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Pore, 906 Einw. (486 m ü. M.), Moreno (340 m ü. M.) und Nunchia (428 m ü. M.), sämtlich im W.
Pore, 906 Einw. (486 m ü. M.), Moreno (340 m ü. M.) und Nunchia (428 m ü. M.), sämtlich im W.
1) Giovanni oder Giov. Battista, ital. Maler, geb. 1722 zu Venedig [* 2] aus einer Schauspielerfamilie, kam jung nach Dresden [* 3] und lernte unter L. de Sylvestre und Dietrich die Malerei. Im J. 1752 reiste er mit Mengs nach Rom und [* 4] bildete sich zum tüchtigen Künstler, so daß Reiffenstein, Angelika Kauffmann und Winckelmann sich Unterricht von ihm geben ließen. Letzterm zeichnete er alle Platten zu seinen »Monumenti antichi«. Im J. 1764 als Professor und Direktor der Akademie nach Dresden berufen, starb er hier
2) Giovanni Jac. de Seingalt, ital. Abenteurer, Bruder des vorigen, geb. zu Venedig, erhielt den ersten Unterricht in Padua, [* 5] studierte anfangs die Rechte, wandte sich dem geistlichen Stand zu, und nachdem er vom Patriarchen von Venedig die niedern Weihen empfangen, predigte er mit Beifall; als er aber in seiner zweiten Predigt stecken blieb, war ihm die Kanzel auf immer verleidet. Der ungebundene Geistliche schwärmte nun von Liebschaft zu Liebschaft. Nachdem er wegen toller Streiche einige Tage im Fort St.-André gefangen gesessen, fand er nach manchen Kreuz- und Querzügen in Rom bei dem angesehenen Kardinal Aquaviva ein Unterkommen als Sekretär, [* 6] ward aber bald wieder entlassen.
Endlich nahm er als Fähnrich venezianische Kriegsdienste und begleitete 1743 den Gesandten Venter nach Konstantinopel. [* 7] Hier gewann ihm eine religiöse Unterhaltung mit dem edlen und weisen Jussuf Ali dessen Zuneigung dergestalt, daß derselbe ihm seine reizende Tochter Zelmi zur Gattin anbot. Aber der unruhige Mensch war nicht festzuhalten; er segelte reich beschenkt nach Korfu, [* 8] wo sein Regiment lag, und spielte daselbst erst eine glänzende Rolle, verlor aber bald durch liederliches, ausschweifendes Leben alle Achtung.
Tief verschuldet und ohne Mittel reiste er nach Venedig zurück, erhielt den gesuchten Abschied und spielte arm und unbeachtet die Geige im Theater [* 9] St. Samuel. Hier gewann er die Gunst eines reichen Senators durch erfolgreiche Dienstleistung bei einem Schlaganfall, von welchem derselbe auf einer Gondel betroffen worden, und ward sogar von demselben adoptiert. Allein neue Thorheiten trieben ihn aus Venedig; Mailand, [* 10] Mantua, [* 11] Cesena und Parma [* 12] wurden nun die Tummelplätze seiner Leidenschaften.
Unter anderm lebte er hier mit einer reichen und vornehmen Französin, bis deren Verwandte das Verhältnis lösten. Nach kurzem Aufenthalt in Paris [* 13] ergab er sich wieder in Venedig einem zügellosen Lebenswandel, bis ihn hier der Rat der Zehn wegen Schwindelei und gotteslästerlicher Schriftstücke 1755 verhaften ließ und zu fünf Jahren Gefängnis in den Bleikammern verurteilte. Nachdem er sich nach einer schweren Haft von 15 Monaten mit ebenso großer Kühnheit wie List selbst befreit hatte, warf er sich 1756 in Paris allen Zerstreuungen und Lüsten in die Arme.
Finanzielle und magische Künste erwarben ihm Ansehen und Reichtum. In Paris war es auch, wo er während seines langen Aufenthalts im Umgang mit den angesehensten Männern und Frauen des Tags (Herzog von Choiseul, Crébillon, Pompadour etc.) den freien Blick in das Getriebe [* 14] des Staats und der Politik gewann, von dem seine Schriften zeugen. Von neuem aber unternahm er eine große Abenteurerfahrt über Stuttgart, [* 15] Zürich, [* 16] Solothurn, [* 17] Bern, [* 18] Lausanne, [* 19] wo er Haller und Voltaire besuchte, durch Savoyen über Grenoble, [* 20] Avignon, Marseille, [* 21] Toulon, [* 22] Nizza, [* 23] Genua, [* 24] Livorno, [* 25] Pisa, [* 26] Florenz, [* 27] wo man ihn auswies, Rom, wo ihn der Papst zum Ritter vom Goldenen Sporn schlug, nach Neapel. [* 28]
Hier hielt er sich längere Zeit auf und kehrte dann über Florenz, Bologna, Parma, Turin [* 29] etc. nach Paris zurück. Abwechselnd lebte er hierauf in Paris, Süddeutschland, der Schweiz [* 30] und London, [* 31] ging dann nach Berlin, [* 32] wurde Friedrich II. vorgestellt, fand jedoch keineswegs Benagen an der ihm zugedachten Gouverneurstelle bei der Kadettenanstalt und begab sich über Riga [* 33] nach Petersburg, [* 34] dann nach Warschau. [* 35] Hier lernte er den König Poniatowski persönlich kennen und konnte mit Zuversicht einer glänzenden Stellung entgegensehen, als ein Pistolenduell mit dem Kronmarschall Branicki alle seine Hoffnungen vernichtete.
Nach einem kurzen Aufenthalt bei seiner Mutter in Dresden reiste er über Prag [* 36] nach Wien [* 37] und, da ihm hier die Sittenpolizei ein längeres Verweilen untersagte, über München, [* 38] Augsburg, [* 39] Ludwigsburg, [* 40] Aachen [* 41] nach Paris, wo ihn eine Lettre de cachet zur eiligsten Flucht nach Spanien [* 42] 1767 nötigte. Auch in Madrid [* 43] warteten seiner höchst anziehende Abenteuer und merkwürdige Bekanntschaften. Von hier bald verwiesen, begab er sich über Barcelona [* 44] und Montpellier [* 45] nach Aix, wo er Cagliostro kennen lernte, in welchem er schon damals den Betrüger erkannte.
