(spr. schangflöri), mit dem wahren
Namen Jules
Fleury-Husson, franz. Schriftsteller, geb. zu
Laon, wurde nach unvollendeten
Studien Buchhändler in
Paris,
[* 6] dann Mitarbeiter an verschiedenen
Zeitschriften, für welche er
Novellen,
Skizzen,
Phantasiestücke lieferte, und veröffentlichte 1847 die Geschichte des »Chien-Caillou«,
die
VictorHugo für ein Meisterstück im
Fach realistischer
Darstellung erklärte. Nachdem er darauf die Leitung des
Théâtre
des Funambules übernommen, schrieb er für dasselbe eine
Menge grotesker
Pantomimen, dazu
Romane und Sittengemälde, unter
denen »Les excentriques« (1852),
»Les aventures de
Mad.
Mariette« (1856) und besonders »Les bourgeois de
Molinchart« (1855),
ein satirisches Gemälde des Spießbürgertums in der
Provinz, ungewöhnliches Aufsehen machten.
In den
genannten Werken, wie namentlich auch in »Les amis de la nature« (1859),
bewährte er sich als Hauptvertreter der realistischen
Schule. Unter seinen spätern
Romanen sind »Les demoiselles Tourangeau«
(1864),
»La Pasquette« (1876) und
»La petite rose« (1877) bemerkenswert. Außerdem
schrieb er: »Histoire générale de la caricature« (Par. 1865-80, 5 Bde.),
mit einem Ergänzungsband: »Musée secret de la caricature« (1885);
»Les vignettes romantiques.
Histoire
de la littérature et de l'art 1825-1840« (1883) u. a. Nach
der
Revolution vom 4. Sept. wurde Champfleury zum
Direktor des keramischen
Museums der Manufaktur von
Sèvres ernannt, als welcher er die
»Bibliographie céramique« (1882) veröffentlichte.
einer der vorzüglichsten eßbaren
Schwämme,
[* 8] kommt überall vor auf
Feldern, in Grasgärten,
besonders auf
Wiesen, und wo
Mist untergegraben ist, auch in Wäldern, vom Mai bis
Oktober, in ganz
Europa,
[* 9] Nordafrika,
Asien,
[* 10]Nordamerika.
[* 11] Er besitzt einen in seiner Mitte gestielten
Hut,
[* 12] dessen Unterseite von dem aus strahlig gestellten
Plättchen bestehenden Sporenlager gebildet wird (vgl.
Agaricus). Eine
eigentliche
Hülle, welche
Hut und Stiel anfangs umgibt,
findet sich nicht, wohl aber ein
Ring, welcher, vom Stiel gegen den Hutrand ausgespannt, anfangs das Sporenlager verdeckt.
In dieser Form kommt der
Pilz
[* 13] wie eine geschlossene
Kugel von der
Größe einer welschen
Nuß aus der
Erde.
Der weiße Stiel wird 1,3-5
cm lang, 0,6-2,6cm dick und ist inwendig nicht hohl. Der
Hut ist 2,6-10
cm breit, 4-12
mm dick, gewölbt,
fleischig, derb, auf der Oberfläche trocken, etwas seidenartig oder kleinschuppig, reinweiß, gelblich,
oft bräunlich, mit reinweißem, derbem, aber zartem
Fleisch. Die Plättchen der Unterseite sind dicht gestellt, blaß rosenrot,
später rotbraun, zuletzt fast schwarz wegen der im Reifezustand purpurbraunen
Sporen. Sehr nahe verwandte und ebenfalls eßbare
Arten sind der
Wiesenschwamm
(AgaricuspratensisSchäff.), der Schafchampignon (A.arvensisSchäff.) und
der Waldchampignon (A. silvaticusSchäff.). Ein Hauptkennzeichen des Champignons ist der angenehme
Geruch. Am besten sind
die Champignons im
August und
September.
