Hookers, den ein unfähiger
General,
Howard, führte, zu umgehen und in die
Flucht zu schlagen. Am
Abend stellte
Hooker seine
durchbrochene
Linie wieder her; aber die Ungunst des
Terrains verhinderte ihn, am folgenden
Morgen die
Kraft
[* 2] seines
Zentrums zu
verwerten. Als es
Lee nun gar gelang, den tags zuvor unterhalb
Fredericksburg über den
Rapahannock gesetzten
GeneralSedgwick, welcher zu
Hooker stoßen wollte, zu vernichten, ehe die Vereinigung geschehen war, blieb den Bundestruppen
am 5. nichts weiter übrig, als den
Rückzug in die alten
Quartiere zwischen
Fredericksburg und Aquia
Creek anzutreten, welcher
indes in voller
Ordnung bewerkstelligt ward. Doch warWashington
[* 3] ernstlich bedroht. Infolge dieser
Niederlage
ward
Hooker durch
Meade ersetzt. Ein Jahr später, kämpfte
Grant mit demselben
Lee auf dem gleichen Schlachtfeld
bei Chancellorsville; auch diesmal endete der
Zusammenstoß, wenngleich nicht mit einer
Niederlage, so doch keineswegs mit einem entschiedenen
Vorteil für die
Union. Gewöhnlich wird diese letztere
Schlacht als
»Schlacht in der Wildnis« bezeichnet.
Früchte dieser
Reise waren seine
»Ionian antiquities« (Lond. 1769-1800, 2 Bde.),
»Inscriptiones antiquae pleraeque nondum editae, in Asia Minori et Graccia praesertim
Athenis collectae«
(Oxford 1774) und »History of
Ilium or
Troy etc.« (Lond. 1802). Seine
Reisebeschreibung, in antiquarischer
Hinsicht lehrreich, in Bezug auf
Länder- und
Völkerkunde ungenügend, erschien unter den
Titeln: »Travels in Asia
Minor«
(Oxford
1775) und »Travels in Greece« (das.
1776; beide neu hrsg. von Churton 1835, 2 Bde.;
deutsch vonBoie, Leipz. 1776). Chandler starb im
Februar 1810 als
Rektor zu Tilehurst in
Berkshire.
(spr. schanggarnjeh),NicolasAnne Théodule, franz.
General, geb. zu
Autun, wurde in der
Kriegsschule
von St.-Cyr gebildet, trat 1815 als Unterleutnant in die königliche
Garde, ward dann in die
Linie versetzt,
ging als
Kapitän 1830 nach
Algerien,
[* 5] wo er beim
Feldzug nach
Konstantine 1836 als Bataillonschef auf dem
Rückzug bedeutende
Dienste
[* 6] leistete und allmählich, indem er 18 Jahre lang fast alle
Gefechte der französischen
Armee inAlgerien
mitmachte, zum Obersten,
Brigade- und Divisionsgeneral emporstieg. Im
Februar 1848 übernahm er für
Cavaignac eine Zeitlang
die provisorische
Regierung von
Algerien, dankte jedoch bald ab, da er vom
Departement Seine in die
Nationalversammlung gewählt
wurde. Er ward in
Paris
[* 7] Oberbefehlshaber der
Nationalgarde und bald darauf der 1. Militärdivision. Er verhinderte sowie 13. Juni die
Schilderhebung der
Republikaner und Sozialisten.
(franz., spr. schangscháng),Gewebe
[* 12] von
Seide,
[* 13]
Wolle und andern
Garnen, deren
Kette von einer andern
Farbe als
der
Einschlag ist, wodurch je nach dem Lichtreflex ein schillerndes Farbenspiel entsteht.
(Chinka- oder
Kengkasee), Binnensee im Südussuriland des ostsibirischen Küstengebiets, umfaßt 4381 qkm
(79,5 QM.), wovon 1499 (27 QM.)
zu
China
[* 16] gehören, und ist 80 km lang und 60 km breit. Er kann nur vom April bis Ende
Oktober befahren
werden, die übrige Zeit
ist er mit
Eis
[* 17] bedeckt. Die
Ufer sind niedrig und sumpfig, in der Mitte
ist er 4
Faden
[* 18] tief.
