den weitverbreiteten
»Tour du monde« und die »Bibliothèque
des merveilles«. Sonst sind von ihm zu nennen: »Dictionnaire des professions« (1842);
»Doutes d'un pauvre citoyen« (1847);
»Voyageurs anciens et modernes« (1855-1857, 4 Bde.),
wofür er einen
Preis der
Akademie erhielt, und
»Histoire de
France d'après les documents originaux et les
monuments de l'art de chaque époque« (mit H.
Bordier, 1863, 2 Bde.).
Auf dem höchsten
Punkte der Stadt steht die fünfschiffige gotische
Kathedrale (1020 gegründet, dann
1194-1260 nach einem
Brand neu aufgebaut), 130,5 m lang, im
Chor 46 m breit, das Hauptschiff 36,5 m hoch, mit zwei herrlichen, 106 und 115 m
hohen
Türmen, imposanter
Fassade mit drei
Thoren und zahllosen
Statuen, auch im Innern von ernstem, streng feierlichem
Eindruck; darunter eine
Krypte und die
KapelleNotre Dame sous
Terre. Von den übrigen Gebäuden sind erwähnenswert: die alte
Abteikirche
St.-Pierre (12. Jahrh., mit berühmten Emailarbeiten), der bischöfliche
Palast (1253 erbaut), das Stadthaus (17.
Jahrh.), die
PorteGuillaume (14. Jahrh.), ehemals zur
Befestigung der Stadt gehörend, das
Theater
[* 5] (von 1861).
Chartres zählt (1881) 20,692 Einw., welche
Gerberei, Fabrikation von
Maschinen und Wirkwaren, dann Bereitung von berühmten Rebhühnerpasteten
und
Lebkuchen sowie lebhaften
Handel und Marktverkehr mit
Getreide,
[* 6] Vieh,
Wolle etc. mit der Umgegend
(Beauce,
Perche) betreiben.
(spr. schartröhs'), ein aus
Gemüsen und Wurzelwerk bereitetes
Gericht mit
Trüffeln,
Krebsschwänzen, Hühnerfilets, welches mit einem feinen
Ragout in einer Form gebacken und als
Entree serviert wird.
Auch heißt
Chartreuse ein bekannter Kräuterlikör, der ursprünglich von den
Mönchen der
GrandeChartreuse bei
Grenoble
[* 9] fabriziert wurde (s.
den folgenden
Artikel).
La grande (spr. schartröhs', die große
Kartause), das älteste
Kloster des 1084 vom
heil.
Bruno gestifteten Kartäuserordens, im französischen
DepartementIsère, 22 km nördlich von
Grenoble in enger Thalschlucht
gelegen, von Wäldern und den steil abfallenden Felswänden des
Grand Som (2033 m) umgeben, ein großes Gebäude mit
Kirche,
Kapitelsaal,
Bibliothek (6000
Bände), Arkaden und 60
Zellen, das während der
Revolution (1793) aufgehoben
ward, seit 1816 aber wieder von
Mönchen bewohnt ist. 2 km davon befindet sich eine 1820 restaurierte
Kapelle, angeblich an der
Stelle der
Einsiedelei des heil.
Bruno. Die
Mönche der Chartreuse bereiten allerlei
Medikamente gegen
Zahnschmerzen,
Quetschungen etc.
Die Fabrikation des berühmten (grünen, gelben und weißen) Kräuterlikörs, welche ihnen früher jährlich
ca. 500,000
Frank eingebracht haben soll, wurde ihnen jedoch seit einigen
Jahren untersagt.
(spr. schartruhs'), franz. Schriftstellerin,
s.
Montifaud. ^[= (spr. mongtifoh), Marc de (mit dem eigentlichen Namen Marie Amilie Chartroule), franz. Schriftstelle ...]
Um den Besitzstand
der Klöster und
Stifter zu sichern und einen Überblick über denselben zu ermöglichen, verordneten die
Päpste schon vor
dem 10. Jahrh. die
Anlage von Chartularien.
