Hohlcylindern, zeigt außen polygonal sich abgrenzende Sprunglinien, ist auf der Innenseite regelmäßig gestreift, meist
glashell, von der
Härte des
Gummi arabikum, spez. Gew. 1,86, schmeckt rein schleimig,
gibt an
Wasser nur 15,83 Proz. ab und hinterläßt eine kristallhelle,
wesentlich aus
Bassorin bestehende, sauer reagierende
Gallerte, welche nur wenig klebt, aber nach dem
Trocknen
stark bindet. Durch kohlensaures
Natron wird die
Lösung zitronengelb gefärbt.
in der arab. Geschichte berühmte
Festung
[* 2] der
Juden im gleichnamigen vulkanischen
Distrikt von
Hidschas, sechs
Stationen nordöstlich von
Medina.
In den ersten
FeldzügenMohammeds hatte sich die gesamte Judenschaft der Umgegend mit ihren
Schätzen hierher geflüchtet und ergab sich erst nach hartnäckiger Gegenwehr an
Ali. Die Tochter des
Fürsten von Chaibar, Sasiah, ward
Gattin des
Propheten, und die
Juden mußten als
Tribut die Hälfte ihrer
Ernte
[* 3] entrichten. Die quellen-
und dattelreiche, aber ungesunde
Oase zählt in drei Dörfern 1200 Einw., meist
Neger, die als
Räuber,
Ketzer und
Zauberer berüchtigt sind. Chaibar ist seit 1874 türkisch und Sitz eines
Mudirs.
(Khaibar,
Khyber), ein
Paß im
[* 4] S. des Kabulstroms über den
Rücken des Chaibergebirges, eines nördlichen
Ausläufers
des Sufûd oder Sefid
Kuh, der sich bis an das
Thal
[* 5] des
Kabul vorschiebt. Über den Chaiber führt in
ca. 914 m
Höhe der bequemste Weg aus
Indien nach
Afghanistan;
[* 6] der Anstieg erfolgt von beiden Seiten in einem kleinen Flußthal. Bis nahe
zur Paßhöhe reicht das englisch-ostindische
Reich. Am wurde im englisch-afghanischen
Krieg die afghanische
FesteAli Masdschid, welche den
Paß sperrt, bombardiert und infolgedessen von den Afghanen geräumt. Seitdem
wird sie von englischen
Truppen besetzt gehalten.
(spr. schänjäh),AnthelmeEdouard, franz.
Philosoph und Philolog, geb. zu
Paris,
[* 7] machte seine
Studien
am Prytaneum zu La
Flèche, ward 1839
Repetent daselbst und wirkt seit 1863 als
Professor der alten Litteratur an der
Fakultät
zuPoitiers. Von seinen
Schriften verdienen Auszeichnung: »Principes de la science du beau« (1860);
La (spr. schähs' djöh),Ort im franz.
DepartementOberloire,
ArrondissementBrioude, mit bedeutender Spitzenfabrikation,
Holzhandel und (1882) 1736 Einw. Von der dortigen ehemals berühmten
Benediktinerabtei, die 1036 gegründet, im 14. Jahrh. mit
Befestigungen umgeben wurde, ist besonders noch die prachtvolle
Kirche im gotischenStil (im 14. Jahrh.
umgebaut) wohl erhalten.
d'Est-Ange (spr. schä dest-angsch),VictorCharles, ausgezeichneter franz.
Advokat, geb. zu
Reims,
[* 9] erwarb
sich den
Ruf eines vorzüglichen Verteidigers im
Kriminalprozeß und gelangte besonders nach der
Julirevolution
zu großem Ansehen. 1857 trat er in den Richterstand als
Generalprokurator am kaiserlichen
Gerichtshof zu
Paris, wurde bald
darauf in den
Staatsrat berufen und später einer der Vizepräsidenten desselben. Vom
MinisterDelangle wieder abberufen, wurde
er durch kaiserliches
Dekret 1861 zum
Senator ernannt. Seine Vaterstadt hat ihn dreimal zum Abgeordneten
in die Deputiertenkammer gewählt, in welcher er sich zu den
Konservativen hielt, jedoch keine irgendwie nennenswerte
Rolle
spielte. Er starb Seine
»Discours et plaidoyers« gab E. Rousse heraus (Par. 1862, 2 Bde.; 2. Aufl.
1877, 3 Bde.).
(Khaki), großer
Salzsee im russ.