Sein Abfluß
ist der Sungatsch, der in den
Ussuri fällt; von W. her strömt der Grenzfluß
Tura in den
See.
Da an seinen
UfernGetreide
[* 19] gedeiht, haben sich russische
Bauern an einigen
Stellen niedergelassen.
In der
Nähe
von Chankendi liegt malerisch in einem weiten Thalkessel ein großer
Garten
[* 21] der ehemaligen karabachschen
Chane, in welchem jetzt ein
bedeutendes Seidengeschäft
(Sortiment und
Verpackung der
Kokons zum Versand und zur Abhaspelung der
Kokons)
eingerichtet ist.
und erfolgreiche Bekämpfung aller sozialen und religiösen Mißstände seines Vaterlandes, so namentlich der Sklaverei (»On
slavery«, Boston 1835), sowie durch geistvolle Vertretung der Rechte derIndividualität auf allen Gebieten des innern und äußern
Lebens. In England, wo sich E. bald einer nicht geringern Popularität erfreute als im eignen Vaterland, hat
ihn Mountford (»Beauties of Channing«, Lond.
1849),
(franz., spr. schangssong), im
allgemeinen jedes singbare Gedicht, gleichviel ob epischer oder lyrischer Gattung. In diesem Sinn heißen in der ältern nordfranzösischen
Poesie Chansons de geste jene größern epischen Dichtungen, die von den Trouvères vorgetragen (»gesungen und gesagt«) wurden,
im Gegensatz zu den bloß gesagten oder gelesenen Romans und Contes. Jetzt versteht man darunter ausschließlich
ein leichtes Lied, das einen Gedanken anmutig, heiter, witzig, naiv erfaßt, Thörichtes mit pikantem Spott geißelt, auch wohl
zu leidenschaftlichem Kampf anfeuert.
Unter Ludwig XIV. und seinen Nachfolgern atmete der Chanson Lust und üppigen Lebensgenuß, während er im Zeitalter der Revolution
kriegerische Töne anschlug, wie die Marseillaise und der Chant du départ. Von nun an kam in die französische Lyrik überhaupt
ein melancholisch-elegischer oder leidenschaftlich aufgeregter Ton, und namentlich im C. prägte sich
alles aus, was das französische Volk als solches bewegte, so namentlich in den Liedern Bérangers, dem verkörperten Nationalgeist
seines Volks.
(spr. schangtiji), Stadt im franz. DepartementOise, ArrondissementSenlis, an der Nonette und der Nordbahn,
ehemalige Residenz des HausesCondé, mit Knopf- und Nadelfabrikation, Wollspinnerei (die einst blühende
Spitzenindustrie hat aufgehört), trefflichem Gemüsebau und (1876) 3476 Einw.
Das ehemalige große und prächtige Schloß von Chantilly, das »Versailles der Condé«, merkwürdig durch seinen Marstall für 250 Pferde,
[* 31] seinen eine Stunde langen, jetzt versumpften Kanal
[* 32] und seinen englischen Park, wurde 1793 in der Revolution
zerstört. Ein Teil desselben ward 1814 restauriert und ist im Besitz des Herzogs von Aumale. Aus der großen Wiese vor Chantilly (La
Pelouse genannt) werden siebenmal im Jahr von den Parisern sehr besuchte Pferderennen gehalten; der Hippodrom hat 2 km im Umfang.
In der Umgebung dehnt sich der 2449 Hektar große Wald von aus.
(spr. schangsi),AntoineEugèneAlfred, franz. General, geb. zu Nouart (Ardennen), trat, 16 Jahre alt,
in den Marinedienst, 1840 in ein Artillerieregiment und wurde 1841 in die Militärschule von St.-Cyr aufgenommen; 1843 wurde
er Unterleutnant, 1851 Kapitän und diente fast immer in Afrika;
[* 40] nur 1859 machte er den italienischen Feldzug als Bataillonschef
mit, zeichnete sich bei Solferino
[* 41] aus und ward als Oberstleutnant der syrischen Expedition beigegeben. Er wurde 1864 Oberst, 1868 Brigadegeneral
und machte die Expedition des GeneralsWimpffen gegen die südlichen Stämme mit.
