mit Verzichtleistung auf dogmatische Bestimmungen rein mit dem
Gefühl und der
Phantasie in den Abgrund der am
Kreuz
[* 2] gestorbenen
Liebe (die Jesusmystik des heil.
Bernhard), bald suchten
sie denTod des
SohnesGottes durch asketische »Entwerdung« und Selbstvernichtung
zu ergänzen. Das Reformationszeitalter ließ die
Lehre
[* 3] von den beiden
Naturen in
Christus als gemeinchristliche
Fundamentallehre unangetastet stehen; einzig zwischen den
Lutheranern und
Reformierten erhob sich im Zusammenhang mit dem Abendmahlsstreit
eine
Differenz.
Während die
Reformierten vermöge ihrer Voraussetzung eines schlechthinnigen Unterschieds zwischen Unendlichem und Endlichem
die Menschheit des fleischgewordenen
Logos als eine wirklich innerhalb der
Schranken irdischen Menschendaseins sich entwickelnde
faßten, darüber derselbe
Logos vermöge seiner
Gottheit immer noch unendlich hinausrage, stellte die
Konkordienformel als
Stütze der lutherischen Abendmahlstheorie die
Lehre auf, daß in
Christus göttliche und menschliche
Natur
in eine ganze und bleibende Vereinigung (unio personalis) getreten seien, vermöge deren eine solche
Gemeinschaft der beiden
Naturen (communio naturarum) stattfinde, daß der
Logos fortan nur noch »im
Fleisch« existiert, seine göttliche
Natur nur noch in der mit ihr persönlich vereinigten menschlichen und durch dieselbe sich bethätigt, ebendarum aber
dieser auch ihre wesentlich göttlichen
Eigenschaften mitteile
(communicatio idiomatum) und z. B.
Christus auch seiner menschlichen
Natur nach allgegenwärtig, also mit seinem
Fleisch und
Blut in den Abendmahlselementen,
sein könne. Die
reformierte Kirche erklärte eine solche Mitteilung der
Idiome für eine bloß rednerische Vertauschung der
Ausdrücke (alloeosis) und beschuldigte die lutherische
Theologie der Vermischung der beiden
Naturen. Das Werk
Christi anlangend,
hat der
Protestantismus die Anselmische
Lehre unter Abstreifung ihres privatrechtlichen
Charakters und unter
Verbindung derselben mit der biblischen Opferidee dahin ausgebildet, daß der Gottmensch durch sein im
Tod übernommenes stellvertretendes
Strafeleiden ein schlechthin entsprechendes Sühnopfer für die
Sünden der ganzen Menschheit gebracht, den gerechten
ZornGottes gestillt und die Zuwendung der sündenvergebenden
GnadeGottes an die Gläubigen objektiv ermöglicht habe.
Dabei betonen beide protestantische
Konfessionen
[* 4] neben dem leidenden
GehorsamChristi auch seinen thätigen,
d. h. die vollkommene Erfüllung des
Gesetzes, und handeln daneben noch von den beiden
Ständen (status)
Christi, nämlich demjenigen
der
Erniedrigung (status exinanitionis) und dem der
Erhöhung (status exaltationis), mit welchem auch seine menschliche
Natur
in den reellen
Besitz undGebrauch göttlicher
Herrlichkeit eingetreten sei. Dabei streiten
Lutheraner und
Reformierte, ob die sogen.
Höllenfahrt (s. d.) schon zu diesem oder noch zu jenem
Stand gehöre.