GouvernementAstrachan,
Kreis
[* 12]
Jenotajewsk, liegt mitten in der
Kalmücken- oder Wolgasteppe
und ist von mehreren andern
Salz- und Bittersalzseen umgeben. In der
Nähe sprudeln heiße
Quellen, welche
den hier herumgehenden Nomadenstämmen als
Furcht einflößende Naturerscheinungen gelten. Im
Sommer trocknet der
See fast bis
zum
Grund aus, so daß dann das
Salz in
[* 13] ungeheuern
Quantitäten bloßliegt. Der
Boden um den Chaki ist dürrer, mit Salzteilchen
geschwängerter
Lehm und nur mit wenigen
Disteln und Salzkräutern bewachsen (s.
Sarpa).
(Khalat, arab.),
Kleid, Ehrenkleid als
Geschenk, womit die
FürstenPersiens und
Mittelasiens ihre Beamten auszeichnen.
InPersien besteht der aus einem langen, weiten, aus Shawl verfertigten Oberkleid im Wert von 20 bis 100,
ja sogar bis 200
Dukaten, in
Mittelasien aus einem weiten, langärmeligen Oberkleid aus bunter
Seide
[* 14] oder
Tuch.
Der Chalat wird auch
von der russischen
Regierung an Eingeborne verliehen.
nach der gleichnamigen Stadt in
Kleinasien benanntes
Mineral aus der
Ordnung der
Anhydride, besteht aus mikrokristallinischer
Kieselsäure und bildet gewöhnlich rundliche, nieren- oder tropfsteinförmige
Massen, die in
Blasenräumen oder spaltenartigen
Höhlungen der
Gesteine,
[* 18] wahrscheinlich immer aus wässeriger
Lösung, abgeschieden sind. Auch tritt er in
Platten, Überzügen, als Versteinerungsmaterial an
Schnecken
[* 19] und
Muscheln,
[* 20] sekundär als
Gerölle auf. Seine kristallinische
Natur läßt sich am
¶
mehr
besten im Polarisationsmikroskop erkennen. Das Mineral erscheint hier als ein faseriges, strahliges Aggregat kleinster, doppelt
brechender Körnchen, an denen aber eine regelmäßige Umgrenzung nicht zu erkennen ist. Zuweilen finden sich konzentrisch
strahlige Quarzaggregate darin eingelagert. Der Chalcedon ist farblos oder weiß, häufig aber auch gelblich, bläulich
oder grünlich oder durch Eisenoxyd rot gefärbt, auch gestreift und gefleckt, halbdurchsichtig bis undurchsichtig,
matt oder schimmernd, vom spez. Gew. 2,58-2,66.
Die meisten schwärzlichen und roten Chalcedone sind künstlich gefärbt, zu welchem Behuf die Steineerst ein paar Wochen in
Honig und nachher in Schwefelsäure
[* 22] gelegt werden. - Als Varietäten vom Chalcedon kann man folgende betrachten:
Onyxe (griech. »Fingernagel«) oder Kameensteine sind die lagenweise schwarz und weiß oder rot und weiß (Sardonyx) oder grau
und weiß (Chaleedonyx) gestreiften Steine, die hauptsächlich zu Kameen
[* 23] und Intaglien (erhaben und vertieft geschnittenen
Figuren) benutzt werden.
Glaubensbekenntnis (lat. Symbolum Chalcedonense), die Formel (denn um Aufstellung eines neuen
Symbols
handelte es sich nicht, nachdem schon 431 zu Ephesos
[* 36] das Nicäische für immer bestätigt worden war), welche das aus über 600 Bischöfen
bestehende, 451 zu Chalcedon in Bithynien versammelte vierte ökumenische Konzil zur Beilegung der nestorianisch-eutychianischen
Streitigkeiten vereinbarte. Dieselbe beruht teils auf dem ephesinischen Unionssymbol von 433, teils auf dem Brief des römischen
BischofsLeo I. an den byzantinischen Patriarchen Flavian von 448 und stellt, ähnlich wie das Nicäische Symbol, unter der Idee
des Glaubensgeheimnisses einfach die sich widersprechenden Bestimmungen nebeneinander: also diesmal die
innigste Verbindung der beiden NaturenChristi in Einer Person einerseits, das gesonderte, unvermischte Leben beider Naturen anderseits.