Sie stehen gewöhnlich einzeln; wo man sie einmal gefunden hat, findet man sie täglich wieder, besonders wenn man den Stiel
nicht aus der
Erde reißt. Man muß sie sammeln, wenn sie eine noch geschlossene
Kugel bilden, weil sie
dann besonders schmackhaft und aromatisch sind; wenn sie einen
Tag alt sind, fangen die Plättchen schon an, schwarz zu werden,
und oft sind sie dann bereits mit
Maden angefüllt. Sind die
Platten nicht mehr rosenrot, so muß man sie
entfernen. Die Champignons sind, mäßig genossen, ein gesundes, wohlschmeckendes
Nahrungsmittel
[* 14] und in der feinern
Küche
als
Würze und Beilage (aux Champignons) unentbehrlich.
Allein und als
Gemüse wird der Champignon selten verspeist, er ist dazu auch zu kostbar. Ein feines, aber sehr schwierig zu
bereitendes
Gericht ist Champignonpüree. Bei feinen
Diners werden nußgroße Champignonköpfe, mit einer
feinen Fleischfarce gefüllt, neuerdings als besonders beliebtes
Gericht gereicht. Auch getrocknet, ja selbst in der Form
von
Pulver findet der Champignon Verwendung. Doch ist in letzterer Beziehung wegen der häufig vorkommenden
Fälschungen große Vorsicht
anzuraten.
Ein ganz vorzügliches Würzmittel für
Saucen und
Suppen ist der aus frischen Champignons bereitete
Extrakt
(Soja), welcher jetzt vielfach in den
Handel kommt. Die Champignons werden häufig kultiviert, besonders die feinere aromatische
Varietät A. chortensis, mit weißem, etwas bräunlichem
Hut und lebhaft fleischfarbenen Plättchen. Er bedarf nicht des
Lichts
zu seiner
Entwickelung, wohl aber verlangt er sehr gleichmäßigeFeuchtigkeit und eine konstante
Temperatur
von 10-12°. Der Champignon wird besonders in
Frankreich kultiviert und namentlich in den großen
Städten in enormer
Menge konsumiert.
Die meisten herrschaftlichen
Häuser besitzen Champignonkeller, und außerdem produzieren die
Züchter sehr viel, einige das
ganze Jahr hindurch täglich 4-5 Ztr. für den
Markt. Ein Teil der
Katakomben und die unterirdischen
Steinbrüche
(Carrières) werden zur
Kultur benutzt, indem man Pferdemist nach zweckmäßiger Behandlung durch
Schächte in die
Steinbrüche
stürzt und in diesen zu
Beeten von 30-35
cmBreite
[* 15] und
Höhe ausbreitet. In die
Beete bringt man die Champignonbrut (mit Myceliumfäden
durchzogener Pferdemist), und nach
ca. vierWochen bedeckt man sie 1
cm hoch mit reiner sandiger
Erde, worauf
man diese festdrückt und gießt. Nach weitern vier
Wochen beginnt die
Ernte,
[* 16] die noch sechs
Wochen lang stets ergiebiger wird
und dann
¶
mehr
allmählich abnimmt. Nach 3-5 Monaten werden neue Beete angelegt. Die Pilze kommen vor Entfaltung des Huts auf den Markt.
(spr. schaugpinji), Dorf südöstlich von Paris, am linken Marneufer, 30. Nov. und Schauplatz heftiger
Kämpfe zwischen der PariserArmee unter Ducrot und dem deutschen Einschließungsheer (s. Villiers).
(franz., spr. schangpjong, vom mittellat.
campio, »Kämpe«),
im Mittelalter ein Kämpfer, der bei gerichtlichen Zweikämpfen gegen Lohn die Stelle eines der Beteiligten
vertrat. Die Champions waren unehrenhaft und durch ein Kleid von Leder und bestimmte Waffen
[* 18] gekennzeichnet, durften nicht zu
Pferde
[* 19] kämpfen und erschienen mit verschnittene Haaren in den Schranken. Sie erscheinen schon zur Zeit
Karls d. Gr. Später hieß Champion ein Ritter, der für irgend einen Kampfunfähigen, besonders für eine Dame, in die Schranken trat,
und in Englandgab es, wahrscheinlich seit Richard II., einen Champion des Königs, der bei jeder Krönung alle
die herausforderte, welche den König nicht als gesetzlichen Souverän anerkennen würden. - Ganz verschieden hiervon ist
die moderne Bedeutung des Worts Champion (engl., spr. tschanpjon) in der Sprache
[* 20] des Sports, wo es den Obsieger in einer Reihe von
Wettkämpfen bezeichnet, der nun als Vorkämpfer einer Partei gilt.
auf der Grenze zwischen Vermont und New York gelegen und mit seinem nördlichen Ende nach Kanada
hineinreichend, ist von N. nach S. 177 km lang, hat eine wechselnde Breite von 1-24 km und liegt 28 m ü. M.