Mit einem neuen Aufenthalt in Italien [* 46] (Rom und Neapel) schließen seine Memoiren 1774. Casanova trat kurz darauf zu Venedig in den Dienst der Staatsinquisitoren als Polizeiagent oder Spion, bis ihn die Beleidigung eines Edelmanns, Grimani (dem er großen Dank schuldete), durch einen allegorischen Roman 1782 zwang, Venedig zu verlassen. Casanova sprach einst zu Paris an der Tafel des venezianischen Gesandten über Kabbala und Alchimie mit einer so empfehlenden Sicherheit, daß ihn der anwesende Graf von Waldstein aus Dux in Böhmen [* 47] 1785 mit sich nahm. So lebte Casanova, da das Alter seiner Abenteuerlust endlich ein Ziel setzte, auf dem Schloß Dux als Bibliothekar und widmete seine Muße wissenschaftlicher Beschäftigung und dem Niederschreiben seiner Memoiren. Er starb in Dux. Casanova war ein Mann von Geist und umfassenden Kenntnissen.
Seine »Mémoires, écrits par luimème« erschienen Leipzig [* 48] 1828-38, 12 Bde. (neuere Ausg., Par. 1843, 4 Bde.; Brüss. 1859, 6 Bde.; vollständig übersetzt von Buhl, Berl. 1850-51, 18 Bde.). Sie sind voll dramatischen Interesses, gut erzählt und mit philosophischen Reflexionen erfüllt. Der grenzenlose Cynismus, mit dem Casanova seine Liebesabenteuer erzählt, schmälert allerdings ihren künstlerischen Wert. Dennoch aber bleiben sie für die Kenntnis der Sitten jener Zeit von großer Wichtigkeit.
Was Casanovas übrige Schriften betrifft, so zeugen auch sie von glücklichem Gedächtnis und vielseitigen Kenntnissen. Wir nennen: »Istoria delle turbulenze della Polonia dalla morte di Elisabetta Petrowna fino alla pace fra la Russia e la Porta ottomana« (Graz [* 49] 1774, 3 Tle.);
»Dell' Iliade di Omero, tradotta in ottave rime« (Vened. 1778, 4 Bde.);
»Histoire de ma fuite des prisons de la république de Venise, qu'on appelle les plombs« (Prag 1788; neue Ausg., auch deutsch, Halle [* 50] 1823);
»Icosaméron, ou histoire d'Édouard et d'Élisabeth, qui passèrent quatre-vingt ans chez les Megameickes« (das. 1788-1800, 5 Bde.);
»Solution du probleme déliaque démontrée« (Dresd. 1790);
»Corollaire à la duplication de l'hexaèdre, donne à Dux en Boheme« (das. 1790).
Vgl. Barthold, Die geschichtlichen Persönlichkeiten in Casanovas Memoiren (Berl. 1846, 2 Bde.).
3) Francesco, Maler, Bruder der beiden vorigen, ¶
geb. 1730 zu London, lernte die Historienmalerei bei Simoni in Florenz, widmete sich aber in der Folge zu Paris der Pferde- und namentlich der Schlachtenmalerei, worin er sich Bourguignon und Bloemen zum Muster nahm. Durch Diderots strenge Kritik aus Paris vertrieben, begab er sich nach Dresden, wo ihm ein großes Gemälde, das er für die Galerie verfertigte, viele Bestellungen verschaffte, später nach Wien. Hier malte er für die Kaiserin Katharina II. die Siege der Russen über die Türken. Er starb in der Brühl bei Wien. Casanovas Schlachtengemälde geben nur die nackte Wirklichkeit wieder, und die Einheit des Ganzen geht im Gewühl der Schlacht verloren. Dennoch gefiel er, besonders in England, durch sein Feuer und den Effekt großer entgegengesetzter Massen von Licht [* 52] und Schatten. [* 53]
(franz.), s. Kasacke. ^[= (franz. ), früher ein weitärmeliger Reisemantel; auch der Mantel der französischen ...]
ursprünglich Familienname eines Zweigs des altrömischen Geschlechts der Julier, dann Ehrenname der römischen Kaiser und Thronfolger. Oktavian führte ihn als Adoptivsohn Julius Cäsars, und ebenso führten ihn auch die Deszendenten des Augustus als Familiennamen; nach dem Aussterben der Familie aber wurde er von den Kaisern außer Imperator und Augustus als Titel gebraucht und erhielt als solcher in der Regel seine Stelle zwischen Imperator und dem persönlichen Namen, z. B. Imperator Caesar Vespasianus Augustus.
Aber seit Hadrian (117 bis 138) diente der Titel (jedoch so, daß er dem persönlichen Namen gewöhnlich nachgestellt wurde) auch zur Bezeichnung derer, welche von den Kaisern zu ihren Nachfolgern bestimmt wurden, und unter der Konstitution des Diokletian (284-305) wurden diese Cäsaren auch zur Verwaltung des Reichs herangezogen, waren indes dabei den Augusti untergeordnet. Auch unter den oströmischen Kaisern wurde dieser Titel beibehalten, und die Cäsaren nahmen auch unter ihnen die zweite Stelle nach dem Kaiser ein bis ins 11. Jahrh., wo Alexios Komnenos zwischen Kaiser und Caesar eine neue, höher stehende Würde unter dem Namen Sebastokrator einschob. Vgl. Kaiser.
Gajus Julius, einer der größten Feldherren und Staatsmänner Roms und aller Zeiten, geb. 12. Juli 100 v. Chr. als Sohn des Gajus Jul. Cäsar und der Aurelia, entstammte einem altpatrizischen Geschlecht, das seinen Ursprung auf den Trojaner Äneas zurückführte. Unter seinen Lehrern werden die Rhetoren M. Antonius Gnipho und Molo von Rhodus genannt. Von Sulla sollte er wegen seiner Verwandtschaft mit Marius, und weil er die Trennung von Cinnas Tochter Cornelia, seiner Gattin, verweigerte, geächtet werden, und Sulla stand auf Fürbitten angesehener Verwandten nur ungern davon ab, weil, wie er sagte, in dem Jüngling mehr als ein Marius stecke.
Solange indes Sulla lebte, hielt Cäsar sich von Rom entfernt: er begab sich 80 nach Asien, [* 54] wo er bei der Einnahme von Mytilene eine Bürgerkrone gewann;
auch diente er in Kilikien gegen die Isaurier.