(Pteromalinen, Chalcididae Westw.), Insektenfamilie aus der Ordnung der Hautflügler,
[* 37] meist sehr kleine Tiere mit kurzen, gebrochenen, nickenden Fühlern, kurzen Tastern, länglich ovalen Netzaugen und Nebenaugen
auf dem Scheitel, seitlich nicht bis zur Flügelwurzel verlängertem Prothorax, breiten, aderlosen Vorderflügeln, metallisch
glänzendem, meist gedrungen gebautem Körper, vor der Leibesspitze am Bauch
[* 38] entspringende Legeröhre und
häufig stark verdickten Hinterschenkeln.
Die sehr zahlreichen Arten, vorwiegend metallisch oder bunt gesärbt und sehr häufig an verschiedenen Körperteilen mit den
merkwürdigsten plastischen Auszeichnungen versehen, leben in allen ihren Stadien vom Ei bis zur Puppe als Parasiten von Insekten
[* 39] der verschiedensten Ordnungen; auch kommen häufig sekundäre Parasiten vor, d. h. solche, die in Parasiten
andrer Insekten sich entwickeln. Die GattungPteromalus Swed. charakterisiert
durch den grubig eingedrückten Rücken des Hinterleibes, in der Mitte der Stirn eingefügte, gebrochene Fühler und den verborgenen
Legebohrer, umfaßt gegen 300 inländische Arten, die in Rinden- und Holzkäfern, Gallwespen, Schild- und Blattläusen, Fliegenmaden
und Schmetterlingspuppen sich entwickeln.
ü. M., liegt 33 km von der Hauptstadt, am östlichen Ende des gleichnamigen, von einem schiffbaren Kanal
[* 44] durchschnittenen
seichten Sees und hat (1877) 3493 Einw. Auf dem See findet man noch immer, wie zur Zeit der Azteken, »schwimmende Gärten« (Chinampas),
auf denen Früchte, Gemüse und Blumen für den Bedarf der Hauptstadt gebaut werden.
Landschaft in Vorderasien, südöstlich von Babylon, am untern Euphrat und bis an den Rand der ArabischenWüste
reichend, bewohnt von dem Volk der Chaldäer (assyr. Kaldi, bei den hebräischen Propheten Kasdîm genannt), welches seinen
erhaltenen Schriftdenkmälern nach zu den Semiten gehörte. Ihr Name erscheint in den Inschriften etwa seit 900 v. Chr.
unter den Titeln der assyrischen Könige, und noch später wird das ganze babylonische Reich als »Land der Kasdîm« bezeichnet;
doch ist der Name weit älter und mag ursprünglich vielleicht einen einzelnen Stamm der vorsemitischen Akkadier bezeichnet
haben.
Dieselbe umfaßt einen Zeitraum von 6585 ⅓ Tagen oder von 18 julianischen Jahren und 11 Tagen (zu 365¼ Tagen), in denen der
Mond
[* 48] 223 synodische Umläufe zurücklegt, und diente zur Zeitrechnung und zur Bestimmung der Sonnen- und
Mondfinsternisse, welche nach Verlauf dieser Zeit in derselben Ordnung und Größe wiederkehren. Nach dem arabischen Astronomen
Albategnius bestimmten die Chaldäer die Länge des Sternjahrs zu 365 Tagen 6 Stunden 11 Minuten, woraus hervorgehen würde, daß
sie bereits die Vorrückung der Nachtgleichen kannten, was aber in neuester Zeit aus gewichtige Gründe
hin in Abrede gestellt wird. Ein chaldäischer Astrologe, Osthanes, der im Gefolge des Xerxes war, soll die Astrologie nach
Griechenland
[* 49] gebracht haben, wo sie bereits um 400 v. Chr. sehr beliebt war. - Die alte Hauptstadt des Landes war Ur (einheimisch
Uru, »Stadt«); ihr gegenüber nördlich vom Euphrat lag Uruku (jetzt Warka), weiter landeinwärts Nipur
(jetzt Niffer). Chaldäa war in alten Zeiten sehr reich bebaut, was daraus hervorgeht, daß der assyrische König Sarjukin dort 704 v. Chr.
nicht weniger als 89 feste Städte und 820 kleinere Ortschaften eroberte, und zahllose noch jetzt deutlich erkennbare, aber
längst ausgetrocknete Kanäle, teils zur Schiffahrt, teils zur Bewässerung dienend, durchschnitten das
Land zwischen Euphrat und Tigris und auf dem rechten, südlichen Ufer des erstern Stroms.