Er ist fischreich und
bis 90 m tief, aber dessenungeachtet nur für kleinere Schiffe von unter 1,4 m Tiefgang schiffbar. Im
Winter friert er meist so fest zu, daß er mit den schwersten Schlitten befahren werden kann. Die wichtigsten Städte an ihm
sind Burlington und Plattsburgh. Durch den Richelieu (s. d.) hat der See nach dem St. Lorenzstrom Abfluß,
und der 104 km lange Champlainkanal verbindet ihn mit dem Hudson. SeinenNamen empfing der See von Sam. Champlain, welcher ihn 1608 entdeckte.
Der See war der Schauplatz mehrerer Seegefechte zwischen den Amerikanern und Engländern. Am waren
die letztern die Sieger, wogegen sich das Gefecht vom zum Vorteil der Nordamerikaner entschied.
(spr. schangmäleh),Marie de, geborne Desmares, franz. Schauspielerin, geb. 1644 zu
Rouen,
[* 27] trat zuerst auf dem Theater
[* 28] ihrer Vaterstadt auf, sodann, nachdem sie sich 1667 mit dem Schauspieler Champmeslé verheiratet, 1669 aus
dem Maraistheater zu Paris und ward 1670 von dem Hôtel de Bourgogne engagiert. Ihre schauspielerischen Erfolge
verdankte sie vorzüglich Racine, der sie im tragischen Fach unterrichtete und in ein intimes Verhältnis zu ihr trat, schließlich
aber dem Grafen von Clermont-Tonnerre zuliebe von ihr verlassen ward. Ihre geistreiche Unterhaltung, noch mehr ihre Schönheit
machten ihr Haus zum Sammelplatz vieler berühmter Männer jener Zeit. Sie starb, von der Bühne zurückgezogen, in
Auteuil bei Paris. - Ihr GatteCharles Chevillet de Champmeslé gefiel mehr in komischen als in tragischen Rollen,
[* 29] schrieb einige in jener
Zeit großen Erfolg erzielende Theaterstücke (»Théâtre de Champmeslé«, Par. 1742, 2 Bde.)
und starb
(spr. schangpolljóng), 1) Jean Jacques Champollion-Figeac, franz. Altertumsforscher, geb. zu
Figeac (Lot), wurde nach Beendigung seiner Studien Bibliothekar, dann Professor des Griechischen zu Grenoble. 1828 kam er als Konservator
der Manuskripte an die königliche Bibliothek zu Paris, und 1848 ward er Bibliothekar in Fontainebleau, welche
Stelle er auch während des Kaiserreichs behielt. Zugleich bekleidete er eine Professur an der École des chartes. Er starb Champollion veröffentlichte
zuerst eine Reihe von Schriften über heimische Altertümer, z. B.: »Antiquités de Grenoble« (Grenoble 1807); »Recherches sur
les patois ou idiomes vulgaires de France« (Par. 1809); »Nouveaux éclaircissements
sur la ville de Cularo, aujourd'hui Grenoble« (das. 1814) u. a. Sodann wandte er sich, angeregt
durch seinen Bruder, vorzugsweise der ägyptischen Altertumskunde und zwar den griechischen Dokumenten in Ägypten
[* 30] zu, auf die
er seine Studien beschränkte. Ein Ergebnis derselben waren die »Annales des Lagides«
(Par. 1819; »Supplément«, das. 1821),
ein Werk, welches vom Institut gekrönt wurde, und dem später (mit
Benutzung der hinterlassenen Manuskripte seines Bruders) die Werke: »L'Égypte ancienne et moderne« (das. 1840)
und »L'écriture démotique égyptienne« (das.