Als nach dem Verlust von Orléans die Loirearmee in zwei getrennt operierende Heereskörper geteilt wurde,
erhielt Chanzy durch ein Dekret der Delegation von Tours
[* 45] vom 9. Dez. das Oberkommando über die zweite Loirearmee, an deren Spitze er
7.-10. Dez. bei Beaugency dem Großherzog noch hartnäckigen Widerstand leistete. Darauf zog er sich nach Le Mans zurück, um
seine Armee zu verstärken und zu reorganisieren, und schickte sich Anfang Januar 1871 an, mit derselben,
die inzwischen auf 5 Korps und 150,000 Mann angewachsen war, zum Entsatz von Paris nach Westen vorzudringen, als seine Vorhut6. Jan. von der
zweiten deutschen Armee unter PrinzFriedrichKarl bei Vendôme angegriffen wurde. Chanzy wurde durch viele blutige
Gefechte nach Le Mans zurückgedrängt und nach den verlustreichen Kämpfen vom 11. und 12. Jan. genötigt, Le Mans zu räumen und
auf Laval zurückzuweichen.
Trotzdem suchte er die Nationalversammlung im Februar zur Fortsetzung des Kriegs anzufeuern. Selbst zum Mitglied der Versammlung
gewählt, nahm er seinen Sitz im linken Zentrum und beteiligte sich an mehreren Debatten, besonders an
denjenigen, welche die Reorganisation der Armee und das neue Kriegsdienstgesetz betrafen. Am wurde Chanzy zum Kommandanten
des 7. Armeekorps mit dem Sitz in Tours und 1873 zum Generalgouverneur von Algerien ernannt, in welcher Eigenschaft er
zugleich Kommandant des 19. Armeekorps war. Doch erfüllte er daselbst die Hoffnungen, welche die Republikaner auf durchgreifende
Reformen gesetzt hatten, nicht und wurde daher im Februar 1879 als Botschafter
nach Petersburg
[* 46] versetzt. 1881 zurückberufen,
erhielt er das Kommando des 6. Korps in Châlons, wo er starb. Er schrieb: »La deuxième
armée de la Loire« (Par. 1871, 8. Aufl. 1885; deutsch, Hannov.
1873).
(Chaones), eins von den drei Hauptvölkern von Epirus, illyrischen Stammes, hatte früher das ganze Land inne,
bewohnte aber später nur den Küstenstrich vom Thyamisfluß (jetzt Kalamas) bis zu dem Akrokeraunischen
Vorgebirge.
Die Chaoner sind die Vorfahren der heutigen Albanesen.
(griech.), bei Hesiod der leere, unermeßliche Raum, welcher vor allen Dingen war und die Nacht und den Erebus gebar;
bei Ovid die verworrene, formlose Urmasse, welche die rohen Stoffe der künftigen Weltbildung und der zu erzeugenden einzelnen
Gestalten in sich trug. Über diese stark sinnliche Ansicht der griechischen und römischen Mythe erhebt sich die hebräische
Schöpfungsgeschichte, welche in Ergründung des Uranfangs der Dinge bis zur möglichst weiten Abstraktion, dem Nichts, emporsteigt.
Eine orphische Kosmogonie macht zum Prinzip aller Dinge ein ewiges, ungebornes, unendliches Chaos, das weder hell
noch dunkel, weder trocken noch feucht, weder warm noch kalt war, sondern alles als eine gestaltlose Massein sich vereinigte,
bis es sich nach der Zeiten Verlauf zur Eiform bildete, woraus ein Mannweib, als der Grund aller Dinge und aus feinern Stoffen
gebildet, hervortrat. Dieses Mannweib schied die Elemente und schuf aus zweien derselben (Luft und Feuer)
den Himmel
[* 47] und aus zwei andern (Erde und Wasser) die Erde.
