dem sich der »Nachhall böhmischer
Volkslieder« (das. 1840) ebenbürtig anschloß, und »Die
Zentifolie«
(»Ruze stolista«, das. 1840), ein
Cyklus von Liebesliedern, philosophisch-didaktischen und politischen Gedichten.
Er übersetzte auch
Herder, Goethe und
WalterScott und übte auf seine Zeitgenossen einen allseitig anregenden
Einfluß aus. Weniger bedeutend sind seine litterarhistorischen u. linguistischen
Arbeiten
(»KleineChrestomathie der böhmischen
Litteratur«, 1851; »Ergänzungen zu J. ^[Josef]
JungmannsWörterbuch« und »Gesamtslawische Vorlesungen«
etc.). -
Sein Sohn Jaromir,
geb. 1846 zu
Breslau,
Adjunkt des
Prager Stadtarchivs, schrieb eine
Monographie der städtischen Vertretung
in den böhmischen
Landtagen und zahlreiche in
Zeitschriften zerstreute Gedichte.
2)
Ladislaus,
Botaniker, geb. zu
Prag, studierte daselbst seit 1853
Botanik, widmete sich besonders morphologischen
Studien und durchforschte die einheimische
Flora. 1858 wurde er
Lehrer der
Naturgeschichte am Obergymnasium zu
Komotau, und
nach 1½ Jahr erhielt er das Kustodiat der botanischen Abteilung am
BöhmischenMuseum in
Prag. Nachdem er 1863 promoviert,
habilitierte er sich 1866 am
PragerPolytechnikum und wurde 1871 außerordentlicher und 1880 ordentlicher
Professor der
Botanik
an der
Universität daselbst. Im Auftrag des
Komitees zur naturwissenschaftlichen Erforschung
Böhmens machte er
seit 1864 fast alljährlich
Reisen und stellte die Ergebnisse derselben im »Prodromus der
Flora von
Böhmen«
[* 10]
(Prag 1867-75, 3
Tle.)
zusammen.
(spr. tsche-),Stadt in der ital.
ProvinzAquila, KreisAvezzano, in schönem Hügelland gelegen,
mit
einem alten, interessanten
Kastell, 3
Kirchen (aus der Zeit
Karls II.) und (1881) 6638 Einw. Die Stadt ward 1223 von
Friedrich
II. nach ihrem
Abfall zerstört und konnte sich seitdem nie wieder von ihrem
Verfall erholen. Der Celanosee
(Lago Fucino, der
Lacus Fucinus der Alten) lag 4 km südlich von Celano, 158 qkm bedeckend, 60 km im
Umfang, in 662 m
Höhe, die
größte Einsenkung eines von Hochgebirgen umgebenen
Thals füllend.
Seine Tiefe erreichte nur 23 m, wechselte aber beständig, da ihm ein konstanter Abfluß fehlte.
Bald schrumpfte er ein, bald
dehnte er sich aus und überschwemmte die Ortschaften in seiner Umgebung. So ging auch die alte Stadt
Marruvium zu
Grunde, deren
Ruinen bei der großen Trockenheit 1752 wieder hervortraten, bei welcher Gelegenheit
Statuen des
Claudius, der
Agrippina u. a., die jetzt im
Museum zu
Neapel
[* 13] aufbewahrt werden, gefunden wurden. Zugleich versumpften dadurch
dieUfer, und
Malaria suchte die Einwohner heim, deren nur etwa 500 sich von der
Fischerei im
See nährten.
Dies wie der
Wunsch, fruchtbares Ackerland zu gewinnen, veranlaßte den
KaiserClaudius, einen schon von
Cäsar gefaßten
Plan
zur Ausführung zu bringen und mittels eines
Tunnels durch den
Monte Salviano, an dem 30,000
Arbeiter elf
Jahre lang (44-54
n. Chr.) arbeiteten, den
See teilweise zum
Liris abzulassen.
Bald verstopfte sich jedoch der
Kanal
[* 14] wieder, und
Trajan und
Hadrian vermochten ihn
nur für kurze Zeit wiederherzustellen; noch weniger gelang ein gleicher
VersuchFriedrichs
II. Seit 1783 stieg der
See beständig, bedrohte die Ortschaften
Avezzano, Luco u. a., und
Versuche der bourbonischen
Regierung, den alten
Kanal herzustellen, blieben erfolglos, bis 1852
FürstTorlonia durch den schweizerischen
Ingenieur de Montricher
einen neuen
Kanal graben ließ, der 1862 zuerst in Thätigkeit trat und bis 1875 den ganzen
See trocken gelegt hat. Die
Arbeit
hat 30 Mill.