1843) folgten. Außerdem veröffentlichte Champollion: »Traité élémentaire d'archéologie« (2. Aufl., Par. 1843, 2 Bde.);
»Le
[* 32] palais de Fontainebleau, ses origines, son histoire artistique et politique« (1867);
»Documents
paléographiques relatifs à l'histoire des beaux-arts et des belles-lettres pendant le moyen-âge« (1868).
Nach Handschriften
und Originalzeichnungen der königlichen Bibliothek gab er heraus: »Les tournois du roi René« (Par. 1827-28,
nur in 200 Exemplaren gedruckt);
»Ystoire de li Normant et Chronique de Robert Quiscart, par Aimé, moine du Mont Cassin« (1835)
sowie »Chartes latines sur papyrus du VI. siècle« (1837).
Zu dem Prachtwerk Silvestres: »Paléographie universelle« (Par.
1839-41, 4 Bde. mit 600 Kupfern) lieferte Champollion in Gemeinschaft mit seinem Sohn Aimé den Text. Verdienstvoll war auch die Herausgabe
von Bréquignys »Lettres des rois, reines et autres personnages des cours de France et d'Angleterre« (Par. 1840, 2 Bde.),
der »Documents historiques inédits, tirés de la bibliothèque royale«
(das. 1841-50, 4 Bde.)
und der auf die ägyptische Expedition bezüglichen Dokumente, die unter dem Titel: »Fourier et Napoléon« (das. 1844) erschienen.
2) JeanFrançois, le jeune (der jüngere), franz. Gelehrter, Begründer der Ägyptologie, Bruder des vorigen, geb. zu
Figeac, erhielt seine Bildung in Grenoble, begab sich zur Fortsetzung seiner hier begonnenen ägyptologischen
Studien 1807 nach Paris und wurde 1816 Professor der Geschichte bei der Akademie zu Grenoble. Schon hatte er durch sein Werk »L'Égypte
sous les Pharaons« (Par. 1814, 3 Bde.)
den Grund zu seinem schriftstellerischen Ruf gelegt, als er als Bonapartist von den Bourbonen verbannt wurde.
Endlich begnadigt, lebte er anfangs als Privatlehrer in Paris, erhielt dann aber zufolge seiner Studien über die Hieroglyphen,
deren Schlüssel er fand, vom König den Auftrag, 1824-26 Italien und, nachdem er 1826 Konservator der ägyptischen Sammlungen
geworden war, 1828-30 in Begleitung von Zeichnern und ArchitektenÄgypten zu bereisen. Nach seiner Rückkehr 1830 erfolgte
seine Aufnahme in die Akademie der Inschriften, und 1831 ward für ihn ein ägyptischer Lehrstuhl am Collège de France gegründet.
Seine reichen Sammlungen selbst zu verwerten und zu veröffentlichen, war ihm nicht vergönnt. Er starb Außer
dem Erwähnten schrieb Champollion:. »De l'écriture hiératique des anciens Égyptiens« (Grenoble 1821);
»Lettre
à M. Dacier, relative à l'alphabet des hiéroglyphes phonétiques« (Par. 1822) und »Précis du système hiéroglyphique des
anciens Égyptiens« (das. 1824, 2. Aufl. 1828),
worin er bewies, daß die Hieroglyphen zum Teil phonetische oder alphabetische
Zeichen seien;
mit Abbildungen ägyptischer Gottheiten aus den Papyrusrollen
und Bemerkungen über deren ägyptische Benennungen;
»Lettres à M. le duc de Blacas relatives au musée royal égyptien de
Turin«
[* 33] (das. 1824-26, 2 Bde.).
Nach Champollions Tod erschienen »Lettres écrites d'Égypte et de Nubie« (Par. 1833, neue Ausg. 1867; deutsch, Quedlinb.
1835). Seine hinterlassenen Manuskripte füllten über 2000 Seiten und wurden für 50,000 Frank von der
königlichen Bibliothek zu Paris angekauft. Bis jetzt sind davon erschienen: »Grammaire égyptienne« (Par. 1836-1841, 3 Bde.)
und »Monuments de l'Égypte et de la Nubie d'après les dessins exécutés sur les lieux sous la direction de Champollion« (das.