Später teilte Chaldäa die GeschickeBabyloniens (s. d.). In den drei ersten christlichen Jahrhunderten stand Chaldäa unter den Partherkönigen
und genoß unter ihrer Herrschaft großer Ruhe. Bald darauf bemächtigte sich indes für 41 Jahre der persische
König Sapores II. des Landes. Chaldäa fing kaum wieder an aufzublühen, als die Glaubenskämpfe der drei christlichen Parteien:
der Orthodoxen, Nestorianer und Eutychianer (Jakobiten), im 5.-6. Jahrh. neue Verwirrung brachten.
Die letztern blieben die zahlreichern und breiteten sich über ganz Asien
[* 50] aus. Die Osmanen waren den Chaldäern
anfangs günstig gesinnt und bedienten sich ihrer als
Statthalter, Geheimschreiber und Ärzte; bald aber teilten diese das Los
der andern Christen unter türkischer Herrschaft, nur behielten sie ihre Patriarchen und Oberhäupter. Gegenwärtig versteht
man unter dem Namen Chaldäer (Kaldani) oder chaldäische Geister eine Religionspartei in Vorderasien, welche
aus den Nachkommen derjenigen Nestorianer (s. d.) besteht, die sich mit der römisch-katholischen Kirche vereinigt, aber wie
die übrigen unierten orientalischen Kirchen viele ihrer orientalischen Gebräuche beibehalten haben.
Sintflutbericht, ein in Keilschrift auf assyrischen Thontäfelchen befindlicher und erst
in jüngster Zeit (1872) von dem englischen Assyriologen GeorgeSmith entzifferter ausführlicher Bericht über die Sintflut,
der uns mit der Version der Sage bekannt macht, wie sie in einer frühern chaldäischen Periode erzählt wurde. Der Bericht bildet
eine Episode eines Epos, das den Helden Istubar verherrlicht, aber nur zum Teil erhalten zu sein scheint.
Istubar, ein gewaltiger Krieger und Jäger (Nimrod?), erobert Reiche und Länder, verschmäht aber die Liebe der GöttinIstar und
wird mit einer Krankheit gestraft, zu deren Heilunger den König Sisit aus Surripah aufsucht. Dieser erzählt ihm nun die Geschichte
der Sintflut und seiner eignen Errettung durch den Gott Hja, der ihm den Entschluß Bels, die Menschen wegen
ihrer Verruchtheit zu verderben, angekündigt und ihm befohlen habe, eine Arche zu bauen und in dieser seine Familie, seine
sämtlichen Sklaven und alle Tiere des Feldes zu bergen.
Hierin wie noch in manchen Einzelheiten (z. B. in dem Aussenden von Vögeln, um zu erkunden, ob das Wasser
gefallen sei) klingt die Erzählung an die biblische Überlieferung an, wie sie anderseits auch mit dem Bericht des Berosos (s. d.)
über den König Xisuthros (Sisit) mannigfache Übereinstimmung zeigt. Dagegen herrscht in andern Punkten, z. B. in der Angabe
der Dauer der Flut, über den Namen des Bergs, auf dem die Arche geruht haben soll, etc., Verschiedenheit.
Im allgemeinen ist der chaldäische Bericht ausführlicher als der des Berosos.
Vgl. G. Smith, Chaldean account of the deluge
(Lond. 1873; deutsch von Delitzsch,
[* 51] Leipz. 1877);
Oppert im »Appendice« zu Ledrains »Histoire d'Israël« (Par. 1879).
Sprache
[* 52] und Litteratur. Die chaldäische Sprache, zur nördlichen Gruppe der semitischen Sprachen gehörig,
bildet mit Syrisch und Mandäisch zusammen die aramäische Abteilung derselben (s. Aramäische Sprachen und Semiten). Ihr Name
rührt von ihrem Ursprung aus Chaldäa her, wo die Juden während der babylonische Gefangenschaft die chaldäische Sprache annahmen
und später in ihre Heimat mitbrachten, wo sie zur Zeit der Makkabäer das Hebräische auch als Schriftsprache
verdrängte; doch ist die chaldäische Sprache nur verwandt, nicht identisch mit der neuerdings entzifferten semitischen
Sprache der in Chaldäa aufgefundenen babylonisch-assyrischen Keilschriften.
