der
Nation sich auch durch äußern Wohlstand und
Frieden der verklärten
Natur kundgeben werde. Aus dieser prophetischen
Perspektive
griff das spätere
Judentum mit Vorliebe die politische Seite heraus. Neben blutiger
Rache an den Unterdrückern forderte man
auch für die inzwischen verstorbenen Israeliten
Anteil an dem
Heil des Messiasreichs. So entstand der
jüdische Volkstraum von einem theokratischen Weltreich, in welchem unter der sichtbaren Herrschaft des
Messias das aus der
Zerstreuung gesammelte und vom
Tod erweckte
Israel nach Zerstörung der Weltreiche, im alleinigen
Dienst Jahves, über die
Heiden
herrschen werde. Es war eine psychologische Unvermeidlichkeit, daß, als sich die alttestamentliche Messiasidee im
Christentum vollendete und verwirklichte, auch der chiliastische Volksglaube mit in die judenchristliche Zukunftshoffnung
überging.
Daher lehrt die
Offenbarung des Johannes (20, 4), daß nach der
Wiederkunft Christi seine standhaften
Bekenner mit ihm auferstehen
und 1000 Jahre herrschen werden. Der Bestimmung der Dauer liegt eine bereits den
Juden geläufige
Projektion
[* 2] der
Schöpfungswoche in sechs oder sieben Jahrtausenden, näher eine
Kombination des sogen.
Hexaemeron mit
Psalm 90, 4. (vgl.
2. Petr.
3, 8). zu
Grunde, so daß die 1000 Jahre der Herrschaft der
Heiligen dem
Sabbat entsprechen. Gleichfalls aus der Johanneischen
Offenbarung (20, 7 ff.) stammt die
Vorstellung, daß am Ende der 1000 Jahre der
Satan wieder los werden
und seine letzten
Kräfte gegen das Gottesreich aufbieten werde; erst nach seiner Vernichtung beginnt dann die ewige
Seligkeit,
das reine Jenseits, »ein neuer
Himmel
[* 3] und eine neue
Erde«.
In der Ausmalung der dieser letzten
Katastrophe vorangehenden paradiesischen
Glückseligkeit gab die urchristliche
Phantasie,
welche sich mit ihren Zukunftsahnungen jahrhundertelang in dem beschriebenen
Rahmen bewegte, der jüdischen
nichts nach.
Noch bei
Papias, dem bis in die Mitte des 2. Jahrh. lebenden
Bischof von
Hierapolis, finden wir angebliche
Aussprüche
Jesu über die monströse
Fruchtbarkeit der
Natur im Tausendjährigen
Reich, über die Vortrefflichkeit seiner
Weinstöcke etc.
und innerhalb der ersten Hälfte desselben
Jahrhunderts ist der dem Apostelschüler
Barnabas zugeschriebene
Brief entstanden, welcher jene Herleitung des aus dem Sechstagewerk ausdrücklich enthält
(Kap. 15). Nicht minder begegnen
uns die Grundzüge der chiliastischen Weltanschauung auch bei
Cerinth und sämtlichen
Richtungen der
Ebioniten, im
»Hirten des
Hermas« und in den
SibyllinischenBüchern, welche wenn auch nicht den
Namen, doch die
Sache enthalten und
zwar vermischt mit heidnischen Bildern aus dem
Idyll des goldenen
Weltalters.
Justin der
Märtyrer sieht im C. den
Schlußstein der orthodoxen
Lehre;
[* 4] der 190 schreibende
BischofIrenäus erweist
Recht und
Wahrheit
des aus
Schrift undTradition, Tertullian aus der neuen
Prophetie des Montanismus.
Gerade diese
Richtung aber
führte durch ihre schwärmerische Übertreibung eine Ernüchterung innerhalb der
Kirche herbei, und um 200 tritt in dem römischen
PresbyterCajus der erste Bekämpfer des Chiliasmus auf. Mit noch größerm Erfolg trat
Origenes von seinen spiritualistischen Voraussetzungen
aus gegen die sinnliche Zukunftserwartung auf.
