ein zweiter Befreiungsversuch, den sie 1827, von einem griechischen Hilfskorps unter
Fabvier unterstützt, machten, mißlang.
Bei Errichtung des griechischen
Königreichs wurde die
Insel von dessen
Grenzen
[* 2] ausgeschlossen. Am wurde Chios von einem
schrecklichen
Erdbeben
[* 3] heimgesucht und die Stadt Chios fast ganz zerstört.
Vgl. Poppo, Beiträge zurKunde
der
Insel Chios und ihrer Geschichte (Frankf. 1822);
(spr. tschipp'nhäm), alte Stadt im nordwestlichen
Wiltshire
(England), am
Avon, mit (1881) 4495 Einw., welche
Seidenweberei,
Gerberei, Maschinenbau, Herstellung kondensierter
Milch und Käsehandel treiben.
(spr. tschippe-ueh),Fluß im nordamerikan.
StaatWisconsin, entspringt in der
Nähe des Obern
Sees, fließt in
südlicher
Richtung und mündet nach einem fast 400 km langen
Laus in den durch eine Verbreiterung des
Mississippi gebildeten
Lake Pepin.
(spr. schippe-ueiäns),Indianerstamm, s.
Tschepewyan. ^[= (Chippewyan, Cheppeyan), ein zum Stamm der Athabasken gehöriges Indianervolk im brit. Nordamerika, ...]
(spr. tschipping-nort'n), alte Stadt in
Oxfordshire
(England), 30 km nordwestlich von
Oxford,
[* 6] hat Fabrikation
von Wollenzeugen
(Tweeds) und (1881) 4167 Einw.
(spr. tschikinkirá),Stadt imStaatBoyaca der Bundesrepublik
Kolumbien,
[* 10] 2614 m ü. M.,
in viehreicher Gegend, hat eine höhere
Schule (im ehemaligen Dominikanerkloster), ein
Hospital, ein wunderthätiges Marienbild
und mit
Weichbild (1870) 13,116 Einw.
(spr. tschikitos), ein zu den Andesvölkern gezählter Indianerstamm in
Bolivia,
[* 11] zwischen den Zuflüssen
des
Madeira
[* 12] und des
Paraguay. Die Chiquitos sind mittelgroß, breitschulterig und stark gebaut, mit großem, rundem
Kopf, niedriger
Stirn, kleinen, aber lebhaften
Augen und bronzefarben. Sie sind heiter, gastfrei, lieben
Tanz und
Musik, sind
aber von niedriger
Moralität und wohnen, etwa 20,000
Seelen stark, in ehemals durch die
Jesuiten gegründeten Dörfern. Außer
den eigentlichen Chiquitos rechnet man noch zehn andre
Völker als zu dem
Stamm gehörig. Den
Namen leiten einige
von den niedrigen
Thüren ihrer Behausungen, in welche sie kriechen mußten, andre, wie
Waitz, von dem hier bei Völkernamen
oft wiederkehrenden
Wort Chucu ab.
Eine
Kordillere, deren höchste
PunkteCerro deSantiago (2827
m) und
Vulkan von Chiriqui (3433 m) sind, und die
an keiner
Stelle unter 900 m herabsinkt, durchzieht das
Innere. Das Land ist üppig bewaldet, namentlich auf der stets feuchten
atlantischen Seite. Das
Klima
[* 15] ist heiß, aber im Innern gesund. Die
Bevölkerung
[* 16] betrug 1870: 42,033 Einw., von denen nur 5250 in
Bocas delToro. Ackerbau
(Tabak,
[* 17]
Kaffee, Kakao) und
Viehzucht
[* 18] bilden die Haupterwerbszweige. Die Mineralschätze
(Gold
[* 19] sowohl als
Steinkohlen an der
Bahia del Almirante) werden kaum ausgebeutet. Hauptstadt von Chiriqui ist
David (s. d.), von
Bocas delToro aber der gleichnamige
Ort auf einer
Insel der Admiralitätsbai, mit 1145 Einw.
der »edle oder glückselige
Mantel«, d. h.
Mohammeds, eine der gefeiertsten
Reliquien der Mohammedaner. Von
Mohammed, der dieses
Kleid von schwarzem
Kamelott trug, kam es 630 als Ehrengeschenk für ein
Loblied auf Gott und den
Propheten an den Dichter KiabIbn Zohair, dessen Nachkommen es dem
Kalifen Moawiah
I. verkauften. Von den
Omejjaden ging es dann in den
Besitz der
Abbassiden über und wurde endlich in
Kairo
[* 20] wieder aufgefunden
und durch
Selim II. nach
Konstantinopel
[* 21] gebracht, wo es seit 700 in Verwahrung des Chirka i ScherifScheichi
(Scheich des heiligen
Mantels) ist, je des ältesten
Sohns aus der
Familie des Uweyssul Aremi, Nachkommen jenes Dichters. Jetzt
wird der Chirka i Scherif mit noch andern
Reliquien des
Propheten in einem besondern
Haus des
Serails aufbewahrt und alljährlich am 15. des
Ramasan den Andächtigen zum
Küssen dargereicht.
