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und Förderung ihrer besondern Interessen.
Vgl. Lexis, Gewerkvereine und Unternehmerverbände in Frankreich (Leipz. 1879).
und Förderung ihrer besondern Interessen.
Vgl. Lexis, Gewerkvereine und Unternehmerverbände in Frankreich (Leipz. 1879).
(spr. schangbrä), Dorf im deutschen Bezirk Lothringen, Kreis [* 2] Château-Salins, 7 km von Château-Salins, mit (1880) 746 Einw., ist Endstation der Eisenbahnlinie Saargemünd-Chambrey, an welche die über Moncel nach Nancy [* 3] führende Linie der Französischen Ostbahn sich anschließt.
(spr. schangför), Sébastien Roch Nicolas, franz. Schriftsteller, geb. 1741 bei Clermont in der Auvergne, erhielt nach verschiedenen litterarischen Versuchen infolge der Aufführung seiner Tragödie »Mustapha et Zéangir« (1776) eine Sekretärstelle beim Prinzen von Condé, welche er aber aus Neigung zur Unabhängigkeit wieder aufgab. 1781 wurde er Mitglied der Akademie. Der Revolution diente er zuerst aufs eifrigste, arbeitete mit Sieyès und Mirabeau, wurde unter Roland Bibliothekar, dann angeklagt und eingekerkert und starb infolge eines Selbstmordversuchs Chamfort war hauptsächlich berühmt durch seine geistreiche, witzige Konversation und seinen kaustischen Humor und sehr gefürchtet wegen seines beißenden Spottes, seiner bittern Ironie; doch ließen ihn seine krankhafte Empfindlichkeit, sein Stolz und sein geradezu cynischer Menschenhaß oft über das Ziel hinausschießen.
Durch seine Erfolge in die vornehme, genußliebende Gesellschaft getragen (vier hohe Damen liebten ihn zu gleicher Zeit), hatte er schon mit 40 Jahren Geist und Körper vollständig erschöpft. In seinen Werken machen sich seine Schwächen weniger fühlbar; besonders sein Hauptwerk: »Mustapha et Zéangir«, ist in einfachem, natürlichem Stil geschrieben und voll rührender Szenen, sonst aber nur mittelmäßig. Sein »Éloge de Molière« und der »Éloge de Lafontaine« wurden durch Preise ausgezeichnet. »La jeune Indienne« wurde 1764, »Le [* 4] marchand de Smyrne«, eine satirische Komödie in Prosa, 1770 aufgeführt. Von seinen übrigen Werken erwähnen wir: »Dictionnaire dramatique«, eine mit dem Abbé de Laporte verfaßte Dramaturgie (1776, 3 Bde.),
und die nach seinem Tod erschienenen »Pensées, maximes, anecdotes, dialogues« (neue Ausg. 1860). Gesamtausgaben seiner Werke veröffentlichten Ginguené (1795, 4 Bde.) und Anguis (1824-25, 5 Bde.); eine Auswahl Houssaye (1852).
1) (spr. schämje) Daniel, reformierter franz. Theolog, geb. 1565 in der Dauphiné, war seit 1612 Professor zu Montauban, fiel bei der Belagerung dieser Stadt 1621 auf den Wällen. Ein entschlossener Verteidiger seiner Kirche, wohnte er als Präsident den meisten Nationalsynoden und Verhandlungen bei. Seine Werke sind durchgehends polemisch, am bedeutendsten »Panstratiae catholicae« (Genf [* 5] 1626 ff.) und »Corpus theologicums loci communes theologici« (das. 1653).
Vgl. Read, Daniel Chamier (Par. 1858).
2) (spr. schamihr) Frederick, engl. Romanschriftsteller, geb. 1796 zu London, [* 6] trat 1809 als Kadett in den Seedienst und zeichnete sich in den amerikanischen Kriegen aus, verließ aber 1833 mit dem Rang eines Kapitäns die Marine und übernahm die Stelle eines Friedensrichters zu Waltham in Essex. Hier schrieb er seine zahlreichen, mit Beifall aufgenommenen Seeromane, von denen wir als die bedeutendern nennen: »Life of a sailor« (1834);
»The Arethusa« (1836);
»Passion and principles« (1842) u. a. Einen Beitrag zur Geschichte gab er als Augenzeuge in der Schrift »Review of the French revolution of 1848« (1849).
(spr. scha-), Adelbert von (eigentlich Louis Charles Adelaide [* 7] de), einer der bedeutendsten deutschen Lyriker, zugleich Naturforscher, wurde auf dem Schloß Boncourt in der Champagne geboren, wanderte 1790 mit seinen Eltern aus und kam nach manchem erduldeten Elend endlich nach Preußen, [* 8] wo er 1796 Edelknabe der Königin ward und 1798 unter Friedrich Wilhelm III. in ein Infanterieregiment der Besatzung Berlins trat. Als seine Eltern später nach Frankreich zurückkehren, blieb er in Berlin. [* 9]
Seine Liebe zur Poesie führte ihn hier mit Varnhagen v. Ense, Theremin, Hitzig, de la Motte Fouqué u. a. zusammen, mit denen er, selbst als dieselben zerstreut waren, durch gemeinschaftliche Herausgabe eines poetischen Taschenbuchs im Verkehr blieb. Mit Eifer widmete er sich den versäumten Jugendstudien, namentlich dem Studium der grichischen Sprache [* 10] und der Naturforschung. Bei der Übergabe Hamelns an die Franzosen war Chamisso einer der Offiziere, die an dem Verrat des preußischen Kommandanten keinen Teil hatten.
Entrüstet nahm er seine Entlassung aus dem Militärdienst und ging mit der Aussicht auf eine Professur am Gymnasium zu Napoléonville in sein Vaterland zurück. Diese Aussicht ging nicht in Erfüllung, dagegen gelangte er in den Kreis der Frau v. Staël zu Coppet, wo sich seine Neigung für die Naturwissenschaften, insbesondere für die Botanik, entschied. Im Herbst 1812 wieder nach Berlin zurückgekehrt, fing er erst eigentlich das akademische Studium an, fühlte sich aber hier während der Freiheitskriege, in denen er weder mit seinen Freunden gegen sein Vaterland noch mit dem Vaterland gegen die Freunde kämpfen konnte, so unbehaglich, daß er einen vom russischen Reichskanzleramt ihm gemachten Antrag, als Naturforscher der Brigg Rurik den russischen Kapitän O. v. Kotzebue (des Dichters Sohn) auf einer Weltumseglung zu begleiten, mit Freuden annahm.
