und kehrte erst im Jahr 39, als die Umstände
sich zu seinen gunsten verändert hatten, nach Rom zurück, wo er später von Oktavian zum Augur und 30 zum Konsul ernannt wurde.
Nach den Nachrichten der Alten stand er seinem Vater an Begabung und Verdienst weit nach. Das Jahr seines
Todes ist unbekannt.
Tourn. (Wegwart, Zichorie), Gattung aus der Familie der Kompositen, aufrechte, gespreizt ästige, kahle oder spärlich
behaarte Kräuter mit fiederspaltigen oder grob gezahnten Blättern, sitzenden oder gestielten, ziemlich
großen, blaublütigen Köpfen und fast fünfkantigen, kahlen Achenen mit ein- bis dreireihigem Pappus. DreiArten. Cichorium EndiviaL. (Endivie), 60-150 cm hoch, fast kahl, mit länglichen, buchtig gezahnten untern und eiförmigen, mit herzförmigem Grund
stengelumfassenden obern Blättern und paarigen Blütenstielen, von denen der kürzere mehrblütig ist,
heimisch in Ostindien, Ägypten, Griechenland und der Levante, wird häufig in Gärten kultiviert, indem man die grundständigen,
lockere Rosetten bildenden und meist zu Köpfen zusammenschließenden Blätter, besonders von der krausen Varietät (Cichorium crispum
Mill.), zu dem bekannten Endiviensalat benutzt.
Sie werden zu diesem Zweck gewöhnlich durch Lichtentziehung gebleicht und sind dann ungemein zart, aber
immer härter und starrer als gewöhnlicher Salat. Cichorium IntybusL. (Zichorie, Feldwegwart, Sonnenwende), bis 1,25 m hoch, mehr
oder weniger steifhaarig, mit schrotsägezahnigen Wurzel- und lanzettlichen Stengelblättern und paarigen, kurzgestielten,
blauen, selten weißen Blüten, findet sich von Japan und China durch Vorderasien und ganz Europa
[* 54] bis hoch
nach Norwegen
[* 55] und auch in Nordamerika.
[* 56]
Die Zichorie verlangt einen tiefen, mürben, thonhaltigen, kalkreichen, in guter Dungkraft stehenden Boden und sonnige Lage,
gedeiht aber auch noch auf sandigem Lehmboden. Frische Düngung bringt die Gefahr des Verunkrautens mit
sich, weshalb man vorzieht, die Zichorie in zweiter Tracht zu bauen. Die Vorfrucht muß den Boden rein gelockert und kräftig
zurücklassen. Die Aussaat geschieht im April, am besten mit der Drillmaschine, 5-6 kg pro Hektar. Die Reihen erhalten 30-35
cmEntfernung, während die jungen Pflänzchen in den Reihen auf 25-30 cm verdünnt werden. Die jungen Pflänzchen
müssen behackt
¶
mehr
werden, später ersticken sie alles Unkraut. Die Ernte
[* 65] erfolgt im Oktober; doch kann man die Wurzeln auch über Winter in der
Erde lassen, da sie nicht erfrieren. Man gewinnt etwa 400 Ztr. Wurzeln und 80 kg grüne Blätter von 1 Hektar. Die Zichorie nimmt
die Bodenkraft sehr stark in Anspruch, und gewöhnlich muß der Boden für die Nachfrucht wieder gedüngt
werden. Die kultivierte Wurzel ist stärker als die wild gewachsene, fleischig, mit verhältnismäßig breiterer Rinde. In
beiden finden sich nur Spuren von Gerbstoff und ätherischem Öl, wenig Eiweiß, Fett, Harz und organische Säuren.
Die kultivierte Wurzel enthält 3-4 Proz. Zucker, 16-23 Proz. stickstofffreie, 2-4 Proz. stickstoffhaltige
organische Substanz, 2-5 Proz. Holzfaser und Mineralstoffe und 70-80 Proz. Wasser. Zur Bereitung des Kaffeesurrogats (deutscher Kaffee),
zu welchem sich die Wurzel eigentlich durch nichts empfiehlt, werden dieselben getrocknet (3,6-4 Ztr.
frische geben 1 Ztr. gedarrte Wurzeln), in Stücke geschnitten, in rotierenden großen Trommeln von Eisenblech
ähnlich wie Kaffee geröstet, dann fein gemahlen und in Pakete von 60-120 g gepackt. In feuchten Lokalen oder auf Horden in
Kammern, in welche Dampf
[* 66] geleitet wird, zieht das Pulver sehr viel Wasser an und bildet dann die feste, bröckelige, bisweilen
etwas schmierige Masse, wie sie im Handel vorkommt.