(auch Chirognomik und
Chirologie, griech.), das
Wahrsagen aus der
Hand,
[* 22] d. h. die vermeintliche
Kunst, aus
Bau,
Linien und
Zügen der hohlenHand eines
Menschen sein
Schicksal zu entziffern. Die Chiromantie, seit den ältesten
Zeiten eine der angesehensten Wahrsagungsformen, welche im
Altertum Chaldäer und
Juden betrieben, geht auf astrologische Grundvorstellungen
zurück, wonach der
Mensch einen
Mikrokosmos darstellen sollte, dessen einzelne
Organe von den
Planeten
[* 23] und
Gestirnen beeinflußt
würden. Danach wurde der Handteller in sieben
¶
mehr
von den Handlinien begrenzte Planetenregionen geteilt, deren Umgrenzungen durch die Handlinien gedeutet wurden. Die hauptsächlichsten
derselben sind die fünf Hauptlinien: die Lebenslinie (linea vitalis), zwischen dem Daumen und Zeigefinger anfangend und krumm
um den Daumen herum abwärts laufend, sollte durchschnitten und rein ausgeprägt auf Lebenskraft und deshalb auf langes Leben
deuten;
die Natur- oder Hauptlinie (linea naturalis s. cephalica), unter dem Zeigefinger anfangend und gewöhnlich
mit der Lebenslinie sich vereinigend, sollte bei gehöriger Länge einen guten Zustand des Magens, der Leber und der Lebensgeister
anzeigen;
die Tisch-, Gedärm- oder gemeine Linie (linea mensalis s. inguinalis s. communis), unter dem kleinen
Finger anfangend, unter den drei letzten Fingern quer über die Hand laufend und unter dem Zwischenraum des Zeige- und Mittelfingers
oder unter ersterm endend, sollte stark ausgeprägt gute Zeugungskraft, aber, wenn sie bis ins erste Gelenk des Zeigefingers
geht, ein mühseliges Leben andeuten;
die Leber- oder Magenlinie (linea hepatica s. stomachica), von unbestimmtem
Anfang, in der Naturlinie endigend, sollte mit dem Zustand der Verdauung in Zusammenhang stehen;
die Rascetta, die erste Querlinie
unter der Hohlhand auf dem Handgelenk, deutete, wenn ununterbrochen, auf glücklichen Fortgang in Unternehmungen.
Außerdem
wurden sieben Nebenlinien unterschieden: Marslinie (linea Martis s. soror vitalis, Schwester der Lebenslinie),
Sonnen- oder Ehrenlinie (linea solis s. honoris), Venusgürtel (cingulum Veneris), Saturn- oder Glückslinie (linea Saturnina),
Heirats- oder Ehestandslinien (lineae matrimoniales), Milchstraße (via lactea), Diskriminal- oder Entscheidungslinien (lineae
discriminales). Die Räume sind Stellen in der Hohlhand zwischen den angeführten Linien: derTisch (mensa), zwischen der Natur-
und Tischlinie, deutete auf Reichtum und Freigebigkeit;
die Marshöhle oder das Dreieck
[* 25] (cavea Martis oder
Triangulum), ein dreieckiger Raum zwischen der Lebens-, Natur- und Leberlinie, deutete, wohlgeschlossen, auf Glück im Vaterland
sowie auf natürlichen Verstand, Bescheidenheit und stilles Wesen.
Die fünf Berge der Finger (montes) hießen die fleischigen
Teile unter den ersten scheinbaren Gelenken der Finger, nämlich: der Venusberg (mons Veneris), unter dem
Daumen;
der Jupiterberg (mons Jovis), unter dem Zeigefinger abwärts, bis an die Lebens- und Naturlinie;
der Saturnberg (mons
Saturni), unter dem Mittelfinger;
der Sonnenberg (mons solis), unter dem Ringfinger;
der Merkurberg (mons Mercurii), unter
dem kleinen Finger;
der Mondberg (mons lunae) war der dem Venusberg entgegengesetzte, erhabene, fleischige
Teil der innern Hand unter dem kleinen Finger.
Als eine glückliche Hand galt eine solche, die alle Linien und besonders die
Hauptlinien hat und zwar am rechten Ort, wo die Berge sich genau unter ihren bezüglichen Fingern befinden, die Hauptlinien
unzerrissen sind, das Dreieck nicht durch verworrene Linien gestört und besonders auch der Venusgürtel
vorhanden ist sowie alle Hauptlinien und die Glückslinie gehörig und der Tisch in beiden Händen gleich groß sind.