Frank gekostet; der
Kanal hat eine
Länge von 6303
m und ist 21 m breit, eine großartige
Schleuse
bezeichnet seinen Anfang. 15,800
Hektar Land sind gewonnen, ein 55 km langer Weg umgibt das jetzt schon in Anbau genommene
Land.
bei den alten Logikern
Name des zweiten Schlußmodus in der ersten
[* 1]
Figur, mit allgemein
verneinendem
Ober- und
Schluß- und allgemein bejahendem Untersatz (EAE), z. B.
Kein Mensch ist ewig, alle
Gelehrten sind
Menschen,
also ist kein Gelehrter ewig. Vgl.
Schluß.
(Spindelsträucher), dikotyle, etwa 270
Arten enthaltende Pflanzenfamilie aus der
Ordnung der
Frangulinen,
[* 15] Sträucher mit einfachen oder gefiederten Blättern und regelmäßigen, vier- oder fünfzähligen
Blüten, die durch einen polsterförmigen Diskus ausgezeichnet sind. Die
Samen
[* 16] werden bisweilen, z. B. bei
Evonymus, von einem
auffallend gefärbten
Samenmantel umgeben. (Vgl. Baillon,
Histoire de plantes, Bd. 6.) Die Celastrineen bewohnen
zum größten Teil die subtropischen Klimate, vorzugsweise der südlichenHalbkugel, und werden gegen
die
Pole hin seltener, den kalten
Zonen fehlen sie gänzlich. Erwähnenswert sind die
GattungenCelastrusKunth und
Evonymus Tournef.
Letztere ist die einzige über die ganze nördliche
Halbkugel verbreitete und in
Deutschland
[* 17] einheimische
Gattung, deren bekannteste
Art das
Pfaffenhütchen(E. europaeusL.) ist.
FossileArten aus letztgenannten
Gattungen sind im
Tertiär
zahlreich, auch Pterocelastrus Meisn.,
CelastrinitesSap., Celastrophyllum Ett., MaytenusFeuill. kommen in Tertiärschichten vor.
¶
Kunth (Baummörder, Baumwürger), Gattung aus der Familie der Celastraceen, aufrechte oder kletternde Sträucher
mit abwechselnden, ganzen, immergrünen Blättern, unscheinbaren, weißen Blüten in achselständigen Trauben, Trugdolden oder
Rispen und eckigen, fleischigen, vielsamigen Kapseln.
[* 19] Sie gehören meist den tropischen und subtropischen Gegenden beider Erdhälften,
besonders Indien, China
[* 20] und Japan, an. Celastrus scandensL. ist eine der schönsten Lianen mit breit elliptischen,
zugespitzten Blättern, 8 cm hohen Blütenständen und schönen orangeroten Früchten, deren zurückgeschlagene Klappen die
roten, zu einer Kugel vereinigten Samen zeigen. Diese aus den mittlern und östlichen StaatenNordamerikas stammende Pflanze wird
bei uns in Gärten kultiviert. In der Heimat umschlingt sie die kräftigsten Bäume und erstickt sie; die
Rinde wirkt brechenerregend.
Celastrus edulisVahl (Catha edulisForsk., Kath), ein starkerStrauch, in Ostafrika von Abessinien bis Natal
und in den Nilländern, mit langen, roten Zweigen, gekerbten, lederartigen, glänzenden Blättern und sehr kleinen Blüten,
eine der wichtigsten KulturpflanzenArabiens, wird in Jemen besonders auf dem Gebel Saber der Blätter halber
kultiviert, welche als anregendes und leicht berauschendes Mittel einen bedeutenden Handelsartikel bilden. Man entlaubt dreijährige
Stecklinge bis auf die Endknospen, sammelt die im nächsten Jahr sich entwickelnden jungen Ästchen als Kath moubarreh und
im zweiten Jahr das bessere Kath methani, welches zart und nußartig schmeckt. Das Kath wirkt stark, aber
nur auf kurze Zeit berauschend, sonst aber erregend, erfrischend, den Schlaf verscheuchend, ohne üble Folgen hervorzurufen.
Es vertritt in Arabien die Koka der Peruaner. Die chemische Zusammensetzung der Blätter ist unbekannt; sicher scheint nur zu
sein, daß sie kein Kaffein enthalten.