Dieselben sind für die Geschichtsforschung von wesentlicher Bedeutung.
(Khartum), Hauptstadt des ägypt.
Sudân, am
BlauenNil, nahe an dessen Zusammenfluß mit
dem
WeißenNil, unter 15° 37' nördl.
Br. und 32° 40' östl. L. v. Gr. in ungefähr 378 m
Meereshöhe gelegen, besteht zumeist aus elenden Lehmhäusern mit engen, krummen und schmutzigen
Gassen. Aus
Ziegeln erbaut
sind nur das große, schmucke
Haus des
Gouverneurs, das einen weiten, mit
Dattelpalmen geschmückten Vorplatz
hat, die österreichisch-apostolische
Mission, die
Moschee (die einzige), die koptische
Kirche und einige
Häuser der handeltreibenden
Griechen und andrer
Europäer,
Levantiner und Araber.
Vor derEroberung der Stadt durch den
Mahdi (s. unten) unterhielten
Österreich-Ungarn
[* 10] und
Großbritannien
[* 11] hier
Konsulate; das erste gründete
¶
mehr
schon 1847 hier die genannte Mission. Die Bevölkerung,
[* 13] ca. 50,000 Köpfe, bestand zum allergrößten Teil aus Arabern aus den
verschiedensten Gegenden, aus Eingebornen Innerafrikas, die hierher als Sklaven geschleppt wurden, aus Levantinern, Griechen,
Italienern, Franzosen u. a. Die Europäer waren Missionäre, Konsulatsbeamte, Ärzte, Apotheker, Kaufleute. Die Stadt hatte wohlversorgte
Bazare, europäische Magazine, Märkte voll von Lebensmitteln, Früchten u. a., eine Anzahl zum Teil durch
Griechen gehaltener Materialwarenbuden (Bakal), Likör- oder Kaffeebutiken u. a. Der BlaueNil war erfüllt von größern und
kleinern Barken; selbst Dampfboote ankerten hier.
Übrigens ist Chartum ein ganz besonders ungesunder Ort, so daß die europäische Kolonie mehrmals fast ganz
ausstarb. Die Stadt hat sich aus dem Lager
[* 14] entwickelt, welches MehemedAlisGenerale auf der Landzunge zwischen den beiden Flüssen
aufschlugen, und um das sich die Eingebornen des Handels wegen bald ansiedelten. Nach dem Sturz des alten Handelszentrums Schendy
konzentrierte sich der Handel des Sudân in Chartum, das nun den gesamten Handel mit Elfenbein, Gummi, Tamarinden,
Straußfedern und Sklaven aus Zentralafrika mit dem RotenMeer vermittelte. Unter Ismail Pascha wurde die Stadt zur Hauptstadt
des Sudân und zum Sitz des Generalgouverneurs (Baker, dann Gordon u. a.) erhoben. Gegen die Anhänger des Mahdi wurde sie durch
Gordon lange tapfer verteidigt, bis sie durch Verrat in die Hände der Mahdisten fiel, wobei
Gordon selber sein Ende fand.
nach der griech. Mythe ein wasserschlürfendes, den Schiffern Verderben bringendes Ungeheuer, das alles hinabschlang,
was sich seinem Rachen näherte. Es hauste auf einem Felsen in der Meerenge von Sizilien
[* 16] unter dem Vorgebirge
Peloron, gegenüber der noch schrecklichern Skylla (s. d.).
Nachdem die Chasaren die Slawen am Dnjepr und an der Oka unterworfen und tributpflichtig gemacht hatten, drangen
sie nach W. bis zu den Karpathen vor und erstiegen darauf in der zweiten Hälfte des 9. Jahrh. die höchste Stufe ihrer Macht.