Hier ist Chaos die ungeschiedene, formlose Urmaterie, wie sie sich noch Apollonios von Rhodus und Ovid dachten. Die ionischen
Philosophen nahmen entweder das Wasser (Thales) oder die Luft (Anaximenes) oder das Feuer (Herakleitos) für
das mit Unbegrenztheit und ewiger Bewegungsthätigkeit begabte Urwesen an und scheinen, jene einzelnen Elemente dem Chaos unterlegend,
bei diesen Worten von der Idee eines allumfassenden Elements ausgegangen zu sein. So erhielt das Wort Chaos bei den Philosophen die
Bedeutung des Alls, des Universums, des alles, was in ihm ward, umfassenden Raums, der alles umfassenden
Natur. Da das Chaos, das älteste der Wesen, nie mit klar hervortretenden Charakter der Persönlichkeit, sondern bald als völlig
regungslos, bald als im innern Kampf seiner widerstreitenden Elemente begriffen gedacht wurde, so bedeutet es auch sprichwörtlich
eine ordnungslose, verwirrte Masse, Gemengsel, Gewirr etc.
in Brasilien
[* 48] Name der nur wenig über das Niveau der großen Hochebenen hervortretenden Erdschwellen, von geringer Höhe, aber
mit steilen Abfällen und Tiefen, engen, in das Sandsteinplateau eingeschnittenen Flußthälern. Da das Pflanzenleben infolge
der Dürre den größern Teil des Jahrs über abstirbt, so werden sie auch Sertaos (»Wüsten«) genannt.
(spr. tscha-), ein See inMexiko,
[* 49] auf der Hochebene von Jolisco, über 1100 qm (20 QM.) groß, ist von hohen,
kahlen Bergen
[* 50] umgeben, fast überall 10 m tief und wird am nördlichen Ende vom Rio Grande de Santiago
[* 51] durchströmt. Er ist
sehr fischreich.
auch s. v. w. Arm- oder Klapphut, der nicht auf den Kopf gesetzt, sondern nur unter dem
Arm getragen wurde;
chapeau claque (richtiger
¶
mehr
à claque oder bloß claque), ein von Gibus in Paris erfundener Hut, der mittels eines Mechanismus sich flach zusammenklappen
und ebenso wieder aufspannen läßt;
(spr. schap'lang),Jean, franz. Dichter, geb. 1595 zu Paris, Sohn eines Notars, studierte
Medizin und vorzüglich alte und neue Sprachen und zog durch seine Vorrede zu Marinis »Adone« die AufmerksamkeitRichelieus auf
sich, der ihm eine Stelle an der neu zu errichtenden Académie française verlieh und ihn mit der Einrichtung derselben beauftragte,
sich auch seiner Feder zur Feilung eigner Produktionen bediente. Chapelain war jetzt das Orakel aller französischen
Dichter.
Mit großer Unparteilichkeit lieferte er dem MinisterColbert eine Liste derjenigen Schriftsteller des In- und Auslandes, welche
würdig wären, von Ludwig XIV. mit einer Pension bedacht zu werden. SeinRuhm sank indessen mit der Veröffentlichung der ersten
zwölf Gesänge seines epischen Gedichts »La Pucelle d'Orléans« (1656), woran er 20 Jahre lang gearbeitet
hatte. Die Erwartung war so hoch gespannt gewesen, daß in 18 Monaten 6 Auflagen erschienen; aber der langweilige Inhalt, der
hölzerne Stil, der Mangel jeder dichterischen Eigenschaft ließen im Verein mit den beißenden Epigrammen und der
vernichteten Kritik Boileaus und seiner Freunde ( Chapelain décoiffé« und »Métamorphose de la perruque de Chapelain en comète«, 1664)
das Werk und den Dichter bald in Vergessenheit geraten. Chapelain starb 1674.