Einen ersten
Schritt zur
Auflösung dieses dem dogmatischen
Denken angehörigen Christusbildes thaten, indem sie zu einfachern
neutestamentlichen
Vorstellungen zurückkehrten, die
Socinianer; einen weitern die Rationalisten, indem sie
das, was der
MenschJesusan sich war, auch wieder von dem unterschieden, was er dem
Paulus und dem
Johannes war, und dem
Tod Jesu
nur die Bedeutung eines den
Sieg seiner
Sache bedingenden
Martyriums vindizierten; einen dritten die spekulative
Theologie, indem
sie die Dogmen von der Gottmenschheit undVersöhnung als
Formen behandelte, in
welchen die ewige
Wahrheit
von der
Einheit des unendlichen und des endlichen
Geistes der populären
Vorstellung faßbar und an dem klassischen
Exempel Jesu
gleichsam
ad oculos demonstriert werde; einen vierten die mit
Strauß
[* 5] anhebende kritische Behandlung des
Lebens Jesu, vermöge
welcher die
Person Jesu immer mehr in den
Kreis
[* 6] der wirklichen Geschichte hereingezogen worden ist (s.
Jesus Christus); einen fünften und letzten die von den
Fesseln der
Dogmatik emanzipierte kirchen- und dogmengeschichtliche
Forschung, welche den ganzen
Prozeß des
Werdens der Christologie klargelegt und zum objektiven Verständnis gebracht hat. Auf denselben
historischen
Prozeß stützen sich anderseits aber auch die konservativen
Richtungen, indem sie demselben
ein sei es dogmatisch verfestigtes, sei es spekulativ konstruierbares
Resultat abgewinnen, teilweise auch die ganze christologische
Metaphysikvor der sittlichen Bedeutung Jesu als des
Stifters des
Reichs Gottes, darin sich alle
ZweckeGottes mit der Menschheit
zusammenfassen, verstummen heißen.
Heiliger (lat. Christophorus, »Christusträger«;
auch der große Christoph oder Christophel genannt), einer der 14
Nothelfer der katholischen
Kirche, nach der
Legende ein Mann von 12
FußLänge und ungewöhnlicher
Stärke.
[* 10] Im
Gefühl seiner
Kraft
[* 11] wollte er seine
Dienste
[* 12] nur dem Mächtigsten weihen
und diente daher erst einem König, dann, da er dessen
Furcht vor dem
Teufel merkte, diesem, und als derselbe einst einem Christusbild
ängstlich auswich, beschloß er,
Christus seine
Dienste zu weihen. An einem großen
Fluß erschien ihm
Christus selbst in Kindesgestalt
und ließ sich von ihm über den
Fluß tragen, worauf
er denNamen Christoph erhielt.
Nach der ältesten Gestalt der
Legende soll Christoph in
Syrien gelebt und unter
KaiserDecius das
Martyrium erlitten haben. Die morgenländische
Kirche feiert
ChristophsGedächtnis am 9. Mai, die abendländische am 25. Juli. Abgebildet wird Christoph gewöhnlich in riesenhafter
Größe,
das Christuskind auf seinen
Schultern, wie er, auf seinen großen
Stab
[* 13] gestützt, alle
Kräfte aufwendet,
um der immer wachsenden
Last nicht zu erliegen. So stellt ihn auch der älteste bekannte
Holzschnitt von 1423 dar.
Vgl. Sinemus,
Die
Legende vom heil. Christoph in der
Plastik und
Malerei (Hannov. 1868).
mißglückte ebenfalls, und Christoph trat nun endlich 1475 seinen Anteil an der Herrschaft auf zehn Jahre förmlich an Albrecht ab
und erhielt dafür Schloß und Stadt Landsberg,
[* 18] das Schloß Pähl und die Stadt Weilheim. Heldenruhm erwarb er sich im flandrischen
Krieg sowie in dem Heer des HerzogsGeorg, welches dem KaiserMaximilian gegen Ungarn
[* 19] zu Hilfe eilte; Christoph war
der erste auf den Mauern von Stuhlweißenburg
[* 20] und öffnete dem Kaiser die Thore. Nach Ablauf
[* 21] der zehnjährigen Vertragsfrist wünschten
die Christoph übergebenen Städte von dessen harter Herrschaft erlöst zu werden, und zugleich kündigten 59 Adlige Christoph Fehde an,
so daß dieser der Übermacht weichen mußte. Er stellte sich an die Spitze des Löwlerbundes, den der
unzufriedene Adel gegen Albrecht gestiftet hatte, zog dann in Begleitung mehrerer Fürsten und Edlen nach Palästina
[* 22] und starb,
mit seinem Bruder versöhnt, auf der Rückreise auf Rhodus. Die Sagen über Christoph behandelt Trautmann,
Die AbenteuerHerzogs Christoph von Bayern (3. Aufl., Regensb. 1880).