Seine ganze Reisegesellschaft aber, vor allen der Kapitän, stellten dem wissenschaftlichen Zweck der Unternehmung und Chamissos Eifer für denselben alle erdenklichen Schwierigkeiten in den Weg. Dazu teilte man seine Berichte, ohne nur mit ihm hierüber sich zu verständigen, in dem Kotzebueschen Werk über die Expedition so mangelhaft und fehlerhaft mit, daß es Chamisso schwer wurde, seine Ehre zu retten. Im Oktober 1818 nach Berlin zurückgekehrt, erhielt er eine Anstellung als Kustos am botanischen Institut, verheiratete sich und wurde einige Jahre später zum Vorsteher der königlichen Herbarien befördert.
Die Akademie der Wissenschaften ernannte ihn 1835 zu ihrem Mitglied. Er starb in Berlin an einer heftigen chronischen Bronchitis, mit der er jahrelang gekämpft hatte, Als Naturforscher zeigte sich Chamisso in den Schriften: »De animalibus quibusdam e classe vermium Linnaei etc.« (Berl. 1819, Heft 1: De Salpa);
»Übersicht der in Norddeutschland vorkommenden nützlichsten und schädlichen Gewächse« (das. 1827);
»Bemerkungen und Ansichten auf einer Entdeckungsreise unter Kotzebue« (Weim. 1828);
»Beschreibung einer Reise um die Welt«, welche 2 Bände seiner »Gesammelten Werke« füllt.
Für den Sprachforscher ist sein Werkchen »Über die Hawaische Sprache« (Leipz. 1837) von hohem Wert. Von Chamissos Gedichten (22. Aufl., Berl. 1882; um 91 Nummern vermehrt in der Hempelschen »Nationalbibliothek«; mit Zeichnungen von Thumann, Schmitz u. a., das. 1874) erschienen die ersten in dem von ihm und Varnhagen ¶
herausgegebenen »Musenalmanach« (das. 1804-1806). Sein (vielleicht mit Unrecht) berühmtestes, jedenfalls originellstes Werk: »Peter Schlemihl«, die Geschichte eines Mannes, der seinen Schatten [* 12] verloren hat, worin Chamisso seine eigne Unruhe und Ziellosigkeit charakterisierte, wurde 1813 in der trübsten Stimmung geschrieben, 1814 von Fr. de la Motte Fouqué in Druck gegeben und ist in fast alle europäische Sprachen übersetzt worden. Großes Verdienst erwarb sich Chamisso auch durch die in Verbindung mit Gaudy besorgte Übersetzung einer Auswahl von Bérangers »Liedern« (Leipz. 1868, neue Ausg. 1873) und die Redaktion des von A. Wendt gegründeten »Musenalmanachs«, die er von 1832 an, zuerst mit G. Schwab, dann mit Gaudy, führte.
Obgleich Franzose, war Chamisso doch ein echt deutscher Dichter; ja, es war ihm, dem Franzosen, sogar vorbehalten, einem dem deutschen Sprachgenius vor ihm nie vollkommen angepaßten Metrum, den Terzinen, bei dem verschiedenartigsten Inhalt einen echt deutschen, nordischen Charakter zu verleihen. Hierher gehören seine »Retraite«, »Matteo Falcone, der Korse« und eins seiner großartigsten Gedichte: »Salas y Gomez«. Der Geist, der durch Chamissos Gedichte, Balladen und Romanzen weht, ist ein eigentümlich düsterer, schmerzlicher; selbst grimmige, herzerschütternde, ja nicht selten ungeheuerliche Aufgaben sind in so krasser Weise von Chamisso behandelt worden, daß sich die Ästhetik trotz der meisterhaften Behandlung damit nicht immer einverstanden erklären kann.
Diese düstere Gemütsrichtung wurde durch Chamissos eigentümliche Schicksale, besonders durch den Zwiespalt des doppelten Vaterlandes, genährt, und sie steigerte sich noch, als er, abgestoßen von einer künstlichen Kulturwelt, sein Ideal, den Wilden Kadu von der Insel Radack, kennen lernte. In C. lag auch das Bestreben, populär zu sein, und seiner Freude am poetischen Einwirken auf das Volk verdanken wir viele seiner heitern, schelmischen und spielenden Gedichte.
Seine politischen Lieder zeichnen sich durch scharfen Spott und gesunde Ironie aus. Der Hauptstempel seines Charakters war kindliche Einfalt und Herzensreinheit. Hieraus entsprang auch seine entschiedene Vorliebe für Naturvölker, denn gerade bei ihnen hatte er auf seinen Reisen dasjenige gefunden, was er in unsern zivilisierten Zuständen so sehr vermißte. »Ein Mann voll Unschuld, voll rastloser Thätigkeit, die bei ihm nie auf äußern Vorteil, immer nur auf Hervorbringung von Edlem und Schönem gerichtet war, ein kerngesunder Mensch von nobelster Gesinnung war Adelbert v. Chamisso, und fügen wir hinzu: ein Freund ohnegleichen, so haben wir das Bild einer Persönlichkeit, die unser höchstes Interesse in Anspruch nehmen würde, hätte der Mann auch nie eine Zeile in Prosa geschrieben und nie einen Vers gedichtet.« Seine »Gesammelten Werke« wurden von Hitzig herausgegeben (6. Aufl., Berl. 1874, 4 Bde.); neuere Ausgaben besorgten H. Kurz (Hildburgh. 1869, 2 Bde.),
Hempel (mit Biographie von Hesekiel, Berl. 1879, 2 Bde.).
Vgl. Hitzig, Leben und Briefe von Adelbert v. Chamisso (2. Aufl. 1842, zugleich den 5. und 6. Band [* 13] der »Gesammelten Werke« bildend);
(spr. schamoa, Paux de c.), sämischgares Gemsen-, auch Bock-, Ziegen- und Schaffell;
sodann die ins Isabell und Rötliche fallende Farbe, welche derjenigen solcher Felle gleicht.
Kamille. ^[= (Chamille, Matricaria L.), Gattung aus der Familie der Kompositen, einjährige Kräuter mit ...]