(spr. schäpähl, eigentlich Claude Emmanuel Lhuillier), franz. Dichter, geb. 1626 zu La
Chapelle St.-Denis bei Paris, gest. 1686, war der natürliche Sohn eines reichen Mannes, dem er eine vortreffliche
Erziehung und ein großes Vermögen verdankte. Er folgte nun seinem Hang zu Trägheit und Genuß und lebte im vertrauten Umgang
mit Racine, Molière, Boileau, welche ihn öfters über ihre Schriften zu Rate zogen. Seine Kritiken waren meist treffend,
bisweilen scharf und schneidend. Außer einigen mäßigen Gedichten hat Chapelle mit Bachaumont eine anziehende Reiseschilderung
verfaßt: »Voyage en Provenceet enLanguedoc« (1663, neueste Aufl. 1874). Beider Werke zusammen gab Saint-Marc (Haag
[* 55] 1755; neue
Ausg., Par. 1854) heraus.
(franz., spr. schap'róng), Schweifkappe, die
Kopf und Hals bedeckte, wurde im Mittelalter von beiden Geschlechtern getragen, verlor sich später und
hinterließ nur den Mönchskappen und Doktorhüten ihre Form; in der Baukunst
[* 56] die nach beiden Seiten abfallende Abdeckung
einer Hof- oder Gartenmauer, deren First die Grenzlinie zwischen zwei nebeneinander liegenden Grundstücken bezeichnet. Fällt
die Mauerkrone nur nach einer Seite ab, so gehört die Mauer dem Grundstück an, nach dem sich die Böschung
neigt. Chaperon heißt auch eine ältere person zum Schutz undGeleit einer jungen Dame, Ehrendame; daher chaperonnieren, eine junge
Dame als Chaperon begleiten, bemuttern. Chaperon rouge, Rotkäppchen.
(span.,
spr. tsch-), neu angekommene europäische
Einwanderer im ehemaligen spanischen Amerika,
[* 57] im Gegensatz zu den in Amerika gebornen, von Europäern abstammenden
Kreolen.
(spr. schäplang),Charles, franz. Maler, geb. zu Andelys (Eure), wurde Schüler der École des beaux-arts
und des Historienmalers Drolling in Paris, folgte aber nicht dessen akademischer Richtung, sondern widmete
sich, unterstützt durch eine leichte, gefällige Technik, der koketten Boudoirmalerei im SinnWatteaus und Bouchers. Auf das
wohlgelungene Porträt seiner Schwester folgten mehrere andre treffliche Porträte und anziehende, graziöse Genrebilder, z. B.
die Seifenblasen (Museum des Luxembourg), das Lottospiel (Museum von Rouen),
[* 58] die Geburt der Venus, die Turteltauben,
die zerbrochene Lyra
[* 59] (1875) u. a., in denen sich die süßliche und sinnliche
Seite seines Talents ausspricht. Besonders beliebt sind seine weiblichen Porträte, in denen er die eigentümliche Grazie und
Eleganz der Französinnen geschickt darzustellen weiß, und seine dekorativen Malereien.