2) Christoph I., Sohn Waldemars II., folgte 1252 seinem BruderAbel auf dem dänischen Thron,
[* 23] trat dann aber
Schleswig
[* 24] an dessen Sohn ab. Durch den Übermut des Erzbischofs von Lund, Jakob Erlandson, in Kampf mit der Hierarchie
verwickelt, ließ Christoph denselben verhaften und nahm alle den Geistlichen verliehenen Freiheiten zurück. Sofort traf das ganze
Land derBann, den nur Jütland unbeachtet ließ, und infolgedessen sich das Volk mehrfach gegen Christoph erhob. Er fand seinen Tod 1259 durch
Gift, das ihm von einem Bischof im heiligen Abendmahl gereicht worden sein soll.
3) Christoph II., Sohn des KönigsErich (VI.) Glipping und der Prinzessin Agnete von Brandenburg,
[* 25] folgte seinem BruderErich VII. Menved 1320 durch
die Wahl der Stände, nachdem er eine Wahlhandfeste beschworen, welche die Rechte derStände beträchtlich erweiterte. Trotzdem
rief er durch drückende, willkürliche Regierung bald Aufstände hervor und wurde schon 1326 vertrieben.
Zwar kehrte er 1330 auf den Thron zurück, wurde aber schon 1331 vom GrafenGerhard von Holstein besiegt und starb auf
der Flucht.
An den damaligen kirchlichen Angelegenheiten des Reichs nahm Christoph den lebhaftesten Anteil, indem er, freilich
vergeblich, eifrig bemüht war, nicht bloß unter den beiden protestantischen Konfessionen die Einigkeit aufrecht zu erhalten,
sondern auch mit den Katholiken wenigstens in Deutschland
[* 39] eine Verständigung herbeizuführen. Er erschien persönlich auf
zahlreichen Zusammenkünften in Religionssachen und führte einen ausgedehnten Briefwechsel; bei KaiserMaximilian II. stand
er in hoher Gunst. Auch nahm er sich der Protestanten in Österreich, Graubünden
und Friaul an. In Stuttgart
[* 40] baute er
das jetzt sogen. alte Schloß. Er starb und wurde in der Stiftskirche zu Tübingen beigesetzt.
krönen. Er herrschte mit Festigkeit und nicht ohne Einsicht, machte sich aber durch die Nachahmung der Napoleonischen Einrichtungen
lächerlich, indem er einen CodeHenri erließ und einen von den komischten Titeln und Hofämtern strotzenden Hofstaat einrichtete.
Da er infolge wiederholter Aufstände immer grausamer regierte, brach im September 1820 eine allgemeine
Empörung gegen ihn aus; als diese siegte, erschoß sich Christophe 8. Okt. selbst, um nicht seinen Feinden in die Hände zu fallen.
von denen eine Auswahl in deutscher Übersetzung
von Boltz (»Lieder des Athanasios Christópulos«, Leipz. 1880) erschien. Wertlos ist seine
Tragödie »Achilleus«, unbedeutend auch seine neugriechische Paraphrase des ersten Gesangs der »Ilias« (neu herausgegeben
von E. Legrand, Par. 1870). Seine grammatischen und dialektologischen Arbeiten sind trotz der lobenswerten Tendenz, der Volkssprache
zu größerer Geltung zu verhelfen, verfehlt.
griech. Übersetzung des hebräischen Messias (maschiach), der Gesalbte, daher der Ehren- und Amtsname Jesu,
der nach der Kirchenlehre vom HeiligenGeist zum König, Priester und Propheten gesalbt ist.