(spr. schamoni, auch Chamounix oder Chamouny genannt), romantisches und vielbesuchtes Thal [* 15] der savoyischen Alpen, [* 16] im franz. Departement Obersavoyen, Arrondissement Bonneville, erstreckt sich am Nordfuß der Montblancgruppe in nordöstlicher Richtung von Les Houches (zwischen Mont Brévent und dem Montblancgipfel) bis zum Col de Balme und ist, von der Arve durchflossen, 24 km lang und 1-3 km breit. Auf der Südseite ragt die kompakte Masse des Montblanc mit ihren 3200-4810 m hohen Spitzen empor.
Gewaltige Gletscher, darunter der Glacier des Bois, dessen Oberlauf das Mer de Glace bildet, der Glacier des Bossons und de l'Argentière, senken sich ins Thal hinab. An der Nordseite erheben sich die Ketten des Mont Brévent und der Aiguilles Rouges, die eine Höhe von 2600-2930 m haben. Noch vor 100 Jahren war dieses Thal gewissermaßen ein unentdecktes Land. Die beiden Engländer Pococke und Windham wagten sich 1741 zuerst hinein; der eigentliche wissenschaftliche Entdecker des Thals aber war der Genfer Naturforscher H. B. de Saussure, der 1787 den Montblanc als einer der ersten erstieg und durch seine Beschreibung die Touristen in diesen entlegenen Alpenwinkel lockte.
Gegenwärtig ist das Chamonix ein Hauptwanderziel der Alpenfreunde, namentlich der Engländer, Franzosen und Nordamerikaner (im ganzen etwa 15,000 jährlich), geworden. Die Fläche des Thals, 1050 m ü. M., besteht größtenteils aus schönen Wiesen und liefert außerdem etwas Gerste [* 17] und Hafer, [* 18] Kartoffeln, Flachs, schlechtes Obst, aber ausgezeichneten Honig. Die Viehzucht [* 19] der Alpenweiden ergibt vortreffliche Butter und Käse. Das Gebirge enthält Gemsen und Steinböcke, die Arve geschätzte Fische. [* 20]
Die Mehrzahl der Bewohner ist im Dienste [* 21] der Fremden, als Hoteliers und Hotelbedienstete, Führer und Träger, [* 22] beschäftigt. Der Winter dauert vom Oktober bis zum Mai, und der Schnee [* 23] liegt oft 3 m hoch. Kälte und Hitze wechseln in dem kurzen Sommer sehr schnell. Im Frühjahr und Herbst durchbrausen furchtbare Stürme das Thal, und Schneelawinen richten oft großen Schaden an. Das Thal enthält nur drei Pfarrdörfer: Les Houches, Chamonix oder Le Prieuré (aus einem 1099 gestifteten Benediktinerkloster entstanden) und Argentière;
aber zwischen denselben liegen noch eine Menge Weiler und Häuser;
es zählt gegen 2500 Einw. Unter den vielen sehenswerten Punkten des Thals, welches den Ausgangspunkt für die Besteigung des Montblanc bildet, sind zu nennen: La Flégère, eine Bergterrasse der Aiguilles Rouges (1887 m), von wo man die ganze Montblanckette überschaut;
gegenüber der Montanvert (1920 m), unmittelbar über dem Gletscher des Bois und mit weitem Blick über das wellenförmige Eismeer;
jenseit des Gletschers des Bois die Felswand Le Chapeau, am Fuß der Aiguille de Brochard, und die Quelle [* 24] und das Eisgewölbe des Arveyron.
Das Chamonix hat nur zwei Zugänge: von Genf her über Sallanches und aus Wallis über den Col de Balme und die Tête noire.
die Bewohner der Marianen (s. d.). ^[= (Ladronen, "Diebsinseln"), span. Inselgruppe im nordwestlichen Teil des Stillen Ozeans, ...]
(hebr. Chemosch), Nationalgottheit der Moabiter, im wesentlichen identisch mit dem altkanaanitischen Moloch (s. d.).
Nach jüdischer Sage wurde Chamos unter dem Symbol eines schwarzen Steins verehrt, und selbst Salomo errichtete ihm eine Opferstätte, die erst Josias wieder zerstören ließ.
(Chamoisit), Mineral aus der Ordnung der Silikate (Talkgruppe), findet sich derb und fein oolithisch mit zum Teil platten und unregelmäßig gestalteten Körnern, ist grünlichschwarz, matt oder schwach glänzend, undurchsichtig, Härte 3, spez. Gew. 3-3,4, besteht aus kieselsaurem Eisenoxydul mit Eisenoxydulaluminat und Wasser, enthält 60,5 Proz. ¶
Eisenoxydul, bildet einen Stock im Kalkschiefer des Chamosonthals bei Ardon in Wallis und wird auf Eisen [* 26] verarbeitet.
(franz.), s. Schamotte. ^[= (franz. chamotte), eine feuerfeste Thonmasse, die man zur Konstruktion von Feuerungen, Glüh- ...]
Thal, s. Chamonix. ^[= (spr. schamoni, auch Chamounix oder genannt), romantisches und vielbesuchtes Thal der ...]
(franz., spr. schang), Feld;
champ de bataille, Schlachtfeld, Walstatt;
champ de fédération, Bundesfeld;
champ de mai, Maifeld;
champ de mars, Märzfeld;
Champ de Mars, [* 27] Marsfeld, und Champs-Élysées, die Elysäischen Felder in Paris [* 28] (s. d.).
(spr. schangpannj), 1) Landschaft und ehemalige Provinz in Frankreich, nördlich von Luxemburg, [* 29] östlich von Lothringen und Franche-Comté, südlich von Burgund und westlich von Ile de France und Orléanais begrenzt, umfaßte etwa 25,900 qkm (470 QM.) mit 1,200,000 Einw. und ward bei der neuen Einteilung in die Departements Marne, Obermarne, Aube und Ardennen zerteilt, während kleinere Stücke an die Departements Yonne, Aisne, Seine-et-Marne und Maas übergingen (vgl. die einzelnen Departements).
