(spr. käww'ndisch od. känndisch), 1) (Cavendish von Trimley)
SirThomas (bei den Zeitgenossen gewöhnlich Candish genannt), engl. Seefahrer,
geboren in der
GrafschaftSuffolk, studierte eine Zeitlang zu
Cambridge, wandte sich dann an den
Hof,
[* 5] wo er im
Spiel fast sein
ganzes
Vermögen vergeudete, und beschloß nun, als Seefahrer sein
Glück zu versuchen. Er rüstete aus eigenen
Mitteln 1586 drei
Schiffe
[* 6] aus, umsegelte die Südspitze des amerikanischen
Kontinents, und dann längs der chilenischen und
peruanischen
Küste steuernd, kaperte er gegen 20
Schiffe der
Spanier mit einer
Ladung von ungeheuerm Wert, brandschatzte deren
Städte und kam nach vollbrachter Weltumseglung glücklich und mit reicher
Beute in den
Hafen von
Plymouth
[* 7] zurück.
Allein schon nach wenigen
Jahren war alles wieder verschwendet, und Cavendish sah sich zu neuen
Unternehmungen
genötigt. So brach er von neuem mit fünf
Schiffen auf, segelte wieder brennend und sengend längs der
KüsteBrasiliens,
erreichte auch die
Magelhaensstraße, welche er aber des stürmischen
Wetters wegen nicht zu durchfahren vermochte,
und fand aus der Rückreise im Atlantischen
Ozean 1592 seinen
Tod. Unter der
Mannschaft der übrigen
Schiffe befand sich der
berühmte Nordpolfahrer
JohnDavis (s. d.).
(Cavinius),
Giovanni, ital. Stempelschneider, geb. 1499 zu
Padua,
[* 13] hat sich besonders durch treue
Nachahmung antiker
Münzen
[* 14] bekannt gemacht.
Die Antikenhändler wußten seinen
Münzen auch ein altes Aussehen zu geben
und sie als echte zu verkaufen,
daher man alle unechten antiken
Münzen schlechthin
Paduaner nannte.
Auch als Edelsteinschneider wird Cavini rühmlich erwähnt.
Er starb 1570.
(spr. -wuhr),Flecken in der ital.
ProvinzTurin,
[* 15]
Kreis
[* 16]
Pinerolo, am
Fuß eines isolierten, 410 m hohen
Bergs, auf
welchem das alte Caburrum angelegt wurde, und am Pellice, mit (1881) 1921 Einw.,
welche Seidenspinnerei und Leinweberei treiben.
In der
Nähe die 1010 gegründete, einst sehr reiche Benediktinerabtei
Santa Maria
di Cavour.
(spr. -wuhr),GrafCamillo Benso di, ital. Staatsmann, geb. zu
Turin aus altadliger, reicher
Familie, erwarb sich, als jüngerer Sohn zum
Militär bestimmt, in der
Militärakademie
zu
Turin besonders in der
Mathematik ausgezeichnete Kenntnisse und wurde dann als Genieleutnant bei den Fortifikationsarbeiten
in den Alpenpässen verwendet. Doch nahm er, da seine liberalen
Ansichten sich mit dem Militärdienst nicht befreunden konnten, 1831 seinen
Abschied und widmete sich dem
Studium der
Nationalökonomie und der Bewirtschaftung seiner ausgedehnten
Güter in der
Lomellina, erweiterte auch seine wirtschaftlichen und politischen Kenntnisse durch wiederholte
Reisen, besonders
nach
England und
Frankreich.
Das konstitutionelle
System, wie er es in
England durchgeführt fand, nebst der ausschließlichen, aber unbedingten Herrschaft
des
Gesetzes blieb das
Ideal seiner
Politik. Nachdem er sich zu
Haus anfangs mit
Gründung gemeinnütziger
Anstalten zur
Hebung
[* 17] der ökonomischen und sozialen Zustände (z. B. von Kinderasylen und 1842 der
LandwirtschaftlichenGesellschaft) beschäftigt hatte, begründete er infolge der Reformbewegungen, die 1846 in verschiedenen
Teilen
Italiens,
[* 18] besonders im
Kirchenstaat, begannen, mit dem
GrafenCesareBalbo u. a. das
Journal »Il Risorgimento«, für welches
er namentlich nationalökonomische
Artikel schrieb. Seine politische Bedeutung begann mit dem Jahr 1848.