Ihr Reich erstreckte sich damals vom Jaik bis zum Dnjepr und Bug, vom Kaspisee, Kaukasus und SchwarzenMeer
bis zur mittlern Wolga, zum Quellgebiet des Donez und über Kiew
[* 17] hinaus bis zur Oka. Die Chasaren schließen die Reihe der Völker finnischen
Ursprungs, welche von dem 3. bis zum 9. Jahrh. nacheinander in den ungeheuern Ebenen des südlichen Rußland zwischen der
Wolga und der untern Donau geherrscht haben.
In dem Chasarenreich waren alle Religionen geduldet. Juden, Christen, Moslems und Anhänger des mittelasiatischen Naturkultus
lebten in friedlichem Verkehr miteinander. Die Familie des Chakan und die Großen des Volkes bekannten sich ursprünglich zum
Islam, traten aber später zum Judentum über. Da Richter und Beamte
aus den verschiedensten Religionen aufgestellt
waren, so ward jedem das Recht durch seine Glaubensgenossen gesprochen, während für die Streitigkeiten der Anhänger verschiedener
Religionen eine gemischte Behörde angeordnet war.
Die Chasarenfürsten standen gewöhnlich in gutem Einvernehmen mit dem byzantinischen Reich. Ihre alte Hauptstadt war Balandshar
(das jetzige Astrachan). Später ward unter Mithilfe byzantinischer Baukünstler eine neue Residenz, Sarkal
(»weiße Stadt«, das jetzige Bjelajaweza, in der Nähe der katschalinischen Kosakenstaniza), erbaut, die jedoch schon um 1300 in
Trümmern lag. Mit den griechischen Baumeistern kam auch wohl Konstantin aus Thessalonich (Kyrillos) in das Land der Chasaren und
bekehrte nach der Sage das ganze Volk zum Christentum.
Das Andenken der Chasarenherrschaft hat sich bis auf den heutigen Tag in mehreren russischen Ortsnamen erhalten. Swajatoslaw,
der erste russische Beherrscher mit slawischem Namen (965), schlug die Chasaren selbst in einer blutigen Schlacht und eroberte ihre
Festung
[* 18] Sarkal. Wahrscheinlich haben die Russen damals alle chasarischen Gebiete an dem östlichen Gestade
von Asow und Taman erobert. Nur in der Krim
[* 19] blieb noch ein Schatten
[* 20] der chasarischen Macht übrig, der aber (1016) ebenfalls
den vereinigten Kräften der Griechen und Russen unter Motislaw von Tamatarcha, dem Sohn Wladimirs, unterlag. Reste des Volkes,
namentlich des sich zum Mosaismus bekennenden Teils, sollen nach einigen die Karaiten (Karaim) im südlichen
Rußland und den ehemaligen polnischen Ländern sein.
(spr. tschehs), 1) SalmonPortland, amerikan. Staatsmann, geb. zu Cornish in New Hampshire, war zuerst
Privatlehrer in Washington,
[* 23] erwarb sich aber, mit angesehenen Juristen befreundet, praktische Rechtskenntnisse und betrieb
dann in Cincinnati im StaatOhio mit bedeutendem Erfolg die Advokatur. Daneben setzte er sich die Sammlung
und Kommentierung der Statuten des StaatsOhio zur Aufgabe. Durch entflohene Sklaven vielfach als Anwalt in Anspruch genommen,
ward er bald einer der entschiedensten Vorkämpfer für die Rechte der Sklaven und Mitbegründer der spätern republikanischen
Partei. 1851 zum Mitglied des Senats in Washington gewählt, war er ganz im Sinn humaner und freiheitlicher
Grundsätze thätig und unterstützte warm die sogen. Heimstättebill, während die Nebraskabill
in ihm einen entschiedenen Gegner fand. 1855 und 1857 wurde er zum Gouverneur des StaatsOhio erwählt.
im allgemeinen alle Juden, welche sich auf besonders erkennbare Weise der gesetzlichen
Frömmigkeit befleißigen, im Gegensatz zu dem sie umgebenden Heidentum, Christentum und der lauen Religiosität ihrer Zeit. So
ist aus den Chasidäern sowohl der Essäismus als der Pharisäismus hervorgegangen. Im engern Sinn sind die Chasidäer ein
geheimer Bund frommer und altgläubiger Juden zur Zeit der Seleukiden mit dem Zweck, den religiösen und nationalen Geist unter
den Verfolgungen zu kräftigen. So wurde die Erhebung derMakkabäer gegen das syrische Joch durch sie vorbereitet (1.