Man unterschied als Hauptteile: Niederchampagne mit den Distrikten eigentliche Champagne (Troyes), Vallage (Bar sur Aube), Bassigny (Chaumont) und Sénonais (Sens), Oberchampagne mit den Distrikten Rémois (Reims), [* 30] Perthois (Vitry), Rethelois (Rethel) und die Brie Champenoise mit den Städten Meaux und Château-Thierry. Der Osten und die Mitte des Landes, die sogen. Champagne pouilleuse (lausige Champagne), sind durchgängig unfruchtbar; dagegen ist der westliche Teil der Champagne sehr fruchtbar und dicht bevölkert. Hauptprodukte dieser Gegend sind der berühmte Wein, Getreide [* 31] und vorzügliche Feuersteine. Auch die Kreide, [* 32] die als Blanc d'Espagne in den Handel kommt, stammt aus der Champagne. Die Bewohner (Champenois) sind ein starker, kühner, kriegerischer, naiver, aber auch boshafter Menschenschlag, dessen Schwerfälligkeit und rauhes Wesen an die germanische Abstammung erinnern. Bei den übrigen Franzosen stehen sie im Ruf der Dummheit. - Die Champagne hat ohne Zweifel ihren Namen von campus (»Blachland«).
Vor dem Einfall der Römer [* 33] war sie von den gallischen Stämmen der Remer, Trikassen, Melden, Lingonen und Sennonen bewohnt, bildete in der Römerzeit einen Teil von Gallia Lugdunensis und Belgica und wurde in der Völkerwanderung teils von den Franken, teils von den Burgundern besetzt. Bei der Teilung des fränkischen Reichs unter Chlodwigs Söhne kam sie zum Königreich Austrasien und wurde von 570 bis 714 von Herzögen regiert, welche vom König ernannt wurden. Diesen Herzögen folgten seit 943 unter französischer Oberlehnshoheit erbliche Pfalzgrafen aus dem Haus Vermandois, seit 1020 aus dem Haus der Grafen von Blois, nach der Residenz Troyes oft auch Grafen von Troyes genannt.
Durch die Vermählung Philipps IV. mit Johanna, der Erbin des Königreichs Navarra, der Champagne und Brie, kam die Champagne 1284 an Frankreich und ward mit diesem 1361 auf immer vereinigt, behielt aber unter den französischen Königen die Rechte, welche sie unter den Grafen gehabt hatte, und bildete eins der zwölf großen Gouvernements. Während des Feldzugs von 1792 war die östliche, im Feldzug von 1814 die westliche Champagne vorzüglich der Kriegsschauplatz.
Vgl. Debercy, Recherches sur la Champagne (Troyes 1832);
Arbois de Jubainville, Histoire des ducs et des comtes de Champagne (Par. 1859-69, 7 Bde.);
Poinsignon, Histoire générale de la Champagne (Châlons sur Marne 1885 ff.). -
2) Franz. Landschaft im S. der untern Loire, von den Flüssen Cher und Indre in ihrem Unterlauf begrenzt, ist im nordwestlichen Teil (auf dem Boden der Touraine) fruchtbar und gut angebaut, im südöstlichen (in Niederberry) unfruchtbar, wasserarm und wird meist als Weideland benutzt. Der Name ist schon im 17. Jahrh. üblich. -
3) Landschaft im franz. Departement Charente, zwischen der Charente und ihrem linken Zufluß Né, hat Kreideboden und ist wegen ihrer ausgedehnten Branntweinfabrikation berühmt (vgl. Cognac).
(spr. schangpannj), Philippe de, franz. Maler, s. Champaigne.
die in der ehemaligen franz. Provinz Champagne, namentlich in dem jetzigen Departement Marne, wachsenden Weine. Man hat weiße und rote Champagnerweine und von den weißen wieder schäumende und nichtschäumende oder stille. Die nichtschäumenden Champagnerweine gehören in guten Jahren teilweise zu den Hochgewächsen, es sind sehr feine, trockne Weine von eigentümlichem Aroma und Wohlgeschmack, sie gehen rasch in den Kopf, doch zerstreut sich ihre Wirkung auch wieder schnell.
Sie bedürfen zu völliger Reife lange Zeit und finden deshalb nicht genug Würdigung. Der beste Wein der Champagne wächst auf der vorzugsweise La Montague genannten Hügelreihe ganz nahe bei Reims, an deren Fuß das Dorf Sillery liegt. Der Sillery sec non-mousseux ist, wenn gut behandelt, ein sehr feiner Wein, erreicht aber seine vollkommene Ausbildung erst nach 8-10 Jahren. Andre berühmte Lagen der Montagne sind: Verzenay, Bouzy, Verzy, St.-Basle, Mailly, Ludes;
zweiten Ranges: Taissy, Chigny, Rilly, Allerand, Villers.
Der Montagne stehen im Produkt etwas nach die Hügel der Marneufer und die von ihnen geschützten Thalflächen. Hier erzeugen Weine ersten Ranges: Ay, Mareuil, Dizy, Hautvillers, Châtillon, Epernay, Pierry, Moussy;
zweiten Ranges: Cramant, Avize, Le Mesnil, St.-Martin d'Alois.
Der moussierende Champagner wird nach dem Geschmack der Nationen verschieden hergestellt. In Frankreich liebt man ihn weder zu stark noch zu süß, in Österreich [* 34] und dem östlichen Deutschland [* 35] besonders süß, in Rußland mild und süß, in England dagegen körpervoll und kräftig. Im ganzen unterscheidet man drei Qualitäten des Schaumweins der Champagne: Crèmant, Mousseux und Grand mousseux, von denen ersterer am wenigsten Schaum (nur leichten Rahm) liefert, letzterer dagegen am stärksten schäumt.
Gefärbter Champagner heißt Rosé, die bräunliche Färbung, OEil ^[?il] de Perdrix, ist nicht mehr üblich. Der Champagner wirkt ungemein schnell, aber auch ebenso vorübergehend erregend, erfrischend, erheiternd wie kein andrer Stoff (vgl. Wein). Außer in der Champagne werden in Frankreich noch an vielen andern Orten Champagner und Mousseux erzeugt, so besonders in St.-Peray, Departement Ardèche (sehr gewürzig, wohlschmeckend, aber schwer und nicht stark moussierend);
der Bourgogne mousseux von Yonne und Tonnerrois ist ein sehr starker, schwerer, parfümierter Wein;
der Vin mousseux d'Anjou von Savonnières und St.-Aubin ist fein, angenehm schmeckend, aber sehr zu Kopf steigend, schwerer und nicht so delikat wie Champagner;
die weißen moussierenden Burgunder von Epineuil und Dannemoins erreichen fast den Tonnerrois;
die roten moussierenden Weine von Meursault und Puligny sind körperreich, sehr geistig, aber hart und schwer, ohne Delikatesse.