¶
mehr
Durch die Verkündigung der sardinischen Verfassung vom wurde einer seiner heißesten Wünsche erfüllt. Gleichzeitig
unternahm der König KarlAlbert die politische Einigung Italiens. Doch billigte es nicht, daß der König mit den Worten »Italia
farà da se« dies allein unternahm, sondern hielt von Anfang an Allianzen für durchaus notwendig und
schließlich die französische Allianz allein für erreichbar. In der Kammer, in welcher er durch eiserne Willensstärke und
unermüdliche Ausdauer auch nach und nach eine bedeutende Rednergabe entwickelte, zeigte er einen sehr gemäßigten Liberalismus,
welcher die Linke keineswegs befriedigt, und erklärte sich energisch gegen alle revolutionären Ausschreitungen.
So unterstützte er auch 1849 nach Beendigung des Kriegs das MinisteriumAzeglio, in welchem er nach dem TodSantaRosas das Portefeuille
des Handels undAckerbaues und im April 1850 das der Finanzen übernahm. Er schaffte nun Ordnung in den durch den Krieg zerrütteten
Finanzen, schloß Handelsverträge mit mehreren auswärtigen Staaten, sorgte für Herstellung von Straßen
und Eisenbahnen, für Befreiung des Besitzes von feudalen Lasten u. dgl., beherrschte überhaupt mehr
und mehr die ganze Regierung und suchte in der Kammer eine Stütze des Ministeriums dadurch, daß sich dasselbe dem linken Zentrum
(unter Ratazzi) näherte, um die klerikal-revolutionären Elemente zurückzudrängen.
Selbst als der Papst den König und seine liberalen Minister mit dem Kirchenbann bedrohte, ließ sich Cavour nicht von der Durchführung
dieser Reformen abschrecken, wiewohl er deren weitere Konsequenzen, wie die Einführung der Zivilehe und die vollständige Befreiung
des Volkes von der Herrschaft der Kirche, vertagen mußte. Nachdem er durch seine freisinnige und erfolgreiche
Verwaltung sich das Vertrauen nicht bloß der Piemontesen, sondern auch aller liberal und national gesinnten Italiener sowie
die Gunst der öffentlichen Meinung in Frankreich und England erworben hatte, durfte es wagen, das Banner der
Einheit und Unabhängigkeit Italiens zu erheben.
Um seinen nationalen Bestrebungen die Unterstützung der englischen und der französischen Regierung zu verschaffen, bewog
er zunächst den König und die Kammern, sich 1854-55 dem Bündnis der Westmächte gegen Rußland anzuschließen und trotz
der enormen Kosten am Krimkrieg aktiv teilzunehmen. Nach Beendigung desselben gelang es ihm, auf
dem PariserKongreß 1856 trotz alles Widerstandes von seiten Österreichs die »italienische Frage« zur Verhandlung zu bringen und die Mißstände
der Okkupation italienischer Staaten durch fremde Armeen einerseits und die Schwäche der betreffenden italienischen Regierungen,
vor allen der weltlichen Regierung des Papstes, anderseits in hellstes Licht
[* 21] zu setzen, um dadurch die Reformbedürftigkeit
der italienischen Zustände als eine unleugbare Thatsache festzustellen. Es kam ihm vor allem darauf an, Österreich
[* 22] zu isolieren,
weswegen er 1858 auf den Wunsch Rußlands nach dem Besitz des HafensVillafranca bereitwilligst einging, und sich den BeistandFrankreichs zu sichern. Hierbei war ihm von großem Nutzen, daß Napoleon III., dessen persönliche Bekanntschaft
er schon 1852 gemacht hatte, sich namentlich seit dem Orsinischen Attentat aus dynastischen und persönlichen
Gründen die Verdrängung Österreichs aus Italien
[* 23] und die Begründung des französischen Einflusses auf der Halbinsel durch
Begünstigung der nationalen Bestrebungen zum Ziel seiner Politik gesetzt hatte. Im Sommer 1858 hatte Cavour mit
Napoleon eine geheime Zusammenkunft, auf welcher die französisch-sardinische Allianz, die Erwerbung des Lombardisch-Venezianischen
Königreichs wie Parmas und Modenas für Sardinien
[* 24] und die Abtretung von Savoyen und Nizza an Frankreich verabredet wurden.