Die Blütezeit dieser Kunst (16-18. Jahrh.) hat eine reichhaltige Litteratur über die Chiromantie, meist
in der Form akademischer Leitfäden in lateinischer Sprache
[* 26] hervorgebracht. Die Hauptvertreter derselben
sind: Johann vonHagen
[* 27] (um 1522), Ingenbert (1689), Prätorius (1699), Gocklenius (1692). Abuhaly BenOmars »Astrologia terrestis«,
aus dem Arabischen (Freystadt 1703), ist besonders wertvoll für die Kenntnis des Zusammenhangs des astrologischen und chiromantisch-metoposkopischen
Systems. Noch zu Anfang des 18. Jahrh. wurden auf den meisten deutschen Universitäten eigne chiromantische
Kollegien gelesen, so in Jena
[* 28] von Hexner, in Halle
[* 29] von Nietzky. Der chiromantische Aberglaube findet sich jetzt noch häufig
selbst unter Gebildeten. Vornehmlich sind es Zigeuner, welche aus demselben einen Nahrungszweig machen. In neuerer Zeit haben
S. d'Argentigny (»La chirognomonie«, Par. 1843;
deutsch, Stuttg. 1846) und K. G. Carus (»Über Grund und Bedeutung der verschiedenen Formen der Hand«, das.
1846) der Chiromantie eine wissenschaftliche Seite abzugewinnen und einen haltbaren Kern darin nachzuweisen gesucht.
eine von Logier (s. d.) erfundene und 1814 patentierte Vorrichtung, welche den Klavierspieler
verhinderte, das Handgelenk sinken zu lassen und mit den Fingern anders als senkrecht anzuschlagen. Der Chiroplást wurde von Stöpel
nachgeahmt, von Kalkbrenner vereinfacht und ist als »Bohrerscher Handleiter«
in verbesserter Gestalt neuerdings wieder aufgelebt, kann aber auch in dieser Gestalt sowenig wie in jeder andern empfohlen
werden, weil ein Schüler, für den solche Mittel nötig sind, nach Wegfall der mechanischen Nachhilfe immer wieder in die
alten Fehler verfallen wird. Der beste Chiroplást ist ein guter Lehrer. Eine Erfindung von etwas mehr Wert ist
Seebers »Fingerbildner«, welcher nur zum Einziehen der Nagelglieder zwingt, da auf jeden Finger eine einzelne kleine Zwinge
aufgesetzt wird.
Erstere waren meist von purpurfarbenem
Seidenzindel genäht und außen reich mit Laubzierat in Gold- und Perlstickerei bedeckt, letztere ebenfalls aus einem kostbaren
Stoff gefertigt und reich verziert (jetzt mit einem gestickten Kreuz).
[* 36]
Endlich hieß Chirotheke auch ein Folterwerkzeug
(eiserner Handschuh mit spitzen Haken).
(griech., »Handwirkung«,
die mit den Händen wirkende ärztliche Kunst), Wundarzneikunde. Eine scharfe Definition von Chirurgie läßt sich nicht geben, weil
das Gebiet derselben mehr durch Gebrauch und altes Herkommen als durch Umstände, welche in der Natur der
Krankheiten liegen, festgestellt worden ist. Sowenig es eine scharfe und naturgemäße Grenze zwischen innern und äußern
Krankheiten gibt, sowenig läßt sich zwischen der Chirurgie und der innern Medizin eine strenge Unterscheidung aufstellen. Beide
Zweige der praktischen Medizin schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern ergänzen vielmehr einander.
Darum muß auch der Chirurg im Vollbesitz des allgemeinen
¶
mehr
medizinischen Wissens sein, wie umgekehrt der Arzt, welcher sich vorzugsweise der Behandlung der innern Krankheiten widmet,
ohne chirurgische Kenntnisse nicht auskommt. Die Trennung der Chirurgie von der innern Medizin beruht darauf, daß der Chirurg über
eine gewisse Technik verfügen muß, welche namentlich bei den chirurgischen Operationen, bei der Anwendung mechanisch
wirkender Heilmittel etc. in Frage kommt, und die sich nicht jeder Arzt in dem genügenden Grad aneignen wird; praktisch wird
daher die Trennung der Chirurgie und der innern Medizin fortbestehen, in der Wissenschaft selbst aber besteht eine solche Trennung
durchaus nicht. Das Gebiet, welches, der Tradition entsprechend, der Chirurgie anheimfällt, umfaßt vorzugsweise
die zu Tage liegenden, äußerlich sichtbaren Schäden, also namentlich die Wunden und Geschwüre, die Knochenbrüche und Verrenkungen,
die Unterleibsbrüche, Vorfälle, Geschwülste, überhaupt alle diejenigen Krankheitszustände, welche der ärztlichen Behandlung
auf operativem oder mechanischem Weg zugänglich sind.