LautAugustin und Eusebius hatte das 4. Jahrh. noch keinen bestimmten Typus für Christusbilder. Bald aber weiß die Apokryphenlitteratur
den auch von Eusebius 1, 14 erwähnten Briefwechsel zwischen Christus
und König Abgar zu Edéssa mit einem angeblich in einem
Brief wunderbar eingedrückten Bildnis Christi in Verbindung zu bringen, das, in Edessa aufbewahrt, später (944) nach Konstantinopel
und dann nach Rom
[* 49] gekommen sein soll (s. Abgar). Danach schildert Johannes Damascenus im 8. Jahrh. das BildChristi, womit der im 11. Jahrh. bekannt gewordene Bericht des Lentulus und die byzantinischen Christusbilder harmonieren, z. B. die in
Ravenna und Rom, welche Christus mit kurzem, gespaltenem Bart, langem, in der Mitte gescheiteltem Haar
[* 50] und edlen Zügen darstellen.
Die hervorragendsten Christusbilder der frühern Malerei sind von J. ^[Jan] van Eyck, Dürer und den Genannten, aus
der Neuzeit von Thorwaldsen, Cornelius, HeinrichHeß, Schraudolph und Schlotthauer, denen der moderne Realismus besonders durch
E. v. Gebhardt einen neuen, historisch-naturalistisch gebildeten Christustypus entgegengestellt hat. Einer andern Reihe von
Christusbildern gehören die »Veronikabilder« an, wo das »Schmerzensangesicht«
auf dem Schweißtuch erscheint, nach der Legende gleichfalls wunderbar entstanden und daher die andre Gattung der »Acheiropoieta«
bildend, d. h. nicht von Menschenhand herrührend (s. Veronikabild).
die als Inschrift sehr häufig angewandte abgekürzte Bezeichnung des NamensChristi. Die ältesten
Formen sind ein Schrägkreuz oder Χ und die Zusammensetzung der beiden Anfangsbuchstaben des Namens: Χ
(Ch) und Ρ (R) und zwar in doppelter Weise, indem das Ρ mitten in das Kreuz hineingesetzt, dieses aber entweder liegend (×)
oder stehend (+) genommen wurde, also ☧ oder ^[img] Mit der letztern Form nahe verwandt ist das ägyptische Henkelkreuz
^[img], das Zeichen des Lebens, das ägyptische Christen geradezu statt des Kreuzes gebrauchten.
Die andre Form tritt seit dem 4. Jahrh. auf Grabdenkmälern und Grabgeräten auf und wurde
von Konstantin d. Gr. auch auf das Labarum und die Schilde der Soldaten gesetzt. Schon sehr früh fügte man diesem Zeichen das
Α Ω (A und O), später auch einen Olivenkranz oder die Taube des HeiligenGeistes hinzu. Neben diesen
ältern Zeichen erscheinen seit Anfang des 12. Jahrh. auf Münzen
[* 55] und Bildwerken die Buchstaben XC und XPC oder XPS (d. h.
die beiden ersten und der letzte Buchstabe des WortesChristus) und die ähnliche Abkürzung des NamensJesus: IH und IHC oder
IHS. LetzteresMonogramm gelangte besonders zu Ausgang des
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mehr
Mittelalters durch Bernhardin von Siena, der am Schlusse seiner Predigten eine Tafel mit diesem Namenszug in goldenen Buchstaben
zur Verehrung ausstellte, zu großem Ansehen und wurde bekanntlich auch von den Jesuiten als Ordenszeichen adoptiert.
Das ursprüngliche Ordenszeichen war ein goldenes, rot emailliertes, durchbrochenes Christuskreuz mit goldener Einfassung,
dessen Enden in zwei Zacken ausliefen, über dem Kreuz eine goldene Krone und darüber, wenn der Orden an Militärs verliehen ward,
kriegerische Embleme. Dieses Kreuz ist jetzt in der Mitte des neuen Christuskreuzes angebracht, eines achtspitzigen goldenen,
weiß emaillierten Kreuzes mit goldenen Knöpfen, dessen Arme durch einen Kranz und vier schwarze Schilde mit den fünf Pfennigen
verbunden sind, und das nur von einer goldenen Krone gehalten wird.