Tauchen seither auch noch von
Nepos und Korakion bis auf
Methodius und
Lactantius einzelne Anhänger des Chiliasmus in der
Kirche auf,
so war doch dessen unaufhaltsame
Niederlage durch die seit
Konstantin politisch veränderte
Stellung der
Kirche besiegelt. Sobald
die siegreiche
Kirche sich auf dem
Boden dieserErde es wohnlich gemacht hatte,
machte sie sich mit dem
Gedanken vertraut, das
Tausendjährige Reich sei schon mit dem
Christentum selbst gekommen, und
Augustin erhob diese Auffassung
zur herrschenden.
Seitdem sehen wir chiliastische Meinungen in der
Kirche nur sporadisch auftauchen, wie gegen das Ende des ersten christlichen
Jahrtausends.
Um so mehr gaben sich unter den mit der päpstlichen
Hierarchie unzufriedenen
Sekten, die
durch Verfolgungen zu fanatischen
Hoffnungen aufgeregt wurden, jeweilig auch chiliastische
Anschauungen kund. S.
Evangelium,
ewiges. Zur Zeit der
Reformation aber standen neue
Propheten des Tausendjährigen
Reichs auf, welche durch radikale
Wiedergeburt
der verderbten
Welt dem Kommen
Christi dieBahn brechen wollten. Die
Reformatoren selbst teilten zwar den
Glauben an die
Nähe des Weltendes, verwarfen jedoch schon in der
Augsburgischen Konfession (Art. 17) die Zurüstungen der
Anabaptisten
auf die nahe
OffenbarungChristi und deren Errichtung eines neuen
Zion als jüdische Träumerei.
(spr. tschiljan,San Bartolomeo de Chillan), Hauptstadt der
ProvinzNuble in der
RepublikChile,
[* 8] liegt in einer fruchtbaren
Ebene, 5 km vom Nublefluß entfernt, 214 m ü. M., ist unansehnlich, hat aber
lebhaften
Handel und (1875) 19,044 Einw. Ein
Erdbeben
[* 9] zerstörte die Stadt 1751,
und sie ist häufigen
Überschwemmungen
ausgesetzt. Ehedem war sie
Mittelpunkt der Missionsthätigkeit der
Jesuiten. Südöstlich davon im Andesgebirge liegen, 2217 m ü. M.,
in hochromantischer Umgebung und beim
Vulkan von Chillan (2879 m) die für sehr wirksam geltenden
Banos de Chillan, mit Badeeinrichtungen.
(spr. schillikohth), 1) Stadt im nordamerikan.
StaatOhio,
GrafschaftRoß, im fruchtbaren
Thal
[* 10] des
Scioto gelegen, in der
Nähe der
Steinkohlen- und Eisengruben des südlichen
Ohio, hat schöne, breite
Straßen und (1880) 10,938 Einw. Die Stadt ward 1796 angelegt.
-
(spr. schijóng), düsteres Inselschloß im schweizer. Kanton Waadt,
[* 12] zwischen Villeneuve und Montreux, auf einem bis zum Wasserspiegel emporragenden Felsen des GenferSees erbaut und
mit dem nur einige Meter entfernten Ufer durch eine Brücke
[* 13] verbunden. Es besteht aus mehreren unregelmäßigen Gebäuden mit
einem viereckigen Turm in
[* 14] der Mitte und ist mit seinen weißen Mauern weithin sichtbar. Die Gewölbe
[* 15] sind in den Felsen gehauen.
Das Schloß soll von dem GrafenAmadeus IV. 1328 erbaut worden sein, wurde von den Bernern erobert,
welche den auf Philipps vonSavoyen Befehl seit sechs Jahren in einem unterirdischen Kerker gefangen gehaltenen ReformatorFranzBonivard, Prior von St. Viktor zu Genf,
[* 16] den standhaften Verteidiger der Unabhängigkeit Genfs gegen die savoyischen Fürsten, aus schrecklicher
Haft befreiten. Byrons Gedicht »The prisoner of Chillon« verherrlicht
den Namen dieses Märtyrers (vgl. Bonivard). Bis 1732 diente Chillon als Sitz des BernerLandvogts von Vivis und seit 1733 als Staatsgefängnis;
jetzt ist es Arsenal des Waadtlandes.