1835-45, 5 Bde.);
»Dictionnaire égyptien
en écriture hiéroglyphique« (1842-44);
endlich die »Monuments
de l'Égypte et de la Nubie, notices descriptives conformes aux manuscrits autographes rédigés sur les lieux« (1844), deren
Herausgabe später unter der Leitung de Rougés fortgesetzt und beendigt wurde.
(spr. schangssä),Madame, geborne Béra, unter dem PseudonymAndréLéo bekannte franz. Schriftstellerin,
geb. 1829 zu Lusignan, war seit 1848 an den Journalisten Champseix verheiratet, der 1861 starb. Von ihren Romanen seien hier genannt:
»Un mariage scandaleux« (1862);
Unter der Kommune von 1871 stand sie Malon, einem Mitglied der revolutionären
Regierung, nahe, mit dem sie sich später in Genf
[* 34] vermählte, war Mitarbeiterin an einem revolutionären
Blatt:
[* 35] »La Sociale«, und mußte wegen ihrer exaltierten Haltung in dieser Epoche später eine Zeitlang Frankreich meiden. Seitdem
hat sie das Feuilleton des »Siècle« und der »République Française« wiederholt mit Romanen versehen.
(Kamsin), ein in Ägypten aus SW. wehender heißer Wüstenwind, tritt während der 50 Tage
aus, die auf die Frühlings-Tag- und Nachtgleiche folgen, weshalb sein Name (Chamsyn oder Chamsein, in der koptischen Sprache
fünfzig), und hält meistens 2-3 Tage an. Er ist brennend heiß (bis 47,5° C.) und trocken und führt einen feinen Staub
mit sich, der zuweilen die Luft verdunkelt und auf die Respirationsorgane erstickend wirkt.
Hookers, den ein unfähiger General, Howard, führte, zu umgehen und in die Flucht zu schlagen. Am Abend stellte Hooker seine
durchbrochene Linie wieder her; aber die Ungunst des Terrains verhinderte ihn, am folgenden Morgen die Kraft
[* 40] seines Zentrums zu
verwerten. Als es Lee nun gar gelang, den tags zuvor unterhalb Fredericksburg über den Rapahannock gesetzten
GeneralSedgwick, welcher zu Hooker stoßen wollte, zu vernichten, ehe die Vereinigung geschehen war, blieb den Bundestruppen
am 5. nichts weiter übrig, als den Rückzug in die alten Quartiere zwischen Fredericksburg und Aquia Creek anzutreten, welcher
indes in voller Ordnung bewerkstelligt ward. Doch war Washington
[* 41] ernstlich bedroht. Infolge dieser Niederlage
ward Hooker durch Meade ersetzt. Ein Jahr später, kämpfte Grant mit demselben Lee auf dem gleichen Schlachtfeld
bei Chancellorsville; auch diesmal endete der Zusammenstoß, wenngleich nicht mit einer Niederlage, so doch keineswegs mit einem entschiedenen
Vorteil für die Union. Gewöhnlich wird diese letztere Schlacht als »Schlacht in der Wildnis« bezeichnet.
Früchte dieser Reise waren seine »Ionian antiquities« (Lond. 1769-1800, 2 Bde.),
»Inscriptiones antiquae pleraeque nondum editae, in Asia Minori et Graccia praesertim
Athenis collectae« (Oxford 1774) und »History of Ilium or Troy etc.« (Lond. 1802). Seine Reisebeschreibung, in antiquarischer
Hinsicht lehrreich, in Bezug auf Länder- und Völkerkunde ungenügend, erschien unter den Titeln: »Travels in Asia Minor« (Oxford
1775) und »Travels in Greece« (das.
1776; beide neu hrsg. von Churton 1835, 2 Bde.;
deutsch vonBoie, Leipz. 1776). Chandler starb im Februar 1810 als Rektor zu Tilehurst in Berkshire.