Nach Sullas Tod 78 nach Rom zurückgekehrt, trat er als Ankläger von Sullanern auf, dann begab er sich, um sich in der Beredsamkeit auszubilden, 77 nach Rhodus zu dem Rhetor Apollonius Molo. Unterwegs wurde er von Seeräubern gefangen, die er nach seiner Loskaufung mit einigen milesischen Schiffen überfiel und, wie er ihnen als Gefangener gedroht, ans Kreuz schlagen [* 55] ließ. 74 nach Rom zurückgekehrt, suchte er durch persönliche Liebenswürdigkeit und Freigebigkeit auf jede Weise das Volk für sich zu gewinnen und unterstützte daher den Konsul Pompejus 70 in Herstellung des von Sulla fast vernichteten Tribunats. 68 ward er Quästor in Spanien.
Von da zurückgekehrt, heiratete er nach dem Tode der Cornelia die Pompeja, eine Verwandte des Pompejus, und unterstützte diesen behufs seiner Ernennung zum Feldherrn gegen die Seeräuber 67 und gegen Mithridates 66. Trotz seiner schon bedeutenden Schulden veranstaltete er als Ädil 65 die glänzendsten Spiele, wobei 320 Gladiatorenpaare auftraten; außerdem gewann er das Volk durch kühnes Auftreten gegen die Aristokratie; er wurde daher 63 zum Oberpontifex und 62 zum städtischen Prätor gewählt.
Bei der Catilinarischen Verschwörung war er einsichtsvoll und vorsichtig genug, um sich im Hintergrund zu halten; doch suchte er im Senat das Todesurteil von den Häuptern der Verschwornen abzuwenden. Als Prätor stellte er mit dem Volkstribun Metellus Nepos den Antrag, daß Pompejus zur Herstellung der Ordnung an der Spitze seines Heers nach Rom zurückgerufen werden sollte, wurde deshalb vom Senat seines Amtes entsetzt, aber auf das stürmische Verlangen des Volkes wieder in dasselbe eingesetzt.
Nach Niederlegung der Prätur erhielt er als Provinz das jenseitige Spanien, wohin er aber erst abgehen konnte, als der reiche Crassus sich für die drückendsten seiner Schulden im Betrag von 830 Talenten (etwa 30 Mill. Mk.) verbürgt hatte. Mit Geld wohlversehen, kehrte er im Juni 60 nach Italien zurück, entsagte dem Triumph, um sich in Rom um das Konsulat bewerben zu können, und wurde für 59 mit Bibulus zum Konsul gewählt. Ebendamals kehrte Pompejus aus Asien zurück, und da dieser vom Senat die Bestätigung der von ihm im Orient getroffenen Einrichtungen und die gewünschte Belohnung seiner Soldaten nicht erlangen konnte, so verband er sich mit Cäsar und Crassus 60 zu dem sogen. ersten Triumvirat.
Nachdem Cäsar 59 als Konsul sich durch das Volk in den alleinigen Besitz der Amtsgewalt gesetzt hatte, so daß sein Kollege M. Bibulus einen großen Teil des Jahrs hindurch sein Haus nicht verließ, setzte er eine Ackerverteilung an 20,000 ärmere Bürger durch, gewann den Ritterstand durch Erlassung eines Dritteils der Zollpacht, erfüllte die Wünsche des Pompejus und ließ sich vom Volk das cisalpinische Gallien nebst Illyricum auf fünf Jahre als Provinz anweisen, wozu der Senat noch das transalpinische Gallien fügte.
Nachdem er sodann die Wahl zweier seiner Anhänger zu Konsuln für 58 gesichert, seine Tochter Julia mit Pompejus vermählt und durch Clodius die Entfernung des Cato und Cicero aus Rom bewerkstelligt hatte, begab er sich 58 in seine Provinz und vollbrachte während seiner achtjährigen Statthalterschaft, 58-50, die Eroberung Galliens, wodurch er zugleich für sich ein durchaus ergebenes und kriegsgeübtes Heer gewann. Im J. 58 drang er in das noch unabhängige Gallien ein, schlug die Helvetier, welche vom Jura her eindrangen, bei Bibracte (in der Nähe von Autun) und im Elsaß in der Gegend von Mülhausen [* 56] den suevischen Fürsten Ariovist, welcher sich in Gallien festzusetzen gedachte. Im J. 57 unterwarf er die Belgen, von denen besonders die Nervier tapfern Widerstand leisteten, dann 56 die Völker der Bretagne und Normandie sowie Aquitanien, überschritt 55 und 53 den Rhein und setzte 55 und 54 nach Britannien über, um dort die Germanen, hier die britischen Kelten von einem Angriff auf Gallien abzuschrecken, führte zugleich in diesem Jahr in Gallien selbst zur Sicherung der Eroberung noch einige glückliche Kriege, und nachdem er sodann 52 einen von dem tapfern und umsichtigen Arvernerhäuptling Vercingetorix ¶
(s. d.) geleiteten allgemeinen Aufstand der Völker Galliens nicht ohne einige Wechselfälle niedergeschlagen hatte (die Hauptkämpfe fanden bei Gergovia und Alesia statt), war die Eroberung Galliens so fest begründet, daß in den Jahren 51 und 50 nur noch einige vereinzelte Aufstände niederschlagen waren und diese Provinz von da an sehr rasch römisches Wesen und römische Einrichtungen annahm.
Während dieses Aufenthalts in Gallien hatte Cäsar die Angelegenheiten zu Rom keinen Augenblick aus den Augen verloren. Dort war Pompejus, obgleich er 57 die Sorge für die Verproviantierung Roms erhalten hatte, doch mehr und mehr von den Optimaten angefeindet worden und sah sich daher (56) genötigt, aufs neue die Hilfe Cäsars in Anspruch zu nehmen. Auf einer Zusammenkunft zu Luca wurde die Verbindung zwischen Cäsar, Pompejus und Crassus erneuert und verabredet, daß die letztern beiden (55) Konsuln werden sollten, wozu Cäsar die ihm zur Verfügung stehenden Mittel in Bewegung setzte, während ihm selbst eine Verlängerung [* 58] seiner Statthalterschaft auf weitere fünf Jahre versprochen wurde.
Nach Ablauf [* 59] des Konsulats erhielt Crassus als Provinz Syrien, Pompejus Spanien, welches er jedoch durch Legaten verwalten ließ. Indessen näherte sich Pompejus wieder der Optimatenpartei, um sich von Cäsar unabhängig zu machen und womöglich die Diktatur in seine Hand [* 60] zu bekommen. Letztere erhielt er zwar nicht - er wurde bloß (52) zum alleinigen Konsul gewählt -; aber doch sah er sich von dem Senat vor Cäsar entschieden bevorzugt. Überdies wurden (51 und 50) Konsuln gewählt, welche Cäsars Gegner waren, und auch der Tod der Julia (54) und derjenige des Crassus (53) hatten zur Lockerung des Bandes zwischen Cäsar und Pompejus beigetragen.