(spr. tschilóe),Provinz in der RepublikChile, besteht aus der Insel Chiloe, den Chonosinseln
(s. d.) und dem diesen Inseln gegenüberliegenden Festland von Patagonien, südlich bis zum KapTres Montes, dem äußersten Punkte
der großen HalbinselTaytao. Ihr Areal beträgt 54,000 qkm (980 QM.). Die Bevölkerung
[* 18] ist unbekannt, denn die offiziell für 1882 angegebene
Zahl von 73,041 Einw. bezieht sich offenbar nur auf die Insel Chiloe, den einzigen Teil des Gebiets, in welchem
sich Ansiedelungen befinden. Der von wenigen Indianern bewohnte festländische Teil der Provinz ist ein Waldland mit steilen
Küsten und von tiefen Fjorden durchschnitten, wo zahlreiche Gipfel der Kordilleren bis über die Schneegrenze ansteigen, wie
der Vulkan Minchinmádiva oder Chayapiren (2438 m), der Volcano del Corcovado (2289 m), der Yanteles (2050
m) und der Macá (2960 m).
(spr. tschilóe, ursprünglich Chilihue, »Ende
von Chile«),
Insel an der Westküste Südamerikas, zu Chile gehörig, wird durch den engen Kanal
[* 19] von Chacao im N. und durch eine 50 km
breite Straße (der Golf von Ancud im N. und von Corcovado im S.) gegen O. vom Festland getrennt. Sie ist 185 km
lang, 67 km breit und hat ein Areal von 8570 qkm (155,7 QM.), mit den Nebeninseln aber 9480 qkm
(172,2 QM.). IhreKüsten sind an der Ost- und Westseite gleichmäßig hoch und steil, doch an jener ebenso
reich an Vorsprüngen und Häfen wie an dieser einförmig und ohne Gliederung.
Das noch wenig bekannte Innere enthält Hügelreihen bis zu 600 m Höhe, und bis aus wenige schmale Striche an den Küsten ist
alles mit fast undurchdringlichen Urwäldern bedeckt. Das Klima
[* 20] ist mild, aber außerordentlich feucht,
Regen überaus häufig (bei Ancud fallen jährlich 2035 mm), namentlich im Westteil der Insel. Diese Feuchtigkeit erklärt die
starke Entwickelung der Vegetation, die der fruchtbare Boden noch befördert. Die Einwohner (1882: 73,041) sind zum größten
Teil Indianer (von dem Stamm der Huilliche), die schon lange von den Spaniern unterworfen und zum Christentum
bekehrt und, wenn auch in der Bildung gegen andre indianische Stämme zurückgeblieben, doch durch Sanftmut des Charakters,
Redlichkeit und Sittlichkeit ausgezeichnet sind.
Ihre Hauptbeschäftigung ist nächst dem Fischfang das Fällen des Holzes, das den hauptsächlichsten Handelsartikel bildet;
der Landbau liegt ganz danieder, auch die Viehzucht
[* 21] ist vernachlässigt, von Industrie wenig die Rede. Die
Hauptstadt ist Ancud (San Carlos de A.), an der Nordküste der Insel, mit einem schönen Hafen, unansehnlich gebaut, mit (1883) 6000 Einw.,
Sitz eines Bischofs, einer Schiffahrtsschule und der Haupthandelsplatz der Provinz. Ancud blieb bis 1826 in den Händen der
Spanier. Die frühere Hauptstadt Castro an der Ostküste, 1566 durch den Spanier Chiloe G. de Castro gegründet, ist seit der Verlegung
der Regierung nach Ancud ganz verfallen.