Diese ist braun oder braunschwarz und gibt an Wasser 13 Proz. lösliche Bestandteile ab, die dasselbe dunkel färben und ihm
einen bittern, zugleich süßlichen Geschmack mitteilen. Von den wirksamen Bestandteilen des Kaffees enthält die Zichorie nichts,
und nur das brenzlige, durch das Rösten entwickelte Öl ist allenfalls entfernt mit dem Aroma des Kaffees
zu vergleichen. Man darf daher auch nicht die Wirkungen des Kaffees von der Zichorie erwarten; dagegen soll sie bei anhaltender
Benutzung auf die Verdauung nachteilig einwirken.
Der Zichorienkaffee ist vielfachen Verfälschungen (namentlich mit gerösteten Runkelrübenpreßlingen) unterworfen, und nicht
selten enthält er 20-40 Proz. erdige Beimengungen, als Ziegelmehl, Ocker, Thon, Beinschwarz aus Zuckerfabriken
etc. Zichorienwurzeln wurden seit mehr als hundert Jahren in Haushaltungen am Nordrand des Harzes geröstet, um sie als Kaffeesurrogat
zu benutzen. Um 1763 lenkten Förster und Major v. Heine die Aufmerksamkeit auf dies Präparat, und nach 1790 begannen Braunschweiger
und Magdeburger Kaufleute Zichorienkaffee für den Handel herzustellen. Zu Anfang des 19. Jahrh. wurde
die erste Fabrik errichtet, welche besonders während der Kontinentalsperre ihr Fabrikat bei der armen Bevölkerung
[* 67] einzubürgern
vermochte.
Gegenwärtig besitzt das Deutsche Reich
[* 68] 123, Europa 450 Zichorienfabriken. 1881 waren im DeutschenReich 10,118 Hektar mit Zichorie
bebaut, und es wurden geerntet 4,364,100 Ztr. Wurzeln. Davon entfielen auf die ProvinzSachsen
[* 69] 2,602,700
Ztr. Die Produktion an gedarrter Zichorie betrug 1,173,400 Ztr. Die Ausfuhr an Zichorienfabrikat aus Deutschland betrug 1880:
178,382 Ztr. im Wert von 2,5 Mill. Mk. In
neuerer Zeit wurde die Zichorienwurzel der Aufmerksamkeit der Spiritusfabrikanten empfohlen.
(spr. tschītschis-), die früher in Italien unter den höhern Ständen herrschende Sitte, daß sich eine
verheiratete Dame stets von einem Hausfreund (Cicisbeo) in Gesellschaften, zu öffentlichen Vergnügungen, in die Kirche etc.
begleiten ließ. Der gute Ton verlangte nämlich, daß der Ehemann mit seiner Frau nur im Haus umging. Der
Cicisbeo erschien daher morgens bei der Frau, um sich für den Tag Verhaltungsmaßregeln geben zu lassen, und sein Name wäre
nach Wilh.
Müller vonFlüstern abzuleiten, weil er bei Festen und im Theater hinter dem Stuhl seiner Herrin stand und mit ihr flüsterte.
Bei aller scheinbaren Anstößigkeit war das Verhältnis zwischen dem Cicisbeo und der Dame meist kein
unsittliches, und die Damen bedangen im Heiratskontrakt die Erlaubnis, einen Cicisbeat halten zu dürfen. Die Sitte entstammt der
Zeit der Galanterie und Minnehöfe, ist jedoch im Abnehmen begriffen und in Mißkredit geraten, so daß heute in Italien wie
in Deutschland Cicisbeo einen Hausfreund mit verdächtigen Nebenabsichten und Cicisbea einfach eine Buhlerin bedeutet.
(spr. tschikonnja),EmanueleAntonio, ital. Geschichtsforscher und Archäolog, geb. zu
Venedig, trat, nachdem er seine Studien am adligen Kollegium zu Udine gemacht, in den Staatsdienst und bekleidete die Stelle eines
Generalprokurators zu Venedig, später die eines k. k. Appellationssekretärs. Seine ersten Arbeiten veröffentlichte
er 1808-10 unter dem PseudonymAngelo Eugenio Mentice Mantovano. Sein berühmtes Hauptwerk betitelt sich »Delle iscrizioni veneziane,
raccolte ed illustrate« (Vened. 1824-53, 7 Bde.
mit Tafeln).
Cicognas kleinere Arbeiten betrafen ebenfalls meist die heimische venezianische Geschichte und Altertumskunde, zum Teil
auch die Kunstgeschichte, insbesondere die Geschichte venezianischer Kirchen und Denkmäler. Ferner lieferte er biographische
Arbeiten über venezianische Geschlechter (»Vite di N. e di J. Tiepoli«, 1828, u. a.). Auch gab er bis dahin ungedruckte Novellen
alter italienischer Autoren (»Novelle inedite«, Vened. 1822, 2 Bde.),
ein »Saggio di bibliografia veneziana« (das.