(spr. tschäppmäu), 1) George, engl. Dramatiker, geb. 1557 zu Hitching Hill in der GrafschaftHertford, studierte zu Oxford und Cambridge besonders die alten Sprachen, gewann zu London die FreundschaftShakespeares, Spensers,
BenJonsons u. a., bekleidete unter Jakob I. eine Hofstelle und starb Am wichtigsten ist unter seinen Werken seine
Übersetzung der »Ilias« (1603) und »Odyssee« (1614) in Alexandrinern (beide neu hrsg. von Hooper 1857,
von Shepherd 1874), die in der Geschichte der englischen Litteratur einen hohen Rang einnimmt; auch übertrug er Hesiod, die
Batrachomyomachie, Hymnen, Epigramme u. a. (neue Ausg. 1858). Unter seinen Dramen (im ganzen 18) sind die Trauerspiele: »Bussy
d'Ambois«, »The conspiracy of the Duke ofByron« und »Alphonsus, Emperor of Germany« (neu hrsg. von Elze,
Leipz. 1867),
2) James, engl. Afrikareisender, kam zu Anfang der 40er Jahre als Händler nach Natal, von wo aus er Handels- und Jagdreisen
nach der Transvaalrepublik und den Betschuanenländern unternahm, besuchte seit 1852 wiederholt den Ngamisee, entdeckte die
großen Salzpfannen, in denen sich dessen Abfluß, der Suga, verliert, und ging 1855 vom Ngamisee nach
der Walfischbai, dann von hier wieder zurück zum Ngamisee und den Victoriafällen des Sambesi, in der Absicht, von dort zu
Wasser den IndischenOzean zu erreichen. Da das zu diesem Zweck gebaute Fahrzeug verunglückte, kehrte er 1863 nach
der Walstschbai zurück. Er starb zu Du Toits Pan in
[* 60] Neu-Griqualand. Er schrieb: »Travels in the interior of South
Africa« (Lond. 1868, 2 Bde.).
Fredrik Henrik von, schwed. Vizeadmiral, geb. zu
Gotenburg, beschäftigte sich von Jugend auf mit der Schiffbaukunst,
[* 61] vervollkommte seine Kenntnisse darin
namentlich in England und schrieb darüber das epochemachende Werk »An about ships«.
In diesem Werk ist zum erstenmal die Theorie auf den Schiffbau angewendet,
¶
mehr
der bis dahin nur empirisch und daher unter Ausschluß erheblicher Fortschritte betrieben wurde. Das Buch kann somit als der
Anfang der Verbesserungen im Schiffbau, die das letzte Jahrhundert gebracht hat, betrachtet werden. Chapmann war auch geschickter
Organisator. Die in Verfall geratene schwedische Flotte brachte er, von Gustav III. damit beauftragt, wieder
in Flor und wurde dafür Vizeadmiral und in den Adelstand erhoben. Er starb in Karlskrona.
[* 63]
2) Claude, Bruder des vorigen, geb. 1763 zu Brûlon Le Maine (Sarthe), trat in den geistlichen Stand und erhielt zwei Pfründen,
wodurch es ihm möglich wurde, seiner längst vorwaltenden Neigung zur Experimentalphysik ungestört nachzuhängen.
Im J. 1792 als Mitglied in die Philomathische Gesellschaft zu Paris aufgenommen, kam er auf den Gedanken, mit entfernt lebenden
Freunden durch Zeichen zu sprechen, und konstruierte eine optische Vorrichtung, welche dem Zweck entsprach.
Noch in demselben Jahr übergab er dem Konvent die Beschreibung, und 1793 wurde eine telegraphische Linie
von Paris nach Lille
[* 65] hergestellt. Die Regierung errichtete eine besondere telegraphische Administration, welche aus Chappe und zweien
seiner Brüder bestand. Auf Grund dieses Erfolgs wird Chappe gewöhnlich als Erfinder des optischen Telegraphen bezeichnet; indes
ist ein solcher schon 1684 von RobertHooke angegeben worden, und Chappe selbst mußte erleben, daß ihm die
Priorität seiner Erfindung streitig gemacht wurde. Darüber in tiefe Schwermut versunken, ertränkte er sich zu Paris in
einem Brunnen.
[* 66]
d'Auteroche (spr. schapp dotrósch),Jean, Astronom, geb. zu Mauriac in der Auvergne, war erst Geistlicher,
widmete sich dann der Astronomie,
[* 67] beobachtete 1761 zu Tobolsk den Durchgang der Venusvor derSonne
[* 68] und referierte
darüber in seiner »Voyage en Sibérie fait en 1761« (Par. 1768, 2 Bde.).
Katharina II. ließ seine Behauptung, daß Rußland mehr Moräste und Wüsten als bevölkerte Städte und fruchtbare Gefilde
habe, durch Schuwalow im »Antidote, ou Examen du mauvais livre intitulé Voyage en Sibérie, etc.« (Amsterd.