Die ältesten Überreste der chaldäischen Sprache sind einige Abschnitte in den kanonischen Büchern (Esra
2, 4-6, 18 und 8,12-26;
Dan. 2, 4-7,. 28;
Jer.
10, 11). Gegen den Anfang der christlichen Zeitrechnung beginnen dann die chaldäischen Übersetzungen alttestamentlicher
Bücher (Targums), die aus sehr verschiedenen Zeitaltern herrühren und hinsichtlich ihres linguistischen und exegetischen Charakters
bedeutend voneinander abweichen. Im allgemeinen weisen ihre Spracheigentümlichkeiten
¶
mehr
entschieden auf syrischen Einfluß hin, der überhaupt schon sehr früh in der Ausbildung der chaldäischen Sprache bei den
Hebräern mächtig gewesen sein muß. Die chaldäischen Öriginale vieler apokryphischer Bücher, die wir aus griechischen Übersetzungen
kennen, sind verloren gegangen; auch Josephus schrieb sein Werk über den jüdischen Krieg zuerst in chaldäischer
Sprache. Die Sprache des Talmuds (s. d.) nennt man ebenfalls gewöhnlich Chaldäisch, doch ist dieselbe durchweg mehr oder weniger
mit fremden Elementen versetzt. Lexikalisch ward die chaldäische Sprache mit Erfolg zuerst von den beiden Buxtorf(Basel
[* 54] 1640) bearbeitet,
deren Wörterbuch von Fischer und Gelbe neu herausgegeben wurde (Leipz. 1866-70). Auch J. ^[Jacob] Levy lieferte
ein Wörterbuch (Leipz. 1866-68, 2 Bde.),
ein andres mit Beiträgen von Fleischer (das. 1875 ff.). Grammatiken wurden verfaßt von Fürst (Leipz. 1835), Winer (3. Aufl.
von Fischer, das. 1882) und Petermann (2. Aufl., Berl. 1872; mit Chrestomathie und Glossar). Eine Chrestomathie lieferte Kärle
(Wien
[* 55] 1852); das »ChaldäischeLesebuch« von Winer wurde neu herausgegeben von Fürst (Leipz. 1864),
der auch
ein »Hebräisches und chaldäisches Schulwörterbuch über das AlteTestament« (2. Aufl., das. 1863) und hebräisch-chaldäische
Konkordanzen des Alten Testaments lieferte (das. 1837-40). Die älteste chaldäische Übersetzung des Alten Testaments wurde
neuerdings von Lagarde (Leipz. 1873), die Bibel
[* 56] mit sämtlichen Targums in Warschau
[* 57] (1875-77, 8 Bde.) herausgegeben.
(Baie des Chaleurs, spr. bäh dä schalör),Bai an der Westseite des St. Lorenzbusens, zwischen
der Gaspéhalbinsel und New Brunswick, mit den Fischerdörfern Bathurst, Carleton und Dalhousie.
Die metallreichen Gebirge Choritatsi (1190 m) und Cholomon (1040 m) durchziehen die Halbinsel von W. nach
O. Auch die drei Landzungen sind sämtlich im O. und S. felsig und steil, besonders aber ist das Hagion Oros (Athoshalbinsel),
welches wie Kassandra durch eine flache Landenge sich an die chalkidische Halbinsel anschließt, ganz gebirgig. Die Halbinsel ist ein schönes,
im Altertum hochberühmtes Land und von Griechen bewohnt, aber zum großen Teil noch wenig bekannt.
Auf der östlichen Landzunge ist der berühmte Mönchsdistrikt (s. Athos). An der flachen Landenge derselben, wo das alte Sane
lag, sind noch Spuren von dem Durchstich (Persergraben) sichtbar, den Xerxes einst hier hat machen lassen. Auf der westlichen
Halbinsel lagen im Altertum die Städte Olynth, beim heutigen H. Mamas, und Potidäa (später Kassandrea), an der Stelle des jetzigen
Pinaka. Die ganze Halbinsel war im Altertum, das einzige dorische Potidäa ausgenommen, von ionischen Pflanzstädten besetzt.
alte, noch heute unter demselben Namen bestehende Hauptstadt der InselEuböa, an dem schmälsten
Punkte des SundesEuripos gelegen und seit 411 v. Chr. durch eine stark befestigte Dammbrücke, welche ganz gesperrt oder nur für
die Durchfahrt einer Triere geöffnet werden konnte, mit dem gegenüberliegenden Festland verbunden. Sie hatte 50, später 70 Stadien
(12,5 km) im Umfang, war weitläufig gebaut, reich an Gärten, trefflich gelegen zu Handel wie zu Ackerbau
(in der Lelantischen Ebene) und besaß eine sehr zahlreiche Bevölkerung,
[* 62] welche, geschickt und tapfer, auf der See einen ausgebreiteten
Handel, besonders mit dem Ertrag ihrer Bergwerke und ihren trefflichen Fabrikaten in Eisen
[* 63] und Erz, betrieb.