(spr. schanggarnjeh), Nicolas Anne Théodule, franz. General, geb. zu Autun, wurde in der Kriegsschule
von St.-Cyr gebildet, trat 1815 als Unterleutnant in die königliche Garde, ward dann in die Linie versetzt,
ging als Kapitän 1830 nach Algerien,
[* 43] wo er beim Feldzug nach Konstantine 1836 als Bataillonschef auf dem Rückzug bedeutende
Dienste
[* 44] leistete und allmählich, indem er 18 Jahre lang fast alle Gefechte der französischen Armee in Algerien
mitmachte, zum Obersten, Brigade- und Divisionsgeneral emporstieg. Im Februar 1848 übernahm er für Cavaignac eine Zeitlang
die provisorische Regierung von Algerien, dankte jedoch bald ab, da er vom Departement Seine in die Nationalversammlung gewählt
wurde. Er ward in Paris Oberbefehlshaber der Nationalgarde und bald darauf der 1. Militärdivision. Er verhinderte sowie 13. Juni die
Schilderhebung der Republikaner und Sozialisten.
(franz., spr. schangscháng),Gewebe
[* 49] von Seide,
[* 50] Wolle und andern Garnen, deren Kette von einer andern Farbe als
der Einschlag ist, wodurch je nach dem Lichtreflex ein schillerndes Farbenspiel entsteht.
(Chinka- oder Kengkasee), Binnensee im Südussuriland des ostsibirischen Küstengebiets, umfaßt 4381 qkm
(79,5 QM.), wovon 1499 (27 QM.)
zu China
[* 51] gehören, und ist 80 km lang und 60 km breit. Er kann nur vom April bis Ende Oktober befahren
werden, die übrige Zeit ist er mit Eis
[* 52] bedeckt. Die Ufer sind niedrig und sumpfig, in der Mitte ist er 4 Faden
[* 53] tief. Sein Abfluß
ist der Sungatsch, der in den Ussuri fällt; von W. her strömt der Grenzfluß Tura in den See. Da an seinen
UfernGetreide
[* 54] gedeiht, haben sich russische Bauern an einigen Stellen niedergelassen.
In der Nähe
von Chankendi liegt malerisch in einem weiten Thalkessel ein großer Garten
[* 56] der ehemaligen karabachschen Chane, in welchem jetzt ein
bedeutendes Seidengeschäft (Sortiment und Verpackung der Kokons zum Versand und zur Abhaspelung der Kokons)
eingerichtet ist.
und erfolgreiche Bekämpfung aller sozialen und religiösen Mißstände seines Vaterlandes, so namentlich der Sklaverei (»On
slavery«, Boston 1835), sowie durch geistvolle Vertretung der Rechte derIndividualität auf allen Gebieten des innern und äußern
Lebens. In England, wo sich E. bald einer nicht geringern Popularität erfreute als im eignen Vaterland, hat
ihn Mountford (»Beauties of Channing«, Lond.
1849),
in FrankreichLaboulaye, in Deutschland
[* 59] besonders Bunsen bekannt gemacht. Eine Auswahl seiner Werke (»Complete works«,
neue Ausg. 1885) veranstalteten Sydow und Schulze (Leipz. 1850-53, 15 Bde.).
Seine Korrespondenz mit der Schriftstellerin Lucy Aikin (s. d.) wurde von Mrs. Le Breton (Lond. 1874) herausgegeben.
Vgl.
»Memoir of W. E. Channing« (neue Ausg., Bost. 1876, 2 Bde.);
Rémusat, Channing, sa vie et ses œuvres (2. Aufl., Par.
1861);
Lavollée, Channing, sa vie et sa doctrine (Preisschrift, das. 1876), und W. H. Channing
(Neffe), Life of W. E. Channing (Bost. 1880).
(franz., spr. schangssong), im
allgemeinen jedes singbare Gedicht, gleichviel ob epischer oder lyrischer Gattung. In diesem Sinn heißen in der ältern nordfranzösischen
Poesie Chansons de geste jene größern epischen Dichtungen, die von den Trouvères vorgetragen (»gesungen und gesagt«) wurden,
im Gegensatz zu den bloß gesagten oder gelesenen Romans und Contes. Jetzt versteht man darunter ausschließlich
ein leichtes Lied, das einen Gedanken anmutig, heiter, witzig, naiv erfaßt, Thörichtes mit pikantem Spott geißelt, auch wohl
zu leidenschaftlichem Kampf anfeuert.