Napoleon begann den diplomatischen Feldzug gegen Österreich mit dem Neujahrsempfang dem die
italienische Thronrede vom folgte, in welcher Viktor Emanuel auf den »Schmerzensschrei Italiens« hören zu müssen
erklärte. Cavour begann sofort zu rüsten, geriet aber durch die englischen und russischen Friedensvermittelungen,
welche nur die Beseitigung der österreichischen Oberherrschaft in Mittelitalien erstrebten, in nicht geringe Verlegenheit,
aus der ihn zu seinem Glück das österreichische Ultimatum vom 19. April und der Beginn des Kriegs mit dem
Einrücken der Österreicher in Piemont befreiten. Jetzt erschien Österreich als der den Krieg beginnende Teil und stand allein.
Der Krieg nahm einen für die Verbündeten günstigen Verlauf. Um so unerwarteter und überaus schmerzlich
überraschend traf Cavour die Nachricht von dem Abschluß der Friedenspräliminarien von Villafranca Er gab alsbald
seine Entlassung ein und verzweifelte momentan an allem. Bald aber schöpfte er neue Hoffnung. Zunächst wirkte er im Verein
mit maßgebenden politischen Freunden auf die friedliche, durch Volksabstimmungen zu bewirkende Annexion
nicht nur von Mittelitalien, einschließlich des ganzen Kirchenstaats und Toscanas, sondern auch von Süditalien
[* 25] hin. Zu Anfang
des Jahrs 1860 übernahm er aber auch wieder das Ministerium und suchte nun auf amtlichem Weg zu vollenden, was er außeramtlich
begonnen hatte.
Castelfidardo eroberten und den Rest des südlichen Königreichs besetzten, das nun auch mit Sardinien vereinigt
wurde. Mehrere Mächte erhoben gegen dieses revolutionäre Vorgehen heftigen Protest, auch Frankreich rief seinen Gesandten
von Turin ab. Allein Cavour ließ sich nicht mehr beirren. Auf den ward das italienische
Parlament zusammenberufen, einige Tage darauf Viktor Emanuel als König von Italien proklamiert. Nur Rom undVenedig
[* 28] fehlten dem
neuen Reich noch.
Über das erstere, welches von der nationalen Partei als Hauptstadt des Königreichs verlangt wurde, sprach sich Cavour 26. März in
den Kammern aus, gab seiner Hoffnung auf friedliche Auseinandersetzung mit dem PapstAusdruck und ermahnte
zu Geduld und Mäßigung. Er vertraute auf den Sieg des Grundsatzes, den er noch auf dem Sterbebett aussprach: »FreieKirche im
freien Staat«. Nicht lange darauf erkrankte er und starb von Piemont und ganz Italien aufs tiefste betrauert. Er
war der größte Staatsmann Italiens seit Jahrhunderten.
Das Werk, das sein Genie geschaffen, überdauerte seinen Tod und erreichte wenige Jahre nachher seine Vollendung in seinem
Sinn, ein Beweis für den Scharfblick, die Staatskunst und die Schöpferkraft seines Gründers. In Turin wurde ihm auf der Piazza
Carlo Emanuele 1873 ein großes Monument von Duprés Meisterhand (fünf Marmorstatuen und Bronzereliefs
enthaltend) errichtet; auch in Rom wird ihm ein Denkmal gesetzt. Die »Discorsi parlamentari del conte Camillo
di Cavour« gab Massari heraus (Turin 1863 ff., 12 Bde.);
»Lettere edite ed inedite del conte Cavour 1821-61«veröffentlichteL. Chiala (das. 1883-84, 4 Bde.;
deutsch, Leipz. 1884 ff.), bisher unbekannte
Briefe Cavours an Emanuel d'Azeglio aus den Jahren 1852-61 Bianchi (1885).
großer Bewässerungskanal in Piemont, der vom Po unterhalb Turin bis Chivasso abzweigt, zahlreiche Alpenflüsse,
darunter die Dora Baltea und Sesia, überschreitet und, 82 km lang, bei Galliate in den Ticino mündet;
er
wurde von englischen Konzessionären 1863-65 mit einem Kostenbetrag von 44,4 Mill. Lire hergestellt.