1847) und ein in vielen Auflagen verbreitetes »Ristretto di ortografia da saccoccia« (das. 1816) heraus.
Cicogna starb in Venedig. Seine bedeutende Bibliothek (darunter über 3000 Manuskripte) und seine Sammlungen vermachte
er dem städtischen Museum zu Venedig.
(spr. tschikonj-), Leopoldo, Graf von, ital. Kunstschriftsteller, geb. zu
Ferrara,
[* 71] zeigte schon in früher Jugend Vorliebe für die schönen Künste, beschäftigte sich später in Rom eifrig mit denselben
sowie im UmgangmitMonti, Cancellieri u. a. mit der schönen Litteratur und ging sodann nach Neapel
[* 72] und Sizilien, wo er ein
Gedicht: »Le
[* 73] ore del giorno«, herausgab. Er ließ sich 1795 in
Modena nieder, wo er bis 1807 verschiedene diplomatische und administrative Stellungen innehatte und endlich Staatsrat wurde.
Im J. 1808 schied er aus dem Staatsdienst und erhielt bald darauf die Stelle eines Präsidenten der Akademie der schönen Künste
in Venedig.
Auf seinen Reisen sammelte er viele Kunstgegenstände und namentlich Niellos, auf die er zuerst die Aufmerksamkeit
hinlenkte. Er starb Die bedeutendsten seiner Schriften sind: »Memorie storiche dei letterati ed artisti ferraresi«
(Ferrara 1811);
»Storia della scultura dal suo risorgimento in Italia« (Vened. 1813-18, 3 Bde.
mit Kupfern, sein Hauptwerk; 2. Aufl., Prato 1823-24, 7 Bde. mit Atlas);
[* 74]
»Le fabriche più cospicue di Venezia«
(Vened. 1815-20; 2. Aufl. 1833-42, 2 Bde.).
Teobaldo, ital. Lustspieldichter, geb. zu San Daniele in Friaul, veröffentlichte noch
während seiner Studien zu Padua
[* 76] eine Tragödie: »Speronella« (1844), nahm 1848 persönlich teil an den nationalen
Kämpfen in Toscana und in Rom und bekleidete dann den Posten eines Sekretärs des venezianischen Kriegsministers.
Nach Unterdrückung der Revolution widmete er sich wieder der Poesie. Eine Sammlung seiner lyrischen Gedichte (1853) fand wenig
Anklang, und auch sein Drama »Eleonora di Toldo« errang nur einen mäßigen Erfolg; dagegen
that er 1857 mit dem Lustspiel »Le pecorelle smarrite«, das mit großem Beifall über die
italienischen Bühnen ging, einen um so glücklichern Wurf.
Nicht geringern Erfolg hatten in den nächsten Jahren die Komödien: »Il troppo tardi«, »I
Garibaldini«, »Le mosche bianche«, »La
rivincita«, »La statua di carne« und »La
figlia unica«. Auch als Journalist glänzte Ciconi durch Lebhaftigkeit des Witzes, durch pikanten und sarkastischen
Humor. Im J. 1860 gründete er zu Mailand
[* 77] im Verein mit dem Humoristen Ghislanzoni das Blatt
[* 78] »Il Lombardo«, dessen Redaktion er
jedoch bald wieder aufgab; weiterhin schrieb er unter anderm für das Journal »L'Alleanza« die geistreichen »Passeggiate
milanesi«. Ciconi starb in Mailand.
L. (Wasserschierling, Wüterich), Gattung aus der Familie der Umbelliferen,
[* 80] ausdauernde, hohe, kahle Wasserkräuter
mit hohlem Stengel, gefiederten oder fiederig zusammengesetzten Blättern, ohne oder mit wenigblätterigen Hüllen, vielblätterigen
Hüllchen, weißen Blüten und fast kugeliger, zweiköpfiger Frucht. DreiArten. Cicuta virosaL. (Wutschierling,
Parzenkraut, Scherte, s. Tafel »Giftpflanzen«)
[* 81] hat einen dicken, weißen, hohlen, querfächerigen Wurzelstock; einen 0,6-1,6
m hohen, runden, hohlen, leicht gestreiften Stengel, sehr große, kahle, dreifach gefiederte Blätter mit lanzettförmigen,
scharf gesägten Blättchen, gewölbte, vielstielige Dolden ohne Hülle und halbkugelförmige Döldchen; die Frucht
ist kugelförmig von der Seite zusammengedrückt.