Die Großkreuze tragen es am breiten, ponceauroten Band
[* 58] von der rechten Schulter zur linken Hüfte, die Komture
am Hals und die Ritter im Knopfloch. Über dem Kreuz der Großkreuze befindet sich ein achtspitziger Stern mit rotem, grün umranktem
Herzen in der Mitte. Außerdem tragen die Großkreuze und Komture auf der Brust einen silbernen Stern von 22 Strahlen,
in dessen Mitte in einem goldenen Reif das Christuskreuz des Ordens und darüber ein Herz und ein Kreuz sich befinden. S. Tafel
»Orden«. - Bei der Bestätigung des Ordens behielt sich PapstJohann XXII. das Recht vor, Ritter zu ernennen, unterwarf aber den
Orden den Mönchsregeln. Der päpstliche Orden hat nur eine sehr hoch geschätzte, in gleicher Weise für
Zivil- wie für Militärverdienste verliehene Klasse in der Form des alten portugiesischen Ritterkreuzes, nur bei Militärs
mit den kriegerischen Emblemen über der Krone, und wird an rotem Band um den Hals oder im Knopfloch getragen, dazu ein achtstrahliger
silberner Stern mit dem roten Christuskreuz, umgeben von einem goldenen Kranz in der Mitte, auf der Brust. - Der portugiesische
Orden folgte der königlichen Familie von Portugal nach Brasilien
[* 59] und wurde durch ein Dekret vom nationalisiert, durch
ein weiteres Dekret vom seines geistlichen Charakters entkleidet und als bürgerlicher und politischer
Orden zur Belohnung der Dienste von In- und Ausländern bestimmt. Die Insignien wurden nur insofern geändert, als an die Stelle
der portugiesischen Königskrone die brasilische Kaiserkrone trat und das Band einen blauen Rand erhielt.
Das erhaltene kristallinische Chrom ist grau, äußerst hart und spröde, fast unschmelzbar, Atomgewicht 52,4, spez. Gew. 6,81,
wird, wenn es vollkommen eisenfrei ist, vom Magnet nicht angezogen. An der Luft und im Wasser ist es beständiger
als das Eisen,
[* 66] es löst sich leicht in Salzsäure und erwärmter verdünnter Schwefelsäure
[* 67] und gibt, mit Salpeter geschmolzen,
chromsaures Kali. Das Chrom ist zweiwertig, die Atomgruppe Cr2 tritt aber sechswertig auf. Von Sauerstoffverbindungen
des Chroms kennt man Chromoxydul CrO, Chromoxyd Cr2O3 , Chromoxyduloxyd Cr3O4
, Chromsäureanhydrid CrO3 und Überchromsäure. Chrom wurde 1797 von Vauquelin im Rotbleierz entdeckt,
es findet keine Anwendung in der Technik, aber viele seiner Verbindungen sind von großer Bedeutung.
in der Musik Bezeichnung gewisser Halbtonfortschreitungen (s. Chromatisch);
auch Name eines neuerdings gebildeten Vereins für Erstrebung einer Reform unsers Musiksystems, Beseitigung der siebentönigen
Grundskala und Zugrundelegung der Teilung derOktave in zwölf gleiche Teile (Zwölfhalbtonsystem), derart, daß z. B. auf dem
Klavier auch jede Obertaste ihren eignen Namen haben und nicht von den Untertasten abgeleitet sein soll. Zufolge der
Agitation dieses Vereins sind hier und da Versuche gemacht worden mit der chromatischen Klaviatur,
[* 68] welche eine ununterbrochene,
gleichmäßige Folge von Ober- und Untertasten aufweist und daher für die Oktave den Raum einer Taste spart.
Vgl. Riemann, Eine
musikalische Tagesfrage (im »Musikalischen Wochenblatt« 1882).