1771, 2 Bde.) widerlegen. 1769 unternahm Chappe d'Auteroche zu
astronomischen Zwecken eine Reise nach Kalifornien, starb aber 1. Aug. d. J. zu San Lucar in Spanien.
[* 69] Seine »Voyage en Californie«
(Par. 1772) ward von Chappe d'Auteroche F. Cassini herausgegeben.
bildete sich in Paris und lebte dann als Arzt und Professor der Chemie in Montpellier.
[* 70] Seine hier gehaltenen
Vorträge erschienen 1790 (»Elements de chimie«, 3 Bde.; 4. Aufl.
1803) und wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Er gründete Fabriken, in
welchen die ersten Versuche in der
Bereitung von Schwefelsäure,
[* 71] künstlichem Alaun
[* 72] und Soda gemacht wurden, die in der Industrie eine förmliche Revolution bewirkten;
auch führte er die Türkischrotfärberei in Frankreich ein und gab ein nach ihm benanntes Weinverbesserungsverfahren an.
Im J. 1798 ward er Mitglied des Instituts und 1799 von Napoleon in den Staatsrat berufen. Im J. 1800 zum
Minister des Innern ernannt, richtete er sein Augenmerk vorzüglich auf die Hebung
[* 73] der Industrie; er begründete die Handelsgesetzgebung
und vermehrte die Börsen, sorgte für die arbeitenden Klassen und beutete die Fortschritte Englands im Maschinenwesen aus.
Ebenso war er thätig für die Errichtung und Ausbildung wissenschaftlicher Lehranstalten. Weil Chaptal sich aber weigerte, den
Runkelrübenzucker für besser zu erklären als Rohrzucker, erhielt er 1804 seine Entlassung, ward indes
schon 1805 vom Kaiser zum Mitglied des Erhaltungssenats berufen und 1811 zum Grafen erhoben. Während der Hundert Tage war er
Staatsminister und Direktor des Handels und der Manufakturen. Nach der Restauration trat er ins Privatleben zurück, ward aber
von Ludwig XVIII. 1819 in die Pairskammer berufen. Er starb in Paris. Seine Hauptwerke sind:
»Essai sur le perfectionnement des arts chimiques en France« (Par. 1800);
»Chimie appliquée aux arts« (das. 1807, 4 Bde.;
deutsch von Hermbstädt, Berl. 1808) und »Chimie appliquée
à l'agriculture« (Par. 1823, 2 Bde.; 2. Aufl.
1829; deutsch von Eisenbach, mit einem Anhang von Schübler, Stuttg. 1824).
Seine letzte litterarische
Leistung war das Werk »De l'industrie française« (Par. 1829, 2 Bde.).
(engl., spr. tschäpptr-haus'), Kapitelhaus,
ein vier- oder mehreckiger Anbau an englische Kathedralen, in welchem sich das Domkapitel zu seinen Sitzungen
zu versammeln pflegte.
Bei der GattungChara sind die Stengelzellen noch von andern röhrenförmigen, aber mehrmals engern Zellen umrindet, die bei
der Gattung Nitella fehlen. Die quirlständigen Blätter bestehen ebenfalls aus abwechselnden, röhrenförmigen
Gliederzellen und kurzen Knotenzellen, haben aber kein dauerndes Spitzenwachstum. Außerdem besitzt der Stengel aber auch
echte Äste, die meist einzeln aus der Achsel eines Blattes jedes Quirls hervorgehen; besondere Arten von Seitenzweigen, die der
ungeschlechtlichen Vermehrung dienen, sind die »nacktfüßigen«, am
untern Internodium unberindeten Zweige und die aus einfachen Zellreihen gebildeten Zweigvorkeime.
Statt der Wurzeln haben die Characeen gleich den übrigen Thallophyten einfache, schlauchförmige Zellen ohne Chlorophyll (Rhizoiden),
welche hier aus den untersten Knotenzellen der Stengel entspringen, und mittels deren die Characeen im Schlamm der Gewässer wurzeln.