Nach langen Zögerungen wurde daher in den ersten Tagen des Jahrs 49 der Beschluß im Senat gefaßt, daß Cäsar sofort sein Heer entlassen oder für einen Feind des Staats angesehen werden sollte. Nun begann Cäsar durch Überschreitung des Rubico, der die Grenze seiner Provinz bildete (daher der Ausruf: »Jacta alea esto«, d. h. der Würfel sei geworfen), den Bürgerkrieg (Januar 49). In zwei Monaten war er Herr von Italien; Pompejus flüchtete mit seinen Truppen nach Epirus. Ehe Cäsar diesen verfolgte, wandte er sich (April 49), nachdem er sich in Rom des Staatsschatzes bemächtigt hatte, nach Spanien, wo er die Pompejanischen Legaten Lucius Afranius, Marcus Petrejus und Marcus Varro, die erstern bei Ilerda, Varro im jenseitigen Spanien, zur Ergebung zwang; auf dem Rückweg wurde darauf auch Massilia nach hartnäckiger Verteidigung von ihm erobert.
Nachdem Cäsar sodann in Rom sich zum Konsul hatte ernennen lassen, brach er mit sechs Legionen, denen später Marcus Antonius noch vier zuführte, gegen Pompejus auf, welcher alle Gegner Cäsars um sich versammelt und eine bedeutende Streitkraft (11 Legionen, 7000 Reiter und eine Flotte von 500 Segeln) an der epirotischen Küste konzentriert hatte. Der Kampf war anfangs für Cäsar ungünstig, er erlitt sogar bei Dyrrhachium einen bedeutenden Verlust, der ihn zwang, nach Thessalien abzuziehen, wohin ihm Pompejus folgte.
Dort kam es 9. Aug. 48 zur Schlacht bei Pharsalus, in welcher die Pompejaner trotz ihrer Übermacht völlig geschlagen wurden. Pompejus selbst floh und wurde in Ägypten [* 61] ermordet. Um ihn zu verfolgen, ging Cäsar mit geringer Truppenmacht ebenfalls nach Ägypten. Indem er hier die Erbstreitigkeiten zwischen dem König Ptolemäos Dionysos [* 62] und dessen Schwester Kleopatra zu gunsten der letztern entschied, veranlaßte er einen Aufstand, an dessen Spitze Pothinus und Achillas als Führer der Partei des Ptolemäos standen. Cäsar gebot nur über 4000 Mann und wurde in der Königsburg zu Alexandria von einer Streitmacht von 20,000 Mann, welche erst von Achillas, dann von Ganymedes [* 63] befehligt und durch die Teilnahme der Einwohner am Kampfe verstärkt ward, belagert und kam in die äußerste Bedrängnis. In einem Kampf auf der Landzunge, welche die Insel Pharos mit dem Festland verband, geriet er sogar selbst in die größte Lebensgefahr. Erst als ihm im März 47 Mithridates von Pergamon [* 64] Hilfsvölker aus Asien zuführte, vermochte er den Aufstand zu bewältigen. Dies der alexandrinische Krieg, der damit endigte, daß sich Alexandria ergab, der König Ptolemäos Dionysos im Kampfe fiel und Kleopatra, die Cäsar mit ihren Reizen gewonnen hatte, mit ihrem jüngern, erst elfjährigen Bruder vermählt und in die Herrschaft eingesetzt ward.
Erst im Juni 47 verließ Cäsar Ägypten, und nachdem er noch den Übergriffen des bosporanischen Königs Pharnaces durch den Sieg bei Zela (2. Aug. 47) rasch ein Ziel gesetzt hatte (»Veni, vidi, vici«, »ich kam, sah und siegte«, schrieb er darüber an einen Vertrauten), kehrte er nach Rom zurück, wo ihm während seiner Abwesenheit nach Besiegung des Pompejus die Diktatur auf ein Jahr, die tribunizische Gewalt für immer sowie das Recht über Krieg und Frieden verliehen worden war.
Nach Ordnung der dortigen Angelegenheiten und Beschwichtigung einer Soldatenmeuterei ging er nach Afrika, [* 65] wo die ihm noch Widerstand leistenden Pompejaner aufs neue sich gesammelt hatten. Er schlug sie 6. April 46 bei Thapsos, feierte darauf in Rom glänzende Triumphe, gewann das Volk durch Feste, Spiele und Geschenke, spendete den Soldaten reiche Belohnungen, ließ den schon 54 begonnenen Bau des Forum [* 66] Caesaris vollenden und nahm, zum Diktator auf zehn Jahre ernannt und als Praefectus morum mit der zensorischen Gewalt bekleidet, mehrere innere Reformen in Angriff.
Da aber einige bei Thapsos entnommene Führer der Pompejaner, namentlich des Pompejus Söhne Gnäus und Sextus Pompejus, noch einmal in Spanien eine starke Streitmacht gegen ihn aufstellten, wandte er sich dorthin und machte endlich durch die Schlacht bei Munda (17. März 45) im südlichen Spanien nach verzweifeltem Kampf der Pompejanischen Partei ein völliges Ende. Damit war Cäsar Herr des römischen Reichs, und wenn ihm auch der Titel König fehlte, so hatte er doch die höchste Macht.
Man beeilte sich, ihn mit Ehren und Befugnissen zu überhäufen: er wurde zum lebenslänglichen Diktator und zum Imperator ernannt mit dem Rechte, diesen letztern Titel auf seine Nachkommen zu vererben;
im Tempel [* 67] des Quirinus wurde ihm eine Statue als Gott errichtet, der Monat Quintilis nach ihm Julius genannt etc. Bei einem nochmaligen glänzenden Triumph fesselte er Volk und Heer durch Spiele, Mahlzeiten und reiche Geldgeschenke noch mehr an sich. Er benutzte seine Macht zur Verbesserung der politischen und sozialen Zustände, ohne jedoch eine gänzliche Umgestaltung des Staatswesens vorzunehmen. Er erließ Gesetze gegen den Luxus, brachte das Proletariat in Kolonien unter, führte ein milderes Schuldrecht ein, bestrafte streng Amtsverkauf, Bestechung, Ehebruch, Aufruhr, sorgte für milde Verwaltung der Provinzen, beschränkte den Wucher der Kapitalisten, ließ durch den alexandrinischen Mathematiker Sosigenes den Kalender verbessern u. dgl. Obgleich er nun im allgemeinen seine frühern Gegner aufs mildeste behandelte, ¶
mußte doch schon die Thatsache, daß alle Gewalt in seiner Hand lag, die ans Regieren gewohnten Optimaten aufbringen. Dazu kam, daß er öfters die republikanischen Formen zu wenig beobachtete und den Wunsch zu hegen schien, das Diadem sich aufs Haupt zu setzen. Ein Zug gegen die Parther sollte, wie man meinte, Gelegenheit zur Übertragung der Königswürde geben. Allein ehe dies geschah, bildete sich eine Verschwörung gegen ihn, zum nicht geringen Teil von solchen, die von ihm mit Wohlthaten überhäuft worden waren; an der Spitze standen die Prätoren Marcus Brutus und Gajus Cassius Longinus.