Der Sage nach schon vor dem Trojanischen Krieg von den Athenern unter Pandoros, des Erechtheus Sohn, gegründet, ward die Stadt
später durch attische Ionier unter Kothos erweitert. Verschiedene Umstände machen es jedoch wahrscheinlich, daß diese aus
einer Ansiedelung phönikischer Purpurfischer (xalke ^[χαλκη], s. v. w.
Purpurschnecke) hervorgegangen ist. In ältern Zeiten ward sie von der Familienaristokratie der Ritter (Hippobotä) beherrscht.
Im J. 506 v. Chr. verband sich Chalkis mit
¶
mehr
Sparta, um den vertriebenen Isagoras nach Athen
[* 68] zurückzuführen, erlag aber der Macht Athens, welches den Landbesitz von Chalkis unter 4000 athenische
Ansiedler verteilte. Im J. 445 empörte sich die Stadt gegen Athen, wurde jedoch alsbald nebst der ganzen Insel von Perikles
wieder unterworfen. Nach Athens Demütigung im Peloponnesischen Krieg ward Chalkis auf kurze Zeit wieder frei.
Der strategisch hochst wichtig gelegenen Stadt (sie galt neben Demetrias und Korinth
[* 69] als einer der drei »Schlüssel von Hellas«)
bemächtigten sich dann nacheinander wieder Athen, Makedonien, Antiochos von Syrien, Mithridates, endlich die Römer. Kaiser Justinian
verstärkte ihre Befestigungen und gab der Stadt damit eine durchs ganze Mittelalter dauernde Wichtigkeit.
- Das jetzige Chalkis (im MittelalterEuripos, griech. Egripo, ital. Negroponte), das zur Türkenzeit Mittelpunkt eines Verwaltungsbezirks
mit wichtiger Flottenstation und bis vor kurzem dem Aussehen nach eine echt türkische Stadt war, ist von mächtigen grauen,
krenelierten Mauern mit Türmen umgeben, überragt von Moscheen und Minarets nebst Cypressen und Palmen,
[* 70] im
Innern von schmutzigen, engen Gassen durchzogen, mit hohen, unregelmäßig gebauten Häusern, an denen Erker vorspringen.
(Chalkokondylas), 1) Laonikos (Nikolaus), byzantin. Historiograph, geboren zu Athen, lebte um 1470 in Italien.
[* 73] Er schrieb eine Geschichte der Türken und des Untergangs der griechischen Herrschaft (1297-1462) in 10 Büchern. In dasLateinische
übersetzt ward das Werk von Konrad Clauserus (Basel
1560); griechisch, mit Clausers lateinischem Text, erschien
es Genf
[* 74] 1650. Dann ward es herausgegeben von Fabroti (Vened. 1729), griechisch und lateinisch von Bekker im »Corpus scriptorum historiae
Byzantinae« (Bonn
[* 75] 1843). Chalkondylas verlebte seine letzten Jahre in Italien.
(griech.), ein Hochätzverfahren in Kupfer,
[* 79] erfunden um 1850 von H. Heims in Berlin,
[* 80] wurde daselbst sowie
von A. Jourdain in Paris eine Zeitlang praktisch
geübt.
Den Zweck, gute, billigere und dauerhaftere Hochgravierungen, als
sie durch den Holzschnitt geschaffen werden, mittels Chalkotypie zu erzeugen, zum gleichzeitigen Druck mit Buchdrucklettern,
erreichte man jedoch nicht.
(griech.), eine von Siegländer in Wien erfundene und 1837 bekannt gemachte Methode, die Kupferstecher-
mit der Holzschneidekunst dergestalt zu verbinden, daß die Aquatintamanier im Stahlstich treu und mit gleicher Feinheit und
Vollendung wiedergegeben erscheint.
(griech.), eine athen. Kupfermünze, = 1/8 Obol.