Seine Gemahlin war die Tochter des Westgotenkönigs Athanagild, Galswintha, welche aber seinem Kebsweib Fredegunde weichen
mußte: Galswintha wurde 567 ermordet, weshalb ihre SchwesterBrunhilde, die Gemahlin des austrasischen Königs Siegbert, diesen
zum Kriege gegen Chilperich antrieb. Chilperich war im Nachteil, wurde aber dadurch von der
Gefahr befreit, daß Fredegunde den Siegbert ermorden ließ (575). Chilperich führte darauf mit seinem BruderGuntram und seinem NeffenChildebert mehrere erfolglose Kriege. Er wurde 584 in Chelles bei Paris auf der Jagd ermordet. Chilperich war ausschweifend, kein Freund
der Kirche, daher von Gregor von Tours als Herodes und Nero bezeichnet, despotisch und grausam, dabei aber
gebildet, wie er denn lateinische Gedichte machte.
2) Chilperich II., Childerichs II. Sohn, ward nach dem Tod seines Vaters (673) in ein Kloster gesteckt, aber, als Dagobert III. 715 gestorben,
von den Neustriern zum König gewählt. Er verband sich 716 mit Ratbod, dem Fürsten der Friesen, gegen
KarlMartell, den Majordomus von Austrasien, wurde jedoch von diesem überfallen und geschlagen; 717 kam es bei Vincy zu einer
zweiten Schlacht, in welcher Chilperich wieder besiegt wurde. Nach einer abermaligen Niederlage bei Soissons 719 floh Chilperich zu HerzogEudo
von Aquitanien, ward aber nach Chlotars IV. Tod (719) von Karl als Scheinkönig anerkannt und starb 720.
in der griech. Mythologie ein feuerspeiendes Ungeheuer in Lykien, nach Homer von göttlichem Geschlecht, vorn
Löwe, in der Mitte Ziege, hinten Drache,
[* 27] das, vom karischen König Amisodaros aufgezogen, lange das Land verwüstete,
bis Bellerophon
[* 28] (s. d.) es erlegte; bei Hesiod eine Tochter des Typhon und der Echidna, mit den drei Köpfen der genannten Tiere.
Später vermischten sich beide Vorstellungen zu einer. Das Bild der Chimära kommt auf Münzen
[* 29] von Korinth,
[* 30] Sikyon und andern Städten,
die Erlegung der Chimära durch Bellerophon häufig auf Vasenbildern vor; ein in harten Umrissen, aber lebendig
ausgeführtes antikes (etruskisches) Erzbild derselben enthält das etruskische Museum zu Florenz.
[* 31] Den Namen Chimära führte auch
ein feuerspeiender Berg in Lykien, dessen vulkanische Beschaffenheit man überhaupt im Bilde der Chimära symbolisch dargestellt erkennen
wollte.
(spr. tschim-),Provinz der südamerikan. RepublikEcuador,
[* 38] umfaßt den südlichen Teil der zwischen den
beiden Kordilleren liegenden Hochebene von Tacunga und den Abhang der Ostkordillere und hat ein Areal von 14,360 qkm (260,8 QM.).
Ackerbau und Viehzucht bilden die Hauptbeschäftigung der (1878) 128,310 Einw.,
die nebenher auch baumwollene und wollene Zeuge weben.
(spr. tschim-), ein Gipfel der Kordilleren von Quito, liegt in der RepublikEcuador, in der
westlichen Gebirgskette zwischen dem zweigipfeligen Iliniza und dem viergipfeligen Pichincha, unter 1° 47' südl. Br. und erreicht
nach Reiß' und Stübels Messungen eine Höhe von 6310 m. Den Ruhm, der höchste Berg der Kordilleren zu sein, hat er zwar längst
verloren; doch bleibt er durch das Andenken wichtiger wissenschaftlicher Untersuchungen, das sich an ihn knüpft, immerhin
der interessanteste Andesgipfel. Er bildet einen mächtigen abgestumpften Kegel, der am imposantesten von der 2630 m hohen
Hochebene von Tapi aus erscheint. Er ist ein erloschener, vorwiegend trachytischer Vulkan; seine steilen Abhänge sind durch
zahllose Barrancos (Schluchten) gefurcht.