Der Vin d'Arbois, Departement Jura, steht dem Champagner am nächsten, moussiert ungemein stark, aber nur im ersten und zweiten Jahr. Außerdem gibt es noch im Bordelais und in der Gascogne zahlreiche Schaumweinfabriken. Auch in Deutschland wird sehr viel Schaumwein fabriziert, so im Elsaß, an der Ahr (die Ahrweine eignen sich ganz ¶
vorzüglich dazu), in Koblenz, [* 37] Mainz, [* 38] Hochheim (der bekannteste und berühmteste deutsche Schaumwein, geht nur unter eigner Etikette, besonders viel nach England und Rußland, ist stärker und schwerer als echter Champagner), Frankfurt, [* 39] Mannheim, [* 40] Freiburg, [* 41] Stuttgart, [* 42] Eßlingen [* 43] (einer der ältesten und besten deutschen Schaumweine), Würzburg, [* 44] Frickenhausen in Unterfranken, Freiburg a. U., Naumburg, [* 45] Dresden, [* 46] Lößnitz, Hirschberg, [* 47] Grünberg. [* 48] Die deutsche Schaumweinfabrikation steht völlig auf gleicher Höhe mit der französischen, doch kommt ein sehr großer Teil der Produktion unter französischer Etikette auf den Markt.
Dies ist um so weniger am Platz, als der gute deutsche Schaumwein den Vergleich mit dem französischen sehr wohl erträgt und letzterer in den meisten Fällen nur aus Kaprice oder Großthuerei vorgezogen wird. Anderseits begünstigt das Arbeiten unter falscher Etikette die Fabrikation einer schlechten Ware, welche in der That oft genug angetroffen wird. In Österreich werden sehr viele Schaumweine aus steirischen und niederösterreichischen Trauben dargestellt und finden unter Originaletiketten ansehnlichen Absatz in Frankreich, namentlich in Paris.
Die Fabrikation des Champagners steht in notwendiger Beziehung zur Erfindung des Flaschenverschlusses mit Korken, welche dem Pater Kellermeister der Abtei von Hautvillers, Dom Pérignon, zugeschrieben wird und in die Zeit von 1670 bis 1715 fällt. Bis ins 18. Jahrh. hinein war auch der Gebrauch der Flaschen selten, und ein fester Verschluß derselben war unbekannt. Von Hautvillers scheint sich das Geheimnis der Fabrikation schnell verbreitet zu haben, und zu Anfang des 18. Jahrh. war der Champagner bereits in weitern Kreisen bekannt. In Deutschland wurde der erste Schaumwein von Häusler in Hirschberg dargestellt.
Die französische Champagnerproduktion betrug 1850: 6,706,780 Flaschen, 1881 aber 18,220,980 Flaschen. Frankreich konsumiert jährlich etwa 3, Großbritannien [* 49] 2,5, Amerika [* 50] 2,1, Rußland 1,7, Deutschland 1,5 Mill. Flaschen.
Vgl. Maumené, Indications théoriques et pratiques sur le travail des vins mousseux (2. Aufl., Par. 1873);
Tovey, Champagne, its history, manufacture, properties (Lond. 1870);
Hamm, [* 51] Weinbuch (2. Aufl., Leipz. 1874);
Braun, Champagnerweine (das. 1880).
(spr. schangpannji), 1) Jean Baptiste Nompère de, Herzog von Cadore, franz. Staatsmann, geb. zu Roanne in Forez, im Collège La Flèche und der Militärschule von Paris gebildet, trat 1774 in die Marine, zeichnete sich im amerikanischen Krieg glänzend aus und wurde schon 1782 Linienschiffskapitän. 1789 von dem Adel von Forez zum Deputierten gewählt, schloß er sich als einer der ersten dem dritten Stand an und that sich in der Nationalversammlung bei den Beratungen über die Reformen durch seine Beredsamkeit und seine gemäßigt freisinnigen Grundsätze hervor.
Während der Schreckensregierung zog er sich in das Privatleben zurück, ward aber dessenungeachtet bis zum 9. Thermidor ins Gefängnis geworfen. Nach dem 18. Brumaire ernannte ihn der Erste Konsul zum Staatsrat im Marinedepartement. Im Juli 1801 ging Champagny als Gesandter nach Wien, [* 52] ward 1804 zum Minister des Innern, 1807 zum Minister des Auswärtigen ernannt. Als solcher wirkte er besonders zu dem berüchtigten Traktat von Fontainebleau mit, welcher die Abdankung König Karls IV. von Spanien [* 53] und Ferdinands VII. und die französische Invasion in Spanien zur Folge hatte.
Von Napoleon 1808 zum Herzog von Cadore (einem Flecken im Venezianischen, nordöstlich von Belluno) erhoben, hielt er sich 1809 in Deutschland, besonders bei König Jérôme in Kassel, [* 54] auf. Die Verhandlungen über den Wiener Frieden 1809 und die Vermählung mit einer österreichischen Erzherzogin gingen durch seine Hand. [* 55] 1811 verlor Champagny das Portefeuille des Auswärtigen, weil die Unterhandlungen mit Rußland nicht den gewünschten Erfolg hatten, erhielt aber bald die Intendantur der Krondomänen und ward Senator.
Während des russischen Feldzugs fungierte er als Staatssekretär bei der Kaiserin Marie Luise, und 1814 beim Herannahen der Alliierten folgte er derselben nach Blois. Nach Napoleons I. Rückkehr von Elba zum Pair ernannt, trat er bei der zweiten Restauration in den Privatstand zurück, bis ihn eine Ordonnanz von 1819 wieder in die Pairskammer berief. Er starb in Paris. Champagny hinterließ vier Söhne, von denen der älteste, der Herzog von Cadore (gest. 1870), als Diplomat, die beiden jüngsten als Deputierte unter dem Kaiserreich eine politische Rolle spielten.