Wesentliche Bestandteile der Chirurgie sind die Lehre
[* 39] von den chirurgischen Operationen und die Verbandlehre. Die
Lehre von den blutigen Operationen heißt Akiurgie, die von den unblutigen Mechanurgie. Die Militär- oder Kriegschirurgie ist,
wie sich eigentlich von selbst versteht, keine ihrem innern Wesen nach von der Chirurgie verschiedene Disziplin; sie besteht vielmehr
nur in der Anwendung allgemein chirurgischer Grundsätze auf die im Krieg vorzugsweise vorkommenden Krankheiten.
Früher unterschied man zwischen der höhern und niedern Chirurgie. Zur letztern gehörten das Aderlassen, Ansetzen von Schröpfköpfen
und Blutegeln, Zahnausziehen und ähnliche Manipulationen.
Geschichte. Die Chirurgie ist nächst der Geburtshilfe wohl der älteste Teil der gesamten Heilkunde. Ihre Anfänge haben wir wahrscheinlich
bei den Ägyptern zu suchen; sie führten Ärzte auf ihren Feldzügen bei sich und übten bereits die Amputationen,
den Steinschnitt und andre große Operationen aus. Für viel vollkommener würde die Chirurgie der alten Inder gelten müssen, wenn
man sicher wäre, daß ihr berühmtes medizinisches Werk »Ayurveda« oder
Buch der Lebenskunde, von Susrutas, wirklich das hohe Alter besitze, welches einzelne Gelehrte ihm zuschreiben,
die es 1000-1400 v. Chr. zurückdatieren.
Celsus (1. Jahrh. n. Chr.) spricht schon von plastischen Operationen, von den Unterleibsbrüchen; auch gibt er eine Amputationsmethode
an, welche noch heute geübt wird. Die spätern römischen Ärzte, selbst Galenus (gest. 201), haben die
Chirurgie nicht wesentlich weitergebildet; doch suchte Galenus der Chirurgie wie der Heilkunde überhaupt eine sichere anatomische Grundlage
zu geben. Der Zusammenhang zwischen der römischen und der spätern westeuropäischen Kultur wurde durch die Araber vermittelt,
welche auch die Führung in der medizinischen Wissenschaft übernommen hatten. Allein bei ihrer auf religiösen
Vorurteilen beruhenden Scheu vor blutigen Operationen brachten sie es nur zu einer größern Sicherheit in der Unterscheidung
und Erkennung der
chirurgischen Krankheiten, und an Stelle des Messers bedienten sie sich des Glüheisens, das sie in der größten
Ausdehnung
[* 42] anwendeten. Als die Hauptrepräsentanten der arabischen Chirurgie sind zu nennen Rhazes (850-932),
Avicenna (980-1037), Abulkasem (gest. 1106) und Avenzoar (gest. 1162). Nach der
Zeit der Araber blühte die Medizin in der Schule zu Salerno in Unteritalien.
Der berühmteste Wundarzt dieser Schule ist Roger von Parma
[* 43] (um 1200). Zu neuer Blüte erwachte das Studium
der Chirurgie im 13. Jahrh. auf den italienischen UniversitätenNeapel,
[* 44] Bologna und Padua.
[* 45] Von Italien
[* 46] aus wurde dann die Chirurgie vorzugsweise
durch die Bemühung Lanfranchis nach Frankreich verpflanzt, wo sie von nun an eine bleibende Pflegstätte fand. Der berühmteste
unter den ältern französischen Chirurgen ist Guy deChauliac, welcher auch 1363 ein lange in Ansehen
stehendes Lehrbuch der Chirurgie geschrieben hat.
Eine neue Zeit brach für die Chirurgie an, als im Lauf des 16. Jahrh. die Anatomie neu begründet und durch den gemeinsamen Fleiß
der Ärzte aller Länder wissenschaftlich ausgebildet wurde. An der Spitze dieser Reformation stand der Niederländer
Vesalius. Dazu kam der Umstand, daß der Chirurgie ein ganz neues Gebiet von Krankheiten, nämlich die Schußwunden, zufiel. Die Schrift
des berühmten französischen Chirurgen Ambroise Paré über die Schußwunden und die von ihm eingeführte Arterienunterbindung
bildete den Ausgangspunkt für die Umgestaltung der gesamten Chirurgie. Die gelehrten Ärzte und die Professoren
an den Universitäten übten damals fast gar keinen Einfluß auf den Entwickelungsgang der aus, während die praktischen Chirurgen,
die häufig die Chirurgie nur handwerksmäßig erlernt hatten, zum Teil eine hervorragende Bedeutung erlangten.
Nirgends aber lag die Chirurgie mehr danieder als in Deutschland.
[* 47] Epochemachend in der Geschichte der Chirurgie ist
die Gründung der Akademie der Chirurgie in Paris
[* 48] 1731, welche in jeder Beziehung der medizinischen Fakultät daselbst gleichgestellt
wurde und fast ein Jahrhundert lang für die Chirurgie in ganz Europa
[* 49] tonangebend blieb. An der Spitze der chirurgischen Akademie standen
Männer wie Petit, Desault, Percy u. a., welche zusammen mit hervorragenden englischen Wundärzten
als die Gründer der modernen Chirurgie betrachtet werden müssen. In England erreichte die Chirurgie im Lauf des vorigen Jahrhunderts einen
hohen Grad von Ausbildung.