(spr. kahdor), Dorf, 7 km von Nairn (Schottland), mit Schloß aus dem 15. Jahrh., an Stelle desjenigen gebaut,
in welchem Macbeth den König Duncan ermordet haben soll.
(spr. kaschias), 1) (Caxias das Aldeas Altas)
Stadt in der brasil. ProvinzMaranhão, am schiffbaren Itapicuru, 300 km oberhalb dessen Mündung, ein betriebsamer Ort in fruchtbarer
Gegend (viel Baumwollbau), mit Theater
[* 32] und etwa 10,000 Einw. -
Dem nach Asuncion zurückgehenden Lopez folgte Caxias, verdrängte ihn im Dezember aus seiner festen Stellung bei Villeta und Lomas-Valentinas,
zwang die Garnison von Angostura zur Kapitulation(30. Dez.) und besetzte im Januar 1869 Asuncion, die Hauptstadt
des Landes. Trotz dieser entschiedenen Erfolge wurde Caxias der Oberbefehl, wie es hieß aus Gesundheitsrücksichten,
abgenommen und Graf von Eu, ein Sohn des Herzogs von Nemours und Schwiegersohn des Kaisers von Brasilien, damit betraut. Caxias wurde
zur Belohnung für seine Verdienste zur Herzogswürde erhoben und 1873 zum Vizepräsidenten des »höchsten
Militärtribunals« ernannt. 1875 bis 1878 stand er an der Spitze eines konservativen Ministeriums und starb
und zerfällt in die alte Stadt (mit dem Gouvernementshaus) und in die besser gebaute neue Stadt (mit einer schönen Kirche).
Zwischen beiden liegt die mit Orangenbäumen bepflanzte Place d'Armes. Die 10,000 Einw., darunter mehrere Tausend ehemalige
Negersklaven und 600 Asiaten, beschäftigen sich vorzugsweise mit Handel. Der Hafen ist zwar der beste
dieser Küste, aber doch wenig sicher und nur tief genug, um Schiffe geringerer Last aufzunehmen, während die größern vor der
Mündung des Cayenneflusses ankern.
Das Klima
[* 45] ist feucht und sehr verrufen, obschon weniger ungesund als im Innern des Landes. Die Stadt ist der Sitz der Regierung
der Kolonie und der obersten Justizbehörde, auch der Mittelpunkt für den ganzen auswärtigen Handel. Die
Franzosen nahmen zuerst 1604 Besitz von der Insel Cayenne, verließen sie aber 1654 wieder, worauf die Engländer sie besetzten, bis
diese 1664 von den Indianern vertrieben wurden. Im J. 1676 nahmen die Holländer Cayenne ein, schon im nächsten
Jahr wieder die Franzosen, in deren Besitz es seitdem verblieben ist. Seit 1852 dient Cayenne als Deportationsort für Sträflinare
(s. Guayana).
(Guineapfeffer), starkes, beißendes Gewürz, besteht aus dem Pulver eines aus getrockneten Schoten von
Capsicum annuum und andern ostindischen Arten mit Weizenmehl bereiteten Gebäcks, ist scharlachrot (nicht selten künstlich
gefärbt) und dient namentlich in England zur Bereitung der Mixed pickles.
Auch die getrockneten Beeren von Capsicum fastigiatum,
frutescens und baccatum kommen als Cayennepfeffer in den Handel.
Sein Hauptwerk ist: »Recueil d'antiquités égyptiennes, étrusques, grecques, romaines et gaules« (Par.