2) François Joseph Marie Thérèse Nompère de (gewöhnlich Graf Franz de Champagny genannt), franz. Publizist, zweiter Sohn des vorigen, geb. zu Wien, war als Gesinnungsgenosse von Beugnot und Montalembert ein eifriger Mitarbeiter am »Ami de la religion« und am »Correspondant« und verfocht namentlich die Unterrichtsfreiheit vom klerikalen Standpunkt aus mit vielem Talent. Mehrere seiner Aufsätze erschienen auch separat, z. B.: »Un mot d'un catholique« (1844);
»Du projet de loi sur la liberté d'enseignement« (1847);
»De la propriétè« (1849);
»Du Germanisme et du Christianisme« (1850);
»La charité chrétienne dans les premiers siècles de l'Église« (1854);
»De la critique contemporaine« (1864);
»Le chemin de la vérité« (2. Aufl. 1874) u. a. Sein Hauptwerk ist die »Histoire des Césars« (1841-43, 4 Bde.; 2. Aufl. 1853),
deren Fortsetzungen unter den Titeln: »Les Antonins« (1863, 3 Bde.; 2. Aufl. 1866) und »Les Césars du III. siècle« (1870 u. öfter, 3 Bde.) erschienen.
Von seinen sonstigen Publikationen erwähnen wir: »L'homme à l'école de Bossuet« (1847, 2 Bde.),
ein Auszug aus den Werken des berühmten Geistlichen, und eine französische Übertragung der Briefe und Reden von Donoso Cortès (1850). Champagny gehörte mit zu den Gründern der »Revue contemporaine« und wurde 1869 an Berryers Stelle zum Mitglied der französischen Akademie gewählt. Er starb in Paris.
(spr. schälnpahn), s. Urbana. ^[= 1) Stadt im nordamerikan. Staat Illinois, Grafschaft mit 1868 eröffneter polytechnischer ...]
(spr. schangpänj. Champagne), Philippe de, franz. Maler, geb. zu Brüssel, [* 56] kam 1621 nach Paris, wo er unter Duchesne im Luxembourgpalast thätig war. Durch dessen Eifersucht vertrieben, begab er sich 1627 wieder nach Brüssel, wurde aber sogleich von der Königin Maria von Medicis zurückgerufen, die ihn an Stelle des eben verstorbenen Duchesne zu ihrem ersten Hofmaler ernannte. Er wurde später Mitglied der Akademie, dann Professor und endlich Rektor derselben.
Als Le Brun Champaignes Ruhm verdunkelte, zog sich dieser nach Port Royal zurück, wo die Genesung seiner Tochter, einer Nonne, zu dem berühmten Gemälde Veranlassung gab, welches die Schwester Susanne mit der Mutter Agnes im Gebet vorstellt (1662, im Louvre). Champaigne starb in Paris. Es fehlte ihm an Erfindungskraft und Kompositionsgabe, seine Figuren verraten zu sehr das Modell. Genie besaß er nicht, dagegen alles, was ein tüchtiges Studium verleihen kann. Poussins Einfluß ist erkennbar, doch ¶
war Champaigne zu sehr Niederländer, um ihn nicht in Hinsicht der Farbe, der freilich die volle niederländische Wärme [* 58] fehlt, und auch der tiefern Empfindung zu übertreffen. Am hervorragendsten ist Champaigne als Porträtmaler; geschätzt ist namentlich sein eignes Bildnis (im Louvre), von Edelinck gestochen. Im Louvre befinden sich ferner: der Apostel Philippus, ein Abendmahl, Geschichten aus dem Leben der Heiligen Gervasius und Protasius, das Porträt von Richelieu, im Belvedere zu Wien: Adam und Eva den Tod Abels beweinend (1656).
(spr. schangpobähr), Dorf im franz. Departement Marne, südöstlich von Vitry, bekannt durch die Niederlage der russischen Division Olsuwiew gegen die Franzosen unter Marmont und Ney;
Olsuwiew verlor 2400 Mann und wurde selbst gefangen gekommen.
(spr. tscham-), durch Eisenbahn mit Retalhuleu verbundene Seestadt in der zentralamerikan.
Republik Guatemala, [* 59] am Stillen Ozean, mit offener Reede, Landungsbrücke und 1500 Einw. Im J. 1883 liefen 74 Schiffe [* 60] ein (68 amerikanische, 5 deutsche);
ausgeführt wurden: Kaffee, Kautschuk, Häute, Kakao etc. im Wert von 2,618,976 Pesos.
(spr. schangflöri), mit dem wahren Namen Jules Fleury-Husson, franz. Schriftsteller, geb. zu Laon, wurde nach unvollendeten Studien Buchhändler in Paris, dann Mitarbeiter an verschiedenen Zeitschriften, für welche er Novellen, Skizzen, Phantasiestücke lieferte, und veröffentlichte 1847 die Geschichte des »Chien-Caillou«, die Victor Hugo für ein Meisterstück im Fach realistischer Darstellung erklärte. Nachdem er darauf die Leitung des Théâtre des Funambules übernommen, schrieb er für dasselbe eine Menge grotesker Pantomimen, dazu Romane und Sittengemälde, unter denen »Les excentriques« (1852),
»Les aventures de Mad. Mariette« (1856) und besonders »Les bourgeois de Molinchart« (1855),
ein satirisches Gemälde des Spießbürgertums in der Provinz, ungewöhnliches Aufsehen machten. In den genannten Werken, wie namentlich auch in »Les amis de la nature« (1859),
bewährte er sich als Hauptvertreter der realistischen Schule. Unter seinen spätern Romanen sind »Les demoiselles Tourangeau« (1864),
»La Pasquette« (1876) und »La petite rose« (1877) bemerkenswert. Außerdem schrieb er: »Histoire générale de la caricature« (Par. 1865-80, 5 Bde.),
mit einem Ergänzungsband: »Musée secret de la caricature« (1885);
»Histoire des faiences patriotiques sous la Révolution« (1866);
»La comédie académique« (1867);
»Histoire de l'imagerie populaire« (2. Aufl. 1884);
»Les chats; histoire, moeurs, observations, anecdotes« (4. Aufl. 1869);
»Les enfants« (4. Aufl. 1874);
»Les vignettes romantiques. Histoire de la littérature et de l'art 1825-1840« (1883) u. a. Nach der Revolution vom 4. Sept. wurde Champfleury zum Direktor des keramischen Museums der Manufaktur von Sèvres ernannt, als welcher er die »Bibliographie céramique« (1882) veröffentlichte.