Unter die berühmtesten Chirurgen dieser Periode zählen wir Männer wie Pott, William und JohnHunter (1728-93), BenjaminBell (1749-1806),
Cheselden, Alex. Monro u. a. Unter ihnen ist JohnHunter ohne Zweifel das größte Genie, ebenso bedeutend
als Anatom wie als Chirurg. Hinter den genannten Männern Frankreichs und Englands stehen die deutschen Chirurgen des 18. Jahrh.
weit zurück. Der bedeutendste von ihnen ist wohl LorenzHeister. Mehr Aufschwung kommt in die deutsche Chirurgie erst mit
dem Eintritt des gegenwärtigen Jahrhunderts, besonders durch v. Siebold (gest. 1807) und August Gottlob Richter (gest. 1812).
Von jetzt an treten, in Deutschland wenigstens, die Professoren der Chirurgie wieder in den Vordergrund und behaupten fortan diese
Stellung, weil sie jetzt die Chirurgie auch in Wirklichkeit praktisch ausüben. Doch nehmen noch
im Anfang des 19. Jahrh. die französischen Chirurgen den ersten Rang ein; Männer wie Boyer, Delpech, Dupuytren, Larrey, der
Leibarzt Napoleons I., übten auf die Ausbildung der Chirurgie den größten und wohlthätigsten Einfluß aus. Neben ihnen erhob sich
in England die Autorität von AstleyCooper (1768-1841). Die Schriften der genannten englischen und französischen
¶
mehr
Wundärzte regten zunächst auch in Deutschland das Interesse für die Chirurgie an. Bald aber trat auch hier eine selbständige Arbeit
auf diesem Gebiet und zwar in der nachhaltigsten und gediegensten Weise ein. Zu dem Aufschwung der Chirurgie in Deutschland, welches
zusammen mit England die geistige Führerschaft auf diesem Gebiet an sich gerissen hat und noch festhält,
haben zunächst österreichische Ärzte, namentlich Vinzenz v. Kern in Wien,
[* 51] den Anstoß gegeben. Aus seiner Schule stammen Männer
wie Rust, v. Gräfe, der Wiedererwecker der plastischen Chirurgie, Langenbeck der ältere u. a. In der ersten Hälfte unsers Jahrhunderts
übte den größten Einfluß auf die gegenwärtige Gestalt der Chirurgie in DeutschlandDieffenbach (gest. 1847)
aus, einer der genialsten und kühnsten Operateure, die es bisher gegeben hat. Je mehr die Chirurgie unsrer Tage auf dem Boden anatomischer
und physiologischer Studien hervorgewachsen ist, um so bestimmter konnte sie ihre Aufgaben und die Grenzen ihrer Wirksamkeit
feststellen.
Sie hat ihre wichtigste und schönste Aufgabe nicht im Zerstören und Schneiden, sondern in der Erhaltung der
erkrankten Teile erkannt. Auf jedem ihrer Gebiete sind die Grundsätze der konservativen Chirurgie zur Herrschaft gelangt. Es ist
vorzugsweise das Verdienst Stromeyers und seines berühmten Werkes über Kriegsheilkunde, die konservative Richtung der Chirurgie begründet
zu haben. Gefördert wurde diese Richtung durch die Entdeckung der schmerzstillenden Wirkungen der Einatmung
von Äther und Chloroform.
Durch das Chloroform hat das chirurgische Verfahren unendlich an Sicherheit gewonnen, und die operativen Aufgaben selbst konnten
dadurch beträchtlich erweitert werden. Einen Glanzpunkt in der konservativen Chirurgie bildet die Behandlung schwerer
Gelenkkrankheiten durch die Resektion v. Langenbecks sowie die ausgedehnte Anwendung der unbeweglichen (Gips-)
Verbände, namentlich in der Kriegschirurgie. Auf dem Gebiet der plastischen Operationen, durch welche fehlende Weichteile ersetzt
werden, stehen in unerreichter Meisterschaft Dieffenbach und sein Nachfolger v. Langenbeck.
Sie datiert seit Ende der 60er Jahre, seit Erforschung der pflanzlichen Krankheitserreger, seit der Einführung des antiseptischen
VerbandesdurchLister.-
Was die Standesverhältnisse der Wundärzte anbelangt, so ist die Klasse der zunftmäßigen Chirurgen (der Bader
und Barbiere) in Deutschland im Aussterben begriffen. Es werden im DeutschenReich hinfort nur noch Ärzte gebildet, welche die
Heilkunde in ihrem ganzen Umfang auszuüben berechtigt sind. Die bisherigen niedern Chirurgen werden höchstens in der Form
von Heilgehilfen fortbestehen. Der Unterricht in der Chirurgie, für welchen früher an verschiedenen Orten besondere
chirurgische Akademien bestanden, ist in Deutschland ausschließlich den Universitäten anvertraut; die Lehrer der Chirurgie an denselben
sind ausnahmslos auch als Operateure praktisch thätig.