(Kalichromalaun, schwefelsaures Chromoxydkali) Cr2.3SO4, K2SO4 + 24H2O ^[Cr23SO4,
K2SO4+24H2O], ein dem gewöhnlichen Alaun
[* 69] analog zusammengesetztes Doppelsalz, welches an Stelle der ThonerdeChromoxyd
enthält. Es ist eins der schönsten Salze derChemie und wird erhalten, indem man eine mit Schwefelsäure versetzte Lösung
von chromsaurem Kali mitAlkohol vermischt oder mit schwefliger Säure behandelt, bis die Chromsäure zu Chromoxyd reduziert
ist. Der in 24 Stunden sich ausscheidende Alaun wird aus einer Lösung von 35° umkristallisiert. Gegenwärtig wird Chromalaun bei der
Darstellung gewisser Teerfarben als Nebenprodukt gewonnen und deshalb selten dargestellt. Er bildet tief amethystrote, bei
auffallendem Licht
[* 70] fast schwarze Kristalle,
[* 71] löst sich in 7 Teilen Wasser bei 15° und wird aus der rötlichblauen
Flüssigkeit durch Weingeist unverändert gefällt. Bei
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75° wird die Lösung grün und verliert das Vermögen, zu kristallisieren; nach einigen Wochen aber kehrt die violette Farbe
und mit ihr die Kristallisierbarkeit zurück. Bei 25-30° verliert der Chromalaun die Hälfte seines Kristallwassers, bei 100° wird
er unter weiterm Verlust von Wasser grün, bei 350° wasserfrei, und bei noch höherer Temperatur wird
er vollständig zersetzt. Aus der grünen Auflösung des Chromalauns schlägt Weingeist eine zähe, grüne Masse nieder, die
zum Färben von Ölfirnis, Kautschukmasse und zur Bereitung grüner Tinte benutzt wird. Der Chromalaun dient in der Färberei und Kattundruckerei
als Beize zu Dampffarben, ferner zum Unlöslichmachen von Leim und Gummi, zur Darstellung von wasserdichten
Geweben und chromgarem Leder, Chromoxyd und Chromoxydsalzen. Alle diese Verwendungen reichen indes nicht aus zur Bewältigung
der großen Massen Chromalaun, welche als Nebenprodukt erhalten werden, und man sucht dieselben daher wieder auf chromsaures
Kali oder auf Chromgelb zu verarbeiten.
s. v. w. Chromsäuresalze, ^[= Verbindungen der Chromsäure mit Basen, finden sich zum Teil in der Natur und werden ...] z. B. Kaliumchromat, chromsaures Kali.
in der Musik Bezeichnung der Intervalle, welche auf derselben Stufe der Tonleiter stehende und sich nur durch Versetzungszeichen
unterscheidende Töne bilden. Der chromatische Halbton ist das Intervall, welches ein Ton der Grundskala (ohne Versetzungszeichen)
mit dem durch ♯ erhöhten oder durch ♭ erniedrigten derselben Stufe bildet, resp. ein einfach erhöhter
mit einem (durch x) doppelt erhöhten oder ein einfach erniedrigter mit einem (durch ♭♭) doppelt erniedrigten derselben
Stufe (A):
Tonleiter, die durch die zwölf Halbtöne des temperierten Systems laufende Skala. Die chromatische Tonleiter
wird sehr verschieden notiert, je nach der Tonart, in welcher sie vorkommt, und der Harmonie, in deren
Sinn sie verstanden wird. Wenn die diatonische Skala angesehen werden muß als ein Dur- oder Mollakkord mit Durchgangstönen (vgl.