1752-67, 7 Bde.; deutsch von Panzer, Nürnb. 1766; unvollendet),
wozu er die Platten selbst ätzte. Außerdem schrieb er: »Sur
la peinture à l'encaustique et sur la peinture à la cire« (Par. 1755);
»Recueil des pierres gravées
du cabinet du roi«, mit 306 selbstgestochenen Platten;
»Numismata aurea imperatorum romanorum«.
Seine Abhandlungen in den
Memoiren der Akademie der Inschriften erschienen deutsch von Meusel (Altenb. 1785, 2 Bde.).
Seine belletristischen Schriften, darunter die »Contes orientaux« (deutsch, Leipz. 1781),
sind in den »Œuvres
badines« (hrsg. von Garnier, Par. 1788, 12 Bde.) enthalten.
Eine Auswahl kleinerer Stücke gab Uzanne heraus (»Facéties du comte de Caylus«, 1879).
Vgl. »Mémoires et réflexions du comte de Caylus« (Par. 1874);
»Correspondance inédite du comte de Caylus avec le P. Paciaudi, théatin,
1757-65« (hrsg. von Nisard, das. 1877, 2 Bde.). -
Seine Mutter
Marthe Marguerite de Villette, Marquise de Caylus, geb. 1673, gest. war eine
Zierde des HofsLudwigs XIV. und ist Verfasserin des interessanten Buches »Mes souvenirs« (hrsg. von Voltaire, Par. 1770; neue
Ausg. von Raunié, 1881).
(spr. -saläs),JacquesAntoineMarie de, franz. Politiker in der Revolutionszeit, geb. zu
Grenade an der Garonne, diente als Dragonerhauptmann, kam 1789 als Deputierter des Adels in die Konstituierende Versammlung,
schwang sich durch Beredsamkeit bald an die Spitze des Adels, stimmte für gleiche Verteilung der Abgaben und schlug vor, der
Adel solle auf seine Privilegien freiwillig verzichten. Dagegen bekämpfte er die Vereinigung der
Stände und verließ die Versammlung, als sein Eifer erfolglos blieb, wurde aber zu Caussade festgenommen und mußte in die
Versammlung zurückkehren.
Fortan trat er, mit bedeutenden Rednergaben ausgestattet, für die Erhaltung der königlichen Macht ein und duellierte sich
sogar deshalb mit dem DemokratenBarnave. Nach der verunglückten Flucht des Königs 1791 ging er nach Koblenz,
[* 49] von wo er aber ausgewiesen wurde, da er denEmigranten noch viel zu liberal war, und nach dem Feldzug von 1792 nach England.
Als der ProzeßLudwigs XVI. begann, bat er umsonst um die Erlaubnis, den König verteidigen zu dürfen. 1803 nach
Frankreich zurückgekehrt, schlug er alle Anerbietungen Napoleons aus und starb in ziemlich dürftigen Verhältnissen in
Engalin (Gers). Seine »Discours et opinions« erschienen 1821.
Der jedesmalige Cazembe residiert unfern des Moerosees in einer ausgedehnten Stadt aus niedrigen Hütten,
[* 58] deren Lage bei jedem Regierungswechsel
sich ändert. Zuerst besuchte der Portugiese Lacerda (dessen Reisebericht von Burton, Lond. 1873, neu herausgegeben wurde) 1799 das
Land; eine nähere Schilderung gab die portugiesische, vom Sambesi 1831 ausgehende Expedition unter Monteiro
und Gamitto (»O' Muata Cazembe«, Lissab. 1854: deutsch in der »Zeitschrift für allgemeine Erdkunde«,
[* 59] Bd. 6); endlich wurde es 1867 von
Livingstone besucht, der zuerst seine Geographie aufklärte.
Bezirksstadt in der span. ProvinzJaen, mit (1878) 6651 Einw. Danach ist benannt die Sierra de Cazorla, ein wald-
und wasserreicher Gebirgszug mit den Quellen des Guadalquivir.