Noch war man zu Anfang 44 über Zeit und Ort der That nicht einig, als die Berufung des Senats auf die Idus des März 44 (15. März) in die Kurie des Pompejus die Entscheidung gab. Es fehlte nicht an dunkeln Gerüchten und an warnenden Vorzeichen. Cäsars Gattin Calpurnia, in der Nacht vor dem verhängnisvollen Tag von Träumen beunruhigt, beschwor ihn, an diesem Tag das Haus nicht zu verlassen, und da auch der Haruspex im Opfer ungünstige Anzeichen fand, erhielt Antonius den Auftrag, den Senat zu entlassen. Decimus Brutus aber, einer der Verschwornen, früher Cäsars Gefährte im gallischen und im Bürgerkrieg, von den Verschwornen abgeschickt, wußte ihn hinterlistigerweise zu bewegen, daß er ihm in den Senat folgte. Unterwegs ward ihm eine schriftliche Anzeige der Verschwörung eingehändigt, die er aber, ohne sie zu lesen, zu sich steckte. In der Kurie trat, wie verabredet worden, L. Tillius Cimber vor, um für seinen verbannten Bruder zu bitten, und zog, als Cäsar mit der Antwort zögerte, ihm die Toga [* 69] von der Schulter. Publius Servilius Casca führte darauf den ersten Stoß, worauf die Verschwornen von allen Seiten auf ihn eindrangen. Nach kurzem vergeblichen Widerstand sank der Wehrlose mit 23 Wunden, von denen aber nur eine tödlich gewesen sein soll, an der Statue des Pompejus entseelt nieder. Als er Brutus unter seinen Mördern erblickte, soll er ausgerufen haben: »Auch du, mein Sohn?« und hierauf widerstandslos die Todesstöße empfangen haben.
Cäsar war nicht bloß ein großer Feldherr, der seine kriegerischen Pläne mit ebensoviel Mut wie Besonnenheit auszuführen und alle Hindernisse rasch und sicher zu überwältigen wußte, und nicht bloß ein großer Staatsmann, der sich unter den schwierigsten Verhältnissen zu der ersten Stelle im Staat erhob und dann seine unumschränkte Macht benutzte, um den zerrütteten Staat mit Weisheit und mit Milde und Versöhnlichkeit zu beruhigen und neu zu ordnen; sein Geist umfaßte alle Zweige des menschlichen Wissens und war für alle Interessen empfänglich: seine Erfolge im Krieg wurden nicht wenig durch allerlei Künste des Friedens gefördert, er war ferner ein vorzüglicher Redner, und auch als Schriftsteller hat er sich einen dauernden Namen gemacht.
Wir besitzen von ihm die Geschichte der ersten sieben Jahre des gallischen Kriegs und die Geschichte des Bürgerkriegs bis zum alexandrinischen, die er selbst Denkwürdigkeiten (commentarii) nennt und nur als Stoff für einen künftigen Geschichtschreiber angesehen wissen wollte, die aber mit Recht allgemein als Muster einer klaren und sachgemäßen Darstellung gerühmt werden. (Von dem erstern Werk besitzen wir noch die Fortsetzung des A. Hirtius, dem auch die Kommentarien über den alexandrinischen und afrikanischen Krieg beigelegt werden; die über den spanischen Krieg haben einen jüngern Verfasser.) Die erste Ausgabe der Kommentarien erschien zu Rom 1469; die besten unter den neuern sind die von Oberlin (Leipz. 1805 u. 1819), Baumstark (Stuttg. 1828, 3 Bde.), Nipperdey (Leipz. 1847), Schneider (Halle 1855, 2 Bde.). Neuere deutsche Übersetzungen lieferten Baumstark (neue Ausg., Stuttg. 1854), Köchly und Rüstow (mit biographischer Einleitung, 3. Aufl., das. 1866). Außerdem verfaßte er noch folgende Schriften, die aber sämtlich verloren sind: »Anticato«, eine Gegenschrift gegen Ciceros und andrer Lobreden auf Cato;
»Libri auspiciorum«;
»De astris«;
»De analogia« (Untersuchungen über die lateinische Sprache);
»Apophthegmata« (s. »Dicta collectanea«, eine Sammlung von eignen und fremden Witzworten und sinnreichen Sprüchen).
Unter den Porträten des Cäsar haben wir in erster Linie zu nennen die schöne Basaltbüste im Berliner [* 70] Museum und den einer Togafigur aufgesetzten Kopf daselbst. Unbedeutender ist die oft genannte Statue des Konservatorenpalastes zu Rom; eine Statue des Museo Chiaramonti daselbst zeigt Cäsar als Pontifex maximus.
Vgl. Drumann, Geschichte Roms in seinem Übergang von der republikanischen zur monarchischen Verfassung, Bd. 3, S. 129 ff. (Königsb. 1837);
Mommsen, Römische [* 71] Geschichte, Bd. 3; Napoleon III., Histoire de Jules César (Par. 1865-1866, 2 Bde.; deutsch, Wien 1866);
Delorme, Cäsar und seine Zeitgenossen (deutsch, Leipz. 1873);
Rüstow, Heerwesen und Kriegführung Cäsars (2. Aufl., Gotha [* 72] 1862);
Matscheg, Cesare ed il suo tempo (2. Aufl., Florenz 1874);
v. Göler, Cäsars gallischer Krieg und Teile seines Bürgerkriegs (2. Aufl., Freiburg [* 73] 1881, 2 Bde.);
ad Rubiconem, lat. Sprichwort: »Cäsar am Rubico«, d. h. vor einer wichtigen Entscheidung, s. v. w. Herkules am Scheideweg, im Gegensatz zu Caesar ad Rubiconem citra Rubiconem (»Cäsar diesseit des Rubico«),
womit man andeuten will, daß jemand einen entscheidenden Schritt gethan habe (vgl. Cäsar).