Makk.
2, 42;. 7, 13). Chasidäer nannten sich auch die Mitglieder einer mystisch-kabbalistischen Sekte des IsraelBaalSchem (d. h. Wunderthäter), abgekürzt Bescht (daher Beschtianer), der, um 1740 zu Medshibosh
in Podolien geboren, als Prophet und Wunderthäter auftrat und bald als Heiliger verehrt wurde. Er nahm den Titel Zaddik (»heilig«)
an und erklärte sich für den Stellvertreter Gottes auf Erden, so daß Anteil an der Gemeinschaftmit Gott
nur die mit ihm in Verbindung Stehenden haben sollten.
Daher ist strenge Unterwerfung unter ihn erste Lebensbedingung, wogegen er seinen Gläubigen im Gegensatz zu den frühern Kabbalisten
heitere Lebensfreude als gottgefälligen Wandel vorschrieb, sie aus fröhlicher, meist durch den Genuß geistiger Getränke
und körperliche Bewegungen, wie Springen und Händeklatschen, erzeugter Stimmung beten lehrte, Waschungen
und besondere Kleidung anempfahl. Die Aussprüche des Zaddik, dessen Vermittelung bei Gott jedoch stets durch Geschenke erkauft
werden muß, haben unbedingte Autorität.
Sie wurden von den Rabbinern hart verfolgt und exkommuniziert. Bei Beschts Tod (1760) zählten sie bereits 40,000 Köpfe, und sie
nahmen zu, als Dob Beer (Berusch) in Mizricz es noch besser als Bescht verstand, die unwissende, abergläubische Menge auszubeuten.
Sie verbreiteten sich über Polen, Ungarn,
[* 29] Galizien und die Donauländer. Beschts drei Enkel, der genannte Beer aus Mizricz,
Rabbi Mendel aus Przemysl, Rabbi Maltsch aus Lazantsch, teilten sich in seine Herrschaft, infolgedessen
die Sekte in viele kleine Gemeinschaften zerfiel, von denen jede ihrem Zaddik gegenüber zu unbedingtem Gehorsam verpflichtet
ist. Sie halten durch ihre Neuerungen, die Verspottung des rabbinischen Schrifttums, ihre ketzerischen Schriften, ihre Selbstsucht
und Geldgier die Entwickelung des Judentums in den Ländern des Ostens sehr zurück und wurden mit Recht von
talmudischen Autoritäten,
wie R. Elia aus Wilna,
[* 30] befehdet. Ein Zweig der Chasidäer sind die nach ihrem Stifter Ahron Karlin (ein Städtchen
bei Pinsk) genannten Karliner.
Auch für Physik und Astronomie
[* 31] lieferte er wichtige Arbeiten, und namentlich haben seine Untersuchungen alter Nachrichten über
Sternschnuppen für die Wissenschaft wertvolle Resultate geliefert. Seit 1867 erregte er großes Aufsehen durch die Publikation
angeblicher AutographenPascals, woraus hervorging, daß dieser und nicht Newton der Entdecker der Gravitationsgesetze sei.
Chasles war nämlich 1861 in den Besitz einer Autographensammlung ohnegleichen gelangt und brachte für seine Behauptungen immer
neue Belege bei.