So sicher die Existenz derartiger Stücke feststeht, so verfehlt sind die Versuche, vorhandene Kupfermünzen
mit diesem Namen zu bezeichnen. In späterer Zeit finden wir inschriftlich eine kleine Kupfermünze der InselChios als Stück
von 2 Chalkus (Dichalkon) und kleine, in Syrien geprägte griechische Kupfermünzen als Chalkusstücke bezeichnet.
(spr. schallamell),Augustin, franz. Historiker, geb. zu Paris, besuchte das
CollègeHenri IV, trat in ein Handelshaus, wandte sich dann dem Studium der Rechte zu und wurde gegen 1840 Advokat. Später widmete
er sich ganz der Litteratur und ward 1844 an der BibliothekSte.-Geneviève angestellt. Seine frühern Schriften sind kunstgeschichtlichen,
die spätern rein historischen Inhalts. Wir nennen davon: »Histoire-Musée de la République française
depuis l'assemblée des notables jusqu'à l'empire« (1841, 2 Bde.; 3. Aufl.
1858);
ernannt und 1872 in die Nationalversammlung gewählt, wo er an der Seite Gambettas als einer der gewandtesten und wissenschaftlich
gebildetsten Redner für die republikanische und antiklerikale Sache kämpfte, der er zugleich mit seiner scharfen Feder in der
»République française« diente. Infolge seiner einflußreichen Thätigkeit
wurde er 1876 von der Stadt Marseille
[* 85] zum Senator, 1879 zum Botschafter der französischen Republik in Bern
[* 86] ernannt
und 1880 in gleicher Eigenschaft nach London
[* 87] versetzt.
»On the comparative strength of Great Britain during the present and preceding reigns« (das. 1782 u.
1786; deutsch von Heinze, Berl. 1786);
»Collection of treatises between Great Britain and other powers«
(Lond. 1790, 2 Bde.);
»Caledonia, or a topographical history of North Britain« (das. 1807 ff., 4 Bde.),
eine sehr gründliche Untersuchung über die ältere Geschichte Schottlands.
2) Alexander, berühmter Biograph und Kritiker, geb. zu Aberdeen, ward nach Beendigung seiner
klassischen und medizinischen Studien in London für die periodische Presse
[* 95] gewonnen und machte bald durch die kritische Schärfe
seiner Artikel und im Kampf zwischen England und seinen amerikanischen Kolonien durch seine Parteinahme für seine Landsleute
Aufsehen. Sein erstes selbständiges größeres Unternehmen war sein »General biographical dictionary«
(Lond. 1812-17, 32 Bde.),
das über 9000 Artikel enthält. Von der langen Reihe seiner Schriften erwähnen wir noch: »The British
essayists with prefaces historical and biographical« (Lond. 1803, 45 Bde.);
»History of the university of Oxford«
[* 96] (das. 1810, 2 Bde.)
und »British poets from Chaucer to Cowper« (das. 1810, 21 Bde.).
Nicht minder erfolgreich bemühte er sich um Ausbildung und Wiederbelebung des kirchlichen Diakonats,
durch die Organisation einer gemeindlichen Armenpflege in der Johannisgemeinde zu Glasgow und seine Anregung 1834 zur Vermehrung derKirchen um 205 neue. Das französische Institut ernannte ihn zum korrespondierenden Mitglied, und die UniversitätCambridge
machte ihn zum Doktor der Rechte. Als aber die General-Assembly das vergessene Vetorecht der Familienhäupter
gegen einen vom Patron präsentierten Pfarrer erneuerte und der Staat durch Strafandrohung die Ordination der so Zurückgewiesenen
erzwingen wollte, war Chalmers unter denen, die 1843 aus der Staatskirche austraten und die freie KircheSchottlands bildeten. Er
hatte den Vorsitz auf der ersten Assembly und wirkte als Pastor primarius der neuen Kirche eifrig für
ihre Organisation bis an seinen Tod 1847. Seine Werke sind gesammelt in 25 Bänden (neue Ausg., Lond. 1849) nebst 9 Bänden hinterlassenen
Schriften; eine Auswahl in 12 Bänden besorgte Hanna (Edinb. 1854-57). Hervorzuheben sind: »The adaptation
of external nature to the moral and intenectual condition of man« (Edinb. 1839, 2 Bde.);
»Treatise on political economy in connexion with the moral prospects of society«
(das. 1832),