s. Enten. ^[= (Anatidae, hierzu Tafel "Enten"), Familie aus der Ordnung der Schwimmvögel, Vögel ...] [* 74]
(Kaisareia), Name mehrerer wichtiger Städte des Altertums:
1) Hauptstadt von Kappadokien, früher Mazaka genannt, am Nordfuß des Argäos in der Landschaft Kilikia, von Wüsten und Sümpfen umgeben. Tigranes führte ihre Einwohner nach dem neugegründeten Tigranokerta über, worauf Ariobarzanes Eusebes sie als Eusebeia neu erbaute. Als Tiberius Kappadokien zur römischen Provinz machte, nannte er die Stadt Cäsarea. Sie war eine der Hauptmünzstätten des römischen Reichs in Asien. Als unter Kaiser Valens die Provinz Kappadokien geteilt wurde, blieb Cäsarea Metropolis von Cappadocia prima. Justinian befestigte die Stadt mit neuen Mauern. Ruinen beim heutigen Kaisarieh (s. d.).
2) Cäsarea Palaestinae (früher Stratons Turm), [* 75] Stadt in Palästina, [* 76] am Meer, zwischen Joppe und dem Karmelgebirge, wurde vom König Herodes 13 v. Chr. vergrößert und dem Augustus zu Ehren Cäsarea genannt. Herodes umgab sie mit einer Mauer, schmückte sie mit Palästen und einem Tempel des Augustus und legte einen ausgezeichneten Hafen an. So wurde Cäsarea eine der größten Städte Judäas und Sitz der römischen Statthalter. Vespasian, hier zum Kaiser ausgerufen, erhob die Stadt zu einer römischen Kolonie, doch ohne jus italicum; Titus verlieh ihr Grundsteuerfreiheit. Von den Kreuzfahrern 1101 unter Balduin im Sturm genommen, wobei der Gral (s. d.) erbeutet wurde, von Saladin erobert, von Ludwig IX. wieder genommen und befestigt, wurde sie 1265 von Sultan Bibars gänzlich zerstört. Jetzt Kaisarieh, in Ruinen. - 3) Cäsarea Paneas, Stadt in Palästina, am südlichen Fuß des Hermon, von Augustus dem ¶
Herodes übergeben, vom Tetrarchen Philippus erweitert, daher auch Cäsarea Philippi genannt, war Zeuge mehrerer Begebenheiten im Leben Jesu und von Kampfspielen, in denen Titus Juden mit wilden Tieren kämpfen ließ. In der Nähe in einer (früher dem Pan [* 78] geweihten) Höhle eine der Quellen des Jordans. Gegenwärtig steht an der Stelle von Cäsarea das Dorf Banias mit Trümmern, besonders großen Ruinen einer starken Felsenburg. - 4) Cäsarea Mauretaniae, das heutige Scherschel am Mittelmeer in Algerien, [* 79] welches noch zahlreiche Ruinen des alten Cäsarea enthält, ursprünglich phönikisch-karthagische Kolonie, Namens Jol.
Beim Sinken der Macht Karthagos von den Numidiern eingenommen, ward es die Hauptstadt eines eingebornen Königs, Boccchus, blieb dann aber unbedeutend bis zur Zeit Jubas II., der, von Augustus zum König von Mauretanien eingesetzt, den Ort unter dem Namen Cäsarea zu seiner Hauptstadt erhob. Nach Jubas Tod 42 n. Chr. wurde Cäsarea mit ganz Mauretanien dem römischen Reich einverleibt. Es war damals mit großartigen Prachtbauten versehen und hatte einen Durchmesser von einer Meile. Von seiner Bedeutung in der christlichen Zeit zeugen noch die Ruinen einer Basilika, [* 80] in der einst der heil. Augustinus mit dem Donatisten Emeritus disputierte.
s. Cäsarismus. ^[= (lat.), dasjenige politische System, welches eine der cäsarischen Gewalt der antiken ...]
(lat., Cäsareopapat), das Eingreifen der weltlichen Macht in geistliche Rechte, namentlich der Kaiser und Könige in die vielumfassenden Rechtsansprüche der Hierarchie;
dann die Vereinigung der höchsten weltlichen mit der höchsten geistlichen Macht, wie sie in der protestantischen Kirche durchgeführt ist.
Auch in der griechisch-russischen Kirche ist der Zar zugleich geistliches und weltliches Oberhaupt.
Badeort in der span. Provinz Malaga, [* 81] im Thal [* 82] des Flusses Genal, mit kalten Mineralquellen und (1878) 5418 Einw.
(russ.), der russische Thronfolger;
Cäsaréwa, die Kaiserin;
Cäsarewna, eine kaiserliche Prinzessin.
Sohn der Kleopatra von Julius Cäsar, geb. 47 v. Chr., bald nachdem Cäsar Ägypten verlassen hatte. Cäsar selbst soll der Kleopatra (46) gestattet haben, ihn nach seinem Namen zu nennen; sein eigentlicher Name war Ptolemäos. M. Antonius fand es später seiner Politik angemessen, im Senat zu bezeugen, daß Cäsarion von Cäsar anerkannt sei. Im J. 34 v. Chr. ernannte ihn Antonius zum Mitregenten der Kleopatra und erklärte ihn noch in seinem Testament für den leiblichen Sohn Cäsars. Nach Ausbruch des Kriegs zwischen Octavianus und Antonius entfernte ihn Kleopatra zu seiner Sicherung aus Ägypten; aber sein bestochener Erzieher Rhodon überredete ihn zur Rückkehr, indem er ihm vorspiegelte, daß er von Octavianus zum König bestimmt sei. In Alexandria wurde er aber nach dem Tode der Kleopatra auf Befehl des Octavianus hingerichtet.
(lat., Cäsarentum), dasjenige politische System, welches eine der cäsarischen Gewalt der antiken Römerzeit ähnliche Machthaberschaft an die Stelle der modernen konstitutionellen Monarchie zu setzen sucht. Das neueste Beispiel des Cäsarismus war das zweite französische Kaiserreich Napoleons III. Ein Nebenbegriff in der cäsaristischen Regierungsweise ist die Rücksicht auf ein gewisses Maß von Volksgunst und eine gewisse Anlehnung an den vierten Stand, dessen Interessen behufs Aufwiegung der Macht der parlamentarisch gesinnten Bourgeoisie gefördert werden. Parlamentarische Formen und Körperschaften bleiben bei diesem System etwa ebenso bestehen wie die alten Ämter unter Cäsar und Augustus, die aber der jedesmalige Cäsar thatsächlich in sich vereinigte.