(spr. sse-), Stadt im mexikan. StaatGuanajuato, 1830 m ü. M., am Rio
[* 21] Laja und an der Eisenbahn von Mexiko
[* 22] nach
Chihuahua, in fruchtbarer Gegend, mit schöner Plaza mayor, an der die Karmeliterkirche und das San Franciscokloster (mit hohem
Turm)
[* 23] liegen, einer höhern Schule, 2 Baumwoll- und einer Wollspinnerei und -Weberei und mit Gebiet (1877)
28,336 Einw.
liegt zum größern Teil im S. vom Äquator, zwischen 5° 37' bis 1° 37' nördl. Br. und 118° 49'
bis 125° 5' östl. L. v. Gr. und
wird im W. und SW. von der Makassarstraße, im SO. und O. von der Molukkensee, im N. von der Celebessee
bespült. Der Flächeninhalt der Insel (mit Einschluß der östlichen Nebeninseln, aber ohne die weithin zerstreuten Sangir-
und Talautinseln im N. und die Saleyerinseln im S.) beträgt 197,599 qkm (3588,6
QM.). Sie besteht wesentlich aus vier großen Landzungen, welche, die eine gerade gegen S., die andre gegen SO., die dritte
gegen NO., die vierte gegen N. und dann, S-förmig sich krümmend, nach O. und NO. streichend, von einem nicht umfangreichen
Kern auslaufen und drei tiefe Golfe bilden, den von Tomini oder Gorontalo zwischen den beiden nordöstlichen
Landzungen, in der Mitte die Tomoribai, beide gegen O. geöffnet, und den Meerbusen von Boni (Sewa), welcher, nach S. sich öffnend,
die beiden südlichen Halbinseln trennt.
Die Küste ist sehr gegliedert, und in der Mitte derselben liegen allenthalben zahlreiche größere
und
kleinere Inseln. Bei den Eingebornen hat die Insel keinen Gesamtnamen; die nördliche Halbinsel heißt gewöhnlich Menado und
ihr östlichster Teil die Minahassa; die übrigen Glieder
[* 25] führen den Namen Tanah-Bugis (Bugisenland) oder Tanah-Mangkasar (Makassarland).
Die Halbinseln werden von vier auseinander laufenden Gebirgszügen durchzogen, an deren Ränder sich einiges Tiefland angeschlossen
hat.
Sie erheben sich im Bobokaraeng auf der südlichen Landzunge zu 3070, in einem Berg beim KapDondo der nördlichen Landzunge zu
2286, im Tokala am Golf von Tomori zu 2599 m Höhe. Die nördliche Halbinsel ist namentlich in ihrem östlichen Teil (Minahassa)
entschieden vulkanisch; es erhebt sich dort eine Reihe teils ausgebrannter, teils noch Spuren von Thätigkeit
zeigender Vulkane,
[* 26] die im Klobat mit 2019 m kulminiert. Damit zusammen hängen die häufigen und heftigen Erdbeben,
[* 27] welche
die Insel heimsuchen, und die Fruchtbarkeit des überwiegend aus verwittertem vulkanischen Gestein entstandenen Bodens.
Die Gebirge der andern Halbinseln zeigen am häufigsten Sandsteinformationen. Ein Teil des Tieflandes ist
Wald- und Buschdickicht, ein andrer bietet eine reich angebaute und dicht bewohnte Feldflur dar, auf der die Wohnungen der
Menschen unter Bäumen verborgen stehen. Vor allen übrigen Inseln des Archipels genießt Celébes noch den Vorteil eines reichen,
von der Waldung abgesonderten Weidelandes. Zahlreiche Gewässer fließen aus dem Innern zur Küste hinab,
doch kann von großen Flüssen bei der eigentümlichen Gestaltung der Insel nicht die Rede sein; am beträchtlichsten sind der
Salang und der Solo auf den beiden südlichen Halbinseln.
Wichtiger sind einige Landseen, so der von Tondiana in der nördlichen, der von Tempo in der südlichen
Halbinsel, der durch den Tienranfluß in die Bonibai abfließt, und der von Posso im zentralen Hochland. Das Klima
[* 28] ist trotz
der äquatorialen Lage nicht unerträglich, da die Hitze durch die beträchtliche Bodenerhebung sowie durch die Gliederung derInsel wesentlich gemildert wird. Die Regenzeit dauert an der Westküste von Mitte November bis Mitte März,
an der Ostküste von März bis Oktober.
feurigen Pferden, welche die besten im ganzen Archipel sind. Die Bevölkerung
[* 44] ist, bis auf einzelne Posten von Europäern und
Chinesen, malaiischen Stammes (s. Tafel »AsiatischeVölker«,
[* 45] Fig. 24). Als Urbewohner betrachtet man die Alfuren (s. d.), die
in ihrer angestammten Wildheit an die Dajak aus Borneo erinnern und mit diesen auch den Gebrauch der Pfahlbauten
[* 46] sowie die Sitte des Kopfabschneidens teilten, jetzt aber dem Einfluß der Europäer mehr und mehr anheinfallen und sich dabei
als Plantagenarbeiter und namentlich auch als Soldaten brauchbar erweisen.