Die Pflanze wächst an Flußufern, in Sümpfen, Graben und Teichen durch Europa und Nordafrika und ist eine der gefährlichsten
GiftpflanzenDeutschlands;
[* 82] sie riecht stark, betäubend, dillähnlich, schmeckt petersilienartig, später brennend. Die Wurzel
ist der giftigste Teil der Pflanze; beim Zerschneiden fließt ein milchweißer Saft aus, der an der Luft
gelb, zuletzt rötlich wird und unangenehm widerlich riecht. Der Genuß der frischen Wurzel verursacht Angst, Betäubung, Entzündung
des Magens, Brand, Wut und endlich einen qualvollen Tod.
Wasserschierling enthält ein flüchtiges Alkaloid, das Cicutin, welches aber noch nicht rein dargestellt ist; ein aus der
Wurzel dargestelltes ätherisches Öl besteht im wesentlichen aus einem Kohlenwasserstoff, Cicuten, und
ist nicht giftig; das ätherische Öl des Samens enthält Cuminaldehyd. Cicuta maculataL., ein in den SümpfenNordamerikas einheimisches
krautartiges Gewächs, wird daselbst wie in Europa der gefleckte Schierling gebraucht. In den europäischen Apotheken versteht
man aber unter Herba Cicutae jederzeit das Kraut von ConiummaculatumL. und nie das von Cicuta virosa. Auch
die Cicuta der Römer
[* 83] war unser Conium, denn der Wasserschierling wächst gar nicht im Süden; die Namensverwechselung schlich
sich
im Mittelalter ein.
der in Geschichten, Sagen und Liedern gefeierte Nationalheld der Spanier, dessen eigentlicher.
Name Ruy (Rodrigo) Diaz de Vivar war. Die Geschichte seines Lebens ist so reich mit mythischem Schmuck umgeben, daß manche schon
geneigt waren, ihm die historische Existenz ganz abzusprechen. Erst den gründlichen Untersuchungen der Neuzeit
(namentlich Dozys) ist es gelungen, die wirklich historischen Daten festzustellen und so eine vollständige Biographie des Helden
zu geben, deren wesentlichster Inhalt sich auf folgendes beschränkt.
Der Cid Campeador stammte wahrscheinlich aus der Famile ^[richtig: Familie] LainCalvos; jedenfalls war er der Sohn eines kastilischen
Granden und gegen die Mitte des 11. Jahrh. geboren. Seine ersten Heldenthaten
verrichtete er in einem Krieg, den Sancho II., Sohn Ferdinands d. Gr., gegen seinen VetterSancho von Navarra führte. Der Cid Campeador stand
auf Sanchos Seite und riet ihm im Kampf der SöhneFerdinands über die Erbteilung, seinen BruderAlfons zu überfallen, wodurch
dieser gezwungen wurde, zum König AliMaimon nach Toledo
[* 84] zu flüchten.
Schon damals sollen ihm seine Landsleute den Ehrennamen Campeador (»Kämpfer«) gegeben haben, während der Name Cid (arab. Seid,
»Herr«) von den Mauren herrührt. Nach Besiegung seiner Brüder zog Sancho auch gegen Zamora, das Erbteil seiner Schwester, fand
indessen vor dieser Stadt durch Meuchelmord seinen Tod. Alfons wurde nun Herr von Kastilien, mußte aber auf
Verlangen des Cid Campeador vorher schwören, daß er keinen Anteil an dem Morde des Bruders gehabt habe. Infolgedessen nährte AlfonsHaß
gegen den Cid Campeador, obschon er ihn vorerst verbarg.
Ja, Rodrigo vermählte sich mit einer Nichte des Königs, Jimena, und begleitete diesen auf einer Wallfahrt.
Im J. 1087 wurde er indessen auf Anstiften des Garcia Ordoñez vom König verbannt. Er begibt sich nach Saragossa
[* 85] zu einem
maurischen Fürsten aus dem Stamm der BeniHud, dem er im Kampf gegen seinen Bruder und dessen spanische Bundesgenossen beisteht,
und verrichtet hier Heldenthaten, die seine Zurückberufung durch Alfons zur Folge haben. Voll Mißtrauen
gegen diesen wendet er sich aber bald wieder nach Saragossa, kehrt dann wieder zu Alfons zurück und steht so, je nach Veranlassung
und seinem Vorteil gemäß, abwechselnd auf beiden Seiten, verbindet äußersten Heroismus mit großer Schlauheit und dient
lediglich seinem eignen Interesse. Er wird der Schrecken der Mauren und erobert 1094 für sich Valencia,
[* 86] wobei er jedoch die bei der Übergabe eingegangenen Bedingungen treulos bricht und trotz versprochener Schonung mit barbarischer
Grausamkeit verfährt.