(spr. schangpinjong, Feldblätterschwamm, Angerling, Weidling, Herrenpilz, Trüschling, Brachpilz, Gugemuke, Agaricus campestris L., s. Tafel »Pilze«), [* 61]
einer der vorzüglichsten eßbaren Schwämme, [* 62] kommt überall vor auf Feldern, in Grasgärten, besonders auf Wiesen, und wo Mist untergegraben ist, auch in Wäldern, vom Mai bis Oktober, in ganz Europa, [* 63] Nordafrika, Asien, [* 64] Nordamerika. [* 65] Er besitzt einen in seiner Mitte gestielten Hut, [* 66] dessen Unterseite von dem aus strahlig gestellten Plättchen bestehenden Sporenlager gebildet wird (vgl. Agaricus). Eine eigentliche Hülle, welche Hut und Stiel anfangs umgibt, findet sich nicht, wohl aber ein Ring, welcher, vom Stiel gegen den Hutrand ausgespannt, anfangs das Sporenlager verdeckt. In dieser Form kommt der Pilz [* 67] wie eine geschlossene Kugel von der Größe einer welschen Nuß aus der Erde.
Der weiße Stiel wird 1,3-5 cm lang, 0,6-2,6 cm dick und ist inwendig nicht hohl. Der Hut ist 2,6-10 cm breit, 4-12 mm dick, gewölbt, fleischig, derb, auf der Oberfläche trocken, etwas seidenartig oder kleinschuppig, reinweiß, gelblich, oft bräunlich, mit reinweißem, derbem, aber zartem Fleisch. Die Plättchen der Unterseite sind dicht gestellt, blaß rosenrot, später rotbraun, zuletzt fast schwarz wegen der im Reifezustand purpurbraunen Sporen. Sehr nahe verwandte und ebenfalls eßbare Arten sind der Wiesenschwamm (Agaricus pratensis Schäff.), der Schafchampignon (A. arvensis Schäff.) und der Waldchampignon (A. silvaticus Schäff.). Ein Hauptkennzeichen des Champignons ist der angenehme Geruch. Am besten sind die Champignons im August und September.
Sie stehen gewöhnlich einzeln; wo man sie einmal gefunden hat, findet man sie täglich wieder, besonders wenn man den Stiel nicht aus der Erde reißt. Man muß sie sammeln, wenn sie eine noch geschlossene Kugel bilden, weil sie dann besonders schmackhaft und aromatisch sind; wenn sie einen Tag alt sind, fangen die Plättchen schon an, schwarz zu werden, und oft sind sie dann bereits mit Maden angefüllt. Sind die Platten nicht mehr rosenrot, so muß man sie entfernen. Die Champignons sind, mäßig genossen, ein gesundes, wohlschmeckendes Nahrungsmittel [* 68] und in der feinern Küche als Würze und Beilage (aux Champignons) unentbehrlich.
Allein und als Gemüse wird der Champignon selten verspeist, er ist dazu auch zu kostbar. Ein feines, aber sehr schwierig zu bereitendes Gericht ist Champignonpüree. Bei feinen Diners werden nußgroße Champignonköpfe, mit einer feinen Fleischfarce gefüllt, neuerdings als besonders beliebtes Gericht gereicht. Auch getrocknet, ja selbst in der Form von Pulver findet der Champignon Verwendung. Doch ist in letzterer Beziehung wegen der häufig vorkommenden Fälschungen große Vorsicht anzuraten.
Ein ganz vorzügliches Würzmittel für Saucen und Suppen ist der aus frischen Champignons bereitete Extrakt (Soja), welcher jetzt vielfach in den Handel kommt. Die Champignons werden häufig kultiviert, besonders die feinere aromatische Varietät A. chortensis, mit weißem, etwas bräunlichem Hut und lebhaft fleischfarbenen Plättchen. Er bedarf nicht des Lichts zu seiner Entwickelung, wohl aber verlangt er sehr gleichmäßige Feuchtigkeit und eine konstante Temperatur von 10-12°. Der Champignon wird besonders in Frankreich kultiviert und namentlich in den großen Städten in enormer Menge konsumiert.
Die meisten herrschaftlichen Häuser besitzen Champignonkeller, und außerdem produzieren die Züchter sehr viel, einige das ganze Jahr hindurch täglich 4-5 Ztr. für den Markt. Ein Teil der Katakomben und die unterirdischen Steinbrüche (Carrières) werden zur Kultur benutzt, indem man Pferdemist nach zweckmäßiger Behandlung durch Schächte in die Steinbrüche stürzt und in diesen zu Beeten von 30-35 cm Breite [* 69] und Höhe ausbreitet. In die Beete bringt man die Champignonbrut (mit Myceliumfäden durchzogener Pferdemist), und nach ca. vier Wochen bedeckt man sie 1 cm hoch mit reiner sandiger Erde, worauf man diese festdrückt und gießt. Nach weitern vier Wochen beginnt die Ernte, [* 70] die noch sechs Wochen lang stets ergiebiger wird und dann ¶
allmählich abnimmt. Nach 3-5 Monaten werden neue Beete angelegt. Die Pilze kommen vor Entfaltung des Huts auf den Markt.
Vgl. Lebl, Champignonzucht (2. Aufl., Berl. 1884).
(spr. schaugpinji), Dorf südöstlich von Paris, am linken Marneufer, 30. Nov. und Schauplatz heftiger Kämpfe zwischen der Pariser Armee unter Ducrot und dem deutschen Einschließungsheer (s. Villiers).
(franz., spr. schangpjong, vom mittellat. campio, »Kämpe«),
im Mittelalter ein Kämpfer, der bei gerichtlichen Zweikämpfen gegen Lohn die Stelle eines der Beteiligten vertrat. Die Champions waren unehrenhaft und durch ein Kleid von Leder und bestimmte Waffen [* 72] gekennzeichnet, durften nicht zu Pferde [* 73] kämpfen und erschienen mit verschnittene Haaren in den Schranken. Sie erscheinen schon zur Zeit Karls d. Gr. Später hieß Champion ein Ritter, der für irgend einen Kampfunfähigen, besonders für eine Dame, in die Schranken trat, und in England gab es, wahrscheinlich seit Richard II., einen Champion des Königs, der bei jeder Krönung alle die herausforderte, welche den König nicht als gesetzlichen Souverän anerkennen würden. - Ganz verschieden hiervon ist die moderne Bedeutung des Worts Champion (engl., spr. tschanpjon) in der Sprache des Sports, wo es den Obsieger in einer Reihe von Wettkämpfen bezeichnet, der nun als Vorkämpfer einer Partei gilt.