Schließlich mußte er aber 1869 bekennen, daß alle diese Autographen gefälscht und er selbst das Opfer einer Mystifikation
geworden sei. Er schrieb: »Apercu historique sur l'origine et le développement des méthodes en géometrie«
(2. Aufl., Par. 1876; deutsch von Sohncke, Halle
[* 32] 1839);
»Traité de géometrie supérieure« (Par. 1852; deutsch von Schnuse,
Braunschw. 1856);
»Traité des sections coniques« (Par. 1865, Bd.
1);
»Rapport sur les progrès de la géometrie« (das. 1871).
2) Philarète, franz. Kritiker, geb. zu Mainvilliers bei Chartres, ward von seinem Vater, einem
alten Jakobiner, nach Rousseauschen Ideen erzogen und kam im Alter von 15 Jahren in die Lehre
[* 33] zu einem Buchdrucker, einem eifrigen
Jakobiner, mit dem er nach der Restauration verhaftet wurde. Auf Verwendung Chateaubriands freigelassen, ging er nach England,
wo er in einer Buchdruckerei beschäftigt war und sich eine gründliche Kenntnis der englischen Litteratur
erwarb. Nach einem siebenjährigen Aufenthalt in England (1819-1826) verweilte er kurze Zeit in Deutschland
[* 34] (die Frucht dieses
Aufenthalts war eine freilich ziemlich mangelhafte Übersetzung des Jean Paulschen »Titan«) und kehrte hierauf nach Frankreich
zurück, wo er sich durch seine Aufsätze über die englische Litteratur in der »Revue encyclopédie« bald
bekannt machte. 1824 wurde sein »Discours sur la vie et les ouvrages de JacquesAuguste de Thou« (Par. 1824) und vier Jahre später
sein »Tableau de la marche et des progrès de la langue et de la littérature française depuis le commencement
du XVI. siècle jusqu'en 1610« (das. 1828) zugleich mit Saint-MarcGirardinsArbeit von der Akademie gekrönt. 1837 wurde Chasles zum
Bibliothekar an der Bibliothèque Mazarin und 1841 zum Professor der nordischen Sprachen und Litteraturen am Collège de France
ernannt, welche Stelle er bis an seinen Tod¶
mehr
bekleidete. Er starb in Venedig. Chasles war ein ungemein fruchtbarer Schriftsteller. Außer mehreren Geschichtswerken:
»Révolution d'Angleterre; Charles I., sa cour, son peuple et son parlement« (1844; deutsch, Mainz
[* 36] 1845),
»OlivierCromwell, sa
vie privée, ses discours publics, sa correspondance particuljère« (1847) u. a., schrieb
er Romane, Novellen, Erzählungen von allen Farben, Sittenschilderungen, Reisebilder, hauptsächlich aber
(für das »Journal des Débats«, die »Revue de Paris«, »Revue des DeuxMondes« etc.) litterarische Abhandlungen und Feuilletons,
die durchgängig geistreich geschrieben sind, aber mit allzu deutlicher Absicht auf gesuchte Wendungen, Paradoxen, Überraschungen
aller Art ausgehen.
Die wichtigsten dieser Aufsätze gab E. unter dem Titel: »Études de littérature comparée«, später »Œuvres«
(1847-77) gesammelt heraus. Wir erwähnen davon: »Études sur le moyen-âge«;
»Voyages d'un critique à travers la vie et les livres«;
»Études contemporaines«;
»L'antiquité«
und »La psychologie sociale des nouveaux peuples« (aus dem Nachlaß, 1875).
Auch Übersetzungen aus dem Lateinischen und Englischen
hat Chasles geliefert. Seine »Mémoires« erschienen 1876-78 in 2 Bänden, befriedigten aber die daran geknüpften
Erwartungen nicht. - Sein Sohn Emile Chasles, geb. 1827, nacheinander Lehrer zu St.-Menehould, Mâcon und Douai, dann an den Fakultäten
zu Dijon
[* 37] und Paris, seit 1873 Generalinspekteur für den Unterricht in neuern Sprachen, veröffentlichte eine »Étude sur la
comédie au XVI. siècle« (1856); »Michel de Cervantes, sa vie, son temps, son œuvre« (2. Aufl. 1866)
u. a.