Zwischen der Monarchie mit vollständigster Zentralisation und prinzipiellem Absolutismus, einer Monarchie, die leicht in Cäsarismus oder monarchischen Despotismus ausartet, und derjenigen Republik, welche als vollendetste Dezentralisation mit Selfgovernment ein jene Gefahr teilendes Extrem wäre, liegen eine Menge Zwischenbildungen, in denen die politische Freiheit unter monarchischer Form oder umgekehrt die Einheit unter republikanischer Form zur formalen Darstellung gebracht werden soll.
Zwischen dem römischen Cäsar, welcher die gesamte Volksgewalt der Republik als Imperator in seiner Person ausschließlich vereinigte, und dem französischen Kaiser waren nur die Unterschiede, daß der letztere der Nation verantwortlich und zugleich erblich, der erstere keins von beiden war. Da indes in beiden Fällen das Volk verfassungsmäßig souverän war (in Frankreich folgte dies aus der gesetzlichen Verantwortlichkeit des Kaisers), so könnte man das römische Imperatorentum als lebenslängliche, das französische Kaisertum als erbliche Präsidentschaft bezeichnen. Der Cäsarismus stützt sich wesentlich auf Soldatenmacht (Militarismus) und kann sich zum Cäsareopapismus (s. d.) erheben, wenn er die absoluteste weltliche und geistliche Gewalt in einer Person vereinigt.
1) Cäsarius von Arles, Bischof daselbst (502-543), ist von Bedeutung durch Gründung von Mönchs- und Nonnenklöstern und Aufstellung detaillierter Vorschriften für dieselben sowie auf dem Gebiet der Dogmengeschichte durch seine erfolgreiche Parteinahme für den Augustinismus (Synode zu Orange 529).
2) Cäsarius von Nazianz, Bruder des Gregor von Nazianz, ausgezeichnet als Naturforscher, Mathematiker, Arzt und Apologet des Christentums am Hof [* 83] des Constantius und Julian; starb 368. Ihm wird eine Sammlung von »Quaestiones theologicae et philosophicae« zugeschrieben.
3) Cäsarius von Heisterbach (bei Königswinter), Mönch und Prior des dortigen Cistercienserklosters, geistlicher Schriftsteller und Geschichtschreiber, geboren um 1170 zu Köln, [* 84] seit 1199 Mönch, starb um 1240. Er schrieb Homilien, Auslegungen biblischer Bücher, auch Sermone über kirchliche Rituale und Heiligenfeste. Als Geschichtschreiber hinterließ er einen Katalog der Erzbischöfe von Köln, eine Biographie des 1225 ermordeten Erzbischofs Engelbert von Köln, das Leben der heil. Elisabeth und einen »Dialogus magnus visionum et miraculorum« (hrsg. von Strange, Köln 1851),
eine große geistliche Anekdotensammlung, welche für Kultur- und Sittengeschichte jener Zeit sehr belehrend ist.
Vgl. A. Kaufmann, Cäsarius von Heisterbach (2. Aufl., Köln 1862).
non supra grammaticos (lat.), »der Kaiser (steht) nicht über den Grammatikern«, sprichwörtliche Redensart, welche daher rühren soll, daß ein deutscher Kaiser (nach einigen Siegmund) das Wort Schisma als Femininum gebraucht und befohlen habe, es als solches fernerhin anzusehen.
Bartolommeo de las, s. Las Casas. ^[= Fray Bartolomé de, span. Geistlicher, geb. 1474 zu Sevilla, widmete sich in Salamanca juristischen ...]
grandes, altindian.
Stadt im mexikanischen Staat Chihuahua, 200 km südwestlich von El Paso, 1240 m ü. M., der Tradition nach von den Azteken auf ihrem Zug nach Anahuac gebaut.
Gabrio, Graf, ital. Staatsmann, geb. zu Mailand, Bruder der heldenmütigen Teresa Gonfalonieri, der Frau des Märtyrers vom Spielberg, studierte in Pavia die Rechte. An den ¶
revolutionären Bewegungen von 1821 nahm er selbst keinen direkten Anteil, ging aber 1824 nach Wien, um für seinen Schwager um Gnade zu bitten. 1837 zum Podesta von Mailand ernannt, bekleidete er diesen schwierigen Posten bis 1848, für die italienische Nationalität mehrfache Zugeständnisse erwirkend. An dem Aufstand vom März 1848 beteiligte er sich, wurde 20. März zum Präsidenten der provisorischen Regierung ernannt und wirkte in dieser Eigenschaft für die Vereinigung mit Piemont. Vom 27. Juli bis war er Präsident des Fusionsministeriums in Turin. Nach der Katastrophe von Novara blieb er in Piemont, wurde zum Senator ernannt, bekleidete 1859 die Stelle eines Unterrichtsministers, später vier Jahre lang das Präsidium des Senats und verlebte den Rest seines Lebens, von Geschäften zurückgezogen, in seiner Vaterstadt Mailand, wo er starb.
(spr. -soboug), Isaac, einer der bedeutendsten Philologen, geb. zu Genf, [* 86] wurde von seinem Vater, einem reformierten Prediger und französischen Refugié, unterrichtet, studierte 1578 in Genf, ward 1583 Lehrer des Griechischen daselbst, verheiratete sich 1585 mit einer Tochter von H. Stephanus, nahm 1596 eine Professur zu Montpellier an, ging 1599 auf Einladung des Königs Heinrich IV. nach Paris, um eine Professur an der dortigen Universität anzutreten, wurde, als ihm diese aus Religionshaß vorenthalten wurde, 1603 Bibliothekar des Königs, nahm, der Anfechtungen als Reformierte müde, 1608 eine Einladung Jakobs I. nach England an und setzte dort in sorgenfreier Lage seine litterarische Wirksamkeit bis an seinen Tod, fort.
Von seinen zahlreichen Schriften nennen wir seine »Animadversionum in Athenaei Deipnosophistas libri XV« (Lyon [* 87] 1600, 1621, 1664; zuletzt von Schäfer, Leipz. 1796-1843, 3 Bde.),
seinen Kommentar zu den »Scriptores historiae Augustae« (Par. 1603 u. 1620),
die gründliche Untersuchung »De satyrica Graecorum poesi et Romanorum satira libri II« (das. 1605; zuletzt von Rambach, Halle 1774),
die Schrift »De libertate ecclesiastica« (unvollendet, Genf 1607) und die »Exercitationis de rebus sacris et ecclesiasticis contra Baronium«, die ihrer Zeit großes Aufsehen erregten, sowie seine ausgezeichneten Ausgaben des Diogenes Laertios, Aristoteles, Theophrast, Sueton, Persius, Polybios, Theokrit, Strabon, Dionysios von Halikarnaß und Athenäos. Seine zahlreichen Briefe, von Gronov gesammelt (Haag [* 88] 1638 u. öfter), gab am besten Janson ab Almeloveen (Rotterd. 1709, mit Biographie) heraus.