(spr. -sott),Jacques, franz. humoristischer Erzähler, geb. 1720 zu
Dijon,
[* 63] wurde bei der Marineverwaltung angestellt und als Kontrolleur nach Martinique gesandt. Nach seiner Rückkehr lebte er
als Privatmann, hochgeachtet als liebenswürdige und geistreicher Gesellschafter, trat dann zur Sekte der Martinisten über
und wurde gefangen gesetzt. Der Mut seiner Tochter vermochte ihm nur für wenige Tage das Leben
zu fristen, er ward guillotiniert.
Schon früh hatte er angefangen, Fabeln, Märchen und Lieder zu dichten. Berühmt wurde er durch das Schlummerlied (»Tout au beau
milieu des Ardennes«),
welches er für die Amme des Herzogs von Burgund dichtete, und das in ganz Frankreich
gesungen wurde. Dieser Erfolg wurde noch übertroffen durch den seiner beiden Hauptwerke: »Ollivier« (Par. 1762, 2 Bde.),
eines in Ariosts Manier geschriebenen Rittergedichts, und »Le
[* 64] diable amoureux« (das.
1772), eines höchst originellen Märchens in spanischem Gewand, welches wegen seiner witzigen, lebendigen Darstellung und
natürlichen Anmut seinen Leserkreis bis in die neueste Zeit bewahrt hat. Seine große Gewandtheit im
Versemachen bewies er dadurch, daß er in einer Nacht einen siebenten Gesang zu Voltaires »Guerre civile de Genève« dichtete
und zwar so genau in VoltairesManier, daß er ganz Paris täuschte. Solche Kraftproben aber schadeten dem Wert seiner Dichtungen.
Von seinen übrigen Schriften sind zu erwähnen: die sehr hübsche Erzählung »Le Lord impromptu« (Par.
1771) und die mit Hilfe des arabischen MönchsDom Chavis gedichteten arabischen Märchen, welche eine Fortsetzung von »Tausendundeine Nacht«
sind und Band
[* 65] 37-40 des »Cabinet des fées« einnehmen. »La prophétie de Cazotte« ist
ein Werk Laharpes. Die vollständigste Ausgabe seiner Werke ist: »Œuvres badines et morales, historiques
et philosophiques de
Cazotte« (1816-17, 4 Bde.);
eine Provinz des Kaisertums Brasilien, an der Nordostküste des Landes, wird im N. vom Atlantischen Ozean, im
W. von der ProvinzPiauhy, im S. von Pernambuco,
[* 72] im O. von Rio Grande do Norte begrenzt und hat 104,250 qkm
(1893,3 QM.) Flächeninhalt mit (1883)
722,000 Einw. Ceará ist die einzige brasilische Provinz, welche keine Sklaven mehr hat, indem die letzten derselben
freigelassen wurden. Das Küstenland ist flach; nach dem Innern zu erhebt sich der Boden zu bewaldeten Höhenzügen, wie
der Sierra Ibiapaba, bis 900 m hoch, oder breitet sich zu trocknen Hochebenen aus, welche reichliche Weide
[* 73] bieten. Gute Ankerplätze
fehlen; der beste Hafen ist noch der von Aracaty, an der Mündung des Jaguaribe, des bedeutendsten Flusses der Provinz. Das Klima
ist sehr heiß, und oft herrschen drückender Regenmangel und große Dürren. Im Hügelland und in den
Flußthälern werden namentlich Baumwolle, Kaffee und Zucker
[* 74] angebaut; im Innern
¶
(spr. ticheckano), Stadt in der ital.
ProvinzRom, KreisFrosinone, rechts am Sacco und an der EisenbahnRom-Neapel, malerisch an einem Berghang gelegen, an dessen Fuß
das alte Fabrateria lag, mit Wein- und Olivenkultur und (1881) 5955 Einw.