Unter Ludwig XIV. und seinen Nachfolgern atmete der Chanson Lust und üppigen Lebensgenuß, während er im Zeitalter der Revolution
kriegerische Töne anschlug, wie die Marseillaise und der Chant du départ. Von nun an kam in die französische Lyrik überhaupt
ein melancholisch-elegischer oder leidenschaftlich aufgeregter Ton, und namentlich im C. prägte sich
alles aus, was das französische Volk als solches bewegte, so namentlich in den Liedern Bérangers, dem verkörperten Nationalgeist
seines Volks.
(spr. schangtiji), Stadt im franz. DepartementOise, ArrondissementSenlis, an der Nonette und der Nordbahn,
ehemalige Residenz des HausesCondé, mit Knopf- und Nadelfabrikation, Wollspinnerei (die einst blühende
Spitzenindustrie hat aufgehört), trefflichem Gemüsebau und (1876) 3476 Einw.
Das ehemalige große und prächtige Schloß von Chantilly, das »Versailles der Condé«, merkwürdig durch seinen Marstall für 250 Pferde,
seinen eine Stunde langen, jetzt versumpften Kanal
[* 65] und seinen englischen Park, wurde 1793 in der Revolution
zerstört. Ein Teil desselben ward 1814 restauriert und ist im Besitz des Herzogs von Aumale. Aus der großen Wiese vor Chantilly (La
Pelouse genannt) werden siebenmal im Jahr von den Parisern sehr besuchte Pferderennen gehalten; der Hippodrom hat 2 km im Umfang.
In der Umgebung dehnt sich der 2449 Hektar große Wald von aus.
(spr. schangsi),AntoineEugèneAlfred, franz. General, geb. zu Nouart (Ardennen), trat, 16 Jahre alt,
in den Marinedienst, 1840 in ein Artillerieregiment und wurde 1841 in die Militärschule von St.-Cyr aufgenommen; 1843 wurde
er Unterleutnant, 1851 Kapitän und diente fast immer in Afrika;
[* 72] nur 1859 machte er den italienischen Feldzug als Bataillonschef
mit, zeichnete sich bei Solferino
[* 73] aus und ward als Oberstleutnant der syrischen Expedition beigegeben. Er wurde 1864 Oberst, 1868 Brigadegeneral
und machte die Expedition des GeneralsWimpffen gegen die südlichen Stämme mit.
Als nach dem Verlust von Orléans die Loirearmee in zwei getrennt operierende Heereskörper geteilt wurde,
erhielt Chanzy durch ein Dekret der Delegation von Tours
[* 77] vom 9. Dez. das Oberkommando über die zweite Loirearmee, an deren Spitze er
7.-10. Dez. bei Beaugency dem Großherzog noch hartnäckigen Widerstand leistete. Darauf zog er sich nach Le Mans zurück, um
seine Armee zu verstärken und zu reorganisieren, und schickte sich Anfang Januar 1871 an, mit derselben,
die inzwischen auf 5 Korps und 150,000 Mann angewachsen war, zum Entsatz von Paris nach Westen vorzudringen, als seine Vorhut6. Jan. von der
zweiten deutschen Armee unter PrinzFriedrichKarl bei Vendôme angegriffen wurde. Chanzy wurde durch viele blutige
Gefechte nach Le Mans zurückgedrängt und nach den verlustreichen Kämpfen vom 11. und 12. Jan. genötigt, Le Mans zu räumen und
auf Laval zurückzuweichen.