Nur in England besteht noch eine ziemlich strenge Grenze zwischen Chirurgen (surgeons) und Ärzten (physicians).
(spr. tschiss'l-hörst), Dorf in der engl. GrafschaftKent, 17 km südwestlich der Londonbrücke, mit zahlreichen
Landsitzen, darunter CamdenHouse, ehemals Eigentum des Annalisten Camden (gest. 1623).
In demselben starb
Napoleon III. und fand dort die feierliche Mündigsprechung des kaiserlichen Prinzen statt.
Die Reste
des Kaisers liegen in der römisch-katholischen Kapelle des Orts.
C9H15NO6 , die Substanz, welche bei Würmern, Krebsen, Spinnen
[* 58] und Insekten
[* 59] ebenso
allgemein auftritt wie bei den Pflanzen die Cellulose und die häutigen und härtern Teile der verschiedenen
Organe dieser Tiere bildet. Das Chitin findet sich dabei häufig innig verbunden mit andern Stoffen, so mit kohlensaurem Kalk im
Panzer der Krebse. Es zeichnet sich aus durch seine große Widerstandsfähigkeit gegen die gewöhnlichen Lösungsmittel und
wird daher in ähnlicher Weise wie die Cellulose dadurch rein dargestellt, daß man z. B. Maikäferflügeldecken
der Reihe nach mit diesen verschiedenen Lösungsmitteln behandelt und so von den fremden Beimengungen befreit. Das Chitin ist
dann farblos, durchscheinend, löst sich in konzentrierter Schwefelsäure
[* 60] ohne Färbung und liefert beim Kochen der verdünnten
LösungAmmoniak, gärungsfähigen Zucker
[* 61] und andre Körper. Bei der trocknen Destillation
[* 62] gibt es Essigsäure,
Ammoniak und brenzlige Produkte.
¶
[* 63] (griech.), das Unterkleid der Griechen, auf dem bloßen Leib getragen und oft
als einziges Kleidungsstück dienend. Ein oblonges StückZeug wurde einfach so zusammengelegt, daß die eine geschlossene
Seite desselben die eine Seite des Körpers deckte; unter ihrem obern Ende wurde durch eine Öffnung ein Arm gesteckt; die
andre offene und nur zuweilen an ihrem untern Ende zusammengenähte Seite ward über der andern Schulter
zusammengenestelt. Ein Gurt um die Hüften hielt den Chiton zusammen und gestattete durch Hinaufziehen des Stoffs, wodurch ein »Bausch«
(Vertreter unsrer Tasche) gebildet wurde, eine Verkürzung desselben. Dieser bis zu den Knieen reichende Chiton (Fig.
1), welcher bei dorischen Männern u. Frauen zu allen Zeiten üblich war, wurde seit Perikles auch in Athen
[* 64] von Männern getragen,
wo bis dahin der längere Chiton der asiatischen Ionier im Gebrauch gewesen war. Häufig wurden dem Chiton auch kurze oder lange Ärmel
angefügt. Dem bis auf die Füße reichenden Doppelchiton
[* 63]
(Fig. 2) fehlte auch das eine Armloch: es
wurde zu demselben ein beträchtlich längeres Zeugstück ganz wie der einfache Chiton zusammengelegt, das obere Drittel
desselben aber zurückgeschlagen, so daß es auf Brust und Rücken beinahe bis zur halben Körperhöhe zurückfiel.
Während die beiden freien obern Enden ganz wie beim einfachen Chiton über der einen Schulter zusammengesteckt
wurden, faßte eine Agraffe über der andern Schulter den obern Rand des Gewandes von vorn und hinten und bot so eine Öffnung
für den andern Arm. Die offene Seite des Doppelchitons ließ also eine Seite des Körpers sichtbar werden, wenn sie nicht,
was oft geschah, von den Hüften (halb offener) oder von der Achselhöhle an (geschlossener Doppelchiton)
zusammengenäht wurde.
Die meisten Wandlungen, welche die griechische Frauenmode mit diesem Chiton vornahm, bezogen sich auf jenen bald längern,
bald kürzern Überwurf, dessen offene Seitenränder oft über dem Oberarm durch Agraffen so miteinander vereinigt wurden,
daß sie die Gestalt eines Ärmels erhielten, aber in Zwischenräumen den nackten Arm sichtbar werden
ließen. Die Stoffe des Chiton waren meist wollene Gewebe,
[* 65] die Frauen bevorzugten auch Linnen und Byssus. Erst spät fanden seidene
Stoffe in Griechenland Eingang. Im allgemeinen war für den Chiton die weiße Farbe die vorherrschende; doch
trugen ihn namentlich die Frauen häufig auch dunkelfarbig und verzierten ihn mit Verbrämungen, Streifen und Stickereien.