Ein nicht unbeträchtliche Teil, besonders auf Minahassa, hat das Christentum angenommen. Die Alfuren gehören ursprünglich
zur malaiischen Rasse, sind aber stark mit Papuablut versetzt. Dagegen haben sich die gleichfalls malaiischen,
320,000 Köpfe starken Makassaren, welche im SW., und die 680,000 Individuen zählenden Bugisen, welche im Mittelpunkt der Südwestspitze
und im W. der Südostspitze wohnen, von papuanischen Einflüssen rein erhalten. Aus der Vermischung mit ihnen und eingewanderten
Malaien sind wahrscheinlich die Badscho oder Oranglaut hervorgegangen. Die beiden ersten haben eine
Menge von Staaten gegründet, welche größere oder kleinere Bundesgenossenschaften bildeten, und in denen zum Teil weibliche
ErbfolgeGesetz ist. Sie haben, freilich erst spät, den Islam angenommen, während die Badscho, welche ihr ganzes Leben als
Fischer und Schiffer (meist mit Weib und Kind) auf dem Meer zubringen, Heiden geblieben sind. Die Zahl der
Gesamtbevölkerung schätzt man auf etwa 1 Mill.
Von Europäern ließen sich zuerst Portugiesen auf Celébes nieder. Sie gründeten 1525 zu Makassar ein Fort, mußten aber später
den Holländern weichen, die sich 1660 durch einen Handelsvertrag mit dem König von Makassar zu alleinigen
Herren des Platzes machten und seitdem ihre Herrschaft immer mehr befestigten. Seitdem ist, besonders infolge wiederholter
Kriege der Holländer mit einzelnen Staaten auf Celébes (1819, 1824-1825 und 1856) sowie ihrer zwei Expeditionen gegen Boni (1859),
die ganze Insel teils unmittelbares, teils mittelbares Besitztum der Niederlande
[* 47] geworden.
Dasselbe zerfällt gegenwärtig in zwei in administrativer Hinsicht ganz voneinander getrennte Teile:
1) das Gouvernement Celébes und Zubehör, welches den südlichen und westlichen Teil der Insel Celébes umfaßt, begrenzt durch eine Linie,
die vom Golf von Tomori westwärts bis zur Mitte der Insel und dann nordwärts bis KapKandi an der Nordküste
geht, außerdem die Saleyer an der Südspitze und die InselnButon, Muna, Kambaina u. a. an der Südostspitze sowie Sumbawa und
den westlichen Teil von Flores, zusammen 125,586 qkm (2281, offiziell 2149,9 QM.)
mit (1883) 385,030 Bewohnern, darunter 1485 Europäer, 4336 Chinesen, 237 Araber, und der Hauptstadt Makassar,
und 2) die Residentschaft Menado, bestehend aus der nördlichen und einem Teil der mittlern Halbinsel, den Inseln imGolf von
Tomini (Togian u. a.) und den Sangir- und Talautinseln, zusammen 52,000 qkm (944,3, offiziell 1267,2
QM.) mit (1883) 541,102 Bewohnern, darunter 625 Europäer, 2613 Chinesen, 123 Araber, und der Hauptstadt
Menado.
Ein Teil des östlichen Celébes (27,530 qkm = 500 QM.) gehört zur Residentschaft
Ternate. Als Hauptsitze europäischer Handelsthätigkeit sind Makassar (seit 1847 Freihafen), Menado und Kema zu nennen. Wichtigste
Exportartikel sind: Kaffee (der von Menado gilt dem besten Java gleich), Kokosöl und Kokosnüsse, Reis, Muskatnüsse, Baumwolle,
[* 48]
Kakao, Guano, Kattunstoffe;
zur Einfuhr kommen besonders Baumwollzeuge aus Europa
[* 49] und andre europäische
und chinesische Luxus- u. Bedürfnisartikel.
Vgl. Friedmann, Die ostasiatische Inselwelt, Bd. 2 (Leipz.
1869);
(lat.), Kammer, Vorratskammer, Gemach, (daher das deutsche Zelle);
[* 52]
insbesondere der gewöhnlich
von oben erleuchtet Hauptteil der Tempel
[* 53] der alten Völker, wo das Götterbild stand, das eigentliche Tempelhaus, vor welchem
sich die Vorhalle (pronaos) und hinter welchem sich nicht selten eine Hinterhalle (opisthodomos) befindet;
(spr. tschell-),Antonio Giudica, Herzog von Giovinazzo, Fürst von, geb. 1657 zu Neapel, am Hof
[* 54] Karls II. von Spanien
[* 55] erzogen, nahm während des spanischen Erbfolgekriegs spanische Kriegsdienste, ward nach der Schlacht von
Luzzara zum Maréchal de Camp befördert und geriet 1707 bei der Belagerung von Gaeta in kaiserliche Gefangenschaft, aus der
er erst 1712 befreit wurde. Er betrat nun die diplomatische Laufbahn, ward spanischer Kabinettsminister
und ging 1715 als außerordentlicher Gesandter nach Paris.