(spr. schass'rall, deutsch Gestler), Bergrücken des bernisch-neuenburgischen Jura, 1610 m hoch, steigt von
dem Bieler See in drei Absätzen auf, die mit zahlreichen Dörfern und grünen Matten bedeckt sind. Der Gipfel, der am leichtesten
von Neuveville aus bestiegen wird (von Biel führt eine Fahrstraße fast bis hinauf), gewährt einen herrlichen
Ausblick über das BernerSeeland hinweg bis zu den schneebedeckten Zinnen
der Alpen,
[* 61] nach N. hin bis zum Schwarzwald und zu den
Vogesen. Der Berg bietet dem Naturforscher eine reiche Ausbeute, dem Gastronomen die gepriesenen »Frauenkäse«.
(spr. schass'róng), ein jurassischer Bergrücken des schweizer. Kantons Waadt,
11 km
nordwestlich von Yverdun am NeuchâtelerSee, 1611 m hoch, mit herrlicher Fernsicht.
(franz., spr. schassör), in Frankreich, Belgien
[* 62] etc. s. v. w. Jäger. à pied, Fußtruppen in Frankreich (30
Bataillone). à cheval, leichte Reiter, welche sich von den Husaren nur durch eine andre Uniform unterscheiden.
Sie kommen zuerst 1741 und zwar als Scharfschützen (Karabiniers) zu Pferde
[* 63] vor und wurden 1779 in eigne Regimenter formiert,
deren Zahl seitdem mehrfach gewechselt hat (1870: 13, 1883: 20). Für den Dienst in Afrika
[* 64] errichtete man 1831 besondere, mit
arabischen Pferden berittene Regimenter Chasseurs d'Afrique (gegenwärtig 4). Als Schußwaffe führen auch die
berittenen Chasseurs den Gras-Karabiner.
»Récollection des merveilles advenues de mon temps«,
ein höchst wertvolles, leider zum großen Teil verlornes Werk in Prosa und Versen (der Rest hrsg. von Molinet, Par. 1531),
Die Chastelain zugeschriebene »Histoire du bon chevalier Jacques de Lalain« rührt nicht von
ihm her. Seine sämtlichen Werke sind herausgegeben von Kervyn de Lettenhove (Brüss. 1863-66, 8 Bde.).
Signallicht, welches je nach der Entfernung, auf welche es sichtbar sein soll, durch Einblasen von Kohlenpulver,
Harz oder einem Gemenge von Harz und Magnesiumpulver in eine Flamme
[* 76] erhalten wird;
dient zu telegraphischen Zwecken und wurde
zuerst von den Engländern im abessinischen Krieg angewandt.
Küstenfluß in Sibirien, zwischen dem Jenissei und der Anabara, empfängt zur Linken die Cheta und fällt
nach einem Laufe von 740 km in das NördlicheEismeer, wo er den 260 km langen Chatangabusen bildet. An seinem Ufer liegt, an der
Chetamündung, die russische Ansiedelung Chatanskoje.
Hier im Urwald unter den Indianerstämmen fühlte er sich bald so heimisch, daß er jenen Zweck vergaß. Dafür befruchteten
großartige Anschauungen sein Dichtergenie und gaben ihm einen reichen Stoff an die Hand,
[* 79] den er später in den Erzählungen:
»Atala«, »René« und »Les Natchez« erfolgreich bearbeitete. Erst die Kunde von der Flucht seines Königs rief
ihn 1792 zurück. Nach seiner schleunigen Vermählung mit einer reichen Erbin trat er in das Emigrantenheer, wurde bei Thionville
schwer verwundet und floh nach London,
[* 80] wo er in großer Not lebte.