Vgl. Russel, Ephemerides I. Casaubonii (Oxf. 1850, 2 Bde.);
Nisard, Le [* 89] triumvirat littéraire au XVI. siècle (Par. 1852);
Jacobi, Aus dem Leben des I. Casaubon (Berl. 1854);
Vial, Casaubon (Programm, Hersfeld [* 90] 1866);
Pattison, Isaac Casaubon (Lond. 1875).
Range (spr. kaskehd rehndsch), s. Kaskadengebirge. ^[= nördliche Fortsetzung der Sierra Nevada Kaliforniens, erstreckt sich von der ...]
(spr. kaskaisch), Hafenort in der portug. Provinz Estremadura, westlich von Lissabon, [* 91] mit Seebad, Mineralquelle und 1593 Einw.;
Sommeraufenthalt der königlichen Familie.
(spr. -kalljo), das Diamanten führende Diluvialschuttland in Brasilien. [* 92]
s. Klapperschlange. ^[= (Crotalus L.), Gattung aus der Unterordnung der Vipern und der Familie der Grubenottern (Crotalidae ...]
(spr. kaschina), Ort in der ital. Provinz Pisa, am Arno und an der Eisenbahn von Florenz nach Pisa, mit Mauern und Türmen und (1881) 2031 Einw.;
denkwürdig durch die Niederlage, welche die Söldner Pisas durch die Florentiner [* 93] unter Galeotto Malatesta erlitten.
der Stadtpark von Florenz (s. d.). ^[= (ital. Firenze, lat. Florentia), ital. Provinz in der Landschaft Toscana, wird im N. von den ...]
(span.), der Schiffsrumpf. Im Seeversicherungswesen bedeutet Casco das Seeschiff mit Einschluß derjenigen Inventarienstücke, welche zu jeder Reise nötig sind.
Unter Versicherung auf Casco versteht man die Versicherung des Schiffs mit Einschluß allen Zubebörs, wie Segel, Anker, [* 94] Tauwerk etc.
s. Farbige. ^[= im Gegensatz zu den "Weißen" alle Menschen, welche ihrer schwarzen, gelben, braunen ...]
Giovanni, Abbate, Physiker, geb. zu Siena, bildete sich in Florenz, trat 1863 in den geistlichen Stand, wurde 1849 wegen seiner politischen Thätigkeit aus Parma ausgewiesen, ging wieder nach Florenz und widmete sich nun ganz der Wissenschaft, besonders der Lehre [* 95] von der Elektrizität [* 96] und dem Magnetismus. [* 97] 1854 begründete er das Journal »La Ricreazione« zur Verbreitung physikalischer Kenntnisse im Volk, und um diese Zeit konstruierte er auch den nach ihm benannten Pantelegraphen, welcher, 1857 durch Froment in Paris zur Ausführung gebracht und wesentlich vervollkommt, 1865 zwischen Paris und Lyon und Paris und Havre [* 98] sowie auch in Rußland in Thätigkeit gesetzt wurde. Später beschäftigte sich Caselli mit der Konstruktion eines elektrischen Motors und führte denselben 1865 auf Kosten des Kaisers Napoleon III. aus.
Name des obern Arnothals in Italien, das sich zwischen dem toscanischen Apennin und dem Pratomagno 36 km weit gegen SO. hinzieht, einer mit ihrem Wälderschmuck, ihrem Wasserreichtum und den malerischen alten Städtchen, welche die Höhen krönen, reizenden, schon von Dante gefeierten Landschaft.
s. Kasein. ^[= (Käsestoff), ein Eiweißkörper, welcher sich besonders in der Milch der Säugetiere findet. ...]
Stadt der Argentinischen Republik, Provinz Corrientes, am Uruguay, [* 99] mit Eisenbahnstation, Zollamt und (1882) 2000 Einw.
Provinz in der ital. Landschaft Kampanien, bis 1871 Terra di Lavoro genannt, grenzt im N. an die Provinz Aquila, im NW. an Rom, im W. an das Tyrrhenische Meer, im S. an die Provinz Neapel, im O. an die Provinzen Avellino und Benevent, im NO. an Campobasso und hat einen Flächenraum von 5992 qkm (nach Strelbitskys Berechnung 5412 qkm = 98,3 QM.) mit (1881) 714,131 Einw. Der Boden ist durch die Apenninen gebirgig (die Provinz enthält in ihrem nördlichen Teil den Monte Meta, 2208 m, und die Gebirgsmasse des Matese, 2047 m), aber sehr gut bewässert (durch den Garigliano, Volturno etc.), überaus fruchtbar und wohlkultiviert, daher man die Provinz nebst jener von Neapel insbesondere das Glückliche Kampanien nennt.
Die Bevölkerung [* 100] betreibt Landwirtschaft (Hauptprodukte: vorzügliches Getreide, [* 101] Futterkräuter und Hülsenfrüchte in Menge, außerdem Wein, Oliven, Maulbeeren, Hanf, Baumwolle, [* 102] Bataten, Südfrüchte etc.), Fischerei [* 103] und mannigfache Gewerbe; die Berge liefern treffliches Bauholz, insbesondere für den Schiffbau, schönen Marmor (bei Mondragona und Petraroja) und Travertin. Die Provinz zerfällt in die fünf Kreise: [* 104] Casérta, Gaeta, Nola, Piedimonte d'Alife, Sora. - Die Hauptstadt Casérta liegt 22 km nördlich von Neapel, in der von den Monti Tifati begrenzten Ebene, an der Eisenbahn nach Rom und ist besonders berühmt durch ihr Schloß, eins der prächtigsten und größten in Europa, [* 105] dessen Bau 1752 von König Karl III. unter Leitung des Architekten Vanvitelli begonnen wurde. Es hat die Form eines länglichen Vierecks von 242 m Länge, 187 m Breite [* 106] und (bei 5 Stockwerken) 38 m Höhe. In der Mitte des Gebäudes erhebt sich eine Kuppel und zu beiden Seiten Pavillons. Das große Thor des Haupteingangs führt in einen Portikus von ¶