Tonleiter), und wenn die Wahl der Durchgangstöne, besonders von der Terz zur Quinte und von der Quinte zur Oktave, je nach der
Tonart, in welcher der Akkord auftritt, eine verschiedene sein kann, so wird auch die chromatische Tonleiter,
die nur eine Ausfüllung der diatonischen Skala durch chromatische Zwischentöne ist, von demselben Gesichtspunkt aus zu beurteilen
sein. Die steigende chromatische Tonleiter führt erhöhte, die fallende erniedrigte chromatische Töne ein.
die Farbstoffzellen in den Geweben mancher Tiere. Sie finden sich besonders in der
Haut
[* 75] vor und können
sich meist zusammenziehen und ausdehnen, wodurch die Farbe des betreffenden Teils sich ändert. Bei den Tintenschnecken
[* 76] gehört
der Farbenwechsel infolge dieses Spiels der Chromatophoren zu den auffälligsten Erscheinungen. Hier sind sie während des Ruhezustandes
zu je einem kleinen Punkt zusammengezogen, und dann ist die Haut fast rein weiß mit dunkeln Punkten; wenn
hingegen die im Umkreis jeder Chromatophore strahlenförmig angebrachten Muskeln
[* 77] sich zusammenziehen, so dehnen sich die Chromatophoren bis
zu gegenseitiger Berührung aus und geben so dem Tier ein dunkelbraunes Aussehen.
Beide Zustände können in einem Augenblick wechseln; das nervöse Zentrum, von welchem aus die Radiärmuskeln
gereizt werden, liegt in der Nähe der Augenganglien und scheint mit ihm in der Art verbunden zu sein, daß willkürlich oder
unwillkürlich gewisse von den Augen aufgenommene Eindrücke die Chromatophoren zur Thätigkeit anregen. Auch manche Fische
[* 78] und Krebse können
ihre Farbe ebenfalls durch das Spiel von Chromatophoren ändern und mit ihrer Umgebung in Einklang bringen, also auf
hellem Grund heller, auf dunklem dunkler werden (sogen. chromatische Anpassung, s. Schutzfärbung), solange sie noch zu sehen
im stande sind, während sie nach Zerstörung des Sehnervs oder anderweitiger Blendung dieses Vermögen einbüßen. Auch das
Chamäleon (s. d.) wechselt infolge seiner kontraktilen Chromatophoren die
Farbe ziemlich rasch.
(griech.), ein Kaleidoskop,
[* 81] bei welchem man die das Bild gebenden Objekte nicht lose zwischen zwei Glasplatten
geschüttet, sondern auf einer Walze befestigt hat, welche bei ihrer Drehung zahlreich sich modifizierende
Bilder liefert.
(griech., Farben- und Linienspiel), Vorrichtung, die aus zwei runden, konzentrisch übereinander liegenden,
mit rosetten- und sternförmigen Figuren bemalten, ebenen Glasplatten besteht, welche sich mittels einer Kurbel
[* 82] in entgegengesetzter
Richtung um einen gemeinsamen Mittelpunkt beliebig schnell bewegen lassen. Bringt man diesen Apparat in einer Laterna
[* 83] magika ^[richtig: Laterna magica] (s. d.) an oder setzt ihn mit einem Hydrooxygenmikroskop in Verbindung und darauf in Kreisbewegung,
so lassen sich mittels desselben auf einer weißen Fläche die mannigfaltigsten Figuren, Rosetten, Sterne etc. in steter, bunter
Farbenabwechselung erzeugen. Gewöhnlich wird das Chromatrop mit einem Nebelbilderapparat verbunden.
Cr2Cl6 entsteht, wenn man über ein glühendes Gemisch von Chromoxyd und Kohle oder
über erhitztes Schwefelchrom getrocknetes Chlorgas leitet. Es sublimiert in prächtig violetten, metallisch glänzenden
Blättchen, die sich wie Talk und Musivgold auf die Haut einreiben lassen, löst sich nicht in
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Wasser und wird von Schwefelsäure und Alkalien schwer zersetzt. Mit Wasser, welches ein Minimum(1/4000) Chromchlorür enthält,
gibt Chromchlorid leicht eine grüne Lösung. Eine solche erhält man auch beim Auflösen von Chromoxyd in Salzsäure. Sie gibt beim Verdampfen
grüne, wasserhaltige Kristalle, die beim Erhitzen in trocknem Chlorwasserstoff
[* 85] pfirsichblütrotes, lösliches Chromchlorid liefern,
welches als unlösliches, violettes Chromchlorid sublimiert. Das violette Chromchlorid eignet sich vortrefflich
als Bronzefarbe (Chrombronze), während die grüne Lösung in der Färberei, besonders zum Schwarzfärben, benutzt werden kann.