[* 56]
Vgl. Vatouts Roman »La conspiration de Cellamare, épisode de la régence«
(Par. 1833, 2 Bde.) undMartens, Causes célèbres du droit des gens (2. Aufl., Leipz. 1861).
Seine »Dissertationes academicae« gab Walch heraus (mit Biographie,
Leipz. 1712). Auch war Cellarius einer der ersten, welche das Studium der Geographie und Geschichte anempfahlen
und zu beleben suchten, so namentlich durch seine »Geographia antiqua«
(Jena 1691 u. öfter); »Notitia orbis antiqui«
(Leipz. 1701-1706, 2 Bde.; neue Ausg.,
das. 1773) etc.
Clemens VII. nahm ihn wegen seiner doppelten Fähigkeit als Goldschmied und Musikus in seine Dienste.
[* 88] In dieser Zeit übte
sich Cellini auch im Stahlstempelschneiden, in der Treibarbeit, im Tauschieren und in der Kunst des Emaillierens. Im J. 1527 unterbrachen
die kriegerischen Vorfälle in Rom seine Künstlerthätigkeit; der Herzog von Bourbon, der die Stadt plündern
ließ, soll nach Cellinis Behauptung, zu dessen Charaktereigenschaften große Prahlsucht gehörte, durch seine Büchsenkugel
und der Prinz vonOranien durch einen seiner Kanonenschüsse gefallen sein.
Von seinen damals gefertigten Arbeiten haben sich noch zwei im Antikenkabinett zu Wien
[* 89] erhalten: eine goldene
Medaille mit Leda und dem Schwan und ein Ring aus Eisen und Gold. Dann hielt sich Cellini bald in Florenz, bald in Mantua,
[* 90] bald wieder
in Rom auf, von wo er, eines Mordes mit Unrecht verdächtigt, auf kurze Zeit nach Neapel floh, bis Clemens VII. ihn
wieder aufnahm. Dessen Nachfolger Paul IV. stellte ihn als Stempelschneider bei der Münze an. Eine zweite Flucht (nach Florenz)
hatte einen wirklichen Mord, den er an einem ihm feindlichen Mailänder Goldschmied begangen, zum Grunde. Cellini wurde nun Münzmeister
des Herzogs Alexander zu Florenz und vollendete hier eine Reihe trefflicher Münzen
[* 91] und Medaillen, bis ihn
der Papst durch einen Ablaßbrief wiedergewann. Im J. 1537 reiste Cellini nach Frankreich an den HofFranz' I., kehrte aber aus Heimweh
bald wieder nach Rom zurück, wo er der Entwendung eines Teils der Juwelen der päpstlichen Krone angeklagt und zu lebenslänglicher
Haft verurteilt, jedoch auf Fürsprache des Kardinals Ippolito d'Este nach zwei Jahren freigelassen wurde.
Derselbe Kardinal veranlaßte ihn auch zur Modellierung seines berühmten Salzgefäßes, das er später für König Franz I.
von Frankreich in Gold ausführte, und das jetzt eine Zierde der kaiserlichen Schatzkammer in Wien ist. 1540 ging Cellini wieder
nach Frankreich, wo er im Dienste des Königs bis 1545 thätig war. Von seinen hier ausgeführten Arbeiten
ist nur mit Sicherheit das kolossale Bronzerelief einer liegenden, von Tieren umgebenen nackten Frauengestalt, der sogen.
Nymphe von Fontainebleau, für das dortige Schloß bestimmt, nachzuweisen (jetzt im Louvre zu Paris). Obwohl ihm Franz I. sehr
gewogen war und ihm das Schloß Le
[* 92] PetitNesle schenkte, mußte er doch 1545 den Intrigen¶
mehr
seiner Gegner weichen. Vom HerzogCosimo I. in Florenz freundlich aufgenommen, fertigte er für diesen 1550 die Statue des Perseus
[* 94] mit dem Medusenhaupt, eins seiner besten Werke in Erz, jetzt in der Loggia de' Lanzi zu Florenz. Hier versuchte er sich auch
in Marmor und arbeitete eine Gruppe: Apollon
[* 95] und Hyacinth, und die Statue des Narcissus. Im Kriege gegen die
Sienesen war er als Kriegsingenieur bei Ausbesserung der florentinischen Festung
[* 96] thätig. Aller Einladungen ungeachtet kehrte
er nicht mehr nach Frankreich zurück, und selbst Katharina von Medicis forderte ihn vergeblich auf, das GrabmalHeinrichs II.,
ihres Gemahls, zu vollenden.