In denZellen der Characeen bilden zahlreiche Chlorophyllkörner, in Reihen dicht geordnet, unter der Zellmembran
eine geschlossene Lage; unter der letztern befindet sich das wandständige, in lebhaft rotierender Strömung begriffene Protoplasma.
Die Oberfläche der Characeen ist oft mit einer beträchtlichen Menge von kohlensaurem Kalk inkrustiert, woher die große Zerbrechlichkeit
dieser Pflanzen rührt. Die Fortpflanzungsorgane der Characeen erscheinen
an der erwachsenen Pflanze als männliche
und weibliche Organe, beide entweder aus demselben Individuum (einhäusig) oder aus verschiedene Individuen verteilt (diözisch).
Die männlichen (Antheridien) sind lebhaft rot gefärbte, kaum 1 mm im Durchmesser haltende Kügelchen, welche bei der GattungChara an der gegen den Stamm gekehrten Seite der Blätter sitzen und hier einzeln aus den Knotenzellen unterhalb
kurzer, ebendaselbst stehender Seitenzweige des Blattes entspringen
[* 77]
(Fig. 1 u. 2 A); bei Nitella stehen sie endständig
auf den Haupt- und Seitenstrahlen der Blätter.
Sie werden gebildet von acht miteinander zu einer Kugelschale vereinigten eckigen Zellen
[* 77]
(Fig. 2 A a). Diese
heißen Schilder, weil sie auf der Innenseite schildförmig auf je einer griffartigen Zelle
[* 83] (e) befestigt sind
[* 77]
(Fig. 3); die
acht Griffe werden im Mittelpunkt der Hohlkugel an der Trägerzelle des ganzen Antheridiums vereinigt, welche bis an jenen Punkt
einwärts dringt. Der frei gebliebene Innenraum der Kugel wird ausgefüllt von langen, gewundenen Fäden
[* 77]
(Fig. 2 B), in welchen sich die befruchtenden Spermatozoiden erzeugen.
Jene entspringen aus gewissen kleinern Zellen, welche am zentralen Ende der acht Griffzellen
[* 77]
(Fig. 2 B m) sitzen, und bestehen
aus einer einfachen Reihe miteinander verbundener scheibenförmiger Zellchen
[* 77]
(Fig. 2 C), deren jede ihren Protoplasmainhalt
zu einem Spermatozoid ausbildet. Zur Reifezeit treten die letztern aus diesen Zellen aus als spiralig gewundene
Fäden
[* 77]
(Fig. 2 D), die an einem Ende spitz und mit zwei feinen Wimpern versehen sind, durch deren lebhafte Schwingungen der
Faden in Bewegung gesetzt wird.
Die weiblichen Organe (Eiknospen, Sporenknospen,
[* 77]
Fig. 2 A sp) entspringen aus denselben
Knotenzellen der Blätter wie die Antheridien u. stehen, wenn sie mit diesen zusammen vorkommen, neben oder
über denselben
[* 77]
(Fig. 1 u. 2 A). Es sind ovale Körperchen, gebildet
aus einer großen Zelle, welche von fünf schlauchförmigen, in spiraliger Richtung sich anliegenden Zellen umrindet wird. Auf
ihrer Spitze bilden diese Zellen ein Krönchen
[* 77]
(Fig. 2 A k), welches die Stelle bezeichnet, an der den Spermatozoiden
ein Zugang zu der Zentralzelle gegeben ist.
Nach der Befruchtung
[* 84] bekommen die Rindezellen stark verdickte und verholzte Membranen, wodurch die Eiknospe zu einer hartschaligen,
nüßchenartigen Frucht wird, die späterhin abfällt. Die in der Zentralzelle liegende Eizelle hat sich
mit einer derben Haut
[* 85] umgeben und stellt nun eine keimfähige Spore (Oospore) dar. Nach längerer Ruhe im Wasser bildet sie sich
zu einer fadenförmigen Zellreihe fort, einem Vorkeim, an welchem eine Zelle zu einer neuen Zellreihe, dem wirklichen Stengel,
auswächst. Die Characeen leben im