(Chromit, oktaedrisches Chromerz, Chromeisenerz, Eisenchrom), ein dem Magneteisenstein ähnliches und
analog zusammengesetztes Mineral aus der Ordnung der Anhydride, dessen selten vorkommende Kristalle sehr
kleine Oktaeder bilden. Es findet sich gewöhnlich derb und eingesprengt, ist eisen- bis pechschwarz, von halbmetallischem
Glanz, undurchsichtig, bisweilen magnetisch; Härte 5,5, spez. Gew. 4,4-4,6.
Es besteht aus Eisenoxydul mit Chromoxyd (30-65 Proz.), enthält aber auch Thonerde, Magnesia und Eisenoxyd und entspricht im
allgemeinen der Formel (FeMgCr)O + (Cr2Al2Fe2)O3 ^[(Cr2Al2Fe2)03].
s. v. w. Chromoxyd und Chromhydroxyd, dann gemischte Farbkörper aus Berliner Blau und Chromgelb in den verschiedensten
Verhältnissen und oft mit großem Zusatz von Schwerspatpulver. Dergleichen Farben kommen als Ölgrün, Zinnobergrün, grüner Zinnober,
Laub-, Moos-, Seidengrün, Bronze-, Smaragdgrün, Chromgrünextrakt in den Handel. Zur Darstellung derselben
mischt man beide Farbkörper im breiförmigen Zustand und läßt sie naß durch die Mühle gehen, oder man rührt das Berliner Blau
in der Flüssigkeit auf, in welcher das Chromgelb gefällt werden soll, oder man mischt Lösungen von essigsaurem Bleioxyd und
essigsaurem Eisenoxyd einerseits, Lösungen von chromsaurem Kali und gelbem Blutlaugensalz anderseits und
gießt beide Mischungen zusammen, so daß der blaue und der gelbe Niederschlag gleichzeitig entstehen. Diese Grüne decken
als Ölfarbe vortrefflich, trocknen sehr gut und sind an nicht zu hell belichteten Stellen ziemlich haltbar. Als Wasserfarbe
sind sie weniger brauchbar und auch veränderlich, doch werden sie viel im Tapetendruck benutzt.
(Chromoxydhydrat) Cr2H6O6 wird aus Chromoxydsalzen durch Ammoniak gefällt
und zwar aus den roten Salzlösungen im allgemeinen als graublaues Pulver, welches von
Säuren mit roter Farbe gelöst wird,
und aus den grünen Salzlösungen als graugrünes, in Säuren mit grüner Farbe lösliches Pulver. Ammoniak
löst beide Hydrate zu einer roten Flüssigkeit, und Kalilauge fällt auch aus den roten Salzen grünes Chromhydroxyd. Das Chromhydroxyd bildet mit
Säuren die Chromoxydsalze, gegen starke Basen verhält es sich aber wie eine Säure. Es dient als Farbstoff und Beize in der
Färberei.
Cr2O3 findet sich in der Natur als Chromocker und mit Eisenoxydul verbunden als Chromeisenstein;
künstlich erhält man es auf sehr verschiedene Weise und je nach der Bereitung bald in dunkelgrünen, fast schwarz erscheinenden,
metallglänzenden Kristallen, die so hart sind, daß sie Glas
[* 97] schneiden, bald in metallisch grün schimmernden
Blättchen oder als grünes, mehr oder weniger kompaktes Pulver von dunklerer oder hellerer Farbe, welches im Gebläsefeuer
schmilzt und kristallinisch schwarz erstarrt. Je nach den Zwecken, welchen das Chromoxyd dienen soll, stellt man es dar aus chromsaurem
Quecksilberoxydul (sehr zart und dunkelgrün, besonders schön, wenn die Luft beim Glühen gut abgehalten
wurde), aus rotem chromsauren Kali durch Glühen mit gleich viel Schwefel¶