Den ersten Versuch der Besteigung machte 1745 La Condamine. Im Juni 1802 unternahmen es A. v. Humboldt und Bonpland, vom Dorf
Calpi aus (3150 m ü. M.) den Berg zu besteigen. Sie fanden ihn von SSO. her von großen, stufenweise übereinander liegenden
Ebenen umgeben und diese bis 3800 m Höhe mit Gras bewachsen. Über dieser Höhe erreichte man einen kleinen
See (Laguna de Yanacoche) von ca. 42 m Durchmesser. Etwa 290 m über dem See verschwand erst die Grasdecke auf dem Gestein.
Jenseit der Schneegrenze, die etwa in Montblanc-Höhe liegt, erhoben sich große Felsmauern, von NO. nach SW.
streichend, aus der ewigen Schneedecke, zum Teil in unförmliche, dünne, 16-20 m hohe Säulen
[* 40] gespalten. Endlich gewahrten
die Reisenden durch den zerreißenden Nebel den domförmigen Gipfel, aber eine klaffende, nicht zu umgehende Thalschlucht
von 130 m Tiefe und 6,5 m Breite
[* 41] zwang sie in 5882 m Höhe zur Umkehr. Eine neue Besteigung versuchten
im Dezember 1831 Boussingault und der EngländerHall,
[* 42] die bis über 6000 m empordrangen, aber den Gipfel ebenfalls nicht zu
erklimmen vermochten. Als erstem gelang die Besteigung A. Stübel, 1872.
R. O. in München.
[* 45] »Was kostet das englische Parlament?« Wenn wir IhreFrage richtig verstehen, so wünschen Sie zu wissen, welche
Summe das Land aufzubringen hat, um die mit den Beratungen des englischen Parlaments zusammenhängenden Kosten zu bestreiten.
Wie Sie wohl wissen, erhalten die Parlamentsmitglieder keine Diäten, es sei denn, sie werden ihnen von
ihren Wählern bezahlt, was thatsächlich bei einigen Vertretern aus dem Arbeiterstand und auch bei mehreren irischen Parlamentsmitgliedern
der Fall ist. Es handelt sich also hier einfach um Unterhaltung des Parlamentsgebäudes und Besoldung der nötigen Beamten.
Das Parlamentsgebäude hat nun (1882-83) 42,304 Pfd. Sterl. gekostet;
der Lordkanzler als Vorsitzender des Herrenhauses erhielt 4000 Pfd. Sterl. (und außerdem 6000 als Richter).
Der Vorsitzende
des Hauses der Gemeinen (Speaker) erhielt 5000 Pfd. Sterl., sein Stellvertreter 2500;
die Beamten des Herrenhauses erhielten
43,067 und diejenigen des Hauses der Gemeinen 49,966, also insgesamt 144,837 Pfd. Sterl. Für 1883-84 sind die
Unkosten aus 147,657 Pfd. Sterl. veranschlagt.
Von den Beamten des Herrenhauses beziehen zehn, von denjenigen des Unterhauses elf einen Gehalt von 1000-3000
Pfd. Sterl. pro Jahr und außerdem in einzelnen Fällen noch eine Amtswohnung.
Das Gesetz
ist von tief eingreifender Bedeutung für die Provinz.
Denn wenn auch die bisherigen sechs obern Verwaltungs- (Landdrostei-)
Bezirke mit nur unerheblichen Änderungen als ebenso viele »Regierungsbezirke«
fortbestehen werden, so ist die mit den untern Verwaltungsbezirken vorgenommene Veränderung desto einschneidender. An Stelle
der bisherigen 100 Ämter und 43 selbständigen Städte sind im ganzen 77 Kreise
[* 51] (8 Stadtkreise und 69 Landkreise) getreten,
die sich wie folgt verteilen:
Genauere Nachweise finden Sie in der soeben erschienenen 5. Ausgabe von Ringklibs »Statistischem Handbuch der ProvinzHannover«
(Klindworths Verlag in Hannover).
Die Kreise der andern hannöverschen Regierungsbezirke werden bei den betreffenden Artikeln
in derselben Weise angeführt werden.