(spr. schangpjönä), Jean Etienne, franz. General, geb. 1762 zu Valence, natürlicher Sohn eines Advokaten, ging nach einer wilden Jugend unter die wallonischen Garden, mit welchen er 1781 vor Gibraltar [* 74] stand. Während der Revolution kämpfte er als Kommandant eines Bataillons Freiwilliger Unruhen im Jura, ohne Blut zu vergießen, kam dann zur Rhein- und hierauf zur Moselarmee unter Hoches Oberbefehl und zeichnete sich bei Erstürmung der Weißenburger Linien und bei dem Einfall in die Pfalz (1793) aus.
Ende 1793 wurde er Divisionsgeneral in der Sambre- und Maasarmee, focht bei Fleurus mit seltenem Mut und nahm dann an den Operationen am Niederrhein bis 1797 erfolgreichen Anteil. Als Oberbefehlshaber an die Spitze der Armee gestellt, welche die römische Republik gegen Angriffe von Neapel [* 75] her schützen sollte, schlug er die in den Kirchenstaat eingefallen Neapolitaner, drängte sie bis Capua zurück, rückte unter blutigen Kämpfen mit den Lazzaroni in Neapel ein und proklamierte die Parthenopeische Republik.
Als er aber den Räubereien der französischen Zivilkommissar entgegentrat, ward er wegen eigenmächtigen Verfahrens abgesetzt und gefangen nach Grenoble [* 76] eskortiert. Durch die Revolution vom 30. Prairial VII befreit, erhielt er das Kommando der Alpenarmee und nach dem Tode des Generals Joubert den Oberbefehl in Italien, [* 77] wurde aber von den Russen und Österreichern im September 1799 bei Fossano und Savignano geschlagen. Durch diesen Mißerfolg niedergedrückt, nahm er seine Entlassung und starb in Antibes.
Vgl. Châteauneuf, Vie de Championnet (Par. 1806);
Saint-Albin, Championnet, ou les campagnes de Rome et de Naples (das. 1860).
(spr. schämplähn-), ein langgestreckter inselreicher Binnensee in den Vereinigten Staaten [* 78] von Nordamerika (s. Karte »Vereinigte Staaten [* 79] II«),
auf der Grenze zwischen Vermont und New York gelegen und mit seinem nördlichen Ende nach Kanada hineinreichend, ist von N. nach S. 177 km lang, hat eine wechselnde Breite von 1-24 km und liegt 28 m ü. M. Er ist fischreich und bis 90 m tief, aber dessenungeachtet nur für kleinere Schiffe von unter 1,4 m Tiefgang schiffbar. Im Winter friert er meist so fest zu, daß er mit den schwersten Schlitten befahren werden kann. Die wichtigsten Städte an ihm sind Burlington und Plattsburgh. Durch den Richelieu (s. d.) hat der See nach dem St. Lorenzstrom Abfluß, und der 104 km lange Champlainkanal verbindet ihn mit dem Hudson. Seinen Namen empfing der See von Sam. Champlain, welcher ihn 1608 entdeckte. Der See war der Schauplatz mehrerer Seegefechte zwischen den Amerikanern und Engländern. Am waren die letztern die Sieger, wogegen sich das Gefecht vom zum Vorteil der Nordamerikaner entschied.
(franz., spr. schaug-leweh), s. Emailmalerei. ^[= (Schmelzmalerei), die Kunst, mittels Emails, d. h. eines mit Metalloiden gefärbten Glasflusses, ...]
(spr. schangplitt, Champlitte-et-Le Prélot), Stadt im franz. Departement Obersaône, Arrondissement Gray, am Salon und an der Französischen Ostbahn, hat ein schönes Schloß (aus dem 16. Jahrh.), Reste alter Befestigungen und (1876) 2562 Einw.
(spr. schangmäleh), Marie de, geborne Desmares, franz. Schauspielerin, geb. 1644 zu Rouen, [* 80] trat zuerst auf dem Theater [* 81] ihrer Vaterstadt auf, sodann, nachdem sie sich 1667 mit dem Schauspieler Champmeslé verheiratet, 1669 aus dem Maraistheater zu Paris und ward 1670 von dem Hôtel de Bourgogne engagiert. Ihre schauspielerischen Erfolge verdankte sie vorzüglich Racine, der sie im tragischen Fach unterrichtete und in ein intimes Verhältnis zu ihr trat, schließlich aber dem Grafen von Clermont-Tonnerre zuliebe von ihr verlassen ward. Ihre geistreiche Unterhaltung, noch mehr ihre Schönheit machten ihr Haus zum Sammelplatz vieler berühmter Männer jener Zeit. Sie starb, von der Bühne zurückgezogen, in Auteuil bei Paris. - Ihr Gatte Charles Chevillet de Champmeslé gefiel mehr in komischen als in tragischen Rollen, [* 82] schrieb einige in jener Zeit großen Erfolg erzielende Theaterstücke (»Théâtre de Champmeslé«, Par. 1742, 2 Bde.) und starb
(spr. schangpolljóng), 1) Jean Jacques Champollion-Figeac, franz. Altertumsforscher, geb. zu Figeac (Lot), wurde nach Beendigung seiner Studien Bibliothekar, dann Professor des Griechischen zu Grenoble. 1828 kam er als Konservator der Manuskripte an die königliche Bibliothek zu Paris, und 1848 ward er Bibliothekar in Fontainebleau, welche Stelle er auch während des Kaiserreichs behielt. Zugleich bekleidete er eine Professur an der École des chartes. Er starb Champollion veröffentlichte zuerst eine Reihe von Schriften über heimische Altertümer, z. B.: »Antiquités de Grenoble« (Grenoble 1807); »Recherches sur les patois ou idiomes vulgaires de France« (Par. 1809); »Nouveaux éclaircissements sur la ville de Cularo, aujourd'hui Grenoble« (das. 1814) u. a. Sodann wandte er sich, angeregt durch seinen Bruder, vorzugsweise der ägyptischen Altertumskunde und zwar den griechischen Dokumenten in Ägypten [* 83] zu, auf die er seine Studien beschränkte. Ein Ergebnis derselben waren die »Annales des Lagides« (Par. 1819; »Supplément«, das. 1821),
ein Werk, welches vom Institut gekrönt wurde, und dem später (mit Benutzung der hinterlassenen Manuskripte seines Bruders) die Werke: »L'Égypte ancienne et moderne« (das. 1840) und »L'écriture démotique égyptienne« (das. 1843) folgten. Außerdem veröffentlichte Champollion: »Traité élémentaire d'archéologie« (2. Aufl., Par. 1843, 2 Bde.);
»Histoire des peuples anciens et ¶