Hier entstand sein »Essai historique, politique et moral sur
les révolutions, etc.« (Lond. 1797, 2 Bde.),
ein unreifes Gemisch von Vorurteilen, religiösen Zweifeln und philosophischen Betrachtungen nach J. J. Rousseau, noch bizarrer
in der Form als in den Ideen. Die Nachricht von dem Tod seiner Mutter bewirkte in ihm eine vollständige Umkehr, er war von
nun an eifriger Anhänger des positiven Christentums. In dieser Stimmung verfaßte er sein »Génie du christianisme«
(1802, 5 Bde.; deutsch von Schneller, Freiburg
[* 81] 1856-57), eine vom Feuer der glänzendsten Beredsamkeit getragene Apologie des Christentums,
die weder historisch noch dogmatisch, sondern lediglich poetisch und ästhetisch ist und sich nur an die Phantasie und an
das Gefühl der Leser wendet. Um
die Stimmung des Publikums zu erproben, hatte er ein Jahr vorher im »Mercure de France« den Roman
»Atala«, eine Episode des »Génie du christianisme«, veröffentlicht, welcher die majestätische Schönheit der amerikanischen
Natur mit der herben, entsagungsvollen Strenge des Christentums vereinigte und zwar mit solcher Pracht
und Üppigkeit der Diktion, daß alle Welt entzückt war.
Ähnlichen Erfolg hatte »René, ou les effets des passions«, eine Episode, welche Chateaubriand erst 1807 aus dem Hauptwerk loslöste,
eine Art christlichen Werthers mit Byronschem Weltschmerz und Faustscher Genußsucht, das Abbild der Persönlichkeit des Autors
selbst. Den Schluß zu »René«, der selbst eine Fortsetzung von »Atala« sein sollte,
bildeten »Les Natchez«, die aber erst 1825 im Druck erschienen. Diese Dichtungen haben unzählige Nachahmungen hervorgerufen
und sind in fast alle SprachenEuropas übersetzt worden.
Früchte derselben waren das große religiöse Epos in Prosa: »Les Martyrs, ou le triomphe de la religion chrétienne« (1809, 2 Bde.;
deutsch von Fesenmair, Münch. 1864),
eine Reihe von interessanten poetischen Schilderungen
der Örtlichkeiten, auf denen die »Martyrs« sich abspielen, beides Meisterwerke sorgfältiger Ausführung und harmonischen
Stils. 1811 wurde Chateaubriand in die Akademie gewählt an die Stelle M. J. ^[MarieJoseph] Chéniers, des Revolutionärs
und scharfen Kritikers seines »Genie du christianisme«. Da er aber statt der üblichen Lobrede eine höchst abfällige Beurteilung
seines Vorgängers vorlegte, so verbot der Kaiser, die Rede zu halten.
Dieser Vorgang wurde entscheidend für sein ferneres Verhalten: Chateaubriand tritt in Opposition zu Napoleon und
wird nun eine politische Persönlichkeit. SeinHaß gegen den Kaiser macht sich am schärfsten geltend in dem unwürdigen Pamphlet
»De Buonaparte, des Bourbons et de la nécessité de se rallier à nos princes légitimes pour le bonheur de la France et de
l'Europe«, das 1814 nach dem Sturz des Kaisers erschien und für Ludwig XVIII. »eine Armee wert« gewesen
ist. Während der Hundert Tage wurde er Minister, dann Pair von Frankreich; als solcher saß er auf der äußersten Rechten und
war royalistischer als der König selbst, wie seine Schriften: »Réflexions politiques sur quelques écrits du jour
et sur les intérèts de tous les Français« (1814),
»De la monarchie selon la charte«
(1816) beweisen. Seine Unbesonnenheit erregte den heftigsten Unwillen des Königs; erst seine »Mémoires, lettres et pièces
authentiques touchant la vie et la mort du duc de Berri« (1820) brachten eine Versöhnung zu stande. Chateaubriand wurde 1820 Gesandter
in Berlin, dann Minister, Gesandter in London, Bevollmächtigter auf dem Kongreß zu Verona
[* 85] und Minister des Auswärtigen
und als
¶