Die Kreiseinteilung in den übrigen ProvinzenPreußens
[* 53] wird ausnahmslos bei
den Artikeln über die Regierungshauptstädte tabellarisch verzeichnet.
Das Ergebnis dieser
Sammlungen bildet jetzt einen Fonds, aus dessen Zinsertrag Preise verteilt werden an die Bearbeiter derjenigen
Fragen aus dem Gebiet des Völkerrechts, welche von dem Vorstand der Stiftung regelmäßig zur Beantwortung gestellt werden.
Als erste Preisfrage ist gegenwärtig das Thema ausgestellt:
»Über Rechte und Pflichten eines neutralen Staats beim Übertritt einer kriegführenden Armee auf sein Gebiet (FallBourbaki)«.
KaufmannMenzel in B. Die Angabe ist korrekt. Es handelt sich nicht um einen zwischen dem DeutschenReich
mit Rußland abgeschlossenen Auslieferungsvertrag, sondern, wie ganz richtig angegeben, nur um den Vertragsabschluß zwischen
Rußland und Preußen.
[* 56]
Außerdem wird ausgeliefert wegen Mordes und Mordversuchs und wegen strafbarer Herstellung
und strafbaren Besitzes von Dynamit und andern Sprengstoffen. In andern Fällen soll der Auslieferungsantrag in Erwägung genommen
und demselben, wenn nichts entgegensteht, mit Rücksicht auf die freundnachbarlichen Beziehungen beider LänderFolge gegeben
werden.
das braunschweigische Infanterieregiment Nr. 92 hat einen
schwarzen Polrock mit blauem Kragen, blauen Aufschlägen etc.;
so könnten wir Ihnen noch eine solche Menge besonderer Abzeichen
in der Uniform der deutschen Armee anführen, daß ein ansehnliches Bändchen daraus würde.
Überzeugen Sie sich davon in
»Die Uniformen der deutschen Armee in übersichtlichen Farbendarstellungen« (Leipzig bei Ruhl, 9. Aufl.
1885).
Wir mußten uns aber auf wenige allgemeine Angaben beschränken und auf die Anführung aller Ausnahmen oder besondern
Abzeichen verzichten. Wo sollte die Grenze und wo der Raum gefunden werden? Die württembergische Artillerie hat blaue Waffenröcke
und schwarze Kragen und Aufschläge, aber mit zwei Knopfreihen auf der Brust;
die 5. Batterie (braunschweigische)
vom 10. Feldartillerieregiment hat schwarze Polröcke. - Die Fahnen der Artillerie waren ursprünglich Regiments- oder Brigadefahnen.
Als später die neuen Feld-, dann die Fußartillerieregimenter abgezweigt wurden, erhielten dieselben keine neuen Fahnen (die
Artillerie nimmt die Fahnen nicht mit ins Feld);
vielmehr blieb die alte Fahne ihnen gemeinsam, also den
drei, wie man sagt, Provinzialregimentern.
Nur selten leisten derartige
Kinder im Alter Hervorragendes, da sie in der Regel vorzeitig verfallen und zu Grunde gehen. In Deutschland
[* 60] sagt man sprichwörtlich von frühreifen Kindern, daß sie nicht lange leben.
Ihre Deutung ist im allgemeinen zutreffend und
befindet sich im Einklang mit der sogen. empiristischen Theorie, welche die Ansicht vertritt, daß jene Erfahrungen, auf welchen
die Deutung unsrer Empfindungen der Außenwelt gegenüber beruht, im Lauf desLebens eines jeden Individuums
gesammelt werden müssen und also nicht ererbt werden. In unserm Fall handelt es sich aber um eine ungewöhnlich schnelle
Ansammlung von solchen Erfahrungen, und es ist immerhin möglich, daß die Fähigkeit hierzu auf erbliche Anlage zurückzuführen
ist.
Dr. H. in Budapest.