Trotzdem suchte er die Nationalversammlung im Februar zur Fortsetzung des Kriegs anzufeuern. Selbst zum Mitglied der Versammlung
gewählt, nahm er seinen Sitz im linken Zentrum und beteiligte sich an mehreren Debatten, besonders an
denjenigen, welche die Reorganisation der Armee und das neue Kriegsdienstgesetz betrafen. Am wurde Chanzy zum Kommandanten
des 7. Armeekorps mit dem Sitz in Tours und 1873 zum Generalgouverneur von Algerien ernannt, in welcher Eigenschaft er
zugleich Kommandant des 19. Armeekorps war. Doch erfüllte er daselbst die Hoffnungen, welche die Republikaner auf durchgreifende
Reformen gesetzt hatten, nicht und wurde daher im Februar 1879 als Botschafter
nach Petersburg
[* 78] versetzt. 1881 zurückberufen,
erhielt er das Kommando des 6. Korps in Châlons, wo er starb. Er schrieb: »La deuxième
armée de la Loire« (Par. 1871, 8. Aufl. 1885; deutsch, Hannov.
1873).
(Chaones), eins von den drei Hauptvölkern von Epirus, illyrischen Stammes, hatte früher das ganze Land inne,
bewohnte aber später nur den Küstenstrich vom Thyamisfluß (jetzt Kalamas) bis zu dem Akrokeraunischen
Vorgebirge.
Die Chaoner sind die Vorfahren der heutigen Albanesen.
(griech.), bei Hesiod der leere, unermeßliche Raum, welcher vor allen Dingen war und die Nacht und den Erebus gebar;
bei Ovid die verworrene, formlose Urmasse, welche die rohen Stoffe der künftigen Weltbildung und der zu erzeugenden einzelnen
Gestalten in sich trug. Über diese stark sinnliche Ansicht der griechischen und römischen Mythe erhebt sich die hebräische
Schöpfungsgeschichte, welche in Ergründung des Uranfangs der Dinge bis zur möglichst weiten Abstraktion, dem Nichts, emporsteigt.
Eine orphische Kosmogonie macht zum Prinzip aller Dinge ein ewiges, ungebornes, unendliches Chaos, das weder hell
noch dunkel, weder trocken noch feucht, weder warm noch kalt war, sondern alles als eine gestaltlose Massein sich vereinigte,
bis es sich nach der Zeiten Verlauf zur Eiform bildete, woraus ein Mannweib, als der Grund aller Dinge und aus feinern Stoffen
gebildet, hervortrat. Dieses Mannweib schied die Elemente und schuf aus zweien derselben (Luft und Feuer)
den Himmel
[* 79] und aus zwei andern (Erde und Wasser) die Erde.
Hier ist Chaos die ungeschiedene, formlose Urmaterie, wie sie sich noch Apollonios von Rhodus und Ovid dachten. Die ionischen
Philosophen nahmen entweder das Wasser (Thales) oder die Luft (Anaximenes) oder das Feuer (Herakleitos) für
das mit Unbegrenztheit und ewiger Bewegungsthätigkeit begabte Urwesen an und scheinen, jene einzelnen Elemente dem Chaos unterlegend,
bei diesen Worten von der Idee eines allumfassenden Elements ausgegangen zu sein. So erhielt das Wort Chaos bei den Philosophen die
Bedeutung des Alls, des Universums, des alles, was in ihm ward, umfassenden Raums, der alles umfassenden
Natur. Da das Chaos, das älteste der Wesen, nie mit klar hervortretenden Charakter der Persönlichkeit, sondern bald als völlig
regungslos, bald als im innern Kampf seiner widerstreitenden Elemente begriffen gedacht wurde, so bedeutet es auch sprichwörtlich
eine ordnungslose, verwirrte Masse, Gemengsel, Gewirr etc.
in Brasilien
[* 80] Name der nur wenig über das Niveau der großen Hochebenen hervortretenden Erdschwellen, von geringer Höhe, aber
mit steilen Abfällen und Tiefen, engen, in das Sandsteinplateau eingeschnittenen Flußthälern. Da das Pflanzenleben infolge
der Dürre den größern Teil des Jahrs über abstirbt, so werden sie auch Sertaos (»Wüsten«) genannt.
(spr. tscha-), ein See inMexiko,
[* 81] auf der Hochebene von Jolisco, über 1100 qm (20 QM.) groß, ist von hohen,
kahlen Bergen
[* 82] umgeben, fast überall 10 m tief und wird am nördlichen Ende vom Rio Grande de Santiago
[* 83] durchströmt. Er ist
sehr fischreich.