(spr. tschekki), 1) Giammaria, ital. Lustspieldichter,
geb. zu Florenz,
[* 79] war ursprünglich Rechtsgelehrter, widmete aber seine Mußestunden der Dichtkunst
und wetteiferte in seinen Komödien mit Bibbiena, Machiavelli, Ariosto und Lasca in der Wahrheit der Charaktere, der Lebendigkeit
des Dialogs und reinen Ausdrucks, war aber im ganzen dezenter als jene. Er starb in Florenz. Von seinen Stücken,
deren Gesamtzahl sich auf 95 belaufen haben soll, sind nur wenige gedruckt, zehn Komödien bereits im
Lauf des 16. Jahrh. zuerst einzeln (gesammelt Flor. 1561 und 1585). Unter diesen, meistens Nachahmungen des Plautus und Terenz,
ist »L'assi uolo« die beste. Andre Sammlungen gaben Tortoli (Flor. 1855),
G. Milanesi (12 Stücke enthaltend, das. 1856, 2 Bde.)
und M. del Russo (Neap. 1869) heraus. Außerdem hat man von Cecchi noch
ein geistliches Schauspiel: »Esaltazione della croce« (Flor. 1589),
und die »Lezione di Maestro Bartolino sopra il sonetto del
Berri: Passere e beccafichi magri arrosto« (das. 1583), welche für den ersten aller ähnlichen
Vorträge, die in der Crusca gehalten wurden, gilt.
2) Antonio, ital. Reisender und Militär, geboren zu Pesaro, schloß sich 1876 der Expedition Antinoris nach Schoa an, brach von
dort mit seinem Landsmann Chiarini aus, um über Kaffa nach dem Ukerewe vorzudringen. Aber schon im Lande der Ghera, etwas südlich
von Schoa und diesem tributär, wurden sie auf Befehl der Königin gefangen genommen. Chiarini erlag bald
darauf zu Kialla den Folgen der Anstrengungen und Leiden,
[* 80] Cecchi wurde durch Bianchis Vermittelung nach einigen Monaten befreit.
(spr. tschech),Swatopluk, tschech. Dichter, geb. zu Ostredek in
Böhmen,
[* 81] war Gerichtsreporter von Prager Blättern und ist gegenwärtig Mitredakteur der Monatsschrift
»Kvety«. Nachdem er mit kleinern Gedichten und sehr realistischen Novellen debütiert hatte, erwies er sich in den »Adamité«
(1874) und »Václav z Michalovic« (1880, illustrierte
Ausg. 1882) als Dichter von bedeutender epischer Anlage, die indessen durch Sucht nach grellen Effekten beeinträchtigt wird.
In »Vaclav von Michalovic« behandelt Cech das
in der neuern tschechischen Poesie am häufigsten berührte Thema der nationalen Katastrophe nach der Schlacht am WeißenBerg.
Er schrieb über dies die poetischen Erzählungen: »Evropa«, »Cerkes« (eine
Begebenheit aus dem Kaukasus, den Cech 1876 bereiste);
(spr. tschetschi-),Fluß in der ital. LandschaftToscana, entspringt am Nordabhang der Cornata
di Gerfalco in dem berühmten toscanischen Borsäurequellengebiet, fließt erst in nördlicher, dann in westlicher Richtung
und mündet nach einem Laufe von 74 km bei Fitto di Cecina in das Mittelmeer.
L. (Trompetenbaum, Kanonenbaum, Hohlschaft), Gattung aus der Familie der Urtikaceen, südamerikanische Bäume mit
hohem, geringeltem Stamm, welcher, wie die Zweige, inwendig hohl ist, abwechselnd stehenden, gestielten Blättern und unansehnlichen
Blüten in gebüschelten Ähren. Cecropia peltataL., 9-12 m hoch, an der Spitze mit einer Krone großer, schildförmiger, kreisrund-herzförmiger,
sieben- bis neunlappiger, unten weißfilziger Blätter, in Westindien und Südamerika in Bergwäldern, einer der ersten Bäume,
die sich auf ausgereutetem Land zeigen, enthält einen Milchsaft, der in Amerika
[* 85] häufig als kühlendes, schleimiges, etwas
adstringierendes Heilmittel dient und Kautschuk liefert. Die säuerlich-süßen Früchte werden gegessen. Die Rinde dient zum
Gerben, der Bast zu Stricken. Die hohlen Stämme braucht man als Unterlagen der Flöße, weil sie sehr leicht
sind; das leichte Holz benutzen die Eingebornen zum Feuermachen, indem sie Stückchen desselben mit größter Kraft
[* 86] und Schnelligkeit
aneinander reiben.