[* 61] Zu der Biographie einer hervorragenden Persönlichkeit oder zum Artikel über die Geschichte
eines Landes, eines Kriegs, eines Ereignisses etc. diejenigen Schriften, in denen sich etwas über den behandelten Gegenstand
findet, vollständig aufzuführen, dazu reicht der in einem Konversations-Lexikon verfügbare Raum bei weitem nicht aus. Es
erscheint auch überflüssig,
wenn man erwägt, daß derartige genaue biographische Nachweise nur zu
gelehrten Studien benutzt werden würden und denjenigen, die solche anstellen wollen, andre geeignete Hilfsmittel, wie die
»Allgemeine deutsche Biographie«, die »Biographie générale«, Spezialbiographien u. dgl.,
zu Gebote stehen. Es sind daher bei den Staaten nur die bedeutendsten und gangbarsten Geschichtswerke aufgeführt, bei den
einzelne Personen und Ereignisse betreffenden Artikeln bloß solche Monographien angegeben, welche sich
ausschließlich oder hauptsächlich auf den behandelten Gegenstand beziehen.
Dagegen ist die Verweisung auf Artikel und Abhandlungen
in Sammelwerken, wie der »Allgemeinen deutschen Biographie«, Wurzbachs »Biographischem Lexikon für Österreich«
[* 62] u. dgl., und
in Zeitschriften mit Bedacht ausgeschlossen worden. Es versteht sich ja von selbst, daß z. B.
ein Geschichtswerk über Preußen über jeden der preußischen Könige ausführliche Darstellungen enthält, daß in einer Geschichte
der Befreiungskriege die beteiligten Heerführer, in einer Geschichte der Reformation die einzelnen Reformatoren ihre Stelle gefunden
haben. Es würde deshalb ganz überflüssig und zwecklos sein, bei jedem einzelnen Fürsten auf Bücher
über die Landesgeschichte, bei York oder Blücher besonders auf das Beitzkesche Werk, bei Melanchthon auf Rankes »Deutsche
[* 63] Geschichte
im Zeitalter der Reformation« hinzuweisen, wenn wir in der Lage sind, anerkannte Biographien der Betreffenden anzuführen.
Um so
mehr Sorgfalt ist auf letztere und überhaupt darauf verwendet worden, daß der Benutzer des Lexikons
über dasjenige, was er vor allem suchen wird, genaue und präzise Angabe aller wesentlichen Daten und Umstände, kurz und
übersichtlich geordnet, vorfindet.
J. M. in N. S. Es ist selbstverständlich, daß unser Illustrationsprogramm während des Erscheinens hier und da Abänderungen
erleiden wird, die von der Wichtigkeit der Gegenstände bedingt sind. Es wäre gewiß durchaus gegen
das Interesse unsers Werks, an dem Buchstaben festzuhalten - aber unmöglich können wir jedem Einzelnen über das unvermeidliche
Ab- und Zuzählen Rechenschaft ablegen.
Maßgebend ist deshalb immer das neueste Verzeichnis der Beilagen (auf der vordern
Buchdecke).
Korrespondenzblatt Meyer in A. »Alboid« ist galvanisch vernickeltes
Britanniametall.
Über letzteres finden Sie einen besondern Artikel. - Zum Auffrischen verblichener Photographien empfiehlt das
»Photographische Wochenblatt« nach einer englischen Vorschrift eine wässerige
0,2proz.
Die Photographien werden, falls sie aufgeklebt sind, mit warmem Wasser von
dem Karton abgelöst und der Klebstoff von der Rückseite abgewaschen.
Alsdann legt man sie so lange in
die Sublimatlösung, bis man sieht, daß die Lichter weiß und die Schatten
[* 64] dunkel werden;
schließlich wäscht man die Photographie
gut mit reinem Wasser ab und trocknet sie.
Das Bild soll dann wieder wie neu aussehen und nie wieder bleichen.
Das Verfahren
ist jedoch nur für solche Photographien anwendbar, welche bei ihrer Herstellung gut im Goldbad getont
wurden, da im andern Fall das Bild leicht ganz verschwinden kann;
es empfiehlt sich also, den Versuch erst an einer kleinen
Stelle vorzunehmen.
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