In den letzten acht Jahren seines Lebens, von denen seine Selbstbiographie schweigt, lebte Cellini mit der äußern
Welt mehr in Frieden und trat 1558 selbst in den geistlichen Stand, den er aber bald wieder verließ, um noch im 60. Jahr zu
heiraten. Er hinterließ bei seinem in Florenz erfolgten Tod zwei Töchter und einen Sohn. Von
seinen Arbeiten in Silber und Gold ist wegen der Kostbarkeit des Stoffes wenig auf uns gekommen; die große Mehrzahl der ihm zugeschriebenen
ist unecht. Im Eskorial ist ein lebensgroßes Kruzifix in Marmor von vortrefflicher Arbeit, vermutlich dasjenige, welches der
GroßherzogCosimo erhielt, und das letzte Werk, dessen Cellini in seiner Biographie gedenkt. Zu Florenz restaurierte
der Künstler einen trefflichen Apollon, an welchem freilich die manierierte Arbeit Cellinis von der edlen Einfalt des alten
Werks merklich abweicht.
Ebendaselbst befindet sich die Bronzebüste Cosimos I. mit reichverziertem Harnisch. Unter den vielen Denkmünzen, welche dem
Meister zugeschrieben werden, sind nur einige von seiner Hand.
[* 97] In keiner seiner Schöpfungen ist Cellinis
Geist so kräftig ausgeprägt wie in seiner Selbstbiographie, mit der uns Deutsche
[* 98] zuerst Goethe durch seine Übersetzung bekannt
machte (1803). Sie erschien in zahlreichen Ausgaben (zuerst 1728; später von Tassi: »Vita ed opere«, Flor. 1829; von
Choulant, Leipz. 1833-35, 3 Bde.)
und Übersetzungen bis in die neueste Zeit.
Diese Lebensbeschreibung ist ebenso ausgezeichnet durch die heitere Unbefangenheit, mit welcher Cellini seine Tugenden wie seine
Schwächen darstellt, sein Leben gleichsam noch einmal mit allen seinen Freuden und Leiden
[* 99] durchlebend, wie durch die Lebendigkeit
und Natürlichkeit der Sprache, leidet aber auch stark durch die Prahlerei des Autors. Seine »Trattati
dell' oreficeria e della scultura« erschienen 1568. Sie wurden neu von Milanesi herausgegeben (Flor. 1856),
Vgl. A. v. Reumont, Cellinis letzte Lebensjahre, in Raumers »Historischem Taschenbuch« 1847; Derselbe,
Beiträge zur italienischen Geschichte, Bd. 3 (Berl.
1854);
J. ^[Joseph] Arneth, Studien über B. Cellini (Wien 1859), und E. Plon, B. Cellini. Orfèvre, medailleur, sculpteur (Par. 1882, Nachtrag
1884).
ein Ausdruck, welcher von Virchow in die wissenschaftliche Medizin eingeführt wurde, und mit welchem
es folgende Bewandtnis hat. Von alters her haben sich die Ärzte darüber gestritten, welche Teile des
Körpers bei der Krankheit ursprünglich
ergriffen seien, und von welchem Punkt aus die Krankheit sich über den Körper verbreite.
Es standen sich in diesem Streit, welcher bis in die neuere Zeit sich fortgesponnen hat, zwei Parteien gegenüber: die Humoralpathologen
und die Solidarpathologen.
Die Anhänger der Solidarpathologie dagegen stellten die festen Teile (solida) des Körpers, vor allen Dingen aber die Nerven,
[* 100] als Ausgangspunkt der Krankheit, als das bei jeder Krankheit zuerst Ergriffene hin und meinten, daß die
krankhaften Veränderungen der Säfte erst durch die Nerven und das Gehirn
[* 101] bedingt würden. Im allgemeinen lehrt nun die Geschichte
der Medizin, daß die Humoralpathologie einer naturwissenschaftlichen Betrachtung der Krankheiten sich mehr näherte als die
zur Mystik hinneigende Solidarpathologie.
Obschon aber die Gegenwart mehr Sympathien für die humoralpathologische Lehre hat, so sehen wir doch jetzt
ein, daß weder sie noch die Solidarpathologie ausschließlich berechtigt ist, und zwar aus folgenden Gründen. Die Krankheit
wie die Gesundheit sind Äußerungen des Lebens. Setzt man die Krankheiten in die Säfte, so muß man auch das Leben in das Blut
versetzen; sucht man aber die Krankheit in den festen Teilen, den Nerven, so muß man auch das Leben in
diesen suchen.