Beiname der Artemis,
[* 66] weil sie als Jägerin mit geschürztem Chiton (s. d.) gedacht wurde, oder weil ihr die
Windeln der Neugebornen geweiht wurden.
Hieroglyphen, eine den ägyptischen Hieroglyphen ähnliche, aber weniger künstlerische Bilderschrift,
von der sich einige Denkmäler in Syrien gefunden haben, namentlich in den StädtenHama, Haleb und Dscherabis.
Die letztere, am Euphrat gelegene Stadt bezeichnet die Lage des alten Karchemisch, welches nach den assyrischen und ägyptischen
Inschriften die Hauptstadt des Chatti oder Chta genannten Volkes war. Man hält dasselbe für die Chetiter (s. d.) der Bibel
und bezeichnet daher die noch unentzifferten Hieroglyphen nach Sayce als chittitische oder chetitische.
Vgl. »Transactions of the Society of biblical archeology«, Bd. 7 (Lond.
1882).
Chiusi ist eine der ältesten StädteItaliens.
[* 74] Sie gehörte im Altertum unter dem NamenClusium (ursprünglich Camers genannt) zu
den zwölf etrurischen Republiken und war des Königs Porsenna Residenz. Später hielt die Stadt treu zu den Römern und rief
deren Hilfe 391 v. Chr. gegen die andringenden Gallier an. 295 erlitten die Römer bei Chiusi eine Niederlage
durch die Senonen; in den Bürgerkriegen siegten die Sullaner zweimal bei Chiusi. Unter den Stürmen der Völkerwanderung ward Chiusi, wie
das ganze Chianathal, entvölkert und erhob sich erst seit der Regulierung des Chianalaufs wieder zu einiger Blüte. Bemerkenswert
ist die Stadt vornehmlich durch die reiche Ausbeute an etruskischen Antiquitäten (schwarzen Thongefäßen,
Schmuck, Reliefs, geschnittenen Steinen etc.) und die etruskischen Gräber (zum Teil mit mehreren Grabkammern, labyrinthischen
Gängen und Malereien), die sich rings um die Stadt, oft einige Miglien
¶
mehr
entfernt, vorfinden und zahlreiche Besucher anziehen. Am interessantesten davon sind: das sogen.
Porsennagrab im NO., ein Riesentumulus von 250 m im Umfang (1870 entdeckt);
das Deposito del Colle im SO. (im Innern eines Hügels, 1833 entdeckt);
das Deposito delle Monache im NW.
(1826 entdeckt), mit zwei Sarkophagen und acht alabasternen Aschenkisten, und die Camera
[* 76] della Paccianese, mit gewölbter Travertindecke
und acht Urnen.
Vgl. Liverani, Le
[* 77] catacombe di Chiusi (Siena 1872).
(spr. tschiwilkoi), Stadt der Argentinischen Republik, ProvinzBuenos Ayres,
[* 78] 150 km westlich
von der Hauptstadt, in ungesunder Gegend, aber mit vier Dampfmühlen, Schafzucht, Maisbau und (1882) 8100 Einw.
ein Chanat und jetzt
russ. Vasallenstaat in Westturkistan, im S. des Aralsees, zwischen 41 und 43¾° nördl. Br. Die Grenzen
bilden östlich der Amu Darja gegen die nach ihm benannte russische Provinz, gegen S. die Sandwüste Karakum, gegen W. das russische
transkaspische Gebiet. Chiwa umfaßt ca. 57,800 qkm (1050 QM.) und besteht hauptsächlich aus Sandwüsten; nur im Delta
[* 80] des Amu Darja
(Oxus) zieht sich ein auf dem linken Ufer breiterer Streifen bewässerten und fruchtbaren Landes hin. Im
ganzen ist höchstens ein Drittel des Areals produktives Land. Landesprodukte sind: Weizen und andres Getreide,
[* 81] Früchte (berühmt
sind die Melonen), Flachs, Krapp und viel Baumwolle.