Nun lehren uns aber hundertfältige Thatsachen, namentlich aus dem Bereich der vergleichenden Anatomie, daß das Leben nicht
ausschließlich an Blut und Nerven gebunden ist; denn es gibt zahlreiche tierische Organismen, welche offenbar Leben, aber weder
Blut noch Nerven besitzen, obschon sie aus festen und flüssigen Bestandteilen bestehen. Überall aber, wo wir Leben annehmen,
finden wir Zellen, an welche sowohl das normale Leben als alle krankhaften Lebensäußerungen gebunden sind.
Die Zelle ist der einfachste Ausdruck des Lebens, sie bildet zu jeder Zeit den Ausgangs- und Mittelpunkt aller
Lebenserscheinungen. Da die Zelle aber der Lebensherd ist, so muß sie auch der Krankheitsherd sein, denn Krankheit ist nur
eine eigentümliche Erscheinungsweise des Lebens. Auch im Blut sind die zelligen Elemente, nämlich die Blutkörperchen,
[* 102] die
Herde des Lebens, und von den Nerven, den Muskeln,
[* 103] den Drüsen, überhaupt von allen Geweben ist unzweifelhaft
festgestellt, daß ihre Verrichtungen an die Existenz zelliger oder aus Zellen hervorgegangenen Formelemente gebunden sind.
Auf diese Thatsachen gestützt, hat Virchow seine celluläre Theorie der Krankheiten aufgestellt. Diese Theorie führt den Namen
der Cellularpathologie, ihre Entstehung datiert aus den letzten 40er Jahren; eine feste Gestalt erhielt sie aber erst 1858 durch
Virchows bekanntes Buch »Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische
und pathologische Gewebelehre« (4. Aufl., Berl. 1872). Vgl. Krankheit.
einem Gemisch von konzentrierter Schwefel- und Salpetersäure in Nitrocellulose (Schießbaumwolle) und zwar in die lösliche
Form derselben, wie sie auch zur Bereitung von Kollodium dient, verwandelt u. sehr sorgfältig ausgewaschen werden. War das
Rohmaterial bereits gemahlen, so erhält man auch die Nitrocellulose pulverförmig; andernfalls wird diese im Holländer gemahlen,
einigermaßen entwässert und mit 40-50 Proz. Kampfer, nach Bedürfnis auch mit Farbstoff oder andern Substanzen,
zur Modifizierung gewisser Eigenschaften durch Walzen sehr innig gemischt und in eine hydraulische Presse gebracht, in welcher
die Masse unter sehr starkem Druck auf 60-130° erhitzt wird.
Hier findet nun eine vollständige Durchdringung der Schießbaumwolle mit dem Kampfer, die Bildung des Celluloids,
statt, und nach ein- oder mehrstündigem Pressen wird das Fabrikat nun noch zum Trocknen in einen luftleeren Raum gebracht, in
welchem sich zu besserer Absorption der Feuchtigkeit geschmolzenes Chlorcalcium befindet. Nach einem andern Verfahren übergießt
man die trockne Nitrocellulose mit Äther oder Holzgeist, mischt sie mit dem Kampfer, bearbeitet die Masse,
bis sie plastisch wird, und walzt sie dann zu Platten aus, die an der Luft erhärten und schließlich zwischen Zink- und erwärmten
Eisenplatten in hydraulischen Pressen einem starken Druck ausgesetzt werden. Celluloid ist hornartig, durchscheinend, geruchlos, hart,
fest, elastisch, schwer zerbrechlich, läßt sich in der Wärme
[* 106] durch Druck schweißen, auch durch Benetzung
mit Alkohol und Äther verbinden, zu Blättchen von 0,5 mmDicke auswalzen und auf Holz und Stein aufleimen. In Wasser ist es unlöslich,
bei 125° wird es so plastisch, daß es sich in jede Form pressen läßt. Es ist leicht entzündlich
und verbrennt mit rußender Flamme
[* 107] und unter Verbreitung von Kampfergeruch, auch bei Berührung mit einem glühenden Körper
verglimmt es völlig ruhig.
Beim Erhitzen auf 140° zersetzt es sich plötzlich unter Ausstoßung von rötlichem Rauch, zur Explosion aber kann es nicht
gebracht werden. Es besitzt, ähnlich dem vulkanisierten Kautschuk, eine ungemein mannigfache Verwendbarkeit,
und die daraus gefertigten Gegenstände zeichnen sich durch Eleganz und Leichtigkeit aus. Man benutzt es zu Schmucksachen,
[* 108] Kämmen, Billardbällen, Schirm- und Messergriffen, Pferdegeschirrbelegen, chirurgischen Instrumenten, künstlichen Gebissen,
Klischees, zu Imitationen von Korallen,
[* 109] Bernstein,
[* 110] Malachit, Lapislazuli, Schildpatt, als Leinwandsurrogat zu Wäscheartikeln,
Spielsachen und unzähligen Galanteriewaren.