[* 82]
Die Viehzucht ist (mit Ausnahme der Schafzucht) unbedeutend, das Rindvieh klein; Kamele
[* 83] und Dromedare werden viele, aber noch
immer nicht genug gehalten. Die Bevölkerung, deren Zahl jetzt, nach Abtretung des AmuDarja-Bezirks an Rußland, immerhin noch
700,000 Köpfe beträgt, setzt sich aus nomadisierenden und angesessenen Stämmen zusammen. Zu den erstern gehören:
1) Die Kirgisen (s. d.), die, etwa 10,000 Seelen, hauptsächlich in der Umgegend des Dankarasees nomadisieren. An diese
schließen sich nach Herkunft und Lebensweise 2) die Karakalpaken (s. d.), welche sich in den nördlichen Teilen des Chanats,
in der Nähe des Aralsees, des Dankarasees, der Städte Kungrad, Chodsheili und Kiptschak aufhalten (nach Vambéry 10,000 Kibitken
oder 50,000 Seelen zählend) und, in verschiedene Distrikte verteilt, Abgaben zahlen und zum Kriegsdienst
verpflichtet sind.;
3) die Turkmenen (s. d.), von denen hier der zweite Hauptzweig des Jomudenstammes,
die Bairam Schaly (15-20,000 Kibitken), dann der Stamm der Tschoudoren (etwa 12,000 Kibitken) zwischen erstern und den Uzbekenniederlassungen,
und etwa 2000 Kibitken der Goklanen in den Grenzstrichen der Oase wohnen. Als angesessene Stämme sind hervorzuheben:
1) Die Uzbeken (s. d.), welche als herrschende Bevölkerung im Chanat auftreten (ihnen gehört der Chan
an) und auf die Reinheit ihrer Nationalität stolz sind. Dessenungeachtet sind ihnen iranische Elemente beigemischt, was speziell
sich in dem Barte dokumentiert. Hinterlist, Lügenhaftigkeit und
Grausamkeit sind ihre Charaktereigenschaften. Sie zählen
ungefähr 90-100,000 Seelen und konzentrieren sich hauptsächlich in Chiwa, Gurien, Chafar Asp, Mangyt, Kiptschak
und in der Umgegend dieser Orte.
2) Die Sarten (s. d.) oder die chiwesischen Tadschik, welche türkisch sprechen und dasselbe Leben wie die Uzbeken führen, von
denen sie indessen nicht sehr geliebt sind. Ihre Zahl mag 20,000 Familien betragen.
3) Perser, welche vor dem Krieg mit Rußland als Sklaven hier lebten. Der Handel hat in Urgendsch und Chiwa
seinen Mittelpunkt und erstreckt sich vorzugsweise auf Baumwolle, Seide,
[* 84] Schaffelle und Getreide. Im ganzen war er bisher unbedeutend
und infolge der allgemeinen Unsicherheit in starkem Rückgang begriffen; mit Persien
[* 85] erschwert den Verkehr die wasserlose
Turkmenenwüste. Die Regierung des Chans ist erblich und despotisch. Seine regulären Truppen bestehen aus wenigen Mann Leibgarde,
der übrige Teil des Heers aus schlecht bewaffneten und berittenen Uzbeken und Turkmenen.
Nur letztere haben den Russen 1873 zähen Widerstand geleistet und traten ihnen in den Tagen vom 21.-29. Juli in der
Stärke
[* 86] von 10,000 Mann entgegen; Führung fehlte ihnen vollständig. Die Einnahmen des Chans sind sehr gering (die Turkmenen
sind steuerfrei), sie beziffern sich im Jahr auf 350-400,000 Rubel. Die Familien- und Handelssteuer wird in Geld bezahlt, die
Grundabgaben (etwa ein Dritteil) werden in Naturalien entrichtet; sie sind hoch und werden durch die Habgier
der Beamten und durch Frondienste noch drückender. - Die Hauptstadt Chiwa liegt an dem von Schurachan ausgehenden
Bewässerungskanal Palwanata und wird von Vambéry einer persischen Stadt niedrigster Stufe gleichgestellt. Sie ist von einer
Lehmmauer umgeben, hat eine Citadelle, einen großen Bazar, im übrigen meist Hütten
[* 87] und zählt 6000 Einw.
Nächst Chiwa ist der bedeutendste Handelsplatz Neu-Urgendsch, mit 3000 Einw., am Kanal
[* 88] Schawat.
Geschichte.
Aus der Zeit des persischen Königsgeschlechts der Achämeniden (5. Jahrh. v. Chr.) kennen wir von Choarizm nicht viel mehr
als den Namen des Landes. Nach Herodot bildeten die Choaresmier mit den Parthern, Sogdiern und Ariern den 16. Distrikt
des Perserreichs; im Heer des Herxes kämpften sie unter eignen Feldherren, und ihr König stellte sich Alexander vor, als dieser 327 an den
Oxus gelangt war. Die Herrscher des Landes gehörten wohl den Nomadenvölkern an, welche die Oase damals wie jetzt umgeben.
Im 6. Jahrh. n. Chr. war ihr König von dem östlich davon residierenden Chakan der Türken abhängig, aber
noch im 11. Jahrh. hatte Choarizm seine eignen Herrscher; die Seldschukken eroberten Chiwa in der ersten Hälfte des 11. Jahrh.
Ende desselben Jahrhunderts erhielt Kuthb Eddin Mohammed, der Sohn eines türkischen Sklaven, die Statthalterschaft mit dem
Titel eines Charezm-Schahs. Er strebte nach Macht, gewann die Anhänglichkeit der Bewohner des Landes und
versammelte viele Gelehrte an seinem Hof.
[* 89]