Bei Billardbällen machte sich die Entzündlichkeit des Celluloids unangenehm bemerkbar. Dies soll jetzt
dadurch beseitigt sein, daß man die Schießbaumwollevor der Vermischung mit Kampfer mit einer Lösung von kieselsaurem Natron
auswäscht und dann phosphorsaures Natron oder Ammoniak oder borsaures Bleioxyd zusetzt. Das Celluloid wurde 1869 von den Gebrüdern
Hyatt in Newark im StaatNew York erfunden, wird jetzt aber auch in Europa dargestellt.
(lat., Zellstoff, Pflanzen- oder Holzfaser) C6H10O5 , der allgemein verbreitete
Bestandteil der Pflanzen, welcher teils als zarte Membran die jüngsten Zellen, teils, mit andern Substanzen, den sogen. inkrustierenden
Körpern, innig gemischt, die härtesten Pflanzenteile bildet. Außer bei den Pflanzen findet sich Cellulose auch
bei den zu den Weichtieren gehörenden Tunikaten.
[* 111] Reine Cellulose, welche man durch Behandeln von Baumwolle mit Alkalien und Säuren,
Wasser, Alkohol und Äther erhält, ist farblos,
unlöslich in Wasser, Alkohol und Äther, vom spez. Gew. 1,52, hält sich in Wasser
und an der Luft unverändert, wird aber bei Gegenwart fermentartig wirkender Körper allmählich zerreiblich,
gelb, dann braun und in humusartige Materien verwandelt. In Kalilauge quillt sie auf, und wenn man sie dann schnell mit Wasser
und verdünnten Säuren auswäscht, so schrumpft sie, wird fester und läßt sich dann besser färben. So
veränderte Cellulose nennt man mercerisiert. Cellulose löst sich in Kupferoxydammoniak und wird aus dieser Lösung durch Säuren als amorphes,
farbloses Pulver wieder ausgeschieden.
Taucht man ungeleimtes Papier, welches im wesentlichen aus Cellulose besteht, in schwach verdünnte konzentrierte Schwefelsäure
[* 112] und
wäscht es dann schnell aus, so erleidet es eine eigentümliche Veränderung und bildet das sogen.
Pergamentpapier mit wenigstens an der Oberfläche verklebten Fasern. Chlorzink, konzentrierte Phosphorsäure und Salzsäure wirken
ebenso auf Cellulose und verwandeln sie in Amyloid, welches eine gewisse Ähnlichkeit
[* 113] mit Stärkemehl besitzt.
Taucht man Cellulose längere Zeit in konzentrierte Schwefelsäure, so löst sie sich auf, und je nach der Temperatur
und der Dauer der Einwirkung entstehen modifizierte Cellulose, welche durch Wasser gefällt werden kann, in Wasser lösliche Cellulose oder
Dextrin. Kocht man die mit Wasser verdünnte Lösung, so entsteht Traubenzucker. Dieselbe Umwandlung erzielt man auch mit wenig
Säure, wenn man lange genug kocht, und schneller beim Kochen unter hohem Druck. Hierauf gründet sich das
Projekt der Zucker- und Spiritusgewinnung aus Holz.
Bei trockner Destillation liefert Cellulose brennbare Gase,
[* 114] Holzessig und Teer. Erhitzt man sie in verschlossenen Gefäßen, so
daß die Zersetzungsprodukte einen hohen Druck ausüben, so entstehen steinkohlenartige Massen, ein Prozeß, welcher auf die
Steinkohlenbildung einiges Licht
[* 115] wirft. Jod färbt Cellulose gelb, in gewissen Zuständen der Aufquellung, besonders nach Behandlung
mit Chlorzink oder konzentrierter Schwefelsäure, wird die Cellulose aber wie Stärkemehl durch Jod gebläut. In 1proz.
Fleischextraktlösung mit einer kleinen Menge des Mageninhalts von Wiederkäuern löst sich Cellulose unter Entwickelung
von Kohlensäure und Methan, und dieser Prozeß entspricht der Erfahrung, daß die pflanzenfressenden Tiere einen sehr erheblichen
Anteil der im Futter enthaltenen Cellulose verdauen. Zarte Cellulose, wie sie sich in jungen Gemüsen findet, wird auch vom Menschen verdaut.
Cellulose, wie sie die Natur bietet (Baumwolle, Leinen, Holz), findet ausgedehnteste Verwendung. Namentlich braucht man sie zur Darstellung¶